Die Geschichte Karthagos
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Die Geschichte Karthagos
Dieser Artikel behandelt die Geschichte der antiken Handelsrepublik Karthago; zur nachfolgenden Geschichte der Stadt siehe den Hauptartikel Karthago.
Lage von Karthago und karthagischer Machtbereich um 264 v. Chr.
Gründung der Stadt Karthago
Karthago wurde im 8. oder 9. Jahrhundert v. Chr. von phönizischen Siedlern aus Tyros gegründet. Die frühesten archäologischen Funde belaufen sich auf 760 v. Chr. In Abgrenzung zur älteren Utica nannten sie die Stadt Qart-Hadašt, was „neue Stadt“ bedeutet. Die antike Überlieferung datiert die Gründung Karthagos auf das Jahr 814 v. Chr. Die ersten archäologischen Funde lassen sich auf frühestens 760 v. Chr. datieren, weshalb einige Historiker diese literarische Tradition ablehnen.
Die Gründungslegende
Die Gründungslegende Karthagos berichtet, wie die phönizische Prinzessin Elissa (bei den Römern als Dido bekannt), die Schwester des tyrischen Königs Pygmalion, vor ihrem machtgierigen Bruder floh und an der afrikanischen Küste landete. Der ortsansässige Häuptling versprach ihr soviel Land, wie sie mit einer Kuhhaut umspannen könne. Dido schnitt daraufhin die Kuhhaut in hauchdünne Streifen, legte sie aneinander und konnte so ein großes Stück Land markieren. Dieser Küstenstreifen bildete, so die Legende, die Byrsa, die Keimzelle Karthagos. Nach der Gründung Karthagos habe sich Elissa selbst auf einem Scheiterhaufen geopfert, um der Stadt Wohlstand zu garantieren. Nach Vergils Aeneis besuchte Aeneas, der sagenhafte Stammvater der Römer, Dido in Karthago. Das Epos schildert, wie Dido sich in Aeneas verliebt. Als dieser auf Geheiß des Jupiter abreist, tötet Dido sich selbst auf einem Scheiterhaufen. Doch zuvor schwört sie Rache und schafft so die Grundlage für den späteren Konflikt zwischen Rom und Karthago.
Aufstieg des Karthagischen Reiches
Die ersten zwei Jahrhunderte war Karthago noch von seiner Mutterstadt Tyros abhängig. Es kam in dieser Zeit immer wieder zu Auswanderungswellen aufgrund diverser Kriegswirren im Mutterland. Als das phönizische Mutterland 539 v. Chr. von den Persern erobert wurde, löste sich Karthago vom Einfluss Tyros’. Die phönizischen Städte waren wegen des persischen Einflusses nicht mehr in der Lage, den Schutz ihrer Kolonien in Übersee zu garantieren. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Karthago bereits eine beachtliche eigene Flotte aufgebaut. Daher konnte Karthago ab 539 v. Chr. die Führungsrolle über die phönizischen Städte des westlichen Mittelmeers übernehmen und entwickelte sich zu einer bedeutenden See- und Handelsmacht.
Die punischen Seefahrer unternahmen weite Entdeckungsreisen. Im 5. Jahrhundert v. Chr. erkundete der Admiral Hanno die afrikanische Westküste und gelangte wohl bis zum Golf von Guinea. Nach dem kräftezehrenden Peloponnesischen Krieg (Ende 411 v. Chr.), in dem auch Syrakus beteiligt war, nutzten die Karthager die Schwäche der sizilischen Griechen zu folgenreicher Expansion. Ab 409 v. Chr. eroberten die Karthager, ausgehend von den westlichen Stützpunkten auf Sizilien, Drepana (Trapani), Panormos (Palermo), Eryx (Eriche) und Solus (Solunto), weitere Gebiete dieser Insel.
