Der Blaustrumpf
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Der Blaustrumpf
Blaustrumpf war im 19. Jahrhundert eine abwertende Bezeichnung für bestimmte gebildete, aber als unweiblich geltende Frauen. Man zählte sie zu den ersten Angehörigen einer Frauenbewegung, analog zur „Emanze“ der 1970er Jahre. Die Blaustrümpfe waren keine organisierte Gruppe, wie die späteren Suffragetten, sondern Frauen aus dem Bürgertum, die dem zeitgenössischen Frauenbild widersprachen. Die Frauen kämpften für das Frauenwahlrecht und den Zugang zu Hochschulen.
Bluestocking Society in London
Die Bluestocking Society (englisch für Blaustrumpfgesellschaft) war ein britischer literarischer Salon einer Gruppe von Frauen, den die Literatin Elizabeth Montagu um 1750 in London eröffnete und zu dem sie auch Männer, Schriftsteller und Aristrokaten mit literarischem Interesse, einlud. Der Begriff Bluestocking in England Mitte des 18. Jahrhunderts geht auf folgenden Vorfall zurück: Einer der dort verkehrenden Herren war der Botaniker Benjamin Stillingfleet, der statt der zur feinen Herren-Abendgarderobe gehörenden schwarzen Seidenstrümpfe mangels entsprechender Mittel billige blaue Garnstrümpfe trug. Dieses skandalöse modische Vergehen sprach sich herum und die Teilnehmer der „intellektuellen Feste“ wurden allesamt als „Bluestockings“, „Blaustrümpfe“ bezeichnet. Die Gruppe war jedoch niemals eine Society, eine Gesellschaft, im formalen Sinne.[1][2] Schriften von Autorinnen des Bluestocking Kreises, wie Elizabeth Montagu, Catherine Talbot oder Hester Chapone, werden auch als Bluestocking Feminismus bezeichnet.[3]
Bei den Londoner Treffen nahmen unter anderem teil:
Anna Laetitia Barbauld
James Beattie
Frances Boscawen[4]
Edmund Burke
Frances Burney
Elizabeth Carter
Margaret Cavendish-Harley
Hester Chapone
Mary Delany
Sarah Fielding
David Garrick
Samuel Johnson[5]
Ada Lovelace
Charlotte Lennox
Catharine Macaulay[6]
Elizabeth Montagu
Lady Mary Wortley Montagu[7]
Hannah More
William Pulteney
Clara Reeve[6]
Sarah Scott[6]
Sir Joshua Reynolds
Anna Seward
Catherine Talbot[8]
Hester Thrale
Elizabeth Vesey
Horace Walpole
Anna Williams
Blaustrumpfgesellschaft in Japan / Seitōsha
Erste Ausgabe der Zeitschrift Seitō 1911
In Japan wurde 1911 die Seitōsha (japanisch für Blaustrumpfgesellschaft) gegründet, eine Bewegung von Frauen des Mittelstands, die als Beginn des Feminismus in Japan gilt. Die Idee einer literarischen und feministischen Zeitschrift mit dem Titel Seitō (japanisch für Blaustrumpf) geht auf den Übersetzer und Kritiker Ikuta Chōko zurück. Sie wurde 1911 von Hiratsuko Haruto und vier weiteren Frauen gegründet[9] und bis 1916 von Noe Ito betrieben.[10]
Satirische Rezeption
Der Frauentypus der gebildeten, berufstätigen, politisch interessierten Frau wurde Mitte des 19. Jahrhunderts zum Beispiel durch die Karikaturen von Honoré Daumier populär und zur Zielscheibe männlicher Aversionen und Ängste.
Satirische Zeichnung von Thomas Rowlandson (1756–1827), "Zusammenbruch des Blaustrumpfklubs" (1815)
Literarisch nahmen sowohl männliche wie weibliche Autoren den Blaustrumpf satirisch aufs Korn. Oscar Blumenthal reimte 1887:
Blaustrümpfe
Alle Eure poet’schen Siebensachen –
Ich schätze sie nicht ein Pfifferlein.
Nicht sollen Frauen Gedichte machen:
Sie sollen versuchen, Gedichte zu sein.
Ebenso deutlich Marie von Ebner-Eschenbach:
Sankt Peter und der Blaustrumpf
Ein Weiblein klopft an’s Himmelsthor,
Sankt Peter öffnet, guckt hervor:
– »Wer bist denn du?« – »Ein Strumpf, o Herr …«
Sie stockt, und milde mahnet er:
»Mein Kind, erkläre dich genauer,
Was für ein Strumpf?« »Vergib – ein blauer.«
Er aber grollt: »Man trifft die Sorte
Nicht häufig hier an unsrer Pforte.
