Zarathustra
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Zarathustra
Zarathustra (Avestisch Zaraθuštra, Mittelpersisch Zarduscht[1], persisch زردشت Zardošt oder auch زرتشت Zartošt, Pashto زردښت Zardaxt, kurdisch Zerdeşt, altgriechisch Ζωροάστηρ Zōroastēr oder Zōroastrēs Ζωροάστρης) lehrte im zweiten oder ersten Jahrtausend v. Chr. als altiranischer Zaotar (Priester) und verhalf dem nach ihm benannten Zoroastrismus zum späteren Durchbruch als persisch-medische beziehungsweise iranische Religion,[2] weshalb er beispielsweise auch „Gründer des Zoroastrismus“, „Religionsstifter“[3] oder „Reformator“[4] genannt wird. Sein Name bedeutet vermutlich „Besitzer goldfarbener Kamele“ (die Deutung des Vordergliedes zarat- ist umstritten, das Hinterglied dieser Zusammensetzung wird allgemein mit avestisch uštra- „Kamel“ identifiziert). Die Anhänger des Zoroastrismus werden Zoroastrier oder Zarathustrier genannt, die Anhängerschaft im heutigen Indien bezeichnet sich auch als Parsen.
Raffael, Die Schule von Athen, um 1510 (Ausschnitt). Links: Zarathustra, abgewandt Ptolemäus, Zweiter von rechts: Raffael.
Die alten Griechen sahen in ihm einen Weisen; in den Augen der französischen Philosophen, unter anderem Voltaires, war er Vermittler in religiösen Glaubensfragen. Nietzsche benutzte Zarathustras Namen in seinem Werk „Also sprach Zarathustra“.
Ähnlich vielfältig sind die Aussagen in der Orientalistik, die eine endgültige Klärung über das Wirken Zarathustras bisher nicht möglich machen. Es bleibt unklar, in welchem sozialen und geografischen Umfeld er wirkte, wessen Ideen er aufnahm oder auf welchen Grundlagen er seine Lehre aufbaute. Die Orientalistik versieht Zarathustra mit den Begriffen Politiker, Prophet und Schamane.
Die bisher von den Historikern vorgenommenen zeitlichen Einordnungen beruhen auf diversen Quellen, aus deren Interpretation teilweise Theorien und Thesen über das Wirken Zarathustras entwickelt wurden, die die wenigen archäologischen Hinweise ignorieren. So wurde beispielsweise erstmals bei Ammianus Marcellinus über Wischtaspa (Vater von Dareios I.) eine Verbindung zu den Achämeniden hergestellt. Der Umstand, dass Wischtaspa viele Jahrhunderte hindurch ein gebräuchlicher Name war, schließt aber eine genaue zeitliche Zuordnung aus.
Quellen
Die Hauptquelle zu Zarathustra ist das Avesta, eine Sammlung heiliger Texte, die in avestischer Sprache irgendwann zwischen dem 2. und 1. Jahrtausend v. Chr. verfasst wurden. Ihre früheste schriftliche Aufzeichnung kann nach einer umstrittenen These in aramäischer bzw. der daraus abgeleiteten parthischen Schrift erfolgt sein, etwa im 1. Jahrhundert n. Chr. oder kurz davor.
Eine Version des 3. Jahrhunderts n. Chr. könnte in der ebenfalls von der aramäischen Schrift abgeleiteten Pahlavi-Schrift überliefert worden sein, deren verwendete Buchstaben mehrdeutige Übersetzungen zulassen. Da die Sprache des Avesta Altiranisch ist und zur Zeit der ersten Niederschrift des Textes aufgrund der teilweise unbekannten Buchstaben nicht mehr vollständig verstanden wurde, erfolgte in sassanidischer Zeit eine erneute genaue Niederschrift in der neu konzipierten avestischen Schrift, deren Zeichenbestand mit 48 Buchstaben eine lautlich recht genaue Wiedergabe der Texte, die in der vorhergehenden Zeit über Jahrhunderte vor allem mündlich tradiert und gelehrt worden waren, erlaubte.
Obwohl die Inhalte mündlich mit größter Genauigkeit weitergegeben wurden, bestehen keine Zweifel daran, dass die vorliegenden Avesta-Texte zu den sprachlich am schlechtesten überlieferten und inhaltlich zweifelhaftesten heiligen Schriften gehören. Die Versuche zoroastrischer Gelehrter, in der Sassanidenzeit vom 3. bis 7. Jahrhundert n. Chr. und im Mittelalter die avestischen Vorlagen einheitlich in das sogenannte Zend-Avesta zu übersetzen, schlugen fehl. Bis heute ist es nicht gelungen, auch nur eine unumstrittene Übersetzung des Avesta vorzulegen.
Teilweise wird auch eine aus mündlicher Überlieferung entstandene Sammlung als Nachweis angeführt; zumeist liturgische Texte, die im 6. Jahrhundert n. Chr. niedergeschrieben wurden und nur bruchstückhaft erhalten sind.
