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Das Chicago Outfit

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Das Chicago Outfit Empty Das Chicago Outfit

Beitrag  Andy So Sep 07, 2014 12:38 am

Das Chicago Outfit bezeichnet die US-amerikanische Sektion des italienischstämmigen organisierten Verbrechens in Chicago. Es ist die einzige selbstständige Organisation außerhalb von New York City, die nicht von den dortigen fünf Familien (Bonanno, Colombo, Gambino, Genovese und Lucchese) kontrolliert wird, sondern mit diesen zusammen auf gleicher Augenhöhe im National Crime Syndicate agiert.

Dem Outfit wird das Zentrum der Vereinigten Staaten bis hin nach Las Vegas und Teilen von Florida als Einflusssphäre zugerechnet.

Geschichte
Anfänge 1910–1932
Vor der Alkoholprohibition

In den frühen Jahren des organisierten Verbrechens vor der Alkoholprohibition kontrollierte eine Reihe von Gangs die Nord- und Südseite von New York City; insbesondere Little Italy war außerdem unter Kontrolle der Black Hand Gang. Dabei fungierte die Unione Siciliane offenbar für die italienischen Gangster als verkappte Dachorganisation, deren Präsidentschaft mörderisch ausgefochten wurde.

Erst im weiteren Verlauf bis in die 1920er Jahre zentralisierte sich auch in Chicago das Verbrechen, was auch durch den Niedergang der Black Hand Gang in New York begünstigt wurde, da dessen wichtigste Köpfe, insbesondere Ignazio „Lupo the Wolf“ Saiette 1909 verhaftet wurde, so dass Sam „Big Jim“ Colosimo die Ableger der schwerpunktmäßig in New York City angesiedelten Black Handers schnell beseitigen konnte und die Italiener unter seine Führung brachte.

„Fat Jim“ war bereits 1895 von Kalabrien nach Chicago gekommen und war damit praktisch einer der Gründungsväter des Organisierten Verbrechens italienischer Prägung in den USA. Als starker Arm von ihm galt bald sein Neffe Johnny Torrio, der eigentlich aus New York kam. Dieser war es dann, der dann 1919 Al Capone in Chicago einführte, welcher ebenfalls ein Mitglied der Five Points Gang in New York City wie Torrio gewesen war.
Erste Machtfragen

Der Konflikt zwischen Torrio und Colosimo begann mit der Einführung der Alkoholprohibition 1920. Colosimo wollte in dieses illegale Geschäft nicht einsteigen; Torrio und Capone taten dies aber. Letztendlich beauftragte dann Torrio Frankie Yale, der ebenfalls ein Five Pointer gewesen war und es zum Präsidenten der Unione Siciliana in New York gebracht hatte, mit der Ermordung von Colosimo.

Es bestand zunächst ein (wie sich allerdings zeigte labiles) Gleichgewicht in Chicago; im Norden herrschte die deshalb North Side Gang genannte Bande, welche überwiegend aus Iren bestand und Torrio herrschte im Süden über eine fast komplett nur aus Italienern, insbesondere natürlich aus Sizilianern, bestehende Gruppe.

An der Bruchlinie zwischen der Nord und der Südseite lagen wichtige Verbündete von Torrio, die Genna-Familie, die mit billigem Fusel ein Vermögen machte. Die Gennas hatten es irgendwie geschafft, eine Lizenz für Industriealkohol zu ergattern, aber offensichtlich waren sie auch in der Lage illegalen Trinkalkohol zu liefern. Damit begannen sie nun auf das Gebiet der Nordseite vorzudringen; formal gesehen war das keine Gefährdung des illegalen Bierausschanks der Nordseite, allerdings befürchtete Dion O’Banion als Boss der Nordseite (wohl zu Recht), dass es langfristig nicht nur eine Prinzipienfrage bleiben würde und beschwerte sich bei Torrio. Aber aus Sicht von O’Banion passierte nichts und damit begann der langjährige Konflikt zwischen Nord- und Südseite, denn die Nordseite brachte eine komplette Schnapslieferung der Gennas an sich.
Der Abtritt von Torrio

