Intelligent Design
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Intelligent Design
Intelligent Design (dt.: ‚intelligenter Entwurf‘, ‚intelligente Gestaltung‘; abgekürzt ID) ist die kreationistische Auffassung, dass sich bestimmte Eigenschaften des Universums und des Lebens auf der Erde am besten durch einen intelligenten Urheber erklären lassen und nicht durch einen Vorgang ohne solche Leitung, wie die natürliche Selektion.[1][2] Es ist eine moderne Fassung des traditionellen teleologischen Arguments für die Existenz Gottes, die versucht, sich Aussagen über das Wesen oder die Identität des Designers vollständig zu enthalten.[3] Diese Idee wurde von einer Gruppe von US-amerikanischen Neokreationisten entwickelt, die ihre Behauptungen aus der Kreationismus-Kontroverse abänderten, um gerichtliche Entscheidungen zu umgehen, die es in den USA verbieten, Kreationismus als Schulfach zu unterrichten.[4][5][6] Die führenden Intelligent-Design-Vertreter sind alle[7][8] US-Amerikaner und gehören dem Discovery Institute an, einer konservativen Denkfabrik. Sie glauben, dass der Designer der christliche Gott ist.[9][10]
Die Anhänger des Intelligent Designs verstehen Intelligent Design als wissenschaftliche Theorie[11] und versuchen, den Begriff der Wissenschaft grundlegend umzudefinieren, so dass er auch übernatürliche Erklärungen zulässt.[12] Sie vertreten den Standpunkt, dass Intelligent Design mit vorhandenen wissenschaftlichen Theorien zum Ursprung des Lebens auf einer Stufe steht oder ihnen überlegen ist[13] und dass sich mit Komplexitätskriterien zwingend beweisen oder sehr wahrscheinlich machen lässt, dass das Leben auf ähnliche Weise entstanden sein muss wie vom Menschen für einen Zweck geschaffene Nutzgegenstände.
Nach Ansicht der Wissenschaftsgemeinde ist Intelligent Design keine Wissenschaft.[14][15][16][17] Die National Academy of Sciences führt aus, dass „Kreationismus, Intelligent Design sowie ähnliche Ansichten, die einen übernatürlichen Eingriff bei der Entstehung des Lebens oder der Arten behaupten, keine Wissenschaft sind, weil sie mit den Methoden der Wissenschaft nicht überprüft werden können.“[18] Die U.S. National Science Teachers Association und die American Association for the Advancement of Science haben Intelligent Design als Pseudowissenschaft bewertet.[19][20] Dieser Bewertung haben sich Teile der Wissenschaftsgemeinde ausdrücklich angeschlossen, während andere der Auffassung sind, dass es eher als ‘Junk Science’ angesehen werden muss.[21][22]
Intelligent Design entstand als Antwort auf das Urteil des United States Supreme Court im Fall Edwards vs. Aguillard, bei dem es um die Trennung von Staat und Kirche ging.[4] Erstmals wurde dieser Standpunkt 1989 in Of Pandas and People, einem Schulbuch für den Biologieunterricht an weiterführenden Schulen, veröffentlicht.[23] Weitere Bücher darüber erschienen in den 1990er Jahren. Mitte der 1990er wurden die Vertreter des Intelligent Designs nach und nach im Umfeld des Discovery Institute aktiv und begannen, für die Aufnahme von Intelligent Design in den Lehrplan öffentlicher Schulen zu werben.[24] Durch die zentrale Rolle, die das Discovery Institute und sein Center for Science and Culture bei Organisation und Finanzierung spielte, drang die Intelligent-Design-Bewegung in den späten 1990ern und den frühen 2000ern verstärkt in die Öffentlichkeit.[7]
Die Absicht, im öffentlichen Schulunterricht Intelligent Design als alternative Erklärung für den Ursprung des Lebens darzustellen, mündete schließlich im Verfahren Kitzmiller vs. Dover Area School District. Eltern griffen einen Erlass an, gemäß dem Intelligent Design im Biologieunterricht dargestellt werden sollte. Der vorsitzende Bezirksrichter John E. Jones III entschied, Intelligent Design sei keine Wissenschaft und könne sich „nicht von seinen kreationistischen und daher religiösen Wurzeln lösen“. Daher, so sein Urteil, verletze es die Establishment Clause des ersten Verfassungszusatzes der US-amerikanischen Verfassung,[25] wonach es der Regierung verboten ist, eine Staatsreligion einzuführen oder Handlungen vorzunehmen, die in unangemessener Weise eine Religion bzw. Nicht-Religion bevorzugen.[26]
Überblick
Auftreten und Ursprung
Intelligent Design nahm vergleichbare Erklärungsversuche aus dem 18. Jahrhundert wieder auf und wurde zu Ausgang des 20. Jahrhunderts in den USA als evangelikaler Gegenentwurf zu den biologischen und naturwissenschaftlichen Erklärungen zur Entstehung des Lebens und zum Teil als neokonservativer Kampfbegriff gegen die naturwissenschaftliche Evolutionstheorie konzipiert.
Es steht im Widerspruch zur synthetischen Evolutionstheorie der Biowissenschaften, die die Entstehung der Natur durch beobachtbare Vorgänge wie Mutation, Rekombination und Selektion erklären und diese Erklärung durch Experimente und das Sammeln wissenschaftlicher Daten fortwährend prüfen und verifizieren.
Sein erklärter[27] Zweck ist zu untersuchen, ob man aus den empirischen Belegen schließen kann, dass das Leben auf der Erde durch die schöpferische Handlung eines oder mehrerer intelligenter handelnder Urheber entstand. Der Theologe William Dembski, einer der führenden Vertreter von Intelligent Design, nannte als zentrale Behauptung, dass natürliche Systeme nicht hinreichend durch ungeleitete natürliche Vorgänge erklärt werden könnten und dass sie Merkmale zeigten, die wir in jedem anderen Zusammenhang einer Intelligenz zuschreiben würden.[28] Der britische Genetikprofessor Steve Jones hat darauf geantwortet, diese Aussage „speist sich aus Denkfaulheit und Arroganz: ‚Ich bin ein kluger Kerl und ich kann nicht verstehen, wie das alles durch Evolution entstehen konnte. Also konnte es nicht durch Evolution entstehen‘.“[29]
Befürworter von Intelligent Design suchen nach Belegen für sogenannte Intelligenzanzeichen (signs of intelligence) – physikalische Eigenschaften eines Objekts, die in Richtung eines Designers deuten sollen. Als Metapher wird der Archäologe verwendet, der eine Steinstatue findet und den Schluss zieht, dass sie durch eine schöpferische Handlung entstand. Da es nicht gerechtfertigt ist, als Archäologe zu behaupten, dass eine Statue lediglich ein zufällig von der Natur ungewöhnlich geformter Felsblock ist, postulieren die Anhänger von Intelligent Design in einem Analogieschluss die Existenz eines Designers, der die Lebewesen entworfen haben muss.
Die am häufigsten genannten Merkmale sind nichtreduzierbare Komplexität, Informationsmechanismen und spezifizierte Komplexität. Die Intelligent-Design-Anhänger argumentieren, dass sich bei Lebewesen eines oder mehrere dieser Merkmale feststellen ließen, woraus sie schlussfolgern, dass mindestens einige Aspekte des Lebens durch eine direkte schöpferische Handlung des Designers entstanden sein müssen.
Die Intelligent-Design-Befürworter argumentieren weiter, dass, wenn auch Belege für die Natur einer intelligenten Ursache oder eines intelligenten Akteurs nicht unbedingt direkt beobachtbar seien, dessen Auswirkungen auf die Natur erkennbar seien. Dembski schreibt dazu:
„Befürworter sehen Intelligent Design als ein wissenschaftliches Forschungsprogramm an, welches die Auswirkungen von intelligenten Ursachen untersucht. Man muss beachten, dass dabei die Auswirkungen einer intelligenten Ursache untersucht werden, nicht die intelligenten Ursachen als solche.[30]“
Nach dieser Sichtweise kann man innerhalb eines geschlossenen Systems die Identität von Einwirkungen, die von außerhalb dieses Systems kommen, nicht überprüfen, sodass Fragen über die Identität des Designers außerhalb der Reichweite des Konzepts liegen.
Kritik des Ansatzes
Die Kritiker der Lehre vom Intelligent Design weisen darauf hin, dass der „Designer“ eine Art Lückenbüßerrolle einnehme („god of gaps“). Nicht erklärte Phänomene auf eine (übernatürliche) Intelligenz zurückzuführen sei nicht Ziel der empirischen Wissenschaften und stelle nur eine bequeme Scheinlösung für jede beliebige Schwierigkeit dar. Der Haupteinwand besteht darin, dass Vertreter des Intelligent Design den intelligenten Designer wegen seiner transzendenten, nicht fassbaren Natur weder spezifizieren noch seine Wirkungsweisen kausal beschreiben, geschweige denn eine objektive Grenze für sein Wirken angeben könnten. Ihre Aussagen seien demnach explanativ und heuristisch wertlos, nicht prüfbar und ersetzten die Erklärungsansätze der modernen Biowissenschaften bezüglich der Entstehung neuer Arten lediglich durch ein „geheimnisvolles Etwas“.
Zum anderen seien die für den Vergleich relevanten Eigenschaften von Lebewesen von den behaupteten „Design-Signale“ grundverschieden.
Ferner wird gegen die Lehre vom Intelligent Design eingewandt, dass sie nicht allein auf empirisches Wissen zurückgreifen könnte, um in der Natur Design zu „erkennen“, sondern stillschweigend A-priori-Annahmen (unprüfbare Glaubensvorannahmen) zu ihren Vergleichen hinziehen müsse, damit diese überhaupt plausibel erschienen. Eine solche Argumentation wird von den Kritikern als willkürlich bzw. zirkelschlüssig beurteilt und ebenso wie andere Formen des Kreationismus als Pseudowissenschaft betrachtet. In jedes wissenschaftliche System könne man „intelligente Signale“ hinein deuten und als intelligent erschaffene Strukturen werten.
Ursprung des Konzepts
Die Vermutung, dass die Welt und damit auch das Leben gezielt erschaffen worden sei, erscheint bereits in den (polytheistischen und monotheistischen) Götterlehren des Altertums; auch in der griechischen (ionischen) Naturphilosophie wird nach einem Urheber (unbewegten Beweger) gesucht und z. B. von Anaxagoras (499–428 v. Chr.) als unpersönlicher Nous konzipiert. Aber trotz der oberflächlichen Ähnlichkeit zur klassischen antiken und mittelalterlichen Teleologie unterscheidet sich das Intelligent Design-Argument in seinen metaphysischen Prämissen von den klassischen teleologischen Argumenten erheblich. In den teleologischen Konzepten des Aristoteles (aufbauend auf Anaxagoras und Platon) und der Scholastik (insbesondere bei Thomas von Aquin) wird von einer immanenten Teleologie, die sich im inneren Naturstreben (appetitus naturalis), der Dynamik der Wesensformen und einer Eigenkausalität der Dinge manifestiert, auf eine transzendente Teleologie als ihrer Möglichkeitsbedingung geschlossen[31].
Intelligent Design knüpft hingegen vielmehr an die Physikotheologie des Deismus in der englischen Aufklärung an, die nicht mehr wie Antike und Mittelalter von der Eigendynamik qualitativer Wesensformen ausgeht, sondern von einem physikalisch-quantitativ erklärten Universum, dessen vortreffliche Komplexität und innere Stimmigkeit auf einen intelligenten überweltlichen Urheber verweise. Eine Form dieses Arguments stammt vom englischen Theologen William Paley (1743–1805) in seinem Buch Natural Theology (1802). Paley schloss ganz im Sinne der Physikotheologie auf Grund der Komplexität und Funktionalität der belebten Natur auf einen personalen göttlichen Planer.[32] Zur Begründung dieser Idee wählte Paley eine Analogie, wonach der fein abgestimmte Bau technischer Gegenstände (Artefakte), wie z. B. einer Uhr, nur den Schluss zulasse, dass sie ein Zwecksetzer hervorgebracht habe, der mit Verstand ausgestattet und deswegen in der Lage gewesen sei, seine Konstruktion zu verstehen. (Dies wird als Uhrmacher-Analogie bezeichnet und, obgleich sich die modernen Ansätze der Intelligent Design-Vertreter etwas unterscheiden, noch heute in ihrer Argumentation verwendet.) Im frühen 19. Jahrhundert führten solche Argumente zur theologischen Durchdringung der Biologie auf der Suche nach dem Willen Gottes. Diese Bewegung entfachte eine Leidenschaft für das Sammeln von Fossilien und anderen biologischen Proben, die letztendlich zu Charles Darwins Theorie der Entstehung der Arten führte.
Ähnliche Argumentationen, die einen göttlichen Designer postulierten, werden heutzutage von vielen Anhängern der theistischen Evolution übernommen, welche die moderne Wissenschaft und die Evolutionstheorie als vollständig verträglich mit dem Konzept eines übernatürlichen Schöpfers ansehen.
Obwohl also der Kerngedanke der Intelligent Design-Hypothese bereits lange vor Paley von Philosophen und Theologen vertreten wurde (beispielsweise von John Ray), ist die Zurückführung auf die klassischen griechischen Philosophen, etwa Aristoteles, wie sie oft von Intelligent Design-Vertretern vorgebracht wird,[33] weder die allgemeine Auffassung der Theologie noch der Philosophie – von Seiten der Theologie, weil sich die dem Intelligent-Design-Argument zugrundeliegende Physikotheologie inhaltlich nicht mit dem christlichen Aristotelismus deckt und von Seiten der Philosophie, da der Gott der griechischen Philosophen meist als sehr unterschiedlich vom Schöpfergott der religiösen Offenbarung aufgefasst wird. So charakterisiert z. B. Karen Armstrong das oberste göttliche Wesen von Aristoteles und Plotin als „zeitlos und unempfindsam; keine Notiz nehmend von weltlichen Ereignissen; sich nicht in der Geschichte offenbarend; er hatte die Welt nicht erschaffen und würde am Ende der Zeit nicht über sie urteilen“[34] und die göttliche Welt Platos als „statisch und ohne Änderung“.[35].
Intelligent Design im späten 20. Jahrhundert kann mithin als moderne Neufassung der ‚natürlichen Theologie‘ betrachtet werden, welche die Basis der Naturwissenschaft und Evolutionstheorie zu untergraben versuchte. In dem gleichen Maße wie die Evolutionstheorie erweitert und verfeinert wurde und damit mehr Phänomene erklärte, haben sich die Beispiele verändert, die als Belege für Intelligent Design hochgehalten werden. Jedoch ist das grundsätzliche Argument das gleiche geblieben: Komplexe Systeme sollen einen Designer implizieren. In der Vergangenheit umfassten die verwendeten Beispiele das Auge (optisches System) und den gefiederten Flügel; da beide Beispiele inzwischen von den Naturwissenschaften schlüssig ohne Designer erklärt werden konnten, finden sich die gegenwärtigen Beispiele auf der schlechter erforschten biochemischen Ebene: Proteinfunktionen, Blutgerinnung und Bakteriengeißeln (siehe nichtreduzierbare Komplexität).
Barbara Forrest hat Nachforschungen über die frühen Formen von Intelligent Design angestellt und beschreibt dessen Aufkommen wie folgt:
„in the early 1980s with the publication of The Mystery of Life’s Origin (MoLO 1984) [36] by creationist chemist Charles B. Thaxton with Walter L. Bradley and Roger L. Olsen. Thaxton worked for Jon A. Buell at the Foundation for Thought and Ethics (FTE) in Texas, a religious organization that published MoLO. [37]“
Intelligent Design versucht absichtlich nicht, einen intelligenten Akteur zu identifizieren oder zu bezeichnen – es behauptet lediglich, dass einer (oder mehrere) existieren müssen. (Dessen ungeachtet ist es die persönliche Ansicht von nahezu allen Befürwortern, dass es der christliche Gott sei.) Ob dies ein echtes Merkmal des Konzepts ist oder nur eine Haltung, die eingenommen wird, um Befremden bei denjenigen zu verhindern, die naturwissenschaftlichen Unterricht von Religion trennen wollen, ist ein kontroverser Punkt der Debatte um Intelligent Design. Die Gerichtsentscheidung zu Kitzmiller vs. Dover Area School District vertrat den Standpunkt, dass das letztere der Fall sei.
Begriffsgeschichte
Die erste bekannte Erwähnung des Begriffs Intelligent Design war 1847 in einer Ausgabe des Scientific American, wo er allerdings in einem anderen Zusammenhang als heute verwendet wurde. Lord Kelvin, Anhänger einer theistisch gesteuerten Evolution, verwendete „intelligent and benevolent design“ 1871 in einem Bericht des 41. Zusammentreffens der British Association for the Advancement of Science, in dem er gegen die darwinsche Evolutionstheorie argumentierte.[38] Ebenfalls auf einem Jahrestreffen der British Association for the Advancement of Science im Jahr 1873 verwendete der Botaniker George James Allman den Begriff „intelligent design“, da er die Entwicklung des Protoplasmas durch Evolution für unmöglich hielt:
“No physical hypothesis founded on any indisputable fact has yet explained the origin of the primordial protoplasm, and, above all, of its marvellous properties, which render evolution possible—in heredity and in adaptability, for these properties are the cause and not the effect of evolution. For the cause of this cause we have sought in vain among the physical forces which surround us, until we are at last compelled to rest upon an independent volition, a far-seeing intelligent design.”
„„Keine physikalische Hypothese, die je auf unumstrittenen Fakten begründet worden wäre, hat den Ursprung des Ur-Protoplasmas erklären können und, mehr als alles andere, seine wundersamen Eigenschaften, welche die Evolution möglich machen – Vererbung und Anpassungsfähigkeit, da diese Eigenschaften der Grund und nicht das Ergebnis der Evolution sind. Für den Grund dieses Grundes haben wir erbittert in den Kräften der Physik gesucht, die uns umgeben, bis wir letztendlich gezwungen sind, eine davon unabhängige Wahl zu treffen: Ein weitsichtiges Intelligent Design.““
– The British Association. The Times (Samstag, 20. September 1873), S. 10 Spalte A.
F. C. S. Schiller verwendete ihn in seinem Buch Humanism (1903) desgleichen:
“It will not be possible to rule out the supposition that the process of evolution may be guided by an intelligent design.“”
„„Es wird nicht möglich sein, die Annahme auszuschließen, dass der Vorgang der Evolution von intelligentem Design begleitet sein könnte.““
– F. C. S. Schiller
Eine Ableitung des Begriffs tritt im Artikel Teleological argument for the existence of God in der Macmillan Encyclopedia of Philosophy (1967) auf:
“Stated most succinctly, [the argument] runs: The world exhibits teleological order (design, adaptation). Therefore, it was produced by an intelligent designer.”
„„Kurz gesagt läuft das Argument wie folgt: Die Welt hat Anzeichen von zweckgerichteter Ordnung (Design, Anpassung). Daher wurde sie von einem intelligenten Designer hervorgebracht.““
Der vorherrschende moderne Gebrauch des Begriffs begann, nachdem der Supreme Court der Vereinigten Staaten im Fall Edwards v. Aguillard (1987) entschied, dass der Kreationismus im Lehrplan von öffentlichen Schulen verfassungswidrig sei. Stephen C. Meyer, Mitgründer des Discovery Institute und Vizepräsident des Center for Science and Culture, berichtet, dass die Bezeichnung 1988 bei einer von ihm besuchten Konferenz namens Sources of Information Content in DNA in Tacoma aufkam.[39] Er schreibt die Wendung Charles Thaxton zu, dem Herausgeber von Of Pandas and People. In frühen Entwürfen des Buchs wurde das Wort creationism (Kreationismus) verwendet, jedoch nach der Gerichtsentscheidung quasi ohne Ausnahme durch intelligent design ersetzt. (Dieses Faktum verwendete eine Gruppe um Ken Miller später erfolgreich vor Gericht, um zu belegen, dass Intelligent Design ein aus juristischen Gründen umbenannter Kreationismus sei.[40]) Das Buch wurde 1989 veröffentlicht und wird als das erste zu Intelligent Design angesehen.[41] Die Verwendung des Begriffs wurde von dem inzwischen aus dem Berufsleben ausgeschiedenen Rechtswissenschaftler Phillip E. Johnson mit seinem Buch Darwin on Trial (1991) breiter in der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Es sprach sich dafür aus, die Naturwissenschaft so umzudefinieren, dass sie Behauptungen einer übernatürlichen Schöpfung zuließe.[42] Johnson, im Allgemeinen als der Vater der Intelligent-Design-Bewegung angesehen, arbeitete in der Folge mit Meyer zusammen und wurde der programmatische Berater des Center for Science and Culture bei der Planung und Ausführung der wedge strategy.
Heute [2006] wird der Begriff Intelligent Design oft mit der gleichnamigen Bewegung gleichgesetzt und oft wird in der Öffentlichkeit auch nicht zwischen Intelligent Design und dem umfassenderen Begriff der Design-Hypothese unterschieden. Der Marketing-Experte Brian Collins sprach hier von gezieltem Branding, einer modernen Marketing-Strategie, welche die Bewegung in seinen Augen anwende, um bestimmte Begriffe für sich zu vereinnahmen.[43]
Neben der Verwendung innerhalb der Intelligent-Design-Bewegung wurde der Begriff und das Konzept z. B. auch von der Sekte der Raelianer aufgegriffen.[44]
Folgerungen zur Wissenschaftlichkeit des Intelligent Design
Der Begriff Intelligent Design ist Recherchen zufolge in den entsprechenden aktuellen Fachliteraturen durch B. Forrest und P. R. Gross[45] keinesfalls ein wissenschaftlich verwendeter Begriff.