Sprach- und Religionswissenschaftler kommen bezüglich der Bestimmung einer Hauptquelle, die auf Zarathustra führen könnte, weder im sprachlich-textlichen Verständnis noch in der Deutung zu einer Annäherung. Besonders gilt dies für die 859 Zeilen umfassenden „17 Gathas des Zarathustra“ („Gesänge, Verspredigten“). Auch hier ist eine eindeutige Übersetzung nicht möglich, weshalb jede vorgenommene Lesung gegenüber vorliegenden älteren Texten eine abweichende Neufassung bedeutet. Zudem werfen auch die offenkundigen Parallelen zu alten Texten der Inder mehr Fragen als Antworten auf und lassen die Erhärtung einer bestimmten Interpretation bisher nicht zu.
Herkunft
In der modernen Forschung herrscht Uneinigkeit über Zarathustras Geburtsort und seine Wirkungsstätte, weshalb mehrere Möglichkeiten kontrovers diskutiert werden.
Nordostiran und Sistan
Hinweise im Avesta werden in der Form interpretiert, dass sich Zarathustra in Sistan aufgehalten haben könnte. Sistan spielte in der persischen Glaubenswelt eine wichtige Rolle, die aber ursächlich nicht auf Zarathustra zurückzuführen ist. Erst in nachzarathustrischer Zeit erfolgte der Versuch, Verbindungen und Gemeinsamkeiten aufzubauen, da aufgrund der abgeschiedenen Wüstenlage der heilige Berg Kuh-e Hadsche am Hamun-See den Ort Sistan zum Mekka der Zoroastrismus-Anhänger machte.
Durch viele Perioden der Geschichte Sistans führte die Oase wegen ihrer schwer erreichbaren Lage ein Eigenleben und entwickelte sich losgelöst von den jeweiligen religiösen Strömungen völlig autonom. Aufgrund der religiösen Anziehungskraft von Sistan ist es daher in einem geringen Maße wahrscheinlich, dass Zarathustra vorübergehend hier gewirkt haben könnte, obwohl Hinweise auf einen frühen Ahuramazda-Glauben in dieser Region fehlen. Wegen der belegten frühen iranischen Wanderungsbewegung von Ost nach West können jedoch kurzfristige Berührungspunkte bestanden haben.
Medien und Aserbaidschan
In den Regionen der medischen Konföderation ist das ursprünglich persische Staatsgebiet Parsua schon um 1000 v. Chr. in assyrischen Inschriften belegt. In der Folgezeit wird es unter Nennung von Anschan zunehmend häufiger erwähnt. Archäologische Untersuchungen bestätigen für den gleichen Zeitraum im Gebiet des heutigen Aserbaidschan entscheidende politische und soziale Umwälzungen. Aserbaidschan war unter anderem das Ziel der Ost-West-Wanderung, in deren Verlauf neben indischen Stämmen auch ostiranische Nomaden einwanderten. Der archäologische Befund zeigt, dass sich die einheimische Kultur mit der der Neueinwanderer vermischte.
Im Zusammenhang mit der Sesshaftwerdung und Verschmelzung der Nomaden- mit der Ackerbaukultur zeigen sich auch deutliche Hinweise auf die Herausbildung einer neuen Religion. Im 8. Jahrhundert v. Chr. tauchte erstmals der medische Name Mazda auf, dem nur der Zusatz Ahura fehlte. Auch Zarathustra erwähnte in seiner Lehre nie den Namen Ahuramazda, sondern zunächst nur Mazda oder Ahura. Es sollte den Achämeniden vorbehalten bleiben, erst 522 v. Chr. unter Dareios I. beide Namen zu Ahuramazda zu vereinigen.
Der Namensbestandteil Wischtaspa (Pferd) verweist auf die für Medien und Aserbaidschan charakteristischen Pferdezuchtgebiete, aus denen die Assyrer ihre Pferde bezogen. Zarathustra nannte unter anderem die medische Priesterkaste Magawan seine Anhänger, deren Kernland ohne Zweifel Aserbaidschan war.
Lebenszeit
Zarathustra, Geburt bis Erleuchtung
Zur Datierung der Lebenszeit Zarathustras gibt es mehrere widersprüchliche Meinungen:
Zarathustra lebte um 1800 v. Chr., genauer: wurde 1768 v. Chr geboren. Diese Ansicht vertreten insbesondere iranische Wissenschaftler (Behrūz, Derakhshani) und Mary Boyce. Im Kontext der Besiedlung Persiens sei Zarathustras Auftreten bereits mit der ersten Einwanderungswelle anzusetzen.
Die Erwähnung des Gottes Mithra in den Gathas birgt damit Datierungsprobleme, da gesicherte Hinweise auf diesen Gott erst zu späterer Zeit vorliegen und dessen Kult von Zarathustra im Avesta verdammt wurde.
Zarathustra lebte um 1000 v. Chr. Das nehmen u. a. Eilers und Stausberg an. Diese Datierung setzt das Auftreten Zarathustras im Gebiet um Baktrien voraus.
Eine solche mittlere Datierung wäre mit dem als sicher geltenden Auftreten der iranischen Stämme der Meder und Perser kaum in Übereinstimmung zu bringen. Auch soll Zarathustra vor seinem „Berufungserlebnis“ schon als Priester bzw. Magier tätig gewesen sein. Aus diesen Gründen bestimmte Frye das Wirken Zarathustras für die Zeit um 800 v. Chr.
