** Rhenus **
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** Rhenus **
Rhenus ist als Flussgott die Personifikation des gleichnamigen Flusses, des heutigen Rheins (lateinisch Rhenus, keltisch Rênos, zu ie. H1reiH-, „rinnen, fließen“). In Inschriften wird er auch Rhenus Pater („Vater Rhein“) genannt und mit dem römischen Wassergott Neptunus in Verbindung gebracht. Neben der ebenfalls behornten Gottheit der Donau (Danuvius) wird Rhenus als stiergestaltiger (?) „Vater aller Nymphen und Flüsse“ (Nympharum pater amniumque, Martial)[1] beschrieben.[2] Wegen seiner Hörner wurde er von den Römern „zwiegehörnter Rhenus“ (Rhenus bicornis, Vergil) oder – als Allegorie auf die römische Unterwerfung der „Barbarenvölker“ am Rhein – „Rhenus mit den gebrochenen Hörnern“ (Rhenus cornibus fractis, Ovid) genannt.[3]
Vater Rhein“ als Brunnenfigur im Hortus Palatinus, zwischen 1614 und 1620
Mehrmals berichten auch spätantike und byzantinische Autoren, dass die Kelten und Germanen Neugeborene ins kalte Wasser des Rheins tauchten, um zu schauen, ob sie ehelich sind, oder auch nur, um sie abzuhärten.[4] Berichtet wird ferner, dass Römer, Kelten und Germanen ihren Flussgöttern opferten.[5]
Neuzeitliche Darstellung des Rhenus aus dem Jahr 1750
Römerzeitliche Weihesteine
Mehrere römerzeitliche Weihesteine sind bis heute gefunden worden, die den Rhenus nennen:
Fundort Land Verzeichnis Inschrift
Eschenz, Tasgætium Schweiz CIL 13, 5255 [F]LVM RHENO PRO SALVTE ...
Straßburg, Argentorate Frankreich AE 1969/70, 434 RHENO PATRI[6]
Remagen, Rigomagus Deutschland CIL 13, 7790 IOM ET GENIO LOCI ET RHENO ..
Remagen, Rigomagus Deutschland CIL 13, 7791 IOM […] GENIO LOCI [FL]VMINI RHE[NO] ...
Vechten, Fectio Niederlande CIL 13, 8810 IOM DIS PATRIIS ET PRAESIDIBVS HVIVS LOCI OCEANIQUE ET RENO
Vechten, Fectio Niederlande CIL 13, 8811 ... IVNONI REGINAE ET MINERVAE SANCTAE GENIO HVIVSQUE LOCI NEPTVNO OCEANO ET RHENO DIS OMNIBVS DEABVSQUE ...
Barocke Skulptur des „Vaters Rhein“ im Park des Schlosses Schwetzingen, 18. Jahrhundert
Fries des Museum an der Augustinergasse in Basel: Die allegorische Baseler Stadtgöttin Basilea, rechts neben ihr der Gott Rhenus, um 1849
„Vater Rhein“ als populäres und politisches Motiv
Das Motiv des „Vaters Rhein“ wurde im Zuge der Rheinromantik vielfach aufgegriffen,[7] so etwa im 19. Jahrhundert von Karl Janssen und Josef Tüshaus im Denkmal Vater Rhein und seine Töchter, im Wrangelbrunnen von Hugo Hagen, im Niederwalddenkmal von Johannes Schilling, im Vater-Rhein-Brunnen von Adolf von Hildebrand, als Kleinplastik im Tafelaufsatz Vater Rhein von Ludwig Brunow zur Hochzeit des deutschen Kronprinzen Wilhelm oder in einem Fries der 1880 geschaffenen Nibelungengrotte im Park der Villa Hammerschmidt.
Nationalromantische Symbolik im Niederwalddenkmal: In der unten dargestellten Figurengruppe überreicht „Vater Rhein“ seiner Tochter, der Mosel, das Wächterhorn.
