Die Rheinromantik
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Die Rheinromantik
Die Rheinromantik war die zeitgemäße Umsetzung der landschaftlichen Gegebenheiten sowie der sagenumwobenen Geschichte des Rheintals in der kulturgeschichtlichen Epoche der Romantik, die vom Ende des 18. bis ins späte 19. Jahrhundert andauerte und in allen Kunstgattungen Ausdruck fand.
Der Rhein, Allegorie der Rheinromantik in der Form des malerischen Motivs der Überfahrt, Lithografie von Karl Christian Köhler, um 1870
Burg Rheinstein bei Trechtingshausen war die erste, die im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut wurde
Schlegels Reisenotizen als wesentlicher Beitrag
Als Reaktion auf die beginnende Industrialisierung mit ihren negativ empfundenen Begleiterscheinungen wandten sich anfänglich vor allem Literaten und Künstler der Natur und der Vergangenheit zu. Friedrich Schlegel beschreibt den Eindruck von seiner Rheinfahrt im Jahr 1806: „Für mich sind nur die Gegenden schön, welche man gewöhnlich rau und wild nennt; denn nur diese sind erhaben, nur erhabene Gegenden können schön sein, nur diese erregen den Gedanken der Natur. […] Nichts aber vermag den Eindruck so zu verschönern und zu verstärken als die Spuren menschlicher Kühnheit an den Ruinen der Natur, kühne Burgen auf wilden Felsen – Denkmale der menschlichen Heldenzeit, sich anschließend an jene höheren aus den Heldenzeiten der Natur.“[1]
Schloss Stolzenfels, das herausragendste Werk der Rheinromantik
Wernerkapelle zu Bacharach
Vater Rhein und seine Töchter; Brunnenplastik vor dem Ständehaus der Rheinprovinz; Entwurf, Guss und Bau: Karl Janssen und Josef Tüshaus, 1884/1887
Als Vorläufer der Rheinromantik können die in den 1770er und 80er Jahren verfassten Reiseberichte von Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Hölderlin und Heinrich von Kleist am Rhein gelten. Lord Byron machte die Rheinlandschaft mit seiner Verserzählung Childe Harold's Pilgrimage von 1818 in England populär. Die deutsche Dichterin Adelheid von Stolterfoth schuf zahlreiche Rheindichtungen. In der bildenden Kunst sorgte William Turner durch seine auf mehreren Reisen entstandenen Bilder vor allem bei Engländern für Aufmerksamkeit. Nicht nur Turner und der römische Vedutenmaler Salomon Corrodi, sondern auch viele Maler der Düsseldorfer Schule wandten sich den romantischen Motiven des Rheins zu.[2] Die populärsten romantischen Rheinansichten, die in Reproduktionen unterschiedlichen Formats, darunter auch als Postkarten verbreitet waren, stammen von Nikolai von Astudin. Germaine de Staël war eine der ersten Schriftstellerinnen, die ihre Reiseberichte am Rhein in Frankreich veröffentlichte. Gérard de Nerval schrieb 1852 seinen stimmungsvollen Reisebericht Loreley.[3] Mit dem Titel knüpfte er an den romantischen Loreley-Mythos, der zuvor durch die Ballade Lore Lay von Clemens Brentano (1800) und das Gedicht Die Lore-Ley von Heinrich Heine (1824) bekannt geworden war, an.