Zarathustra lebte um 600 v. Chr. Diese späte Variante basiert auf der Überlieferung des islamischen Gelehrten Biruni, der nach sassanidischer Tradition den Zeitpunkt der Berufung Zarathustras auf 258 Jahre vor Alexander festgelegt hat. Hierauf stützen sich Wiesehöfer, Lommel, Altheim und Walther Hinz. Danach hat Zarathustra von 630 v. Chr. bis 553 v. Chr gelebt. Hinz vermutet ein Zusammentreffen von Zarathustra und Kyros II. (585–530 v. Chr.), der dessen Lehre nicht übernahm, sondern sich tolerant gegenüber allen Religionen zeigte.
Eine Bestätigung für die Verehrung des von Zarathustra genannten obersten Gottes Ahura Mazda wurde erst unter Dareios I. (* 549 v. Chr.; † 486 v. Chr.) als sicher nachgewiesen. Dies veranlasste Hertel und Herzfeld, wie von Ammianus Marcellinus überliefert, den Fürsten Vistaspa, der Zarathustra förderte, als Hystaspes, den Vater von Dareios I. zu identifizieren, womit Zarathustra der ältere Zeitgenosse des Sohnes gewesen wäre.
Schließlich verweist der Orientalist Thomas Hyde darauf, dass der syrische Gelehrte Abu’l Faradsch in seiner „Dynastiengeschichte“ schreibt, Zarathustra sei in Babylon ein Schüler des Propheten Daniel gewesen. Gemäß biblischer Überlieferung gehörte dieser zu dem Teil der Bevölkerung von Juda, den Nebukadnezar II. in die Babylonische Gefangenschaft geschickt hat, die von 598 bis 539 v. Chr. währte.
Neben unterschiedlichen wissenschaftlichen Methoden und Argumenten spielen auch ideologische Motive eine Rolle in dieser Auseinandersetzung.
Die Lehren Zarathustras
Grundzüge
Die Religion ist stark monotheistisch, der Kampf zwischen Gut und Böse prägt den Glauben. Der Sieg des Guten über das Böse wird am Tag des jüngsten Gerichts kommen. Bis zu diesem Tag haben die Menschen die freie Wahl, sich für den rechten Weg zu entscheiden. Der rechte Weg ist der Weg der Wahrhaftigkeit. Die Lehre Zarathustras hat drei wichtige Grundsätze:
gute Gedanken
gute Worte
gute Taten
Ahura Mazda, der weise Herr, erschuf die Welt auf dem Fundament der Wahrhaftigkeit. Der Gute Geist (Spenta Mainyu) und der Böse Geist (Angra Mainyu) sind Zwillinge, durch deren Zusammenwirken die Welt besteht. Damit das Gute über das Böse siegt, muss der Mensch sich entscheiden, denn der Mensch ist das einzige Lebewesen, welches die Möglichkeit bekommen hat, zu führen und zu ändern. Der Mensch kann vergeben oder hassen, der Mensch ist ein Mensch, weil er sich nicht von seinen Instinkten leiten lässt. Jedem ist es überlassen, sich für das Gute zu entscheiden und so den Kampf Ahura Mazdas gegen das Böse zu unterstützen. Wichtig ist hierbei, dass der Zarathustrismus bzw. Ahura Mazda den Menschen zu nichts zwingt. Der Mensch wird als vernünftiges Wesen frei geboren und kann allein durch freie Entscheidung und persönliche Einsicht zu Gott gelangen.
Es bestehen sechs Aspekte Gottes Amesha Spentas, oder auch sieben – siehe auch Haft Sin (sieben Dekorationsschalen), Sieben Speisen, Haft Mewa (Sieben-Früchte-Getränk) und Samanak [Keimlinge aus sieben Sorten Getreide] im Nouruz, die die sieben Tugenden des Zoroastrismus symbolisieren. Diese werden in dem Avesta, dem heiligen Buch des Zarathustrismus, zum Teil als engelhafte Wesen personifiziert:
Der gute Sinn.
Die beste Wahrheit.
Das wünschenswerte Reich.
Die segenbringende Frömmigkeit.
Wohlfahrt.
Nicht-Sterben.
Der segenbringende Geist wird von manchen dazugezählt.
Zarathustras Gottesdienst negiert jegliche Art von Opferhandlungen, wie es sie zu seiner Zeit in Gestalt der Kulte der Mithras-Priester gab. Zarathustra Spitama widmete sich dem Kampf gegen diese vermeintliche Götzerei und wurde daher verfolgt. Die auf Ahura Mazda gerichteten Andachtszeremonien wurden um einen Feuer-Altar mit erhobenen Händen abgehalten, wobei man die Lobpreisungen sang.
Der Mensch hat im diesseitigen Leben die Wahl zwischen Gut und Böse. Sofern das Gute im Menschen überwiegt, gelangt der Mensch nach seinem Tode über die Činvat-Brücke ins Paradies. Für den rechtschaffenen Menschen ist die Brücke ein breiter Weg, für den anderen schmal wie eine Messerschneide.
Weiter geht es in Teil 2
Raffael, Die Schule von Athen, um 1510 (Ausschnitt). Links: Zarathustra, abgewandt Ptolemäus, Zweiter von rechts: Raffael.
