Die Eisen- und kaiserzeitliche Siedlung bei Lemke
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Die Eisen- und kaiserzeitliche Siedlung bei Lemke
Die Eisen- und kaiserzeitliche Siedlung bei Lemke war eine vorgeschichtliche Siedlung bei Lemke, einem Ortsteil der Gemeinde Marklohe bei Nienburg/Weser. Die Siedlung mit einem Gräberfeld bestand ungefähr von der vorrömischen Eisenzeit um 500 v. Chr. bis zum Beginn der Römischen Kaiserzeit um 300 n. Chr. Siedlungsreste wurden in den Jahren 2012 und 2013 durch archäologische Untersuchungen und eine Ausgrabung in dem südlich an Lemke angrenzenden Gewerbegebiet gefunden.
Ausgrabungsgelände während einer öffentlichen Führung, 2013
Lage
Die Fundstelle liegt im Süden von Lemke etwa vier Kilometer westlich der Kreisstadt Nienburg/Weser in einem noch nicht vollständig bebauten Gewerbegebiet. Die Stelle ist wegen ihrer erhöhten Lage am Geestrand durch die Weser nicht hochwassergefährdet. Die autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraße 6 führt südlich vorbei, und die Landesstraße 351 sowie die nur noch von Güterzügen genutzte Bahnstrecke Rahden–Nienburg liegen westlich. Nordöstlich befindet sich im Niederungsgebiet der Weser das Naturschutzgebiet Lemker Marsch. Das Fundgebiet ist in früheren Zeiten als Ackerland genutzt worden. Etwa ab dem Jahr 2000 entstand darauf ein Gewerbegebiet.
Archäologische Untersuchungen
Frühere Funde
Bereits in den Jahren vor der Entstehung des Gewerbegebiets machten Heimatforscher bei archäologischen Begehungen Oberflächenfunde, die beim Pflügen an die Erdoberfläche getreten waren und die auf eine frühere Siedlung hindeuteten. Etwa 2001 wurde bei der Erschließung des Gewerbegebiets eine vollständig erhaltene und funktionsfähige römische Drehmühle aus Basaltlava gefunden, die in etwa einem Meter Tiefe im Sand vergraben worden war. Bereits damals wurde im Gewerbegebiet das Vorhandensein einer germanischen Siedlung vermutet. Der Fund reiht sich in bisherige Funde dieses Mühlentyps aus Mayener Basaltlava ein, die meist flussnah und insbesondere an Weser und Hunte sowie an der Nordseeküste in germanischen Siedlungen gemacht wurden. Das lässt auf einen Vertriebsweg über Flüsse schließen. Die Funde werden als Belege für einen regen Handel zwischen Germanen und Römern gedeutet. [1]
Im März 2012 traten bei Baggerarbeiten zum Bau eines Gewerbegebäudes in Lemke im Boden archäologische Befunde auf, die sich als großflächige dunkle Bodenverfärbungen darstellten. Daraufhin erfolgte zur Sicherung weiterer Befunde eine kleinflächige Rettungsgrabung durch ein Grabungsunternehmen. Sie führte zur Feststellung von Pflugspuren und Resten von Keramik, die vorbehaltlich näherer Untersuchungen in die römische Kaiserzeit datiert wurden. Von weiteren zu erwartenden Funden im Umfeld der Grabungsstelle wurde damals ausgegangen [2]. Im Frühjahr 2013 wurden dann bei Erdarbeiten auf einem weiteren Baugrundstück im Gewerbegebiet Urnen- und Brandschüttungsgräber sowie Rennöfen aufgefunden. [3]
Voruntersuchungen und Ausgrabung
Suchschnitt auf dem Ausgrabungsgelände, 2013
Da weitere archäologische Funde in dem zur weiteren Bebauung vorgesehenen Gewerbegebiet zu erwarten waren, kam es im Juli und August 2013 im Auftrag der Gemeinde Marklohe zu archäologischen Voruntersuchungen. Die Gemeinde will weitere Flächen des Areals seiner Bestimmung als Gewerbegebiet übergeben, ohne dass bei Bauvorhaben Verzögerungen durch Ausgrabungen eintreten. Die Voruntersuchungen fanden in der Form statt, dass ein Bagger zunächst systematisch etwa zwei Meter breite und bis zu 100 Meter lange Suchschnitte anlegte. Dabei wurde der vergrauter Oberboden als früherer Pflughorizont abgetragen. Wahrscheinlich handelt es sich um den Bodentyp des Plaggenesch, worauf auch der Name der nahe gelegenen Straße Am Esch deutet. Ab etwa 50 cm Tiefe wurden im gewachsenen Unterboden zahlreiche archäologische Funde und Befunde, wie Bodenverfärbungen, gesichtet. Die Untersuchungen waren an eine archäologische Ausgrabung gekoppelt, die die für den Landkreis Nienburg zuständige Kommunalarchäologie der Schaumburger Landschaft initiiert hatte. Die Grabung führte das Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Georg-August-Universität Göttingen unter Karl-Heinz Willroth aus. Die Forschungseinrichtung ist bereits bei verschiedenen anderen Projekten zur vorrömischen Eisenzeit und römischen Kaiserzeit an der Mittelweser tätig. An der als Lehrgrabung [4] ausgeführten Untersuchung waren neben dem Grabungsleiter neun Studierende der Universitäten Göttingen und Marburg sowie ehrenamtliche Helfer aus der Region Nienburg beteiligt. Die Funde während der etwa vierwöchigen archäologischen Untersuchungen bestätigten die Annahme einer vorgeschichtlichen Siedlungsstelle mit Gräberfeld an diesem Ort. Die Grabungen waren Teil von vier archäologischen Projekten durch Universitäten im Jahre 2013 im Landkreis Nienburg, darunter Ausgrabungen auf der Burg Wölpe sowie am Erdwerk von Müsleringen und die Vermessung der Wallburg Alte Schanze in Oyle.[5] [4]
Funde
Fundstücke aus Bronze, darunter Riemenzunge, Gürtelbeschlag, Zierschlüssel, Zierknöpfe und Nieten
Bei den archäologischen Untersuchungen wurden zwei Grubenhäuser mit einer Fläche von etwa 4 x 5 Meter sowie eine Vielzahl von Bodenverfärbungen durch Pfostenlöcher festgestellt. Auch wurden Gruben freigelegt, bei denen es sich um Vorrats- sowie Abfallgruben gehandelt haben könnte.
