Die Berlin-Blockade
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Die Berlin-Blockade
Als Berlin-Blockade (Erste Berlin-Krise) wird die Blockade West-Berlins durch die Sowjetunion vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 bezeichnet. Als Folge dieser Blockade war eine Versorgung West-Berlins, das mitten in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) lag, durch die Westalliierten über die Land- und Wasserverbindungen nicht mehr möglich. Die Blockade war eine direkte Reaktion auf die Währungsreform in den Westzonen und den westlichen Sektoren Berlins und führte zur Versorgung West-Berlins durch die Berliner Luftbrücke.
Entfernung einer Straßensperre in der Friedrichstraße nach der Blockade (Mai 1949)
Besatzungszonen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg
Die vier Sektoren Berlins
Ostdeutsches „Neugeld“ ab 23. Juni 1948 durch Markieren alter Reichsmarknoten
Vorgeschichte
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war Deutschland durch die Alliierten in vier Besatzungszonen aufgeteilt worden. Berlin, das als Vier-Sektoren-Stadt einen Sonderstatus hatte, lag als Enklave in der sowjetischen Besatzungszone und sollte – ähnlich wie Deutschland als Ganzes durch den Alliierten Kontrollrat – gemeinsam in der hierzu geschaffenen Alliierten Kommandantur verwaltet werden. Allerdings sei die ehemalige Reichshauptstadt Berlin nach Auffassung der Sowjetunion trotzdem Bestandteil ihrer Besatzungszone gewesen.
Bei der Festlegung der Sektoren waren zunächst keine Regelungen über die Verkehrswege getroffen worden. Im November 1945 wurden dann drei Luftkorridore von Hamburg, Hannover und Frankfurt am Main aus nach Berlin vereinbart.
Nach Kriegsende schwand der Zusammenhalt der früheren Anti-Hitler-Koalition zunehmend und das Konfliktpotential zwischen den sich bildenden Blöcken trat zutage, sodass der Ost-West-Konflikt sich abzuzeichnen begann. Die Differenzen zwischen den westlichen Besatzungsmächten, den USA, Großbritannien und Frankreich einerseits und der Sowjetunion andererseits, wuchsen, bis sie sich im Frühjahr 1948 zuspitzten.
Die ab Februar 1948 unter Ausschluss der Sowjetunion abgehaltene Londoner Sechsmächtekonferenz sah unter anderem in Westdeutschland die Errichtung eines föderativen Regierungssystems vor. Da bei der Kontrollratssitzung am 20. März 1948 Marschall Sokolowski, Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD), Auskunft über erste Konferenzergebnisse verweigert wurde, stellte die SMAD ihre Mitarbeit im Alliierten Kontrollrat ein und es kam zu ersten Blockaden der Wege nach West-Berlin. Ab 31. März sollten Transporte durch den sowjetischen Sektor kontrolliert werden. Dazu wurden ab dem 1. April eine Reihe von Straßen blockiert. Die Briten und US-Amerikaner beantworteten dies ab dem 3. April mit der kleinen Luftbrücke, die ihre Garnisonen in Berlin versorgte. Am 16. Juni verließ die Sowjetunion dann auch die Berliner Alliierte Kommandantur.
Ohne Abstimmung mit der Sowjetunion wurde von den Westalliierten am 20. Juni 1948 in den zur Trizone zusammengefassten drei Westzonen eine Währungsreform durchgeführt, bei der die alte und fast wertlose Reichsmark durch die Deutsche Mark ersetzt wurde, um eine Stärkung der Wirtschaft in der Trizone zu erreichen. Vorausgegangen waren jahrelange Verhandlungen der vier Siegermächte über eine gesamtdeutsche Währungsreform, die aufgrund der unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Positionen der beiden ideologischen Blöcke zu keinem gemeinsamen Ergebnis geführt hatten. Die SMAD reagierte am 23. Juni mit dem Befehl zu einer eigenen Währungsreform in dem von ihr verwalteten Teil Deutschlands, da sie dort eine Überschwemmung mit alten Beständen der Reichsmark befürchtete. In diesem Zuge wurde der sowjetische Alleinvertretungsanspruch für Berlin unterstrichen, als sich die Einführung der neuen Währung („Deutsche Mark der Deutschen Notenbank“) nicht nur auf Ost-Berlin beschränkte, sondern auf die gesamte Stadt erweitert wurde. Heftiger Widerstand in der Westberliner Bevölkerung veranlasste die drei Westmächte, diese Anordnung für ungültig erklären zu lassen; sie kündigten noch am 23. Juni 1948 an, in den drei Berliner Westsektoren ebenfalls die D-Mark einzuführen. Als unmittelbare Antwort darauf wurden von sowjetischer Seite aus sämtliche Land- und Wasserverbindungen zwischen den westalliierten Besatzungszonen und West-Berlin für den Fahrzeugverkehr unterbrochen. Offen blieben die Luftkorridore in die Westzonen und der Personenverkehr zwischen den Berliner Westsektoren und der SBZ.