Unter Mago I. und seinen Nachfolgern, den Magoniden, begann Karthago eine koloniale Expansionspolitik. Die Karthager gründeten Kolonien auf den Balearen (Ibiza 654 v. Chr.), Korsika, Sardinien und an der nordafrikanischen Küste und sie übernahmen die phönizischen Kolonien an der südöstlichen Küste Spaniens, wo viele Bodenschätze erschlossen wurden, aber auch landwirtschaftliche Produkte hatten dort große wirtschaftliche Bedeutung. Südostspanien dürfte als Kornkammer sogar Sizilien übertroffen haben. Produkte wurden sogar ins Römische Reich exportiert.
Die Karthager zerstörten das legendäre Reich von Tartessos, das am Unterlauf des Guadalquivir (Baetis) lag, und sperrten zeitweilig die Meerenge von Gibraltar für griechische Schiffe. Jedes griechische Schiff wurde gerammt und versenkt. Cossyra (Pantelleria), Malta (das die Phönizier Malet, die Römer Melite nannten) und Sizilien hatten als Stützpunkte für die Sicherung der Handelswege außerordentliche Bedeutung. Die Expansion führte die Karthager entlang der nordwestlichen afrikanischen Küste bis zu den Kanarischen Inseln, aber auch zu den Azoren im Zentralatlantik. Ein Erreichen der amerikanischen Küste gilt als unwahrscheinlich.
Konflikt mit den Griechen
Die größte Bedrohung für den Aufbau eines karthagischen Imperiums waren die griechischen Kolonien, vornehmlich Nikaia (Nizza) und Syrakus. Im Jahre 435 v. Chr. erzwangen die Karthager/Punier in Allianz mit den Etruskern eine Seeschlacht gegen die Phokäer, die Alalia gegründet hatten. Die Phokäer wurden vertrieben und Alalia wurde etruskisch. 480 v. Chr. führten die Karthager erstmals einen Feldzug gegen Gelon, den Tyrannen von Syrakus, der versuchte, die Insel unter seine Kontrolle zu bringen. Eine Seeschlacht 480 v. Chr. bei Himera verloren die Karthager vernichtend. Im selben Jahr fand die berühmte Schlacht von Salamis zwischen Persern, auf deren Seite phönizische Schiffe eingesetzt wurden, und einer geeinten griechischen Flotte statt. Die Griechen schlugen die persische Flotte.
Bei Ephoros von Kyme taucht die Behauptung auf, dass sich die Karthager mit dem Perserkönig Xerxes I., der im gleichen Jahr einen Feldzug gegen Athen und Sparta führte, verbündet hätten, doch ist dies wenigstens zweifelhaft und womöglich eine Beurteilung ex eventu; am wahrscheinlichsten dürfte sein, dass die Punier auf die Ausschaltung ihrer alten Rivalen aus waren. Die Offensive der Punier auf Sizilien scheiterte jedoch, als das von Hamilkar geführte karthagische Heer in der Schlacht bei Himera besiegt wurde. 474 v. Chr. ging eine weitere Schlacht vor Kyme (Cumae) gegen eine griechisch-sizilische Flotte, geführt von Syrakus, verloren. Die vernichtende Niederlage beendete die aggressive Expansion Karthagos im zentralen Mittelmeer für Jahrzehnte. In der Folgezeit konzentrierte sich Karthago darauf, die territoriale Kontrolle in Nordafrika auszubauen. Gleichzeitig fokussierte sich der Handel mehr auf den westlichen Mittelmeerraum.
