Zum Tod von Sidney Lumet
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Zum Tod von Sidney Lumet
Schon mit seinem Regiedebüt Die Zwölf Geschworenen schrieb er Filmgeschichte, doch im Lauf seiner langen Karriere toppte er diesen imposanten Anfang mehrmals. Am Samstag ist die Filmlegende Sidney Lumet im Alter von 86 Jahren gestorben.
Irgendwie gab er einem das Gefühl, dass er eine festes Gestirn am Filmfirmament ist, dass er immer da ist und uns alle zwei oder drei Jahre mit einem Film beschenken würde. Selbst der Ehrenoscar wirkte irgendwie verfrüht, obwohl Sidney Lumet zu diesem Zeitpunkt die 80 längst überschritten hatte. Einen seiner besten Filme Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You’re Dead drehte er danach noch. Es sollte sein letzter sein. Am Samstag ist Sidney Lumet im Alter von 86 Jahren in seiner Heimatstadt New York verstorben.
Dass Sidney Lumets Weg ins Kino über Theater und Fernsehen führte, war seinen Filmen bis zu seinem Lebensende anzumerken. Er war nie der große Showman, der seine Inszenierungskünste ins Rampenlicht stellte. Sidney Lumet drehte seine Filme dagegen überaus effizient, stets mit Proben vor den eigentlichen Dreharbeiten, was zu straffen, vergleichsweise kurzen Dreharbeiten mit wenigen Retakes führte. Die Schauspieler fühlten sich beim ihm wohl. Der “actor’s director” drehte mit den Großen der Zunft und führte sie zu erstklassigen Leistungen. Vielleicht lag es daran, dass Sidney Lumet von der Academy mit einem Ehrenoscar vertröstet werden musste, statt mit einem echten Regie-Oscar. Vier mal war er dafür nominiert. Doch obwohl seine besten Filme einen offensichtlichen Lumet-Stempel tragen und der Moralist des Kinos durchaus nicht ohne Handschrift in seiner Kunst arbeitete, blieb ihm diese Anerkennung der Academy versagt.
Der Lumet-Stempel findet sich in den unterschiedlichsten Filmen wieder. Es ist der Kampf des einzelnen gegen das System. Ein kleiner Mann, der sich nicht dadurch auszeichnet, dass er gut oder böse ist, sondern dadurch, dass er kämpft. Ob gegen die vorurteilsbehaftete Justiz (Die Zwölf Geschworenen), die Medien (Network) oder die Korruption in den eigenen Reihen (Serpico, Prince of the City), Lumets Protagonisten mögen nicht immer die richtigen Entscheidungen treffen, aber dass sie überhaupt etwas tun, zeichnet sie aus. Deswegen ist der Vietnamveteran Sonny (Al Pacino) aus Hundstage zu einem Helden des amerikanischen Kinos geworden, der mit seinem versuchten Banküberfall auch Ausdruck des Aufschreis der Gegenkultur der 70er Jahre war. Selbst Sidney Lumets Agatha Christie-Verfilmung Mord im Orient Express stellt einen einsamen Protagonisten (Hercule Poirot) gegen einen Zug voller Verbrecher. Es sollte vielleicht auch deswegen die beste aller Christie-Verfilmungen werden.
Seine Herkunft von der Akkordarbeit im Fernsehen bestimmte seinen reduzierten, auf das wesentliche konzentrierten Inszenierungsstil, seine Erfahrungen im Theater seinen Umgang mit den Schauspielern und die Vorlagen, die er für seine Filme wählte. Oftmals auf Theaterstücken basierend, wanderten sie stets nah entlang der Realität, nahmen sich gesellschaftskritischer Themen an, ohne aber mit dem Zeigefinger vor der Zuschauernase zu wedeln. Gerade deshalb ist Network bis heute so ein energiegeladener Weckruf an die Mediengesellschaft. Die Energie ist überhaupt das überraschende an Sidney Lumets Filmen, insbesondere die seines Spätwerks. Nach so vielen Klassikern, dicht gefolgt von ein paar weniger gelungenen Filmen, lieferte er mit Before the Devil Knows You’re Dead ein Familiendrama von solcher Erbarmungslosigkeit ab, dass ein Großteil seiner jüngeren Kollegen vor Neid erblasst sein dürfte.
Am Samstag haben wir einen der größten amerikanischen Regisseure verloren, einen, der in seinen Filmen nie mit seinem Talent geprahlt hat, es auch in Kauf nahm, im Schatten anderer, auffälligerer Kollegen zu stehen. Doch Sidney Lumet hinterließ eine Vielzahl von unvergänglichen Beweisen für seine Könnerschaft: seine Filme.