Beginn der Blockade
„Neugeld“ der SBZ ab 23. Juni 1948
Westgeld vom 20. Juni mit B-Stempel ab 24. Juni 1948
In der Nacht vom 23. Juni auf den 24. Juni 1948 gingen die Lichter in West-Berlin aus. Das Großkraftwerk Zschornewitz, welches Berlin seit Jahrzehnten mit Strom versorgte, hatte die Belieferung der Westsektoren eingestellt. Die West-Berliner Kraftwerke konnten den fehlenden Strom nicht ersetzen. Am frühen Morgen des 24. Juni folgte, nachdem es schon vorher Behinderungen des Verkehrs gegeben hatte, die Unterbrechung des gesamten Versorgungsverkehrs auf Straße und Schiene sowie der Binnenschifffahrt zwischen Berlin und den Westzonen, angeblich aufgrund von technischen Schwierigkeiten. Tatsächlich ging es der sowjetischen Besatzungsmacht jedoch darum, die Stadt von den Westzonen abzuschneiden. Da Berlin immer noch ein großes Trümmerfeld war und in West-Berlin etwa 2,2 Millionen Menschen lebten, darunter 8000 alliierte Soldaten mit ihren Angehörigen, war es vollständig von der Belieferung von außen abhängig.
Zwar hatten die Regierungen der Westmächte mit Reaktionen auf die Währungsreform gerechnet, die einen Machtanspruch über ganz Berlin untermauern sollten, die Berlin-Blockade traf sie aber weitgehend unvorbereitet. Hinzu kam, dass das Verhältnis zwischen Washington, London und Paris gespannt war, da man sich nicht auf ein gemeinsames Vorgehen in Berlin einigen konnte. Folglich gab es bis zur Blockade keine aufeinander abgestimmte Berlin-Politik der Westalliierten.
Während der Blockade
Die Sowjetunion verstärkte während der Blockade ihre Bemühungen, die Teilung Berlins voranzutreiben. Der Magistrat musste im Herbst 1948 wegen Störung der Sitzungen und dadurch einer massiven Behinderung seinen Sitz nach West-Berlin verlegen.[1] Am 17. April 1947 trat Otto Ostrowski zurück. Zu seinem Nachfolger wurde am 24. Juni 1947 Ernst Reuter gewählt; da dieser das Amt des Oberbürgermeisters aufgrund eines sowjetischen Vetos nicht antreten konnte, übernahm die SPD-Politikerin Louise Schroeder die Geschäfte des Oberbürgermeisters, wie sie es bereits seit dem Rücktritt Otto Ostrowskis ab Mai 1947 getan hatte.[2] Am 20. November trat der neugewählte West-Magistrat im Rathaus Schöneberg zusammen. Am 30. November 1948 wurde Friedrich Ebert junior, der Sohn des früheren Reichspräsidenten Friedrich Ebert, als Reaktion auf die Abspaltung des West-Magistrats zehn Tage zuvor, zum Oberbürgermeister in Ost-Berlin. Der Demokratische Magistrat hatte seinen Sitz im Roten Rathaus.
Die Blockade verhinderte den Güterverkehr zwischen West-Berlin und den westlichen Besatzungszonen, nicht jedoch den Personenverkehr. Auch die Berliner S-Bahn verkehrte ohne Einschränkungen weiter. Während der Blockade konnten die West-Berliner Bevölkerung und Firmen weiterhin in Ost-Berlin und in der SBZ einkaufen und sich dort mit Lebensmitteln, Heizmaterial und anderem versorgen. Auch Ost-Berliner nutzten die Gelegenheit und versorgten sich in West-Berlin, Kriminelle nutzten den freien Zugang zum Westteil der Stadt für Schiebergeschäfte. Die Sowjetunion versuchte, West-Berliner dazu zu bringen, sich im Osten registrieren zu lassen, um ihre Lebensmittelkarten dort einlösen zu können. Auf das Angebot gingen aber nur wenige ein.