Die alten Griechen sahen in ihm einen Weisen; in den Augen der französischen Philosophen, unter anderem Voltaires, war er Vermittler in religiösen Glaubensfragen. Nietzsche benutzte Zarathustras Namen in seinem Werk „Also sprach Zarathustra“.
Ähnlich vielfältig sind die Aussagen in der Orientalistik, die eine endgültige Klärung über das Wirken Zarathustras bisher nicht möglich machen. Es bleibt unklar, in welchem sozialen und geografischen Umfeld er wirkte, wessen Ideen er aufnahm oder auf welchen Grundlagen er seine Lehre aufbaute. Die Orientalistik versieht Zarathustra mit den Begriffen Politiker, Prophet und Schamane.
Die bisher von den Historikern vorgenommenen zeitlichen Einordnungen beruhen auf diversen Quellen, aus deren Interpretation teilweise Theorien und Thesen über das Wirken Zarathustras entwickelt wurden, die die wenigen archäologischen Hinweise ignorieren. So wurde beispielsweise erstmals bei Ammianus Marcellinus über Wischtaspa (Vater von Dareios I.) eine Verbindung zu den Achämeniden hergestellt. Der Umstand, dass Wischtaspa viele Jahrhunderte hindurch ein gebräuchlicher Name war, schließt aber eine genaue zeitliche Zuordnung aus.
Quellen
Die Hauptquelle zu Zarathustra ist das Avesta, eine Sammlung heiliger Texte, die in avestischer Sprache irgendwann zwischen dem 2. und 1. Jahrtausend v. Chr. verfasst wurden. Ihre früheste schriftliche Aufzeichnung kann nach einer umstrittenen These in aramäischer bzw. der daraus abgeleiteten parthischen Schrift erfolgt sein, etwa im 1. Jahrhundert n. Chr. oder kurz davor.
Eine Version des 3. Jahrhunderts n. Chr. könnte in der ebenfalls von der aramäischen Schrift abgeleiteten Pahlavi-Schrift überliefert worden sein, deren verwendete Buchstaben mehrdeutige Übersetzungen zulassen. Da die Sprache des Avesta Altiranisch ist und zur Zeit der ersten Niederschrift des Textes aufgrund der teilweise unbekannten Buchstaben nicht mehr vollständig verstanden wurde, erfolgte in sassanidischer Zeit eine erneute genaue Niederschrift in der neu konzipierten avestischen Schrift, deren Zeichenbestand mit 48 Buchstaben eine lautlich recht genaue Wiedergabe der Texte, die in der vorhergehenden Zeit über Jahrhunderte vor allem mündlich tradiert und gelehrt worden waren, erlaubte.
Obwohl die Inhalte mündlich mit größter Genauigkeit weitergegeben wurden, bestehen keine Zweifel daran, dass die vorliegenden Avesta-Texte zu den sprachlich am schlechtesten überlieferten und inhaltlich zweifelhaftesten heiligen Schriften gehören. Die Versuche zoroastrischer Gelehrter, in der Sassanidenzeit vom 3. bis 7. Jahrhundert n. Chr. und im Mittelalter die avestischen Vorlagen einheitlich in das sogenannte Zend-Avesta zu übersetzen, schlugen fehl. Bis heute ist es nicht gelungen, auch nur eine unumstrittene Übersetzung des Avesta vorzulegen.
Teilweise wird auch eine aus mündlicher Überlieferung entstandene Sammlung als Nachweis angeführt; zumeist liturgische Texte, die im 6. Jahrhundert n. Chr. niedergeschrieben wurden und nur bruchstückhaft erhalten sind.
Sprach- und Religionswissenschaftler kommen bezüglich der Bestimmung einer Hauptquelle, die auf Zarathustra führen könnte, weder im sprachlich-textlichen Verständnis noch in der Deutung zu einer Annäherung. Besonders gilt dies für die 859 Zeilen umfassenden „17 Gathas des Zarathustra“ („Gesänge, Verspredigten“). Auch hier ist eine eindeutige Übersetzung nicht möglich, weshalb jede vorgenommene Lesung gegenüber vorliegenden älteren Texten eine abweichende Neufassung bedeutet. Zudem werfen auch die offenkundigen Parallelen zu alten Texten der Inder mehr Fragen als Antworten auf und lassen die Erhärtung einer bestimmten Interpretation bisher nicht zu.
Herkunft
In der modernen Forschung herrscht Uneinigkeit über Zarathustras Geburtsort und seine Wirkungsstätte, weshalb mehrere Möglichkeiten kontrovers diskutiert werden.
Nordostiran und Sistan
Hinweise im Avesta werden in der Form interpretiert, dass sich Zarathustra in Sistan aufgehalten haben könnte. Sistan spielte in der persischen Glaubenswelt eine wichtige Rolle, die aber ursächlich nicht auf Zarathustra zurückzuführen ist. Erst in nachzarathustrischer Zeit erfolgte der Versuch, Verbindungen und Gemeinsamkeiten aufzubauen, da aufgrund der abgeschiedenen Wüstenlage der heilige Berg Kuh-e Hadsche am Hamun-See den Ort Sistan zum Mekka der Zoroastrismus-Anhänger machte.
