Das Mädchen von Egtved
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Das Mädchen von Egtved
Das Mädchen von Egtved (auch Egtved-Mädchen; dän. Egtvedpigen) ist eine junge Frau, die während der älteren Nordischen Bronzezeit (1800 v. Chr.–530 v. Chr.) nahe Egtved, Jütland in Dänemark bestattet wurde.
Mädchen von Egtved im Dänischen Nationalmuseum
Rekonstruierter Grabhügel
Museum zu dem Fund
Auffindung
Das Mädchen von Egtved wurde am 24. Februar 1921 von dem Bauern Peder Platz gefunden, als dieser die Reste eines kleinen Hügels beiseite räumen wollte. Dabei entdeckte er den großen Baumsarg aus Eiche in der Mitte des Grabhügels. Sein herbeigerufener Nachbar P. S. Pedersen ahnte, dass es sich um einen wertvollen Fund handeln könnte, und zusammen setzten die beiden am selben Tag einen Brief an das Nationalmuseum in Kopenhagen auf:
„Da ich beim Einebnen eines alten Hügels auf meinem Grund heute auf einen ausgehöhlten Baumstamm stieß, vermute ich, dass es sich um ein altes Begräbnis handelt und dass dieses von Interesse für das Museum sein könnte. Ich habe deshalb die Arbeit eingestellt.“
Beim Direktor des Nationalmuseums, Sophus Müller, stieß der Brief auf großes Interesse. Er bot an, den Baumsarg gegen Bezahlung abzudecken und zu bewachen, bis ein Grabungsteam im März vor Ort sein könne. Zum Leiter dieses Teams wurde Thomas Thomsen berufen, der die Ausgrabung am 5. und 6. März akribisch dokumentierte. Zahlreiche Fotos wurden vor Ort gemacht, um die einzelnen Schritte der Grabung für die Nachwelt festzuhalten. Am 7. März wurde der Baumsarg ins Nationalmuseum geschickt, wo er zwei Tage später eintraf und gründlich untersucht wurde.
Die Tote
In der Restaurationswerkstatt des Kopenhagener Nationalmuseums wurde der Eichensarg von den Konservatoren G. Rosenberg und J. Raklev untersucht. Der 200 bis 218 Zentimeter lange Baumsarg war innen auf einer Länge von 180 Zentimetern ausgehöhlt. Das Fälldatum konnte dendrochronologisch um das Jahr 1370 vor Chr. datiert werden, es ist anzunehmen, dass die Bestattung des Mädchens kurz danach erfolgte.
Durch die speziellen Erhaltungsbedingungen in Grabhügeln haben sich große Teile des organischen Materials im Grab erhalten. So fand man zum Beispiel Pflanzenreste (Schafgarbe), die zeigen, dass die Bestattung im Sommer stattfand. Die Tote war in ein recht gut erhaltenes Kuhfell eingewickelt. Darunter kam eine große, aus Schafwolle gewebte Decke zum Vorschein, die mehrfach gefaltet auf die Tote gelegt worden war und sie vollständig bedeckte.
Auch Teile der Toten hatten sich erhalten: Dazu gehören neben Weichteilen und Zähnen der jungen Frau auch ihre Haare. Diese waren auf dem Kopf und an den Seiten kurz geschnitten, im Nacken halblang.
Das Mädchen war etwa 1,60 Meter groß und – nach neuesten Untersuchungen der Zähne – etwa 16 bis 18 Jahre alt.
Kleidung
Rekonstruktion der Kleidung des Mädchens von Egtved
Die Tote war bekleidet und mit Schmuck in den Baumsarg gelegt worden. Sie trug eine kurze Bluse mit halblangen Ärmeln, wie sie auch aus den dänischen Bronzezeit-Bestattungen von Borum Eshoj und Skrydstrup vorliegt. Diese wurde in einem Stück gewebt und im Rücken mit einer T-förmigen Naht geschlossen.
Um die Hüften trug das Mädchen von Egtved einen Schnurrock, das heißt einen Wickelrock aus gedrehten Wollschnüren, der auf der Hüfte saß und bis ans Knie reichte. Sämtliche Kleidungsstücke waren aus naturfarbener Schafwolle gewebt. In der Taille war eine bronzene Gürtelscheibe mittels eines langen gewebten Gürtels mit Zierquaste am Ende befestigt. Neben einem bronzenen Ohrring trug das Mädchen zwei verschiedene Armreife aus Bronze und einen Beinkamm am Gürtel.
Diese Kleidungs- und Schmuckausstattung ist typisch für gehobene Gräber der älteren Bronzezeit in Südjütland. Selbst der Schnurrock hat einige Parallelen, die jedoch alle nicht so gut erhalten sind wie in Egtved.
Beigaben
Am Fußende des Sarges stand eine große Dose aus Birkenrinde, in der bei der Untersuchung im Nationalmuseum in Kopenhagen noch Reste eines Getränks festgestellt werden konnten. Es handelte sich um ein mit Honig gesüßtes Bier oder um Met, Pollen von nicht weniger als 55 verschiedenen Pflanzen konnten nachgewiesen werden.