Die Gennas befanden sich auf dem Höhepunkt ihrer Macht, am 13. November 1924 wurde Angelo sogar Präsident der Unione Siciliana, nachdem der vorherige Präsident Mike Merlo am 8. November 1924 an Krebs gestorben war. Dieses Ergreifen der Präsidentschaft war nicht bei allen Sizilianern und Italienern gerne gesehen und sicherlich stand Mike Merlo Torrio und Capone näher als die Gennas. Daraus nähren sich die Thesen, die Gennas seien nun speziell ins Visier von Capone geraten.

Definitiv steht jedoch fest, dass die Gennas immer noch im Bündnis mit Torrio standen und zusammen beschlossen die Italiener; d. h. Torrio und die Gennas, den Tod des Iren O’Banion, insbesondere nachdem die Nordseite bei einer Brauereiübernahme Torrio und die Gennas auch noch gegeneinander ausgespielt hatte. Ausgeführt wurde die Tat erneut durch Frankie Yale am 10. November 1924, wobei Mike Genna als Fahrer des Fluchtwagens persönlich anwesend war. Yale schüttelte die Hand von O’Banion, worauf John Scalise und sein Mentor und Partner Albert Anselmi, die damals für die Gennas arbeiteten, das Feuer eröffneten. O’Banion hatte keinerlei Verdacht geschöpft, denn die Täter waren vorgeblich in den Blumenladen des Iren gekommen, um die vorbestellten Blumen für die Beerdigung von Mike Merlo abzuholen.

Die Nordseite schlug zurück. Am 25. Januar 1925 fand ein – zunächst erfolgloses Attentat – auf Johnny Torrio statt und am 25. Mai 1925 wurde Angelo Genna ermordet. Für beide Taten galten Vincent Drucci, Earl „Hymie“ Weiss und Bugs Moran als verantwortlich. Das Attentat auf Angelo Genna stellt vermutlich einen der dramatischsten Vorfälle des so genannten „drive-by shooting“ dar, die es in der Realität je gegeben hat. Angelo erwiderte aus dem fahrenden Wagen heraus das Feuer auf die Verfolger und nur seine Kollision mit einer Laterne wurde ihm zum Verhängnis, da er dort dem Kugelhagel der Täter hilflos ausgeliefert war.

Als Antwort überfielen am 13. Juni 1925 Scalise, Anselmi und Mike Genna die „Northsiders“ George Moran und Vincent Drucci in ähnlicher Weise aus dem Hinterhalt. Sie schossen mit Schrotflinten auf das Auto von Moran und Drucci und verletzten letzteren. Ungefähr eine Stunde später rasten Scalise, Genna und Anselmi südwärts auf der Western Avenue in Chicago. Sie wurden von einer Polizeitruppe verfolgt und an der Ecke Western und 60th Straße überholt. Nachdem die Fahrzeuge kreischend zum Stillstand gekommen sind, eröffneten die Verfolger das Feuer. Während der Schießerei wurden die Chicagoer Polizisten Charles Walsh und Harold Olsen getötet. Michael Conway wurde schwer verwundet. Der vierte Polizist, William Sweeney, verfolgte die fliehenden Kriminellen in Richtung eines Häuserblocks. Mike Genna wurde bei diesem Fluchtversuch erschossen. Scalise und Anselmi wurden von der Polizei festgenommen. Ihnen wurde der Prozess gemacht.