Durch viele Perioden der Geschichte Sistans führte die Oase wegen ihrer schwer erreichbaren Lage ein Eigenleben und entwickelte sich losgelöst von den jeweiligen religiösen Strömungen völlig autonom. Aufgrund der religiösen Anziehungskraft von Sistan ist es daher in einem geringen Maße wahrscheinlich, dass Zarathustra vorübergehend hier gewirkt haben könnte, obwohl Hinweise auf einen frühen Ahuramazda-Glauben in dieser Region fehlen. Wegen der belegten frühen iranischen Wanderungsbewegung von Ost nach West können jedoch kurzfristige Berührungspunkte bestanden haben.
Medien und Aserbaidschan
In den Regionen der medischen Konföderation ist das ursprünglich persische Staatsgebiet Parsua schon um 1000 v. Chr. in assyrischen Inschriften belegt. In der Folgezeit wird es unter Nennung von Anschan zunehmend häufiger erwähnt. Archäologische Untersuchungen bestätigen für den gleichen Zeitraum im Gebiet des heutigen Aserbaidschan entscheidende politische und soziale Umwälzungen. Aserbaidschan war unter anderem das Ziel der Ost-West-Wanderung, in deren Verlauf neben indischen Stämmen auch ostiranische Nomaden einwanderten. Der archäologische Befund zeigt, dass sich die einheimische Kultur mit der der Neueinwanderer vermischte.
Im Zusammenhang mit der Sesshaftwerdung und Verschmelzung der Nomaden- mit der Ackerbaukultur zeigen sich auch deutliche Hinweise auf die Herausbildung einer neuen Religion. Im 8. Jahrhundert v. Chr. tauchte erstmals der medische Name Mazda auf, dem nur der Zusatz Ahura fehlte. Auch Zarathustra erwähnte in seiner Lehre nie den Namen Ahuramazda, sondern zunächst nur Mazda oder Ahura. Es sollte den Achämeniden vorbehalten bleiben, erst 522 v. Chr. unter Dareios I. beide Namen zu Ahuramazda zu vereinigen.
Der Namensbestandteil Wischtaspa (Pferd) verweist auf die für Medien und Aserbaidschan charakteristischen Pferdezuchtgebiete, aus denen die Assyrer ihre Pferde bezogen. Zarathustra nannte unter anderem die medische Priesterkaste Magawan seine Anhänger, deren Kernland ohne Zweifel Aserbaidschan war.
Lebenszeit
Zarathustra, Geburt bis Erleuchtung
Zur Datierung der Lebenszeit Zarathustras gibt es mehrere widersprüchliche Meinungen:
Zarathustra lebte um 1800 v. Chr., genauer: wurde 1768 v. Chr geboren. Diese Ansicht vertreten insbesondere iranische Wissenschaftler (Behrūz, Derakhshani) und Mary Boyce. Im Kontext der Besiedlung Persiens sei Zarathustras Auftreten bereits mit der ersten Einwanderungswelle anzusetzen.
Die Erwähnung des Gottes Mithra in den Gathas birgt damit Datierungsprobleme, da gesicherte Hinweise auf diesen Gott erst zu späterer Zeit vorliegen und dessen Kult von Zarathustra im Avesta verdammt wurde.
Zarathustra lebte um 1000 v. Chr. Das nehmen u. a. Eilers und Stausberg an. Diese Datierung setzt das Auftreten Zarathustras im Gebiet um Baktrien voraus.
Eine solche mittlere Datierung wäre mit dem als sicher geltenden Auftreten der iranischen Stämme der Meder und Perser kaum in Übereinstimmung zu bringen. Auch soll Zarathustra vor seinem „Berufungserlebnis“ schon als Priester bzw. Magier tätig gewesen sein. Aus diesen Gründen bestimmte Frye das Wirken Zarathustras für die Zeit um 800 v. Chr.
Zarathustra lebte um 600 v. Chr. Diese späte Variante basiert auf der Überlieferung des islamischen Gelehrten Biruni, der nach sassanidischer Tradition den Zeitpunkt der Berufung Zarathustras auf 258 Jahre vor Alexander festgelegt hat. Hierauf stützen sich Wiesehöfer, Lommel, Altheim und Walther Hinz. Danach hat Zarathustra von 630 v. Chr. bis 553 v. Chr gelebt. Hinz vermutet ein Zusammentreffen von Zarathustra und Kyros II. (585–530 v. Chr.), der dessen Lehre nicht übernahm, sondern sich tolerant gegenüber allen Religionen zeigte.
Eine Bestätigung für die Verehrung des von Zarathustra genannten obersten Gottes Ahura Mazda wurde erst unter Dareios I. (* 549 v. Chr.; † 486 v. Chr.) als sicher nachgewiesen. Dies veranlasste Hertel und Herzfeld, wie von Ammianus Marcellinus überliefert, den Fürsten Vistaspa, der Zarathustra förderte, als Hystaspes, den Vater von Dareios I. zu identifizieren, womit Zarathustra der ältere Zeitgenosse des Sohnes gewesen wäre.
Schließlich verweist der Orientalist Thomas Hyde darauf, dass der syrische Gelehrte Abu’l Faradsch in seiner „Dynastiengeschichte“ schreibt, Zarathustra sei in Babylon ein Schüler des Propheten Daniel gewesen. Gemäß biblischer Überlieferung gehörte dieser zu dem Teil der Bevölkerung von Juda, den Nebukadnezar II. in die Babylonische Gefangenschaft geschickt hat, die von 598 bis 539 v. Chr. währte.