Zu den Fundstücken gehören zwei große, aus Ton gebrannte Webgewichte sowie ein tönerner Spinnwirtel. Die Gegenstände dienten dem Weben von Stoffen sowie dem Spinnen von Wolle. Außerdem wurden die Reste eines Mahlsteins einer Handdrehmühle gefunden.
Etwas abseits vom Siedlungsplatz gefundene Scherben und größere Teile von Gefäßen aus Irdengut, die zum Teil mit Leichenbrand gefüllt waren, zeigen das Vorhandensein eines Gräberfeldes an. Außergewöhnlich war dort der Fund eines Gefäßrestes, in dem sich Pferdezähne befanden. An Grabbeigaben aus der Zeit des 4. bis 6. Jahrhunderts wurden verschiedene Bronzeobjekte gefunden, wie eine Riemenzunge, ein Gürtelbeschlag, ein Zierschlüssel, Zierknöpfe und Nieten. Aus Eisen waren zwei Fibeln. Zu den Münzfunden gehört eine römische Münze aus der Zeit des Kaisers Trajan aus dem 1. Jahrhundert. Eine Silbermünze aus der Zeit Ludwigs des Frommen aus dem 9. Jahrhundert war durchlocht, vermutlich zum Tragen als Halsschmuck. Schlacken und Reste von Rennöfen weisen auf einen Verhüttungsplatz zur Metallherstellung hin.
Teil eines verzierten Tongefäßes
Leichenbrand, vorne rechts menschliche Zähne
Spinnwirtel aus Ton
Pyramidenförmiges Webgewicht in Verpackung
Fibel aus Eisen
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Ausgrabungsgelände während einer öffentlichen Führung, 2013
Lage
Die Fundstelle liegt im Süden von Lemke etwa vier Kilometer westlich der Kreisstadt Nienburg/Weser in einem noch nicht vollständig bebauten Gewerbegebiet. Die Stelle ist wegen ihrer erhöhten Lage am Geestrand durch die Weser nicht hochwassergefährdet. Die autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraße 6 führt südlich vorbei, und die Landesstraße 351 sowie die nur noch von Güterzügen genutzte Bahnstrecke Rahden–Nienburg liegen westlich. Nordöstlich befindet sich im Niederungsgebiet der Weser das Naturschutzgebiet Lemker Marsch. Das Fundgebiet ist in früheren Zeiten als Ackerland genutzt worden. Etwa ab dem Jahr 2000 entstand darauf ein Gewerbegebiet.
