Hama in Syrien
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Hama in Syrien
Hama (arabisch حماة, DMG Ḥamāh, luwisch Imat, aramäisch und hebräisch ḥmt) ist die Hauptstadt des Gouvernements Hama in Syrien. Die als konservativ geltende Stadt liegt am Orontes im Zentrum der mittelsyrischen Ackerbauebene an der Fernstraße zwischen Aleppo und Damaskus. Sie gehört zu den ältesten durchgehend besiedelten Städten Syriens.
Altstadt von Hama
Bevölkerung
Die Einwohnerzahl wird für 2012 mit 527.429 berechnet.[1] Für die 1920er Jahre werden 35.000 angegeben, für die 1960er Jahre 130.000, mit Vororten 200.000. In der ersten Hälfte das 20. Jahrhunderts waren knapp ein Fünftel der Bevölkerung Christen.
Geschichte
Dänische Archäologen entdeckten bei Ausgrabungen 1931 bis 1938 an dem in der Stadtmitte gelegenen Haupthügel[2] Siedlungsspuren aus dem 6. Jahrtausend und insgesamt 11 Schichten bis in die islamische Zeit. Der Tell war 336 m lang, 215 m breit und 46 m hoch.
In Hama wurden hieroglyphen-luwische[3] Inschriften auch einige Graffiti in aramäischer Sprache gefunden.[4] Hinzu kommen etwa zwanzig Keilschrifttafeln. Nach dem Zusammenbruch des Hethitischen Großreichs, etwa vom Beginn des letzten vorchristlichen Jahrtausends bis ca. 720 vor Christus, war Hama Hauptstadt und Herrschersitz des syro-hethitischen Königreiches Hamath, das bis ins Gebiet von Aleppo reichte.
Assyrische Herrschaft
Die Westexpansions des Assyrischen Reiches brachte im 9. Jahrhundert auch Hama in Bedrängnis. In der Schlacht bei Qarqar am Orontes 853 v. Chr. trat König Irhuleni (Urhilina) den Assyrern unter Salmanassar III. (858 v. Chr. bis ca. 824 v. Chr.) gemeinsam mit seinen Verbündeten, u.a. Damaskus, Israel und die phönizischen Küstenstädte, bei Qarqar am Orontes entgegen. Dabei konnte der assyrische Großkönig zwar mehrere Städte erobern. Wie nachfolgende Schlachten der Jahre bis 845 zeigen, scheint ihm dabei jedoch kein durchschlagender Erfolg beschieden gewesen zu sein.
Ab wann Hama unter assyrischer Oberherrschaft stand, ist unklar, für den Beginn des 8. Jahrhunderts ist es jedoch belegt. In diese Zeit fallen etwa die von König Zakkur von Hama in seiner Stele berichteten Ereignisse: Er wurde durch eine Koalition von Qu'e, Unqi, Meliddu, Ja'udi und Bir-Hadad III. bedroht, aber durch göttliche Hilfe und nicht zuletzt einen Feldzug Adad-nirari III. gerettet.
Nach einem Aufstand wurde Hama 738 v. Chr. von den Assyrern zurückerobert und sein Gebiet verkleinert, aber nicht annektiert. Vielmehr begegnet in den Tributlisten der Jahre 738 und 732 ein Vasallenkönig namens Eni-ilu. Wenig später ereignete sich unter König Jau-bi'di ein letzter Aufstand. Nach einer Inschrift von Sargon II. hatte Jau-bi'di, „einer aus dem Troß“, „ein böser Hethiter“ die Macht in Hama an sich gerissen und sich dann mit Arpad, Simirra, Aram und Samaria verbündet. Der assyrische König sammelte seine Truppen in Qarqar, der Lieblingsstadt von Jau-bi'di, die er belagerte und verbrannte. Jau-bi'di wurde bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen, „seine Haut rot wie Wolle gefärbt“, und Sargon schuf, wie er sich rühmte, wieder Ordnung und Harmonie in der Region. Die Schindung Jau-bi'dis ist im Saal VIII (Platte 25) in Nimrud bildlich dargestellt. Danach zog Sargon gegen Hanunu von Gaza, der bei Rapihu vernichtend geschlagen und gefangen wurde, während sein Verbündeter Re'e,[5] der „Tartan“ des ägyptischen Pharao, zurück nach Ägypten floh. Nach 2. Könige 17 in der Bibel siedelte Sargon Bewohner des eroberten Hamath in das 722 v. Chr. neu eroberte Samaria um 719 v. Chr. wurden Itti von Allabria und seine Anhänger von Sargon II. nach Hamath deportiert. Ob Hama anschließend Sitz eines assyrischen Provinzgouverneurs wurde, ist unklar.