409 v. Chr. versuchte das Karthagische Reich erneut unter Hannibal Mago Sizilien zu erobern, während Syrakus in den Peloponnesischen Krieg verwickelt war. Ausgehend von ihren westlichen sizilianischen Stützpunkten drangen die Karthager nach Osten vor. Sie konnten Selinus, Himera, sowie Acragas (Agrigent), Gela und Henna (Enna) unter ihre Kontrolle bringen. Sie kämpften sich bis zu einem Fluss vor, der ebenfalls Himera genannt wurde (heute Salso, mündet beim südlichen Licata ins Mittelmeer). Der Fluss Himera teilt die Insel geographisch in eine westliche und eine östliche Hälfte. Dieser Fluss galt daher lange als Demarkationslinie zwischen dem Karthagischen Reich und Syrakus. Ein Feldzug gegen Syrakus im Jahr 405 v. Chr. misslang, weil das karthagische Heer durch eine Epidemie, der auch Hannibal Mago zum Opfer fiel, geschwächt wurde. Karthago und Syrakus unterzeichneten einen Friedensvertrag, der jedoch bereits 398 v. Chr. von Dionysios I., dem neuen Tyrannen von Syrakus, gebrochen wurde. 397 v. Chr. gründete Dionysios die Stadt Tyndaris an der nordöstlichen Küste Siziliens als Bollwerk vor der karthagischen Expansion. Die Karthager schlugen Dionysios’ Angriff zurück, eroberten Messina und belagerten daraufhin wieder erfolglos Syrakus. Letztendlich blieb durch die Aufnahme der griechischen Städte in seinen Machtbereich Karthago einem durchaus gewünschten starken kulturellen Einfluss ausgesetzt.
Ein dritter Krieg gegen Syrakus folgte 315 v. Chr., als Agathokles von Syrakus die karthagischen Besitzungen auf Sizilien angriff. Der Gegenschlag Karthagos war erfolgreich; Die Karthager eroberten den größten Teil der Insel und belagerten Syrakus erneut. 310 v. Chr. fasste Agathokles den verzweifelten Entschluss, die Blockade zu durchbrechen und mit Hilfe griechischer Söldner, die der Makedone Ophellas geworben hatte, den Feind in Afrika anzugreifen. Karthago musste sein Heer aus Sizilien zurückrufen und schlug Agathokles’ Expeditionsheer. Dennoch konnte Agathokles einen Friedensvertrag aushandeln, der ihm die Herrschaft über den östlichen Teil Siziliens sicherte.
Konflikt mit Rom – die drei Punischen Kriege
Westlicher Mittelmeerraum 279 vor Christus
In zwei Verträgen aus den Jahren 348 v. Chr. und 306 v. Chr. grenzten Karthago und das aufstrebende Rom ihre Interessensphären ab. Die Karthager verpflichteten sich darin, sich aus Italien fernzuhalten, während die Römer dafür den Karthagern Sizilien überließen. Die Expansion Roms und Interessenkonflikte um Sizilien führte zu einem Konflikt der beiden Mächte, der in den drei Punischen Kriegen ausgetragen wurde.
Der Erste Punische Krieg (264–241 v. Chr.) begann, als die Römer den Mamertinern, einer Gruppe von italischen Söldnern in Messina, zur Hilfe kamen. Die Kriegsentscheidung fiel letztendlich auf See, auch wenn es zu Kämpfen auf Sizilien und in Nordafrika kam. Die Römer fürchteten die schnellen, seetüchtigen und gut bewaffneten karthagischen Kriegsschiffe, die die Griechen Penteren und die Römer Quinqueremen nannten. Erst als ein karthagisches Schiff vor Italien strandete, konnten die Römer durch Nachbau der karthagischen Schiffe technologisch gleichziehen. Da die Römer zugleich die Schiffe mit Enterbrücken (Corvus) ausrüsteten und mit Fußsoldaten bemannten, waren sie im Kampf den Karthagern dann sogar überlegen. Nachdem die Römer die karthagische Flotte in der Schlacht bei den Ägatischen Inseln vernichtend geschlagen hatten, musste Karthago 241 v. Chr. Sizilien, später auch Sardinien und Korsika, an Rom abtreten.