Neben unterschiedlichen wissenschaftlichen Methoden und Argumenten spielen auch ideologische Motive eine Rolle in dieser Auseinandersetzung.
Die Lehren Zarathustras
Grundzüge
Die Religion ist stark monotheistisch, der Kampf zwischen Gut und Böse prägt den Glauben. Der Sieg des Guten über das Böse wird am Tag des jüngsten Gerichts kommen. Bis zu diesem Tag haben die Menschen die freie Wahl, sich für den rechten Weg zu entscheiden. Der rechte Weg ist der Weg der Wahrhaftigkeit. Die Lehre Zarathustras hat drei wichtige Grundsätze:
gute Gedanken
gute Worte
gute Taten
Ahura Mazda, der weise Herr, erschuf die Welt auf dem Fundament der Wahrhaftigkeit. Der Gute Geist (Spenta Mainyu) und der Böse Geist (Angra Mainyu) sind Zwillinge, durch deren Zusammenwirken die Welt besteht. Damit das Gute über das Böse siegt, muss der Mensch sich entscheiden, denn der Mensch ist das einzige Lebewesen, welches die Möglichkeit bekommen hat, zu führen und zu ändern. Der Mensch kann vergeben oder hassen, der Mensch ist ein Mensch, weil er sich nicht von seinen Instinkten leiten lässt. Jedem ist es überlassen, sich für das Gute zu entscheiden und so den Kampf Ahura Mazdas gegen das Böse zu unterstützen. Wichtig ist hierbei, dass der Zarathustrismus bzw. Ahura Mazda den Menschen zu nichts zwingt. Der Mensch wird als vernünftiges Wesen frei geboren und kann allein durch freie Entscheidung und persönliche Einsicht zu Gott gelangen.
Es bestehen sechs Aspekte Gottes Amesha Spentas, oder auch sieben – siehe auch Haft Sin (sieben Dekorationsschalen), Sieben Speisen, Haft Mewa (Sieben-Früchte-Getränk) und Samanak [Keimlinge aus sieben Sorten Getreide] im Nouruz, die die sieben Tugenden des Zoroastrismus symbolisieren. Diese werden in dem Avesta, dem heiligen Buch des Zarathustrismus, zum Teil als engelhafte Wesen personifiziert:
Der gute Sinn.
Die beste Wahrheit.
Das wünschenswerte Reich.
Die segenbringende Frömmigkeit.
Wohlfahrt.
Nicht-Sterben.
Der segenbringende Geist wird von manchen dazugezählt.
Zarathustras Gottesdienst negiert jegliche Art von Opferhandlungen, wie es sie zu seiner Zeit in Gestalt der Kulte der Mithras-Priester gab. Zarathustra Spitama widmete sich dem Kampf gegen diese vermeintliche Götzerei und wurde daher verfolgt. Die auf Ahura Mazda gerichteten Andachtszeremonien wurden um einen Feuer-Altar mit erhobenen Händen abgehalten, wobei man die Lobpreisungen sang.
Der Mensch hat im diesseitigen Leben die Wahl zwischen Gut und Böse. Sofern das Gute im Menschen überwiegt, gelangt der Mensch nach seinem Tode über die Činvat-Brücke ins Paradies. Für den rechtschaffenen Menschen ist die Brücke ein breiter Weg, für den anderen schmal wie eine Messerschneide.
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Teil 2
Fortschreibung der Lehre
In einer späteren Umformung wird, insbesondere unter den Sassaniden, die Zoroastrische Religion durch einen Zeitgott, genannt Zurvan, ergänzt. Dieser viergestaltige Gott (Ahura Mazdā, Güte, Religion und Zeit) steht über Gott und Teufel, die seine Söhne sind. Zurvan ist der unendliche Raum und die unendliche Zeit. Durch die Entstehung von Gott und dem Bösen wird das Licht von der Finsternis geschieden.