Archäologische Untersuchungen
Frühere Funde
Bereits in den Jahren vor der Entstehung des Gewerbegebiets machten Heimatforscher bei archäologischen Begehungen Oberflächenfunde, die beim Pflügen an die Erdoberfläche getreten waren und die auf eine frühere Siedlung hindeuteten. Etwa 2001 wurde bei der Erschließung des Gewerbegebiets eine vollständig erhaltene und funktionsfähige römische Drehmühle aus Basaltlava gefunden, die in etwa einem Meter Tiefe im Sand vergraben worden war. Bereits damals wurde im Gewerbegebiet das Vorhandensein einer germanischen Siedlung vermutet. Der Fund reiht sich in bisherige Funde dieses Mühlentyps aus Mayener Basaltlava ein, die meist flussnah und insbesondere an Weser und Hunte sowie an der Nordseeküste in germanischen Siedlungen gemacht wurden. Das lässt auf einen Vertriebsweg über Flüsse schließen. Die Funde werden als Belege für einen regen Handel zwischen Germanen und Römern gedeutet. [1]
Im März 2012 traten bei Baggerarbeiten zum Bau eines Gewerbegebäudes in Lemke im Boden archäologische Befunde auf, die sich als großflächige dunkle Bodenverfärbungen darstellten. Daraufhin erfolgte zur Sicherung weiterer Befunde eine kleinflächige Rettungsgrabung durch ein Grabungsunternehmen. Sie führte zur Feststellung von Pflugspuren und Resten von Keramik, die vorbehaltlich näherer Untersuchungen in die römische Kaiserzeit datiert wurden. Von weiteren zu erwartenden Funden im Umfeld der Grabungsstelle wurde damals ausgegangen [2]. Im Frühjahr 2013 wurden dann bei Erdarbeiten auf einem weiteren Baugrundstück im Gewerbegebiet Urnen- und Brandschüttungsgräber sowie Rennöfen aufgefunden. [3]
Voruntersuchungen und Ausgrabung
Suchschnitt auf dem Ausgrabungsgelände, 2013
Da weitere archäologische Funde in dem zur weiteren Bebauung vorgesehenen Gewerbegebiet zu erwarten waren, kam es im Juli und August 2013 im Auftrag der Gemeinde Marklohe zu archäologischen Voruntersuchungen. Die Gemeinde will weitere Flächen des Areals seiner Bestimmung als Gewerbegebiet übergeben, ohne dass bei Bauvorhaben Verzögerungen durch Ausgrabungen eintreten. Die Voruntersuchungen fanden in der Form statt, dass ein Bagger zunächst systematisch etwa zwei Meter breite und bis zu 100 Meter lange Suchschnitte anlegte. Dabei wurde der vergrauter Oberboden als früherer Pflughorizont abgetragen. Wahrscheinlich handelt es sich um den Bodentyp des Plaggenesch, worauf auch der Name der nahe gelegenen Straße Am Esch deutet. Ab etwa 50 cm Tiefe wurden im gewachsenen Unterboden zahlreiche archäologische Funde und Befunde, wie Bodenverfärbungen, gesichtet. Die Untersuchungen waren an eine archäologische Ausgrabung gekoppelt, die die für den Landkreis Nienburg zuständige Kommunalarchäologie der Schaumburger Landschaft initiiert hatte. Die Grabung führte das Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Georg-August-Universität Göttingen unter Karl-Heinz Willroth aus. Die Forschungseinrichtung ist bereits bei verschiedenen anderen Projekten zur vorrömischen Eisenzeit und römischen Kaiserzeit an der Mittelweser tätig. An der als Lehrgrabung [4] ausgeführten Untersuchung waren neben dem Grabungsleiter neun Studierende der Universitäten Göttingen und Marburg sowie ehrenamtliche Helfer aus der Region Nienburg beteiligt. Die Funde während der etwa vierwöchigen archäologischen Untersuchungen bestätigten die Annahme einer vorgeschichtlichen Siedlungsstelle mit Gräberfeld an diesem Ort. Die Grabungen waren Teil von vier archäologischen Projekten durch Universitäten im Jahre 2013 im Landkreis Nienburg, darunter Ausgrabungen auf der Burg Wölpe sowie am Erdwerk von Müsleringen und die Vermessung der Wallburg Alte Schanze in Oyle.[5] [4]
Funde
Fundstücke aus Bronze, darunter Riemenzunge, Gürtelbeschlag, Zierschlüssel, Zierknöpfe und Nieten
Bei den archäologischen Untersuchungen wurden zwei Grubenhäuser mit einer Fläche von etwa 4 x 5 Meter sowie eine Vielzahl von Bodenverfärbungen durch Pfostenlöcher festgestellt. Auch wurden Gruben freigelegt, bei denen es sich um Vorrats- sowie Abfallgruben gehandelt haben könnte.
Zu den Fundstücken gehören zwei große, aus Ton gebrannte Webgewichte sowie ein tönerner Spinnwirtel. Die Gegenstände dienten dem Weben von Stoffen sowie dem Spinnen von Wolle. Außerdem wurden die Reste eines Mahlsteins einer Handdrehmühle gefunden.
Etwas abseits vom Siedlungsplatz gefundene Scherben und größere Teile von Gefäßen aus Irdengut, die zum Teil mit Leichenbrand gefüllt waren, zeigen das Vorhandensein eines Gräberfeldes an. Außergewöhnlich war dort der Fund eines Gefäßrestes, in dem sich Pferdezähne befanden. An Grabbeigaben aus der Zeit des 4. bis 6. Jahrhunderts wurden verschiedene Bronzeobjekte gefunden, wie eine Riemenzunge, ein Gürtelbeschlag, ein Zierschlüssel, Zierknöpfe und Nieten. Aus Eisen waren zwei Fibeln. Zu den Münzfunden gehört eine römische Münze aus der Zeit des Kaisers Trajan aus dem 1. Jahrhundert. Eine Silbermünze aus der Zeit Ludwigs des Frommen aus dem 9. Jahrhundert war durchlocht, vermutlich zum Tragen als Halsschmuck. Schlacken und Reste von Rennöfen weisen auf einen Verhüttungsplatz zur Metallherstellung hin.
Teil eines verzierten Tongefäßes
Leichenbrand, vorne rechts menschliche Zähne
Spinnwirtel aus Ton
Pyramidenförmiges Webgewicht in Verpackung
Fibel aus Eisen
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