Hellenistische und römische Zeit
Von Antiochos IV. Epiphanes wurde die Stadt in Epiphania (Epiphaneia) umbenannt. Die Stadt fiel nach der Liquidierung des Seleukidenreichs an Rom. In der Spätantike stammten drei Historiker aus Epiphania: Eustathios von Epiphaneia, Euagrios Scholastikos und Johannes von Epiphaneia.
Mittelalter
Im Jahre 639 eroberten die muslimischen Araber die oströmische Stadt. 1108 eroberte Tankred von Tiberias die Stadt für die Kreuzfahrer, unter deren Herrschaft sie aber nur bis 1115 blieb. 1157 wurde die Stadt durch ein Erdbeben erschüttert und gelangte in der Folgezeit unter die Kontrolle der Zengiden.
Hama wurde 1178 von Saladin erobert und blieb bis 1341 in der Hand seiner Nachkommen, der Ayyubiden, die Hama an die Mamluken verloren. In dieser Zeit war Hama ein wichtiges Handelszentrum geworden. 1401 wurde die Stadt von den Timuriden zerstört.
Neuzeit
1516 kam die Stadt dann an die Osmanen und blieb es bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Lediglich von 1831 bis 1839 war sie in der Hand der Ägypter unter Muhammad Ali Pascha.
Reisende des 19. Jahrhunderts beschrieben den überaus konservativen Geist der Bevölkerung von Hama.
Während des französischen Völkerbundmandats kam es 1925 zu einem Aufstand der Stadt gegen die französische Herrschaft. Der Aufstand in der Stadt brach nach einem Luftangriff der Mandatsmacht mit laut Einwohnern mehreren hundert Toten zusammen.[6] 1946 folgte die Unabhängigkeit Syriens.
International wenig bekannt ist das Massaker von Hama von Februar 1982, bei dem die syrische Armee unter Verteidigungsminister Mustafa Tlas die Stadt bombardierte, weil Mitglieder der Muslimbrüder Hama zum Widerstandszentrum gegen die Regierung ausgebaut hatten. Dabei wurden, insbesondere in der historischen Altstadt, große Verwüstungen angerichtet und schätzungsweise 30.000 Menschen kamen zu Tode. Diese Ereignisse sind bis heute ein völliges Tabu in Syrien.[7]
Als ein Zentrum der Proteste in Syrien 2011 rückte Hama in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Am 31. Juli 2011 rückten die syrischen Streitkräfte gewaltsam in die Stadt ein wobei nach Oppositionsangaben über 100 Menschen starben.[8]
Sehenswürdigkeiten
Noria
Berühmt ist Hama vor allem durch seine riesigen Wasserräder (Norias) am Orontes. Hama weist nach Damaskus und Aleppo den größten Gebäudebestand aus osmanischer Zeit auf. Das Stadtpalais Qasr al-Azm wurde im 18. Jahrhundert errichtet. Es ist der älteste erhaltenen Gouverneurspalast in Syrien aus osmanischer Zeit.[9]
Das DAI Damaskus hat das Projekt Topographical Survey of the Old Town of Hama gestartet, dabei widmen sich die Forscher vor allem der Baudokumentation.[10]
Könige von Hamath[11]
Toi (Tou) (Altes Testament) im frühen 10. Jahrhundert v. Chr.
Parita (luwisch) in der 1. Hälfte 9. Jahrhundert v. Chr.
Urhilina (luwisch)/Irhuleni (assyrisch) 853 bis 845 v. Chr.
Uratami (luwisch)/Rudamu (assyrisch) ca. 840–820 v. Chr.
Zakkur um 805/800 v. Chr.
Azrijau(?) bis 738 v. Chr.