Rezeption in Europa
Plinius der Ältere behauptete, Zarathustra sei der erste Mensch gewesen, der bei seiner Geburt gelacht habe – was sowohl als Ausweis seiner Klarsichtigkeit wie auch als Anzeichen eines diabolischen Charakters gedeutet werden kann. Zarathustra wurde lange Zeit in Europa als Prototyp des Weisheitslehrers gesehen. Die Renaissance huldigte ihm als Hüter vorchristlicher Weisheit und die Aufklärung entdeckte in ihm den Weisen aus dem Morgenland und Verkünder einer Sonnenreligion. Die Gegenreformation verdammte ihn jedoch als Magier. In der gelehrten Welt des 18. Jahrhunderts war es eine der großen Streitfragen, ob Zarathustra Monotheist (Thomas Hyde) oder radikaler Dualist (Pierre Bayle, Gottfried Wilhelm Leibniz) gewesen ist. Immanuel Kant hob in seiner „Philosophischen Religionslehre“ (1793) als wesentliche Besonderheit der „Parsis, Anhänger der Religion des Zoroasters“, hervor, dass sie „eine geschriebene Religion (heilige Bücher)“ und „ihren Glauben bis jetzt erhalten“ haben, „ungeachtet ihrer Zerstreuung“[5]. Kant konnte zu seinen Vorlesungen und Publikationen bereits die von Johann Friedrich Kleuker 1776–1778 herausgebrachte deutsche Übersetzung des 1771 in Paris erschienenen Werkes von Abraham Hyacinthe Anquetil-Duperron, dem Begründer des Studiums der Zendreligion in Europa, Zend-Avesta, ouvrage de Zoroastre[6] heranziehen, wie nach ihm ebenso u.a. Johann Gottfried Herder in seinen „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ sowie Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seinen Vorlesungen „über die Philosophie der Religion“ und „über die Philosophie der Geschichte“. Wie für Herder, der in Zoroasters Staatsreligion eine Art philosophischer Theodizee erkannte, so hieß für Hegel Zarathustra Zerduscht, und in dessen Lehre trat Hegel ein reiner Atem entgegen, ein Hauch des Geistes. Der Geist erhebt sich in ihr aus der substanziellen Einheit der Natur[7]. Gotthold Ephraim Lessing widmete in seinem Drama Nathan der Weise dem Zoroastrismus die oft wenig beachtete Figur des Al-Hafi, der er ursprünglich eine Nachschrift unter dem Titel Derwisch widmen wollte. Im zwischen 1841 und 1855 erbauten „Neuen Museum“ in Berlin wurde Zoroaster als wichtiger weiser Vertreter der alt-persischen Kulturentwicklung auf dem zweiten Pilaster im Treppenhaus in Grisaille dargestellt.
In jüngster Zeit verband sich der Name Zarathustra in der westlichen Welt mit Friedrich Nietzsches philosophisch-dichterischem Werk Also sprach Zarathustra , das von 1883 bis 1885 entstand. Da der historische Zarathustra für Nietzsche der Erste war, der gut und böse unterschied, gab er seiner Gestalt, die für ihn die Überwindung aller Moral symbolisierte und damit über das Ende der vom historischen Zarathustra begonnenen Geschichtsepoche hinauswies, denselben Namen. Auch in Karl Mays Orient-Erzählungen kommt Zarathustra vor.
Musik
Auf dem Feld der Musik sei zunächst das nach seiner Hauptfigur Zoroastre betitelte Werk genannt, eine Tragédie lyrique von Jean-Philippe Rameau (1749 uraufgeführt), dessen Textvorlage, das Drama Zoroastre von Louis de Cahusac, alsbald von Giacomo Casanova ins Deutsche übersetzt worden ist[8]. Mit Blick auf je eine ihrer Figuren, die auf Zarathustra anspielen, sind zudem zwei Opern besonders zu erwähnen: Erstens das 1733 uraufgeführte Dramma per musica Orlando, worin Georg Friedrich Händel die auf dem Epos Orlando furioso (1516/1532) von Ludovico Ariosto fußende Handlung um das vom Wahnsinn heilende Auftreten des weisen Magiers Zoroastro ergänzt. Und zweitens die 1791 uraufgeführte Oper Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart, worin ein weiser Fürst Sarastro mit seinem Priesterrat humanistisches Gedankengut vertritt. Dabei ist eine Verwandtschaft von Händels Zoroastro und von Mozarts Sarastro mit dem persischen Religionsstifter Zarathustra durchaus festzustellen[9].
Zeitlich zwischen diesen Opern gelegen, wurde im Juni 1754 im Bayreuther Markgräflichen Opernhaus die Festa Teatrale (Oper) L'Huomo nach einem Libretto von Markgräfin Wilhelmine uraufgeführt (Komponist war Andrea Bernasconi). Wie die Verfasserin im Argomento erklärt, habe sie sich vom System der Philosophie des Zoroastres dazu anregen lassen. Die Protagonisten dieses einaktigen Musiktheaters sind Animia und Anemone (Anagramme für Seele), die sich im Zwiespalt zwischen dem bon Genie (das Gute) und dem mauvais Genie (das Böse) befinden.
Im 20. Jahrhundert erlangte Zarathustra einen gewissen Bekanntheitsgrad durch die 1895 entstandene symphonische Dichtung von Richard Strauss, der sich in seinem Titel explizit auf Nietzsches Also sprach Zarathustra bezog, sowie durch Frederick Delius' A Mass of Life (Eine Messe des Lebens), einem großangelegten Oratorium nach Texten aus demselben Werk Nietzsches. [10]
Siehe auch
Bekannte Zoroastrier
Iranische Mythologie
Jesiden
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
In einer späteren Umformung wird, insbesondere unter den Sassaniden, die Zoroastrische Religion durch einen Zeitgott, genannt Zurvan, ergänzt. Dieser viergestaltige Gott (Ahura Mazdā, Güte, Religion und Zeit) steht über Gott und Teufel, die seine Söhne sind. Zurvan ist der unendliche Raum und die unendliche Zeit. Durch die Entstehung von Gott und dem Bösen wird das Licht von der Finsternis geschieden.
