Flachsrotte in Schapen
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Flachsrotte in Schapen
Hier noch mal ein schöner Beitrag aus vergangener Zeit.
Die Geschichte begann wischen 1830 und 1850, als eine “Kuhle” oder “Grube” als zentrale Flachsrotte für alle Bauern in Schapen angelegt wurde. Vor dieser Zeit hatte jeder Bauernhof seine eigene Flachsrotte. Das wurde um 1830, aus hygienischen und umweltschädlichen Gründen, verboten und es wurde eine zentrale Flachsrotte angelegt. Als Flachsrotte wurde eine mit Wasser gefüllte “Grube” bezeichnet, in der geerntete Flachshalme (Lein) für mehrere Tage bis Wochen fermentiert (“verrottet”) wurden, um auf diese Weise besser an die Leitbündel zu gelangen, die als Fasern zu Flachsgarn- bzw. zur Leinenherstellung genutzt wurden.
1933 "Wasserratten" in der Badeanstalt Schapen. Im Hintergrund der Bahnhof Schapen der ehemaligen Braunschweig-Schöninger-Eisenbahn (BSE)
Auf diese Weise löste sich die spinnbare Faser von dem holzigen Kern des Stängels. Anschließend wurden die Fasern getrocknet, gebrochen und ausgekämmt. (Werkzeuge, die zu dieser Bearbeitung benutzt wurden, kann man noch in dem kleinen Heimatmuseum auf “Lenge's Hof” in Schapen besichtigen.) Flachsrotten wurden bevorzugt an Gräben und Bächen angelegt, weil die Abbauprodukte anschließend einfach in den Graben entsorgt werden konnten. Das “Rösten” fand in stehenden Gewässern statt. Während des “Röstens” entstand ein starker Gestank, so dass Flachsrotten abseits der Siedlungen angelegt wurden. Zu jedem Dorf gehörte damals eine Flachsrotte. Flachsrotten waren
1933 "Badeanstalt Schapen" Schwimmen macht Spaß
Jahrhunderte lang Elemente der bäuerlichen Kulturlandschaft. Im Fall der Flachsrotte Schapen, handelte sich um eine rechteckige “Kuhle”, ca. 15 Meter lang und 7,50 Meter breit.
Nach dem sich der Anbau von Flachs nicht mehr lohnte, wurde die “Flachsrotte” zur “Badeanstalt” (vermutlich zwischen 1920 und 1930) umgebaut.
Meine Mutter war in den Jahren, als sie noch nicht verheiratet war (vor 1938), eine begeisterte “Wasserratte”. Das wurde auch schon in diesen Jahren auf Fotos festgehalten.
Meine Erinnerungen an die “Badeanstalt”, auch “Freibad” genannt, begannen etwa 1949/1950.
Zur Sicherung der “Kuhlenwände” (jetzt Badeanstalt) waren an zwei langen und einer schmalen Seite senkrecht Betonplatten eingelassen. Die Oberkanten dieser Betonplatten schlossen mit dem umgebenden Gelände bündig ab. Eine schmale Seite war offen. Der Beckenboden war einfacher Sandboden und fiel von der schmalen, offenen Seite schräg zu der geschlossenen Seite ab. An der tiefsten Stelle des Beckens befand sich ein Überlauf, damit konnte die Höhe des Wasserstandes reguliert werden. Es gab, nach meiner Erinnerung, keinen Wasserzulauf. Frischwasser lieferte nur der mehr oder weniger fallende Regen. An der offenen Seite, etwas abseits des “Beckens”, stand auch die sogenannte “Umkleidebude”. Die “Umkleidebude” war ein Gerüst aus Kanthölzern mit einem halbrunden Dach aus verrostetem Wellblech. Die Stirnseiten der “Bude” waren mit einfachen Brettern zugenagelt. Hier zogen sich Männlein und Weiblein, gleichzeitig, ihre Badebekleidung an. Da dem “Becken” kein Frischwasser zugeführt werden konnte, war das Wasser natürlich sehr trüb und es bildete sich im Laufe der Zeit auch Schlamm auf dem Grund. Irgendjemand hatte dann wohl einige Fische (Karpfen) in das “Becken” eingesetzt und so kam es schon einmal vor, dass man mit einem Karpfen oder einem Frosch begegnete. Die Mädchen und die Frauen fanden das dann doch nicht so angenehm. Auch wuchsen an den Rändern des “Beckens” im Laufe der Zeit verschiedene Wasserpflanzen. Hier wurde nun im Sommer geplanscht und geschwommen. Es gab zu dieser Zeit noch nicht viele Kinder die schwimmen konnten, denn an Schwimmunterricht in der Schule dachte noch kein Mensch. Ich habe in der “Schapener Badeanstalt” auch nicht das Schwimmen gelernt. Erst einige Jahre später, mit Beginn meiner Berufsausbildung (1956 Fa. Voigtländer) lernte ich schwimmen im Freibad am Bürgerpark in Braunschweig. Dieser Schwimmunterricht wurde von meiner Lehrfirma organisiert und auch bezahlt. In den Sommermonaten fand der Schwimmunterricht, immer vor Arbeitsbeginn, einmal in der Woche statt.