1840 veröffentlichte Victor Hugo seine Rheinreise.[4]
Zwischen 1840 und 1843 schuf der Komponist Franz Liszt eine Reihe von Werken mit rheinromantischen Bezügen, etwa Die Zelle in Nonnenwerth, Im Rhein oder Die Loreley. Etwa gleichzeitig komponierte Robert Schumann im Rahmen des Zyklus Dichterliebe das Kunstlied Im Rhein, im heiligen Strome. Auch seine 3. Sinfonie, die Rheinische, reflektiert die romantischen Stimmungen am Rhein. Schumanns Frau Clara widmete, wie Friedrich Silcher und Liszt, ein Stück dem Loreley-Motiv. Das von Carl Wilhelm vertonte Lied Die Wacht am Rhein trägt gar nationalromantische Züge, indem es mit markigen Worten den Rhein als „heil’ge Landesmark“ Deutschlands gegen Ambitionen Frankreichs in Schutz nahm und – wie Nikolaus Becker, der Dichter des populären Rheinliedes – den politischen Mythos „deutscher Rhein“ bemühte (siehe auch Rheinkrise). Richard Wagner schuf der Rheinromantik in Form der am Rhein verorteten Sage des Nibelungenlieds mit seinem zwischen 1848 und 1874 komponierten Opernzyklus Der Ring des Nibelungen schließlich ein weltweit bekanntes musikalisches Denkmal. Ein spätes Werk der Rheinromantik lieferte Carl Zuckmayer 1925 mit dem Theaterstück Der fröhliche Weinberg. In einer Mischung mit derb-realistischen und gesellschaftskritischen Passagen ließ er den bekannten Topos Wein, Weib und Gesang in Szenen rheinisch-volkstümlicher Lebensfreude anklingen.
Vom Zwischenstopp zur touristischen Adresse
Bauern neben einem Weg in einer weiten rheinischen Landschaft, Landschaftsbild von Christian Georg Schütz, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts
Am Rhein bei Nonnenwerth, Landschaftsbild von Julius Lange, 1850
Das Mittelrheintal wurde Ende des 18. Jahrhunderts von Reisenden wie dem Italiener Aurelio de' Giorgi Bertola (erste Reisebeschreibung im romantischen Stil) 1795 und dem Engländer John Gardnor (Radierungen) jeweils im Jahr 1787 bereist. 1802 bereisten Clemens Brentano und Achim von Arnim das Tal, das sich von der Durchreiseregion auf der klassischen Bildungsreise nach Italien zur touristischen Adresse ersten Ranges entwickelte. 1845 bereiste Victoria, die Königin von Großbritannien und Irland, das Rheintal.
Nach der Schweiz mit ihren rauen Alpentälern wurde das felsige Obere Mittelrheintal mit seinen vielen Burgruinen zum touristischen „Muss". Viele Fürsten und reiche Privatleute begannen mit dem Wiederaufbau der Burgen, allen voran das preußische Königshaus, das 1815 durch den Wiener Kongress die Rheinlande erworben hatte und zum Ausdruck der neuen Landesherrschaft dort gleich an mehreren Orten tätig war. Als herausragendstes Bauwerk der Rheinromantik gilt das von König Friedrich Wilhelm IV. als Sommerresidenz errichtete Schloss Stolzenfels bei Koblenz. Parallel ließ sein Cousin Friedrich Prinz von Preußen, der als Repräsentant der Hohenzollernmonarchie in der Rheinprovinz eingesetzt war, die Ruine Vaitzburg bei Trechtingshausen zur Burg Rheinstein rheinromantisch überformen. Sogar bei absoluten Profanbauten wie Tunnelzugängen wurde im Zuge der Romantik neugotisch oder neuromanisch gebaut. Eine literarische Quelle der romantischen Begeisterung der preußischen Königsfamilie für die Burgen am Rhein bildete der 1813 erschienene Ritterroman Der Zauberring von Friedrich de la Motte Fouqué.[5]
Sommernacht am Rhein, Genrebild von Christian Eduard Böttcher, 1862
Die Entführung Heinrichs IV. durch Erzbischof Anno von Köln in Kaiserswerth, Historienbild von Anton von Werner, 1868
Populäre Druckgrafik
Interessanterweise wurde das populäre Bild vom romantischen Rhein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weniger von der Malerei, sondern primär von der Druckgrafik geprägt. Aquatinten, Lithografien und Stiche illustrierten die Reisebeschreibungen oder wurden als Ansichtenfolgen herausgegeben. Zwischen 1820 und 1830 kamen mindestens zwölf Veröffentlichungen mit eigenständigen neuen Ansichten heraus. Die Engländer waren führend auf dem Gebiet des 1826 in London patentierten Stahlstichverfahrens, das die Kupferstichtechnik ablöste und präzise Darstellungen und hohe Auflagen ermöglichte. Die besten Vorlagen lieferte zu der Zeit William Tombleson, und 50 Stecher setzten sie in den 1832 erstmals erschienenen Views of the Rhine in 68 Mittelrhein-Darstellungen um.
