Was ist ein Lehnwort?
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Was ist ein Lehnwort?
Nun hier mal wieder was zum Thema lernen und Bildung.
Lehrwort,schon einmal gehört.
Nun das Kirche,Justiz aber alles andere auch auf Kirchlichen und Geschichtlichen Grundlagen erfolgt,dürfte wohl inzwischen klar sein.
Siehe dazu Lehnrecht - Kirchenrecht.
Gut zum Lehnwort steht folgendes niedergeschrieben:
Ein Lehnwort ist ein Wort, das aus einer anderen Sprache (der Geber- oder Quellsprache) in die Nehmersprache (Zielsprache) übernommen (entlehnt) wurde. Die Gebersprache muss dabei nicht unbedingt auch die Ursprungssprache sein, sondern kann auch eine vermittelnde Sprache (Vermittlersprache) sein.
Ein Wort kann mehrmals, zu verschiedenen Zeiten und auch aus verschiedenen vermittelnden Gebersprachen in die Nehmersprache übernommen werden sowie in dieser dann auch in verschiedenen Bedeutungen, Lautungen und/oder Schreibungen auftreten.
Die Bestimmung der Herkunft von Wörtern ist Sache der Etymologie; mit den Motiven, Gründen und Auslösern von Entlehnungen – sowie ganz allgemein mit Bezeichnungswandel – beschäftigen sich die Onomasiologie und die Sprachwandelforschung.
Der Gegenbegriff zu Lehnwort ist Erbwort. Von einem Erbwort spricht man dann, wenn das Wort aus einer älteren oder der ältesten rekonstruierbaren Entwicklungsstufe der untersuchten Sprache stammt. Die Anwendung des Begriffs hängt allerdings vom Untersuchungszeitraum ab und setzt eine zureichende Kenntnis der Wortgeschichte voraus. So kann zum Beispiel ein Wort wie Pfalz (Wohngebäude eines mittelalterlichen Fürsten), das sich aus dem Neuhochdeutschen über das Mittelhochdeutsche bis ins Althochdeutsche (phalanza) zurückverfolgen lässt, gegenüber mittelhochdeutschen und neuhochdeutschen Entlehnungen aus anderen Sprachen als Erbwort erscheinen, obwohl es in althochdeutscher Zeit aus vulgärlateinisch palancia (< palatium) übernommen wurde und insofern im Deutschen nicht weniger ein Lehnwort ist als die vom gleichen lateinischen Wortstamm abstammenden, jüngeren Lehnwörter Palast (aus mittelhochdeutsch pallas, altfranzösisch palais) oder Palais
Formen der Entlehnung nach Werner Betz (1959)
Von einem Lehnwort im engeren Sinn spricht man dann, wenn das übernommene Wort in seiner Flexion, Lautung und Schreibung an den Sprachgebrauch der Nehmersprache angepasst ist. Zu den Lehnwörtern im weiteren Sinn zählen auch die Fremdwörter, bei denen eine solche Anpassung nicht oder in geringerem Maße erfolgt und die fremde Herkunft des Wortes vergleichsweise deutlicher kenntlich bleibt. Der Übergang zwischen Lehnwörtern im engeren Sinn und Fremdwörtern ist fließend, eine eindeutige Abgrenzung oft nicht möglich. Ein klares Beispiel: Monete(n) wäre als Fremdwort, Münze als Lehnwort im engeren Sinn zu charakterisieren, die beide auf das gleiche Wort, das lateinische „monēta“, zurückgehen.[1]
Lehnprägung
Bei einem Lehnwort im engeren Sinn und einem Fremdwort wird der fremde Wortkörper mit seiner Bedeutung oder einem Teil dieser Bedeutung übernommen. Man spricht hierbei von lexikalischer Entlehnung. Hiervon abzugrenzen, wenn auch den Lehnwörtern in einem weiteren Sinn oft zugerechnet, ist die nur semantische Entlehnung oder Lehnprägung (französisch und englisch calque), bei der mit den sprachlichen Mitteln der Nehmersprache, aber ohne Übernahme des Lautkörpers, eine Bedeutung aus der Gebersprache übernommen wird, und zwar in Form einer Lehnbedeutung oder Lehnbildung.
