Das Kolumbarium
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Das Kolumbarium
Kolumbarium, auch Columbarium (lateinisch columbarium „Taubenschlag“, zu columba „Taube“), war ursprünglich die Bezeichnung für einen Taubenschlag; wegen der optischen Ähnlichkeit wurden dann auch altrömische Grabkammern mit reihenweise übereinander angebrachten Nischen zur Aufnahme von Urnen nach Feuerbestattungen so benannt. Heute bezeichnet man als Kolumbarium ein oberirdisches Bauwerk oder Gewölbe, das der Aufbewahrung von Urnen oder Särgen dient und oft einem Friedhof oder Krematorium angegliedert ist.
Kolumbarium des Pariser Friedhofs Père Lachaise
Geschichte
Kolumbarium im Mauerwerk des Ghettos von Theresienstadt
Die bisher entdeckten antiken Kolumbarien (über 100 sind bekannt) finden sich in Rom und dessen nächster Umgebung und stammen fast sämtlich aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. In der Regel wurden solche Kolumbarien von vermögenden Leuten angelegt, die für ihre zahlreichen Sklaven und Freigelassenen auch nach deren Tod sorgen mussten. Dementsprechend waren diese Kolumbarien schlicht zum Zweck einer möglichst kostengünstigen Bestattung errichtet worden. Die Bauweise war halb oder ganz unterirdisch. Als Urnen dienten tönerne Aschentöpfe (Ollae), die in die etwa einen halben Meter breiten Nischen eingelassen waren. Über den Nischen angebrachte Marmortäfelchen gaben die Namen der Beigesetzten an.
Für freie Bürger, die zum Erwerb eines eigenen Grabes nicht die Mittel hatten, legten Spekulanten in Rom Kolumbarien an, in denen man einen Platz erwerben konnte. Eine andere Variante waren Sterbekassen-Gesellschaften, die den Beteiligten gegen einmalige Kapitalzahlung und laufende Beiträge das Anrecht auf ein anständiges Begräbnis und eine Grabnische sicherten. Letztendlich wurden Kolumbarien auch von religiösen oder gewerblichen Vereinen für ihre Mitglieder gestiftet. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang, dass im Christentum die Feuerbestattung wegen der wörtlichen Auslegung des Auferstehungsgedankens seit der Zeit Karls des Großen abgelehnt und erst Mitte des 20. Jahrhunderts von der katholischen Kirche akzeptiert wurde.
Neben der Urnenbestattung werden auch Särge mit Toten in gemauerten Kolumbarienzellen aufbewahrt. Diese Bauten errichtete man oft an den Außenmauern mancher Friedhöfe in Form so genannter Kolumbarienarkaden. Das Ziel dieser Bauwerke bestand häufig in einer effektiven Raumausnutzung, wie beispielsweise in Verona oder Brescia. In New Orleans wählte man diese Bauweise aus Hochwasserschutzgründen.
Kolumbarien in Deutschland
Kolumbarium auf dem Nordfriedhof Wiesbaden
Innenansicht des Kolumbariums Nordfriedhof Wiesbaden
Ehemaliges Kolumbarium auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde
In Deutschland begann sich diese Beisetzungsart mit der Einführung der Feuerbestattung ab 1879 zu etablieren. Mit der Eröffnung des ersten Krematoriums im deutschsprachigen Raum im Dezember 1878 in Gotha[1] wurden auch deutsche Kolumbarien errichtet. Ursprünglich gab es im Gothaer Krematorium nur eine etwa 50 m lange Säulenhalle, die im neoklassizistischen Stil erbaute Urnenkolonnade. Als diese nicht mehr ausreichte, wurde 1892 ein Kolumbarium angegliedert.
Das Kolumbarium auf dem Nordfriedhof in Wiesbaden wurde 1902 eröffnet; es ist im neoromanischen Stil ausgeführt, einige Details, wie die Schriftgestaltung, lassen jedoch den anbrechenden Jugendstil bereits erahnen. Es verfügt über 512 Nischen zur Aufnahme von Urnen. Es wurde vom Stadtbaumeister Felix Genzmer entworfen. Auf dem Stuttgarter Pragfriedhof ist das Kolumbarium Teil des 1902 vom Stuttgarter Architekten Wilhelm Scholter im Jugendstil entworfenen, 1907 eingeweihten Krematoriums.
