Lola kann kein Deutsch mehr
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Lola kann kein Deutsch mehr
Da hat die Deutsche Filmakademie nun ihre GAU, die Größte Anzunehmende Unmöglichkeit: Mit acht Nominierungen ist "Cloud Atlas" der Favorit auf den Deutschen Filmpreis, der am 26. April verliehen wird – ein Film, in dem kein Wort Deutsch gesprochen wird, wo der erste deutsche Schauspieler an fünfzehnter Stelle in der Besetzungsliste auftaucht und der Bezug zu deutscher Kultur und Geschichte gleich null ist. Das Perverse daran ist: Die Akademie hat – wahrscheinlich – nicht einmal gegen die eigenen Regeln für die Lolas verstoßen.
Der sich über fünf Jahrhunderte erstreckende "Cloud Atlas" ist mit 100 Millionen Euro der teuerste je in Deutschland produzierte Film (was nicht mit einem "deutschen Film" zu verwechseln ist). Er wurde trotzdem als "Bester deutscher Film des Jahres" nominiert, zudem in den Kategorien Kamera, Schnitt, Szenenbild, Kostümbild, Musik, Ton und Maskenbild. Ebenfalls acht Nominierungen erhielt die Überraschung des Jahres, die melancholische Berliner-Loser-Beobachtung "Oh Boy".
Mit Abstand folgen "Hannah Arendt", Margarethe von Trottas bester Film seit Jahren (sechs Nominierungen), das Weltkriegsende-Drama "Lore" (vier) und Oskar Roehlers Nachkriegsfamilienpanorama "Quellen des Lebens" (drei). Eine Merkwürdigkeit ist, dass es in den vier Darstellerkategorien (je zweimal Haupt- und Nebenrollen) kein einziger Akteur aus "Cloud Atlas" nominiert wurde. Waren Tom Hanks, Halle Berry, Jim Broadbent, Hugh Grant, Hugo Weaving & Co. so schlecht, dass sie nicht einmal vorgeschlagen werden konnten?
Die Hauptfrage jedoch ist, ob "Cloud Atlas" überhaupt in die Auswahl hätte genommen werden dürfen. In der Anlage 1 zu den Richtlinien der Akademie zum Filmpreis sind drei Kriterien aufgeführt, die ein "deutscher Film" erfüllen muss:
1. Die Originalsprache ist deutsch oder der/die Regisseur/in ist Deutsche(r) oder dem deutschen Kulturkreis zuzurechnen.
2. Der/die persönliche Produzent/in oder ein(e) persönliche/r Produzent/in des Filmes ist Deutsche/r oder dem deutschen Kulturkreis zuzurechnen.
3. Die finanzielle Beteiligung der deutschen Hersteller ist mindestens so groß wie die finanzielle Beteiligung eines ausländischen Herstellers oder die gemeinsame Beteiligung mehrerer ausländischer Hersteller mit Sitz im selben Land.
Es hat den Anschein, als seien diese drei Kriterien erfüllt, wobei das erste das wackeligste ist, denn die Originalsprache ist Englisch und von den drei Regisseuren (Tom Tykwer, Andy und Lana Wachowski) nur einer dem deutschen Kulturkreis zuzurechnen. Doch selbst wenn man hier ein Auge zudrückt, zeigt "Cloud Atlas", dass die Richtlinien der Akademie sowohl der Realität des Filmgeschäfts nicht mehr angemessen sind als auch ihren Auftrag verraten: einen deutschen Kulturpreis zu vergeben. Sie gehören dringend geändert. Die wichtigste Veränderung würde nur aus einem Wort bestehen: In Kriterium 1 müsste "oder" durch "und" ersetzt werden.
Quelle
Häääääääääääää, ich versteh nur noch
Der sich über fünf Jahrhunderte erstreckende "Cloud Atlas" ist mit 100 Millionen Euro der teuerste je in Deutschland produzierte Film (was nicht mit einem "deutschen Film" zu verwechseln ist). Er wurde trotzdem als "Bester deutscher Film des Jahres" nominiert, zudem in den Kategorien Kamera, Schnitt, Szenenbild, Kostümbild, Musik, Ton und Maskenbild. Ebenfalls acht Nominierungen erhielt die Überraschung des Jahres, die melancholische Berliner-Loser-Beobachtung "Oh Boy".
Mit Abstand folgen "Hannah Arendt", Margarethe von Trottas bester Film seit Jahren (sechs Nominierungen), das Weltkriegsende-Drama "Lore" (vier) und Oskar Roehlers Nachkriegsfamilienpanorama "Quellen des Lebens" (drei). Eine Merkwürdigkeit ist, dass es in den vier Darstellerkategorien (je zweimal Haupt- und Nebenrollen) kein einziger Akteur aus "Cloud Atlas" nominiert wurde. Waren Tom Hanks, Halle Berry, Jim Broadbent, Hugh Grant, Hugo Weaving & Co. so schlecht, dass sie nicht einmal vorgeschlagen werden konnten?
Die Hauptfrage jedoch ist, ob "Cloud Atlas" überhaupt in die Auswahl hätte genommen werden dürfen. In der Anlage 1 zu den Richtlinien der Akademie zum Filmpreis sind drei Kriterien aufgeführt, die ein "deutscher Film" erfüllen muss:
1. Die Originalsprache ist deutsch oder der/die Regisseur/in ist Deutsche(r) oder dem deutschen Kulturkreis zuzurechnen.
2. Der/die persönliche Produzent/in oder ein(e) persönliche/r Produzent/in des Filmes ist Deutsche/r oder dem deutschen Kulturkreis zuzurechnen.
3. Die finanzielle Beteiligung der deutschen Hersteller ist mindestens so groß wie die finanzielle Beteiligung eines ausländischen Herstellers oder die gemeinsame Beteiligung mehrerer ausländischer Hersteller mit Sitz im selben Land.
Es hat den Anschein, als seien diese drei Kriterien erfüllt, wobei das erste das wackeligste ist, denn die Originalsprache ist Englisch und von den drei Regisseuren (Tom Tykwer, Andy und Lana Wachowski) nur einer dem deutschen Kulturkreis zuzurechnen. Doch selbst wenn man hier ein Auge zudrückt, zeigt "Cloud Atlas", dass die Richtlinien der Akademie sowohl der Realität des Filmgeschäfts nicht mehr angemessen sind als auch ihren Auftrag verraten: einen deutschen Kulturpreis zu vergeben. Sie gehören dringend geändert. Die wichtigste Veränderung würde nur aus einem Wort bestehen: In Kriterium 1 müsste "oder" durch "und" ersetzt werden.
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