Lehnbedeutung
Bei einer Lehnbedeutung wird die Bedeutung eines fremden Wortes übernommen und auf ein einheimisches Wort übertragen. Das gotische daupjan mit der Grundbedeutung ‚untertauchen‘ bekam unter dem Einfluss des griechischen baptizein die Bedeutung ‚jemanden durch Untertauchen zum Christen machen‘ (taufen), und das deutsche Wort schneiden erhielt von der englischen Redewendung cut a person die Zusatzbedeutung ‚jemanden absichtlich nicht kennen‘; siehe Begriffsübernahme.
Lehnbildung
Als Lehnbildung bezeichnet man die Bildung eines neuen Wortes im Rückgriff auf vorhandene Wörter oder Wortstämme der Nehmersprache. Der Unterschied zur Lehnbedeutung besteht darin, dass bei der Lehnbildung ein neues Wort oder eine neue Wortzusammensetzung entsteht. Man unterscheidet folgende Arten der Lehnbildung:
die Lehnübersetzung, bei der ein meist zusammengesetztes fremdes Wort Glied für Glied übersetzt wird: Beispiele sind Großvater von französisch grand-père, oder Flutlicht von englisch flood light.
die Lehnübertragung, bei der die fremden Bestandteile nur teilweise oder mit einer Bedeutungsveränderung übersetzt werden, z. B. Wolkenkratzer als im Bestandteil „Wolken-“ metonymisch verschobene Übertragung von englisch skyscraper (wörtlich „Himmelskratzer“), oder Fernsprecher für Telephon (Fern-Klang).
die Lehnschöpfung, bei der ein Wort ohne Rücksicht auf besondere Bedeutungsnuancen des fremden Wortes relativ frei neu gebildet wird, in der Regel zur Ersetzung eines bereits existierenden Fremdwortes, z. B. Hochschule für Universität, Kraftwagen für Automobil, Umwelt für Milieu.
Scheinentlehnung
Einen Sonderfall bildet die Scheinentlehnung, bei der ein Wort oder Fremdwort aus Bestandteilen der Gebersprache neu gebildet wird, das in dieser Gebersprache selbst so nicht existiert oder eine andere Bedeutung hat, z. B. Friseur (französisch coiffeur), Handy (englisch mobile phone, amerikanisches Englisch cell phone), Smoking (englisch dinner jacket, amerikanisches Englisch: tuxedo). Sofern dabei auf in der Nehmersprache bereits vorhandene Fremdwörter zurückgegriffen wird, kann man Scheinentlehnungen auch als Lehnprägungen (Lehnschöpfungen) einstufen.
Entlehnungen aus dem Deutschen
Deutsche Wörter, die in einer anderen Sprache als Lehnwort oder Fremdwort integriert wurden, nennt man Germanismen. Eine umfangreiche Liste von Germanismen findet sich in der Liste deutscher Wörter in anderen Sprachen. Viele Germanismen sind dargestellt in
Andrea Stiberc: Sauerkraut, Weltschmerz, Kindergarten und Co. Deutsche Wörter in der Welt. Herder, Freiburg/Basel/Wien 1999, ISBN 3-451-04701-2
Der Deutsche Sprachrat sammelte 2006 in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für deutsche Sprache und dem Goethe-Institut in einer internationalen Ausschreibung „Ausgewanderte Wörter“ die interessantesten Beiträge weltweit. Eine Auswahl ist veröffentlicht in:
Jutta Limbach: Ausgewanderte Wörter. München: Hueber, ISBN 978-3-19-107891-1
2007 / 2008 sammelte der Sprachrat in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut vier Monate lang „Wörter mit Migrationshintergrund“, um das schönste „eingewanderte Wort“ im Deutschen zu finden. Eine Auswahl der Einsendungen ist veröffentlicht worden in:
Eingewanderte Wörter, München, Hueber 2008, ISBN 978-3-19-207891-0
Entlehnungen im Deutschen
Viele Wörter sind über den Umweg anderer Sprachen in die deutsche Sprache gelangt. Ein Beispiel ist die „Pistazie”, ursprünglich aus dem Persischen (neupersisch: پسته Peste), die über Latein und das Italienische ins Deutsche gelangt ist.