Ein Jahr darauf erschienen die Traveling Sketches von Clarkson Stanfield. Der Stahlstich mit dem Blick auf Bingen und das Rhein-Nahe-Eck von der anderen Seite des Rheins stammt aus dieser Publikation. Gekonnt verstärkt der englische Künstler mit Hilfe der im Gegenlicht erscheinenden Basilika sowie der spiegelnden Wasseroberfläche die Wirkung der Stadtansicht. Die geografische Wirklichkeit wurde dabei jedoch weitgehend auf dem Altar der Rheinromantik geopfert. Der Betrachter blickt nämlich genau nach Süden, und die tiefstehende Sonne bzw. einen Sonnenuntergang wird man in dieser Richtung wohl kaum erwarten dürfen. Trotzdem zählt diese reizvolle Ansicht zu den bekanntesten und meistkopierten Binger Veduten des gesamten 19. Jahrhunderts.
Zu den künstlerisch und technisch besonders anspruchsvollen Publikationen dieser Zeit gehört die von dem Schweizer Verleger und Maler Johann Ludwig Bleuler um 1827 herausgegebene druckgrafische, den gesamten Rheinlauf wiedergebende Vedutenfolge. Bleulers Hauptwerk, Voyage pittoresque aux bords du Rhin et de la Suisse, erschien um 1845. Beachtenswert sind ebenfalls die Publikationen von Karl Baedeker mit Rheinansichten von Rudolf Bodmer und Christian Meichelt, die am Anfang der Publikation der später weltberühmten Baedeker-Reiseführer standen.
Seit 2002 ist das Obere Mittelrheintal zum UNESCO-Welterbe ernannt worden.
Nonnenwerth, Rolandseck und Drachenfels, Gemälde von Arnold Forstmann, um 1870
Die Schönburg bei Oberwesel und Pfalzgrafenstein, Landschaftsbild von Karl Buchholz, 1873
Eines der ersten Bücher zur Rheinromantik
Quzelle - literatur & einzelnachweise
Der Rhein, Allegorie der Rheinromantik in der Form des malerischen Motivs der Überfahrt, Lithografie von Karl Christian Köhler, um 1870
Burg Rheinstein bei Trechtingshausen war die erste, die im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut wurde
Schlegels Reisenotizen als wesentlicher Beitrag
Als Reaktion auf die beginnende Industrialisierung mit ihren negativ empfundenen Begleiterscheinungen wandten sich anfänglich vor allem Literaten und Künstler der Natur und der Vergangenheit zu. Friedrich Schlegel beschreibt den Eindruck von seiner Rheinfahrt im Jahr 1806: „Für mich sind nur die Gegenden schön, welche man gewöhnlich rau und wild nennt; denn nur diese sind erhaben, nur erhabene Gegenden können schön sein, nur diese erregen den Gedanken der Natur. […] Nichts aber vermag den Eindruck so zu verschönern und zu verstärken als die Spuren menschlicher Kühnheit an den Ruinen der Natur, kühne Burgen auf wilden Felsen – Denkmale der menschlichen Heldenzeit, sich anschließend an jene höheren aus den Heldenzeiten der Natur.“[1]
Schloss Stolzenfels, das herausragendste Werk der Rheinromantik
Wernerkapelle zu Bacharach
Vater Rhein und seine Töchter; Brunnenplastik vor dem Ständehaus der Rheinprovinz; Entwurf, Guss und Bau: Karl Janssen und Josef Tüshaus, 1884/1887
Als Vorläufer der Rheinromantik können die in den 1770er und 80er Jahren verfassten Reiseberichte von Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Hölderlin und Heinrich von Kleist am Rhein gelten. Lord Byron machte die Rheinlandschaft mit seiner Verserzählung Childe Harold's Pilgrimage von 1818 in England populär. Die deutsche Dichterin Adelheid von Stolterfoth schuf zahlreiche Rheindichtungen. In der bildenden Kunst sorgte William Turner durch seine auf mehreren Reisen entstandenen Bilder vor allem bei Engländern für Aufmerksamkeit. Nicht nur Turner und der römische Vedutenmaler Salomon Corrodi, sondern auch viele Maler der Düsseldorfer Schule wandten sich den romantischen Motiven des Rheins zu.[2] Die populärsten romantischen Rheinansichten, die in Reproduktionen unterschiedlichen Formats, darunter auch als Postkarten verbreitet waren, stammen von Nikolai von Astudin. Germaine de Staël war eine der ersten Schriftstellerinnen, die ihre Reiseberichte am Rhein in Frankreich veröffentlichte. Gérard de Nerval schrieb 1852 seinen stimmungsvollen Reisebericht Loreley.[3] Mit dem Titel knüpfte er an den romantischen Loreley-Mythos, der zuvor durch die Ballade Lore Lay von Clemens Brentano (1800) und das Gedicht Die Lore-Ley von Heinrich Heine (1824) bekannt geworden war, an.