Berliner Luftbrücke
Luftbrücke von den westlichen Besatzungszonen aus
Berliner beobachten die Landung eines „Rosinenbombers“ auf dem Flughafen Tempelhof (1948)
Die Regierungen der Westmächte standen vor der Entscheidung, Berlin aufzugeben oder in der Stadt zu bleiben. Der Militärgouverneur der amerikanischen Zone, General Lucius D. Clay, war einer der entschiedensten Befürworter eines Verbleibs in Berlin. Er war der Meinung, dass ein Zurückweichen in Berlin zu einem weiteren Vordringen der Sowjetunion führen würde, und konnte sich auf die Truman-Doktrin berufen, die als Mittel im Kampf gegen den Kommunismus diente. Clay schlug vor, mit einem bewaffneten Konvoi die Blockade zu durchbrechen. US-Präsident Harry S. Truman lehnte dies aber aufgrund des Risikos einer Kriegsprovokation ab.
Der britische Militärgouverneur Sir Brian Robertson kritisierte die Strategie Clays; er hielt die Beibehaltung der Position in Berlin langfristig für zu gefährlich, da die Sowjetunion eine Weststaatsgründung mit der Errichtung eines Staates im Osten mit einer Hauptstadt Berlin beantworten würde. Deshalb schlug er einen alternativen Plan vor, der auf der Analyse beruhte, dass sich die Sowjetunion mit der Blockade Berlins ideologisch diskreditiert hätte und die damit entstandene antikommunistische Stimmung in Deutschland für die Ziele der Westalliierten gewinnbringend genutzt werden könnten. Er sah die minimale Chance, jetzt freie Wahlen in ganz Deutschland abhalten zu können, aus denen die sozialistischen Kräfte als Verlierer hervorgehen müssten. Der als Robertson-Plan bekannte Vorschlag, den er am 20. Juli 1948 in einem geheimen Schreiben an Sir William Strang im Foreign Office formulierte, wurde nicht realisiert, er galt als zu riskant und undurchführbar. Seine Umsetzung hätte bedeutet, dass der Marshallplan in Deutschland nicht hätte akzeptiert werden können, denn die Sowjetunion hatte ihn bereits zuvor abgelehnt.
Güter für West-Berlin (Frankfurt am Main im Juli 1949)
Als militärische Machtdemonstration waren im Juli 1948 drei Groups Langstreckenbomber B-29 der US Air Force nach Europa überführt worden. Eine davon war kurzzeitig auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck in Bayern stationiert, bevor sie zu den beiden anderen nach England verlegt wurde.
Schon am 25. Juni 1948 befahl General Clay die Errichtung einer Luftbrücke. Am 26. Juni flog die erste Maschine der US-amerikanischen Luftwaffe zum Flughafen Tempelhof in Berlin und startete damit die Operation Vittles. Die Operation Plain Fare der britischen Luftwaffe folgte zwei Tage später. Die Briten nutzten unter anderem den Flugplatz Gatow und mit Wasserflugzeugen die Havel als Landeplätze. Die Franzosen errichteten für die Luftbrücke den Flughafen Tegel. Durch die Luftbrücke kamen 83 Menschen, darunter acht Deutsche, durch Abstürze oder Unfälle ums Leben.[3]
Ende der Blockade
Da die Luftbrücke die Versorgung West-Berlins dauerhaft garantierte, hob die Sowjetunion die Blockade am 12. Mai 1949 auf. Grundlage war das Jessup-Malik-Abkommen. US-Kommandant Lucius D. Clay verließ nach gelungener Mission Berlin. Zur Abschiedsfeier sprach Bürgermeister Ernst Reuter; auch der Präsident des Parlamentarischen Rates Konrad Adenauer, bald darauf der erste westdeutsche Bundeskanzler, war angereist.
Folgen der Blockade
50. Jahrestag der Beendigung der Blockade Berlins: Deutsche Sonderbriefmarke von 1999
Luftbrückendenkmal in Berlin-Tempelhof
Infolge der Blockade wurde in West-Berlin die Bevorratung von Nahrungsmitteln, Rohstoffen und anderen lebensnotwendigen Gütern für die Bevölkerung, später als Senatsreserve bezeichnet, angeordnet.
