Die Rituelle Reinheit
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Die Rituelle Reinheit
Rituelle oder kultische Reinheit ist in vielen Religionen der Zustand einer Person, der es ihr erlaubt, die heiligen Stätten zu betreten und am Kult teilzunehmen. Rituelle Reinheitshandlungen kannte die Antike aber auch bei gesellschaftlichen Ereignissen wie bei einem Symposion.
Im moralischen Sinne versteht man unter Reinheit die Einhaltung von Tugend, insbesondere der Keuschheit, im religiösen Sinn kann es auch die Unberührtheit sein. Etwa im Hinduismus heißt rituelle Reinheit, dass keine Berührungen durch Personen einer niedrigeren Kaste erfolgen. Ihr Gegenteil ist die Unreinheit. Im erweiterten Sinn spricht man im Zen-Buddhismus von Reinheit, wenn jemand unbetroffen und frei von äußeren Einflüssen agiert. In dem Zustand des Wu Wei wird aus dem Augenblick heraus ohne Bewertung und gedankliche Analyse gehandelt. Dies ist eine der essenziellsten Praktiken vieler spiritueller Bewegungen. Dieser Zustand ist nicht in allen Traditionen von Geburt an gegeben, sondern muss vielfach durch eine Initiationshandlung erworben werden, zum Beispiel in der katholischen Kirche durch die Taufe, die Voraussetzung für die Kommunion ist.
Die rituelle Reinheit kann verloren gehen durch naturhafte Vorgänge (zum Beispiel Menstruation, Gebären), durch Kontakt mit unreinen Gegenständen oder Personen („Heiden“), durch ein sittliches Fehlverhalten (Sünde) oder durch Vorgänge, die mit Sünden eine gewisse Ähnlichkeit haben (z. B. Töten eines Feindes im Krieg). Die Traditionen kennen Reinigungsriten, die die Reinheit auf oft genau vorgeschriebene Weise wiederherstellen. Rituale der Körperreinigung wie die Fußwaschung, oder das Fasten sind in Religionen Wege zu einer rituellen Reinheit. Die verlorene Reinheit kann durch eine Sühne, etwa in Form eines Opfers oder einer Kasteiung, wiederhergestellt werden.
Religionsgeschichtlich lässt sich eine fortschreitende Verschiebung des Reinheitsbegriffs von der kultisch-rituellen zur moralisch-interpersonalen Ebene beobachten:
im Judentum siehe Tevila, Tahara,
in der griechischen Mythologie,
im Hinduismus u. a. die rituellen Waschungen in Varanasi am heiligen Fluss Ganges (Ganga) in Indien, (siehe auch Kumbh Mela),
im Yoga erhöhen unter anderem bestimmte Atemübungen zugleich die Sattva-Vitalität,
im Katholizismus die Beichte,
zur rituellen Reinheit im Islam, siehe Wuduʾ, Tahāra, Schahid
im Shintō (dessen Reinigungsriten kollektiv als Shubatsu bezeichnet werden) das Misogi oder im Schrein-Shintō die Waschung am Chōzuya vor dem Betreten des Schrein-Hauptbereiches.
Im Mittelalter wurden Reinigungseide Verfahrenselement der Gerichtsbarkeit, um sich seiner Schuld zu entledigen oder seine Unschuld zu bezeugen.
Siehe auch
Fegefeuer
Katharsis
Mariä Lichtmess
Nirwana
Totenpflege
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Im moralischen Sinne versteht man unter Reinheit die Einhaltung von Tugend, insbesondere der Keuschheit, im religiösen Sinn kann es auch die Unberührtheit sein. Etwa im Hinduismus heißt rituelle Reinheit, dass keine Berührungen durch Personen einer niedrigeren Kaste erfolgen. Ihr Gegenteil ist die Unreinheit. Im erweiterten Sinn spricht man im Zen-Buddhismus von Reinheit, wenn jemand unbetroffen und frei von äußeren Einflüssen agiert. In dem Zustand des Wu Wei wird aus dem Augenblick heraus ohne Bewertung und gedankliche Analyse gehandelt. Dies ist eine der essenziellsten Praktiken vieler spiritueller Bewegungen. Dieser Zustand ist nicht in allen Traditionen von Geburt an gegeben, sondern muss vielfach durch eine Initiationshandlung erworben werden, zum Beispiel in der katholischen Kirche durch die Taufe, die Voraussetzung für die Kommunion ist.
Die rituelle Reinheit kann verloren gehen durch naturhafte Vorgänge (zum Beispiel Menstruation, Gebären), durch Kontakt mit unreinen Gegenständen oder Personen („Heiden“), durch ein sittliches Fehlverhalten (Sünde) oder durch Vorgänge, die mit Sünden eine gewisse Ähnlichkeit haben (z. B. Töten eines Feindes im Krieg). Die Traditionen kennen Reinigungsriten, die die Reinheit auf oft genau vorgeschriebene Weise wiederherstellen. Rituale der Körperreinigung wie die Fußwaschung, oder das Fasten sind in Religionen Wege zu einer rituellen Reinheit. Die verlorene Reinheit kann durch eine Sühne, etwa in Form eines Opfers oder einer Kasteiung, wiederhergestellt werden.
Religionsgeschichtlich lässt sich eine fortschreitende Verschiebung des Reinheitsbegriffs von der kultisch-rituellen zur moralisch-interpersonalen Ebene beobachten:
im Judentum siehe Tevila, Tahara,
in der griechischen Mythologie,
im Hinduismus u. a. die rituellen Waschungen in Varanasi am heiligen Fluss Ganges (Ganga) in Indien, (siehe auch Kumbh Mela),
im Yoga erhöhen unter anderem bestimmte Atemübungen zugleich die Sattva-Vitalität,
im Katholizismus die Beichte,
zur rituellen Reinheit im Islam, siehe Wuduʾ, Tahāra, Schahid
im Shintō (dessen Reinigungsriten kollektiv als Shubatsu bezeichnet werden) das Misogi oder im Schrein-Shintō die Waschung am Chōzuya vor dem Betreten des Schrein-Hauptbereiches.
Im Mittelalter wurden Reinigungseide Verfahrenselement der Gerichtsbarkeit, um sich seiner Schuld zu entledigen oder seine Unschuld zu bezeugen.
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