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Die Türkenkriege

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Die Türkenkriege Empty Die Türkenkriege

Beitrag  Andy Mi Aug 20, 2014 8:02 pm

Unter den Türkenkriegen versteht man die Kriege zwischen dem sich nach dem Untergang von Byzanz im Jahre 1453 nach Norden und Westen ausbreitenden Osmanischen Reich und dem christlich geprägten Europa.

Die wichtigsten Gegner der Osmanen waren dabei anfangs die Republik Venedig, die Habsburgermonarchie und Polen-Litauen, ab dem späten 17. Jahrhundert kam als Gegner dann zunehmend das Russische Reich hinzu. Zeitweilig verbündet mit den Osmanen waren Mächte wie Frankreich, Schweden und Preußen. Polen-Litauen war im 17. Jahrhundert zwischenzeitlich mit dem Khanat der Krimtataren verbündet. Polnische Patrioten suchten im 18. Jahrhundert Bündnisse mit den Osmanen. Die Orthodoxen Staaten durchliefen im 15. und 16. Jahrhundert schwere Kämpfe, bei denen Konfliktparteien die Osmanen zu Hilfe riefen. Die Mehrzahl der „Türken“ im Sultansheer waren jedoch nicht die turksprachigen Muslime aus Anatolien, sondern von Beginn an Angehörige der regionalen Bevölkerung (Griechen, Bulgaren, Albaner, Serben, Bosnier, Vlachen). Es war nicht notwendig zum Islam zu konvertieren um im Osmanischen Reich Karriere zu machen. Die Hilfsvölker der Osmanen waren überwiegend orthodoxe Christen.[1] Die Eroberung Südosteuropas war demnach keine reine Invasion aus Asien, sondern auch eine Art von „Bürgerkrieg“ zwischen Anhängern und Gegnern der Osmanen.[2]

Geschichte

Die Türkenkriege 440px-Anonym_Entsatz_Wien_1683
Belagerung und Entsatz der Stadt Wien im September 1683. Monumentalgemälde im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien

Beginnend mit den Siegen im Rahmen der osmanischen Eroberungs- und Angriffskriege, in der Schlacht auf dem Amselfeld (1389), nach der Schlacht von Nikopolis und besonders nach der Eroberung Konstantinopels 1453 sowie der Schlacht von Mohács 1526 kam das expandierende Osmanische Reich in direkten Kontakt mit den großen Staaten Europas. Zunächst versuchte Venedig durch zahlreiche Kriege seinen Einfluss im östlichen Mittelmeerraum zu sichern, musste jedoch Rücksicht auf seine Handelsbeziehungen mit der Hohen Pforte nehmen.

Nach der Schlacht von Mohács setzte das Osmanische Reich seine Bemühungen fort, Mitteleuropa zu unterwerfen. Im Innern geschwächt war damals Ungarn, in dem gegenteilige Interessen von Ferdinand I. und Johann Zápolya aufeinander stießen. Die osmanische Armee, unterstützt durch Zápolya, drang schnell im Ersten Österreichischen Türkenkrieg bis nach Preßburg vor, richtete dann aber ihr Augenmerk auf Wien. Nach einer knapp einmonatigen Belagerung vom 21. September bis 15. Oktober 1529 zogen die Türken wieder ab. Diese latente Gefahr veranlasste Karl V. zu einer aktiveren Verteidigungsaktivität gegen die Bedrohung. 1530 kam es zu einigen Kämpfen zwischen dem Kaiser und den Türken auf dem Gebiet Ungarns. Karl kam es dabei nicht nur auf den Sieg gegen die Osmanen an, auch der Gedanke an die ungarische Krone spielte hier eine Rolle. Im Jahre 1532 schloss der Kaiser mit den protestantischen Reichsfürsten den Nürnberger Religionsfrieden, was Süleyman I., der mit seinem Heer an den Grenzen Österreichs stand, zum kampflosen Rückzug veranlasste. Am 23. Juli 1533 wurde mit den Osmanen ein Friedensvertrag geschlossen, mit Zápolya ein Waffenstillstand. Zu einem neuen Angriff der Türken kam es 1537. Die Osmanen besiegten an der Grenze zu Slowenien die Heere Ferdinands. 1538 wurde ein weiterer Friedensvertrag geschlossen, aus dem Zápolya als Sieger hervorging. 1541 eroberten die Türken Buda und besetzten für lange Zeit das Gebiet des heutigen Ungarns und Teile Kroatiens. 1544 fiel die Stadt Kraljeva Velika in die Hand der Türken, von wo aus sie ihre Angriffe auf Zagreb organisierten. Schon über 70 Jahre alt, brach Süleyman 1566 zu einem abermaligen Heereszug gegen Ungarn auf, starb aber während der Belagerung von Szigetvár am 5. September 1566.

