Hoherpriester
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Hoherpriester
Hoherpriester (auch Hohepriester; selten Hoher Priester) bezeichnet überwiegend das höchste priesterliche Amt. In der sumerischen, babylonischen und altägyptischen Religion wurde dieses Amt von einem männlichen oder weiblichen Priester ausgeübt (siehe auch: Hohepriesterin). Hintergrund bildete die mythologische Vorstellung der Heiligen Hochzeit, in der beide Priesterämter den männlichen und weiblichen Hauptgott repräsentierten. Seit dem Ende des neubabylonischen Reichs sind keine weiblichen Hohepriester mehr belegt.
Im Judentum gilt die Bezeichnung Hohepriester in der Zeit des Jerusalemer Tempels als religiöser Titel (hebräisch: Kohen Gadol כהן גדול, wörtlich „großer Priester“). Der folgende Artikel thematisiert hauptsächlich die Bedeutung des Wortes innerhalb der biblischen Überlieferung und der jüdischen Geschichte.
Schreibweise
In den deutschen Bibelübersetzungen wie meist auch in der Fachliteratur findet sich der Begriff zusammen geschrieben, jedoch in den Wortbestandteilen gebeugt wie ein getrennt geschriebenes Wort (Akkusativ: den Hohenpriester; Genitiv: des Hohenpriesters). Orthographisch richtig ist bei Zusammenschreibung die Beugung des substantivischen Wortbestandteils (Akkusativ: den Hohepriester; Genitiv: des Hohepriesters). Die orthographisch ebenfalls korrekte Getrenntschreibung des Wortes (Akkusativ: den Hohen Priester; Genitiv: des Hohen Priesters) ist in diesem Zusammenhang ungebräuchlich.
Der Hohepriester in der Bibel
Zeichnung eines Hohepriesters in der Amtstracht
In der Bibel wird der Hohepriester häufig erwähnt. Als solcher erhält bereits der König Melchisedech vom späteren Patriarchen Abraham den Zehnt als freiwillige Abgabe (1. Mose 14,18ff EU). Als Hoherpriester gilt nach alttestamentlicher Überlieferung auch Aaron, der Bruder des Moses. Er wird von JHWH selbst zum obersten Priester ausersehen (vgl. 2. Mose 28 EU).
Aus anderen historischen Quellen lässt sich der Hohepriester seit 520 v. Chr. nachweisen. Im Alten Testament bezeichnen mehrere Bibelstellen und Prophezeiungen den Messias als Priesterkönig und wahren Hohenpriester - etwa in 1. Mose 14,18 und 2. Mose 28,1 (siehe auch Hebräer 4,7 EU) oder im Psalm 110 EU.
Auch das Neue Testament nimmt mehrmals auf den Hohenpriester Bezug. Nach Darstellung der Evangelien ist es der Hohepriester Kajaphas, der Jesus verhört, ehe er ihn an Pontius Pilatus übergibt.
Im Neuen Testament wird der Begriff teilweise in erweiterter Bedeutung verwendet: auch die ehemaligen Hohenpriester (z. B. Hannas) und hohe Mitglieder der vornehmen fünf Priesterfamilien bzw. Leviten, aus denen diese ursprünglich stammten, werden als Hohepriester bezeichnet (vgl. Apostelgeschichte Kap. 4,6 EU ; in Kap. 5-19 allerdings nicht mehr).
Gemäß Kapitel 7 EU des Hebräerbriefes läuft das levitische Priestertum im Neuen Bund aus und Jesus gilt als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks:
„Da wir nun einen erhabenen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat: Jesus, den Sohn Gottes … nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat.“ (Heb 4,14-16 EU).
Funktion des Hohenpriesters
Darstellung eines Hohepriesters und zweier Leviten am Jerusalemer Tempel zur Zeit des Königreichs Juda
Bis in die Zeit der römischen Herrschaft hatte der Hohepriester sein Amt bis an sein Lebensende inne; das Amt selbst war erblich. Die Römer unterbrachen diese Linie, indem sie den Hohenpriester benannten und auch absetzten.
Im Bereich der Religion hatte der Hohepriester die zentrale Funktion. In allen Fragen der Religion, der Priesterschaft und des Gottesdienstes hatte er die oberste Aufsicht und Weisung. Er musste eine besondere kultische Reinheit wahren und war der einzige, der einmal im Jahr zu Jom Kippur (Versöhnungstag) das Allerheiligste des Tempels betreten durfte. Dort empfing er stellvertretend für das Volk die Vergebung Gottes. Im Jahreslauf brachte er die wichtigsten Opfer dar.
Seit der Zeit der Makkabäer war der Hohepriester gleichzeitig auch der oberste politische Führer. Er war Vorsitzender des Hohen Rates oder Sanhedrin (Synedrion). Dieser Rat war der höchste jüdische Gerichtshof und die wichtigste politische Institution, die selbst unter der Herrschaft der Römer noch über erhebliche Autonomie verfügte. Für die Besatzungsmacht war der Hohepriester damit der zentrale Ansprechpartner.