Das alles hatte weitreichende Folgen, denn Johnny Torrio war zwar nicht getötet, aber schwer verletzt worden. Er zog es deshalb vor mit seiner Familie zurück nach Italien zu gehen und überließ Al Capone das Kommando über den Outfit. Zudem waren die wichtigen Durchsetzer (engl.: „Enforcer“) der Genna-Familie zunächst im Gefängnis und danach rekrutierte Al Capone die beiden bewährten Auftragsmörder für sich.
Ausscheiden der Genna-Familie

Die Genna-Familie hatte bereits mit Anthony und Mike zwei Brüder im Kampf mit der Nordseite verloren und nimmt man die Ermordung von Anthony vom 24. Mai 1925 als Ausgangspunkt, dann starben innerhalb von 44 Tagen drei der sechs Genna-Brüder, denn am 8. Juli 1925 wurde Angelo Genna erschossen. Dazu kam noch die Ermordung des Mitglieds Samuzzo „Samuel“ Amatuna vom 13. November 1925, der Angelo als Nachfolger bei der Unione Siciliana abgelöst hatte. Als am 10. Januar 1926 auch noch ihr Schwager Henry Spignola ermordet wurde, gaben die verbliebenen Brüder daraufhin den Kampf auf und gingen nach Sizilien.

Nach Lesart der damalige Presse war Antonio aber ebenfalls dem gleichen Täterkreis wie sein Bruder Angelo in die Hände gefallen. Im Gegensatz zur damaligen Presse wird heute sogar darüber spekuliert, ob Capone Scalise und Anselmi direkt mit dem Mord an Antonio Genna beauftragt hatte, weil er im Gegensatz zu Torrio keinerlei territorialen Übergriffe der Gennas duldete, bzw. mit deren Präsidentschaft über die Unione Siciliana nicht einverstanden war, weil er dort lieber Antonio Lombardo gesehen hätte.

Nun waren Anselmi und Scalise allerdings derartig bei der Polizei bekannt, dass sie ohnehin zu den üblichen Verdächtigen eines Bandenmordes gehörten; andererseits gibt es auch Spekulationen nach denen Sam Giancana als Killer in Frage kommen soll.[1] Allerdings war dieser zum Zeitpunkt der Taten noch nicht einmal 18 Jahre alt gewesen. (Nicht zu jung für einen Mord an sich, aber vielleicht zu jung für einen so wichtigen; seine erst spätere Einbindung durch Capone-Nachfolger Frank Nitti scheint doch wahrscheinlicher zu sein.)

Allein schon die Wegnahme von Anselmi und Scalise, sozusagen dem bewaffneten Arm der Gennas, war ein wichtiger strategischer Erfolg von Capone und es wäre Capone sicherlich zuzutrauen, die Gennas damit bewusst schutzlos der „Nordseite“ ausgeliefert zu haben. Simple Tatsache bleibt aber weiterhin: die Gennas waren aus Sicht der Nordseite auf deren Territorium vorgedrungen, Torrio hatte nichts getan, sondern zusammen mit den Gennas den Mord an O’Banion organisiert. Nun war die Hälfte der Genna-Brüder tot, die Restfamilie und Torrio nach Italien geflohen. Es ist vermutlich der heutige Mythos um Al Capone, der den Blick auf solche einfachen Fakten verstellt. Aber dieser Mythos baute sich ja erst durch die kommenden Auseinandersetzungen mit der Nordseite auf, bei denen Capone zum Archetypus des Mafiosos wurde und der bis heute durch entsprechende Filme aus Hollywood zum Klischee wurde.

Capone kümmert sich aber definitiv um den Anführer der North Side Gang. Hymie Weiss, sein Helfer Patrick Murray und möglicherweise sein Leibwächter und Chauffeur Sam Peller und Anwalt William O’Brien wurden am 11. Oktober 1926 aus Maschinenpistolen und Flinten niedergeschossen. Die Täter hatten sich in zwei Häuser eingemietet und eröffneten das Feuer, als die Opfer den alten Blumenladen von O’Banion („Schofields Blumenladen“ 738 North State Street) passierten. Mit zehn Treffern wurde Weiss ins Krankenhaus gebracht, wo er kurz darauf starb und auch Murray überlebte nicht.