Australische Sprachen (arealer Sprachbund): Hier sind Wörter aufgelistet, die aus der englischen Sprache in die deutsche gelangt sind, jedoch ihren Ursprung in den Sprachen der australischen Ureinwohner (Aborigines) haben: Bumerang – Känguru – Koala
Indische Sprachen (arealer Sprachbund): siehe Liste deutscher Wörter aus indischen Sprachen
Skandinavische Sprachen (arealer Sprachbund) – Skandinavismus: Fjord – Geysir – Hummer – Krill – Knäckebrot – Loipe – Ombudsmann – Rentier – Ski – Slalom – Troll – Vielfraß
Iranische Sprachen – Iranismus: Babuschen – Baldachin – Basar – Karawane – Kaviar – Khaki – Kiosk – Magie – Magier – Orange – Paradies – Pascha – Pfirsich – Pistazie – Pyjama – Rochade – Schach – Schal – Scheck – Tambour – Tasse – Tulpe – Jasmin
Slawische Sprachen – Slawismus: Agrasel (Austriazismus) – Blinse (sächsisch) – Karst – Kolatsche – Kren (Austriazismus) – Kukuruz (Austriazismus) – Marille (Austriazismus) – Murke (Austriazismus) – Petschaft – Platzke (Austriazismus) – Powidl – Quark – Ranzen – Vampir – Weichsel (Austriazismus) – Schmetterling – Wodka
Arabische Sprache – Arabismus: siehe Liste deutscher Wörter aus dem Arabischen
Nahuatl (aztekische Sprache) – Aztekismus: Chili – Kojote – Ozelot – Kakao – Schokolade – Tomate– Avocado
Quechua (Ketschua) – Quechuismus: Puma – Kondor – Koka – Chinarinde – Lama – Quinua
Chinesische Sprache – Sinismus: siehe Liste deutscher Wörter aus dem Chinesischen
Englische Sprache – Anglizismus: Bob – lynchen ursprünglich aus dem Irischen, ebenso wie Boykott – Quiz – Tanker
Ewenkische Sprache: Schamane
Finnische Sprache – Fennizismus: Sauna
Französische Sprache – Gallizismus: siehe Liste von Gallizismen
Griechische Sprache – Gräzismus: siehe Liste von Gräzismen und Liste griechischer Wortstämme in deutschen Fremdwörtern
Anmerkungen: Viele der Ausdrücke in dieser Liste sind nur indirekte Lehnwörter aus dem Griechischen, denn
es handelt sich um Wörter, die zwar ursprünglich aus dem Griechischen stammen, dann aber in eine andere Sprache übergingen und nachgewiesenermaßen erst von dort aus ins Deutsche entlehnt wurden;
es handelt sich um in der Neuzeit in modernen Sprachen aus griechischem Wortmaterial zusammengesetzte Bildungen, die im Griechischen in dieser Form nie existiert haben – auch wenn sie teilweise heute in die neugriechische Sprache zurückübernommen worden sind.
Hebräische Sprache – Hebraismus: siehe Liste deutscher Wörter aus dem Hebräischen
Inuktitut: Iglu – Kajak – Kanu – Anorak
Italienische Sprache – Italianismus: Alarm – Antenne – Bank – Bankrott – Bilanz – Fango – Fumarole – Ghetto – Graffiti – Kanone – Kapital – Kartoffel – Kasse – Korridor – Kredit – Konto – Lava – Makkaroni – Marzipan – Melanzane (Austriazismus) – Melone – Mole – Mortadella – Mozzarella – Muskat – Netto – Peperoni – Pizza – Porto – Porzellan – Prokura – Rest – Ribisel (Austriazismus) – Risiko – Salami – Salto – Solfatare – Spagat – Spaghetti – Zitrone – Zucchini sowie eine Vielzahl von Wörtern aus der Musik: Alt – Bass – Dur – Forte – Intermezzo – Mezzosopran – Moll – Piano – Sopran – Tenor
Japanische Sprache – Japanismus: siehe Liste deutscher Wörter aus dem Japanischen
Jiddische Sprache – Jiddismus: Mauschelei, Schlemihl, Schtetl, Tacheles, siehe Liste deutscher Wörter aus dem Hebräischen
Kroatische Sprache – Kroatismus: Fiaker – Petschaft – Kukuruz
Lateinische Sprache – Latinismus: Anmerkung: Es gelten sinngemäß dieselben Einschränkungen wie bei den Gräzismen.