Eni-ilu ab 738 v. Chr. als assyrischer Vasallenkönig
Jahu-Bi'di (Jeho-bidi[12]/Jau-bidi/Ilu-bidi) bis 720 v. Chr.
ab 720 v. Chr. assyrische Provinz
Söhne und Töchter der Stadt
Akram al-Haurani (1915-1996), syrischer Politiker und Mitbegründer der Arabischen Sozialistischen Baath-Partei (ASBP)
Anas Shakfeh (* 1943), Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ)
Abd el-Hamid Sarradsch (* 1925), Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Republik
Ali Ferzat (* 1951), syrischer Oppositioneller
Siehe auch
Epiphanias
Quelle - literatrur & Einzelnachweise
Altstadt von Hama
Bevölkerung
Die Einwohnerzahl wird für 2012 mit 527.429 berechnet.[1] Für die 1920er Jahre werden 35.000 angegeben, für die 1960er Jahre 130.000, mit Vororten 200.000. In der ersten Hälfte das 20. Jahrhunderts waren knapp ein Fünftel der Bevölkerung Christen.
Geschichte
Dänische Archäologen entdeckten bei Ausgrabungen 1931 bis 1938 an dem in der Stadtmitte gelegenen Haupthügel[2] Siedlungsspuren aus dem 6. Jahrtausend und insgesamt 11 Schichten bis in die islamische Zeit. Der Tell war 336 m lang, 215 m breit und 46 m hoch.
In Hama wurden hieroglyphen-luwische[3] Inschriften auch einige Graffiti in aramäischer Sprache gefunden.[4] Hinzu kommen etwa zwanzig Keilschrifttafeln. Nach dem Zusammenbruch des Hethitischen Großreichs, etwa vom Beginn des letzten vorchristlichen Jahrtausends bis ca. 720 vor Christus, war Hama Hauptstadt und Herrschersitz des syro-hethitischen Königreiches Hamath, das bis ins Gebiet von Aleppo reichte.
Assyrische Herrschaft
Die Westexpansions des Assyrischen Reiches brachte im 9. Jahrhundert auch Hama in Bedrängnis. In der Schlacht bei Qarqar am Orontes 853 v. Chr. trat König Irhuleni (Urhilina) den Assyrern unter Salmanassar III. (858 v. Chr. bis ca. 824 v. Chr.) gemeinsam mit seinen Verbündeten, u.a. Damaskus, Israel und die phönizischen Küstenstädte, bei Qarqar am Orontes entgegen. Dabei konnte der assyrische Großkönig zwar mehrere Städte erobern. Wie nachfolgende Schlachten der Jahre bis 845 zeigen, scheint ihm dabei jedoch kein durchschlagender Erfolg beschieden gewesen zu sein.
Ab wann Hama unter assyrischer Oberherrschaft stand, ist unklar, für den Beginn des 8. Jahrhunderts ist es jedoch belegt. In diese Zeit fallen etwa die von König Zakkur von Hama in seiner Stele berichteten Ereignisse: Er wurde durch eine Koalition von Qu'e, Unqi, Meliddu, Ja'udi und Bir-Hadad III. bedroht, aber durch göttliche Hilfe und nicht zuletzt einen Feldzug Adad-nirari III. gerettet.
Nach einem Aufstand wurde Hama 738 v. Chr. von den Assyrern zurückerobert und sein Gebiet verkleinert, aber nicht annektiert. Vielmehr begegnet in den Tributlisten der Jahre 738 und 732 ein Vasallenkönig namens Eni-ilu. Wenig später ereignete sich unter König Jau-bi'di ein letzter Aufstand. Nach einer Inschrift von Sargon II. hatte Jau-bi'di, „einer aus dem Troß“, „ein böser Hethiter“ die Macht in Hama an sich gerissen und sich dann mit Arpad, Simirra, Aram und Samaria verbündet. Der assyrische König sammelte seine Truppen in Qarqar, der Lieblingsstadt von Jau-bi'di, die er belagerte und verbrannte. Jau-bi'di wurde bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen, „seine Haut rot wie Wolle gefärbt“, und Sargon schuf, wie er sich rühmte, wieder Ordnung und Harmonie in der Region. Die Schindung Jau-bi'dis ist im Saal VIII (Platte 25) in Nimrud bildlich dargestellt. Danach zog Sargon gegen Hanunu von Gaza, der bei Rapihu vernichtend geschlagen und gefangen wurde, während sein Verbündeter Re'e,[5] der „Tartan“ des ägyptischen Pharao, zurück nach Ägypten floh. Nach 2. Könige 17 in der Bibel siedelte Sargon Bewohner des eroberten Hamath in das 722 v. Chr. neu eroberte Samaria um 719 v. Chr. wurden Itti von Allabria und seine Anhänger von Sargon II. nach Hamath deportiert. Ob Hama anschließend Sitz eines assyrischen Provinzgouverneurs wurde, ist unklar.