Auch in anderen Stadtteilen waren Konflikte konkurrierender Banden eskaliert, die eigentlich mit dem Outfit assoziiert waren. So war u.a. am 6. August John „Mitters“ Foley, Mitglied der Sheldon Gang, von Frank Koncil erschossen worden, da Foley sich auf das Gebiet der Saltis-McErlane Gang vorgewagt hatte. Am 20. Oktober organisierten John „Dingbat“ O’Berta und Joe Saltis ein Treffen im Sherman Hotel; neben den beiden nahmen Al Capone , George „Bugs“ Moran, Vincent „The Schemer“ Drucci, Jake „Greasy Thumb“ Guzik, Ralph Sheldon, William Skidmore, Maxie Eisen, Myles O’Donnell, Jack Zuta und Christian P. „Barney“ Bertsche teil. Es wurde zunächst ein allgemeiner Waffenstillstand für alle bestehenden Feindseligkeiten beschlossen. Es wurden erneut Territorien abgesteckt; vorübergehend herrschte Frieden zwischen den Banden.
Al Capone und Joseph Aiello

Wenn Capone Ärger mit Sizilianern hatte, dann aus einer ganz anderen Ecke. Torrio und Capone konnten als Nicht-Sizilianer nicht Mitglied der Unione Siciliana werden; Mike Merlo war jedoch ihr Vertrauensmann dort und als dieser 1924 an Krebs starb, kam es zu der erwähnten Präsidentschaft des Genna-Clans, obwohl Capone lieber Antonio Lombardo dort gesehen hatte, der dann aber seit 1925 zumindest als Consigliere gilt.

Lombardo betrieb das Importgeschäft Antonio Lombardo & Co; sein „Co“ war dabei Joseph Aiello. Die Aiellos waren eine Familie von Mustache Petes und hatten u.a. die Genna-Brennereien mit Zucker beliefert. Ob Aiello schon von Anfang an ein Auge auf die Präsidenten-Position der Unione geworfen hatte, bleibt Spekulation, aber sein finanzieller Ehrgeiz war gestiegen und er strebte offenbar eine Ausweitung seiner Kontrolle über das gemeinsame Geschäft an. Jedenfalls kam es zu einer Reihe von Querelen zwischen ihm und Lombardo und damit in letzter Konsequenz zu Ende gedacht, bedeutete das auch die Gegnerschaft mit dem hinter Lombardo stehenden Al Capone.

Dieser Umstand wurde dann offenkundig und mündete in ein 35.000-US-Dollar-Angebot an den Chef des Stammlokals von Capone, dem Bella Napoli Café, welches Joe Esposito gehörte, Capones Suppe zu vergiften. Der verriet jedoch dieses Vorhaben an Capone, welcher sich in verständliche Furcht versetzt sah. Und diese Furcht war berechtigt, denn Aiello begann im Laufe des Jahres 1927 eine ganze Reihe von Killern aus den gesamten USA um sich zu scharen, die Capone und Lombardo nun erledigen sollten. Durch Chicago begann sich eine Blutspur zu ziehen, da viele dieser angeheuerten Mörder ihrerseits Opfer von Al Capone wurden:

25. Mai 1927: Tony Torchio
1. Juni 1927: Lawrence LaPresta
29–30.Juni 1927: Diego Attlomionte, Numio Jamerrico und Lorenzo Alagna
11. Juli 1927: Giovanni Blandini
17. Juli 1927: Dominic Cinderello
24. September 1927: Sam Valente aus Cleveland

Die Polizei konnte diese Serie nicht ignorieren und ihr wurden weitere Kontaktaufnahmen bekannt: so etwa die zu Angelo La Mantio aus Milwaukee. Um die Serie zu beenden wurde die Festnahme von Aiello angeordnet.