Ein unter Denkmalschutz stehendes Kolumbarium ist das auf dem Leipziger Südfriedhof. Es schließt sich rückseitig an den 1910 eröffneten und von Otto Wilhelm Scharenberg erbauten Trauerhallenkomplex an; sein Denkmalswert gilt als hoch und es ist Bestandteil des größten Friedhofsbauwerks in Deutschland.[2] Die Wände sind mit Schmuckelementen und Zeichnungen versehen. In den Wandnischen finden mehr als 2800 Urnen Platz. Das Kolumbarium und die einsturzgefährdete Urnenkammer wurden seit 2008 saniert und während der Festwoche zum 125-jährigen Bestehen des Leipziger Südfriedhofes im Mai 2011 der Öffentlichkeit übergeben.
1912 wurde auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde für die Familien Vohsen und von den Steinen ein Kolumbarium errichtet.[3] Das turmähnliche Gebäude wurde aus Natursteinen auf einem künstlichen Hügel errichtet und mit sparsamem Außenschmuck versehen: ein Dreiecksgiebel und ein umlaufender Fries mit Blüten und Tierköpfen zieren ihn. Der Innenraum wurde mit Elbsandstein verkleidet. Heute wird das Gebäude nicht mehr als Kolumbarium genutzt, es steht jedoch unter Denkmalschutz.[4]
Seit den 1990er Jahren werden wieder Kolumbarien errichtet, beispielsweise befindet sich eines auf dem alten Teil des Braunschweiger Stadtfriedhofs.[5] Das erste Kolumbarium in einer Kirche ist das 2004 in der Krefelder Pfarrkirche Erscheinung Christi eröffnete. Im Jahr 2006 entstand ein zweites in der Aachener Grabeskirche St. Josef. Seit 2007 gibt es eines in der Allerheiligenkirche in Erfurt, 2008 wurde ein Kolumbarium in der evangelischen Hoffnungskirche in Leverkusen eingeweiht. Im Februar 2010 wurde das Kolumbarium Hl. Herz Jesu in Hannover seiner Bestimmung übergeben. Die Liebfrauenkirche in Dortmund wurde profaniert und bis zum 1. November 2010 zur Grabeskirche Liebfrauen umgebaut. Im August 2012 wurde die zum Kolumbarium umgestaltete Krypta des katholischen Hamburger Mariendoms geweiht.[6]. In Mönchengladbach gibt es zur Urnenbeisetzung seit 2013 die Grabeskirchen St. Elisabeth [7] und St. Matthias [8].
Auf dem Friedhof Ohlsdorf gibt es Kolumbarien in den Kapellen 8 und 11.[9] Dort werden die Urnen in Wandnischen beigesetzt. Seit 2006 gibt es private Kolumbarien in Bestattunghäusern in Duisburg, Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr. Diese wurden in Trägerschaft der Altkatholischen Kirche Nordrhein-Westfalen errichtet.[10] Bei diesem Trägermodell wird das Kolumbarium vom jeweiligen Bestatter errichtet und betrieben.
Am 2. Oktober 2013 wurde das Kolumbarium St. Michael in Rheine (Kreis Steinfurt) eingesegnet.[11]
Weitere Einrichtungen
Buddhistisches (links) und christliches (rechts) Kolumbarium in Taipeh. Auf der städtischen Anlage[12] befindet sich als drittes Gebäude auch noch ein daoistisches Kolumbarium. Obwohl offiziell nicht zugelassen, gibt es in Taiwan auch an Tempel angeschlossene Kolumbarien.
In Japan und im chinesischen Kulturraum sind Kolumbarien in Ballungsgebieten wegen Platzmangels und aus Kostengründen eine Alternative zu Friedhöfen.
Kolumbarium des Pomponius Hylas in den Gärten der Scipionen, Rom, 1. Jahrhundert
Erhalten ist ein von Livia, der Gemahlin Kaiser Augustus', errichtetes Kolumbarium an der Via Appia in Rom, entdeckt 1726.