Die Blockade war ein erster Höhepunkt des Kalten Krieges. Der bereits in der Weimarer Republik angelegte antikommunistische Grundkonsens verfestigte sich im Westen durch diesen Übergriff der Sowjetunion und die solidarische Hilfe der Briten und Amerikaner für Berlin. Die Unterstützung durch die Westmächte sicherte ihnen die Dankbarkeit der Westdeutschen und förderte entscheidend einen Übergang in der Wahrnehmung: aus Besatzern wurden für die West-Berliner – „‚Insulaner‘ und Weltbürger zugleich“[4] – populäre Schutzmächte gegenüber der nun endgültig als Bedrohung wahrgenommenen Sowjetunion, gar „herzlich war der Kontakt der politischen Klasse zu den Briten, Franzosen und Amerikanern“.[4] Die Luftbrücke wurde so zum Wendepunkt der Beziehungen zwischen den besiegten Deutschen und den Westalliierten und trug insbesondere zur Verbesserung der deutsch-amerikanischen Beziehungen bei.
In Gedenken an die Luftbrücke und ihre Opfer wurde 1951 das Luftbrückendenkmal in Berlin errichtet. Seit 1985 beziehungsweise 1988 stehen auch jeweils eine Kopie am Flughafen Frankfurt am Main und am Heeresflugplatz Celle.
Berlin war noch zweimal Schauplatz eines schweren Konfliktes. 1958 stellte Chruschtschow sein Berlin-Ultimatum, in dem er die Umwandlung der Stadt zu einer so genannten Freien Stadt forderte. 1961 wurde die Berliner Mauer errichtet.
Im Schatten dieser Konfrontation wurde am 4. April 1949 in Washington ein transatlantisches Verteidigungsbündnis, die NATO, abgeschlossen. Auch die Gründung eines Weststaates, der Bundesrepublik Deutschland, die vorerst nur für den Westen Deutschlands handeln konnte, obwohl sie für Gesamtdeutschland Verantwortung trug, stand unter dem Eindruck der Berliner Blockade. Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz verkündet, das aber nach Maßgabe der Alliierten für Berlin (zunächst) nicht gelten sollte.
Siehe auch
Geschichte Berlins
Geschichte Deutschlands
Berlin-Frage
Berlin-Krise
Geschichte der Berliner S-Bahn
AlliiertenMuseum
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Entfernung einer Straßensperre in der Friedrichstraße nach der Blockade (Mai 1949)
Besatzungszonen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg
Die vier Sektoren Berlins
Ostdeutsches „Neugeld“ ab 23. Juni 1948 durch Markieren alter Reichsmarknoten
Vorgeschichte
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war Deutschland durch die Alliierten in vier Besatzungszonen aufgeteilt worden. Berlin, das als Vier-Sektoren-Stadt einen Sonderstatus hatte, lag als Enklave in der sowjetischen Besatzungszone und sollte – ähnlich wie Deutschland als Ganzes durch den Alliierten Kontrollrat – gemeinsam in der hierzu geschaffenen Alliierten Kommandantur verwaltet werden. Allerdings sei die ehemalige Reichshauptstadt Berlin nach Auffassung der Sowjetunion trotzdem Bestandteil ihrer Besatzungszone gewesen.
Bei der Festlegung der Sektoren waren zunächst keine Regelungen über die Verkehrswege getroffen worden. Im November 1945 wurden dann drei Luftkorridore von Hamburg, Hannover und Frankfurt am Main aus nach Berlin vereinbart.
Nach Kriegsende schwand der Zusammenhalt der früheren Anti-Hitler-Koalition zunehmend und das Konfliktpotential zwischen den sich bildenden Blöcken trat zutage, sodass der Ost-West-Konflikt sich abzuzeichnen begann. Die Differenzen zwischen den westlichen Besatzungsmächten, den USA, Großbritannien und Frankreich einerseits und der Sowjetunion andererseits, wuchsen, bis sie sich im Frühjahr 1948 zuspitzten.