Tripolis im heutigen Libyen, das während des Mittelalters unter arabischer Herrschaft gestanden hatte, geriet 1509 unter spanische Herrschaft. Kaiser Karl V. überließ die Stadt 1530 den Johannitern als Lehen, aber schon 1551 wurde sie von den Türken unter Turgut Reis erobert, der daraufhin vom Sultan zum Bey von Tripolis ernannt wurde.

Die Hauptlast der Abwehrkriege trug bis 1525 das Königreich Ungarn, danach das habsburgische Österreich im Verbund mit anderen Staaten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Es richtete vor allem in Kroatien die „Militärgrenze“ ein, die mit Wehrbauern besiedelt wurde.

Nachdem die diplomatischen Versuche über die Verlängerungen des Friedens 1663 zwischen dem Türken- und dem Habsburgerreich misslungen waren, setzte der Großwesir Ahmed Köprülü am 12. April 1663 in Edirne ein etwa 100.000 Mann starkes Heer in Marsch. Sein Ziel war Buda, das Ende Juni erreicht wurde. Am 7. August siegten die Türken im Raum von Gran über die kaiserlichen Truppen. Schwer traf das Kaiserreich auch der Verlust der Festung Neuhäusl (Nové Zámky), die die Türken am 25. September eroberten. Danach zog sich der Großwesir mit einem Teil seines Heeres zum Überwintern nach Belgrad zurück. Mit etwa 40.000 Mann trat er am 8. Mai 1664 einen neuen Feldzug gegen das Habsburgerreich an. Ein Teil des kaiserlichen Heeres, das von Feldherr Raimondo Montecúccoli befehligt wurde, versuchte noch vor Eintreffen der Türken die Festung Canischa (Nagykanizsa) zu erobern. Doch die Belagerung blieb ohne Erfolg, und Montecúccoli musste sich wieder zurückziehen.

Als die Türken herannahten, kamen auch Verstärkungen für das kaiserliche Heer, darunter Bayern, Schwaben, Niedersachsen, Westfalen, Franken und sogar ein französisches Hilfskorps, an. Dieses Heer mit einer Stärke von etwa 25.000 Mann bezog am 30. Juli 1664 bei Mogersdorf Stellung, nachdem die Türken im benachbarten St. Gotthard (Szentgotthárd) eingerückt waren.

Da die Übertrittsversuche über den Fluss Raab von den Kaiserlichen vereitelt wurden und Großwesir Ahmed Köprülü glaubte, dass noch nicht alle kaiserlichen Truppenteile in Mogersdorf eingetroffen seien, ließ er die Armee in Angriffsstellung gehen. Nach einem nächtlichen Artilleriefeuer griffen rund 12.000 Türken am Morgen des 1. August die kaiserlichen Truppen an. Nach einer blutigen zehnstündigen Schlacht ging Montecúccoli als Sieger hervor. Die Türken verloren an diesem Tag etwa 10.000 Mann, während auf der kaiserlichen Seite lediglich 2.000 Tote zu beklagen waren. Die Türken hatten an diesem Tag auch ihren Ruf der Unbesiegbarkeit verloren, denn zum ersten Mal wurde in einer offenen Feldschlacht ein türkisches Heer von einer abendländischen Streitmacht besiegt. Am 10. August 1664 schlossen Kaiser Leopold I. und Großwesir Ahmed Köprülü auf 20 Jahre den Frieden von Eisenburg. Beide Kriegsparteien hatten zur Zeit andere Sorgen. Der Großwesir wollte den schon 19 Jahre währenden Krieg gegen Venedig auf Kreta zu Ende bringen, und der Kaiser konnte sich nun endlich dem französischen König Ludwig XIV. zuwenden, der mit seinen Expansionsplänen die westlichen Reichsherrschaften bedrohte.