Als Capone von der Verhaftung hörte, versuchte er die Situation zu nutzen und postierte zahlreiche seiner Leute vor das Polizeigebäude um Aiello nach der zu erwartenden Freilassung zu erschießen. Dieser Aufmarsch war offenbar so auffällig, dass drei seiner Leute direkt vor dem Polizeigebäude verhaftet wurden. Aiello verließ deshalb unter Polizeischutz das Gebäude und er und einige seiner Brüder setzten sich sicherheitshalber zunächst nach New Jersey ab. Um gegen Capone bestehen zu können, verbündete sich Aiello nun mit der North Side Gang unter der Führung von George „Bugs“ Moran.

Auch Moran konnte Hilfe gebrauchen, denn am 4. April 1927 war Vincent Drucci während einer Verhaftung getötet worden. Morans Auftragsmörder waren die Brüder Frank und Peter Gusenberg. Diesen fiel es nunmehr zu, Lombardo zu erledigen, was diesen am 7. September 1927 in der Chicago Street gelang. Die Gegenseite blieb nichts schuldig und am 10. November 1927 wurden Robert und Frank Aiello in Springfield (Illinois) ermordet.

Angesichts des Todes von Lombardo wollte Aiello nun die Präsidentschaft über die Unione Siciliana wagen und lud zu einem Mafia-Treffen in das Statler Hotel in Cleveland ein, um seine Präsidentschaft zu diskutieren. Die Polizei erhielt allerdings einen Tipp und verhaftete 23 Mitglieder des Treffens; darunter auch Joe Profaci and Joseph Magliocco.
Valentinstag-Massaker

Als nun die Gusenberg-Brüder am 8. Januar 1929 auch noch den Bruder von Lombardo (Pasqualino Lolordo) ausschalteten, muss sich Capone wohl zu den drastischen Maßnahmen entschlossen haben, die in das so genannte Valentinstag-Massaker vom 14. Februar 1929 mündeten, welches das Ende der North Side Gang einleitete; u. a. kamen dabei die Gusenberg-Brüder ums Leben. Zunächst führte das aber auch dazu, dass Aiello bald zum Boss dieser Gruppe aufstieg und neue Verbündete im Lager von Capone zu gewinnen suchte. So versuchte er offenbar Albert Anselmi und John Scalise, die Capone der Genna-Familie ausgespannt hatte, für sich zu gewinnen. Auch den neuen Chef der Unione Joseph „Hop Toad“ Giunta versuchte er von der Beseitigung Al Capones zu überzeugen.

Bis heute ist unklar ob sich die drei wirklich von Aiello haben umdrehen lassen; jedenfalls bekam Al Capone Wind von dem Kontakt und ging dann offenbar kein Risiko mehr ein. Ob er allerdings wirklich am 7. Mai 1929 selbst Hand mit Hilfe eines Baseballschlägers angelegt hat, wie es zahlreiche Mafia-Filme zeigen, wird heute eher bezweifelt und gilt als eine von zahlreichen unausrottbaren Legenden rund um die La Cosa Nostra.

Trotzdem gelang es Aiello sich dann auf einem Treffen in Atlanta zum Präsidenten der Unione Siciliana wählen zu lassen. Dass er dann sein Amt auch antreten und ausüben konnte, hatte er dabei sicherlich auch der einjährigen Gefängnisstrafe von Al Capone zu verdanken, die dieser wegen Tragens einer verborgenen Waffe absitzen musste. Die Haft begann am 16. Mai 1929 und endete wegen guter Führung vorzeitig am 17. März 1930.