1840 veröffentlichte Victor Hugo seine Rheinreise.[4]
Zwischen 1840 und 1843 schuf der Komponist Franz Liszt eine Reihe von Werken mit rheinromantischen Bezügen, etwa Die Zelle in Nonnenwerth, Im Rhein oder Die Loreley. Etwa gleichzeitig komponierte Robert Schumann im Rahmen des Zyklus Dichterliebe das Kunstlied Im Rhein, im heiligen Strome. Auch seine 3. Sinfonie, die Rheinische, reflektiert die romantischen Stimmungen am Rhein. Schumanns Frau Clara widmete, wie Friedrich Silcher und Liszt, ein Stück dem Loreley-Motiv. Das von Carl Wilhelm vertonte Lied Die Wacht am Rhein trägt gar nationalromantische Züge, indem es mit markigen Worten den Rhein als „heil’ge Landesmark“ Deutschlands gegen Ambitionen Frankreichs in Schutz nahm und – wie Nikolaus Becker, der Dichter des populären Rheinliedes – den politischen Mythos „deutscher Rhein“ bemühte (siehe auch Rheinkrise). Richard Wagner schuf der Rheinromantik in Form der am Rhein verorteten Sage des Nibelungenlieds mit seinem zwischen 1848 und 1874 komponierten Opernzyklus Der Ring des Nibelungen schließlich ein weltweit bekanntes musikalisches Denkmal. Ein spätes Werk der Rheinromantik lieferte Carl Zuckmayer 1925 mit dem Theaterstück Der fröhliche Weinberg. In einer Mischung mit derb-realistischen und gesellschaftskritischen Passagen ließ er den bekannten Topos Wein, Weib und Gesang in Szenen rheinisch-volkstümlicher Lebensfreude anklingen.
Vom Zwischenstopp zur touristischen Adresse
Bauern neben einem Weg in einer weiten rheinischen Landschaft, Landschaftsbild von Christian Georg Schütz, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts
Am Rhein bei Nonnenwerth, Landschaftsbild von Julius Lange, 1850
Das Mittelrheintal wurde Ende des 18. Jahrhunderts von Reisenden wie dem Italiener Aurelio de' Giorgi Bertola (erste Reisebeschreibung im romantischen Stil) 1795 und dem Engländer John Gardnor (Radierungen) jeweils im Jahr 1787 bereist. 1802 bereisten Clemens Brentano und Achim von Arnim das Tal, das sich von der Durchreiseregion auf der klassischen Bildungsreise nach Italien zur touristischen Adresse ersten Ranges entwickelte. 1845 bereiste Victoria, die Königin von Großbritannien und Irland, das Rheintal.
