Bertrand Delanoë
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Bertrand Delanoë
Bertrand Delanoë [bɛʀˌtʀã dəlanɔˈe] (* 30. Mai 1950 in Tunis, damals französisches Protektorat) ist ein Politiker der Sozialistischen Partei (PS). Vom 18. März 2001 bis 5. April 2014 war er Bürgermeister von Paris.
Leben
Delanoë wuchs zunächst in Bizerta auf. Im Zuge des Abzugs der Franzosen aus der Stadt kam Delanoë mit seiner Mutter nach Frankreich, wo sie im Département Aveyron lebten. Er studierte in Toulouse Jura und Wirtschaftswissenschaften. Im Alter von 23 Jahren wurde er zum Sekretär der sozialistischen Föderation in Aveyron gewählt. Der damalige erste Sekretär der Parti Socialiste François Mitterrand holte ihn Anfang der 1970er Jahre nach Paris, wo Delanoë zeitweise für die Parteizentrale arbeitete. In Paris entstand eine enge Zusammenarbeit mit Lionel Jospin.
Dem Stadtrat von Paris gehörte er erstmals 1977 an. 1981 wurde er für Paris in die Nationalversammlung gewählt. Von 1981 bis 1983 war er Sprecher der Parti Socialiste.
Für die Parlamentswahl 1986 bewarb sich Delanoë in Avignon um eine Kandidatur, wurde aber nicht aufgestellt. Im gleichen Jahr gründete er eine Werbe- und Kommunikationsagentur, die ihn wirtschaftlich von der Politik unabhängig machte. 1988 kandidierte er wieder in Paris für die Nationalversammlung, unterlag aber Alain Juppé.
1993 wurde er der Vorsitzender der Sozialistischen Fraktion im Pariser Stadtrat und damit „Oppositionsführer“. Bei den Kommunalwahlen 1995 war er „Spitzenkandidat“ der Parti Socialiste in Paris, unterlag aber deutlich gegen die gemeinsame Liste von RPR und UDF, die von Jean Tiberi angeführt wurde. Im gleichen Jahr wurde er in den Senat gewählt, wo er der Kommission für Ausländische Angelegenheiten und Verteidigung vorstand. Nach seiner Wahl zum Pariser Bürgermeister 2001 legte er sein Mandat im Senat nieder.
Im März 2001 wurde Delanoë als erster Linker seit der Pariser Kommune (1871) zum Bürgermeister von Paris gewählt. Er profitierte dabei von der Spaltung der Konservativen in zwei Listen, wodurch es seinem Wahlbündnis gelang, trotz eines leichten Rückstands bei den abgegebenen Stimmen (etwa 4.000) eine deutliche Mehrheit der Mandate im Stadtrat zu gewinnen. Bei der Kommunalwahl 2008 gewann die von ihm geführte Linke mit knapp 58 Prozent der Stimmen im zweiten Wahlgang klar, Delanoë wurde anschließend als Bürgermeister bestätigt. Delanoë hat angekündigt, bei den Kommunalwahlen 2014 nicht erneut zu kandidieren.[1]
Bertrand Delanoë galt als Favorit für die Wahl des Ersten Sekretärs der Parti Socialiste im Jahr 2008, zog aber nach einer Niederlage seiner Strömung bei der Abstimmung über das Arbeitsprogramm seine Kandidatur zugunsten von Martine Aubry zurück. Bertrand Delanoë galt auch als möglicher Bewerber für die Präsidentschaftswahl 2012,[2] verzichtete aber auf eine Bewerbung bei den Vorwahlen der Parti Socialiste.
Delanoë lebt offen homosexuell und hat daher den Spitznamen Notre-Dame de Paris. Er outete sich im November 1998 – vor seinem Amtsantritt als Bürgermeister – im Rahmen eines Fernsehinterviews mit dem französischen Fernsehsender M6. Er hat keine aktive Rolle in der Schwulenbewegung inne, unterstützt aber öffentlich deren Aktionen für eine rechtliche Gleichstellung und für Respekt. Unter anderem hat er die kommunale, finanzielle Unterstützung für schwul-lesbische Vereine wie Act-Up, le Centre Gay & Lesbien (CGL) und SOS Homophobie angehoben. Alljährlich eröffnet er die Gay-Pride-Parade in Paris.