Niederländische Sprache – Niederlandismus: Abstecher - Auster – Boss – bugsieren - Korfball – Matrose – Matjes – Rabauke - Stillleben
Polnische Sprache – Polonismus: Dalli! (Aussage für schnell, vom polnischen Wort „dalej”) – Konik – Penunze – Jauche – Mottek (im Ruhrdeutschen) – Matka (im Ruhrdeutschen) – Ogonek – Kalesche – Grenze – Gurke – Peitsche – Pintsch (in Ostösterreich) – Rzeczpospolita – Rendzina – Säbel – Sejm – Solidarność – Stieglitz, Zeisig und andere Vogelarten – Szlachta – Woiwodschaft – Złoty
Polynesische Sprachen: Aloha – Tattoo – Tabu
Portugiesische Sprache – Lusitanismus: Kannibale – Bacalhau – Chourico – Peixe – veraltet: Unze (Jaguar, von onça)
Rätoromanische Sprache – Rätoromanismus: Gletscher (von glatsch ‚Eis‘, vergleiche lateinisch glacies)
Russische Sprache – Russizismus: siehe Liste deutscher Wörter aus dem Russischen
Slowakische Sprache – Slowakismus: Brimsen (österreichischer Sprachgebrauch)
Slowenische Sprache – Slowenismus: Jause
Spanische Sprache – Hispanismus: siehe Liste von Hispanismen
Swahili: Jenga – Safari
Tschechische Sprache – Bohemismus: Pistole – Trabant – Buchteln (Austriazismus) – Kolatsche (Austriazismus) – Powidl (Austriazismus) – Roboter – Polka – Tuchent (Austriazismus)
Türkische Sprache – Turzismus: Aga – Dolmetscher – Döner – Heckmeck – Janitschar – Joghurt – Jurte – Kaviar – Kebab – Kefir – Kelim – Kiosk – Pascha – Raki – Schabracke
Ungarische Sprache – Hungarismus: Dolmetscher – Gulasch – Husar – Kutsche – Letscho – Palatschinken – Paprika – Tokajer – Tollpatsch – Schor (von sor)
Siehe auch
Etymologisches Spektrum
Lehnwortbildung
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Lehrwort,schon einmal gehört.
Nun das Kirche,Justiz aber alles andere auch auf Kirchlichen und Geschichtlichen Grundlagen erfolgt,dürfte wohl inzwischen klar sein.
Siehe dazu Lehnrecht - Kirchenrecht.
Gut zum Lehnwort steht folgendes niedergeschrieben:
Ein Lehnwort ist ein Wort, das aus einer anderen Sprache (der Geber- oder Quellsprache) in die Nehmersprache (Zielsprache) übernommen (entlehnt) wurde. Die Gebersprache muss dabei nicht unbedingt auch die Ursprungssprache sein, sondern kann auch eine vermittelnde Sprache (Vermittlersprache) sein.
Ein Wort kann mehrmals, zu verschiedenen Zeiten und auch aus verschiedenen vermittelnden Gebersprachen in die Nehmersprache übernommen werden sowie in dieser dann auch in verschiedenen Bedeutungen, Lautungen und/oder Schreibungen auftreten.
Die Bestimmung der Herkunft von Wörtern ist Sache der Etymologie; mit den Motiven, Gründen und Auslösern von Entlehnungen – sowie ganz allgemein mit Bezeichnungswandel – beschäftigen sich die Onomasiologie und die Sprachwandelforschung.