Kaum in Freiheit, organisierte Capone die Beseitigung einiger Aiello-Leute, so u. a. die von Peter „Ashcan“ Inserio und Aiellos Leibwächter Jack Costa. Aiello soll sich dann im Haus des Schatzmeisters der Unione Pasquale „Presto“ Prestogiacomo in der 205 Kolmar Avenue versteckt gehalten haben. Als er dieses am 23. Oktober 1930 verließ, um nach Mexiko zu fliehen, wurde er durch die Garbe einer Maschinenpistole niedergestreckt, welche aus einem Fenster des zweiten Stocks im Block gegenüber abgefeuert wurde. Aiello fiel die Eingangstreppe hinunter und taumelte um die Häuserecke, geriet nun aber in das Schussfeld eines weiteren Schützen aus dem dritten Stock eines Hauses und wurde endgültig niedergestreckt; 59 Kugeln hatten seinen Körper getroffen.
Die Steuer und Al Capone

Schon 1927 zeigte die amerikanische Steuerbehörde IRS erstes Interesse an Al Capone und seinem unversteuerten Einkommen. Sein Bruder Ralph Capone und sein Freund und Mitarbeiter Jake Guzik waren bereits 1930 wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden. Am 25. Februar 1931 wurde Capone wegen einer Bagatelle verurteilt: Er hatte den Termin einer Vorladung nicht akzeptiert. Die Haftstrafe betrug sechs Monate, aber Capone blieb gegen Kaution auf freiem Fuß. Am 5. Juni 1931 erfolgte schließlich die Anklage wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 200.000 Dollar. Von den 23 Anklagepunkten wurde Capone am 17. Oktober 1931 in lediglich fünf Punkten für schuldig erklärt, darunter allerdings drei schwere Vergehen, die je fünf Jahre Gefängnisstrafe nach sich ziehen konnten. Am 24. Oktober 1931 wurde das Strafmaß verkündet: Wegen Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit Geldwäsche wurde Al Capone zu 50.000 Dollar Strafe, zusätzlich knapp 8.000 Dollar Gerichtskosten und elf Jahren Gefängnis verurteilt.

Capone, der wie das gesamte Outfit in den Krieg von Castellammare 1930–1931 eigentlich gar nicht verwickelt worden war, schied aus der ersten Reihe der La Cosa Nostra aus, während andere Bosse, vor allem in New York, tot oder anderweitig kaltgestellt worden waren. Obwohl in Haft, kann Capone mindestens ein weiteres Jahr als Oberhaupt des Outfit gelten und erhielt einschlägigen Besuch; sowohl Meyer Lansky als auch Anthony Accardo sind auf der Besucherliste verzeichnet. Vermutlich war diese zu unterstellende Geschäftsfortführung der Anlass, Capone nach drei Jahren von Atlanta nach Alcatraz zu verlegen.
Chicago 1933–heute
Frank Nitti und Paul Ricca

Nach dem Ende der Alkoholprohibition war der Outfit auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern; er expandierte deshalb in den Westen und verstärkte seine Aktivitäten in Richtung Gewerkschaftskorruption, legales und illegales Glücksspiel und Kreditwucher. Der Einfluss begann über die eigentliche Stadt hinauszuwachsen und griff über nach Milwaukee, Madison, Kansas City, Hollywood und anderen Städten Kaliforniens. Über die Unterwanderung der Gewerkschaften erhielt der Outfit sogar Einfluss auf die Filmproduktion in Hollywood.

Die Fäden dabei zog insbesondere Paul Ricca; die Presse hatte jedoch Frank Nitti als neuen Boss in Chicago ausgemacht. Auch Nitti war 1930 zu einer Haftstrafe von 18 Monaten verurteilt worden; angesichts seiner Bekanntheit als wichtiger „Enforcer“ (engl.: „Durchsetzer“) von Capone und seiner offensichtlichen Führung über die Straßengangs des Outfit schien das auch so zu sein. Der Fahndungsdruck seitens der Behörden konzentrierte sich deshalb auf Nitti.