Rezeption in Europa
Plinius der Ältere behauptete, Zarathustra sei der erste Mensch gewesen, der bei seiner Geburt gelacht habe – was sowohl als Ausweis seiner Klarsichtigkeit wie auch als Anzeichen eines diabolischen Charakters gedeutet werden kann. Zarathustra wurde lange Zeit in Europa als Prototyp des Weisheitslehrers gesehen. Die Renaissance huldigte ihm als Hüter vorchristlicher Weisheit und die Aufklärung entdeckte in ihm den Weisen aus dem Morgenland und Verkünder einer Sonnenreligion. Die Gegenreformation verdammte ihn jedoch als Magier. In der gelehrten Welt des 18. Jahrhunderts war es eine der großen Streitfragen, ob Zarathustra Monotheist (Thomas Hyde) oder radikaler Dualist (Pierre Bayle, Gottfried Wilhelm Leibniz) gewesen ist. Immanuel Kant hob in seiner „Philosophischen Religionslehre“ (1793) als wesentliche Besonderheit der „Parsis, Anhänger der Religion des Zoroasters“, hervor, dass sie „eine geschriebene Religion (heilige Bücher)“ und „ihren Glauben bis jetzt erhalten“ haben, „ungeachtet ihrer Zerstreuung“[5]. Kant konnte zu seinen Vorlesungen und Publikationen bereits die von Johann Friedrich Kleuker 1776–1778 herausgebrachte deutsche Übersetzung des 1771 in Paris erschienenen Werkes von Abraham Hyacinthe Anquetil-Duperron, dem Begründer des Studiums der Zendreligion in Europa, Zend-Avesta, ouvrage de Zoroastre[6] heranziehen, wie nach ihm ebenso u.a. Johann Gottfried Herder in seinen „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ sowie Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seinen Vorlesungen „über die Philosophie der Religion“ und „über die Philosophie der Geschichte“. Wie für Herder, der in Zoroasters Staatsreligion eine Art philosophischer Theodizee erkannte, so hieß für Hegel Zarathustra Zerduscht, und in dessen Lehre trat Hegel ein reiner Atem entgegen, ein Hauch des Geistes. Der Geist erhebt sich in ihr aus der substanziellen Einheit der Natur[7]. Gotthold Ephraim Lessing widmete in seinem Drama Nathan der Weise dem Zoroastrismus die oft wenig beachtete Figur des Al-Hafi, der er ursprünglich eine Nachschrift unter dem Titel Derwisch widmen wollte. Im zwischen 1841 und 1855 erbauten „Neuen Museum“ in Berlin wurde Zoroaster als wichtiger weiser Vertreter der alt-persischen Kulturentwicklung auf dem zweiten Pilaster im Treppenhaus in Grisaille dargestellt.
In jüngster Zeit verband sich der Name Zarathustra in der westlichen Welt mit Friedrich Nietzsches philosophisch-dichterischem Werk Also sprach Zarathustra , das von 1883 bis 1885 entstand. Da der historische Zarathustra für Nietzsche der Erste war, der gut und böse unterschied, gab er seiner Gestalt, die für ihn die Überwindung aller Moral symbolisierte und damit über das Ende der vom historischen Zarathustra begonnenen Geschichtsepoche hinauswies, denselben Namen. Auch in Karl Mays Orient-Erzählungen kommt Zarathustra vor.
Musik
Auf dem Feld der Musik sei zunächst das nach seiner Hauptfigur Zoroastre betitelte Werk genannt, eine Tragédie lyrique von Jean-Philippe Rameau (1749 uraufgeführt), dessen Textvorlage, das Drama Zoroastre von Louis de Cahusac, alsbald von Giacomo Casanova ins Deutsche übersetzt worden ist[8]. Mit Blick auf je eine ihrer Figuren, die auf Zarathustra anspielen, sind zudem zwei Opern besonders zu erwähnen: Erstens das 1733 uraufgeführte Dramma per musica Orlando, worin Georg Friedrich Händel die auf dem Epos Orlando furioso (1516/1532) von Ludovico Ariosto fußende Handlung um das vom Wahnsinn heilende Auftreten des weisen Magiers Zoroastro ergänzt. Und zweitens die 1791 uraufgeführte Oper Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart, worin ein weiser Fürst Sarastro mit seinem Priesterrat humanistisches Gedankengut vertritt. Dabei ist eine Verwandtschaft von Händels Zoroastro und von Mozarts Sarastro mit dem persischen Religionsstifter Zarathustra durchaus festzustellen[9].
Zeitlich zwischen diesen Opern gelegen, wurde im Juni 1754 im Bayreuther Markgräflichen Opernhaus die Festa Teatrale (Oper) L'Huomo nach einem Libretto von Markgräfin Wilhelmine uraufgeführt (Komponist war Andrea Bernasconi). Wie die Verfasserin im Argomento erklärt, habe sie sich vom System der Philosophie des Zoroastres dazu anregen lassen. Die Protagonisten dieses einaktigen Musiktheaters sind Animia und Anemone (Anagramme für Seele), die sich im Zwiespalt zwischen dem bon Genie (das Gute) und dem mauvais Genie (das Böse) befinden.
Im 20. Jahrhundert erlangte Zarathustra einen gewissen Bekanntheitsgrad durch die 1895 entstandene symphonische Dichtung von Richard Strauss, der sich in seinem Titel explizit auf Nietzsches Also sprach Zarathustra bezog, sowie durch Frederick Delius' A Mass of Life (Eine Messe des Lebens), einem großangelegten Oratorium nach Texten aus demselben Werk Nietzsches. [10]
Siehe auch
Bekannte Zoroastrier
Iranische Mythologie
Jesiden
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