Der Friedensvertrag wurde nach fast 20 Jahren 1682 nicht mehr verlängert. Vom französischen König Ludwig XIV. ermutigt, und um den überaus erfolgreichen anti-habsburgischen Kuruzenaufstand unter Fürst Emmerich Thököly in Oberungarn zu unterstützen, brach Sultan Mehmed IV. am 31. März 1683 mit etwa 150.000 Mann von Edirne nach Belgrad auf, wo sie Anfang Mai ankamen. Erst am 27. Juni beschloss der Sultan, dass Wien das Ziel sein sollte. Währenddessen griff der kaiserliche Feldherr, Herzog Karl von Lothringen, mit der Taktik „Angriff ist die beste Verteidigung“ in Oberungarn die Festungen Neuhäusl und Gran (Esztergom) an. Als er bemerkte, dass die Türken direkt nach Wien marschierten und ihm den Rückweg abzuschneiden drohten, zog er sich mit 30.000 Mann nach Wien zurück, wo er mit der Kavallerie das Nordufer der Donau sicherte, während er seine Infanterie zur Verteidigung der Stadt zurückließ. Der Kaiser war auf Drängen der Berater aus Wien geflohen, was er später bereute, denn dadurch verlor er sein Ansehen beim Volk. Rund 11.000 kaiserliche Soldaten und 5.000 kampfbereite Bürger standen dem Stadtkommandanten Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg zur Verteidigung von Wien zur Verfügung. Am 14. Juli 1683 begann die Belagerung von Wien (Zweite Wiener Türkenbelagerung), die sich bis zum 12. September hinzog. Am Morgen des 12. September begann der Angriff in der Schlacht am Kahlenberg des 80.000 Mann starken Entsatzheeres unter Polens König Jan III. Sobieski. Noch am selben Tag waren die Türken vertrieben.

Im Jahre 1684 schlossen sich das Kaiserreich, Polen und Venedig zur Heiligen Liga zusammen. Karl von Lothringen begab sich mit fast 18.000 Soldaten auf einen neuen Feldzug nach Ofen (Buda). Nachdem die Hauptarmee am 13. Juni bei Gran die Donau übersetzte, erschien die Vorhut des kaiserlichen Heeres unter dem Befehl von Maximilian Lorenz von Starhemberg und des Generals der Kavallerie Markgraf Ludwig von Baden am 15. Juni vor Vicegrad (Visegrád). Am 16. Juni wurde die Stadt Gran von den kaiserlichen Truppen ungeachtet ihrer starken Mauern im Sturm erobert, nachdem ein Tor mit dem Geschütz zerstört worden war. Der größte Teil der türkischen Besatzungstruppen wurde getötet und die Stadt geplündert. Nur wenige Türken konnten sich in das Schloss auf dem Felsen oberhalb der Stadt zurückziehen. Nach nur eineinhalbtägiger Belagerung kapitulierte am 18. Juni die restliche türkische Besatzung.

Die Türkenkriege 220px-HGM_T%C3%BCrkisches_Staatszelt
Osmanisches Staatszelt, Anf. 18. Jahrhundert; davor der Mörser von Belgrad (Heeresgeschichtliches Museum, Wien)