Phillip Johnson, der als Vater der Intelligent-Design-Bewegung gilt, äußerte, dass die Bewegung religiöser und philosophischer Natur, nicht aber wissenschaftlicher Natur sei.[46]
Da nicht exakt definiert ist, was der Terminus ‚Design‘ eigentlich bedeutet, ist Intelligent Design höchst subjektiv. Was für den einen Design ist, mag für den anderen nur Chaos sein. Umso mehr trifft dies zu, wenn man die Existenz intelligenter nicht-terrestrischer Lebensformen postuliert.[47]
Einschlägige Begriffe
In philosophischen Veröffentlichungen wird gelegentlich die allgemeinere Bezeichnung design hypothesis (Designhypothese) oder argument from design (Designargument) verwandt. Diese Begriffe werden heute [2006] allerdings in einem sehr viel umfassenderen Sinn verstanden und dort auch meist nicht in dem gegen die Evolutionstheorie gerichteten Kontext verwendet, wie ihn der Begriff Intelligent Design meint, der zudem heute oft als Bezeichnung für die gleichnamige Bewegung verwendet wird. Während der eingeschränktere Begriff Intelligent Design ein personales mit Verstand ausgestattetes Wesen nahelegt, werden unter dem Begriff „Designhypothese“ im philosophischen Bereich sehr breit neben theistischen und nichttheistischen Wesen auch Prinzipien und reine Mechanismen betrachtet, welche das Universum auf ein bestimmtes Ziel hinsteuern.[48]
Einzelkonzepte
Nichtreduzierbare Komplexität
Das Auge wird – etwa von Anhängern wie Sarfati – oftmals als Beispiel für nichtreduzierbare Komplexität angeführt, lässt sich jedoch über evolutionäre Zwischenschritte erklären.[49]
(a) Pigmentfleck
(b) Einfache pigmentierte Vertiefung
(c) Augenbecher der Seeohren
(d) kompliziertes Linsenauge von Meeresschnecken
Michael Behe, der das Konzept der nichtreduzierbaren Komplexität (auch irreduzible Komplexität, kurz IC) in die Diskussion einführte, hat ein nichtreduzierbar komplexes System definiert als
“… a single system which is composed of several well-matched interacting parts that contribute to the basic function, wherein the removal of any one of the parts causes the system to effectively cease functioning.”
„„… ein einzelnes System, das aus mehreren gut aufeinander abgestimmten, sich gegenseitig beeinflussenden Teilen besteht, die zu einer grundlegenden Funktion derart beitragen, dass die Entfernung irgendeines dieser Teile das System effektiv funktionsunfähig machen würde.““
– Michael Behe in Molecular Machines: Experimental Support for the Design Inference
Behe benutzt die Mausefalle als veranschaulichendes Beispiel seines Konzepts. Eine Mausefalle besteht aus mehreren sich gegenseitig beeinflussenden Teilen – Platte, Haken, Feder und Schlinge – die alle entsprechend zusammengebaut sein müssen, damit die Mausefalle wie gewohnt funktioniert. Befürworter von Intelligent Design behaupten, dass die natürliche Selektion keine irreduzibel komplexen Systeme hervorbringen kann, weil die Funktionalität, auf welche die Selektion wirken kann, nur vorhanden ist, wenn alle Teile zusammengebaut sind. Behes ursprüngliche Beispiele der in seinen Augen[50] irreduzibel komplexen biologischen Mechanismen beinhalten das Flagellum der Geißeltierchen, die Blutgerinnungskaskade, Flimmerhärchen und das anpassungsfähige Immunsystem.
Wissenschaftler wenden sich gegen die Annahme, dass solche irreduziblen komplexen Systeme in der Natur tatsächlich vorkommen, welche nicht durch natürliche Mechanismen aufgebaut werden können. Eine Definition alleine genüge nicht, vielmehr müsse auch eine praktikable Prozedur angegeben werden können, nach denen exakt bestimmt werden könne, ob ein gegebenes System die Definition erfülle und nach der zudem nachgewiesen werden könne, dass dieses System nicht durch natürliche Mechanismen entstehen kann. Hier trügen die Beweislast die Intelligent-Design-Vertreter. Selbst bei Annahme der Existenz solcher irreduzibel komplexen Einheiten, so wird argumentiert, findet Evolution oftmals durch die Abänderung von vorhandenen Teilen statt oder durch ihre Entfernung aus dem System, statt nur durch Hinzufügen, wobei ein Teil, das zuerst lediglich vorteilhaft war, später notwendig werden kann, wenn sich andere Bestandteile ändern. Durch so einen Mechanismus könne auch ein irreduzibel komplexes System, so wie es Behe definiert, auf natürliche Weise gebildet werden. Als Vergleich hierfür dient ein Baugerüst, das ein „irreduzibel komplexes“ Gebäude stützt, bis es vollständig ist und von alleine stehen kann – dieses Argument wird als scaffolding objection (Gerüsteinwand) bezeichnet.
Im kreationistischen Bereich wird oft die irreduzible Komplexität mit dem Auge in Verbindung gebracht, obwohl dieses Beispiel nach M. Behe nicht seiner Definition von irreduzibler Komplexität entspricht. Dass derart komplexe Strukturen durch Evolution entstehen können, entzieht sich häufig der intuitiven Vorstellungskraft, wird jedoch bei näherer Betrachtung der möglichen funktionsfähigen Zwischenschritte sichtbar, die zu dieser Struktur geführt haben. Einige dieser Zwischenschritte sind am Beispiel des Auges in nebenstehender Abbildung skizziert. Eine große Anzahl solcher „primitiven Augentypen“, die als Zwischenschritte in der Entwicklung des Auges dienen können, sind in der Natur immer noch existent (siehe etwa Ernst Mayrs Buch Das ist Evolution).
Bereits beim Flachauge sind die Sinneszellen zwischen den Pigmentzellen angeordnet, Nervenfasern leiten die Impulse weiter. Im zweiten Schritt formt sich ein Grubenauge, um die Herkunft des Lichtes zu erkennen. Im dritten Schritt wölbt sich die Hornhaut zu einer Lochkamera zusammen. Im vierten Schritt ist die Hornhaut bereits geschlossen, eine Linse bricht das Licht. Im letzten Schritt sorgen weitere Muskeln und die Iris für ein komplexes Linsenauge. Ähnlich ist auch das menschliche Auge aufgebaut.
Ein anderes Beispiel ist die Bakteriengeißel. Nicholas J. Matzke präsentierte ein Modell, das einen möglichen Weg der Evolution der Bakteriengeißel in kleinen Schritten schlüssig erklärt.[51]
Spezifizierte Komplexität
Das Konzept der spezifizierten Komplexität wurde vom Mathematiker, Philosophen und Theologen William Dembski entworfen. Dembski sagt, dass, wenn etwas spezifizierte Komplexität zeigt (d.h., wenn es gleichzeitig komplex und spezifisch ist), man schließen kann, dass es durch Intelligenz erschaffen wurde (d.h., dass es durch Design entstand) und ein natürlicher Vorgang ausgeschlossen ist. Er bietet als Beispiel, dass ein einzelner Buchstabe des Alphabets spezifisch ist, ohne komplex zu sein, während eine lange Folge von zufälligen Buchstaben komplex ist ohne spezifisch zu sein. Ein Sonett von Shakespeare hingegen sei komplex und spezifisch.[52] Er sagt, dass die Details des Lebens ähnlich charakterisiert werden können, besonders die ‚Muster‘ der Molekülketten in funktionalen biologischen Molekülen wie der DNA.
Dembski definiert komplexe spezifizierte Information als alles, was mit einer Wahrscheinlichkeit von weniger als 1:10^{150} durch (natürlichen) Zufall entstehen kann. Kritiker sagen, dass dies das Argument zu einer Tautologie macht: Komplexe spezifizierte Information kann nicht natürlich entstehen, weil Dembski sie so definiert hat, dass die wirkliche Frage sei, ob sie tatsächlich in der Natur existiert.
Die Stichhaltigkeit von Dembskis Argument ist stark umstritten.[53] Es gibt keine Anzeichen dafür, dass spezifizierte Komplexität sich, wie Dembski behauptet, auch auf andere Bereiche anwenden lässt. John Wilkins und Wesley Elsberry charakterisieren Dembskis „explanatory filter“ (Erklärungsfilter) als eliminativ, da er Erklärungen nacheinander entfernt: Erst Regularität, dann Zufall, um dann standardmäßig auf Design zurückzufallen. Sie argumentieren, dass dieses Verfahren als Methode zum wissenschaftlichen Schließen unbrauchbar ist, da seine asymmetrische Behandlung der verschiedenen möglichen Erklärungen zu falschen Schlussfolgerungen führen kann.[54]
Des Weiteren ist der vorgeschlagene Filter in der Praxis ohne jede Bedeutung, da die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten nicht bekannt sind und auch in Zukunft nicht bekannt sein werden.[55][56]
Feinabstimmung der Naturkonstanten
Gemäß einem oft benutzten Argument der Intelligent-Design-Befürworter würden die Konstanten der physikalischen Modelle zur Beschreibung des Universums eine Feinabstimmung aufweisen, die das Leben ermögliche und die nicht auf Zufall zurückgeführt werden könne. Dieses Argument stammt nicht aus der Intelligent-Design-Bewegung selbst, sondern wird von Kosmologen diskutiert, wobei entweder die Rückführung gegenwärtiger physikalischer Modelle auf fundamentalere physikalische Theorien ohne Feinabstimmung, wie z. B. die Superstringtheorie, oder Multiversen- bzw. Ensemble-Hypothesen als wissenschaftliche mögliche Erklärungen diskutiert werden. Die Verwendung der Feinabstimmung als Argument für die Design-Hypothese wurde außerhalb der eigentlichen Intelligent-Design-Bewegung z. B. vom britischen Religionsphilosophen Richard Swinburne vertreten. Es ist auch insofern kein typisches Intelligent-Design-Argument, als es weder die Evolutionstheorie noch sonst eine gegenwärtige naturwissenschaftliche Theorie in Frage stellt.
Die postulierte Feinabstimmung umfasst physikalische Konstanten, z. B. die Stärke der Kräfte, welche die Atomkerne zusammenhalten und einige für die Entwicklung des Universums wichtige Parameter wie etwa die kosmologische Konstante. Der Intelligent-Design-Befürworter und Center for Science and Culture-Assoziierte Guillermo Gonzalez übernimmt die Position der Feinabstimmung, dass, wenn irgendeiner dieser Werte auch nur geringfügig abweichen würde, das Universum dramatisch anders wäre und sich viele chemische Elemente und Eigenschaften des Universums unmöglich hätten herausbilden können.[57] Daher, so schließt er weiter, war für das Leben ein intelligenter Designer nötig, um sicherzustellen, dass die erforderlichen Eigenschaften dafür vorhanden waren. Wissenschaftler haben quasi einstimmig geantwortet, dass dieses Argument nicht überprüft werden kann und damit wissenschaftlich nutzlos ist. Einige argumentieren, dass, selbst wenn man es als Spekulation betrachten würde, die Argumente schlecht von den Belegen gestützt werden.[58]
Eine Anzahl Kritiker weist auch darauf hin, dass viele der vorgebrachten Variablen miteinander in Verbindung zu stehen scheinen und dass Berechnungen von Mathematikern und Physikern darauf hindeuten, dass die Entstehung eines ähnlichen Universums relativ wahrscheinlich ist.[59] Der Philosoph N. Bostrum argumentiert, dass selbst im Falle, dass Erklärungen wie Rückführung auf fundamentalere Theorien, welche die Konstanten verknüpfen oder eliminieren würden, nicht möglich wären, Ensemble-Hypothesen und Multiversen-Theorien wegen ihrer mathematischen Behandelbarkeit vom rational-wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen gegenüber der Design-Hypothese vorzuziehen wären.[60] Der Richard Swinburne schreibt hierzu allerdings: „Eine Billion Billionen Universen zu postulieren anstelle von einem Gott, scheint der Gipfel der Irrationalität zu sein.“[61]
Ein wieder anderer Kritikpunkt ist die Frage, warum das Leben im Universum so extrem selten ist, wenn die Naturkonstanten doch so optimal für Leben abgestimmt wurden. Außerdem ist dieses Argument nicht auf Formen des Lebens anwendbar, die uns völlig unbekannt sind. Statt „Die Natur ist auf Leben feinabgestimmt“ könnte man mit gleichem Recht argumentieren „Das Leben ist auf die Natur abgestimmt“ also exakt das, was die Evolutionstheorie aussagt.[62]
Der oder die Designer
Intelligent-Design-Argumente werden in weltlichen Begriffen formuliert und vermeiden es absichtlich, den durch sie postulierten Intelligenten Akteur zu identifizieren. Obwohl sie nicht angeben, dass Gott der Designer ist, wird oft implizit angenommen, dass nur er als solcher eingegriffen haben kann. Während Dembski in The Design Inference spekuliert, dass eine Kultur von Außerirdischen die Bedingungen erfüllen könnte, erwähnt die offizielle Beschreibung von Intelligent Design[63] ausdrücklich, dass bereits das Universum an sich Eigenschaften aufweist, die auf Design hindeuten. Dembski hat das Paradoxon anerkannt und zieht den Schluss „no intelligent agent who is strictly physical could have presided over the origin of the universe or the origin of life“ („kein intelligenter Akteur, der streng physisch ist, kann den Ursprung des Universums und des Lebens eingeleitet haben“).[64] Die führenden Anhänger haben gegenüber ihren Trägern offengelegt, dass sie glauben, dass der Designer der christliche Gott ist, unter dem Ausschluss aller anderen Religionen.
Jenseits der Debatten darüber, ob Intelligent Design wissenschaftlich ist, geht eine Anzahl Kritiker so weit, zu behaupten, dass die vorhandenen Belege die Design-Hypothese unwahrscheinlich erscheinen lassen. Zum Beispiel fragt sich Jerry Coyne von der Universität von Chicago, warum ein Designer beim Menschen einen Mechanismus zur Herstellung von Vitamin C einbauen würde, ihn dann aber durch das Ausschalten eines seiner Enzyme zerstören würde („give us a pathway for making vitamin C, but then destroy it by disabling one of its enzymes“) und warum er oder sie die Inseln im Ozean nicht mit Reptilien, Säugetieren, Amphibien oder Süßwasserfischen ausstatten würde, obwohl diese Inseln für diese Spezies einen angemessenen Lebensraum bieten würden („stock oceanic islands with reptiles, mammals, amphibians, and freshwater fish, despite the suitability of such islands for these species“). Coyne interpretiert auch den Fakt, dass Fauna und Flora auf diesen Inseln denen des nächstgelegenen Festlands gleichen, obwohl die Umgebung eine völlig andere ist („the flora and fauna on those islands resemble that of the nearest mainland, even when the environments are very different“), als Beleg dafür, dass sie dort nicht von einem Designer platziert wurden.[65] Behe argumentierte im breiteren Kontext in Darwin’s Black Box für das Gegenteil und behauptete, dass die Menschen lediglich nicht fähig wären, die Motive des Designers zu verstehen, so dass solche Fragen nicht endgültig beantwortet werden könnten. Skurriles Design, so Behe, könnte zum Beispiel vom Designer aus künstlerischen Gründen dort platziert worden sein; oder um seine Fähigkeiten zu demonstrieren; für einen noch nicht geklärten praktischen Zweck oder aus einem anderen nicht erfassbaren Grund („have been placed there by the designer… for artistic reasons, to show off, for some as-yet undetectable practical purpose, or for some unguessable reason“). Coyne antwortete darauf, dass im Lichte der Belege das Leben entweder nicht durch Intelligent Design, sondern durch Evolution entstand, oder dass der intelligente Designer ein kosmischer Scherzbold sein muss, der alles so entworfen hat, dass es nach Evolution aussieht („either life resulted not from intelligent design, but from evolution; or the intelligent designer is a cosmic prankster who designed everything to make it look as though it had evolved“).
Die behauptete Notwendigkeit eines Designers für Komplexität stellt auch die Frage, wie das Design des Designers entstand.[66] Intelligent-Design-Befürworter sagen, dass die Frage irrelevant für Intelligent Design ist oder außerhalb seiner Reichweite liegt.[67] Richard Wein setzt dem entgegen, dass unbeantwortete Fragen einer Theorie gegen die von der Erklärung bereitgehaltenen Verbesserungen im Verständnis abgewogen werden müssen. Sich auf ein Etwas zu berufen, das nicht weiter erklärt wird, um den Ursprung von etwas anderem (den Menschen selbst) zu erklären, ist demnach nicht viel mehr als ein Zirkelschluss und die neue Frage, die von der Erklärung aufgeworfen wird, ist so problematisch wie die Frage, welche die Erklärung beantworten soll („must be balanced against the improvements in our understanding which the explanation provides. Invoking an unexplained being to explain the origin of other beings (ourselves) is little more than question-begging. The new question raised by the explanation is as problematic as the question which the explanation purports to answer“).[68] Eine Anzahl von Kritikern sehen die Behauptung, dass der Designer nicht erklärt werden muss, auch nicht als Beitrag zur Erkenntnis an, sondern als letztes Machtwort zum Beenden jeglicher Diskussion beim Hinterfragen der Theorie. Ohne beobachtbare, nachmessbare Belege führt die Frage nach dem Designer des Designers zu einem unendlichen Regress, dem Intelligent-Design-Befürworter nur durch das Ausweichen auf einen religiösen Kreationismus oder durch einen logischen Widerspruch entkommen können. Außerdem wird mit dem Postulat eines Designers ein zusätzliches Element, das zur Erklärung der Entwicklung des Lebens nicht benötigt wird, eingebracht, es widerspricht demnach dem Sparsamkeitsprinzip.[69]
Intelligent Design als Bewegung
Die Intelligent-Design-Bewegung entstand aus einer Kampagne des Discovery Institute, um durch den Einsatz von Intelligent-Design-Argumenten in der Öffentlichkeit der USA für weitreichende soziale, akademische und politische Änderungen einzutreten. Die führenden Vertreter der Bewegung sagen, dass Intelligent Design die Beschränktheit der Naturwissenschaft und der weltlichen Philosophie des Naturalismus offenlegt. Intelligent-Design-Befürworter behaupten, dass die Wissenschaft nicht auf den Naturalismus beschränkt werden sollte und nicht die Übernahme einer naturalistischen Philosophie fordern sollte, die alle Erklärungen kurzerhand ablehnt, welche übernatürliche Gründe beinhalten.
Phillip E. Johnson, der als Vater der Bewegung gilt, nannte als Ziel von Intelligent Design, den Kreationismus zu wissenschaftlicher Anerkennung zu bringen.[70][71] Alle führenden Intelligent-Design-Befürworter sind Assoziierte oder Angestellte des Discovery Institute und seines Center for Science and Culture.[72] Nahezu alle Intelligent-Design-Konzepte und die damit verbundene Bewegung sind das Produkt des Discovery Institute, das die Bewegung führt und seiner wedge strategy nachgeht, während es die daran angeschlossene Teach the Controversy-Kampagne („Die Kontroverse unterrichten“) leitet.
Bei führenden Intelligent-Design-Befürwortern finden sich widersprüchliche Aussagen. In öffentlichen Debatten bezeichnen sie Intelligent Design als nicht religiös, während andererseits auf die biblische Grundlage von Intelligent Design hingewiesen wird,[71] sobald konservativ-christliche Unterstützer angesprochen werden.
Barbara Forrest, eine Expertin, die sich ausführlich mit der Bewegung befasst hat, schreibt dies einer Verschleierungstaktik des Discovery-Institute über seine wirklichen Ansichten zu, was demnach eine seiner Grundrichtlinien sei. Sie hat zur Bewegung geschrieben: „[the movement’s] activities betray an aggressive, systematic agenda for promoting not only intelligent design creationism, but the religious world-view that undergirds it.“ („Die Aktivitäten der Bewegung geben eine aggressive, systematische Agenda nicht nur zur Förderung des Intelligent-Design-Kreationismus preis, sondern auch zur religiösen Weltanschauung, die sie untermauert.“)[73]
Die Religion und die führenden Anhänger
Die Argumente zu Intelligent-Design sind sorgfältig in weltlichen Begriffen formuliert und vermeiden absichtlich, eine Identität des Designers zu postulieren. Phillip E. Johnson hat gesagt, dass die Entwicklung einer Mehrdeutigkeit durch den Einsatz einer weltlichen Sprache bei den Argumenten, die sorgfältig auf die Vermeidung von Beiklängen eines theistischen Kreationismus hin ausgearbeitet wurden, ein notwendiger erster Schritt ist, um letztendlich das christliche Gotteskonzept als Designer wieder einzuführen. Johnson betont „the first thing that has to be done is to get the Bible out of the discussion“ („zuallererst muss die Bibel aus der Diskussion verschwinden“) und „after we have separated materialist prejudice from scientific fact … only then can ‚biblical issues‘ be discussed“ („nachdem wir materialistische Vorurteile von wissenschaftlichen Fakten getrennt haben … erst dann können ‚biblische Angelegenheiten‘ diskutiert werden.“)[74] Johnson ruft Intelligent-Design-Befürworter ausdrücklich dazu auf, ihre religiösen Absichten zu verschleiern, so dass vermieden wird, dass Intelligent Design lediglich als eine weitere Verpackung für die evangelikale christliche Nachricht angesehen wird.[75] Die meisten der Hauptbefürworter von Intelligent Design, einschließlich Michael Behe, William Dembski und Stephen C. Meyer, sind Christen, die erklärt haben, dass in ihren Augen der Designer des Lebens Gott ist. Die übergroße Mehrheit der Intelligent-Design-Befürworter sind evangelikale Protestanten. Phillip E. Johnson, William Dembski und Stephen C. Meyer sind Protestanten, Michael Behe ist römisch-katholisch und Jonathan Wells, ein anderer Hauptvertreter, ist ein Mitglied der Vereinigungskirche, die von Sun Myung Moon geleitet wird.
