Außen hui, innen pfui?
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Außen hui, innen pfui?
Sanierung der Hochhäuser an der Kurt-Schumacher-Straße treibt Mieter zum Wahnsinn.
Braunschweig. An den Fassaden der Hochhäuser an der Kurt-Schumacher-Straße tut sich sichtlich etwas zum Besseren. Innen allerdings rumort es. Viele Mieter sind am Ende mit ihren Nerven.
Die Belastbarkeitsgrenze scheint für sie überschritten – nicht allein verursacht durch Lärm und Schmutz. „Das nimmt man alles in Kauf. Uns stört, wie mit uns Mietern umgegangen wird“, sagt eine Bewohnerin. Obwohl die Sanierung ihres Hauses offiziell abgeschlossen ist, muss sie sich wie andere Mieter auch mit Mängeln herumärgern.
Von der IWG, die das Gebäudeensemble an der Kurt-Schumacher-Straße nach Erwerb aus der Zwangsverwaltung übernommen hat, bekämen sie keine Antwort auf ihre Fragen. Der Schriftverkehr zwischen Mietern und Verwaltung habe inzwischen die Dimension von Aktenbergen erreicht.
Im Bad sind Fliesen gerissen, die Heizung geht nicht, Fenster sind gesprungen, Steckdosen hängen aus der Wand, auf den Balkonen steht das Wasser – aber die Wohnungssanierung in der Kurt-Schumacher-Straße 3 gilt als abgeschlossen. Luise Kanter (Name von der Redaktion geändert) ist verzweifelt.
Es scheint eine schier unendliche Leidensgeschichte, die die Mieterin des Hochhauses erzählt. Sie ist damit nicht allein. Eine Nachbarin und Freundin hat Ähnliches zu berichten. Sie hilft Luise Kanter, ihren schwerstbehinderten Mann zu duschen. „Dass es bei Bauarbeiten laut und schmutzig zugeht, ist ja normal. Das nimmt man eine Weile in Kauf. Uns stört, wie mit uns Mietern umgegangen wird“, sagt sie.
Die Kanters wohnen seit fünf Jahren in dem Haus. Seitdem hatten sie es mit verschiedenen Eigentümern und Hausverwaltungen zu tun – aktuell mit der IWG GmbH & Co KG, die als Tochterunternehmen der IN-WEST Immobilien GmbH deutschlandweit tätig ist. Zu Beginn des Jahres 2013 übernahm die IWG das Gebäudeensemble an der Kurt-Schumacher-Straße nach Erwerb aus der Zwangsverwaltung.
„Die Eigentümerin hat sich nach Prüfung des Zustandes der Objekte dazu entschieden, umfangreiche Modernisierungs-, Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten durchzuführen“, sagt Melanie Krüger von der IWG. Die Modernisierungsmaßnahmen, welche den Mietern fristgerecht und auch ordnungsgemäß angekündigt worden seien, bestünden aus einer energetischen Fassadensanierung, dem Einbau neuer isolierverglaster Fenster, einer energetischen Strangsanierung und einer Modernisierung der Bäder.
Das Ehepaar lebt in einer 80 Quadratmeter großen Wohnung, die rollstuhlgerecht eingerichtet wurde. Umziehen wäre ein reiner Akt der Verzweiflung. Am 1. August sollten die Sanierungsarbeiten beendet sein.
Eine vierwöchige Verzögerung folgte, und jetzt Mitte Oktober könne von Fertigstellung noch keine Rede sein. „Die Miete wurde aber bereits zum 1. August um 100 Euro erhöht“, ist Luise Kanter entrüstet.
