Die Lanze von Lehringen
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Die Lanze von Lehringen
Die Lanze von Lehringen ist ein 1948 nahe Lehringen (Niedersachsen) entdeckter Holzspieß aus dem Mittelpaläolithikum. Heute wird der Spieß im Historischen Museum Verden gezeigt. Eine Nachbildung findet sich im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover.
Fundsituation
Am 1. April 1948 wurden beim Abtragen einer Mergelgrube nahe Lehringen zunächst das Skelett eines großen Tieres, dann auch Steingeräte und ein hölzerner Spieß entdeckt. Der heimatkundlich interessierte Mergelgruben-Besitzer Franz Werner rief den Rektor im Ruhestand Alexander Rosenbrock herbei, um die Bergung durchzuführen. Erst am nächsten Tag erschienen zwei hauptamtliche Archäologen vom Landesmuseum Hannover. Besonders die Dokumentation des Befundes erwies sich aus archäologischer Sicht als mangelhaft. So wurden weder Lagepläne noch Fotos angefertigt. Zudem wurden Teile des Fundes vom Schaulustigen mitgenommen.
Archäologische Interpretation
Die Skelettreste wurden als die eines ausgewachsenen Waldelefanten identifiziert. Zwischen seinen Rippen steckte ein Spieß aus Eibenholz. Die Spitze aus dem gleichen Material war leicht versetzt angebracht worden. Sie muss dem Waldelefanten von vorne in den Brustkorb getrieben worden sein. Durch das Gewicht des darauf stürzenden Waldelefanten war der 2,40 m lange Spieß bei der Bergung halbkreisförmig gebogen, plattgedrückt und in mehrere Teile zerbrochen. Gebrauchs- und Politurspuren weisen darauf hin, dass der Spieß schon vor dem Ereignis vermutlich zu verschiedenen Zwecken benutzt worden war.
Bei den mindestens 28 gefundenen Steinartefakten handelt es sich um Abschläge aus baltischem Feuerstein. Auffällig ist das Fehlen von unbearbeitetem Feuerstein (Rohknollen) und fertigen Steinwerkzeugen. Mikroskopische Gebrauchsspurenanalysen wiesen an drei Abschlägen Fleischpolitur auf. Wahrscheinlich wurden die Abschläge vor Ort genutzt um den Waldelefanten zu zerlegen, es scheint sich aber nicht um einen Lagerplatz zu handeln.
Pollenanalysen wie auch der Waldelefant selbst weisen das Jagdereignis in das letzte Interglazial vor 128.000 bis 115.000 Jahren BP. Dieses Interglazial wird auch als Eem-Warmzeit bezeichnet und datiert in die Sauerstoff-Isotopenstufe 5e. Kulturell ist dies die Zeit des Mittelpaläolithikums, in der in Europa ausschließlich der Neandertaler lebt.
Durch das Jagdinventar von Lehringen konnte das erste Mal nachgewiesen werden, dass der Neandertaler aktiv Großwild jagte und sich dazu hölzerner Spieße bediente.
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Fundsituation
Am 1. April 1948 wurden beim Abtragen einer Mergelgrube nahe Lehringen zunächst das Skelett eines großen Tieres, dann auch Steingeräte und ein hölzerner Spieß entdeckt. Der heimatkundlich interessierte Mergelgruben-Besitzer Franz Werner rief den Rektor im Ruhestand Alexander Rosenbrock herbei, um die Bergung durchzuführen. Erst am nächsten Tag erschienen zwei hauptamtliche Archäologen vom Landesmuseum Hannover. Besonders die Dokumentation des Befundes erwies sich aus archäologischer Sicht als mangelhaft. So wurden weder Lagepläne noch Fotos angefertigt. Zudem wurden Teile des Fundes vom Schaulustigen mitgenommen.
Archäologische Interpretation
Die Skelettreste wurden als die eines ausgewachsenen Waldelefanten identifiziert. Zwischen seinen Rippen steckte ein Spieß aus Eibenholz. Die Spitze aus dem gleichen Material war leicht versetzt angebracht worden. Sie muss dem Waldelefanten von vorne in den Brustkorb getrieben worden sein. Durch das Gewicht des darauf stürzenden Waldelefanten war der 2,40 m lange Spieß bei der Bergung halbkreisförmig gebogen, plattgedrückt und in mehrere Teile zerbrochen. Gebrauchs- und Politurspuren weisen darauf hin, dass der Spieß schon vor dem Ereignis vermutlich zu verschiedenen Zwecken benutzt worden war.
Bei den mindestens 28 gefundenen Steinartefakten handelt es sich um Abschläge aus baltischem Feuerstein. Auffällig ist das Fehlen von unbearbeitetem Feuerstein (Rohknollen) und fertigen Steinwerkzeugen. Mikroskopische Gebrauchsspurenanalysen wiesen an drei Abschlägen Fleischpolitur auf. Wahrscheinlich wurden die Abschläge vor Ort genutzt um den Waldelefanten zu zerlegen, es scheint sich aber nicht um einen Lagerplatz zu handeln.
Pollenanalysen wie auch der Waldelefant selbst weisen das Jagdereignis in das letzte Interglazial vor 128.000 bis 115.000 Jahren BP. Dieses Interglazial wird auch als Eem-Warmzeit bezeichnet und datiert in die Sauerstoff-Isotopenstufe 5e. Kulturell ist dies die Zeit des Mittelpaläolithikums, in der in Europa ausschließlich der Neandertaler lebt.
Durch das Jagdinventar von Lehringen konnte das erste Mal nachgewiesen werden, dass der Neandertaler aktiv Großwild jagte und sich dazu hölzerner Spieße bediente.
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