In einem der letzten Bücher des Alten Testaments, dem Ersten Buch der Makkabäer heißt es dazu (1 Makk 14,41-44 EU):
„Darum beschlossen die Juden und ihre Priester, Simeon solle für immer ihr Anführer und Hoherpriester sein, bis ein wahrer Prophet auftrete.
Auch solle er ihr Befehlshaber sein und für das Heiligtum Sorge tragen; durch ihn seien die Beamten zu ernennen für die Arbeiten am Tempel, für das Land, das Heer und die Festungen.
[Er solle für das Heiligtum Sorge tragen.] Alle hätten ihm zu gehorchen. Jede Urkunde im Land müsse in seinem Namen ausgestellt werden. Auch dürfe er sich in Gold und Purpur kleiden.
Keinem aus dem Volk oder aus der Priesterschaft sei es erlaubt, eine dieser Bestimmungen außer Kraft zu setzen, gegen seine Anordnungen zu verstoßen, ohne seine Erlaubnis im Land eine Versammlung einzuberufen, Purpur zu tragen oder eine goldene Spange anzulegen.“
Nach der Zerstörung des Tempels (70 n. Chr.)
Nach dem großen Jüdischen Aufstand zerstörten die Römer im Jahr 70 den Jerusalemer Tempel und damit das kultische Zentrum des Judentums. Der Tempelkult und die kultische Rolle des Hohenpriesters hatten über die Tempelzerstörung hinaus keinen Bestand. Doch schon vorher trachtete Rom, den Einfluss der Oberpriester zu begrenzen. Eine Analyse zur Verhaftung des Paulus schreibt: Deshalb wurde ihm das Anlegen der hohenpriesterlichen Amtstracht nur an bestimmten hohen Feiertagen erlaubt. Ferner ließ man einen Hohenpriester nie sehr lange auf seinem Posten, sondern wechselte häufiger, damit er nicht allzu großes Ansehen erlangen konnte.
Die alten kultischen Formen wurden nicht weitergeführt, der Vorsitz des Sanhedrins wurde von einem Patriarchen übernommen. In der weiteren Entwicklung des Judentums ging die führende Rolle auf die Schriftgelehrten bzw. die Pharisäer über. Die heutige Funktion eines Oberrabbiners hat jedoch mit jener eines früheren Hohepriesters nur wenig gemeinsam.
Die von den Päpsten verwendete Selbstbezeichnung Summus pontifex knüpft zwar an den Begriff des Hohenpriesters an, zugleich bedeutet die Bezugnahme auf römisch-rechtliche Kategorien (Pontifex Maximus) eine klare Distanzierung vom israelitischen Priesterbegriff. Als vicarius Christi verweist der Papst, und mit ihm die gesamte Priesterschaft, auf Jesus Christus als einzigen Priester (Mittler zwischen Gott und den Menschen) des Neuen Bundes.
Siehe auch
Liste der Hohenpriester von Israel in herodianischer Zeit
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Im Judentum gilt die Bezeichnung Hohepriester in der Zeit des Jerusalemer Tempels als religiöser Titel (hebräisch: Kohen Gadol כהן גדול, wörtlich „großer Priester“). Der folgende Artikel thematisiert hauptsächlich die Bedeutung des Wortes innerhalb der biblischen Überlieferung und der jüdischen Geschichte.
Schreibweise
In den deutschen Bibelübersetzungen wie meist auch in der Fachliteratur findet sich der Begriff zusammen geschrieben, jedoch in den Wortbestandteilen gebeugt wie ein getrennt geschriebenes Wort (Akkusativ: den Hohenpriester; Genitiv: des Hohenpriesters). Orthographisch richtig ist bei Zusammenschreibung die Beugung des substantivischen Wortbestandteils (Akkusativ: den Hohepriester; Genitiv: des Hohepriesters). Die orthographisch ebenfalls korrekte Getrenntschreibung des Wortes (Akkusativ: den Hohen Priester; Genitiv: des Hohen Priesters) ist in diesem Zusammenhang ungebräuchlich.
Der Hohepriester in der Bibel
Zeichnung eines Hohepriesters in der Amtstracht
In der Bibel wird der Hohepriester häufig erwähnt. Als solcher erhält bereits der König Melchisedech vom späteren Patriarchen Abraham den Zehnt als freiwillige Abgabe (1. Mose 14,18ff EU). Als Hoherpriester gilt nach alttestamentlicher Überlieferung auch Aaron, der Bruder des Moses. Er wird von JHWH selbst zum obersten Priester ausersehen (vgl. 2. Mose 28 EU).
Aus anderen historischen Quellen lässt sich der Hohepriester seit 520 v. Chr. nachweisen. Im Alten Testament bezeichnen mehrere Bibelstellen und Prophezeiungen den Messias als Priesterkönig und wahren Hohenpriester - etwa in 1. Mose 14,18 und 2. Mose 28,1 (siehe auch Hebräer 4,7 EU) oder im Psalm 110 EU.
Auch das Neue Testament nimmt mehrmals auf den Hohenpriester Bezug. Nach Darstellung der Evangelien ist es der Hohepriester Kajaphas, der Jesus verhört, ehe er ihn an Pontius Pilatus übergibt.
