Heavy-Metal-Kreuzfahrt: Headbangen am Karibikstrand
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Heavy-Metal-Kreuzfahrt: Headbangen am Karibikstrand
2000 Fans, 40 Bands und eine Kreuzfahrt wie keine andere: Auf der fünftägigen Schiffsreise "70.000 Tons of Metal" sind Lärmpegel und Bierverbrauch enorm. Bei der Crew sind die Gäste trotzdem populär - weil sie so unkompliziert sind und sich nicht beschweren.
Der Smoking-Verleih hat kaum Zulauf, ebenso der Blumenservice. Auch der Andrang im Schönheits- und Wellness-Center hält sich in Grenzen. Dafür hat die "Majesty of the Seas" vier- bis fünfmal so viel Alkohol geladen wie sonst. Schon vormittags sind die meisten Bars an Bord gut besucht.
Die Kundschaft setzt eben andere Prioritäten als herkömmliche Kreuzfahrtpassagiere. "Wir brauchen hier 30 Prozent mehr Barpersonal, sonst würden wir das gar nicht schaffen", sagt Hoteldirektor Dean Bailey, der mit seiner blitzweißen Uniform zwischen all den schwarz gekleideten Gästen sofort auffällt. "Ich bin schon seit 20 Jahren dabei, aber so etwas habe ich bisher noch nicht gesehen", sagt er. "Es gefällt mir. Ich schaue mir sicher auch mal eine Band an."
Die Bands an diesen vier Tagen heißen Rage, Nightmare, Helloween, In Flames oder Die Apokalyptischen Reiter. Ihr Sound hat wenig mit dem zu tun, was sonst auf Schiffen geboten wird: "70.000 Tons of Metal" lautet das Motto, zu hören sind Spielarten wie Progressive Metal, Symphonic Metal, Folk Metal und Speed Metal. 41 Bands insgesamt, ein riesiges Festival auf See mit drei Bühnen und 2037 Besuchern.
"Hier sind die Asis mit Niveau"
Eine davon ist Annett aus Gelsenkirchen, die mit schwarzer Lederjacke und Nietengürtel neben einem weißen Flügel steht. Sie genießt den allgegenwärtigen Luxus: "Sonst rennst du auf Festivals durch den Schlamm, musst kalte Pommes essen, warmes Bier trinken und im Auto schlafen. Das vermisse ich hier überhaupt nicht." Auch für Pidda aus Bochum ist die Reise ein ungewöhnliches Erlebnis. "Hier sind die Asis mit Niveau", witzelt die 36-Jährige mit schulterlangen schwarzen Haaren und silbernem Armreif. "Ich muss keine Angst haben, dass einer mein Zelt anzündet. Und dreckige Dixi-Klos gibt es hier auch nicht."
Auch wenn viele den für Festivals unüblichen Komfort genießen: Im Atrium mit seinen gläsernen Aufzügen, golden schimmernden Geländern und flauschig gemusterten Teppichen wirken die umherlaufenden Metal-Fans ein wenig wie Fremdkörper.
Die Idee zu dem Musik-Event auf See hatte Andy Piller. Er steht auf dem Pooldeck, "The Skipper" steht auf seinem T-Shirt. Piller ist verantwortlich dafür, dass sich die "Majesty Of The Seas" von einem Familien- und Rentnerschiff für vier Tage zum Metal-Kreuzer verwandelt hat.
Entstanden aus einer Bierlaune
"Ich hatte offensichtlich schon zwei bis drei Bier zu viel im Kopf, als ich vor sechs Jahren abends mit Freunden auf dem Balkon meines Appartements in Vancouver saß", erzählt der gebürtige Schweizer mit einem Grinsen. "Von dort aus kann ich den Hafen und die nach Alaska auslaufenden Kreuzfahrtschiffe sehen. Ich dachte mir: 'Hey! Warum chartern wir uns nicht so ein Schiff und veranstalten ein Heavy-Metal-Fest darauf?'"
Seine Idee fand großen Anklang, die Reise ab Miami ist ausgebucht. Aus 54 verschiedenen Ländern stammen die Gäste, die meisten aus Deutschland, den USA und Kanada, doch auch Russen, Südkoreaner, Inder und Kolumbianer sind vertreten.
Tagsüber ist das Pooldeck der Ort, an dem sich alle treffen. Schon ab 10 Uhr spielen auf der Open-Air-Bühne die ersten Bands. Ganz Hartgesottene trinken bereits Bier und Cocktails im dauerbesetzten Whirlpool, andere bräunen ihre tätowierte Haut, üben für den Bauchplatscher-Wettbewerb oder bekämpfen ihr Schlafdefizit mit einem Nickerchen auf den Sonnenliegen. "Man schläft nicht nachts, sondern dann, wenn gerade eine Band spielt, die man nicht sehen möchte", erklärt Pidda.