In der Folgezeit versuchte Karthago seinen Machtbereich in Spanien auszuweiten. Infolge dieser Expansion wurde ein Vertrag zwischen dem karthagischen Feldherren Hasdrubal und Rom geschlossen, in dem sich dieser verpflichtete, nicht in kriegerischer Absicht den Iber zu übertreten.[1] Aus welchen Motiven Rom diesen sog. Hasdrubal- bzw. Feldherrenvertrag schließen wollte, ist aufgrund der Quellenlage umstritten. Aufgrund des Bruches dieses Vertrages durch Hannibal erklärte Rom Karthago den Krieg.[2] Der Feldherr Hannibal überquerte mit 38.000 Soldaten und 37 Kriegselefanten die Alpen (→ Hannibals Alpenüberquerung) und fiel in Italien ein, wo er den Römern in der Schlacht am Trasimener See und in der Schlacht von Cannae schwere Niederlagen zufügte. Obwohl zahlreiche italische Bundesgenossen Roms die Seiten gewechselt hatten, konnte Hannibal, vom Nachschub abgeschnitten, Rom nicht ernsthaft gefährden. Unter Scipio Africanus dem Älteren erzielten die Römer Erfolge in Spanien. 204 v. Chr. landete Scipio schließlich in Nordafrika und zwang damit Hannibal zur Rückkehr. In der Schlacht von Zama wurde Karthago entscheidend besiegt. 201 v. Chr. musste sich Karthago einem harten Friedensvertrag fügen. Es musste Spanien an die Römer abtreten, seine Kriegsflotte aufgeben, Tribute zahlen und durfte nur noch mit der Genehmigung Roms Kriege führen. Damit hatte Karthago seinen Status als Großmacht verloren.
Karthago erholte sich zwar wirtschaftlich von der Kriegsniederlage, musste sich aber in der Folgezeit mit der aggressiven Expansion der benachbarten Numider unter König Massinissa auseinandersetzen. Nach Plünderungen Massinissas auf karthagischem Gebiet schlug Karthago 150 v. Chr. zurück, was Rom einen Vorwand lieferte, Karthago im Dritten Punischen Krieg (149–146 v. Chr.) endgültig zu zerstören.
Siehe auch: Punische Kriege
Berühmte Karthager
Hanno, Himilkon, Hamilkar, Hannibal, Hasdrubal
Adherbal, Hannibal Gisko
Publius Terentius Afer, römischer Dichter; Sophonisbe
Siehe auch: Liste der Herrscher Karthagos, Phönizier
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Lage von Karthago und karthagischer Machtbereich um 264 v. Chr.
Gründung der Stadt Karthago
Karthago wurde im 8. oder 9. Jahrhundert v. Chr. von phönizischen Siedlern aus Tyros gegründet. Die frühesten archäologischen Funde belaufen sich auf 760 v. Chr. In Abgrenzung zur älteren Utica nannten sie die Stadt Qart-Hadašt, was „neue Stadt“ bedeutet. Die antike Überlieferung datiert die Gründung Karthagos auf das Jahr 814 v. Chr. Die ersten archäologischen Funde lassen sich auf frühestens 760 v. Chr. datieren, weshalb einige Historiker diese literarische Tradition ablehnen.
Die Gründungslegende
Die Gründungslegende Karthagos berichtet, wie die phönizische Prinzessin Elissa (bei den Römern als Dido bekannt), die Schwester des tyrischen Königs Pygmalion, vor ihrem machtgierigen Bruder floh und an der afrikanischen Küste landete. Der ortsansässige Häuptling versprach ihr soviel Land, wie sie mit einer Kuhhaut umspannen könne. Dido schnitt daraufhin die Kuhhaut in hauchdünne Streifen, legte sie aneinander und konnte so ein großes Stück Land markieren. Dieser Küstenstreifen bildete, so die Legende, die Byrsa, die Keimzelle Karthagos. Nach der Gründung Karthagos habe sich Elissa selbst auf einem Scheiterhaufen geopfert, um der Stadt Wohlstand zu garantieren. Nach Vergils Aeneis besuchte Aeneas, der sagenhafte Stammvater der Römer, Dido in Karthago. Das Epos schildert, wie Dido sich in Aeneas verliebt. Als dieser auf Geheiß des Jupiter abreist, tötet Dido sich selbst auf einem Scheiterhaufen. Doch zuvor schwört sie Rache und schafft so die Grundlage für den späteren Konflikt zwischen Rom und Karthago.