Im Neuen Testament wird der Begriff teilweise in erweiterter Bedeutung verwendet: auch die ehemaligen Hohenpriester (z. B. Hannas) und hohe Mitglieder der vornehmen fünf Priesterfamilien bzw. Leviten, aus denen diese ursprünglich stammten, werden als Hohepriester bezeichnet (vgl. Apostelgeschichte Kap. 4,6 EU ; in Kap. 5-19 allerdings nicht mehr).
Gemäß Kapitel 7 EU des Hebräerbriefes läuft das levitische Priestertum im Neuen Bund aus und Jesus gilt als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks:
„Da wir nun einen erhabenen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat: Jesus, den Sohn Gottes … nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat.“ (Heb 4,14-16 EU).
Funktion des Hohenpriesters
Darstellung eines Hohepriesters und zweier Leviten am Jerusalemer Tempel zur Zeit des Königreichs Juda
Bis in die Zeit der römischen Herrschaft hatte der Hohepriester sein Amt bis an sein Lebensende inne; das Amt selbst war erblich. Die Römer unterbrachen diese Linie, indem sie den Hohenpriester benannten und auch absetzten.
Im Bereich der Religion hatte der Hohepriester die zentrale Funktion. In allen Fragen der Religion, der Priesterschaft und des Gottesdienstes hatte er die oberste Aufsicht und Weisung. Er musste eine besondere kultische Reinheit wahren und war der einzige, der einmal im Jahr zu Jom Kippur (Versöhnungstag) das Allerheiligste des Tempels betreten durfte. Dort empfing er stellvertretend für das Volk die Vergebung Gottes. Im Jahreslauf brachte er die wichtigsten Opfer dar.
Seit der Zeit der Makkabäer war der Hohepriester gleichzeitig auch der oberste politische Führer. Er war Vorsitzender des Hohen Rates oder Sanhedrin (Synedrion). Dieser Rat war der höchste jüdische Gerichtshof und die wichtigste politische Institution, die selbst unter der Herrschaft der Römer noch über erhebliche Autonomie verfügte. Für die Besatzungsmacht war der Hohepriester damit der zentrale Ansprechpartner.
In einem der letzten Bücher des Alten Testaments, dem Ersten Buch der Makkabäer heißt es dazu (1 Makk 14,41-44 EU):
„Darum beschlossen die Juden und ihre Priester, Simeon solle für immer ihr Anführer und Hoherpriester sein, bis ein wahrer Prophet auftrete.
Auch solle er ihr Befehlshaber sein und für das Heiligtum Sorge tragen; durch ihn seien die Beamten zu ernennen für die Arbeiten am Tempel, für das Land, das Heer und die Festungen.
[Er solle für das Heiligtum Sorge tragen.] Alle hätten ihm zu gehorchen. Jede Urkunde im Land müsse in seinem Namen ausgestellt werden. Auch dürfe er sich in Gold und Purpur kleiden.
Keinem aus dem Volk oder aus der Priesterschaft sei es erlaubt, eine dieser Bestimmungen außer Kraft zu setzen, gegen seine Anordnungen zu verstoßen, ohne seine Erlaubnis im Land eine Versammlung einzuberufen, Purpur zu tragen oder eine goldene Spange anzulegen.“
Nach der Zerstörung des Tempels (70 n. Chr.)
Nach dem großen Jüdischen Aufstand zerstörten die Römer im Jahr 70 den Jerusalemer Tempel und damit das kultische Zentrum des Judentums. Der Tempelkult und die kultische Rolle des Hohenpriesters hatten über die Tempelzerstörung hinaus keinen Bestand. Doch schon vorher trachtete Rom, den Einfluss der Oberpriester zu begrenzen. Eine Analyse zur Verhaftung des Paulus schreibt: Deshalb wurde ihm das Anlegen der hohenpriesterlichen Amtstracht nur an bestimmten hohen Feiertagen erlaubt. Ferner ließ man einen Hohenpriester nie sehr lange auf seinem Posten, sondern wechselte häufiger, damit er nicht allzu großes Ansehen erlangen konnte.
Die alten kultischen Formen wurden nicht weitergeführt, der Vorsitz des Sanhedrins wurde von einem Patriarchen übernommen. In der weiteren Entwicklung des Judentums ging die führende Rolle auf die Schriftgelehrten bzw. die Pharisäer über. Die heutige Funktion eines Oberrabbiners hat jedoch mit jener eines früheren Hohepriesters nur wenig gemeinsam.
Die von den Päpsten verwendete Selbstbezeichnung Summus pontifex knüpft zwar an den Begriff des Hohenpriesters an, zugleich bedeutet die Bezugnahme auf römisch-rechtliche Kategorien (Pontifex Maximus) eine klare Distanzierung vom israelitischen Priesterbegriff. Als vicarius Christi verweist der Papst, und mit ihm die gesamte Priesterschaft, auf Jesus Christus als einzigen Priester (Mittler zwischen Gott und den Menschen) des Neuen Bundes.
Siehe auch
Liste der Hohenpriester von Israel in herodianischer Zeit
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