Ricca und anderen war das wohl zunächst auch ganz recht, wurden so doch die Aktivitäten außerhalb Chicagos nicht gestört und Paul Ricca wurde sogar Mitglied des National Crime Syndicate. Als allerdings 1943 die Unterwanderung in Hollywood aufflog und eine Anhörung bevorstand, kam es am 18. März 1943 zu einem Treffen in Nittis Haus. Seine Popularität wurde nun als Risiko gesehen und Nitti wurde offiziell abgesetzt. Angesichts der bevorstehenden Anhörung auf Grund der Unterwanderung der Filmstudios in Hollywood, seiner Absetzung und einer eventuell tödlichen Erkrankung beging Nitti am 19. März 1943 Selbstmord. Nitti hatte ohnehin allen Grund mit seiner Ermordung zu rechnen, da Ricca möglicherweise nicht das Risiko einer potenziellen Informantengewinnung der Behörden eingegangen wäre.

Wegen der Abschöpfung der Filmstudios wurde Paul Ricca im selben Jahr verurteilt, etablierte aber mit sich eine aktive Position des Consigliere; d. h. die beratende Funktion wurde praktisch zur präsidialen Führung umfunktioniert. Dieses Führungsmodell ging dann offensichtlich auch auf weitere Nachfolger wie Anthony Accardo und Joseph Aiuppa über. Auf diese Weise konnte Ricca sogar aus dem Gefängnis regieren, insbesondere als er seine Verlegung ins Bundesgefängnis Leavenworth erreichen konnte. Schließlich kam es sogar mit Hilfe der politischen Beziehungen der Genovese-Familie unter Frank Costello zu seiner Freilassung und die Gesamtumstände dieser Vorgänge wurden dann selbst Auslöser einer Anhörung im Kongress der Vereinigten Staaten.[2]
Von Anthony Accardo zu Sam Giancana

Die Bedeutung von Anthony Accardo ergibt sich aus der einfachen Tatsache, dass er eine weit längere Zeit an der Spitze der Organisation stand als Al Capone. So äußerte sich Paul Ricca, der 1945 ins Gefängnis musste, sinngemäß über Accardo, dass dieser bereits vor dem Frühstück mehr Hirn gezeigt hätte, als Capone über den gesamten Tag. Unter seiner Führung expandierte das Outfit beträchtlich, unter anderem gelang es die Kontrolle über Las Vegas zu gewinnen und den dortigen Einfluss der Familien aus New York City zurückzudrängen. Wahrscheinlich war damals sogar der größte Teil des Westens der USA unter der Kontrolle des Outfit.

Als das FBI begann, das Outfit näher unter die Lupe zu nehmen, handelte Accardo ein Gentlemen’s Agreement mit den anderen Mafia-Familien aus, sich nicht gegenseitig zu bekämpfen. Auch nach seiner Ablösung als Boss war er nach 1962 noch der „Consigliere“ in Chicago und spielte damit weiter eine wichtige Rolle im Tagesgeschäft, den geschäftlichen Aktivitäten und den Auftragsmorden. In den 1960er Jahren begann der Aufbau der vielen Casinos in Las Vegas, unter Mithilfe von Meyer Lansky, den Mitteln des Central States Pension Fund der Teamsters (d. h. dem Pensionsfond der Transportarbeitergewerkschaft), Sydney Korshak und Jimmy Hoffa.

Unter Hoffa hatte sich die Zusammenarbeit der Teamsters mit der La Cosa Nostra intensiviert. Als diese nach der Kubanischen Revolution Kuba verlassen musste, nistete sie sich in Florida ein und war bei der Errichtung des „Local 320“ der Teamster-Gewerkschaft in Miami behilflich, in dem Santo Trafficante ein Büro bezog. Hoffa hatte hierfür Rolland McMaster nach Florida geschickt, der die Aufgabe zusammen mit David Yarras und Barney Baker erledigte. Yaras war ein Gefolgsmann von Sam Giancana, der Accardo als Oberhaupt abgelöst hatte.
Organisation

Nicht immer ist das Oberhaupt einer Familie so eindeutig zu identifizieren; insbesondere, wenn durch eine Haftstrafe ein anderes Familienmitglied in den Vordergrund rückt. Die Betrachtung von außen macht es nicht immer einfach, ein neues Oberhaupt als solches zu erkennen bzw. dessen genaue Amtszeit festzustellen. Aufklärungsarbeit leistet hier die Chicago Crime Commission, die immer wieder versucht, die Führungskräfte zu identifizieren.