Delanoë ist ein Mitglied im Bund der Freimaurer.[3]
Zur Bürgermeisterwahl am 30. März 2014 trat er nicht mehr an; es siegte seine bisherige Stellvertreterin Anne Hidalgo (PS).[4] Neben anderen war auch Nathalie Kosciusko-Morizet (UMP) angetreten.[5]
Attentat
Am 5. Oktober 2002 nahm er an der Nuit Blanche teil, einer Nacht von Festivitäten in Paris, und mischte sich unter die Teilnehmer. Während der Veranstaltung wurde er Opfer eines Messerattentats. Der Attentäter Azedine Berkane[6] soll gegenüber der Polizei erklärt haben, er hasse Politiker, die Parti socialiste und Homosexuelle. Delanoë ordnete vor seinem Transport in das Krankenhaus an, dass die Feierlichkeiten fortgeführt werden sollten. Delanoës Wunde wurde als nicht lebensbedrohlich geschildert und er konnte nach zwei Wochen das Krankenhaus wieder verlassen.
Politische Projekte
Ein bekanntes Projekt war die Olympiakandidatur für Paris im Jahre 2012, die jedoch gegenüber London das Nachsehen hatte.
Er tritt für eine Verringerung der Luftverschmutzung und eine Reduktion des Autoverkehrs innerhalb der Stadt ein. Hierfür ließ er eine neue Straßenbahn, die Linie 3 der Pariser Straßenbahn, ebenso wie ein Fahrradverleihsystem (Vélib’) errichten; Vélib’ wurde 2011 durch ein Autoverleihsystem (Autolib’) ergänzt. Weitere Maßnahmen sind autofreie Tage und ein Ausbau der Fahrradwege. Seit 2013 wird ein 2,5 Kilometer langer Abschnitt auf dem linken Seineufer, von der Pont Royal bis zur Pont de l'Alma, in eine Fußgängerzone und Freizeitanlage umgewandelt, nachdem bereits auf dem rechten Seineufer Abschnitte neu gestaltet wurden (Projekt les berges). Auch das Angebot Paris-Plages seit 2002 dient neben dem Freizeitwert auch der Verkehrsberuhigung auf dem rechten Seineufer.
Auf der sozialen Seite steht der Bau weiterer Sozialwohnungen. Außerdem sorgte er für eine Erhöhung von Kinderkrippen-Plätzen.
Ein weiteres Projekt war eine verbesserte Internetverbindung für Paris und WiFi, welches nun in Paris nahezu überall verfügbar ist.
Auszeichnungen
2006: Ehrendoktorwürde der Université du Québec à Montréal
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Leben
Delanoë wuchs zunächst in Bizerta auf. Im Zuge des Abzugs der Franzosen aus der Stadt kam Delanoë mit seiner Mutter nach Frankreich, wo sie im Département Aveyron lebten. Er studierte in Toulouse Jura und Wirtschaftswissenschaften. Im Alter von 23 Jahren wurde er zum Sekretär der sozialistischen Föderation in Aveyron gewählt. Der damalige erste Sekretär der Parti Socialiste François Mitterrand holte ihn Anfang der 1970er Jahre nach Paris, wo Delanoë zeitweise für die Parteizentrale arbeitete. In Paris entstand eine enge Zusammenarbeit mit Lionel Jospin.
Dem Stadtrat von Paris gehörte er erstmals 1977 an. 1981 wurde er für Paris in die Nationalversammlung gewählt. Von 1981 bis 1983 war er Sprecher der Parti Socialiste.
Für die Parlamentswahl 1986 bewarb sich Delanoë in Avignon um eine Kandidatur, wurde aber nicht aufgestellt. Im gleichen Jahr gründete er eine Werbe- und Kommunikationsagentur, die ihn wirtschaftlich von der Politik unabhängig machte. 1988 kandidierte er wieder in Paris für die Nationalversammlung, unterlag aber Alain Juppé.
1993 wurde er der Vorsitzender der Sozialistischen Fraktion im Pariser Stadtrat und damit „Oppositionsführer“. Bei den Kommunalwahlen 1995 war er „Spitzenkandidat“ der Parti Socialiste in Paris, unterlag aber deutlich gegen die gemeinsame Liste von RPR und UDF, die von Jean Tiberi angeführt wurde. Im gleichen Jahr wurde er in den Senat gewählt, wo er der Kommission für Ausländische Angelegenheiten und Verteidigung vorstand. Nach seiner Wahl zum Pariser Bürgermeister 2001 legte er sein Mandat im Senat nieder.