Seid samt und sonders freie Geister,
Der Teufel ist gar oft nicht dreister,
Geh hin! er dürfte von dir wissen,
Der liebe Herrgott kann dich missen.«
Abweichende Bedeutung
Im 17. und 18. Jahrhundert war „Blaustrumpf“ ein Spottname für die Gerichtsdiener, die oft blaue Strümpfe trugen. Nach dem Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm hatte die Bezeichnung „Blaustrumpf“ die Bedeutung „Angeber“ oder „Verleumder“. [11] In diesem Sinne wird es in Johann Sebastian Bachs Quodlibet von 1707 (BWV 524) verwendet, in dem es heißt „...und mancher Hofbediente trägt blaue Strümpfe an.“
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Bluestocking Society in London
Die Bluestocking Society (englisch für Blaustrumpfgesellschaft) war ein britischer literarischer Salon einer Gruppe von Frauen, den die Literatin Elizabeth Montagu um 1750 in London eröffnete und zu dem sie auch Männer, Schriftsteller und Aristrokaten mit literarischem Interesse, einlud. Der Begriff Bluestocking in England Mitte des 18. Jahrhunderts geht auf folgenden Vorfall zurück: Einer der dort verkehrenden Herren war der Botaniker Benjamin Stillingfleet, der statt der zur feinen Herren-Abendgarderobe gehörenden schwarzen Seidenstrümpfe mangels entsprechender Mittel billige blaue Garnstrümpfe trug. Dieses skandalöse modische Vergehen sprach sich herum und die Teilnehmer der „intellektuellen Feste“ wurden allesamt als „Bluestockings“, „Blaustrümpfe“ bezeichnet. Die Gruppe war jedoch niemals eine Society, eine Gesellschaft, im formalen Sinne.[1][2] Schriften von Autorinnen des Bluestocking Kreises, wie Elizabeth Montagu, Catherine Talbot oder Hester Chapone, werden auch als Bluestocking Feminismus bezeichnet.[3]
Bei den Londoner Treffen nahmen unter anderem teil:
Anna Laetitia Barbauld
James Beattie
Frances Boscawen[4]
Edmund Burke
Frances Burney
Elizabeth Carter
Margaret Cavendish-Harley
Hester Chapone
Mary Delany
Sarah Fielding
David Garrick
Samuel Johnson[5]
Ada Lovelace
Charlotte Lennox
Catharine Macaulay[6]
Elizabeth Montagu
Lady Mary Wortley Montagu[7]
Hannah More
William Pulteney
Clara Reeve[6]
Sarah Scott[6]
Sir Joshua Reynolds
Anna Seward
Catherine Talbot[8]
Hester Thrale
Elizabeth Vesey
Horace Walpole
Anna Williams
Blaustrumpfgesellschaft in Japan / Seitōsha
Erste Ausgabe der Zeitschrift Seitō 1911
In Japan wurde 1911 die Seitōsha (japanisch für Blaustrumpfgesellschaft) gegründet, eine Bewegung von Frauen des Mittelstands, die als Beginn des Feminismus in Japan gilt. Die Idee einer literarischen und feministischen Zeitschrift mit dem Titel Seitō (japanisch für Blaustrumpf) geht auf den Übersetzer und Kritiker Ikuta Chōko zurück. Sie wurde 1911 von Hiratsuko Haruto und vier weiteren Frauen gegründet[9] und bis 1916 von Noe Ito betrieben.[10]
Satirische Rezeption
Der Frauentypus der gebildeten, berufstätigen, politisch interessierten Frau wurde Mitte des 19. Jahrhunderts zum Beispiel durch die Karikaturen von Honoré Daumier populär und zur Zielscheibe männlicher Aversionen und Ängste.
Satirische Zeichnung von Thomas Rowlandson (1756–1827), "Zusammenbruch des Blaustrumpfklubs" (1815)
Literarisch nahmen sowohl männliche wie weibliche Autoren den Blaustrumpf satirisch aufs Korn. Oscar Blumenthal reimte 1887:
Blaustrümpfe
Alle Eure poet’schen Siebensachen –
Ich schätze sie nicht ein Pfifferlein.
Nicht sollen Frauen Gedichte machen:
Sie sollen versuchen, Gedichte zu sein.
Ebenso deutlich Marie von Ebner-Eschenbach:
Sankt Peter und der Blaustrumpf
Ein Weiblein klopft an’s Himmelsthor,
Sankt Peter öffnet, guckt hervor:
– »Wer bist denn du?« – »Ein Strumpf, o Herr …«
Sie stockt, und milde mahnet er:
»Mein Kind, erkläre dich genauer,
Was für ein Strumpf?« »Vergib – ein blauer.«
Er aber grollt: »Man trifft die Sorte
Nicht häufig hier an unsrer Pforte.
Seid samt und sonders freie Geister,
Der Teufel ist gar oft nicht dreister,
Geh hin! er dürfte von dir wissen,
Der liebe Herrgott kann dich missen.«
Abweichende Bedeutung
Im 17. und 18. Jahrhundert war „Blaustrumpf“ ein Spottname für die Gerichtsdiener, die oft blaue Strümpfe trugen. Nach dem Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm hatte die Bezeichnung „Blaustrumpf“ die Bedeutung „Angeber“ oder „Verleumder“. [11] In diesem Sinne wird es in Johann Sebastian Bachs Quodlibet von 1707 (BWV 524) verwendet, in dem es heißt „...und mancher Hofbediente trägt blaue Strümpfe an.“
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So Nov 17, 2024 4:10 am von Andy
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