Außerdem scheint sich gewissermaßen ein Präsidialsystem durchzusetzen; d. h. das Oberhaupt verlagert seine Macht mehr auf einen so genannten „acting boss“ und/oder „street boss“, die ihrerseits wiederum das Oberhaupt als solches weiter anerkennen, auch wenn es z. B. in Haft sitzen sollte. Speziell auffällig in diesem Sinne beim Outfit ist, dass öfters vormalige Bosse danach als Consigliere tätig waren, das nährt natürlich immer wieder Spekulationen, inwieweit sie nicht doch das eigentliche Oberhaupt der Familie geblieben waren und wie viel Macht sie wirklich abgegeben hatten.

Mitglieder und Assoziierte

„Schriftliches, oder gar Mitgliederlisten, kämen der Mafia nie in den Sinn; eine Bürokratie wie bei der P2 ebenfalls nicht; sie würde die Flexibilität und Wandelbarkeit des Clans nicht nur stören, sondern wohl total zerstören“[3]. Dieser Satz über die originäre Mafia in Sizilien und Italien gilt auch für die US-amerikanische Cosa Nostra und damit dem Chicago Outfit.

So gesehen kann und wird es per Definition nie eine vollständige Liste von Mitgliedern geben; aber durch die notwendige Außendarstellung einerseits und die Ermittlungserkenntnisse der Behörden andererseits lässt sich auf Dauer die Zugehörigkeit der wichtigsten Mitglieder erkennen und bestimmen. Da außerdem das Gebot des Schweigens (Omertà) zunehmend von den Mitgliedern der Mafia selbst gebrochen wird, hat sich die Informationslage für Außenstehende deutlich verbessert.

Hinzu kommt die Unschärfe auf Grund der Hierarchie in der Familie selbst, die auch Assoziierte und die Zusammenarbeit mit Außenstehenden zulässt. So wurde insbesondere die Gruppe der heute als Kosher Nostra klassifizierten Personen in der Vergangenheit einfach der sizilianischen Mafia zugeschlagen. Insbesondere Meyer Lansky war aber z. B. weder Mitglied des Chicago-Outfit noch eines anderen Clans der Mafia gewesen; trotzdem hielt er einen Sitz in der „Kommission“ des National Crime Syndicate und hat damit maßgeblich Einfluss auch auf den Chicago-Outfit genommen:

In der Kunst

Das Chicago Outfit wird in zahlreichen Gangsterfilmen erwähnt, wie etwa:

Scarface (1932) Der Film beschreibt den Werdegang des Gangsters Tony „Scarface“ Camonte, der in den 1920er für den Boss des Outfits Louis Costillo arbeitet.
Bullitt (1968) Der Film beginnt damit, dass ein Associate des Outfits nach San Francisco flieht, um gegen die Verbrecherorganisation auszusagen.
Capone (1975) Beschreibt den Aufstieg und Fall von Al Capone sowie dessen Einflussnahme auf die Machtkämpfe der 20er/30er Jahre in Chicago.
The Untouchables – Die Unbestechlichen (1987) Beschreibt den Kampf der Behörden gegen Al Capone.
Casino (1995) von Martin Scorsese beschreibt den Einfluss des Chicago Outfits auf Geschäfte in Las Vegas.
Payback – Zahltag (1999) Der professionelle Räuber Porter legt sich mit einem der Bosse des Outfits an.
Road to Perdition (2002) Der Film beschreibt den Krieg zwischen einem abtrünnigen Killer und seinem ehemaligen Boss John Rooney, den alternden Boss einer irischen Gangster-Bande, der mit dem Outfit zusammenarbeitet.
Public Enemies (2009) Die Beziehung zwischen Dillinger und dem Outfit werden thematisiert.

Quelle - literatrur & Einzelbachweise
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