Die ab Februar 1948 unter Ausschluss der Sowjetunion abgehaltene Londoner Sechsmächtekonferenz sah unter anderem in Westdeutschland die Errichtung eines föderativen Regierungssystems vor. Da bei der Kontrollratssitzung am 20. März 1948 Marschall Sokolowski, Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD), Auskunft über erste Konferenzergebnisse verweigert wurde, stellte die SMAD ihre Mitarbeit im Alliierten Kontrollrat ein und es kam zu ersten Blockaden der Wege nach West-Berlin. Ab 31. März sollten Transporte durch den sowjetischen Sektor kontrolliert werden. Dazu wurden ab dem 1. April eine Reihe von Straßen blockiert. Die Briten und US-Amerikaner beantworteten dies ab dem 3. April mit der kleinen Luftbrücke, die ihre Garnisonen in Berlin versorgte. Am 16. Juni verließ die Sowjetunion dann auch die Berliner Alliierte Kommandantur.
Ohne Abstimmung mit der Sowjetunion wurde von den Westalliierten am 20. Juni 1948 in den zur Trizone zusammengefassten drei Westzonen eine Währungsreform durchgeführt, bei der die alte und fast wertlose Reichsmark durch die Deutsche Mark ersetzt wurde, um eine Stärkung der Wirtschaft in der Trizone zu erreichen. Vorausgegangen waren jahrelange Verhandlungen der vier Siegermächte über eine gesamtdeutsche Währungsreform, die aufgrund der unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Positionen der beiden ideologischen Blöcke zu keinem gemeinsamen Ergebnis geführt hatten. Die SMAD reagierte am 23. Juni mit dem Befehl zu einer eigenen Währungsreform in dem von ihr verwalteten Teil Deutschlands, da sie dort eine Überschwemmung mit alten Beständen der Reichsmark befürchtete. In diesem Zuge wurde der sowjetische Alleinvertretungsanspruch für Berlin unterstrichen, als sich die Einführung der neuen Währung („Deutsche Mark der Deutschen Notenbank“) nicht nur auf Ost-Berlin beschränkte, sondern auf die gesamte Stadt erweitert wurde. Heftiger Widerstand in der Westberliner Bevölkerung veranlasste die drei Westmächte, diese Anordnung für ungültig erklären zu lassen; sie kündigten noch am 23. Juni 1948 an, in den drei Berliner Westsektoren ebenfalls die D-Mark einzuführen. Als unmittelbare Antwort darauf wurden von sowjetischer Seite aus sämtliche Land- und Wasserverbindungen zwischen den westalliierten Besatzungszonen und West-Berlin für den Fahrzeugverkehr unterbrochen. Offen blieben die Luftkorridore in die Westzonen und der Personenverkehr zwischen den Berliner Westsektoren und der SBZ.
Beginn der Blockade
„Neugeld“ der SBZ ab 23. Juni 1948
Westgeld vom 20. Juni mit B-Stempel ab 24. Juni 1948
In der Nacht vom 23. Juni auf den 24. Juni 1948 gingen die Lichter in West-Berlin aus. Das Großkraftwerk Zschornewitz, welches Berlin seit Jahrzehnten mit Strom versorgte, hatte die Belieferung der Westsektoren eingestellt. Die West-Berliner Kraftwerke konnten den fehlenden Strom nicht ersetzen. Am frühen Morgen des 24. Juni folgte, nachdem es schon vorher Behinderungen des Verkehrs gegeben hatte, die Unterbrechung des gesamten Versorgungsverkehrs auf Straße und Schiene sowie der Binnenschifffahrt zwischen Berlin und den Westzonen, angeblich aufgrund von technischen Schwierigkeiten. Tatsächlich ging es der sowjetischen Besatzungsmacht jedoch darum, die Stadt von den Westzonen abzuschneiden. Da Berlin immer noch ein großes Trümmerfeld war und in West-Berlin etwa 2,2 Millionen Menschen lebten, darunter 8000 alliierte Soldaten mit ihren Angehörigen, war es vollständig von der Belieferung von außen abhängig.
Zwar hatten die Regierungen der Westmächte mit Reaktionen auf die Währungsreform gerechnet, die einen Machtanspruch über ganz Berlin untermauern sollten, die Berlin-Blockade traf sie aber weitgehend unvorbereitet. Hinzu kam, dass das Verhältnis zwischen Washington, London und Paris gespannt war, da man sich nicht auf ein gemeinsames Vorgehen in Berlin einigen konnte. Folglich gab es bis zur Blockade keine aufeinander abgestimmte Berlin-Politik der Westalliierten.