Am 27. Juni traf das kaiserliche Heer bei Waitzen (Vác) auf ein 17.000 Mann starkes türkisches Heer. Obwohl sich die Türken an einer günstigen Position verschanzt hatten, ließ Karl von Lothringen mit Kanonenfeuer den Kampf eröffnen. Das Zentrum der kaiserlichen Truppen wurde dabei von Maximilian Lorenz von Starhemberg angeführt, und nach einem eher kurzen Kampf konnten die türkischen Truppen geschlagen werden. Sogar Waitzen fiel noch am selben Tag in die Hände der Kaiserlichen. Am 30. Juni rückte die kaiserliche Hauptarmee in die Stadt Ofen ein, die kurz zuvor von den Türken in Brand gesteckt worden war. Nachdem die Armee bei Waitzen wieder das Donauufer gewechselt hatte, begann am 14. Juli 1684, dem Jahrestag des Beginns der Wienbelagerung, mit 34.000 Mann die Belagerung von Ofen, das von etwa 10.000 Türken mit über 200 Geschützen verteidigt wurde. Die Belagerung wurde nach 109 Tagen aufgegeben, da die Witterung schlecht und die Moral der Truppe katastrophal war und die Türken ein Entsatzheer herangeführt hatten.

Erst in einem neuen Feldzug gelang es den Truppen der Liga am 2. September 1686, Ofen zu erobern. In den folgenden Jahren konnte mit den Siegen in der Schlacht bei Zenta und in der Schlacht von Peterwardein das Vielvölker-Königreich Ungarn von den Osmanen befreit werden. Einen entscheidenden Anteil daran hatten Ludwig Wilhelm von Baden, genannt der Türkenlouis, und der Feldherr Prinz Eugen von Savoyen.

Ein weiterer Verbündeter Österreichs in der sogenannten Heiligen Liga war die Republik Venedig, die ab 1684 die gesamte Halbinsel Morea (Peloponnes) eroberte, die davor Teil des Osmanischen Reichs war. Mit diesem Krieg stieg Österreich zur Großmacht auf, und das Osmanische Reich verlor mehr und mehr an Macht.

Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den christlichen Staaten Europas und dem Osmanischen Reich wurden auf drei Kontinenten ausgetragen. Neben Südosteuropa war zeitweilig auch Italien umkämpft, wo bereits 1480 ein osmanisches Heer Otranto eroberte. Mit den Osmanen verbündete Piratenflotten unternahmen im 16. Jahrhundert Plünderungszüge gegen spanische und italienische Küstenstädte. Das habsburgische Spanien unternahm seinerseits Feldzüge gegen das Osmanische Reich und seine Vasallen in Nordafrika eroberte 1535 Tunis, während die Eroberung von Algier 1541 scheiterte. Durch die kolonialen Erwerbungen Portugals in Indien wurde auch Asien zum Schauplatz des Konflikts mit dem Osmanischen Reich. Von ihren Stützpunkten an der Westküste Indiens aus unternahmen die Portugiesen Angriffe auf osmanische Hafenstädte. Im Gegenzug griffen die Osmanen 1538 Diu an, das von seinen portugiesischen Kolonialherren verteidigt werden konnte. 1550 drangen die Portugiesen bis zum osmanisch beherrschten Basra in Mesopotamien vor.

Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts expandierte Russland in südliche Richtung, ab 1739 mit dem langfristigen Ziel der Rückeroberung von Konstantinopel für die orthodoxe Christenheit. Die russischen Zaren erhoben als Erben des byzantinischen Kaisertums außerdem Anspruch auf die Schutzherrschaft über die orthodoxen Völker im Osmanischen Reich. Außerdem ging es um das Recht zur Durchfahrt der Meerengen, was wirtschaftliche Vorteile ermöglichen würde. Da sich Russland in den Kriegen gegen die Türken durchsetzen konnte und erheblich an Einfluss gewann, während das Osmanische Reich immer weiter an Boden verlor (der kranke Mann am Bosporus), veränderte sich die Position der übrigen europäischen Staaten. Ihr Interesse bestand nunmehr darin, das Osmanische Reich zu erhalten, um ihre wirtschaftlichen Beziehungen nicht zu gefährden und keine politische Instabilität in der Region zu riskieren, und um einen weiteren Territorial- und Einflussgewinn Russlands zu verhindern, der zu einer russischen Hegemonie hätte führen können. Darum unterstützten sie die Osmanen im Krimkrieg gegen Russland und verhinderten 1878 eine bevorstehende russische Einnahme Konstantinopels.

Siehe auch

Liste der Kriege
Liste von Schlachten
Russisch-Türkische Kriege
Akıncı
Reichstürkenhilfe

Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Andy
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