Das Schlimmste sei der Krach, meint sie. In mehreren Etagen seien die Bauarbeiter in leerstehenden Wohnungen untergebracht worden. „Sie feiern, trampeln und grölen nach Feierabend. Wir haben keine Nacht mehr Ruhe und am Wochenende auch kaum“, berichtet die Mieterin. Jede Woche würde sie ein Lärmprotokoll schreiben. Von der IWG bekäme sie keine Antwort. „Ich war in deren Büro hier bei uns in der Passage, ich habe im Firmensitz in Halle angerufen und die Mängel nach der Sanierung aufgezählt. Aber die sagen einfach nichts, niemand will mit uns sprechen, und es kommt auch niemand, der sich das ansieht.“
So wie ihr würde es vielen Mietern ergehen. Einige seien schon ausgezogen, andere hätten sich einen Anwalt genommen. „Uns ist bewusst, dass die Modernisierungs-, Sanierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen eine große Belastung für unsere Mieter sind. Aber wir bitten um Verständnis und stehen nicht in der Verantwortung für die Tatsache, dass an dem gesamten Gebäudekomplex in den vergangenen 40 Jahren wenn überhaupt nur ’gestopft‘ wurde“, heißt es von der IWG.
Der Ausblick vom Balkon im elften Stock ist traumhaft. Aber Luise Kanter blutet das Herz, wenn sie an ihren schwer kranken Mann denkt. „Uns wurde der Wintergarten entfernt, jetzt haben wir einen ganz normalen Balkon. Den kann mein Mann aber so nicht nutzen. Die Gefahr, dass er herunterstürzt, ist zu groß.“
Die gegenüber den Mietern angekündigten Modernisierungsarbeiten in den Wohnungen seien fristgerecht wie angekündigt abgeschlossen worden, versichert Melanie Krüger und gibt zu bedenken, dass „kleinere Ausbesserungs- und Nacharbeiten“ bei diesen umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen von mehr als 100 Wohnungen nachzuvollziehen seien. Es handele sich um Handwerksarbeit, die täglich auf neue Unwägbarkeiten stoße. „Die uns mitgeteilten wirklich kleinen Mängel werden derzeit behoben“, versichert Melanie Krüger weiter.
In der Tat, der Balkon der Kanters wurde jetzt mit einem ein Zentimeter breiten Silikonrand abgedichtet. „Eine Firma will sich darum kümmern, dass wir wieder einen verglasten Balkon bekommen“, sieht Luise Kanter einen Lichtblick.
Quelle
Braunschweig. An den Fassaden der Hochhäuser an der Kurt-Schumacher-Straße tut sich sichtlich etwas zum Besseren. Innen allerdings rumort es. Viele Mieter sind am Ende mit ihren Nerven.
Die Belastbarkeitsgrenze scheint für sie überschritten – nicht allein verursacht durch Lärm und Schmutz. „Das nimmt man alles in Kauf. Uns stört, wie mit uns Mietern umgegangen wird“, sagt eine Bewohnerin. Obwohl die Sanierung ihres Hauses offiziell abgeschlossen ist, muss sie sich wie andere Mieter auch mit Mängeln herumärgern.
Von der IWG, die das Gebäudeensemble an der Kurt-Schumacher-Straße nach Erwerb aus der Zwangsverwaltung übernommen hat, bekämen sie keine Antwort auf ihre Fragen. Der Schriftverkehr zwischen Mietern und Verwaltung habe inzwischen die Dimension von Aktenbergen erreicht.
Im Bad sind Fliesen gerissen, die Heizung geht nicht, Fenster sind gesprungen, Steckdosen hängen aus der Wand, auf den Balkonen steht das Wasser – aber die Wohnungssanierung in der Kurt-Schumacher-Straße 3 gilt als abgeschlossen. Luise Kanter (Name von der Redaktion geändert) ist verzweifelt.
Es scheint eine schier unendliche Leidensgeschichte, die die Mieterin des Hochhauses erzählt. Sie ist damit nicht allein. Eine Nachbarin und Freundin hat Ähnliches zu berichten. Sie hilft Luise Kanter, ihren schwerstbehinderten Mann zu duschen. „Dass es bei Bauarbeiten laut und schmutzig zugeht, ist ja normal. Das nimmt man eine Weile in Kauf. Uns stört, wie mit uns Mietern umgegangen wird“, sagt sie.