Die sich widersprechenden Behauptungen von führenden Intelligent-Design-Anhängern dazu, ob Intelligent Design seine Grundlage in religiösen Überzeugungen hat, sind das Resultat ihrer Strategie. Zum Beispiel listet William Dembski in seinem Buch The Design Inference[76] einen Gott oder eine „außerirdische Lebensform“ als zwei Möglichkeiten für die Identität des Designers auf. Jedoch erklärt Dembski in seinem Buch Intelligent Design: the Bridge Between Science and Theology „Christ is indispensable to any scientific theory, even if its practitioners don’t have a clue about him. The pragmatics of a scientific theory can, to be sure, be pursued without recourse to Christ. But the conceptual soundness of the theory can in the end only be located in Christ.“ („Christus ist unverzichtbar für jede wissenschaftliche Theorie, selbst wenn ihre Fachleute keine Ahnung von ihm haben. Der Pragmatik einer wissenschaftlichen Theorie kann selbstverständlich ohne Rückgriff auf Christus nachgegangen werden. Aber die grundsätzliche Stichhaltigkeit der Theorie kann am Ende nur in Christus gefunden werden.“)[77] Dembski hat auch gesagt „ID is part of God’s general revelation…“ („ID ist Teil von Gottes allgemeiner Offenbarung“) „Not only does intelligent design rid us of this ideology (materialism), which suffocates the human spirit, but, in my personal experience, I’ve found that it opens the path for people to come to Christ“ („Nicht nur erlöst uns Intelligent Design von dieser Ideologie, dem Materialismus, die den menschlichen Geist erstickt, sondern, wie ich persönlich festgestellt habe, öffnet es den Leuten den Weg zu Christus.“)[78]
Zwei führende Intelligent-Design-Anhänger, Phillip Johnson und William Dembski, zitieren das Evangelium nach Johannes als Grundlage von Intelligent Design.[79][80] Barbara Forrest sagt, dass diese Aussagen offenbaren, dass die führenden Anhänger Intelligent Design als grundsätzlich von religiöser Natur ansehen und nicht als ein wissenschaftliches Konzept, das lediglich ganz zufällig Schlussfolgerungen zulässt, die mit ihren persönlichen Glaubensauffassungen übereinstimmen.[81]
weiter geht es in Teil 2
Die Anhänger des Intelligent Designs verstehen Intelligent Design als wissenschaftliche Theorie[11] und versuchen, den Begriff der Wissenschaft grundlegend umzudefinieren, so dass er auch übernatürliche Erklärungen zulässt.[12] Sie vertreten den Standpunkt, dass Intelligent Design mit vorhandenen wissenschaftlichen Theorien zum Ursprung des Lebens auf einer Stufe steht oder ihnen überlegen ist[13] und dass sich mit Komplexitätskriterien zwingend beweisen oder sehr wahrscheinlich machen lässt, dass das Leben auf ähnliche Weise entstanden sein muss wie vom Menschen für einen Zweck geschaffene Nutzgegenstände.
Nach Ansicht der Wissenschaftsgemeinde ist Intelligent Design keine Wissenschaft.[14][15][16][17] Die National Academy of Sciences führt aus, dass „Kreationismus, Intelligent Design sowie ähnliche Ansichten, die einen übernatürlichen Eingriff bei der Entstehung des Lebens oder der Arten behaupten, keine Wissenschaft sind, weil sie mit den Methoden der Wissenschaft nicht überprüft werden können.“[18] Die U.S. National Science Teachers Association und die American Association for the Advancement of Science haben Intelligent Design als Pseudowissenschaft bewertet.[19][20] Dieser Bewertung haben sich Teile der Wissenschaftsgemeinde ausdrücklich angeschlossen, während andere der Auffassung sind, dass es eher als ‘Junk Science’ angesehen werden muss.[21][22]
Intelligent Design entstand als Antwort auf das Urteil des United States Supreme Court im Fall Edwards vs. Aguillard, bei dem es um die Trennung von Staat und Kirche ging.[4] Erstmals wurde dieser Standpunkt 1989 in Of Pandas and People, einem Schulbuch für den Biologieunterricht an weiterführenden Schulen, veröffentlicht.[23] Weitere Bücher darüber erschienen in den 1990er Jahren. Mitte der 1990er wurden die Vertreter des Intelligent Designs nach und nach im Umfeld des Discovery Institute aktiv und begannen, für die Aufnahme von Intelligent Design in den Lehrplan öffentlicher Schulen zu werben.[24] Durch die zentrale Rolle, die das Discovery Institute und sein Center for Science and Culture bei Organisation und Finanzierung spielte, drang die Intelligent-Design-Bewegung in den späten 1990ern und den frühen 2000ern verstärkt in die Öffentlichkeit.[7]
Die Absicht, im öffentlichen Schulunterricht Intelligent Design als alternative Erklärung für den Ursprung des Lebens darzustellen, mündete schließlich im Verfahren Kitzmiller vs. Dover Area School District. Eltern griffen einen Erlass an, gemäß dem Intelligent Design im Biologieunterricht dargestellt werden sollte. Der vorsitzende Bezirksrichter John E. Jones III entschied, Intelligent Design sei keine Wissenschaft und könne sich „nicht von seinen kreationistischen und daher religiösen Wurzeln lösen“. Daher, so sein Urteil, verletze es die Establishment Clause des ersten Verfassungszusatzes der US-amerikanischen Verfassung,[25] wonach es der Regierung verboten ist, eine Staatsreligion einzuführen oder Handlungen vorzunehmen, die in unangemessener Weise eine Religion bzw. Nicht-Religion bevorzugen.[26]
Überblick
Auftreten und Ursprung
Intelligent Design nahm vergleichbare Erklärungsversuche aus dem 18. Jahrhundert wieder auf und wurde zu Ausgang des 20. Jahrhunderts in den USA als evangelikaler Gegenentwurf zu den biologischen und naturwissenschaftlichen Erklärungen zur Entstehung des Lebens und zum Teil als neokonservativer Kampfbegriff gegen die naturwissenschaftliche Evolutionstheorie konzipiert.
Es steht im Widerspruch zur synthetischen Evolutionstheorie der Biowissenschaften, die die Entstehung der Natur durch beobachtbare Vorgänge wie Mutation, Rekombination und Selektion erklären und diese Erklärung durch Experimente und das Sammeln wissenschaftlicher Daten fortwährend prüfen und verifizieren.
Sein erklärter[27] Zweck ist zu untersuchen, ob man aus den empirischen Belegen schließen kann, dass das Leben auf der Erde durch die schöpferische Handlung eines oder mehrerer intelligenter handelnder Urheber entstand. Der Theologe William Dembski, einer der führenden Vertreter von Intelligent Design, nannte als zentrale Behauptung, dass natürliche Systeme nicht hinreichend durch ungeleitete natürliche Vorgänge erklärt werden könnten und dass sie Merkmale zeigten, die wir in jedem anderen Zusammenhang einer Intelligenz zuschreiben würden.[28] Der britische Genetikprofessor Steve Jones hat darauf geantwortet, diese Aussage „speist sich aus Denkfaulheit und Arroganz: ‚Ich bin ein kluger Kerl und ich kann nicht verstehen, wie das alles durch Evolution entstehen konnte. Also konnte es nicht durch Evolution entstehen‘.“[29]
Befürworter von Intelligent Design suchen nach Belegen für sogenannte Intelligenzanzeichen (signs of intelligence) – physikalische Eigenschaften eines Objekts, die in Richtung eines Designers deuten sollen. Als Metapher wird der Archäologe verwendet, der eine Steinstatue findet und den Schluss zieht, dass sie durch eine schöpferische Handlung entstand. Da es nicht gerechtfertigt ist, als Archäologe zu behaupten, dass eine Statue lediglich ein zufällig von der Natur ungewöhnlich geformter Felsblock ist, postulieren die Anhänger von Intelligent Design in einem Analogieschluss die Existenz eines Designers, der die Lebewesen entworfen haben muss.
Die am häufigsten genannten Merkmale sind nichtreduzierbare Komplexität, Informationsmechanismen und spezifizierte Komplexität. Die Intelligent-Design-Anhänger argumentieren, dass sich bei Lebewesen eines oder mehrere dieser Merkmale feststellen ließen, woraus sie schlussfolgern, dass mindestens einige Aspekte des Lebens durch eine direkte schöpferische Handlung des Designers entstanden sein müssen.
Die Intelligent-Design-Befürworter argumentieren weiter, dass, wenn auch Belege für die Natur einer intelligenten Ursache oder eines intelligenten Akteurs nicht unbedingt direkt beobachtbar seien, dessen Auswirkungen auf die Natur erkennbar seien. Dembski schreibt dazu:
„Befürworter sehen Intelligent Design als ein wissenschaftliches Forschungsprogramm an, welches die Auswirkungen von intelligenten Ursachen untersucht. Man muss beachten, dass dabei die Auswirkungen einer intelligenten Ursache untersucht werden, nicht die intelligenten Ursachen als solche.[30]“
Nach dieser Sichtweise kann man innerhalb eines geschlossenen Systems die Identität von Einwirkungen, die von außerhalb dieses Systems kommen, nicht überprüfen, sodass Fragen über die Identität des Designers außerhalb der Reichweite des Konzepts liegen.
Kritik des Ansatzes
Die Kritiker der Lehre vom Intelligent Design weisen darauf hin, dass der „Designer“ eine Art Lückenbüßerrolle einnehme („god of gaps“). Nicht erklärte Phänomene auf eine (übernatürliche) Intelligenz zurückzuführen sei nicht Ziel der empirischen Wissenschaften und stelle nur eine bequeme Scheinlösung für jede beliebige Schwierigkeit dar. Der Haupteinwand besteht darin, dass Vertreter des Intelligent Design den intelligenten Designer wegen seiner transzendenten, nicht fassbaren Natur weder spezifizieren noch seine Wirkungsweisen kausal beschreiben, geschweige denn eine objektive Grenze für sein Wirken angeben könnten. Ihre Aussagen seien demnach explanativ und heuristisch wertlos, nicht prüfbar und ersetzten die Erklärungsansätze der modernen Biowissenschaften bezüglich der Entstehung neuer Arten lediglich durch ein „geheimnisvolles Etwas“.
Zum anderen seien die für den Vergleich relevanten Eigenschaften von Lebewesen von den behaupteten „Design-Signale“ grundverschieden.
Ferner wird gegen die Lehre vom Intelligent Design eingewandt, dass sie nicht allein auf empirisches Wissen zurückgreifen könnte, um in der Natur Design zu „erkennen“, sondern stillschweigend A-priori-Annahmen (unprüfbare Glaubensvorannahmen) zu ihren Vergleichen hinziehen müsse, damit diese überhaupt plausibel erschienen. Eine solche Argumentation wird von den Kritikern als willkürlich bzw. zirkelschlüssig beurteilt und ebenso wie andere Formen des Kreationismus als Pseudowissenschaft betrachtet. In jedes wissenschaftliche System könne man „intelligente Signale“ hinein deuten und als intelligent erschaffene Strukturen werten.
Ursprung des Konzepts
Die Vermutung, dass die Welt und damit auch das Leben gezielt erschaffen worden sei, erscheint bereits in den (polytheistischen und monotheistischen) Götterlehren des Altertums; auch in der griechischen (ionischen) Naturphilosophie wird nach einem Urheber (unbewegten Beweger) gesucht und z. B. von Anaxagoras (499–428 v. Chr.) als unpersönlicher Nous konzipiert. Aber trotz der oberflächlichen Ähnlichkeit zur klassischen antiken und mittelalterlichen Teleologie unterscheidet sich das Intelligent Design-Argument in seinen metaphysischen Prämissen von den klassischen teleologischen Argumenten erheblich. In den teleologischen Konzepten des Aristoteles (aufbauend auf Anaxagoras und Platon) und der Scholastik (insbesondere bei Thomas von Aquin) wird von einer immanenten Teleologie, die sich im inneren Naturstreben (appetitus naturalis), der Dynamik der Wesensformen und einer Eigenkausalität der Dinge manifestiert, auf eine transzendente Teleologie als ihrer Möglichkeitsbedingung geschlossen[31].
Intelligent Design knüpft hingegen vielmehr an die Physikotheologie des Deismus in der englischen Aufklärung an, die nicht mehr wie Antike und Mittelalter von der Eigendynamik qualitativer Wesensformen ausgeht, sondern von einem physikalisch-quantitativ erklärten Universum, dessen vortreffliche Komplexität und innere Stimmigkeit auf einen intelligenten überweltlichen Urheber verweise. Eine Form dieses Arguments stammt vom englischen Theologen William Paley (1743–1805) in seinem Buch Natural Theology (1802). Paley schloss ganz im Sinne der Physikotheologie auf Grund der Komplexität und Funktionalität der belebten Natur auf einen personalen göttlichen Planer.[32] Zur Begründung dieser Idee wählte Paley eine Analogie, wonach der fein abgestimmte Bau technischer Gegenstände (Artefakte), wie z. B. einer Uhr, nur den Schluss zulasse, dass sie ein Zwecksetzer hervorgebracht habe, der mit Verstand ausgestattet und deswegen in der Lage gewesen sei, seine Konstruktion zu verstehen. (Dies wird als Uhrmacher-Analogie bezeichnet und, obgleich sich die modernen Ansätze der Intelligent Design-Vertreter etwas unterscheiden, noch heute in ihrer Argumentation verwendet.) Im frühen 19. Jahrhundert führten solche Argumente zur theologischen Durchdringung der Biologie auf der Suche nach dem Willen Gottes. Diese Bewegung entfachte eine Leidenschaft für das Sammeln von Fossilien und anderen biologischen Proben, die letztendlich zu Charles Darwins Theorie der Entstehung der Arten führte.
Ähnliche Argumentationen, die einen göttlichen Designer postulierten, werden heutzutage von vielen Anhängern der theistischen Evolution übernommen, welche die moderne Wissenschaft und die Evolutionstheorie als vollständig verträglich mit dem Konzept eines übernatürlichen Schöpfers ansehen.
Obwohl also der Kerngedanke der Intelligent Design-Hypothese bereits lange vor Paley von Philosophen und Theologen vertreten wurde (beispielsweise von John Ray), ist die Zurückführung auf die klassischen griechischen Philosophen, etwa Aristoteles, wie sie oft von Intelligent Design-Vertretern vorgebracht wird,[33] weder die allgemeine Auffassung der Theologie noch der Philosophie – von Seiten der Theologie, weil sich die dem Intelligent-Design-Argument zugrundeliegende Physikotheologie inhaltlich nicht mit dem christlichen Aristotelismus deckt und von Seiten der Philosophie, da der Gott der griechischen Philosophen meist als sehr unterschiedlich vom Schöpfergott der religiösen Offenbarung aufgefasst wird. So charakterisiert z. B. Karen Armstrong das oberste göttliche Wesen von Aristoteles und Plotin als „zeitlos und unempfindsam; keine Notiz nehmend von weltlichen Ereignissen; sich nicht in der Geschichte offenbarend; er hatte die Welt nicht erschaffen und würde am Ende der Zeit nicht über sie urteilen“[34] und die göttliche Welt Platos als „statisch und ohne Änderung“.[35].
Intelligent Design im späten 20. Jahrhundert kann mithin als moderne Neufassung der ‚natürlichen Theologie‘ betrachtet werden, welche die Basis der Naturwissenschaft und Evolutionstheorie zu untergraben versuchte. In dem gleichen Maße wie die Evolutionstheorie erweitert und verfeinert wurde und damit mehr Phänomene erklärte, haben sich die Beispiele verändert, die als Belege für Intelligent Design hochgehalten werden. Jedoch ist das grundsätzliche Argument das gleiche geblieben: Komplexe Systeme sollen einen Designer implizieren. In der Vergangenheit umfassten die verwendeten Beispiele das Auge (optisches System) und den gefiederten Flügel; da beide Beispiele inzwischen von den Naturwissenschaften schlüssig ohne Designer erklärt werden konnten, finden sich die gegenwärtigen Beispiele auf der schlechter erforschten biochemischen Ebene: Proteinfunktionen, Blutgerinnung und Bakteriengeißeln (siehe nichtreduzierbare Komplexität).
Barbara Forrest hat Nachforschungen über die frühen Formen von Intelligent Design angestellt und beschreibt dessen Aufkommen wie folgt:
„in the early 1980s with the publication of The Mystery of Life’s Origin (MoLO 1984) [36] by creationist chemist Charles B. Thaxton with Walter L. Bradley and Roger L. Olsen. Thaxton worked for Jon A. Buell at the Foundation for Thought and Ethics (FTE) in Texas, a religious organization that published MoLO. [37]“
Intelligent Design versucht absichtlich nicht, einen intelligenten Akteur zu identifizieren oder zu bezeichnen – es behauptet lediglich, dass einer (oder mehrere) existieren müssen. (Dessen ungeachtet ist es die persönliche Ansicht von nahezu allen Befürwortern, dass es der christliche Gott sei.) Ob dies ein echtes Merkmal des Konzepts ist oder nur eine Haltung, die eingenommen wird, um Befremden bei denjenigen zu verhindern, die naturwissenschaftlichen Unterricht von Religion trennen wollen, ist ein kontroverser Punkt der Debatte um Intelligent Design. Die Gerichtsentscheidung zu Kitzmiller vs. Dover Area School District vertrat den Standpunkt, dass das letztere der Fall sei.
Begriffsgeschichte
Die erste bekannte Erwähnung des Begriffs Intelligent Design war 1847 in einer Ausgabe des Scientific American, wo er allerdings in einem anderen Zusammenhang als heute verwendet wurde. Lord Kelvin, Anhänger einer theistisch gesteuerten Evolution, verwendete „intelligent and benevolent design“ 1871 in einem Bericht des 41. Zusammentreffens der British Association for the Advancement of Science, in dem er gegen die darwinsche Evolutionstheorie argumentierte.[38] Ebenfalls auf einem Jahrestreffen der British Association for the Advancement of Science im Jahr 1873 verwendete der Botaniker George James Allman den Begriff „intelligent design“, da er die Entwicklung des Protoplasmas durch Evolution für unmöglich hielt:
“No physical hypothesis founded on any indisputable fact has yet explained the origin of the primordial protoplasm, and, above all, of its marvellous properties, which render evolution possible—in heredity and in adaptability, for these properties are the cause and not the effect of evolution. For the cause of this cause we have sought in vain among the physical forces which surround us, until we are at last compelled to rest upon an independent volition, a far-seeing intelligent design.”
„„Keine physikalische Hypothese, die je auf unumstrittenen Fakten begründet worden wäre, hat den Ursprung des Ur-Protoplasmas erklären können und, mehr als alles andere, seine wundersamen Eigenschaften, welche die Evolution möglich machen – Vererbung und Anpassungsfähigkeit, da diese Eigenschaften der Grund und nicht das Ergebnis der Evolution sind. Für den Grund dieses Grundes haben wir erbittert in den Kräften der Physik gesucht, die uns umgeben, bis wir letztendlich gezwungen sind, eine davon unabhängige Wahl zu treffen: Ein weitsichtiges Intelligent Design.““
– The British Association. The Times (Samstag, 20. September 1873), S. 10 Spalte A.
F. C. S. Schiller verwendete ihn in seinem Buch Humanism (1903) desgleichen:
“It will not be possible to rule out the supposition that the process of evolution may be guided by an intelligent design.“”
„„Es wird nicht möglich sein, die Annahme auszuschließen, dass der Vorgang der Evolution von intelligentem Design begleitet sein könnte.““
– F. C. S. Schiller
Eine Ableitung des Begriffs tritt im Artikel Teleological argument for the existence of God in der Macmillan Encyclopedia of Philosophy (1967) auf:
“Stated most succinctly, [the argument] runs: The world exhibits teleological order (design, adaptation). Therefore, it was produced by an intelligent designer.”
„„Kurz gesagt läuft das Argument wie folgt: Die Welt hat Anzeichen von zweckgerichteter Ordnung (Design, Anpassung). Daher wurde sie von einem intelligenten Designer hervorgebracht.““
Der vorherrschende moderne Gebrauch des Begriffs begann, nachdem der Supreme Court der Vereinigten Staaten im Fall Edwards v. Aguillard (1987) entschied, dass der Kreationismus im Lehrplan von öffentlichen Schulen verfassungswidrig sei. Stephen C. Meyer, Mitgründer des Discovery Institute und Vizepräsident des Center for Science and Culture, berichtet, dass die Bezeichnung 1988 bei einer von ihm besuchten Konferenz namens Sources of Information Content in DNA in Tacoma aufkam.[39] Er schreibt die Wendung Charles Thaxton zu, dem Herausgeber von Of Pandas and People. In frühen Entwürfen des Buchs wurde das Wort creationism (Kreationismus) verwendet, jedoch nach der Gerichtsentscheidung quasi ohne Ausnahme durch intelligent design ersetzt. (Dieses Faktum verwendete eine Gruppe um Ken Miller später erfolgreich vor Gericht, um zu belegen, dass Intelligent Design ein aus juristischen Gründen umbenannter Kreationismus sei.[40]) Das Buch wurde 1989 veröffentlicht und wird als das erste zu Intelligent Design angesehen.[41] Die Verwendung des Begriffs wurde von dem inzwischen aus dem Berufsleben ausgeschiedenen Rechtswissenschaftler Phillip E. Johnson mit seinem Buch Darwin on Trial (1991) breiter in der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Es sprach sich dafür aus, die Naturwissenschaft so umzudefinieren, dass sie Behauptungen einer übernatürlichen Schöpfung zuließe.[42] Johnson, im Allgemeinen als der Vater der Intelligent-Design-Bewegung angesehen, arbeitete in der Folge mit Meyer zusammen und wurde der programmatische Berater des Center for Science and Culture bei der Planung und Ausführung der wedge strategy.