1810 bis 1812 schrieb Clemens Brentano Die Mährchen vom Rhein, vier Erzählungen, in denen die fiktiven Erzähler den „Vater Rhein“ mit je einem Märchen unterhalten, um geliebte Menschen zurückzuerhalten, die im Rhein ertrunken und versunken sind. Die Rheinmärchen wurden erst 1846 veröffentlicht.
Im satirischen Versepos Deutschland. Ein Wintermärchen (1844) ließ Heinrich Heine in Anspielung auf das ihm chauvinistisch erscheinende Rheinlied von Nikolaus Becker, das die Rheinkrise zwischen Frankreich und den Deutschen Bund reflektierte, seinen „Vater Rhein“ folgende Worte sprechen:
Zu Biberich hab ich Steine verschluckt,[8]
Wahrhaftig, sie schmecken nicht lecker!
doch schwerer liegen im Magen mir
die Verse von Niklas Becker.[9]
„Vater Rhein“ in der Apotheose des Kaisertums, Triptychon von Hermann Wislicenus in der Kaiserpfalz Goslar, um 1880
„Rhein Fluss“, Relief am Rathaus von Duisburg, Friedrich Ratzel, 1896–1902
In der Apotheose des Kaisertums, einem um 1880 geschaffenen Zentraltryptichon zur Verherrlichung der deutschen Reichsgründung 1871, nutzte der Maler Hermann Wislicenus die das Reichsadlerwappen flankierenden Personifikationen des Rheins und der Geschichte, um das Rheinland als historische Landschaft des deutschen Kaisertums symbolisch anzudeuten. 1911 schuf Emil Cauer der Jüngere die Figur des „Vaters Rhein“ für den Siegfriedbrunnen auf dem Rüdesheimer Platz in Berlin. 1912 verwendete die Rhenus Transport GmbH den Namen und das Motiv, um einen sinnbildlichen Bezug zu ihrem Gewerbe der Rheinschifffahrt zu verdeutlichen. Im Jahr 1900 komponierte Paul Lincke für seine Operette Fräulein Loreley den Festmarsch Vater Rhein.
1960 textete Heinz Korn unter humoristischer Verwendung des Vater-Rhein-Motivs den Karnevalsschlager Ich hab den Vater Rhein in seinem Bett gesehn. Mit der Zeile „Sag Good Bye dem Vater Rhein“ bemühte der DDR-Sänger Ernst Busch in seinem Lied Ami – go home! das Vater-Rhein-Motiv im Kalten Krieg, um die Vereinigten Staaten zum Abzug aus Deutschland aufzufordern.
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Vater Rhein“ als Brunnenfigur im Hortus Palatinus, zwischen 1614 und 1620
Mehrmals berichten auch spätantike und byzantinische Autoren, dass die Kelten und Germanen Neugeborene ins kalte Wasser des Rheins tauchten, um zu schauen, ob sie ehelich sind, oder auch nur, um sie abzuhärten.[4] Berichtet wird ferner, dass Römer, Kelten und Germanen ihren Flussgöttern opferten.[5]
Neuzeitliche Darstellung des Rhenus aus dem Jahr 1750
Römerzeitliche Weihesteine
Mehrere römerzeitliche Weihesteine sind bis heute gefunden worden, die den Rhenus nennen:
Fundort Land Verzeichnis Inschrift
Eschenz, Tasgætium Schweiz CIL 13, 5255 [F]LVM RHENO PRO SALVTE ...
Straßburg, Argentorate Frankreich AE 1969/70, 434 RHENO PATRI[6]
Remagen, Rigomagus Deutschland CIL 13, 7790 IOM ET GENIO LOCI ET RHENO ..
Remagen, Rigomagus Deutschland CIL 13, 7791 IOM […] GENIO LOCI [FL]VMINI RHE[NO] ...
Vechten, Fectio Niederlande CIL 13, 8810 IOM DIS PATRIIS ET PRAESIDIBVS HVIVS LOCI OCEANIQUE ET RENO
Vechten, Fectio Niederlande CIL 13, 8811 ... IVNONI REGINAE ET MINERVAE SANCTAE GENIO HVIVSQUE LOCI NEPTVNO OCEANO ET RHENO DIS OMNIBVS DEABVSQUE ...