Im März 2001 wurde Delanoë als erster Linker seit der Pariser Kommune (1871) zum Bürgermeister von Paris gewählt. Er profitierte dabei von der Spaltung der Konservativen in zwei Listen, wodurch es seinem Wahlbündnis gelang, trotz eines leichten Rückstands bei den abgegebenen Stimmen (etwa 4.000) eine deutliche Mehrheit der Mandate im Stadtrat zu gewinnen. Bei der Kommunalwahl 2008 gewann die von ihm geführte Linke mit knapp 58 Prozent der Stimmen im zweiten Wahlgang klar, Delanoë wurde anschließend als Bürgermeister bestätigt. Delanoë hat angekündigt, bei den Kommunalwahlen 2014 nicht erneut zu kandidieren.[1]
Bertrand Delanoë galt als Favorit für die Wahl des Ersten Sekretärs der Parti Socialiste im Jahr 2008, zog aber nach einer Niederlage seiner Strömung bei der Abstimmung über das Arbeitsprogramm seine Kandidatur zugunsten von Martine Aubry zurück. Bertrand Delanoë galt auch als möglicher Bewerber für die Präsidentschaftswahl 2012,[2] verzichtete aber auf eine Bewerbung bei den Vorwahlen der Parti Socialiste.
Delanoë lebt offen homosexuell und hat daher den Spitznamen Notre-Dame de Paris. Er outete sich im November 1998 – vor seinem Amtsantritt als Bürgermeister – im Rahmen eines Fernsehinterviews mit dem französischen Fernsehsender M6. Er hat keine aktive Rolle in der Schwulenbewegung inne, unterstützt aber öffentlich deren Aktionen für eine rechtliche Gleichstellung und für Respekt. Unter anderem hat er die kommunale, finanzielle Unterstützung für schwul-lesbische Vereine wie Act-Up, le Centre Gay & Lesbien (CGL) und SOS Homophobie angehoben. Alljährlich eröffnet er die Gay-Pride-Parade in Paris.
Delanoë ist ein Mitglied im Bund der Freimaurer.[3]
Zur Bürgermeisterwahl am 30. März 2014 trat er nicht mehr an; es siegte seine bisherige Stellvertreterin Anne Hidalgo (PS).[4] Neben anderen war auch Nathalie Kosciusko-Morizet (UMP) angetreten.[5]
Attentat
Am 5. Oktober 2002 nahm er an der Nuit Blanche teil, einer Nacht von Festivitäten in Paris, und mischte sich unter die Teilnehmer. Während der Veranstaltung wurde er Opfer eines Messerattentats. Der Attentäter Azedine Berkane[6] soll gegenüber der Polizei erklärt haben, er hasse Politiker, die Parti socialiste und Homosexuelle. Delanoë ordnete vor seinem Transport in das Krankenhaus an, dass die Feierlichkeiten fortgeführt werden sollten. Delanoës Wunde wurde als nicht lebensbedrohlich geschildert und er konnte nach zwei Wochen das Krankenhaus wieder verlassen.
Politische Projekte
Ein bekanntes Projekt war die Olympiakandidatur für Paris im Jahre 2012, die jedoch gegenüber London das Nachsehen hatte.
Er tritt für eine Verringerung der Luftverschmutzung und eine Reduktion des Autoverkehrs innerhalb der Stadt ein. Hierfür ließ er eine neue Straßenbahn, die Linie 3 der Pariser Straßenbahn, ebenso wie ein Fahrradverleihsystem (Vélib’) errichten; Vélib’ wurde 2011 durch ein Autoverleihsystem (Autolib’) ergänzt. Weitere Maßnahmen sind autofreie Tage und ein Ausbau der Fahrradwege. Seit 2013 wird ein 2,5 Kilometer langer Abschnitt auf dem linken Seineufer, von der Pont Royal bis zur Pont de l'Alma, in eine Fußgängerzone und Freizeitanlage umgewandelt, nachdem bereits auf dem rechten Seineufer Abschnitte neu gestaltet wurden (Projekt les berges). Auch das Angebot Paris-Plages seit 2002 dient neben dem Freizeitwert auch der Verkehrsberuhigung auf dem rechten Seineufer.
Auf der sozialen Seite steht der Bau weiterer Sozialwohnungen. Außerdem sorgte er für eine Erhöhung von Kinderkrippen-Plätzen.
Ein weiteres Projekt war eine verbesserte Internetverbindung für Paris und WiFi, welches nun in Paris nahezu überall verfügbar ist.
Auszeichnungen
2006: Ehrendoktorwürde der Université du Québec à Montréal
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