Heute [2006] wird der Begriff Intelligent Design oft mit der gleichnamigen Bewegung gleichgesetzt und oft wird in der Öffentlichkeit auch nicht zwischen Intelligent Design und dem umfassenderen Begriff der Design-Hypothese unterschieden. Der Marketing-Experte Brian Collins sprach hier von gezieltem Branding, einer modernen Marketing-Strategie, welche die Bewegung in seinen Augen anwende, um bestimmte Begriffe für sich zu vereinnahmen.[43]
Neben der Verwendung innerhalb der Intelligent-Design-Bewegung wurde der Begriff und das Konzept z. B. auch von der Sekte der Raelianer aufgegriffen.[44]
Folgerungen zur Wissenschaftlichkeit des Intelligent Design
Der Begriff Intelligent Design ist Recherchen zufolge in den entsprechenden aktuellen Fachliteraturen durch B. Forrest und P. R. Gross[45] keinesfalls ein wissenschaftlich verwendeter Begriff.
Phillip Johnson, der als Vater der Intelligent-Design-Bewegung gilt, äußerte, dass die Bewegung religiöser und philosophischer Natur, nicht aber wissenschaftlicher Natur sei.[46]
Da nicht exakt definiert ist, was der Terminus ‚Design‘ eigentlich bedeutet, ist Intelligent Design höchst subjektiv. Was für den einen Design ist, mag für den anderen nur Chaos sein. Umso mehr trifft dies zu, wenn man die Existenz intelligenter nicht-terrestrischer Lebensformen postuliert.[47]
Einschlägige Begriffe
In philosophischen Veröffentlichungen wird gelegentlich die allgemeinere Bezeichnung design hypothesis (Designhypothese) oder argument from design (Designargument) verwandt. Diese Begriffe werden heute [2006] allerdings in einem sehr viel umfassenderen Sinn verstanden und dort auch meist nicht in dem gegen die Evolutionstheorie gerichteten Kontext verwendet, wie ihn der Begriff Intelligent Design meint, der zudem heute oft als Bezeichnung für die gleichnamige Bewegung verwendet wird. Während der eingeschränktere Begriff Intelligent Design ein personales mit Verstand ausgestattetes Wesen nahelegt, werden unter dem Begriff „Designhypothese“ im philosophischen Bereich sehr breit neben theistischen und nichttheistischen Wesen auch Prinzipien und reine Mechanismen betrachtet, welche das Universum auf ein bestimmtes Ziel hinsteuern.[48]
Einzelkonzepte
Nichtreduzierbare Komplexität
Das Auge wird – etwa von Anhängern wie Sarfati – oftmals als Beispiel für nichtreduzierbare Komplexität angeführt, lässt sich jedoch über evolutionäre Zwischenschritte erklären.[49]
(a) Pigmentfleck
(b) Einfache pigmentierte Vertiefung
(c) Augenbecher der Seeohren
(d) kompliziertes Linsenauge von Meeresschnecken
Michael Behe, der das Konzept der nichtreduzierbaren Komplexität (auch irreduzible Komplexität, kurz IC) in die Diskussion einführte, hat ein nichtreduzierbar komplexes System definiert als
“… a single system which is composed of several well-matched interacting parts that contribute to the basic function, wherein the removal of any one of the parts causes the system to effectively cease functioning.”
„„… ein einzelnes System, das aus mehreren gut aufeinander abgestimmten, sich gegenseitig beeinflussenden Teilen besteht, die zu einer grundlegenden Funktion derart beitragen, dass die Entfernung irgendeines dieser Teile das System effektiv funktionsunfähig machen würde.““
– Michael Behe in Molecular Machines: Experimental Support for the Design Inference
Behe benutzt die Mausefalle als veranschaulichendes Beispiel seines Konzepts. Eine Mausefalle besteht aus mehreren sich gegenseitig beeinflussenden Teilen – Platte, Haken, Feder und Schlinge – die alle entsprechend zusammengebaut sein müssen, damit die Mausefalle wie gewohnt funktioniert. Befürworter von Intelligent Design behaupten, dass die natürliche Selektion keine irreduzibel komplexen Systeme hervorbringen kann, weil die Funktionalität, auf welche die Selektion wirken kann, nur vorhanden ist, wenn alle Teile zusammengebaut sind. Behes ursprüngliche Beispiele der in seinen Augen[50] irreduzibel komplexen biologischen Mechanismen beinhalten das Flagellum der Geißeltierchen, die Blutgerinnungskaskade, Flimmerhärchen und das anpassungsfähige Immunsystem.
Wissenschaftler wenden sich gegen die Annahme, dass solche irreduziblen komplexen Systeme in der Natur tatsächlich vorkommen, welche nicht durch natürliche Mechanismen aufgebaut werden können. Eine Definition alleine genüge nicht, vielmehr müsse auch eine praktikable Prozedur angegeben werden können, nach denen exakt bestimmt werden könne, ob ein gegebenes System die Definition erfülle und nach der zudem nachgewiesen werden könne, dass dieses System nicht durch natürliche Mechanismen entstehen kann. Hier trügen die Beweislast die Intelligent-Design-Vertreter. Selbst bei Annahme der Existenz solcher irreduzibel komplexen Einheiten, so wird argumentiert, findet Evolution oftmals durch die Abänderung von vorhandenen Teilen statt oder durch ihre Entfernung aus dem System, statt nur durch Hinzufügen, wobei ein Teil, das zuerst lediglich vorteilhaft war, später notwendig werden kann, wenn sich andere Bestandteile ändern. Durch so einen Mechanismus könne auch ein irreduzibel komplexes System, so wie es Behe definiert, auf natürliche Weise gebildet werden. Als Vergleich hierfür dient ein Baugerüst, das ein „irreduzibel komplexes“ Gebäude stützt, bis es vollständig ist und von alleine stehen kann – dieses Argument wird als scaffolding objection (Gerüsteinwand) bezeichnet.
Im kreationistischen Bereich wird oft die irreduzible Komplexität mit dem Auge in Verbindung gebracht, obwohl dieses Beispiel nach M. Behe nicht seiner Definition von irreduzibler Komplexität entspricht. Dass derart komplexe Strukturen durch Evolution entstehen können, entzieht sich häufig der intuitiven Vorstellungskraft, wird jedoch bei näherer Betrachtung der möglichen funktionsfähigen Zwischenschritte sichtbar, die zu dieser Struktur geführt haben. Einige dieser Zwischenschritte sind am Beispiel des Auges in nebenstehender Abbildung skizziert. Eine große Anzahl solcher „primitiven Augentypen“, die als Zwischenschritte in der Entwicklung des Auges dienen können, sind in der Natur immer noch existent (siehe etwa Ernst Mayrs Buch Das ist Evolution).
Bereits beim Flachauge sind die Sinneszellen zwischen den Pigmentzellen angeordnet, Nervenfasern leiten die Impulse weiter. Im zweiten Schritt formt sich ein Grubenauge, um die Herkunft des Lichtes zu erkennen. Im dritten Schritt wölbt sich die Hornhaut zu einer Lochkamera zusammen. Im vierten Schritt ist die Hornhaut bereits geschlossen, eine Linse bricht das Licht. Im letzten Schritt sorgen weitere Muskeln und die Iris für ein komplexes Linsenauge. Ähnlich ist auch das menschliche Auge aufgebaut.
Ein anderes Beispiel ist die Bakteriengeißel. Nicholas J. Matzke präsentierte ein Modell, das einen möglichen Weg der Evolution der Bakteriengeißel in kleinen Schritten schlüssig erklärt.[51]
Spezifizierte Komplexität
Das Konzept der spezifizierten Komplexität wurde vom Mathematiker, Philosophen und Theologen William Dembski entworfen. Dembski sagt, dass, wenn etwas spezifizierte Komplexität zeigt (d.h., wenn es gleichzeitig komplex und spezifisch ist), man schließen kann, dass es durch Intelligenz erschaffen wurde (d.h., dass es durch Design entstand) und ein natürlicher Vorgang ausgeschlossen ist. Er bietet als Beispiel, dass ein einzelner Buchstabe des Alphabets spezifisch ist, ohne komplex zu sein, während eine lange Folge von zufälligen Buchstaben komplex ist ohne spezifisch zu sein. Ein Sonett von Shakespeare hingegen sei komplex und spezifisch.[52] Er sagt, dass die Details des Lebens ähnlich charakterisiert werden können, besonders die ‚Muster‘ der Molekülketten in funktionalen biologischen Molekülen wie der DNA.
Dembski definiert komplexe spezifizierte Information als alles, was mit einer Wahrscheinlichkeit von weniger als 1:10^{150} durch (natürlichen) Zufall entstehen kann. Kritiker sagen, dass dies das Argument zu einer Tautologie macht: Komplexe spezifizierte Information kann nicht natürlich entstehen, weil Dembski sie so definiert hat, dass die wirkliche Frage sei, ob sie tatsächlich in der Natur existiert.
Die Stichhaltigkeit von Dembskis Argument ist stark umstritten.[53] Es gibt keine Anzeichen dafür, dass spezifizierte Komplexität sich, wie Dembski behauptet, auch auf andere Bereiche anwenden lässt. John Wilkins und Wesley Elsberry charakterisieren Dembskis „explanatory filter“ (Erklärungsfilter) als eliminativ, da er Erklärungen nacheinander entfernt: Erst Regularität, dann Zufall, um dann standardmäßig auf Design zurückzufallen. Sie argumentieren, dass dieses Verfahren als Methode zum wissenschaftlichen Schließen unbrauchbar ist, da seine asymmetrische Behandlung der verschiedenen möglichen Erklärungen zu falschen Schlussfolgerungen führen kann.[54]
Des Weiteren ist der vorgeschlagene Filter in der Praxis ohne jede Bedeutung, da die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten nicht bekannt sind und auch in Zukunft nicht bekannt sein werden.[55][56]
Feinabstimmung der Naturkonstanten
Gemäß einem oft benutzten Argument der Intelligent-Design-Befürworter würden die Konstanten der physikalischen Modelle zur Beschreibung des Universums eine Feinabstimmung aufweisen, die das Leben ermögliche und die nicht auf Zufall zurückgeführt werden könne. Dieses Argument stammt nicht aus der Intelligent-Design-Bewegung selbst, sondern wird von Kosmologen diskutiert, wobei entweder die Rückführung gegenwärtiger physikalischer Modelle auf fundamentalere physikalische Theorien ohne Feinabstimmung, wie z. B. die Superstringtheorie, oder Multiversen- bzw. Ensemble-Hypothesen als wissenschaftliche mögliche Erklärungen diskutiert werden. Die Verwendung der Feinabstimmung als Argument für die Design-Hypothese wurde außerhalb der eigentlichen Intelligent-Design-Bewegung z. B. vom britischen Religionsphilosophen Richard Swinburne vertreten. Es ist auch insofern kein typisches Intelligent-Design-Argument, als es weder die Evolutionstheorie noch sonst eine gegenwärtige naturwissenschaftliche Theorie in Frage stellt.
Die postulierte Feinabstimmung umfasst physikalische Konstanten, z. B. die Stärke der Kräfte, welche die Atomkerne zusammenhalten und einige für die Entwicklung des Universums wichtige Parameter wie etwa die kosmologische Konstante. Der Intelligent-Design-Befürworter und Center for Science and Culture-Assoziierte Guillermo Gonzalez übernimmt die Position der Feinabstimmung, dass, wenn irgendeiner dieser Werte auch nur geringfügig abweichen würde, das Universum dramatisch anders wäre und sich viele chemische Elemente und Eigenschaften des Universums unmöglich hätten herausbilden können.[57] Daher, so schließt er weiter, war für das Leben ein intelligenter Designer nötig, um sicherzustellen, dass die erforderlichen Eigenschaften dafür vorhanden waren. Wissenschaftler haben quasi einstimmig geantwortet, dass dieses Argument nicht überprüft werden kann und damit wissenschaftlich nutzlos ist. Einige argumentieren, dass, selbst wenn man es als Spekulation betrachten würde, die Argumente schlecht von den Belegen gestützt werden.[58]
Eine Anzahl Kritiker weist auch darauf hin, dass viele der vorgebrachten Variablen miteinander in Verbindung zu stehen scheinen und dass Berechnungen von Mathematikern und Physikern darauf hindeuten, dass die Entstehung eines ähnlichen Universums relativ wahrscheinlich ist.[59] Der Philosoph N. Bostrum argumentiert, dass selbst im Falle, dass Erklärungen wie Rückführung auf fundamentalere Theorien, welche die Konstanten verknüpfen oder eliminieren würden, nicht möglich wären, Ensemble-Hypothesen und Multiversen-Theorien wegen ihrer mathematischen Behandelbarkeit vom rational-wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen gegenüber der Design-Hypothese vorzuziehen wären.[60] Der Richard Swinburne schreibt hierzu allerdings: „Eine Billion Billionen Universen zu postulieren anstelle von einem Gott, scheint der Gipfel der Irrationalität zu sein.“[61]
Ein wieder anderer Kritikpunkt ist die Frage, warum das Leben im Universum so extrem selten ist, wenn die Naturkonstanten doch so optimal für Leben abgestimmt wurden. Außerdem ist dieses Argument nicht auf Formen des Lebens anwendbar, die uns völlig unbekannt sind. Statt „Die Natur ist auf Leben feinabgestimmt“ könnte man mit gleichem Recht argumentieren „Das Leben ist auf die Natur abgestimmt“ also exakt das, was die Evolutionstheorie aussagt.[62]
Der oder die Designer
Intelligent-Design-Argumente werden in weltlichen Begriffen formuliert und vermeiden es absichtlich, den durch sie postulierten Intelligenten Akteur zu identifizieren. Obwohl sie nicht angeben, dass Gott der Designer ist, wird oft implizit angenommen, dass nur er als solcher eingegriffen haben kann. Während Dembski in The Design Inference spekuliert, dass eine Kultur von Außerirdischen die Bedingungen erfüllen könnte, erwähnt die offizielle Beschreibung von Intelligent Design[63] ausdrücklich, dass bereits das Universum an sich Eigenschaften aufweist, die auf Design hindeuten. Dembski hat das Paradoxon anerkannt und zieht den Schluss „no intelligent agent who is strictly physical could have presided over the origin of the universe or the origin of life“ („kein intelligenter Akteur, der streng physisch ist, kann den Ursprung des Universums und des Lebens eingeleitet haben“).[64] Die führenden Anhänger haben gegenüber ihren Trägern offengelegt, dass sie glauben, dass der Designer der christliche Gott ist, unter dem Ausschluss aller anderen Religionen.
Jenseits der Debatten darüber, ob Intelligent Design wissenschaftlich ist, geht eine Anzahl Kritiker so weit, zu behaupten, dass die vorhandenen Belege die Design-Hypothese unwahrscheinlich erscheinen lassen. Zum Beispiel fragt sich Jerry Coyne von der Universität von Chicago, warum ein Designer beim Menschen einen Mechanismus zur Herstellung von Vitamin C einbauen würde, ihn dann aber durch das Ausschalten eines seiner Enzyme zerstören würde („give us a pathway for making vitamin C, but then destroy it by disabling one of its enzymes“) und warum er oder sie die Inseln im Ozean nicht mit Reptilien, Säugetieren, Amphibien oder Süßwasserfischen ausstatten würde, obwohl diese Inseln für diese Spezies einen angemessenen Lebensraum bieten würden („stock oceanic islands with reptiles, mammals, amphibians, and freshwater fish, despite the suitability of such islands for these species“). Coyne interpretiert auch den Fakt, dass Fauna und Flora auf diesen Inseln denen des nächstgelegenen Festlands gleichen, obwohl die Umgebung eine völlig andere ist („the flora and fauna on those islands resemble that of the nearest mainland, even when the environments are very different“), als Beleg dafür, dass sie dort nicht von einem Designer platziert wurden.[65] Behe argumentierte im breiteren Kontext in Darwin’s Black Box für das Gegenteil und behauptete, dass die Menschen lediglich nicht fähig wären, die Motive des Designers zu verstehen, so dass solche Fragen nicht endgültig beantwortet werden könnten. Skurriles Design, so Behe, könnte zum Beispiel vom Designer aus künstlerischen Gründen dort platziert worden sein; oder um seine Fähigkeiten zu demonstrieren; für einen noch nicht geklärten praktischen Zweck oder aus einem anderen nicht erfassbaren Grund („have been placed there by the designer… for artistic reasons, to show off, for some as-yet undetectable practical purpose, or for some unguessable reason“). Coyne antwortete darauf, dass im Lichte der Belege das Leben entweder nicht durch Intelligent Design, sondern durch Evolution entstand, oder dass der intelligente Designer ein kosmischer Scherzbold sein muss, der alles so entworfen hat, dass es nach Evolution aussieht („either life resulted not from intelligent design, but from evolution; or the intelligent designer is a cosmic prankster who designed everything to make it look as though it had evolved“).
Die behauptete Notwendigkeit eines Designers für Komplexität stellt auch die Frage, wie das Design des Designers entstand.[66] Intelligent-Design-Befürworter sagen, dass die Frage irrelevant für Intelligent Design ist oder außerhalb seiner Reichweite liegt.[67] Richard Wein setzt dem entgegen, dass unbeantwortete Fragen einer Theorie gegen die von der Erklärung bereitgehaltenen Verbesserungen im Verständnis abgewogen werden müssen. Sich auf ein Etwas zu berufen, das nicht weiter erklärt wird, um den Ursprung von etwas anderem (den Menschen selbst) zu erklären, ist demnach nicht viel mehr als ein Zirkelschluss und die neue Frage, die von der Erklärung aufgeworfen wird, ist so problematisch wie die Frage, welche die Erklärung beantworten soll („must be balanced against the improvements in our understanding which the explanation provides. Invoking an unexplained being to explain the origin of other beings (ourselves) is little more than question-begging. The new question raised by the explanation is as problematic as the question which the explanation purports to answer“).[68] Eine Anzahl von Kritikern sehen die Behauptung, dass der Designer nicht erklärt werden muss, auch nicht als Beitrag zur Erkenntnis an, sondern als letztes Machtwort zum Beenden jeglicher Diskussion beim Hinterfragen der Theorie. Ohne beobachtbare, nachmessbare Belege führt die Frage nach dem Designer des Designers zu einem unendlichen Regress, dem Intelligent-Design-Befürworter nur durch das Ausweichen auf einen religiösen Kreationismus oder durch einen logischen Widerspruch entkommen können. Außerdem wird mit dem Postulat eines Designers ein zusätzliches Element, das zur Erklärung der Entwicklung des Lebens nicht benötigt wird, eingebracht, es widerspricht demnach dem Sparsamkeitsprinzip.[69]
Intelligent Design als Bewegung
Die Intelligent-Design-Bewegung entstand aus einer Kampagne des Discovery Institute, um durch den Einsatz von Intelligent-Design-Argumenten in der Öffentlichkeit der USA für weitreichende soziale, akademische und politische Änderungen einzutreten. Die führenden Vertreter der Bewegung sagen, dass Intelligent Design die Beschränktheit der Naturwissenschaft und der weltlichen Philosophie des Naturalismus offenlegt. Intelligent-Design-Befürworter behaupten, dass die Wissenschaft nicht auf den Naturalismus beschränkt werden sollte und nicht die Übernahme einer naturalistischen Philosophie fordern sollte, die alle Erklärungen kurzerhand ablehnt, welche übernatürliche Gründe beinhalten.
Phillip E. Johnson, der als Vater der Bewegung gilt, nannte als Ziel von Intelligent Design, den Kreationismus zu wissenschaftlicher Anerkennung zu bringen.[70][71] Alle führenden Intelligent-Design-Befürworter sind Assoziierte oder Angestellte des Discovery Institute und seines Center for Science and Culture.[72] Nahezu alle Intelligent-Design-Konzepte und die damit verbundene Bewegung sind das Produkt des Discovery Institute, das die Bewegung führt und seiner wedge strategy nachgeht, während es die daran angeschlossene Teach the Controversy-Kampagne („Die Kontroverse unterrichten“) leitet.
Bei führenden Intelligent-Design-Befürwortern finden sich widersprüchliche Aussagen. In öffentlichen Debatten bezeichnen sie Intelligent Design als nicht religiös, während andererseits auf die biblische Grundlage von Intelligent Design hingewiesen wird,[71] sobald konservativ-christliche Unterstützer angesprochen werden.
Barbara Forrest, eine Expertin, die sich ausführlich mit der Bewegung befasst hat, schreibt dies einer Verschleierungstaktik des Discovery-Institute über seine wirklichen Ansichten zu, was demnach eine seiner Grundrichtlinien sei. Sie hat zur Bewegung geschrieben: „[the movement’s] activities betray an aggressive, systematic agenda for promoting not only intelligent design creationism, but the religious world-view that undergirds it.“ („Die Aktivitäten der Bewegung geben eine aggressive, systematische Agenda nicht nur zur Förderung des Intelligent-Design-Kreationismus preis, sondern auch zur religiösen Weltanschauung, die sie untermauert.“)[73]
Die Religion und die führenden Anhänger
Die Argumente zu Intelligent-Design sind sorgfältig in weltlichen Begriffen formuliert und vermeiden absichtlich, eine Identität des Designers zu postulieren. Phillip E. Johnson hat gesagt, dass die Entwicklung einer Mehrdeutigkeit durch den Einsatz einer weltlichen Sprache bei den Argumenten, die sorgfältig auf die Vermeidung von Beiklängen eines theistischen Kreationismus hin ausgearbeitet wurden, ein notwendiger erster Schritt ist, um letztendlich das christliche Gotteskonzept als Designer wieder einzuführen. Johnson betont „the first thing that has to be done is to get the Bible out of the discussion“ („zuallererst muss die Bibel aus der Diskussion verschwinden“) und „after we have separated materialist prejudice from scientific fact … only then can ‚biblical issues‘ be discussed“ („nachdem wir materialistische Vorurteile von wissenschaftlichen Fakten getrennt haben … erst dann können ‚biblische Angelegenheiten‘ diskutiert werden.“)[74] Johnson ruft Intelligent-Design-Befürworter ausdrücklich dazu auf, ihre religiösen Absichten zu verschleiern, so dass vermieden wird, dass Intelligent Design lediglich als eine weitere Verpackung für die evangelikale christliche Nachricht angesehen wird.[75] Die meisten der Hauptbefürworter von Intelligent Design, einschließlich Michael Behe, William Dembski und Stephen C. Meyer, sind Christen, die erklärt haben, dass in ihren Augen der Designer des Lebens Gott ist. Die übergroße Mehrheit der Intelligent-Design-Befürworter sind evangelikale Protestanten. Phillip E. Johnson, William Dembski und Stephen C. Meyer sind Protestanten, Michael Behe ist römisch-katholisch und Jonathan Wells, ein anderer Hauptvertreter, ist ein Mitglied der Vereinigungskirche, die von Sun Myung Moon geleitet wird.