Quelle
Irgendwie gab er einem das Gefühl, dass er eine festes Gestirn am Filmfirmament ist, dass er immer da ist und uns alle zwei oder drei Jahre mit einem Film beschenken würde. Selbst der Ehrenoscar wirkte irgendwie verfrüht, obwohl Sidney Lumet zu diesem Zeitpunkt die 80 längst überschritten hatte. Einen seiner besten Filme Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You’re Dead drehte er danach noch. Es sollte sein letzter sein. Am Samstag ist Sidney Lumet im Alter von 86 Jahren in seiner Heimatstadt New York verstorben.
Dass Sidney Lumets Weg ins Kino über Theater und Fernsehen führte, war seinen Filmen bis zu seinem Lebensende anzumerken. Er war nie der große Showman, der seine Inszenierungskünste ins Rampenlicht stellte. Sidney Lumet drehte seine Filme dagegen überaus effizient, stets mit Proben vor den eigentlichen Dreharbeiten, was zu straffen, vergleichsweise kurzen Dreharbeiten mit wenigen Retakes führte. Die Schauspieler fühlten sich beim ihm wohl. Der “actor’s director” drehte mit den Großen der Zunft und führte sie zu erstklassigen Leistungen. Vielleicht lag es daran, dass Sidney Lumet von der Academy mit einem Ehrenoscar vertröstet werden musste, statt mit einem echten Regie-Oscar. Vier mal war er dafür nominiert. Doch obwohl seine besten Filme einen offensichtlichen Lumet-Stempel tragen und der Moralist des Kinos durchaus nicht ohne Handschrift in seiner Kunst arbeitete, blieb ihm diese Anerkennung der Academy versagt.
Der Lumet-Stempel findet sich in den unterschiedlichsten Filmen wieder. Es ist der Kampf des einzelnen gegen das System. Ein kleiner Mann, der sich nicht dadurch auszeichnet, dass er gut oder böse ist, sondern dadurch, dass er kämpft. Ob gegen die vorurteilsbehaftete Justiz (Die Zwölf Geschworenen), die Medien (Network) oder die Korruption in den eigenen Reihen (Serpico, Prince of the City), Lumets Protagonisten mögen nicht immer die richtigen Entscheidungen treffen, aber dass sie überhaupt etwas tun, zeichnet sie aus. Deswegen ist der Vietnamveteran Sonny (Al Pacino) aus Hundstage zu einem Helden des amerikanischen Kinos geworden, der mit seinem versuchten Banküberfall auch Ausdruck des Aufschreis der Gegenkultur der 70er Jahre war. Selbst Sidney Lumets Agatha Christie-Verfilmung Mord im Orient Express stellt einen einsamen Protagonisten (Hercule Poirot) gegen einen Zug voller Verbrecher. Es sollte vielleicht auch deswegen die beste aller Christie-Verfilmungen werden.
Seine Herkunft von der Akkordarbeit im Fernsehen bestimmte seinen reduzierten, auf das wesentliche konzentrierten Inszenierungsstil, seine Erfahrungen im Theater seinen Umgang mit den Schauspielern und die Vorlagen, die er für seine Filme wählte. Oftmals auf Theaterstücken basierend, wanderten sie stets nah entlang der Realität, nahmen sich gesellschaftskritischer Themen an, ohne aber mit dem Zeigefinger vor der Zuschauernase zu wedeln. Gerade deshalb ist Network bis heute so ein energiegeladener Weckruf an die Mediengesellschaft. Die Energie ist überhaupt das überraschende an Sidney Lumets Filmen, insbesondere die seines Spätwerks. Nach so vielen Klassikern, dicht gefolgt von ein paar weniger gelungenen Filmen, lieferte er mit Before the Devil Knows You’re Dead ein Familiendrama von solcher Erbarmungslosigkeit ab, dass ein Großteil seiner jüngeren Kollegen vor Neid erblasst sein dürfte.
Am Samstag haben wir einen der größten amerikanischen Regisseure verloren, einen, der in seinen Filmen nie mit seinem Talent geprahlt hat, es auch in Kauf nahm, im Schatten anderer, auffälligerer Kollegen zu stehen. Doch Sidney Lumet hinterließ eine Vielzahl von unvergänglichen Beweisen für seine Könnerschaft: seine Filme.
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