In den Wintermonaten wurde die Eisfläche der zugefrorenen “Badeanstalt”, von Jung und Alt, zum Schlittschuhlaufen genutzt. Ging es zum Frühling und das Eis wurde brüchig, haben die “halbstarken Jungen” große Schollen (ca. 1,5x1,5 Meter) aus der Fläche herausgebrochen und sind damit, mit einem Holzstab bewaffnet, im wahrsten Sinne des Wortes “in See gestochen”. Dabei wurde auch hin und wieder versucht einen vorbeifahrenden “Seemann” mit seiner Eisscholle zum Kentern zu bringen, in dem man kurz auf seine Eisscholle sprang, um dann schnell auf seine eigene Eisscholle zurückzuspringen. Manchmal ging der Angegriffene, oder der Angreifer in dem eiskalten Wasser “baden”. Es kam aber auch vor, das beide “Seefahrer” das Gleichgewicht verloren und zusammen in das Wasser stürzten. Für den Einen oder Anderen war dann, für diesen Tag, “die Seefahrt” zu Ende. Man musste schnell nach Hause laufen, um sich nicht zu erkälten. Ich hatte auch einmal das Pech und bin in das kalte Wasser gestürzt. Zu Hause angekommen, gab es erst einmal, von meiner Mutter, eine “Wucht” und dann 8 Tage “Stubenarrest”. Aber trotz allem Trotz, blieb es als eine schöne und fast sorgenfreie Zeit in Erinnerung.
Etwa zwischen 1950 und 1955 wurde die “Badeanstalt”, aus hygienischen Gründen geschlossen, die Umkleidebude abgerissen und das ganze Areal verkauft. Seitdem dient das Becken als privater Fischteich. Die rechteckige Form der ehemaligen “Flachsrotte” und “Badeanstalt” ist auch heute noch gut zu erkennen.
Quelle
Die Geschichte begann wischen 1830 und 1850, als eine “Kuhle” oder “Grube” als zentrale Flachsrotte für alle Bauern in Schapen angelegt wurde. Vor dieser Zeit hatte jeder Bauernhof seine eigene Flachsrotte. Das wurde um 1830, aus hygienischen und umweltschädlichen Gründen, verboten und es wurde eine zentrale Flachsrotte angelegt. Als Flachsrotte wurde eine mit Wasser gefüllte “Grube” bezeichnet, in der geerntete Flachshalme (Lein) für mehrere Tage bis Wochen fermentiert (“verrottet”) wurden, um auf diese Weise besser an die Leitbündel zu gelangen, die als Fasern zu Flachsgarn- bzw. zur Leinenherstellung genutzt wurden.
1933 "Wasserratten" in der Badeanstalt Schapen. Im Hintergrund der Bahnhof Schapen der ehemaligen Braunschweig-Schöninger-Eisenbahn (BSE)
Auf diese Weise löste sich die spinnbare Faser von dem holzigen Kern des Stängels. Anschließend wurden die Fasern getrocknet, gebrochen und ausgekämmt. (Werkzeuge, die zu dieser Bearbeitung benutzt wurden, kann man noch in dem kleinen Heimatmuseum auf “Lenge's Hof” in Schapen besichtigen.) Flachsrotten wurden bevorzugt an Gräben und Bächen angelegt, weil die Abbauprodukte anschließend einfach in den Graben entsorgt werden konnten. Das “Rösten” fand in stehenden Gewässern statt. Während des “Röstens” entstand ein starker Gestank, so dass Flachsrotten abseits der Siedlungen angelegt wurden. Zu jedem Dorf gehörte damals eine Flachsrotte. Flachsrotten waren
1933 "Badeanstalt Schapen" Schwimmen macht Spaß
Jahrhunderte lang Elemente der bäuerlichen Kulturlandschaft. Im Fall der Flachsrotte Schapen, handelte sich um eine rechteckige “Kuhle”, ca. 15 Meter lang und 7,50 Meter breit.
Nach dem sich der Anbau von Flachs nicht mehr lohnte, wurde die “Flachsrotte” zur “Badeanstalt” (vermutlich zwischen 1920 und 1930) umgebaut.