Die sich widersprechenden Behauptungen von führenden Intelligent-Design-Anhängern dazu, ob Intelligent Design seine Grundlage in religiösen Überzeugungen hat, sind das Resultat ihrer Strategie. Zum Beispiel listet William Dembski in seinem Buch The Design Inference[76] einen Gott oder eine „außerirdische Lebensform“ als zwei Möglichkeiten für die Identität des Designers auf. Jedoch erklärt Dembski in seinem Buch Intelligent Design: the Bridge Between Science and Theology „Christ is indispensable to any scientific theory, even if its practitioners don’t have a clue about him. The pragmatics of a scientific theory can, to be sure, be pursued without recourse to Christ. But the conceptual soundness of the theory can in the end only be located in Christ.“ („Christus ist unverzichtbar für jede wissenschaftliche Theorie, selbst wenn ihre Fachleute keine Ahnung von ihm haben. Der Pragmatik einer wissenschaftlichen Theorie kann selbstverständlich ohne Rückgriff auf Christus nachgegangen werden. Aber die grundsätzliche Stichhaltigkeit der Theorie kann am Ende nur in Christus gefunden werden.“)[77] Dembski hat auch gesagt „ID is part of God’s general revelation…“ („ID ist Teil von Gottes allgemeiner Offenbarung“) „Not only does intelligent design rid us of this ideology (materialism), which suffocates the human spirit, but, in my personal experience, I’ve found that it opens the path for people to come to Christ“ („Nicht nur erlöst uns Intelligent Design von dieser Ideologie, dem Materialismus, die den menschlichen Geist erstickt, sondern, wie ich persönlich festgestellt habe, öffnet es den Leuten den Weg zu Christus.“)[78]
Zwei führende Intelligent-Design-Anhänger, Phillip Johnson und William Dembski, zitieren das Evangelium nach Johannes als Grundlage von Intelligent Design.[79][80] Barbara Forrest sagt, dass diese Aussagen offenbaren, dass die führenden Anhänger Intelligent Design als grundsätzlich von religiöser Natur ansehen und nicht als ein wissenschaftliches Konzept, das lediglich ganz zufällig Schlussfolgerungen zulässt, die mit ihren persönlichen Glaubensauffassungen übereinstimmen.[81]
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Teil 2
Europa
In den Niederlanden beschäftigte sich der Niederländer Cees Dekker mit dem Thema, er schrieb darüber zwei Bücher. Der deutsche Kreationist Siegfried Scherer (Wort und Wissen) war bis 2003 Fellow des Discovery Institute, distanziert sich jedoch inzwischen von dessen politischen Zielen.[82] In der europäischen Presse wird nur sporadisch über die Vorgänge in den USA berichtet. N-tv überschrieb einen Bericht über die Entscheidung, in Schulen des US-Bundesstaats Kansas im Biologieunterricht neben der Evolutionstheorie auch Intelligent Design zu behandeln, mit dem Titel „Wo die Erde eine Scheibe ist – Kansas zieht Darwin in Zweifel“.[83]
In Deutschland sympathisieren die Zeugen Jehovas im Allgemeinen mit Intelligent Design,[84] ihr bekanntester Vertreter ist der Genetiker Wolf-Ekkehard Lönnig, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung. Nach Lönnigs Veröffentlichung von Intelligent-Design-Thesen auf den Internetseiten des MPI „kämpfte das Institut um seinen guten Ruf“[85]; das MPI hat seinen Mitarbeitern seitdem die Veröffentlichung persönlicher Ansichten auf der MPI-Site untersagt, wenn sie nicht als solche klar gekennzeichnet seien. Der geschäftsführende Direktor des MPI, Paul Schulze-Lefert, erklärte dazu: „Wir hätten uns lächerlich gemacht, würden wir diese Verquickung von wissenschaftlich abgesicherten Befunden und persönlicher Meinung weiterhin auf unseren Sites dulden.“[86]
In Großbritannien vertreten der Mathematiker John Lennox und der Philosoph Antony Flew Positionen des Intelligent Design.
Intelligent-Design-Kontroverse
Gerichtsentscheid
Im Gerichtsverfahren Kitzmiller vs. Dover Area School District (2005) urteilte ein US-amerikanisches Bundesgericht, vertreten vom Bezirksrichter John E. Jones III., dass die Auflage eines öffentlichen Schulbezirks, wonach in naturwissenschaftlichen Fächern Intelligent Design als eine Alternative zur Evolutionstheorie unterrichtet werden muss, den Establishment Clause des ersten Verfassungszusatzes verletzt. Die Basis dieser Entscheidung war seine Schlussfolgerung, dass Intelligent Design keine Wissenschaft und im Wesentlichen religiöser Natur sei.[87]
Strategien und Standpunkte
Eine Schlüsselstrategie der Intelligent-Design-Bewegung besteht darin, die breite Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass es zwischen Wissenschaftlern eine Debatte darüber gibt, ob sich das Leben evolutionär entwickelt hat und die Öffentlichkeit, Politiker und kulturellen Leitfiguren zu überzeugen, dass Schulen „die Kontroverse unterrichten“ sollen.[88] Jedoch gibt es keine solche Debatte in der Wissenschaftsgemeinde; nach dem Stand der Forschung ist die Evolution eine Tatsache.[89] Intelligent Design wird weithin als Trojanisches Pferd für die Kampagne seiner Befürworter gegen das angesehen, was diese als materialistisches Fundament der Wissenschaft bezeichnen und das nach ihrer Argumentation keinen Platz für die Möglichkeit eines Gottes lässt.[90][91]
Die Intelligent-Design-Kontroverse dreht sich um drei Probleme:
ob Intelligent Design als Wissenschaft eingeordnet werden kann,
ob die Belege solche Theorien stützen,
ob es angebracht und rechtmäßig ist, solche Theorien in der öffentlichen Schulbildung zu unterrichten.
Von Seiten der Naturwissenschaftler werden alle drei Fragen eindeutig mit nein beantwortet.[47][92][93] Die Naturwissenschaft benutzt die wissenschaftliche Methode, um a posteriori-Wissen ausschließlich aufgrund von Beobachtungen zu gewinnen (manchmal auch als empirische Wissenschaft bezeichnet). Intelligent-Design-Befürworter versuchen, diese Definition zu ändern.[94] Der „methodologische Naturalismus“ soll aus der Wissenschaft beseitigt[95] und durch etwas ersetzt werden, das die Leitfigur der Intelligent-Design-Bewegung, Phillip E. Johnson, als theistischen Realismus[96] und die Kritiker als „methodologischen Supernaturalismus“ bezeichnen. Das ist der Glaube an eine transzendente, nicht natürliche Dimension der Realität, in der sich eine transzendente, nicht natürliche Gottheit befindet. Intelligent-Design-Befürworter argumentieren, dass naturalistische Erklärungen bestimmte Phänomene nicht erklären können und dass die übernatürlichen Erklärungen eine sehr einfache und intuitive[97] Erklärung für den Ursprung des Lebens und des Universums sind. Befürworter sagen, dass die Belege dafür, in der Form von nichtreduzierbarer Komplexität und spezifizierter Komplexität, nicht durch natürliche Vorgänge erklärt werden können. Da diese Konzepte aber keine wissenschaftlichen Grundlagen haben und allgemein als pseudowissenschaftlich betrachtet werden, sind für diese vermeintlichen Belege aus wissenschaftlicher Sicht auch keine Auflösungen nötig.
Die Unterstützer vertreten auch den Standpunkt, dass die religiöse Neutralität erfordert, dass in der Schule innerhalb des Biologieunterrichts sowohl die Evolutionstheorie als auch Intelligent Design unterrichtet wird. In ihren Augen diskriminiert der exklusive Unterricht der Evolutionstheorie in unfairer Weise diejenigen, die einen kreationistischen Glauben vertreten. Beides zu unterrichten, so argumentieren die Unterstützer, lässt die Möglichkeit eines solchen Glaubens offen, ohne dass der Staat ihn damit fördert. Viele Intelligent-Design-Anhänger glauben, dass der „Szientismus“ (womit sie die Naturwissenschaft meinen) selbst eine Religion ist, die den Säkularismus und Materialismus fördert und versucht, den Theismus aus dem öffentlichen Leben zu löschen. Ihre Arbeit zur Förderung von Intelligent Design sehen sie als einen Weg an, der Religion wieder eine zentrale Rolle in der Bildung und anderen öffentlichen Bereichen zuzugestehen. Einige behaupten, dass diese größere Debatte oftmals der Unterton von Argumenten ist, die für Intelligent Design gemacht werden, obwohl andere anmerken, dass Intelligent Design als eine effektive Bevollmächtigung für den religiösen Glauben der prominenten Intelligent-Design-Befürworter dient, um ihren religiösen Standpunkt in die Gesellschaft hineinzutragen.[70][98][99]
Nach den Kritikern hat Intelligent Design keinerlei wissenschaftliche Vorstellung abgeliefert und ist lediglich ein Versuch, eine Religion in öffentlichen Schulen zu unterrichten. Das ist nach der Establishment Clause in der Verfassung der Vereinigten Staaten verboten. Die Kritiker behaupten sogar, dass Intelligent Design die öffentliche Unterstützung für wissenschaftliche Forschung selbst zum Schlechten gewendet hat.[100] Weiterhin, wenn man die Befürworter von „gleicher Zeit für alle Theorien“ beim Wort nehmen würde, gäbe es keine logische Obergrenze für die Anzahl von potentiellen „Theorien“, die man im öffentlichen Schulsystem unterrichten könnte, einschließlich unzweifelhaft alberner wie der „Theorie“ vom Fliegenden Spaghettimonster (eine Parodie auf Intelligent Design). Es gibt unzählbare, sich gegenseitig ausschließende übernatürliche Erklärungen für Komplexität. Intelligent Design bietet keinen Mechanismus, mit dem man darunter irgendwelche ausschließen könnte. Zudem ist Intelligent Design weder beobachtbar noch wiederholbar, was nach Kritikern die wissenschaftliche Bedingung der Falsifizierbarkeit verletzt. Selbst der Intelligent-Design-Befürworter Michael Behe macht das Eingeständnis „You can’t prove intelligent design by experiment.“Auf Deutsch etwa: „Man kann Intelligent Design nicht experimentell beweisen.“[53]
Obwohl die Evolutionstheorie die chemische Evolution nicht erklärt, die Entstehung von Leben aus lebloser Materie, kann Intelligent Design nicht schlussfolgern, dass ein intelligenter Designer hinter einem Teil dieses Vorgangs steht, der wissenschaftlich nicht verstanden wird, denn sie haben nicht gezeigt, dass überhaupt jemals ein übernatürlicher Eingriff stattgefunden hat. Der Schluss, dass ein intelligenter Designer (ein Gott oder eine außerirdische Lebensform) das Leben auf der Erde erschaffen habe, wurde mit der A-priori-Behauptung verglichen, dass Außerirdische den antiken Ägyptern geholfen haben, ihre Pyramiden zu bauen.[101][102] In beiden Fällen ist der Einfluss dieser von außen kommenden Intelligenz nicht wiederholbar, beobachtbar oder widerlegbar und verletzt dazu das Sparsamkeitsprinzip. Von einem streng empirischen Standpunkt kann man aufzählen, was über die ägyptischen Konstruktionstechniken bekannt ist, muss aber zugeben, nichts darüber zu wissen, wie die Ägypter ihre Pyramiden konkret gebaut haben.
Die großen christlichen Konfessionen lehnen Kreationismus und Intelligent Design zugunsten der theistischen Evolution ab. Kardinal Schönborn bekräftigte 2005 die offizielle katholische Lehre in dieser Frage in Absprache mit dem Papst erneut. Er sieht „purpose and design in the natural world“ („Zweck und Plan in der Natur“) hat aber „no difficulty … with the theory of evolution [within] the borders of scientific theory“ („keine Schwierigkeit mit der Evolution in den Grenzen der wissenschaftlichen Theorie“). Dabei griff er naturalistische und materialistische Interpretationen der Theorie als unwissenschaftliche Grenzüberschreitungen an und bekräftigte die katholische Position, dass sie mit dem humanistischen und christlichen Menschenbild unvereinbar seien. Er sprach sich gleichzeitig dafür aus, dass es auch an US-Schulen erlaubt sein müsse, über diesen Plan zu sprechen und verwendete dafür den Begriff Intelligent Design.[103][104] Von dem Vorwurf, damit kreationistische Positionen zu vertreten, distanzierte er sich jedoch.[105] Die Evangelische Landeskirche in Württemberg hat eine Grundsatzerklärung „Zum Kreationismus und zur Theorie eines ‚intelligenten Designs‘“ verfasst.[106]
Intelligent Design und die wissenschaftliche Methode
Die wissenschaftliche Methode bezieht sich auf einen Unterbau von Techniken für die Untersuchung von Phänomenen und den Erwerb neuer Erkenntnisse über die Natur, ohne dass dabei von der Existenz oder Nicht-Existenz des Übernatürlichen ausgegangen wird. Intelligent-Design-Befürworter behaupten oft, dass ihre Position nicht nur wissenschaftlich sei, sondern sogar noch wissenschaftlicher als die Evolutionstheorie und dass sie die Wissenschaft umdefinieren wollen, damit sie, wie sie es formulieren, „non-naturalistic theories such as intelligent design“ („nicht-naturalistische Theorien wie Intelligent Design“) zulässt.[13] Das ist ein Abgrenzungsproblem der Wissenschaftsphilosophie, d.h. wo und wie man die Grenzen um die Wissenschaft ziehen soll. Damit eine Theorie wissenschaftlich ist, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
Konsistenz (innere und äußere Widerspruchsfreiheit)
Sparsamkeit (sparsam in den vorgeschlagenen Strukturen oder Erklärungen, siehe Ockhams Rasiermesser)
Nützlichkeit (beschreibt und erklärt beobachtbare Phänomene)
Empirische Prüfbarkeit und Falsifizierbarkeit (siehe Falsifizierbarkeit)
Begründung auf vielen Beobachtungen, oft in der Form kontrollierter, wiederholbarer Experimente.
Korrigierbarkeit und Dynamik (wird geändert, wenn neue Daten entdeckt werden)
Progressivität (ist besser als vorhandene Theorien)
Vorläufigkeit (macht das Zugeständnis, dass sie nicht richtig sein könnte, statt Sicherheit vorzugeben).
Damit eine Theorie, Hypothese oder Vermutung als wissenschaftlich betrachtet werden kann, muss sie die meisten, idealerweise alle, dieser Kriterien erfüllen. Je weniger Kriterien erfüllt sind, desto weniger wissenschaftlich ist sie. Wenn nur einzelne oder sogar überhaupt keine erfüllt sind, dann kann sie in keiner sinnvollen Bedeutung des Wortes als wissenschaftlich angesehen werden. Bezeichnende Einwände gegen Intelligent Design als eine Wissenschaft sind, dass es an Konsistenz mangelt,[107] das Sparsamkeitsprinzip verletzt wird,[108] Falsifizierbarkeit und empirische Prüfbarkeit nicht gegeben sind,[109] und das Konzept weder korrigierbar, dynamisch, vorläufig noch progressiv ist.[110]
Daneben gibt es einflussreiche Richtungen in der Wissenschaftsphilosophie, bei denen die Abgrenzung über die Existenz von Paradigmen (Thomas Kuhn) bzw. die Fruchtbarkeit von Forschungsprogrammen (Imre Lakatos) statt über die Eigenschaften von konkreten Theorien vorgenommen wird. Unter diesem Aspekt hat sich der Philosoph Michael Ruse mit Intelligent Design beschäftigt. Nach seiner Darstellung hat Intelligent Design nicht zu unerwarteten Entdeckungen geführt und er hält es im Hinblick auf David Hume auch für grundsätzlich ausgeschlossen, weil die Annahme eines Schöpfers ein „science stopper“ sei.[111]
Im Licht seines offensichtlichen Scheiterns, sich an wissenschaftliche Standards zu halten, haben im September 2005 38 Nobelpreisträger eine Erklärung veröffentlicht: „Intelligent design is fundamentally unscientific; it cannot be tested as scientific theory because its central conclusion is based on belief in the intervention of a supernatural agent.“(„Intelligent Design ist prinzipiell unwissenschaftlich; es kann als wissenschaftliche Theorie nicht überprüft werden, weil die zentrale Schlussfolgerung auf dem Glauben des Eingriffs eines übernatürlichen Akteurs basiert.“ The Elie Wiesel Foundation for Humanity[112]).
Im Oktober 2005 gab ein Zusammenschluss, der über 70.000 australische Naturwissenschaftler und Lehrer in naturwissenschaftlichen Fächern vertritt, eine Erklärung heraus, worin niedergelegt wurde „intelligent design is not science“ („Intelligent Design ist keine Wissenschaft“) und „all schools not to teach Intelligent Design (ID) as science, because it fails to qualify on every count as a scientific theory“ („alle Schulen sind aufgerufen, Intelligent Design nicht als Naturwissenschaft zu unterrichten, weil es bei jedem Merkmal einer wissenschaftlichen Theorie versagt“)[113]
Intelligent-Design-Kritiker sagen auch, dass die Intelligent-Design-Doktrin die Kriterien für wissenschaftliche Belege nicht erfüllt, den Daubert-Standard, der von den meisten amerikanischen Gerichten benutzt wird. Er regelt, welche Belege in US-Bundes- und den meisten Landesgerichten als wissenschaftlich anerkannt werden. Die vier Daubert-Kriterien sind:
Der theoretische Unterbau der Methoden muss überprüfbare Vorhersagen machen, durch welche die Theorie falsifiziert werden könnte.
Die Methoden sollten vorzugsweise in einem Fachjournal mit Peer Review veröffentlicht worden sein.
Es sollte eine bekannte Fehlerrate geben, die benutzt wird, um Ergebnisse zu bewerten.
Die Methoden sollten dem Stand der Forschung entsprechen, d.h. in der Wissenschaftsgemeinde allgemein anerkannt sein.
In der Entscheidung in Kitzmiller v. Dover Area School District am 20. Dezember 2005 stimmte der Richter John E. Jones III der Anklage zu und entschied „we have addressed the seminal question of whether ID is science. We have concluded that it is not, and moreover that ID cannot uncouple itself from its creationist, and thus religious, antecedents“ („Wir haben die grundlegende Frage angesprochen, ob ID eine Wissenschaft ist. Wir haben geschlussfolgert, dass das nicht der Fall ist und außerdem, dass ID sich von den kreationistischen und damit religiösen Vorläufern nicht abkoppeln kann“). Nach dem Urteil erhielt der Richter Morddrohungen und musste von US-Marshals beschützt werden[114].
Peer Review
Die Gepflogenheiten des wissenschaftlichen Diskurses nicht zu beachten und der Wissenschaftsgemeinde keine Arbeiten vorzustellen, die einer genauen Prüfung standhalten, wiegen schwer gegen die Betrachtung von Intelligent Design als zulässige Wissenschaft. Bis heute hat die Intelligent-Design-Bewegung noch keinen Artikel in einem naturwissenschaftlichen Fachjournal veröffentlicht, der ein Peer Review (Gegenprüfung durch Gutachter) durchlaufen hat.[115]
Indem Intelligent Design auf einen übernatürlichen Akteur Bezug nimmt, steht es direkt mit den Prinzipien der Wissenschaft im Konflikt, die ihre Forschung auf empirische, beobachtbare und letztendlich überprüfbare Daten beschränkt und die verlangt, dass Erklärungen auf empirischen Belegen aufbauen. Dembski, Behe und andere Intelligent-Design-Befürworter behaupten, dass die Voreingenommenheit der Wissenschaftsgemeinde schuld daran ist, dass ihre Forschung nicht veröffentlicht wird. Sie glauben, dass ihre Schriften trotz ihres in ihren Augen vorhandenen Nutzens deshalb zurückgewiesen wird, weil er nicht vollständig auf naturalistische nicht-übernatürliche Mechanismen zurückgreift und nicht auf der Grundlage, dass ihre Forschung die Standards der Journale nicht erfüllt. Einige Wissenschaftler beschreiben diese Behauptung als Verschwörungstheorie.[116] Dass die wissenschaftliche Methode keine übernatürlichen Erklärungen akzeptiert, wurde in den 1990ern zu einem Knackpunkt für die Intelligent-Design-Befürworter und wird mit der Wedge Strategy aufgegriffen als ein Aspekt der Wissenschaft, der angefochten werden muss, bevor Intelligent Design von der Wissenschaftsgemeinde in der Breite akzeptiert werden könnte.