Aufstieg des Karthagischen Reiches
Die ersten zwei Jahrhunderte war Karthago noch von seiner Mutterstadt Tyros abhängig. Es kam in dieser Zeit immer wieder zu Auswanderungswellen aufgrund diverser Kriegswirren im Mutterland. Als das phönizische Mutterland 539 v. Chr. von den Persern erobert wurde, löste sich Karthago vom Einfluss Tyros’. Die phönizischen Städte waren wegen des persischen Einflusses nicht mehr in der Lage, den Schutz ihrer Kolonien in Übersee zu garantieren. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Karthago bereits eine beachtliche eigene Flotte aufgebaut. Daher konnte Karthago ab 539 v. Chr. die Führungsrolle über die phönizischen Städte des westlichen Mittelmeers übernehmen und entwickelte sich zu einer bedeutenden See- und Handelsmacht.
Die punischen Seefahrer unternahmen weite Entdeckungsreisen. Im 5. Jahrhundert v. Chr. erkundete der Admiral Hanno die afrikanische Westküste und gelangte wohl bis zum Golf von Guinea. Nach dem kräftezehrenden Peloponnesischen Krieg (Ende 411 v. Chr.), in dem auch Syrakus beteiligt war, nutzten die Karthager die Schwäche der sizilischen Griechen zu folgenreicher Expansion. Ab 409 v. Chr. eroberten die Karthager, ausgehend von den westlichen Stützpunkten auf Sizilien, Drepana (Trapani), Panormos (Palermo), Eryx (Eriche) und Solus (Solunto), weitere Gebiete dieser Insel.
Unter Mago I. und seinen Nachfolgern, den Magoniden, begann Karthago eine koloniale Expansionspolitik. Die Karthager gründeten Kolonien auf den Balearen (Ibiza 654 v. Chr.), Korsika, Sardinien und an der nordafrikanischen Küste und sie übernahmen die phönizischen Kolonien an der südöstlichen Küste Spaniens, wo viele Bodenschätze erschlossen wurden, aber auch landwirtschaftliche Produkte hatten dort große wirtschaftliche Bedeutung. Südostspanien dürfte als Kornkammer sogar Sizilien übertroffen haben. Produkte wurden sogar ins Römische Reich exportiert.
Die Karthager zerstörten das legendäre Reich von Tartessos, das am Unterlauf des Guadalquivir (Baetis) lag, und sperrten zeitweilig die Meerenge von Gibraltar für griechische Schiffe. Jedes griechische Schiff wurde gerammt und versenkt. Cossyra (Pantelleria), Malta (das die Phönizier Malet, die Römer Melite nannten) und Sizilien hatten als Stützpunkte für die Sicherung der Handelswege außerordentliche Bedeutung. Die Expansion führte die Karthager entlang der nordwestlichen afrikanischen Küste bis zu den Kanarischen Inseln, aber auch zu den Azoren im Zentralatlantik. Ein Erreichen der amerikanischen Küste gilt als unwahrscheinlich.
Konflikt mit den Griechen
Die größte Bedrohung für den Aufbau eines karthagischen Imperiums waren die griechischen Kolonien, vornehmlich Nikaia (Nizza) und Syrakus. Im Jahre 435 v. Chr. erzwangen die Karthager/Punier in Allianz mit den Etruskern eine Seeschlacht gegen die Phokäer, die Alalia gegründet hatten. Die Phokäer wurden vertrieben und Alalia wurde etruskisch. 480 v. Chr. führten die Karthager erstmals einen Feldzug gegen Gelon, den Tyrannen von Syrakus, der versuchte, die Insel unter seine Kontrolle zu bringen. Eine Seeschlacht 480 v. Chr. bei Himera verloren die Karthager vernichtend. Im selben Jahr fand die berühmte Schlacht von Salamis zwischen Persern, auf deren Seite phönizische Schiffe eingesetzt wurden, und einer geeinten griechischen Flotte statt. Die Griechen schlugen die persische Flotte.