Auf allen Passagierdecks herrscht abends feucht-fröhliches Gewusel. Wo sonst Pianoklänge ertönen, elegante Abendgarderobe getragen und bei einem Wein gepflegte Konversation betrieben wird, schallen nun lautstark Metal-Gitarrenriffs durch die Gänge, werden Kutten mit Cannibal-Corpse-Aufnähern zur Schau getragen und Verabredungen für die Konzertnacht getroffen.
Einen abgegrenzten Künstlerbereich, wie sonst üblich auf Festivals, gibt es hier nicht. Die Musiker mischen sich ganz selbstverständlich unter die Fans. So wie Volkmar, der Bassist der Band Die Apokalyptischen Reiter. "Dieses Festival ist wirklich anders als die Veranstaltungen, auf denen wir sonst so spielen", sagt er. "Der Komfort ist der Wahnsinn. Der Zimmerservice hat sogar einen Hasen aus meinem Handtuch geknetet."
Biker-Boots wären unpraktisch
Am dritten Reisetag ankert das Schiff vor Grand Turk, der größten der Turks- und Caicos-Inseln. Eine Heerschar von Langhaarigen in Badeshorts und Bikinis strömt auf die Insel, und es dauert nicht lange, bis aus den Lautsprechern der Strandbars nicht mehr Calypso-Klänge, sondern sägende E-Gitarren dröhnen.
Die deutsche Hardrock-Röhre Doro Pesch hat sich ein ruhiges Eckchen am Stand gesucht: "Normalerweise sind wir ja auf Tournee, wenn es kalt ist, aber diesmal habe ich mir erst mal ein paar Bikinis und ein paar Schlappen gekauft. Meine Biker-Boots wären hier einfach nicht so hilfreich."
Nach dem Landgang geht es zurück Richtung Miami. Auf einer abschließenden Pressekonferenz spricht Kapitän Arne Kjonso, ein kleiner norwegischer Seebär mit Unterarmtätowierung. "Normalerweise mache ich langweilige Fahrten", lautet sein Fazit. "Ich mag die Metal-Leute viel lieber, weil sie sich nicht beschweren und ganz unkompliziert sind." Was die Musik angeht, hat ihn die Reise jedoch nicht überzeugt. "Ich selbst bin viel zu alt für Metal. Ich höre lieber Country", sagt der Kapitän.
Quelle
Der Smoking-Verleih hat kaum Zulauf, ebenso der Blumenservice. Auch der Andrang im Schönheits- und Wellness-Center hält sich in Grenzen. Dafür hat die "Majesty of the Seas" vier- bis fünfmal so viel Alkohol geladen wie sonst. Schon vormittags sind die meisten Bars an Bord gut besucht.
Die Kundschaft setzt eben andere Prioritäten als herkömmliche Kreuzfahrtpassagiere. "Wir brauchen hier 30 Prozent mehr Barpersonal, sonst würden wir das gar nicht schaffen", sagt Hoteldirektor Dean Bailey, der mit seiner blitzweißen Uniform zwischen all den schwarz gekleideten Gästen sofort auffällt. "Ich bin schon seit 20 Jahren dabei, aber so etwas habe ich bisher noch nicht gesehen", sagt er. "Es gefällt mir. Ich schaue mir sicher auch mal eine Band an."
Die Bands an diesen vier Tagen heißen Rage, Nightmare, Helloween, In Flames oder Die Apokalyptischen Reiter. Ihr Sound hat wenig mit dem zu tun, was sonst auf Schiffen geboten wird: "70.000 Tons of Metal" lautet das Motto, zu hören sind Spielarten wie Progressive Metal, Symphonic Metal, Folk Metal und Speed Metal. 41 Bands insgesamt, ein riesiges Festival auf See mit drei Bühnen und 2037 Besuchern.
"Hier sind die Asis mit Niveau"
Eine davon ist Annett aus Gelsenkirchen, die mit schwarzer Lederjacke und Nietengürtel neben einem weißen Flügel steht. Sie genießt den allgegenwärtigen Luxus: "Sonst rennst du auf Festivals durch den Schlamm, musst kalte Pommes essen, warmes Bier trinken und im Auto schlafen. Das vermisse ich hier überhaupt nicht." Auch für Pidda aus Bochum ist die Reise ein ungewöhnliches Erlebnis. "Hier sind die Asis mit Niveau", witzelt die 36-Jährige mit schulterlangen schwarzen Haaren und silbernem Armreif. "Ich muss keine Angst haben, dass einer mein Zelt anzündet. Und dreckige Dixi-Klos gibt es hier auch nicht."