Während der Blockade
Die Sowjetunion verstärkte während der Blockade ihre Bemühungen, die Teilung Berlins voranzutreiben. Der Magistrat musste im Herbst 1948 wegen Störung der Sitzungen und dadurch einer massiven Behinderung seinen Sitz nach West-Berlin verlegen.[1] Am 17. April 1947 trat Otto Ostrowski zurück. Zu seinem Nachfolger wurde am 24. Juni 1947 Ernst Reuter gewählt; da dieser das Amt des Oberbürgermeisters aufgrund eines sowjetischen Vetos nicht antreten konnte, übernahm die SPD-Politikerin Louise Schroeder die Geschäfte des Oberbürgermeisters, wie sie es bereits seit dem Rücktritt Otto Ostrowskis ab Mai 1947 getan hatte.[2] Am 20. November trat der neugewählte West-Magistrat im Rathaus Schöneberg zusammen. Am 30. November 1948 wurde Friedrich Ebert junior, der Sohn des früheren Reichspräsidenten Friedrich Ebert, als Reaktion auf die Abspaltung des West-Magistrats zehn Tage zuvor, zum Oberbürgermeister in Ost-Berlin. Der Demokratische Magistrat hatte seinen Sitz im Roten Rathaus.
Die Blockade verhinderte den Güterverkehr zwischen West-Berlin und den westlichen Besatzungszonen, nicht jedoch den Personenverkehr. Auch die Berliner S-Bahn verkehrte ohne Einschränkungen weiter. Während der Blockade konnten die West-Berliner Bevölkerung und Firmen weiterhin in Ost-Berlin und in der SBZ einkaufen und sich dort mit Lebensmitteln, Heizmaterial und anderem versorgen. Auch Ost-Berliner nutzten die Gelegenheit und versorgten sich in West-Berlin, Kriminelle nutzten den freien Zugang zum Westteil der Stadt für Schiebergeschäfte. Die Sowjetunion versuchte, West-Berliner dazu zu bringen, sich im Osten registrieren zu lassen, um ihre Lebensmittelkarten dort einlösen zu können. Auf das Angebot gingen aber nur wenige ein.
Berliner Luftbrücke
Luftbrücke von den westlichen Besatzungszonen aus
Berliner beobachten die Landung eines „Rosinenbombers“ auf dem Flughafen Tempelhof (1948)
Die Regierungen der Westmächte standen vor der Entscheidung, Berlin aufzugeben oder in der Stadt zu bleiben. Der Militärgouverneur der amerikanischen Zone, General Lucius D. Clay, war einer der entschiedensten Befürworter eines Verbleibs in Berlin. Er war der Meinung, dass ein Zurückweichen in Berlin zu einem weiteren Vordringen der Sowjetunion führen würde, und konnte sich auf die Truman-Doktrin berufen, die als Mittel im Kampf gegen den Kommunismus diente. Clay schlug vor, mit einem bewaffneten Konvoi die Blockade zu durchbrechen. US-Präsident Harry S. Truman lehnte dies aber aufgrund des Risikos einer Kriegsprovokation ab.
Der britische Militärgouverneur Sir Brian Robertson kritisierte die Strategie Clays; er hielt die Beibehaltung der Position in Berlin langfristig für zu gefährlich, da die Sowjetunion eine Weststaatsgründung mit der Errichtung eines Staates im Osten mit einer Hauptstadt Berlin beantworten würde. Deshalb schlug er einen alternativen Plan vor, der auf der Analyse beruhte, dass sich die Sowjetunion mit der Blockade Berlins ideologisch diskreditiert hätte und die damit entstandene antikommunistische Stimmung in Deutschland für die Ziele der Westalliierten gewinnbringend genutzt werden könnten. Er sah die minimale Chance, jetzt freie Wahlen in ganz Deutschland abhalten zu können, aus denen die sozialistischen Kräfte als Verlierer hervorgehen müssten. Der als Robertson-Plan bekannte Vorschlag, den er am 20. Juli 1948 in einem geheimen Schreiben an Sir William Strang im Foreign Office formulierte, wurde nicht realisiert, er galt als zu riskant und undurchführbar. Seine Umsetzung hätte bedeutet, dass der Marshallplan in Deutschland nicht hätte akzeptiert werden können, denn die Sowjetunion hatte ihn bereits zuvor abgelehnt.