Hellenistische und römische Zeit
Von Antiochos IV. Epiphanes wurde die Stadt in Epiphania (Epiphaneia) umbenannt. Die Stadt fiel nach der Liquidierung des Seleukidenreichs an Rom. In der Spätantike stammten drei Historiker aus Epiphania: Eustathios von Epiphaneia, Euagrios Scholastikos und Johannes von Epiphaneia.
Mittelalter
Im Jahre 639 eroberten die muslimischen Araber die oströmische Stadt. 1108 eroberte Tankred von Tiberias die Stadt für die Kreuzfahrer, unter deren Herrschaft sie aber nur bis 1115 blieb. 1157 wurde die Stadt durch ein Erdbeben erschüttert und gelangte in der Folgezeit unter die Kontrolle der Zengiden.
Hama wurde 1178 von Saladin erobert und blieb bis 1341 in der Hand seiner Nachkommen, der Ayyubiden, die Hama an die Mamluken verloren. In dieser Zeit war Hama ein wichtiges Handelszentrum geworden. 1401 wurde die Stadt von den Timuriden zerstört.
Neuzeit
1516 kam die Stadt dann an die Osmanen und blieb es bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Lediglich von 1831 bis 1839 war sie in der Hand der Ägypter unter Muhammad Ali Pascha.
Reisende des 19. Jahrhunderts beschrieben den überaus konservativen Geist der Bevölkerung von Hama.
Während des französischen Völkerbundmandats kam es 1925 zu einem Aufstand der Stadt gegen die französische Herrschaft. Der Aufstand in der Stadt brach nach einem Luftangriff der Mandatsmacht mit laut Einwohnern mehreren hundert Toten zusammen.[6] 1946 folgte die Unabhängigkeit Syriens.
International wenig bekannt ist das Massaker von Hama von Februar 1982, bei dem die syrische Armee unter Verteidigungsminister Mustafa Tlas die Stadt bombardierte, weil Mitglieder der Muslimbrüder Hama zum Widerstandszentrum gegen die Regierung ausgebaut hatten. Dabei wurden, insbesondere in der historischen Altstadt, große Verwüstungen angerichtet und schätzungsweise 30.000 Menschen kamen zu Tode. Diese Ereignisse sind bis heute ein völliges Tabu in Syrien.[7]
Als ein Zentrum der Proteste in Syrien 2011 rückte Hama in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Am 31. Juli 2011 rückten die syrischen Streitkräfte gewaltsam in die Stadt ein wobei nach Oppositionsangaben über 100 Menschen starben.[8]
Sehenswürdigkeiten
Noria
Berühmt ist Hama vor allem durch seine riesigen Wasserräder (Norias) am Orontes. Hama weist nach Damaskus und Aleppo den größten Gebäudebestand aus osmanischer Zeit auf. Das Stadtpalais Qasr al-Azm wurde im 18. Jahrhundert errichtet. Es ist der älteste erhaltenen Gouverneurspalast in Syrien aus osmanischer Zeit.[9]
Das DAI Damaskus hat das Projekt Topographical Survey of the Old Town of Hama gestartet, dabei widmen sich die Forscher vor allem der Baudokumentation.[10]
Könige von Hamath[11]
Toi (Tou) (Altes Testament) im frühen 10. Jahrhundert v. Chr.
Parita (luwisch) in der 1. Hälfte 9. Jahrhundert v. Chr.
Urhilina (luwisch)/Irhuleni (assyrisch) 853 bis 845 v. Chr.
Uratami (luwisch)/Rudamu (assyrisch) ca. 840–820 v. Chr.
Zakkur um 805/800 v. Chr.
Azrijau(?) bis 738 v. Chr.
Eni-ilu ab 738 v. Chr. als assyrischer Vasallenkönig
Jahu-Bi'di (Jeho-bidi[12]/Jau-bidi/Ilu-bidi) bis 720 v. Chr.
ab 720 v. Chr. assyrische Provinz
Söhne und Töchter der Stadt
Akram al-Haurani (1915-1996), syrischer Politiker und Mitbegründer der Arabischen Sozialistischen Baath-Partei (ASBP)
Anas Shakfeh (* 1943), Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ)
Abd el-Hamid Sarradsch (* 1925), Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Republik
Ali Ferzat (* 1951), syrischer Oppositioneller
Siehe auch
Epiphanias
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