Das Neptune Society Columbarium of San Francisco (USA) beherbergt auch eine Ausstellung außergewöhnlicher Urnen und Särge, wie die cookie jar (Keksdosen-)Urne.[13]
Siehe auch
Katakombe
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Kolumbarium des Pariser Friedhofs Père Lachaise
Geschichte
Kolumbarium im Mauerwerk des Ghettos von Theresienstadt
Die bisher entdeckten antiken Kolumbarien (über 100 sind bekannt) finden sich in Rom und dessen nächster Umgebung und stammen fast sämtlich aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. In der Regel wurden solche Kolumbarien von vermögenden Leuten angelegt, die für ihre zahlreichen Sklaven und Freigelassenen auch nach deren Tod sorgen mussten. Dementsprechend waren diese Kolumbarien schlicht zum Zweck einer möglichst kostengünstigen Bestattung errichtet worden. Die Bauweise war halb oder ganz unterirdisch. Als Urnen dienten tönerne Aschentöpfe (Ollae), die in die etwa einen halben Meter breiten Nischen eingelassen waren. Über den Nischen angebrachte Marmortäfelchen gaben die Namen der Beigesetzten an.
Für freie Bürger, die zum Erwerb eines eigenen Grabes nicht die Mittel hatten, legten Spekulanten in Rom Kolumbarien an, in denen man einen Platz erwerben konnte. Eine andere Variante waren Sterbekassen-Gesellschaften, die den Beteiligten gegen einmalige Kapitalzahlung und laufende Beiträge das Anrecht auf ein anständiges Begräbnis und eine Grabnische sicherten. Letztendlich wurden Kolumbarien auch von religiösen oder gewerblichen Vereinen für ihre Mitglieder gestiftet. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang, dass im Christentum die Feuerbestattung wegen der wörtlichen Auslegung des Auferstehungsgedankens seit der Zeit Karls des Großen abgelehnt und erst Mitte des 20. Jahrhunderts von der katholischen Kirche akzeptiert wurde.
Neben der Urnenbestattung werden auch Särge mit Toten in gemauerten Kolumbarienzellen aufbewahrt. Diese Bauten errichtete man oft an den Außenmauern mancher Friedhöfe in Form so genannter Kolumbarienarkaden. Das Ziel dieser Bauwerke bestand häufig in einer effektiven Raumausnutzung, wie beispielsweise in Verona oder Brescia. In New Orleans wählte man diese Bauweise aus Hochwasserschutzgründen.
Kolumbarien in Deutschland
Kolumbarium auf dem Nordfriedhof Wiesbaden
Innenansicht des Kolumbariums Nordfriedhof Wiesbaden
Ehemaliges Kolumbarium auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde
In Deutschland begann sich diese Beisetzungsart mit der Einführung der Feuerbestattung ab 1879 zu etablieren. Mit der Eröffnung des ersten Krematoriums im deutschsprachigen Raum im Dezember 1878 in Gotha[1] wurden auch deutsche Kolumbarien errichtet. Ursprünglich gab es im Gothaer Krematorium nur eine etwa 50 m lange Säulenhalle, die im neoklassizistischen Stil erbaute Urnenkolonnade. Als diese nicht mehr ausreichte, wurde 1892 ein Kolumbarium angegliedert.
Das Kolumbarium auf dem Nordfriedhof in Wiesbaden wurde 1902 eröffnet; es ist im neoromanischen Stil ausgeführt, einige Details, wie die Schriftgestaltung, lassen jedoch den anbrechenden Jugendstil bereits erahnen. Es verfügt über 512 Nischen zur Aufnahme von Urnen. Es wurde vom Stadtbaumeister Felix Genzmer entworfen. Auf dem Stuttgarter Pragfriedhof ist das Kolumbarium Teil des 1902 vom Stuttgarter Architekten Wilhelm Scholter im Jugendstil entworfenen, 1907 eingeweihten Krematoriums.