Bei Ephoros von Kyme taucht die Behauptung auf, dass sich die Karthager mit dem Perserkönig Xerxes I., der im gleichen Jahr einen Feldzug gegen Athen und Sparta führte, verbündet hätten, doch ist dies wenigstens zweifelhaft und womöglich eine Beurteilung ex eventu; am wahrscheinlichsten dürfte sein, dass die Punier auf die Ausschaltung ihrer alten Rivalen aus waren. Die Offensive der Punier auf Sizilien scheiterte jedoch, als das von Hamilkar geführte karthagische Heer in der Schlacht bei Himera besiegt wurde. 474 v. Chr. ging eine weitere Schlacht vor Kyme (Cumae) gegen eine griechisch-sizilische Flotte, geführt von Syrakus, verloren. Die vernichtende Niederlage beendete die aggressive Expansion Karthagos im zentralen Mittelmeer für Jahrzehnte. In der Folgezeit konzentrierte sich Karthago darauf, die territoriale Kontrolle in Nordafrika auszubauen. Gleichzeitig fokussierte sich der Handel mehr auf den westlichen Mittelmeerraum.
409 v. Chr. versuchte das Karthagische Reich erneut unter Hannibal Mago Sizilien zu erobern, während Syrakus in den Peloponnesischen Krieg verwickelt war. Ausgehend von ihren westlichen sizilianischen Stützpunkten drangen die Karthager nach Osten vor. Sie konnten Selinus, Himera, sowie Acragas (Agrigent), Gela und Henna (Enna) unter ihre Kontrolle bringen. Sie kämpften sich bis zu einem Fluss vor, der ebenfalls Himera genannt wurde (heute Salso, mündet beim südlichen Licata ins Mittelmeer). Der Fluss Himera teilt die Insel geographisch in eine westliche und eine östliche Hälfte. Dieser Fluss galt daher lange als Demarkationslinie zwischen dem Karthagischen Reich und Syrakus. Ein Feldzug gegen Syrakus im Jahr 405 v. Chr. misslang, weil das karthagische Heer durch eine Epidemie, der auch Hannibal Mago zum Opfer fiel, geschwächt wurde. Karthago und Syrakus unterzeichneten einen Friedensvertrag, der jedoch bereits 398 v. Chr. von Dionysios I., dem neuen Tyrannen von Syrakus, gebrochen wurde. 397 v. Chr. gründete Dionysios die Stadt Tyndaris an der nordöstlichen Küste Siziliens als Bollwerk vor der karthagischen Expansion. Die Karthager schlugen Dionysios’ Angriff zurück, eroberten Messina und belagerten daraufhin wieder erfolglos Syrakus. Letztendlich blieb durch die Aufnahme der griechischen Städte in seinen Machtbereich Karthago einem durchaus gewünschten starken kulturellen Einfluss ausgesetzt.
Ein dritter Krieg gegen Syrakus folgte 315 v. Chr., als Agathokles von Syrakus die karthagischen Besitzungen auf Sizilien angriff. Der Gegenschlag Karthagos war erfolgreich; Die Karthager eroberten den größten Teil der Insel und belagerten Syrakus erneut. 310 v. Chr. fasste Agathokles den verzweifelten Entschluss, die Blockade zu durchbrechen und mit Hilfe griechischer Söldner, die der Makedone Ophellas geworben hatte, den Feind in Afrika anzugreifen. Karthago musste sein Heer aus Sizilien zurückrufen und schlug Agathokles’ Expeditionsheer. Dennoch konnte Agathokles einen Friedensvertrag aushandeln, der ihm die Herrschaft über den östlichen Teil Siziliens sicherte.