Der Gegenbegriff zu Lehnwort ist Erbwort. Von einem Erbwort spricht man dann, wenn das Wort aus einer älteren oder der ältesten rekonstruierbaren Entwicklungsstufe der untersuchten Sprache stammt. Die Anwendung des Begriffs hängt allerdings vom Untersuchungszeitraum ab und setzt eine zureichende Kenntnis der Wortgeschichte voraus. So kann zum Beispiel ein Wort wie Pfalz (Wohngebäude eines mittelalterlichen Fürsten), das sich aus dem Neuhochdeutschen über das Mittelhochdeutsche bis ins Althochdeutsche (phalanza) zurückverfolgen lässt, gegenüber mittelhochdeutschen und neuhochdeutschen Entlehnungen aus anderen Sprachen als Erbwort erscheinen, obwohl es in althochdeutscher Zeit aus vulgärlateinisch palancia (< palatium) übernommen wurde und insofern im Deutschen nicht weniger ein Lehnwort ist als die vom gleichen lateinischen Wortstamm abstammenden, jüngeren Lehnwörter Palast (aus mittelhochdeutsch pallas, altfranzösisch palais) oder Palais
Formen der Entlehnung nach Werner Betz (1959)
Von einem Lehnwort im engeren Sinn spricht man dann, wenn das übernommene Wort in seiner Flexion, Lautung und Schreibung an den Sprachgebrauch der Nehmersprache angepasst ist. Zu den Lehnwörtern im weiteren Sinn zählen auch die Fremdwörter, bei denen eine solche Anpassung nicht oder in geringerem Maße erfolgt und die fremde Herkunft des Wortes vergleichsweise deutlicher kenntlich bleibt. Der Übergang zwischen Lehnwörtern im engeren Sinn und Fremdwörtern ist fließend, eine eindeutige Abgrenzung oft nicht möglich. Ein klares Beispiel: Monete(n) wäre als Fremdwort, Münze als Lehnwort im engeren Sinn zu charakterisieren, die beide auf das gleiche Wort, das lateinische „monēta“, zurückgehen.[1]
Lehnprägung
Bei einem Lehnwort im engeren Sinn und einem Fremdwort wird der fremde Wortkörper mit seiner Bedeutung oder einem Teil dieser Bedeutung übernommen. Man spricht hierbei von lexikalischer Entlehnung. Hiervon abzugrenzen, wenn auch den Lehnwörtern in einem weiteren Sinn oft zugerechnet, ist die nur semantische Entlehnung oder Lehnprägung (französisch und englisch calque), bei der mit den sprachlichen Mitteln der Nehmersprache, aber ohne Übernahme des Lautkörpers, eine Bedeutung aus der Gebersprache übernommen wird, und zwar in Form einer Lehnbedeutung oder Lehnbildung.
Lehnbedeutung
Bei einer Lehnbedeutung wird die Bedeutung eines fremden Wortes übernommen und auf ein einheimisches Wort übertragen. Das gotische daupjan mit der Grundbedeutung ‚untertauchen‘ bekam unter dem Einfluss des griechischen baptizein die Bedeutung ‚jemanden durch Untertauchen zum Christen machen‘ (taufen), und das deutsche Wort schneiden erhielt von der englischen Redewendung cut a person die Zusatzbedeutung ‚jemanden absichtlich nicht kennen‘; siehe Begriffsübernahme.
Lehnbildung
Als Lehnbildung bezeichnet man die Bildung eines neuen Wortes im Rückgriff auf vorhandene Wörter oder Wortstämme der Nehmersprache. Der Unterschied zur Lehnbedeutung besteht darin, dass bei der Lehnbildung ein neues Wort oder eine neue Wortzusammensetzung entsteht. Man unterscheidet folgende Arten der Lehnbildung:
die Lehnübersetzung, bei der ein meist zusammengesetztes fremdes Wort Glied für Glied übersetzt wird: Beispiele sind Großvater von französisch grand-père, oder Flutlicht von englisch flood light.
die Lehnübertragung, bei der die fremden Bestandteile nur teilweise oder mit einer Bedeutungsveränderung übersetzt werden, z. B. Wolkenkratzer als im Bestandteil „Wolken-“ metonymisch verschobene Übertragung von englisch skyscraper (wörtlich „Himmelskratzer“), oder Fernsprecher für Telephon (Fern-Klang).
die Lehnschöpfung, bei der ein Wort ohne Rücksicht auf besondere Bedeutungsnuancen des fremden Wortes relativ frei neu gebildet wird, in der Regel zur Ersetzung eines bereits existierenden Fremdwortes, z. B. Hochschule für Universität, Kraftwagen für Automobil, Umwelt für Milieu.
Scheinentlehnung
Einen Sonderfall bildet die Scheinentlehnung, bei der ein Wort oder Fremdwort aus Bestandteilen der Gebersprache neu gebildet wird, das in dieser Gebersprache selbst so nicht existiert oder eine andere Bedeutung hat, z. B. Friseur (französisch coiffeur), Handy (englisch mobile phone, amerikanisches Englisch cell phone), Smoking (englisch dinner jacket, amerikanisches Englisch: tuxedo). Sofern dabei auf in der Nehmersprache bereits vorhandene Fremdwörter zurückgegriffen wird, kann man Scheinentlehnungen auch als Lehnprägungen (Lehnschöpfungen) einstufen.