Ein unter Denkmalschutz stehendes Kolumbarium ist das auf dem Leipziger Südfriedhof. Es schließt sich rückseitig an den 1910 eröffneten und von Otto Wilhelm Scharenberg erbauten Trauerhallenkomplex an; sein Denkmalswert gilt als hoch und es ist Bestandteil des größten Friedhofsbauwerks in Deutschland.[2] Die Wände sind mit Schmuckelementen und Zeichnungen versehen. In den Wandnischen finden mehr als 2800 Urnen Platz. Das Kolumbarium und die einsturzgefährdete Urnenkammer wurden seit 2008 saniert und während der Festwoche zum 125-jährigen Bestehen des Leipziger Südfriedhofes im Mai 2011 der Öffentlichkeit übergeben.
1912 wurde auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde für die Familien Vohsen und von den Steinen ein Kolumbarium errichtet.[3] Das turmähnliche Gebäude wurde aus Natursteinen auf einem künstlichen Hügel errichtet und mit sparsamem Außenschmuck versehen: ein Dreiecksgiebel und ein umlaufender Fries mit Blüten und Tierköpfen zieren ihn. Der Innenraum wurde mit Elbsandstein verkleidet. Heute wird das Gebäude nicht mehr als Kolumbarium genutzt, es steht jedoch unter Denkmalschutz.[4]
Seit den 1990er Jahren werden wieder Kolumbarien errichtet, beispielsweise befindet sich eines auf dem alten Teil des Braunschweiger Stadtfriedhofs.[5] Das erste Kolumbarium in einer Kirche ist das 2004 in der Krefelder Pfarrkirche Erscheinung Christi eröffnete. Im Jahr 2006 entstand ein zweites in der Aachener Grabeskirche St. Josef. Seit 2007 gibt es eines in der Allerheiligenkirche in Erfurt, 2008 wurde ein Kolumbarium in der evangelischen Hoffnungskirche in Leverkusen eingeweiht. Im Februar 2010 wurde das Kolumbarium Hl. Herz Jesu in Hannover seiner Bestimmung übergeben. Die Liebfrauenkirche in Dortmund wurde profaniert und bis zum 1. November 2010 zur Grabeskirche Liebfrauen umgebaut. Im August 2012 wurde die zum Kolumbarium umgestaltete Krypta des katholischen Hamburger Mariendoms geweiht.[6]. In Mönchengladbach gibt es zur Urnenbeisetzung seit 2013 die Grabeskirchen St. Elisabeth [7] und St. Matthias [8].
Auf dem Friedhof Ohlsdorf gibt es Kolumbarien in den Kapellen 8 und 11.[9] Dort werden die Urnen in Wandnischen beigesetzt. Seit 2006 gibt es private Kolumbarien in Bestattunghäusern in Duisburg, Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr. Diese wurden in Trägerschaft der Altkatholischen Kirche Nordrhein-Westfalen errichtet.[10] Bei diesem Trägermodell wird das Kolumbarium vom jeweiligen Bestatter errichtet und betrieben.
Am 2. Oktober 2013 wurde das Kolumbarium St. Michael in Rheine (Kreis Steinfurt) eingesegnet.[11]
Weitere Einrichtungen
Buddhistisches (links) und christliches (rechts) Kolumbarium in Taipeh. Auf der städtischen Anlage[12] befindet sich als drittes Gebäude auch noch ein daoistisches Kolumbarium. Obwohl offiziell nicht zugelassen, gibt es in Taiwan auch an Tempel angeschlossene Kolumbarien.
In Japan und im chinesischen Kulturraum sind Kolumbarien in Ballungsgebieten wegen Platzmangels und aus Kostengründen eine Alternative zu Friedhöfen.
Kolumbarium des Pomponius Hylas in den Gärten der Scipionen, Rom, 1. Jahrhundert
Erhalten ist ein von Livia, der Gemahlin Kaiser Augustus', errichtetes Kolumbarium an der Via Appia in Rom, entdeckt 1726.
Das Neptune Society Columbarium of San Francisco (USA) beherbergt auch eine Ausstellung außergewöhnlicher Urnen und Särge, wie die cookie jar (Keksdosen-)Urne.[13]
Siehe auch
Katakombe
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