Barocke Skulptur des „Vaters Rhein“ im Park des Schlosses Schwetzingen, 18. Jahrhundert
Fries des Museum an der Augustinergasse in Basel: Die allegorische Baseler Stadtgöttin Basilea, rechts neben ihr der Gott Rhenus, um 1849
„Vater Rhein“ als populäres und politisches Motiv
Das Motiv des „Vaters Rhein“ wurde im Zuge der Rheinromantik vielfach aufgegriffen,[7] so etwa im 19. Jahrhundert von Karl Janssen und Josef Tüshaus im Denkmal Vater Rhein und seine Töchter, im Wrangelbrunnen von Hugo Hagen, im Niederwalddenkmal von Johannes Schilling, im Vater-Rhein-Brunnen von Adolf von Hildebrand, als Kleinplastik im Tafelaufsatz Vater Rhein von Ludwig Brunow zur Hochzeit des deutschen Kronprinzen Wilhelm oder in einem Fries der 1880 geschaffenen Nibelungengrotte im Park der Villa Hammerschmidt.
Nationalromantische Symbolik im Niederwalddenkmal: In der unten dargestellten Figurengruppe überreicht „Vater Rhein“ seiner Tochter, der Mosel, das Wächterhorn.
1810 bis 1812 schrieb Clemens Brentano Die Mährchen vom Rhein, vier Erzählungen, in denen die fiktiven Erzähler den „Vater Rhein“ mit je einem Märchen unterhalten, um geliebte Menschen zurückzuerhalten, die im Rhein ertrunken und versunken sind. Die Rheinmärchen wurden erst 1846 veröffentlicht.
Im satirischen Versepos Deutschland. Ein Wintermärchen (1844) ließ Heinrich Heine in Anspielung auf das ihm chauvinistisch erscheinende Rheinlied von Nikolaus Becker, das die Rheinkrise zwischen Frankreich und den Deutschen Bund reflektierte, seinen „Vater Rhein“ folgende Worte sprechen:
Zu Biberich hab ich Steine verschluckt,[8]
Wahrhaftig, sie schmecken nicht lecker!
doch schwerer liegen im Magen mir
die Verse von Niklas Becker.[9]
„Vater Rhein“ in der Apotheose des Kaisertums, Triptychon von Hermann Wislicenus in der Kaiserpfalz Goslar, um 1880
„Rhein Fluss“, Relief am Rathaus von Duisburg, Friedrich Ratzel, 1896–1902
In der Apotheose des Kaisertums, einem um 1880 geschaffenen Zentraltryptichon zur Verherrlichung der deutschen Reichsgründung 1871, nutzte der Maler Hermann Wislicenus die das Reichsadlerwappen flankierenden Personifikationen des Rheins und der Geschichte, um das Rheinland als historische Landschaft des deutschen Kaisertums symbolisch anzudeuten. 1911 schuf Emil Cauer der Jüngere die Figur des „Vaters Rhein“ für den Siegfriedbrunnen auf dem Rüdesheimer Platz in Berlin. 1912 verwendete die Rhenus Transport GmbH den Namen und das Motiv, um einen sinnbildlichen Bezug zu ihrem Gewerbe der Rheinschifffahrt zu verdeutlichen. Im Jahr 1900 komponierte Paul Lincke für seine Operette Fräulein Loreley den Festmarsch Vater Rhein.
1960 textete Heinz Korn unter humoristischer Verwendung des Vater-Rhein-Motivs den Karnevalsschlager Ich hab den Vater Rhein in seinem Bett gesehn. Mit der Zeile „Sag Good Bye dem Vater Rhein“ bemühte der DDR-Sänger Ernst Busch in seinem Lied Ami – go home! das Vater-Rhein-Motiv im Kalten Krieg, um die Vereinigten Staaten zum Abzug aus Deutschland aufzufordern.
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