Die Kanters wohnen seit fünf Jahren in dem Haus. Seitdem hatten sie es mit verschiedenen Eigentümern und Hausverwaltungen zu tun – aktuell mit der IWG GmbH & Co KG, die als Tochterunternehmen der IN-WEST Immobilien GmbH deutschlandweit tätig ist. Zu Beginn des Jahres 2013 übernahm die IWG das Gebäudeensemble an der Kurt-Schumacher-Straße nach Erwerb aus der Zwangsverwaltung.
„Die Eigentümerin hat sich nach Prüfung des Zustandes der Objekte dazu entschieden, umfangreiche Modernisierungs-, Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten durchzuführen“, sagt Melanie Krüger von der IWG. Die Modernisierungsmaßnahmen, welche den Mietern fristgerecht und auch ordnungsgemäß angekündigt worden seien, bestünden aus einer energetischen Fassadensanierung, dem Einbau neuer isolierverglaster Fenster, einer energetischen Strangsanierung und einer Modernisierung der Bäder.
Das Ehepaar lebt in einer 80 Quadratmeter großen Wohnung, die rollstuhlgerecht eingerichtet wurde. Umziehen wäre ein reiner Akt der Verzweiflung. Am 1. August sollten die Sanierungsarbeiten beendet sein.
Eine vierwöchige Verzögerung folgte, und jetzt Mitte Oktober könne von Fertigstellung noch keine Rede sein. „Die Miete wurde aber bereits zum 1. August um 100 Euro erhöht“, ist Luise Kanter entrüstet.
Das Schlimmste sei der Krach, meint sie. In mehreren Etagen seien die Bauarbeiter in leerstehenden Wohnungen untergebracht worden. „Sie feiern, trampeln und grölen nach Feierabend. Wir haben keine Nacht mehr Ruhe und am Wochenende auch kaum“, berichtet die Mieterin. Jede Woche würde sie ein Lärmprotokoll schreiben. Von der IWG bekäme sie keine Antwort. „Ich war in deren Büro hier bei uns in der Passage, ich habe im Firmensitz in Halle angerufen und die Mängel nach der Sanierung aufgezählt. Aber die sagen einfach nichts, niemand will mit uns sprechen, und es kommt auch niemand, der sich das ansieht.“
So wie ihr würde es vielen Mietern ergehen. Einige seien schon ausgezogen, andere hätten sich einen Anwalt genommen. „Uns ist bewusst, dass die Modernisierungs-, Sanierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen eine große Belastung für unsere Mieter sind. Aber wir bitten um Verständnis und stehen nicht in der Verantwortung für die Tatsache, dass an dem gesamten Gebäudekomplex in den vergangenen 40 Jahren wenn überhaupt nur ’gestopft‘ wurde“, heißt es von der IWG.
Der Ausblick vom Balkon im elften Stock ist traumhaft. Aber Luise Kanter blutet das Herz, wenn sie an ihren schwer kranken Mann denkt. „Uns wurde der Wintergarten entfernt, jetzt haben wir einen ganz normalen Balkon. Den kann mein Mann aber so nicht nutzen. Die Gefahr, dass er herunterstürzt, ist zu groß.“
Die gegenüber den Mietern angekündigten Modernisierungsarbeiten in den Wohnungen seien fristgerecht wie angekündigt abgeschlossen worden, versichert Melanie Krüger und gibt zu bedenken, dass „kleinere Ausbesserungs- und Nacharbeiten“ bei diesen umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen von mehr als 100 Wohnungen nachzuvollziehen seien. Es handele sich um Handwerksarbeit, die täglich auf neue Unwägbarkeiten stoße. „Die uns mitgeteilten wirklich kleinen Mängel werden derzeit behoben“, versichert Melanie Krüger weiter.
In der Tat, der Balkon der Kanters wurde jetzt mit einem ein Zentimeter breiten Silikonrand abgedichtet. „Eine Firma will sich darum kümmern, dass wir wieder einen verglasten Balkon bekommen“, sieht Luise Kanter einen Lichtblick.
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