Konflikt mit Rom – die drei Punischen Kriege
Westlicher Mittelmeerraum 279 vor Christus
In zwei Verträgen aus den Jahren 348 v. Chr. und 306 v. Chr. grenzten Karthago und das aufstrebende Rom ihre Interessensphären ab. Die Karthager verpflichteten sich darin, sich aus Italien fernzuhalten, während die Römer dafür den Karthagern Sizilien überließen. Die Expansion Roms und Interessenkonflikte um Sizilien führte zu einem Konflikt der beiden Mächte, der in den drei Punischen Kriegen ausgetragen wurde.
Der Erste Punische Krieg (264–241 v. Chr.) begann, als die Römer den Mamertinern, einer Gruppe von italischen Söldnern in Messina, zur Hilfe kamen. Die Kriegsentscheidung fiel letztendlich auf See, auch wenn es zu Kämpfen auf Sizilien und in Nordafrika kam. Die Römer fürchteten die schnellen, seetüchtigen und gut bewaffneten karthagischen Kriegsschiffe, die die Griechen Penteren und die Römer Quinqueremen nannten. Erst als ein karthagisches Schiff vor Italien strandete, konnten die Römer durch Nachbau der karthagischen Schiffe technologisch gleichziehen. Da die Römer zugleich die Schiffe mit Enterbrücken (Corvus) ausrüsteten und mit Fußsoldaten bemannten, waren sie im Kampf den Karthagern dann sogar überlegen. Nachdem die Römer die karthagische Flotte in der Schlacht bei den Ägatischen Inseln vernichtend geschlagen hatten, musste Karthago 241 v. Chr. Sizilien, später auch Sardinien und Korsika, an Rom abtreten.
In der Folgezeit versuchte Karthago seinen Machtbereich in Spanien auszuweiten. Infolge dieser Expansion wurde ein Vertrag zwischen dem karthagischen Feldherren Hasdrubal und Rom geschlossen, in dem sich dieser verpflichtete, nicht in kriegerischer Absicht den Iber zu übertreten.[1] Aus welchen Motiven Rom diesen sog. Hasdrubal- bzw. Feldherrenvertrag schließen wollte, ist aufgrund der Quellenlage umstritten. Aufgrund des Bruches dieses Vertrages durch Hannibal erklärte Rom Karthago den Krieg.[2] Der Feldherr Hannibal überquerte mit 38.000 Soldaten und 37 Kriegselefanten die Alpen (→ Hannibals Alpenüberquerung) und fiel in Italien ein, wo er den Römern in der Schlacht am Trasimener See und in der Schlacht von Cannae schwere Niederlagen zufügte. Obwohl zahlreiche italische Bundesgenossen Roms die Seiten gewechselt hatten, konnte Hannibal, vom Nachschub abgeschnitten, Rom nicht ernsthaft gefährden. Unter Scipio Africanus dem Älteren erzielten die Römer Erfolge in Spanien. 204 v. Chr. landete Scipio schließlich in Nordafrika und zwang damit Hannibal zur Rückkehr. In der Schlacht von Zama wurde Karthago entscheidend besiegt. 201 v. Chr. musste sich Karthago einem harten Friedensvertrag fügen. Es musste Spanien an die Römer abtreten, seine Kriegsflotte aufgeben, Tribute zahlen und durfte nur noch mit der Genehmigung Roms Kriege führen. Damit hatte Karthago seinen Status als Großmacht verloren.
Karthago erholte sich zwar wirtschaftlich von der Kriegsniederlage, musste sich aber in der Folgezeit mit der aggressiven Expansion der benachbarten Numider unter König Massinissa auseinandersetzen. Nach Plünderungen Massinissas auf karthagischem Gebiet schlug Karthago 150 v. Chr. zurück, was Rom einen Vorwand lieferte, Karthago im Dritten Punischen Krieg (149–146 v. Chr.) endgültig zu zerstören.
Siehe auch: Punische Kriege
Berühmte Karthager
Hanno, Himilkon, Hamilkar, Hannibal, Hasdrubal
Adherbal, Hannibal Gisko
Publius Terentius Afer, römischer Dichter; Sophonisbe
Siehe auch: Liste der Herrscher Karthagos, Phönizier
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