Entlehnungen aus dem Deutschen
Deutsche Wörter, die in einer anderen Sprache als Lehnwort oder Fremdwort integriert wurden, nennt man Germanismen. Eine umfangreiche Liste von Germanismen findet sich in der Liste deutscher Wörter in anderen Sprachen. Viele Germanismen sind dargestellt in
Andrea Stiberc: Sauerkraut, Weltschmerz, Kindergarten und Co. Deutsche Wörter in der Welt. Herder, Freiburg/Basel/Wien 1999, ISBN 3-451-04701-2
Der Deutsche Sprachrat sammelte 2006 in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für deutsche Sprache und dem Goethe-Institut in einer internationalen Ausschreibung „Ausgewanderte Wörter“ die interessantesten Beiträge weltweit. Eine Auswahl ist veröffentlicht in:
Jutta Limbach: Ausgewanderte Wörter. München: Hueber, ISBN 978-3-19-107891-1
2007 / 2008 sammelte der Sprachrat in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut vier Monate lang „Wörter mit Migrationshintergrund“, um das schönste „eingewanderte Wort“ im Deutschen zu finden. Eine Auswahl der Einsendungen ist veröffentlicht worden in:
Eingewanderte Wörter, München, Hueber 2008, ISBN 978-3-19-207891-0
Entlehnungen im Deutschen
Viele Wörter sind über den Umweg anderer Sprachen in die deutsche Sprache gelangt. Ein Beispiel ist die „Pistazie”, ursprünglich aus dem Persischen (neupersisch: پسته Peste), die über Latein und das Italienische ins Deutsche gelangt ist.
Australische Sprachen (arealer Sprachbund): Hier sind Wörter aufgelistet, die aus der englischen Sprache in die deutsche gelangt sind, jedoch ihren Ursprung in den Sprachen der australischen Ureinwohner (Aborigines) haben: Bumerang – Känguru – Koala
Indische Sprachen (arealer Sprachbund): siehe Liste deutscher Wörter aus indischen Sprachen
Skandinavische Sprachen (arealer Sprachbund) – Skandinavismus: Fjord – Geysir – Hummer – Krill – Knäckebrot – Loipe – Ombudsmann – Rentier – Ski – Slalom – Troll – Vielfraß
Iranische Sprachen – Iranismus: Babuschen – Baldachin – Basar – Karawane – Kaviar – Khaki – Kiosk – Magie – Magier – Orange – Paradies – Pascha – Pfirsich – Pistazie – Pyjama – Rochade – Schach – Schal – Scheck – Tambour – Tasse – Tulpe – Jasmin
Slawische Sprachen – Slawismus: Agrasel (Austriazismus) – Blinse (sächsisch) – Karst – Kolatsche – Kren (Austriazismus) – Kukuruz (Austriazismus) – Marille (Austriazismus) – Murke (Austriazismus) – Petschaft – Platzke (Austriazismus) – Powidl – Quark – Ranzen – Vampir – Weichsel (Austriazismus) – Schmetterling – Wodka
Arabische Sprache – Arabismus: siehe Liste deutscher Wörter aus dem Arabischen
Nahuatl (aztekische Sprache) – Aztekismus: Chili – Kojote – Ozelot – Kakao – Schokolade – Tomate– Avocado
Quechua (Ketschua) – Quechuismus: Puma – Kondor – Koka – Chinarinde – Lama – Quinua
Chinesische Sprache – Sinismus: siehe Liste deutscher Wörter aus dem Chinesischen
Englische Sprache – Anglizismus: Bob – lynchen ursprünglich aus dem Irischen, ebenso wie Boykott – Quiz – Tanker
Ewenkische Sprache: Schamane
Finnische Sprache – Fennizismus: Sauna
Französische Sprache – Gallizismus: siehe Liste von Gallizismen
Griechische Sprache – Gräzismus: siehe Liste von Gräzismen und Liste griechischer Wortstämme in deutschen Fremdwörtern
Anmerkungen: Viele der Ausdrücke in dieser Liste sind nur indirekte Lehnwörter aus dem Griechischen, denn
es handelt sich um Wörter, die zwar ursprünglich aus dem Griechischen stammen, dann aber in eine andere Sprache übergingen und nachgewiesenermaßen erst von dort aus ins Deutsche entlehnt wurden;
es handelt sich um in der Neuzeit in modernen Sprachen aus griechischem Wortmaterial zusammengesetzte Bildungen, die im Griechischen in dieser Form nie existiert haben – auch wenn sie teilweise heute in die neugriechische Sprache zurückübernommen worden sind.