Güter für West-Berlin (Frankfurt am Main im Juli 1949)
Als militärische Machtdemonstration waren im Juli 1948 drei Groups Langstreckenbomber B-29 der US Air Force nach Europa überführt worden. Eine davon war kurzzeitig auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck in Bayern stationiert, bevor sie zu den beiden anderen nach England verlegt wurde.
Schon am 25. Juni 1948 befahl General Clay die Errichtung einer Luftbrücke. Am 26. Juni flog die erste Maschine der US-amerikanischen Luftwaffe zum Flughafen Tempelhof in Berlin und startete damit die Operation Vittles. Die Operation Plain Fare der britischen Luftwaffe folgte zwei Tage später. Die Briten nutzten unter anderem den Flugplatz Gatow und mit Wasserflugzeugen die Havel als Landeplätze. Die Franzosen errichteten für die Luftbrücke den Flughafen Tegel. Durch die Luftbrücke kamen 83 Menschen, darunter acht Deutsche, durch Abstürze oder Unfälle ums Leben.[3]
Ende der Blockade
Da die Luftbrücke die Versorgung West-Berlins dauerhaft garantierte, hob die Sowjetunion die Blockade am 12. Mai 1949 auf. Grundlage war das Jessup-Malik-Abkommen. US-Kommandant Lucius D. Clay verließ nach gelungener Mission Berlin. Zur Abschiedsfeier sprach Bürgermeister Ernst Reuter; auch der Präsident des Parlamentarischen Rates Konrad Adenauer, bald darauf der erste westdeutsche Bundeskanzler, war angereist.
Folgen der Blockade
50. Jahrestag der Beendigung der Blockade Berlins: Deutsche Sonderbriefmarke von 1999
Luftbrückendenkmal in Berlin-Tempelhof
Infolge der Blockade wurde in West-Berlin die Bevorratung von Nahrungsmitteln, Rohstoffen und anderen lebensnotwendigen Gütern für die Bevölkerung, später als Senatsreserve bezeichnet, angeordnet.
Die Blockade war ein erster Höhepunkt des Kalten Krieges. Der bereits in der Weimarer Republik angelegte antikommunistische Grundkonsens verfestigte sich im Westen durch diesen Übergriff der Sowjetunion und die solidarische Hilfe der Briten und Amerikaner für Berlin. Die Unterstützung durch die Westmächte sicherte ihnen die Dankbarkeit der Westdeutschen und förderte entscheidend einen Übergang in der Wahrnehmung: aus Besatzern wurden für die West-Berliner – „‚Insulaner‘ und Weltbürger zugleich“[4] – populäre Schutzmächte gegenüber der nun endgültig als Bedrohung wahrgenommenen Sowjetunion, gar „herzlich war der Kontakt der politischen Klasse zu den Briten, Franzosen und Amerikanern“.[4] Die Luftbrücke wurde so zum Wendepunkt der Beziehungen zwischen den besiegten Deutschen und den Westalliierten und trug insbesondere zur Verbesserung der deutsch-amerikanischen Beziehungen bei.
In Gedenken an die Luftbrücke und ihre Opfer wurde 1951 das Luftbrückendenkmal in Berlin errichtet. Seit 1985 beziehungsweise 1988 stehen auch jeweils eine Kopie am Flughafen Frankfurt am Main und am Heeresflugplatz Celle.
Berlin war noch zweimal Schauplatz eines schweren Konfliktes. 1958 stellte Chruschtschow sein Berlin-Ultimatum, in dem er die Umwandlung der Stadt zu einer so genannten Freien Stadt forderte. 1961 wurde die Berliner Mauer errichtet.
Im Schatten dieser Konfrontation wurde am 4. April 1949 in Washington ein transatlantisches Verteidigungsbündnis, die NATO, abgeschlossen. Auch die Gründung eines Weststaates, der Bundesrepublik Deutschland, die vorerst nur für den Westen Deutschlands handeln konnte, obwohl sie für Gesamtdeutschland Verantwortung trug, stand unter dem Eindruck der Berliner Blockade. Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz verkündet, das aber nach Maßgabe der Alliierten für Berlin (zunächst) nicht gelten sollte.
Siehe auch
Geschichte Berlins
Geschichte Deutschlands
Berlin-Frage
Berlin-Krise
Geschichte der Berliner S-Bahn
AlliiertenMuseum
Quelle - Literatur & einzelnachweise
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