Die Debatte darüber, ob Intelligent Design neue Forschung hervorbringt, wie es für jedes wissenschaftliche Feld verlangt wird, und ob auf legitime Weise versucht wurde, diese Forschung zu veröffentlichen, ist ein heißes Pflaster. Sowohl Kritiker als auch Befürworter nehmen auf eine Vielzahl von Beispielen Bezug, um ihre Thesen aufzustellen. Zum Beispiel sagt die Templeton Foundation, ein früherer Träger des Discovery Institute und ein größerer Unterstützer von Projekten zur Angleichung von Wissenschaft und Religion, dass sie Intelligent-Design-Befürworter aufgefordert haben, Vorschläge für tatsächliche Forschung einzureichen, ohne dass das je geschehen wäre. Charles L. Harper Jr., der Vizepräsident der Stiftung, sagte[117]:
“„From the point of view of rigor and intellectual seriousness, the intelligent design people don’t come out very well in our world of scientific review.“”
„„Vom Standpunkt der Genauigkeit und des intellektuellen Ernstes treten die Intelligent-Design-Leute in unserer Welt des wissenschaftlichen Review nicht sonderlich gut auf.““
– Charles L. Harper Jr.
Beim Kitzmiller-Gerichtsverfahren fand der Richter, dass Intelligent Design keinerlei wissenschaftliche Forschung oder Überprüfung aufweisen würde.
Der einzige Pro-ID-Artikel, der in einem naturwissenschaftlichen Fachjournal veröffentlicht wurde, das normalerweise ein Peer Review durchführt, wurde schnell vom Herausgeber zurückgezogen, weil er die Peer-Review-Standards des Journals überlistet hatte. Er war von Stephen C. Meyer, Direktor des Center for Science & Culture und Direktor des Discovery Institute verfasst worden, und erschien im Journal Proceedings of the Biological Society of Washington im August 2004. Der Artikel war eine Literaturrecherche, was bedeutet, dass er keine neue Forschung darstellte, sondern nur Zitate aus anderen Artikeln zusammenstellte, um zu argumentieren, dass die kambrische Explosion unmöglich durch natürliche Vorgänge erklärt werden könnte. Die Wahl des Journals für diesen Artikel wurde ebenfalls als problematisch angesehen, weil es außerhalb seines normalen Themenbereichs lag.
Im Kitzmiller-Verfahren nahmen die Intelligent-Design-Befürworter lediglich auf einen Artikel Bezug, der von Evolutionssimulationen durch Behe und Snoke handelte, der weder irreduzible Komplexität noch Intelligent Design erwähnte und der, wie Behe zugab, die bekannten Evolutionsmechanismen nicht ausschloss. Dembski schrieb „Perhaps the best reason [to be skeptical of his ideas] is that intelligent design has yet to establish itself as a thriving scientific research program.“[118] 2001 sagte Dembski in einem Interview, dass er aufgehört hätte, etwas bei Journalen mit Peer Review einzureichen, weil die Zeit bis zum Druck zu lang sei und er mit der Veröffentlichung von Büchern mehr verdienen würde.[119]
Unter Eid als Zeuge im Kitzmiller-Verfahren sagte Behe:
“„there are no peer reviewed articles by anyone advocating for intelligent design supported by pertinent experiments or calculations which provide detailed rigorous accounts of how intelligent design of any biological system occurred.“”
„„Es gibt keinen von Gutachtern gegengeprüften Artikel von irgendjemandem, der Intelligent Design befürwortet und der von relevanten Experimenten oder Berechnungen gestützt wird, welche detailliert pedantisch beschreiben, wie Intelligent Design eines biologischen Systems stattfand.““
– Kitzmiller v. Dover Area School District, 19. Oktober 2005, AM session, siehe Kitzmiller Testimony, Behe
Weiter, wie der Richter zusammenfasst, gestand Behe ein, dass es keine von Gutachtern gegengeprüften Artikel gibt, die seine Behauptungen eines Intelligent Designs oder irreduzibler Komplexität stützen würden. Trotzdem behauptet das Discovery Institute fortwährend, dass eine Anzahl von Artikeln über Intelligent Design in Journalen mit Peer Review veröffentlicht wurde,[120] wobei die beiden genannten Artikel in der Liste enthalten sind. Kritiker, hauptsächlich Mitglieder der Wissenschaftsgemeinde, weisen diese Behauptung zurück und betonen, dass kein etabliertes Wissenschaftsjournal je einen Artikel über Intelligent Design veröffentlicht hat. Stattdessen haben Intelligent-Design-Befürworter ihre eigenen Journale mit Peer Review eingerichtet, denen es an Objektivität und Pedantik mangelt[121] und bei denen ausschließlich Befürworter des Intelligent Design als Gutachter tätig sind.[122]
Intelligenz als beobachtbares Merkmal
Die Wendung Intelligent Design setzt voraus, dass beobachtbare Intelligenz eine abgrenzbare Eigenschaft ist, es gibt jedoch für ein solches Konzept keine in der Wissenschaft anerkannte Definition. William Dembski zum Beispiel schrieb: „Intelligence leaves behind a characteristic signature“ („Intelligenz hinterlässt eine charakteristische Signatur“). Die Intelligent-Design-Befürworter nehmen an, dass es solche charakteristischen Eigenschaften der Intelligenz gibt und dass sie beobachtbar sind, ohne Bemessungskriterien für diese Intelligenz anzugeben. Stattdessen stellt Dembski fest: „in special sciences ranging from forensics to archaeology to SETI (the Search for Extraterrestrial Intelligence), appeal to a designing intelligence is indispensable“ („in einigen Fachrichtungen der Wissenschaft, von Forensik über Archäologie zu SETI, sind Schemata, mit denen auf Design durch eine Intelligenz geschlossen werden kann, unentbehrlich“).[123] Wie diese Schemata aussehen sollen und was sie bezüglich der Definition der Intelligenz aussagen, sind Themen, die größtenteils nicht angesprochen werden. Seth Shostak, ein Forscher des SETI Institute, behauptet das Gegenteil von Dembski. Nach seiner Darstellung leiten die Intelligent-Design-Befürworter ihre Schlussfolgerungen aufgrund von Komplexität her – wobei das Argument ist, dass einige biologische Systeme zu komplex sind, als dass sie durch natürliche Vorgänge hätten entstehen können – während die SETI-Forscher hauptsächlich nach Signalen künstlichen Ursprungs suchen würden.[124]
Kritiker sagen, dass die Design-Erkennungsmethoden, die von Intelligent-Design-Befürwortern vorgeschlagen werden, sich von konventionellen Methoden radikal unterscheiden, womit die Schlüsselelemente untergraben werden, welche jene zur legitimen Wissenschaft machen würden. Intelligent-Design-Befürworter, so sagen sie, wollen nach einem Designer suchen, ohne irgendetwas über seine Fähigkeiten, Eigenheiten oder Absichten zu wissen (anders als bei Wissenschaftlern, wenn sie nach den Ergebnissen von menschlicher Intelligenz suchen), und sie nehmen demnach auch keine Unterscheidung zwischen natürlichem und künstlichem Design vor, die es Wissenschaftlern erlaubt, komplexe, durch Design geschaffene Artefakte mit dem Hintergrund der in der Natur gefundenen Komplexität zu vergleichen.
Einige Skeptiker haben kritisch auf Herausforderungen für Intelligent Design verwiesen, die sich aus dem Feld der Künstlichen Intelligenz ergeben. Die Kritik ist ein Konter gegen Behauptungen von Intelligent Design darüber, was ein Design intelligent macht, konkret „no preprogrammed device can be truly intelligent, that intelligence is irreducible to natural processes“ („kein vorprogrammiertes Gerät kann wirklich intelligent sein, Intelligenz ist nicht auf natürliche Vorgänge reduzierbar“).[125] Während es insbesondere eine implizite Annahme gibt, dass vorgebliche „Intelligenz“ oder Kreativität eines Computerprogramms durch die Möglichkeiten bestimmt wird, die ihm der Programmierer vorgab, muss künstliche Intelligenz nicht notwendigerweise an ein unflexibles Regelwerk geknüpft sein. Im Gegenteil, wenn einem Computerprogramm eine Quelle für Zufall zur Verfügung steht, ermöglicht das im Ergebnis flexible, kreative und adaptive (sich anpassende) Intelligenz. Evolutionäre Algorithmen, ein Untergebiet des maschinellen Lernens, wurden verwendet, um mathematisch zu zeigen, dass Zufall und Selektion benutzt werden können, um komplexe, hoch adaptierte Strukturen „evolvieren“ zu lassen, die nicht ausdrücklich von einem Programmierer entworfen wurden bzw. seinem direkten Design entsprangen. Evolutionäre Algorithmen verwenden metaphorisch die darwinsche Selektion (Überleben des am besten Angepassten/Stärksten) und die zufallsgesteuerte Mutation, um verschiedenste mathematische und wissenschaftliche Probleme zu lösen, die gemeinhin mit konventionellen Methoden nicht lösbar sind. Darüber hinaus scheinen Ausflüge auf Gebiete wie die Quantencomputer darauf hinzudeuten, dass in Zukunft reale probabilistische Berechnungsfunktionen verfügbar sein könnten. Intelligenz, die sich aus Zufälligkeit herleitet, ist im Grundsatz nicht unterscheidbar von der „natürlichen“ Intelligenz in Bezug auf biologische Organismen und stellt eine Herausforderung für die Intelligent-Design-Konzeption dar, dass Intelligenz selbst notwendigerweise einen Designer benötigt. Die Kognitionswissenschaften erforschen die Natur der Intelligenz in dieser Hinsicht, aber die Intelligent-Design-Szene scheint sich im Großen und Ganzen damit zufriedenzugeben, auf die Annahme zu vertrauen, dass Intelligenz eine grundsätzliche und grundlegende Eigenschaft von komplexen Systemen ist.
Der Standpunkt des Kritischen Rationalismus in der Debatte wird von Jan Michl vertreten. Dieser Standpunkt distanziert sich deutlich sowohl von den Intelligent-Design-Anhängern als auch von einigen prominenten Gegnern. Denn nach Michl gehen selbst die vehementesten Kritiker (insbesondere Richard Dawkins) unkritisch von einer „kreationistischen“ Sicht bei menschengemachten Gegenständen aus und akzeptieren so eine zentrale Annahme von Intelligent Design. Er ist der Ansicht, dass diese Annahme sich im Lichte der Forschung auf diesem Gebiet als klarer Irrtum herausstellt, und dass sich Intelligent Design durch den Zusammenbruch dieser Annahme in eine Wolke Rauch auflöst. Die Entstehung der Arten hat demzufolge also tatsächlich in mancherlei Hinsicht Entsprechungen zu Intelligenz, allerdings insofern, als Intelligenz, Kreativität und schöpferische Tätigkeit beim Menschen selbst evolutionär arbeiten. Alle analogiebasierten Intelligent-Design-Argumente entpuppen sich so nicht als Argumente gegen, sondern als Argumente für die Evolution.
Argumenta ad ignorantiam
Eugenie Scott, zusammen mit Glenn Branch und anderen Kritikern, hat argumentiert, dass viele der von den Intelligent-Design-Befürwortern aufgeworfenen Punkte Argumenta ad ignorantiam (Argumente aus mangelnder Vorstellungskraft, oder: Berufung auf Unwissenheit) sind.[126] Beim argumentum ad ignorantiam werden fehlende Belege für eine Sicht irrtümlich als Beweis für die Richtigkeit einer anderen Sicht angesehen. Scott und Branch sagen, dass Intelligent Design ein solches Argument ist, weil seine Schlussfolgerung auf dem Fehlen von Erkenntnissen basiert: Daraus, dass für gewisse Aspekte der Evolution noch keine präzise natürliche Erklärung ausgearbeitet wurde, wird auf einen intelligenten Grund geschlossen. Sie wenden dagegen ein, dass die meisten Wissenschaftler darauf antworten würden, dass das Unerklärte nicht das Unerklärbare ist und dass „wir wissen es noch nicht“ eine viel angebrachtere Antwort wäre als einen Grund außerhalb der Naturwissenschaft heranzuziehen.[126] Insbesondere Michael Behes ständig anspruchsvoller werdende Forderungen nach immer detaillierteren Erklärungen des Evolutionsverlaufs von molekularen Systemen scheinen Design und Evolution als einzige und strikt trennbare Erklärungen zur Grundlage zu haben, wobei jedes empfundene Versagen der Evolution zu einem Sieg für Design wird. Wissenschaftlich ausgedrückt ist der Mangel an Belegen noch kein Beleg für einen Mangel an natürlichen Erklärungen für beobachtbare Merkmale lebender Organismen. Scott und Branch wenden außerdem ein, dass die angeblich neuen Beiträge der Intelligent-Design-Befürworter keine Basis für irgendeine produktive wissenschaftliche Forschung geliefert hätten.
Intelligent Design wurde auch als Lückenbüßerargument (‘God of the gaps’) charakterisiert, das die folgende Form annimmt:
Es gibt eine Lücke in der wissenschaftlichen Erkenntnis.
Diese Lücke kann mit dem Wirken Gottes (bzw. eines intelligenten Designers) gefüllt werden und beweist daher die Existenz Gottes (bzw. eines intelligenten Designers).
Ein Lückenbüßerargument ist die theologische Form des Argumentum ad ignorantiam. Das Hauptmerkmal dieser Art von Argumenten ist, dass sie offene Fragen lediglich mit (oftmals übernatürlichen) Erklärungen beantworten, die nicht überprüfbar sind und ihrerseits im Ergebnis zu nicht beantwortbaren Fragen führen.
Unwahrscheinlichkeit und Unmöglichkeit
Die Unwahrscheinlichkeit eines gegebenen Szenarios kann nicht notwendigerweise als Anzeichen dafür interpretiert werden, dass dieses Szenario nicht durch Zufall zustande gekommen sei:
„„Rarity by itself shouldn’t necessarily be evidence of anything. When one is dealt a bridge hand of thirteen cards, the probability of being dealt that particular hand is less than one in 600 billion. Still, it would be absurd for someone to be dealt a hand, examine it carefully, calculate that the probability of getting it is less than one in 600 billion, and then conclude that he must not have been [randomly] dealt that very hand because it is so very improbable.““
„Seltenheit alleine sollte nicht notwendigerweise ein Beleg für überhaupt irgendetwas sein. Wenn ein Bridge-Blatt, bestehend aus dreizehn Karten, gegeben wird, ist die Wahrscheinlichkeit für genau dieses Blatt weniger als eins zu 600 Milliarden. Trotzdem wäre es absurd, wenn jemand schließen würde, dass er ein Blatt nicht zufällig erhalten haben kann, weil er es sich sorgfältig angesehen und ausgerechnet hat, dass die Wahrscheinlichkeit, es zu bekommen, weniger als eins zu 600 Milliarden ist.“
– John Allen Paulos: Innumeracy: Mathematical Illiteracy and its Consequences
Dieses Argument ist eine Widerlegung der Behauptung der Intelligent-Design-Vertreter, die argumentieren, dass nur ein Schöpfer das Universum so angeordnet haben kann, dass es Leben hervorbringt (siehe z. B. Argumente mit spezifizierter Komplexität oder Argumente mit Feinabstimmung). In diesem Kontext wird die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Leben „evolviert“ statt dass es „geschaffen“ wurde, auf den ersten Blick sehr niedrig erscheinen. Doch die Belege dafür, dass es der Fall ist, könnten als so eindeutig, tief und so gründlich überprüft bezeichnet werden, dass es unlogisch wäre, die Schlussfolgerung zu ziehen, dass andere (und wohl wissenschaftlich weniger überzeugende) Thesen den Platz als Haupttheorie einnehmen sollten.
Weiter geht es in Teil 3
In den Niederlanden beschäftigte sich der Niederländer Cees Dekker mit dem Thema, er schrieb darüber zwei Bücher. Der deutsche Kreationist Siegfried Scherer (Wort und Wissen) war bis 2003 Fellow des Discovery Institute, distanziert sich jedoch inzwischen von dessen politischen Zielen.[82] In der europäischen Presse wird nur sporadisch über die Vorgänge in den USA berichtet. N-tv überschrieb einen Bericht über die Entscheidung, in Schulen des US-Bundesstaats Kansas im Biologieunterricht neben der Evolutionstheorie auch Intelligent Design zu behandeln, mit dem Titel „Wo die Erde eine Scheibe ist – Kansas zieht Darwin in Zweifel“.[83]
In Deutschland sympathisieren die Zeugen Jehovas im Allgemeinen mit Intelligent Design,[84] ihr bekanntester Vertreter ist der Genetiker Wolf-Ekkehard Lönnig, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung. Nach Lönnigs Veröffentlichung von Intelligent-Design-Thesen auf den Internetseiten des MPI „kämpfte das Institut um seinen guten Ruf“[85]; das MPI hat seinen Mitarbeitern seitdem die Veröffentlichung persönlicher Ansichten auf der MPI-Site untersagt, wenn sie nicht als solche klar gekennzeichnet seien. Der geschäftsführende Direktor des MPI, Paul Schulze-Lefert, erklärte dazu: „Wir hätten uns lächerlich gemacht, würden wir diese Verquickung von wissenschaftlich abgesicherten Befunden und persönlicher Meinung weiterhin auf unseren Sites dulden.“[86]
In Großbritannien vertreten der Mathematiker John Lennox und der Philosoph Antony Flew Positionen des Intelligent Design.
Intelligent-Design-Kontroverse
Gerichtsentscheid
Im Gerichtsverfahren Kitzmiller vs. Dover Area School District (2005) urteilte ein US-amerikanisches Bundesgericht, vertreten vom Bezirksrichter John E. Jones III., dass die Auflage eines öffentlichen Schulbezirks, wonach in naturwissenschaftlichen Fächern Intelligent Design als eine Alternative zur Evolutionstheorie unterrichtet werden muss, den Establishment Clause des ersten Verfassungszusatzes verletzt. Die Basis dieser Entscheidung war seine Schlussfolgerung, dass Intelligent Design keine Wissenschaft und im Wesentlichen religiöser Natur sei.[87]
Strategien und Standpunkte
Eine Schlüsselstrategie der Intelligent-Design-Bewegung besteht darin, die breite Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass es zwischen Wissenschaftlern eine Debatte darüber gibt, ob sich das Leben evolutionär entwickelt hat und die Öffentlichkeit, Politiker und kulturellen Leitfiguren zu überzeugen, dass Schulen „die Kontroverse unterrichten“ sollen.[88] Jedoch gibt es keine solche Debatte in der Wissenschaftsgemeinde; nach dem Stand der Forschung ist die Evolution eine Tatsache.[89] Intelligent Design wird weithin als Trojanisches Pferd für die Kampagne seiner Befürworter gegen das angesehen, was diese als materialistisches Fundament der Wissenschaft bezeichnen und das nach ihrer Argumentation keinen Platz für die Möglichkeit eines Gottes lässt.[90][91]
Die Intelligent-Design-Kontroverse dreht sich um drei Probleme:
ob Intelligent Design als Wissenschaft eingeordnet werden kann,
ob die Belege solche Theorien stützen,
ob es angebracht und rechtmäßig ist, solche Theorien in der öffentlichen Schulbildung zu unterrichten.
Von Seiten der Naturwissenschaftler werden alle drei Fragen eindeutig mit nein beantwortet.[47][92][93] Die Naturwissenschaft benutzt die wissenschaftliche Methode, um a posteriori-Wissen ausschließlich aufgrund von Beobachtungen zu gewinnen (manchmal auch als empirische Wissenschaft bezeichnet). Intelligent-Design-Befürworter versuchen, diese Definition zu ändern.[94] Der „methodologische Naturalismus“ soll aus der Wissenschaft beseitigt[95] und durch etwas ersetzt werden, das die Leitfigur der Intelligent-Design-Bewegung, Phillip E. Johnson, als theistischen Realismus[96] und die Kritiker als „methodologischen Supernaturalismus“ bezeichnen. Das ist der Glaube an eine transzendente, nicht natürliche Dimension der Realität, in der sich eine transzendente, nicht natürliche Gottheit befindet. Intelligent-Design-Befürworter argumentieren, dass naturalistische Erklärungen bestimmte Phänomene nicht erklären können und dass die übernatürlichen Erklärungen eine sehr einfache und intuitive[97] Erklärung für den Ursprung des Lebens und des Universums sind. Befürworter sagen, dass die Belege dafür, in der Form von nichtreduzierbarer Komplexität und spezifizierter Komplexität, nicht durch natürliche Vorgänge erklärt werden können. Da diese Konzepte aber keine wissenschaftlichen Grundlagen haben und allgemein als pseudowissenschaftlich betrachtet werden, sind für diese vermeintlichen Belege aus wissenschaftlicher Sicht auch keine Auflösungen nötig.