Nach der Schweiz mit ihren rauen Alpentälern wurde das felsige Obere Mittelrheintal mit seinen vielen Burgruinen zum touristischen „Muss". Viele Fürsten und reiche Privatleute begannen mit dem Wiederaufbau der Burgen, allen voran das preußische Königshaus, das 1815 durch den Wiener Kongress die Rheinlande erworben hatte und zum Ausdruck der neuen Landesherrschaft dort gleich an mehreren Orten tätig war. Als herausragendstes Bauwerk der Rheinromantik gilt das von König Friedrich Wilhelm IV. als Sommerresidenz errichtete Schloss Stolzenfels bei Koblenz. Parallel ließ sein Cousin Friedrich Prinz von Preußen, der als Repräsentant der Hohenzollernmonarchie in der Rheinprovinz eingesetzt war, die Ruine Vaitzburg bei Trechtingshausen zur Burg Rheinstein rheinromantisch überformen. Sogar bei absoluten Profanbauten wie Tunnelzugängen wurde im Zuge der Romantik neugotisch oder neuromanisch gebaut. Eine literarische Quelle der romantischen Begeisterung der preußischen Königsfamilie für die Burgen am Rhein bildete der 1813 erschienene Ritterroman Der Zauberring von Friedrich de la Motte Fouqué.[5]
Sommernacht am Rhein, Genrebild von Christian Eduard Böttcher, 1862
Die Entführung Heinrichs IV. durch Erzbischof Anno von Köln in Kaiserswerth, Historienbild von Anton von Werner, 1868
Populäre Druckgrafik
Interessanterweise wurde das populäre Bild vom romantischen Rhein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weniger von der Malerei, sondern primär von der Druckgrafik geprägt. Aquatinten, Lithografien und Stiche illustrierten die Reisebeschreibungen oder wurden als Ansichtenfolgen herausgegeben. Zwischen 1820 und 1830 kamen mindestens zwölf Veröffentlichungen mit eigenständigen neuen Ansichten heraus. Die Engländer waren führend auf dem Gebiet des 1826 in London patentierten Stahlstichverfahrens, das die Kupferstichtechnik ablöste und präzise Darstellungen und hohe Auflagen ermöglichte. Die besten Vorlagen lieferte zu der Zeit William Tombleson, und 50 Stecher setzten sie in den 1832 erstmals erschienenen Views of the Rhine in 68 Mittelrhein-Darstellungen um.
Ein Jahr darauf erschienen die Traveling Sketches von Clarkson Stanfield. Der Stahlstich mit dem Blick auf Bingen und das Rhein-Nahe-Eck von der anderen Seite des Rheins stammt aus dieser Publikation. Gekonnt verstärkt der englische Künstler mit Hilfe der im Gegenlicht erscheinenden Basilika sowie der spiegelnden Wasseroberfläche die Wirkung der Stadtansicht. Die geografische Wirklichkeit wurde dabei jedoch weitgehend auf dem Altar der Rheinromantik geopfert. Der Betrachter blickt nämlich genau nach Süden, und die tiefstehende Sonne bzw. einen Sonnenuntergang wird man in dieser Richtung wohl kaum erwarten dürfen. Trotzdem zählt diese reizvolle Ansicht zu den bekanntesten und meistkopierten Binger Veduten des gesamten 19. Jahrhunderts.
Zu den künstlerisch und technisch besonders anspruchsvollen Publikationen dieser Zeit gehört die von dem Schweizer Verleger und Maler Johann Ludwig Bleuler um 1827 herausgegebene druckgrafische, den gesamten Rheinlauf wiedergebende Vedutenfolge. Bleulers Hauptwerk, Voyage pittoresque aux bords du Rhin et de la Suisse, erschien um 1845. Beachtenswert sind ebenfalls die Publikationen von Karl Baedeker mit Rheinansichten von Rudolf Bodmer und Christian Meichelt, die am Anfang der Publikation der später weltberühmten Baedeker-Reiseführer standen.
Seit 2002 ist das Obere Mittelrheintal zum UNESCO-Welterbe ernannt worden.
Nonnenwerth, Rolandseck und Drachenfels, Gemälde von Arnold Forstmann, um 1870
Die Schönburg bei Oberwesel und Pfalzgrafenstein, Landschaftsbild von Karl Buchholz, 1873
Eines der ersten Bücher zur Rheinromantik
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