Hebräische Sprache – Hebraismus: siehe Liste deutscher Wörter aus dem Hebräischen
Inuktitut: Iglu – Kajak – Kanu – Anorak
Italienische Sprache – Italianismus: Alarm – Antenne – Bank – Bankrott – Bilanz – Fango – Fumarole – Ghetto – Graffiti – Kanone – Kapital – Kartoffel – Kasse – Korridor – Kredit – Konto – Lava – Makkaroni – Marzipan – Melanzane (Austriazismus) – Melone – Mole – Mortadella – Mozzarella – Muskat – Netto – Peperoni – Pizza – Porto – Porzellan – Prokura – Rest – Ribisel (Austriazismus) – Risiko – Salami – Salto – Solfatare – Spagat – Spaghetti – Zitrone – Zucchini sowie eine Vielzahl von Wörtern aus der Musik: Alt – Bass – Dur – Forte – Intermezzo – Mezzosopran – Moll – Piano – Sopran – Tenor
Japanische Sprache – Japanismus: siehe Liste deutscher Wörter aus dem Japanischen
Jiddische Sprache – Jiddismus: Mauschelei, Schlemihl, Schtetl, Tacheles, siehe Liste deutscher Wörter aus dem Hebräischen
Kroatische Sprache – Kroatismus: Fiaker – Petschaft – Kukuruz
Lateinische Sprache – Latinismus: Anmerkung: Es gelten sinngemäß dieselben Einschränkungen wie bei den Gräzismen.
Niederländische Sprache – Niederlandismus: Abstecher - Auster – Boss – bugsieren - Korfball – Matrose – Matjes – Rabauke - Stillleben
Polnische Sprache – Polonismus: Dalli! (Aussage für schnell, vom polnischen Wort „dalej”) – Konik – Penunze – Jauche – Mottek (im Ruhrdeutschen) – Matka (im Ruhrdeutschen) – Ogonek – Kalesche – Grenze – Gurke – Peitsche – Pintsch (in Ostösterreich) – Rzeczpospolita – Rendzina – Säbel – Sejm – Solidarność – Stieglitz, Zeisig und andere Vogelarten – Szlachta – Woiwodschaft – Złoty
Polynesische Sprachen: Aloha – Tattoo – Tabu
Portugiesische Sprache – Lusitanismus: Kannibale – Bacalhau – Chourico – Peixe – veraltet: Unze (Jaguar, von onça)
Rätoromanische Sprache – Rätoromanismus: Gletscher (von glatsch ‚Eis‘, vergleiche lateinisch glacies)
Russische Sprache – Russizismus: siehe Liste deutscher Wörter aus dem Russischen
Slowakische Sprache – Slowakismus: Brimsen (österreichischer Sprachgebrauch)
Slowenische Sprache – Slowenismus: Jause
Spanische Sprache – Hispanismus: siehe Liste von Hispanismen
Swahili: Jenga – Safari
Tschechische Sprache – Bohemismus: Pistole – Trabant – Buchteln (Austriazismus) – Kolatsche (Austriazismus) – Powidl (Austriazismus) – Roboter – Polka – Tuchent (Austriazismus)
Türkische Sprache – Turzismus: Aga – Dolmetscher – Döner – Heckmeck – Janitschar – Joghurt – Jurte – Kaviar – Kebab – Kefir – Kelim – Kiosk – Pascha – Raki – Schabracke
Ungarische Sprache – Hungarismus: Dolmetscher – Gulasch – Husar – Kutsche – Letscho – Palatschinken – Paprika – Tokajer – Tollpatsch – Schor (von sor)
Siehe auch
Etymologisches Spektrum
Lehnwortbildung
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