Die Unterstützer vertreten auch den Standpunkt, dass die religiöse Neutralität erfordert, dass in der Schule innerhalb des Biologieunterrichts sowohl die Evolutionstheorie als auch Intelligent Design unterrichtet wird. In ihren Augen diskriminiert der exklusive Unterricht der Evolutionstheorie in unfairer Weise diejenigen, die einen kreationistischen Glauben vertreten. Beides zu unterrichten, so argumentieren die Unterstützer, lässt die Möglichkeit eines solchen Glaubens offen, ohne dass der Staat ihn damit fördert. Viele Intelligent-Design-Anhänger glauben, dass der „Szientismus“ (womit sie die Naturwissenschaft meinen) selbst eine Religion ist, die den Säkularismus und Materialismus fördert und versucht, den Theismus aus dem öffentlichen Leben zu löschen. Ihre Arbeit zur Förderung von Intelligent Design sehen sie als einen Weg an, der Religion wieder eine zentrale Rolle in der Bildung und anderen öffentlichen Bereichen zuzugestehen. Einige behaupten, dass diese größere Debatte oftmals der Unterton von Argumenten ist, die für Intelligent Design gemacht werden, obwohl andere anmerken, dass Intelligent Design als eine effektive Bevollmächtigung für den religiösen Glauben der prominenten Intelligent-Design-Befürworter dient, um ihren religiösen Standpunkt in die Gesellschaft hineinzutragen.[70][98][99]
Nach den Kritikern hat Intelligent Design keinerlei wissenschaftliche Vorstellung abgeliefert und ist lediglich ein Versuch, eine Religion in öffentlichen Schulen zu unterrichten. Das ist nach der Establishment Clause in der Verfassung der Vereinigten Staaten verboten. Die Kritiker behaupten sogar, dass Intelligent Design die öffentliche Unterstützung für wissenschaftliche Forschung selbst zum Schlechten gewendet hat.[100] Weiterhin, wenn man die Befürworter von „gleicher Zeit für alle Theorien“ beim Wort nehmen würde, gäbe es keine logische Obergrenze für die Anzahl von potentiellen „Theorien“, die man im öffentlichen Schulsystem unterrichten könnte, einschließlich unzweifelhaft alberner wie der „Theorie“ vom Fliegenden Spaghettimonster (eine Parodie auf Intelligent Design). Es gibt unzählbare, sich gegenseitig ausschließende übernatürliche Erklärungen für Komplexität. Intelligent Design bietet keinen Mechanismus, mit dem man darunter irgendwelche ausschließen könnte. Zudem ist Intelligent Design weder beobachtbar noch wiederholbar, was nach Kritikern die wissenschaftliche Bedingung der Falsifizierbarkeit verletzt. Selbst der Intelligent-Design-Befürworter Michael Behe macht das Eingeständnis „You can’t prove intelligent design by experiment.“Auf Deutsch etwa: „Man kann Intelligent Design nicht experimentell beweisen.“[53]
Obwohl die Evolutionstheorie die chemische Evolution nicht erklärt, die Entstehung von Leben aus lebloser Materie, kann Intelligent Design nicht schlussfolgern, dass ein intelligenter Designer hinter einem Teil dieses Vorgangs steht, der wissenschaftlich nicht verstanden wird, denn sie haben nicht gezeigt, dass überhaupt jemals ein übernatürlicher Eingriff stattgefunden hat. Der Schluss, dass ein intelligenter Designer (ein Gott oder eine außerirdische Lebensform) das Leben auf der Erde erschaffen habe, wurde mit der A-priori-Behauptung verglichen, dass Außerirdische den antiken Ägyptern geholfen haben, ihre Pyramiden zu bauen.[101][102] In beiden Fällen ist der Einfluss dieser von außen kommenden Intelligenz nicht wiederholbar, beobachtbar oder widerlegbar und verletzt dazu das Sparsamkeitsprinzip. Von einem streng empirischen Standpunkt kann man aufzählen, was über die ägyptischen Konstruktionstechniken bekannt ist, muss aber zugeben, nichts darüber zu wissen, wie die Ägypter ihre Pyramiden konkret gebaut haben.
Die großen christlichen Konfessionen lehnen Kreationismus und Intelligent Design zugunsten der theistischen Evolution ab. Kardinal Schönborn bekräftigte 2005 die offizielle katholische Lehre in dieser Frage in Absprache mit dem Papst erneut. Er sieht „purpose and design in the natural world“ („Zweck und Plan in der Natur“) hat aber „no difficulty … with the theory of evolution [within] the borders of scientific theory“ („keine Schwierigkeit mit der Evolution in den Grenzen der wissenschaftlichen Theorie“). Dabei griff er naturalistische und materialistische Interpretationen der Theorie als unwissenschaftliche Grenzüberschreitungen an und bekräftigte die katholische Position, dass sie mit dem humanistischen und christlichen Menschenbild unvereinbar seien. Er sprach sich gleichzeitig dafür aus, dass es auch an US-Schulen erlaubt sein müsse, über diesen Plan zu sprechen und verwendete dafür den Begriff Intelligent Design.[103][104] Von dem Vorwurf, damit kreationistische Positionen zu vertreten, distanzierte er sich jedoch.[105] Die Evangelische Landeskirche in Württemberg hat eine Grundsatzerklärung „Zum Kreationismus und zur Theorie eines ‚intelligenten Designs‘“ verfasst.[106]
Intelligent Design und die wissenschaftliche Methode
Die wissenschaftliche Methode bezieht sich auf einen Unterbau von Techniken für die Untersuchung von Phänomenen und den Erwerb neuer Erkenntnisse über die Natur, ohne dass dabei von der Existenz oder Nicht-Existenz des Übernatürlichen ausgegangen wird. Intelligent-Design-Befürworter behaupten oft, dass ihre Position nicht nur wissenschaftlich sei, sondern sogar noch wissenschaftlicher als die Evolutionstheorie und dass sie die Wissenschaft umdefinieren wollen, damit sie, wie sie es formulieren, „non-naturalistic theories such as intelligent design“ („nicht-naturalistische Theorien wie Intelligent Design“) zulässt.[13] Das ist ein Abgrenzungsproblem der Wissenschaftsphilosophie, d.h. wo und wie man die Grenzen um die Wissenschaft ziehen soll. Damit eine Theorie wissenschaftlich ist, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
Konsistenz (innere und äußere Widerspruchsfreiheit)
Sparsamkeit (sparsam in den vorgeschlagenen Strukturen oder Erklärungen, siehe Ockhams Rasiermesser)
Nützlichkeit (beschreibt und erklärt beobachtbare Phänomene)
Empirische Prüfbarkeit und Falsifizierbarkeit (siehe Falsifizierbarkeit)
Begründung auf vielen Beobachtungen, oft in der Form kontrollierter, wiederholbarer Experimente.
Korrigierbarkeit und Dynamik (wird geändert, wenn neue Daten entdeckt werden)
Progressivität (ist besser als vorhandene Theorien)
Vorläufigkeit (macht das Zugeständnis, dass sie nicht richtig sein könnte, statt Sicherheit vorzugeben).
Damit eine Theorie, Hypothese oder Vermutung als wissenschaftlich betrachtet werden kann, muss sie die meisten, idealerweise alle, dieser Kriterien erfüllen. Je weniger Kriterien erfüllt sind, desto weniger wissenschaftlich ist sie. Wenn nur einzelne oder sogar überhaupt keine erfüllt sind, dann kann sie in keiner sinnvollen Bedeutung des Wortes als wissenschaftlich angesehen werden. Bezeichnende Einwände gegen Intelligent Design als eine Wissenschaft sind, dass es an Konsistenz mangelt,[107] das Sparsamkeitsprinzip verletzt wird,[108] Falsifizierbarkeit und empirische Prüfbarkeit nicht gegeben sind,[109] und das Konzept weder korrigierbar, dynamisch, vorläufig noch progressiv ist.[110]
Daneben gibt es einflussreiche Richtungen in der Wissenschaftsphilosophie, bei denen die Abgrenzung über die Existenz von Paradigmen (Thomas Kuhn) bzw. die Fruchtbarkeit von Forschungsprogrammen (Imre Lakatos) statt über die Eigenschaften von konkreten Theorien vorgenommen wird. Unter diesem Aspekt hat sich der Philosoph Michael Ruse mit Intelligent Design beschäftigt. Nach seiner Darstellung hat Intelligent Design nicht zu unerwarteten Entdeckungen geführt und er hält es im Hinblick auf David Hume auch für grundsätzlich ausgeschlossen, weil die Annahme eines Schöpfers ein „science stopper“ sei.[111]
Im Licht seines offensichtlichen Scheiterns, sich an wissenschaftliche Standards zu halten, haben im September 2005 38 Nobelpreisträger eine Erklärung veröffentlicht: „Intelligent design is fundamentally unscientific; it cannot be tested as scientific theory because its central conclusion is based on belief in the intervention of a supernatural agent.“(„Intelligent Design ist prinzipiell unwissenschaftlich; es kann als wissenschaftliche Theorie nicht überprüft werden, weil die zentrale Schlussfolgerung auf dem Glauben des Eingriffs eines übernatürlichen Akteurs basiert.“ The Elie Wiesel Foundation for Humanity[112]).
Im Oktober 2005 gab ein Zusammenschluss, der über 70.000 australische Naturwissenschaftler und Lehrer in naturwissenschaftlichen Fächern vertritt, eine Erklärung heraus, worin niedergelegt wurde „intelligent design is not science“ („Intelligent Design ist keine Wissenschaft“) und „all schools not to teach Intelligent Design (ID) as science, because it fails to qualify on every count as a scientific theory“ („alle Schulen sind aufgerufen, Intelligent Design nicht als Naturwissenschaft zu unterrichten, weil es bei jedem Merkmal einer wissenschaftlichen Theorie versagt“)[113]
Intelligent-Design-Kritiker sagen auch, dass die Intelligent-Design-Doktrin die Kriterien für wissenschaftliche Belege nicht erfüllt, den Daubert-Standard, der von den meisten amerikanischen Gerichten benutzt wird. Er regelt, welche Belege in US-Bundes- und den meisten Landesgerichten als wissenschaftlich anerkannt werden. Die vier Daubert-Kriterien sind:
Der theoretische Unterbau der Methoden muss überprüfbare Vorhersagen machen, durch welche die Theorie falsifiziert werden könnte.
Die Methoden sollten vorzugsweise in einem Fachjournal mit Peer Review veröffentlicht worden sein.
Es sollte eine bekannte Fehlerrate geben, die benutzt wird, um Ergebnisse zu bewerten.
Die Methoden sollten dem Stand der Forschung entsprechen, d.h. in der Wissenschaftsgemeinde allgemein anerkannt sein.
In der Entscheidung in Kitzmiller v. Dover Area School District am 20. Dezember 2005 stimmte der Richter John E. Jones III der Anklage zu und entschied „we have addressed the seminal question of whether ID is science. We have concluded that it is not, and moreover that ID cannot uncouple itself from its creationist, and thus religious, antecedents“ („Wir haben die grundlegende Frage angesprochen, ob ID eine Wissenschaft ist. Wir haben geschlussfolgert, dass das nicht der Fall ist und außerdem, dass ID sich von den kreationistischen und damit religiösen Vorläufern nicht abkoppeln kann“). Nach dem Urteil erhielt der Richter Morddrohungen und musste von US-Marshals beschützt werden[114].
Peer Review
Die Gepflogenheiten des wissenschaftlichen Diskurses nicht zu beachten und der Wissenschaftsgemeinde keine Arbeiten vorzustellen, die einer genauen Prüfung standhalten, wiegen schwer gegen die Betrachtung von Intelligent Design als zulässige Wissenschaft. Bis heute hat die Intelligent-Design-Bewegung noch keinen Artikel in einem naturwissenschaftlichen Fachjournal veröffentlicht, der ein Peer Review (Gegenprüfung durch Gutachter) durchlaufen hat.[115]
Indem Intelligent Design auf einen übernatürlichen Akteur Bezug nimmt, steht es direkt mit den Prinzipien der Wissenschaft im Konflikt, die ihre Forschung auf empirische, beobachtbare und letztendlich überprüfbare Daten beschränkt und die verlangt, dass Erklärungen auf empirischen Belegen aufbauen. Dembski, Behe und andere Intelligent-Design-Befürworter behaupten, dass die Voreingenommenheit der Wissenschaftsgemeinde schuld daran ist, dass ihre Forschung nicht veröffentlicht wird. Sie glauben, dass ihre Schriften trotz ihres in ihren Augen vorhandenen Nutzens deshalb zurückgewiesen wird, weil er nicht vollständig auf naturalistische nicht-übernatürliche Mechanismen zurückgreift und nicht auf der Grundlage, dass ihre Forschung die Standards der Journale nicht erfüllt. Einige Wissenschaftler beschreiben diese Behauptung als Verschwörungstheorie.[116] Dass die wissenschaftliche Methode keine übernatürlichen Erklärungen akzeptiert, wurde in den 1990ern zu einem Knackpunkt für die Intelligent-Design-Befürworter und wird mit der Wedge Strategy aufgegriffen als ein Aspekt der Wissenschaft, der angefochten werden muss, bevor Intelligent Design von der Wissenschaftsgemeinde in der Breite akzeptiert werden könnte.
Die Debatte darüber, ob Intelligent Design neue Forschung hervorbringt, wie es für jedes wissenschaftliche Feld verlangt wird, und ob auf legitime Weise versucht wurde, diese Forschung zu veröffentlichen, ist ein heißes Pflaster. Sowohl Kritiker als auch Befürworter nehmen auf eine Vielzahl von Beispielen Bezug, um ihre Thesen aufzustellen. Zum Beispiel sagt die Templeton Foundation, ein früherer Träger des Discovery Institute und ein größerer Unterstützer von Projekten zur Angleichung von Wissenschaft und Religion, dass sie Intelligent-Design-Befürworter aufgefordert haben, Vorschläge für tatsächliche Forschung einzureichen, ohne dass das je geschehen wäre. Charles L. Harper Jr., der Vizepräsident der Stiftung, sagte[117]:
“„From the point of view of rigor and intellectual seriousness, the intelligent design people don’t come out very well in our world of scientific review.“”
„„Vom Standpunkt der Genauigkeit und des intellektuellen Ernstes treten die Intelligent-Design-Leute in unserer Welt des wissenschaftlichen Review nicht sonderlich gut auf.““
– Charles L. Harper Jr.
Beim Kitzmiller-Gerichtsverfahren fand der Richter, dass Intelligent Design keinerlei wissenschaftliche Forschung oder Überprüfung aufweisen würde.
Der einzige Pro-ID-Artikel, der in einem naturwissenschaftlichen Fachjournal veröffentlicht wurde, das normalerweise ein Peer Review durchführt, wurde schnell vom Herausgeber zurückgezogen, weil er die Peer-Review-Standards des Journals überlistet hatte. Er war von Stephen C. Meyer, Direktor des Center for Science & Culture und Direktor des Discovery Institute verfasst worden, und erschien im Journal Proceedings of the Biological Society of Washington im August 2004. Der Artikel war eine Literaturrecherche, was bedeutet, dass er keine neue Forschung darstellte, sondern nur Zitate aus anderen Artikeln zusammenstellte, um zu argumentieren, dass die kambrische Explosion unmöglich durch natürliche Vorgänge erklärt werden könnte. Die Wahl des Journals für diesen Artikel wurde ebenfalls als problematisch angesehen, weil es außerhalb seines normalen Themenbereichs lag.
Im Kitzmiller-Verfahren nahmen die Intelligent-Design-Befürworter lediglich auf einen Artikel Bezug, der von Evolutionssimulationen durch Behe und Snoke handelte, der weder irreduzible Komplexität noch Intelligent Design erwähnte und der, wie Behe zugab, die bekannten Evolutionsmechanismen nicht ausschloss. Dembski schrieb „Perhaps the best reason [to be skeptical of his ideas] is that intelligent design has yet to establish itself as a thriving scientific research program.“[118] 2001 sagte Dembski in einem Interview, dass er aufgehört hätte, etwas bei Journalen mit Peer Review einzureichen, weil die Zeit bis zum Druck zu lang sei und er mit der Veröffentlichung von Büchern mehr verdienen würde.[119]
Unter Eid als Zeuge im Kitzmiller-Verfahren sagte Behe:
“„there are no peer reviewed articles by anyone advocating for intelligent design supported by pertinent experiments or calculations which provide detailed rigorous accounts of how intelligent design of any biological system occurred.“”
„„Es gibt keinen von Gutachtern gegengeprüften Artikel von irgendjemandem, der Intelligent Design befürwortet und der von relevanten Experimenten oder Berechnungen gestützt wird, welche detailliert pedantisch beschreiben, wie Intelligent Design eines biologischen Systems stattfand.““
– Kitzmiller v. Dover Area School District, 19. Oktober 2005, AM session, siehe Kitzmiller Testimony, Behe
Weiter, wie der Richter zusammenfasst, gestand Behe ein, dass es keine von Gutachtern gegengeprüften Artikel gibt, die seine Behauptungen eines Intelligent Designs oder irreduzibler Komplexität stützen würden. Trotzdem behauptet das Discovery Institute fortwährend, dass eine Anzahl von Artikeln über Intelligent Design in Journalen mit Peer Review veröffentlicht wurde,[120] wobei die beiden genannten Artikel in der Liste enthalten sind. Kritiker, hauptsächlich Mitglieder der Wissenschaftsgemeinde, weisen diese Behauptung zurück und betonen, dass kein etabliertes Wissenschaftsjournal je einen Artikel über Intelligent Design veröffentlicht hat. Stattdessen haben Intelligent-Design-Befürworter ihre eigenen Journale mit Peer Review eingerichtet, denen es an Objektivität und Pedantik mangelt[121] und bei denen ausschließlich Befürworter des Intelligent Design als Gutachter tätig sind.[122]
Intelligenz als beobachtbares Merkmal
Die Wendung Intelligent Design setzt voraus, dass beobachtbare Intelligenz eine abgrenzbare Eigenschaft ist, es gibt jedoch für ein solches Konzept keine in der Wissenschaft anerkannte Definition. William Dembski zum Beispiel schrieb: „Intelligence leaves behind a characteristic signature“ („Intelligenz hinterlässt eine charakteristische Signatur“). Die Intelligent-Design-Befürworter nehmen an, dass es solche charakteristischen Eigenschaften der Intelligenz gibt und dass sie beobachtbar sind, ohne Bemessungskriterien für diese Intelligenz anzugeben. Stattdessen stellt Dembski fest: „in special sciences ranging from forensics to archaeology to SETI (the Search for Extraterrestrial Intelligence), appeal to a designing intelligence is indispensable“ („in einigen Fachrichtungen der Wissenschaft, von Forensik über Archäologie zu SETI, sind Schemata, mit denen auf Design durch eine Intelligenz geschlossen werden kann, unentbehrlich“).[123] Wie diese Schemata aussehen sollen und was sie bezüglich der Definition der Intelligenz aussagen, sind Themen, die größtenteils nicht angesprochen werden. Seth Shostak, ein Forscher des SETI Institute, behauptet das Gegenteil von Dembski. Nach seiner Darstellung leiten die Intelligent-Design-Befürworter ihre Schlussfolgerungen aufgrund von Komplexität her – wobei das Argument ist, dass einige biologische Systeme zu komplex sind, als dass sie durch natürliche Vorgänge hätten entstehen können – während die SETI-Forscher hauptsächlich nach Signalen künstlichen Ursprungs suchen würden.[124]
Kritiker sagen, dass die Design-Erkennungsmethoden, die von Intelligent-Design-Befürwortern vorgeschlagen werden, sich von konventionellen Methoden radikal unterscheiden, womit die Schlüsselelemente untergraben werden, welche jene zur legitimen Wissenschaft machen würden. Intelligent-Design-Befürworter, so sagen sie, wollen nach einem Designer suchen, ohne irgendetwas über seine Fähigkeiten, Eigenheiten oder Absichten zu wissen (anders als bei Wissenschaftlern, wenn sie nach den Ergebnissen von menschlicher Intelligenz suchen), und sie nehmen demnach auch keine Unterscheidung zwischen natürlichem und künstlichem Design vor, die es Wissenschaftlern erlaubt, komplexe, durch Design geschaffene Artefakte mit dem Hintergrund der in der Natur gefundenen Komplexität zu vergleichen.
Einige Skeptiker haben kritisch auf Herausforderungen für Intelligent Design verwiesen, die sich aus dem Feld der Künstlichen Intelligenz ergeben. Die Kritik ist ein Konter gegen Behauptungen von Intelligent Design darüber, was ein Design intelligent macht, konkret „no preprogrammed device can be truly intelligent, that intelligence is irreducible to natural processes“ („kein vorprogrammiertes Gerät kann wirklich intelligent sein, Intelligenz ist nicht auf natürliche Vorgänge reduzierbar“).[125] Während es insbesondere eine implizite Annahme gibt, dass vorgebliche „Intelligenz“ oder Kreativität eines Computerprogramms durch die Möglichkeiten bestimmt wird, die ihm der Programmierer vorgab, muss künstliche Intelligenz nicht notwendigerweise an ein unflexibles Regelwerk geknüpft sein. Im Gegenteil, wenn einem Computerprogramm eine Quelle für Zufall zur Verfügung steht, ermöglicht das im Ergebnis flexible, kreative und adaptive (sich anpassende) Intelligenz. Evolutionäre Algorithmen, ein Untergebiet des maschinellen Lernens, wurden verwendet, um mathematisch zu zeigen, dass Zufall und Selektion benutzt werden können, um komplexe, hoch adaptierte Strukturen „evolvieren“ zu lassen, die nicht ausdrücklich von einem Programmierer entworfen wurden bzw. seinem direkten Design entsprangen. Evolutionäre Algorithmen verwenden metaphorisch die darwinsche Selektion (Überleben des am besten Angepassten/Stärksten) und die zufallsgesteuerte Mutation, um verschiedenste mathematische und wissenschaftliche Probleme zu lösen, die gemeinhin mit konventionellen Methoden nicht lösbar sind. Darüber hinaus scheinen Ausflüge auf Gebiete wie die Quantencomputer darauf hinzudeuten, dass in Zukunft reale probabilistische Berechnungsfunktionen verfügbar sein könnten. Intelligenz, die sich aus Zufälligkeit herleitet, ist im Grundsatz nicht unterscheidbar von der „natürlichen“ Intelligenz in Bezug auf biologische Organismen und stellt eine Herausforderung für die Intelligent-Design-Konzeption dar, dass Intelligenz selbst notwendigerweise einen Designer benötigt. Die Kognitionswissenschaften erforschen die Natur der Intelligenz in dieser Hinsicht, aber die Intelligent-Design-Szene scheint sich im Großen und Ganzen damit zufriedenzugeben, auf die Annahme zu vertrauen, dass Intelligenz eine grundsätzliche und grundlegende Eigenschaft von komplexen Systemen ist.