Auch wenn viele den für Festivals unüblichen Komfort genießen: Im Atrium mit seinen gläsernen Aufzügen, golden schimmernden Geländern und flauschig gemusterten Teppichen wirken die umherlaufenden Metal-Fans ein wenig wie Fremdkörper.
Die Idee zu dem Musik-Event auf See hatte Andy Piller. Er steht auf dem Pooldeck, "The Skipper" steht auf seinem T-Shirt. Piller ist verantwortlich dafür, dass sich die "Majesty Of The Seas" von einem Familien- und Rentnerschiff für vier Tage zum Metal-Kreuzer verwandelt hat.
Entstanden aus einer Bierlaune
"Ich hatte offensichtlich schon zwei bis drei Bier zu viel im Kopf, als ich vor sechs Jahren abends mit Freunden auf dem Balkon meines Appartements in Vancouver saß", erzählt der gebürtige Schweizer mit einem Grinsen. "Von dort aus kann ich den Hafen und die nach Alaska auslaufenden Kreuzfahrtschiffe sehen. Ich dachte mir: 'Hey! Warum chartern wir uns nicht so ein Schiff und veranstalten ein Heavy-Metal-Fest darauf?'"
Seine Idee fand großen Anklang, die Reise ab Miami ist ausgebucht. Aus 54 verschiedenen Ländern stammen die Gäste, die meisten aus Deutschland, den USA und Kanada, doch auch Russen, Südkoreaner, Inder und Kolumbianer sind vertreten.
Tagsüber ist das Pooldeck der Ort, an dem sich alle treffen. Schon ab 10 Uhr spielen auf der Open-Air-Bühne die ersten Bands. Ganz Hartgesottene trinken bereits Bier und Cocktails im dauerbesetzten Whirlpool, andere bräunen ihre tätowierte Haut, üben für den Bauchplatscher-Wettbewerb oder bekämpfen ihr Schlafdefizit mit einem Nickerchen auf den Sonnenliegen. "Man schläft nicht nachts, sondern dann, wenn gerade eine Band spielt, die man nicht sehen möchte", erklärt Pidda.
Auf allen Passagierdecks herrscht abends feucht-fröhliches Gewusel. Wo sonst Pianoklänge ertönen, elegante Abendgarderobe getragen und bei einem Wein gepflegte Konversation betrieben wird, schallen nun lautstark Metal-Gitarrenriffs durch die Gänge, werden Kutten mit Cannibal-Corpse-Aufnähern zur Schau getragen und Verabredungen für die Konzertnacht getroffen.
Einen abgegrenzten Künstlerbereich, wie sonst üblich auf Festivals, gibt es hier nicht. Die Musiker mischen sich ganz selbstverständlich unter die Fans. So wie Volkmar, der Bassist der Band Die Apokalyptischen Reiter. "Dieses Festival ist wirklich anders als die Veranstaltungen, auf denen wir sonst so spielen", sagt er. "Der Komfort ist der Wahnsinn. Der Zimmerservice hat sogar einen Hasen aus meinem Handtuch geknetet."
Biker-Boots wären unpraktisch
Am dritten Reisetag ankert das Schiff vor Grand Turk, der größten der Turks- und Caicos-Inseln. Eine Heerschar von Langhaarigen in Badeshorts und Bikinis strömt auf die Insel, und es dauert nicht lange, bis aus den Lautsprechern der Strandbars nicht mehr Calypso-Klänge, sondern sägende E-Gitarren dröhnen.
Die deutsche Hardrock-Röhre Doro Pesch hat sich ein ruhiges Eckchen am Stand gesucht: "Normalerweise sind wir ja auf Tournee, wenn es kalt ist, aber diesmal habe ich mir erst mal ein paar Bikinis und ein paar Schlappen gekauft. Meine Biker-Boots wären hier einfach nicht so hilfreich."
Nach dem Landgang geht es zurück Richtung Miami. Auf einer abschließenden Pressekonferenz spricht Kapitän Arne Kjonso, ein kleiner norwegischer Seebär mit Unterarmtätowierung. "Normalerweise mache ich langweilige Fahrten", lautet sein Fazit. "Ich mag die Metal-Leute viel lieber, weil sie sich nicht beschweren und ganz unkompliziert sind." Was die Musik angeht, hat ihn die Reise jedoch nicht überzeugt. "Ich selbst bin viel zu alt für Metal. Ich höre lieber Country", sagt der Kapitän.
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Heavy-Metal-Kreuzfahrt: Ballermann deluxe auf hoher See
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