Meine Mutter war in den Jahren, als sie noch nicht verheiratet war (vor 1938), eine begeisterte “Wasserratte”. Das wurde auch schon in diesen Jahren auf Fotos festgehalten.
Meine Erinnerungen an die “Badeanstalt”, auch “Freibad” genannt, begannen etwa 1949/1950.
Zur Sicherung der “Kuhlenwände” (jetzt Badeanstalt) waren an zwei langen und einer schmalen Seite senkrecht Betonplatten eingelassen. Die Oberkanten dieser Betonplatten schlossen mit dem umgebenden Gelände bündig ab. Eine schmale Seite war offen. Der Beckenboden war einfacher Sandboden und fiel von der schmalen, offenen Seite schräg zu der geschlossenen Seite ab. An der tiefsten Stelle des Beckens befand sich ein Überlauf, damit konnte die Höhe des Wasserstandes reguliert werden. Es gab, nach meiner Erinnerung, keinen Wasserzulauf. Frischwasser lieferte nur der mehr oder weniger fallende Regen. An der offenen Seite, etwas abseits des “Beckens”, stand auch die sogenannte “Umkleidebude”. Die “Umkleidebude” war ein Gerüst aus Kanthölzern mit einem halbrunden Dach aus verrostetem Wellblech. Die Stirnseiten der “Bude” waren mit einfachen Brettern zugenagelt. Hier zogen sich Männlein und Weiblein, gleichzeitig, ihre Badebekleidung an. Da dem “Becken” kein Frischwasser zugeführt werden konnte, war das Wasser natürlich sehr trüb und es bildete sich im Laufe der Zeit auch Schlamm auf dem Grund. Irgendjemand hatte dann wohl einige Fische (Karpfen) in das “Becken” eingesetzt und so kam es schon einmal vor, dass man mit einem Karpfen oder einem Frosch begegnete. Die Mädchen und die Frauen fanden das dann doch nicht so angenehm. Auch wuchsen an den Rändern des “Beckens” im Laufe der Zeit verschiedene Wasserpflanzen. Hier wurde nun im Sommer geplanscht und geschwommen. Es gab zu dieser Zeit noch nicht viele Kinder die schwimmen konnten, denn an Schwimmunterricht in der Schule dachte noch kein Mensch. Ich habe in der “Schapener Badeanstalt” auch nicht das Schwimmen gelernt. Erst einige Jahre später, mit Beginn meiner Berufsausbildung (1956 Fa. Voigtländer) lernte ich schwimmen im Freibad am Bürgerpark in Braunschweig. Dieser Schwimmunterricht wurde von meiner Lehrfirma organisiert und auch bezahlt. In den Sommermonaten fand der Schwimmunterricht, immer vor Arbeitsbeginn, einmal in der Woche statt.
In den Wintermonaten wurde die Eisfläche der zugefrorenen “Badeanstalt”, von Jung und Alt, zum Schlittschuhlaufen genutzt. Ging es zum Frühling und das Eis wurde brüchig, haben die “halbstarken Jungen” große Schollen (ca. 1,5x1,5 Meter) aus der Fläche herausgebrochen und sind damit, mit einem Holzstab bewaffnet, im wahrsten Sinne des Wortes “in See gestochen”. Dabei wurde auch hin und wieder versucht einen vorbeifahrenden “Seemann” mit seiner Eisscholle zum Kentern zu bringen, in dem man kurz auf seine Eisscholle sprang, um dann schnell auf seine eigene Eisscholle zurückzuspringen. Manchmal ging der Angegriffene, oder der Angreifer in dem eiskalten Wasser “baden”. Es kam aber auch vor, das beide “Seefahrer” das Gleichgewicht verloren und zusammen in das Wasser stürzten. Für den Einen oder Anderen war dann, für diesen Tag, “die Seefahrt” zu Ende. Man musste schnell nach Hause laufen, um sich nicht zu erkälten. Ich hatte auch einmal das Pech und bin in das kalte Wasser gestürzt. Zu Hause angekommen, gab es erst einmal, von meiner Mutter, eine “Wucht” und dann 8 Tage “Stubenarrest”. Aber trotz allem Trotz, blieb es als eine schöne und fast sorgenfreie Zeit in Erinnerung.
Etwa zwischen 1950 und 1955 wurde die “Badeanstalt”, aus hygienischen Gründen geschlossen, die Umkleidebude abgerissen und das ganze Areal verkauft. Seitdem dient das Becken als privater Fischteich. Die rechteckige Form der ehemaligen “Flachsrotte” und “Badeanstalt” ist auch heute noch gut zu erkennen.
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