Der Standpunkt des Kritischen Rationalismus in der Debatte wird von Jan Michl vertreten. Dieser Standpunkt distanziert sich deutlich sowohl von den Intelligent-Design-Anhängern als auch von einigen prominenten Gegnern. Denn nach Michl gehen selbst die vehementesten Kritiker (insbesondere Richard Dawkins) unkritisch von einer „kreationistischen“ Sicht bei menschengemachten Gegenständen aus und akzeptieren so eine zentrale Annahme von Intelligent Design. Er ist der Ansicht, dass diese Annahme sich im Lichte der Forschung auf diesem Gebiet als klarer Irrtum herausstellt, und dass sich Intelligent Design durch den Zusammenbruch dieser Annahme in eine Wolke Rauch auflöst. Die Entstehung der Arten hat demzufolge also tatsächlich in mancherlei Hinsicht Entsprechungen zu Intelligenz, allerdings insofern, als Intelligenz, Kreativität und schöpferische Tätigkeit beim Menschen selbst evolutionär arbeiten. Alle analogiebasierten Intelligent-Design-Argumente entpuppen sich so nicht als Argumente gegen, sondern als Argumente für die Evolution.
Argumenta ad ignorantiam
Eugenie Scott, zusammen mit Glenn Branch und anderen Kritikern, hat argumentiert, dass viele der von den Intelligent-Design-Befürwortern aufgeworfenen Punkte Argumenta ad ignorantiam (Argumente aus mangelnder Vorstellungskraft, oder: Berufung auf Unwissenheit) sind.[126] Beim argumentum ad ignorantiam werden fehlende Belege für eine Sicht irrtümlich als Beweis für die Richtigkeit einer anderen Sicht angesehen. Scott und Branch sagen, dass Intelligent Design ein solches Argument ist, weil seine Schlussfolgerung auf dem Fehlen von Erkenntnissen basiert: Daraus, dass für gewisse Aspekte der Evolution noch keine präzise natürliche Erklärung ausgearbeitet wurde, wird auf einen intelligenten Grund geschlossen. Sie wenden dagegen ein, dass die meisten Wissenschaftler darauf antworten würden, dass das Unerklärte nicht das Unerklärbare ist und dass „wir wissen es noch nicht“ eine viel angebrachtere Antwort wäre als einen Grund außerhalb der Naturwissenschaft heranzuziehen.[126] Insbesondere Michael Behes ständig anspruchsvoller werdende Forderungen nach immer detaillierteren Erklärungen des Evolutionsverlaufs von molekularen Systemen scheinen Design und Evolution als einzige und strikt trennbare Erklärungen zur Grundlage zu haben, wobei jedes empfundene Versagen der Evolution zu einem Sieg für Design wird. Wissenschaftlich ausgedrückt ist der Mangel an Belegen noch kein Beleg für einen Mangel an natürlichen Erklärungen für beobachtbare Merkmale lebender Organismen. Scott und Branch wenden außerdem ein, dass die angeblich neuen Beiträge der Intelligent-Design-Befürworter keine Basis für irgendeine produktive wissenschaftliche Forschung geliefert hätten.
Intelligent Design wurde auch als Lückenbüßerargument (‘God of the gaps’) charakterisiert, das die folgende Form annimmt:
Es gibt eine Lücke in der wissenschaftlichen Erkenntnis.
Diese Lücke kann mit dem Wirken Gottes (bzw. eines intelligenten Designers) gefüllt werden und beweist daher die Existenz Gottes (bzw. eines intelligenten Designers).
Ein Lückenbüßerargument ist die theologische Form des Argumentum ad ignorantiam. Das Hauptmerkmal dieser Art von Argumenten ist, dass sie offene Fragen lediglich mit (oftmals übernatürlichen) Erklärungen beantworten, die nicht überprüfbar sind und ihrerseits im Ergebnis zu nicht beantwortbaren Fragen führen.
Unwahrscheinlichkeit und Unmöglichkeit
Die Unwahrscheinlichkeit eines gegebenen Szenarios kann nicht notwendigerweise als Anzeichen dafür interpretiert werden, dass dieses Szenario nicht durch Zufall zustande gekommen sei:
„„Rarity by itself shouldn’t necessarily be evidence of anything. When one is dealt a bridge hand of thirteen cards, the probability of being dealt that particular hand is less than one in 600 billion. Still, it would be absurd for someone to be dealt a hand, examine it carefully, calculate that the probability of getting it is less than one in 600 billion, and then conclude that he must not have been [randomly] dealt that very hand because it is so very improbable.““
„Seltenheit alleine sollte nicht notwendigerweise ein Beleg für überhaupt irgendetwas sein. Wenn ein Bridge-Blatt, bestehend aus dreizehn Karten, gegeben wird, ist die Wahrscheinlichkeit für genau dieses Blatt weniger als eins zu 600 Milliarden. Trotzdem wäre es absurd, wenn jemand schließen würde, dass er ein Blatt nicht zufällig erhalten haben kann, weil er es sich sorgfältig angesehen und ausgerechnet hat, dass die Wahrscheinlichkeit, es zu bekommen, weniger als eins zu 600 Milliarden ist.“
– John Allen Paulos: Innumeracy: Mathematical Illiteracy and its Consequences
Dieses Argument ist eine Widerlegung der Behauptung der Intelligent-Design-Vertreter, die argumentieren, dass nur ein Schöpfer das Universum so angeordnet haben kann, dass es Leben hervorbringt (siehe z. B. Argumente mit spezifizierter Komplexität oder Argumente mit Feinabstimmung). In diesem Kontext wird die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Leben „evolviert“ statt dass es „geschaffen“ wurde, auf den ersten Blick sehr niedrig erscheinen. Doch die Belege dafür, dass es der Fall ist, könnten als so eindeutig, tief und so gründlich überprüft bezeichnet werden, dass es unlogisch wäre, die Schlussfolgerung zu ziehen, dass andere (und wohl wissenschaftlich weniger überzeugende) Thesen den Platz als Haupttheorie einnehmen sollten.
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Teil 3
Filmdokumentation
Der Dokumentarfilm Judgment Day: Intelligent Design on Trial beschreibt die Hintergründe der Entscheidung Kitzmiller vs. Dover.
Satire
Mittlerweile hat ID eine ganze Reihe von Parodien hervorgerufen, die willkürliche Thesen durch die satirisch überzeichnete Vorgabe einer Seriosität in der Kommunikation nach außen wissenschaftlich erscheinen lassen. Gegenbewegungen wie Unintelligent Design und Intelligent Falling wollen auf diese Weise Aufmerksamkeit erlangen und Unstimmigkeiten in der Logik des Intelligent Designs ironisch entlarven. Zu großer Popularität hat hierbei insbesondere das Fliegende Spaghettimonster beigetragen, dessen Erfinder in einem offenen Brief an das Kansas School Board, in dem er unter anderem einen Zusammenhang zwischen Erderwärmung und Abnahme der Piraten auf der Erde herstellt, forderte, neben ID auch das Fliegende Spaghettimonster zu lehren.
Siehe auch
Kreationismus
Theistische Evolution
Literatur
Literatur von Vertretern
Deutsch
Reinhard Junker, Siegfried Scherer: Evolution – ein kritisches Lehrbuch, Weyel-Verlag Gießen, 6. aktualisierte und erweiterte Auflage 2006 ISBN 3-921046-10-6
John Lennox: Hat die Wissenschaft Gott begraben?: Eine kritische Analyse moderner Denkvoraussetzungen – stark erweiterte Neuausgabe, Brockhaus, Witten, ISBN 3-417-26261-5
Lad Allen: Dem Geheimnis des Lebens nahe („Unlocking the mystery of life“). Drei Linden Film, Berlin 2006, ISBN 3-936344-37-X (DVD, 58 Min.)
Werner Gitt: Am Anfang war die Information. Herkunft des Lebens aus der Sicht der Informatik. Hänssler-Verlag, Holzgerlingen 1994, ISBN 3-7751-3702-5.
Markus Rammerstorfer: Nur eine Illusion? Biologie und Design. Tectum-Verlag, Marburg 2006, ISBN 3-8288-9117-9.
Lee Strobel: Indizien für einen Schöpfer. GerthMedien, Asslar 2005, ISBN 3-86591-822-0.
Englisch
Michael Behe: Darwin’s Black Box. The biochemical challenge to evolution. Touchstone Books, New York 1998, ISBN 0-684-83493-6.
John Lennox: God’s Undertaker: Has Science Buried God?. Lion Hudson Plc, Oxford 2009, ISBN 0-7459-5371-9.
Meyer, Stephen C.: The Methodological Equivalence of Design & Descent: Can There Be a Scientific “Theory of Creation”?, in: J.P. Moreland (Hg.): The Creation Hypothesis, InterVarsity Press 1994 (englisch)
William Dembski: The Design Inference. Eliminating chance through small probabilities. CUP, Cambridge 1998, ISBN 0-521-62387-1.
William Dembski: The design revolution. Answering the toughest questions about intelligent design. Intervasity Press, Downers Grove, Ill. 2004, ISBN 0-8308-3216-5.
William Dembski: Intelligent design. The bridge between science and theology. Intervasity Press, Downers Grove, Ill. 1999.
William Dembski: No free lunch. Why specified complexity cannot be purchased without intelligence. Rowman & Littlefield, Lanham, Md. 2002, ISBN 0-7425-1297-5.
Guillermo Gonzales, Jay W. Richards: The privileged planet. How our place in the cosmos is designed for discovery. Regnery Publications, Washington, DC. 2004, ISBN 0-89526-065-4.
Literatur von Kritikern, die Anhänger der theistischen Evolution sind
Collins, Francis (aus dem Englischen von Arne Feddersen): Gott und die Gene. Ein Naturwissenschaftler entschlüsselt die Sprache Gottes. Verlag Herder, Freiburg 2013, ISBN 978-3-451-06353-4 (Die englische Ausgabe war viele Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times)
Kotulla, Thomas Christian: Die Begründung der Welt: Wie wir finden, wonach wir suchen. Brunnen Verlag, Gießen 2013, ISBN 978-3-7655-2012-9 (Amazonbestseller)
Miller, K.R. (2000): Finding Darwin's God: A Scientist's Search for Common Ground Between God and Evolution. ISBN 0-06-093049-7
Miller, K.R. and Levine, J. (2002): Biology: The Living Science.
Miller, K.R. (2008) Only a Theory: Evolution and the Battle for America's Soul ISBN 978-0-670-01883-3
Stinglhammer, Herrmann: Einführung in die Schöpfungstheologie. WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt 2011, S. 100 f. (und passim).
Literatur von atheistischen Kritikern
Dawkins, Richard: Der blinde Uhrmacher – Warum die Erkenntnisse der Evolutionstheorie beweisen, dass das Universum nicht durch Design entstanden ist, DTV, ISBN 978-3-423-34478-4
Literatur von Kritikern
Forrest, Barbara / Gross, Paul R.: Creationism’s Trojan Horse: The Wedge of Intelligent Design. Oxford University Press, 2004, ISBN 0-19-515742-7
Gapp, Christian: Vom Missbrauch der Wissenschaft, Auf dem Holzweg, Von Paradigmenwechseln und anderen Schädlingen, Gefährlicher Schmusekurs (Telepolis-Serie zu Argumenten der Evolutionsgegner, Februar-März 2006)
Granz, H. (2006): Kreationismus und Intelligent Design (Version vom 26. September 2008 im Internet Archive), in: Querschnitte 03/2006, 1-28
Kögerler, R.: Evolution: blinder Zufall oder Intelligent Design?, in: Theologisch-praktische Quartalschrift 154 (2006) 227-239
Kutschera, U.: Streitpunkt Evolution. Darwinismus und Intelligentes Design (2004), LIT, Münster, ISBN 3-8258-7286-6.
Kutschera, U.: Evolutionsbiologie 3. Auflage (2008), Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, ISBN 978-3-8252-8318-6.
Kutschera, U. (Hg.): Kreationismus in Deutschland - Fakten und Analysen (2007), LIT, Münster, ISBN 978-3-8258-9684-3.
Lassek, R.: Die Bibel über dem Kopf : der neue Streit um die Evolutionslehre: “Intelligent design” als Spielart des Kreationismus, in: Zeitzeichen 7 (2006) 3, 48-50;
Mahner, M.: Hume, Paley und das Design-Argument. Skeptiker 16:4 (2003), 131.
Neukamm, M.: Warum die Intelligent Design-Theorie nicht wissenschaftlich überzeugen kann. Materialien und Informationen zur Zeit 33:3 (2004), 14–19.
Nichols, Ryan: Scientific content, testability, and the vacuity of Intelligent Design theory, The American Catholic Philosophical Quarterly 77/4 (2003), 591-611
Orr, H.A.: Darwin v. Intelligent Design (Again). Boston Review 21:6 (1996), 28–31.
Pennock, Robert T.: Tower of Babel, The Evidence against the New Creationism. MIT Press, (1999) ISBN 978-0-262-16180-0
Pigliucci, M.: Design Yes, Intelligent No: A Critique of Intelligent Design Theory and Neocreationism. Sceptical Inquirer 25:5 (2001), 34–39.
Martin Rhonheimer, Neodarwinistische Evolutionstheorie, Intelligent Design und die Frage nach dem Schöpfer (2007) (Kritik der ID-Theorie aus der Sicht christlicher Philosophie)
Ruse, Michael: Darwin and Design. Does Evolution Have a Purpose?, Cambridge, Mass.: Harvard University Press 2004
Schneider, Stefanie: Und die Erde ist doch eine Scheibe, Die total komplexe Mausefalle, Die Farben der Vernunft, Serie in Telepolis (Juli-Oktober 2005).
Christopher Schrader: Darwins Werk und Gottes Beitrag: Evolutionstheorie und Intelligent Design, 2007, ISBN 3-7831-2825-0
Shermer, M.: ID Works In Mysterious Ways. Skeptic 8:2 (2000), 23–24. Übersetzung ins Deutsche durch Thomas Waschke: ID funktioniert auf wundersame Weise.
Thomas Waschke, Christoph Lammers M.A.: Evolutionstheorie im Biologieunterricht – (k)ein Thema wie jedes andere? Evolutionsbiologie in: Daniel C. Dreesmann, Dittmar Graf, Klaudia Witte (Hrsg.) (2012): Evolutionsbiologie Moderne Themen Fur Den Unterricht. Spektrum akademischer Verlag, Heidelberg, pp 505-534
Young, Matt / Edis, Taner (Hgg.): Why Intelligent Design Fails. A Scientific Critique of the New Creationism. Rutgers University Press, (2006) ISBN 0-8135-3872-6
Die The New York Times erklärte:
„Es gibt kein ernsthaftes wissenschaftliches Problem, das die Evolutionstheorie als Erklärung für die Komplexität und Vielfältigkeit des Lebens auf der Erde hätte“
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Der Dokumentarfilm Judgment Day: Intelligent Design on Trial beschreibt die Hintergründe der Entscheidung Kitzmiller vs. Dover.
Satire
Mittlerweile hat ID eine ganze Reihe von Parodien hervorgerufen, die willkürliche Thesen durch die satirisch überzeichnete Vorgabe einer Seriosität in der Kommunikation nach außen wissenschaftlich erscheinen lassen. Gegenbewegungen wie Unintelligent Design und Intelligent Falling wollen auf diese Weise Aufmerksamkeit erlangen und Unstimmigkeiten in der Logik des Intelligent Designs ironisch entlarven. Zu großer Popularität hat hierbei insbesondere das Fliegende Spaghettimonster beigetragen, dessen Erfinder in einem offenen Brief an das Kansas School Board, in dem er unter anderem einen Zusammenhang zwischen Erderwärmung und Abnahme der Piraten auf der Erde herstellt, forderte, neben ID auch das Fliegende Spaghettimonster zu lehren.
Siehe auch
Kreationismus
Theistische Evolution
Literatur
Literatur von Vertretern
Deutsch
Reinhard Junker, Siegfried Scherer: Evolution – ein kritisches Lehrbuch, Weyel-Verlag Gießen, 6. aktualisierte und erweiterte Auflage 2006 ISBN 3-921046-10-6
John Lennox: Hat die Wissenschaft Gott begraben?: Eine kritische Analyse moderner Denkvoraussetzungen – stark erweiterte Neuausgabe, Brockhaus, Witten, ISBN 3-417-26261-5
Lad Allen: Dem Geheimnis des Lebens nahe („Unlocking the mystery of life“). Drei Linden Film, Berlin 2006, ISBN 3-936344-37-X (DVD, 58 Min.)
Werner Gitt: Am Anfang war die Information. Herkunft des Lebens aus der Sicht der Informatik. Hänssler-Verlag, Holzgerlingen 1994, ISBN 3-7751-3702-5.
Markus Rammerstorfer: Nur eine Illusion? Biologie und Design. Tectum-Verlag, Marburg 2006, ISBN 3-8288-9117-9.
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Englisch
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Meyer, Stephen C.: The Methodological Equivalence of Design & Descent: Can There Be a Scientific “Theory of Creation”?, in: J.P. Moreland (Hg.): The Creation Hypothesis, InterVarsity Press 1994 (englisch)
William Dembski: The Design Inference. Eliminating chance through small probabilities. CUP, Cambridge 1998, ISBN 0-521-62387-1.
William Dembski: The design revolution. Answering the toughest questions about intelligent design. Intervasity Press, Downers Grove, Ill. 2004, ISBN 0-8308-3216-5.
William Dembski: Intelligent design. The bridge between science and theology. Intervasity Press, Downers Grove, Ill. 1999.
William Dembski: No free lunch. Why specified complexity cannot be purchased without intelligence. Rowman & Littlefield, Lanham, Md. 2002, ISBN 0-7425-1297-5.
Guillermo Gonzales, Jay W. Richards: The privileged planet. How our place in the cosmos is designed for discovery. Regnery Publications, Washington, DC. 2004, ISBN 0-89526-065-4.
Literatur von Kritikern, die Anhänger der theistischen Evolution sind
Collins, Francis (aus dem Englischen von Arne Feddersen): Gott und die Gene. Ein Naturwissenschaftler entschlüsselt die Sprache Gottes. Verlag Herder, Freiburg 2013, ISBN 978-3-451-06353-4 (Die englische Ausgabe war viele Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times)
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Miller, K.R. (2000): Finding Darwin's God: A Scientist's Search for Common Ground Between God and Evolution. ISBN 0-06-093049-7
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Literatur von atheistischen Kritikern
Dawkins, Richard: Der blinde Uhrmacher – Warum die Erkenntnisse der Evolutionstheorie beweisen, dass das Universum nicht durch Design entstanden ist, DTV, ISBN 978-3-423-34478-4
Literatur von Kritikern
Forrest, Barbara / Gross, Paul R.: Creationism’s Trojan Horse: The Wedge of Intelligent Design. Oxford University Press, 2004, ISBN 0-19-515742-7
Gapp, Christian: Vom Missbrauch der Wissenschaft, Auf dem Holzweg, Von Paradigmenwechseln und anderen Schädlingen, Gefährlicher Schmusekurs (Telepolis-Serie zu Argumenten der Evolutionsgegner, Februar-März 2006)
Granz, H. (2006): Kreationismus und Intelligent Design (Version vom 26. September 2008 im Internet Archive), in: Querschnitte 03/2006, 1-28
Kögerler, R.: Evolution: blinder Zufall oder Intelligent Design?, in: Theologisch-praktische Quartalschrift 154 (2006) 227-239
Kutschera, U.: Streitpunkt Evolution. Darwinismus und Intelligentes Design (2004), LIT, Münster, ISBN 3-8258-7286-6.
Kutschera, U.: Evolutionsbiologie 3. Auflage (2008), Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, ISBN 978-3-8252-8318-6.
Kutschera, U. (Hg.): Kreationismus in Deutschland - Fakten und Analysen (2007), LIT, Münster, ISBN 978-3-8258-9684-3.
Lassek, R.: Die Bibel über dem Kopf : der neue Streit um die Evolutionslehre: “Intelligent design” als Spielart des Kreationismus, in: Zeitzeichen 7 (2006) 3, 48-50;
Mahner, M.: Hume, Paley und das Design-Argument. Skeptiker 16:4 (2003), 131.
Neukamm, M.: Warum die Intelligent Design-Theorie nicht wissenschaftlich überzeugen kann. Materialien und Informationen zur Zeit 33:3 (2004), 14–19.
Nichols, Ryan: Scientific content, testability, and the vacuity of Intelligent Design theory, The American Catholic Philosophical Quarterly 77/4 (2003), 591-611
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Pennock, Robert T.: Tower of Babel, The Evidence against the New Creationism. MIT Press, (1999) ISBN 978-0-262-16180-0
Pigliucci, M.: Design Yes, Intelligent No: A Critique of Intelligent Design Theory and Neocreationism. Sceptical Inquirer 25:5 (2001), 34–39.
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Ruse, Michael: Darwin and Design. Does Evolution Have a Purpose?, Cambridge, Mass.: Harvard University Press 2004
Schneider, Stefanie: Und die Erde ist doch eine Scheibe, Die total komplexe Mausefalle, Die Farben der Vernunft, Serie in Telepolis (Juli-Oktober 2005).
Christopher Schrader: Darwins Werk und Gottes Beitrag: Evolutionstheorie und Intelligent Design, 2007, ISBN 3-7831-2825-0
Shermer, M.: ID Works In Mysterious Ways. Skeptic 8:2 (2000), 23–24. Übersetzung ins Deutsche durch Thomas Waschke: ID funktioniert auf wundersame Weise.
Thomas Waschke, Christoph Lammers M.A.: Evolutionstheorie im Biologieunterricht – (k)ein Thema wie jedes andere? Evolutionsbiologie in: Daniel C. Dreesmann, Dittmar Graf, Klaudia Witte (Hrsg.) (2012): Evolutionsbiologie Moderne Themen Fur Den Unterricht. Spektrum akademischer Verlag, Heidelberg, pp 505-534
Young, Matt / Edis, Taner (Hgg.): Why Intelligent Design Fails. A Scientific Critique of the New Creationism. Rutgers University Press, (2006) ISBN 0-8135-3872-6
Die The New York Times erklärte:
„Es gibt kein ernsthaftes wissenschaftliches Problem, das die Evolutionstheorie als Erklärung für die Komplexität und Vielfältigkeit des Lebens auf der Erde hätte“
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