Neben dem Kopf der Toten stand eine weitere Birkenrindendose, diese enthielt die verbrannten Knochen eines etwa fünf bis sechs Jahre alten Jungen. Entweder handelte es sich um einen nahen Angehörigen oder ein Menschenopfer.
Historische Einordnung
Zusammen mit dem aufwändigen, einst über 20 Meter durchmessenden Grabhügel lassen die Beigaben auf eine besondere gesellschaftliche Stellung des Mädchens von Egtved schließen. Bronzezeitliche Abbildungen von jungen Frauen mit Schnurröcken legen nahe, dass sie auch eine Funktion im kultischen Bereich gehabt haben könnte.
Auf jeden Fall handelt es sich bei dem Mädchen von Egtved um eine der am besten erhaltenen und dokumentierten Bestattungen der Bronzezeit in Europa. Dies ist nicht zuletzt dem Finder Peder Platz und seinem Nachbarn zu verdanken, die die Bedeutung des Fundes erahnten und sofort Fachleute verständigten.
Das Mädchen von Egtved heute
1930 stellte Peder Platz einen Stein zur Erinnerung an den Fund auf. Die Kommune Egtved wollte den Grabhügel rekonstruieren, und so fanden 1980 weitere Untersuchungen statt, die zeigten, dass das Grab ursprünglich einen Durchmesser von über 20 Metern hatte. Außerdem fand man an der Westseite des Grabes Überreste eines Urnengrabes von 500 v. Chr.
Im dänischen Nationalmuseum sind die Funde aus dem Grab von Egtved ausgestellt und im Internet beschrieben (siehe Weblinks). Zahlreiche Rekonstruktionen der Kleidung sind seit den 1920er Jahren angefertigt worden, nicht nur in Dänemark. In unmittelbarer Nähe des wieder errichteten Grabhügels befindet sich eine Ausstellung über das Mädchen von Egtved, die 1980 in Zusammenarbeit mit dem Kulturhistorischen Museum Vejle eröffnet wurde. In dem Gebäude befinden sich Nachbildungen der Funde aus dem Eichensarg.
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Mädchen von Egtved im Dänischen Nationalmuseum
Rekonstruierter Grabhügel
Museum zu dem Fund
Auffindung
Das Mädchen von Egtved wurde am 24. Februar 1921 von dem Bauern Peder Platz gefunden, als dieser die Reste eines kleinen Hügels beiseite räumen wollte. Dabei entdeckte er den großen Baumsarg aus Eiche in der Mitte des Grabhügels. Sein herbeigerufener Nachbar P. S. Pedersen ahnte, dass es sich um einen wertvollen Fund handeln könnte, und zusammen setzten die beiden am selben Tag einen Brief an das Nationalmuseum in Kopenhagen auf:
„Da ich beim Einebnen eines alten Hügels auf meinem Grund heute auf einen ausgehöhlten Baumstamm stieß, vermute ich, dass es sich um ein altes Begräbnis handelt und dass dieses von Interesse für das Museum sein könnte. Ich habe deshalb die Arbeit eingestellt.“
Beim Direktor des Nationalmuseums, Sophus Müller, stieß der Brief auf großes Interesse. Er bot an, den Baumsarg gegen Bezahlung abzudecken und zu bewachen, bis ein Grabungsteam im März vor Ort sein könne. Zum Leiter dieses Teams wurde Thomas Thomsen berufen, der die Ausgrabung am 5. und 6. März akribisch dokumentierte. Zahlreiche Fotos wurden vor Ort gemacht, um die einzelnen Schritte der Grabung für die Nachwelt festzuhalten. Am 7. März wurde der Baumsarg ins Nationalmuseum geschickt, wo er zwei Tage später eintraf und gründlich untersucht wurde.
Die Tote
In der Restaurationswerkstatt des Kopenhagener Nationalmuseums wurde der Eichensarg von den Konservatoren G. Rosenberg und J. Raklev untersucht. Der 200 bis 218 Zentimeter lange Baumsarg war innen auf einer Länge von 180 Zentimetern ausgehöhlt. Das Fälldatum konnte dendrochronologisch um das Jahr 1370 vor Chr. datiert werden, es ist anzunehmen, dass die Bestattung des Mädchens kurz danach erfolgte.
Durch die speziellen Erhaltungsbedingungen in Grabhügeln haben sich große Teile des organischen Materials im Grab erhalten. So fand man zum Beispiel Pflanzenreste (Schafgarbe), die zeigen, dass die Bestattung im Sommer stattfand. Die Tote war in ein recht gut erhaltenes Kuhfell eingewickelt. Darunter kam eine große, aus Schafwolle gewebte Decke zum Vorschein, die mehrfach gefaltet auf die Tote gelegt worden war und sie vollständig bedeckte.
Auch Teile der Toten hatten sich erhalten: Dazu gehören neben Weichteilen und Zähnen der jungen Frau auch ihre Haare. Diese waren auf dem Kopf und an den Seiten kurz geschnitten, im Nacken halblang.
Das Mädchen war etwa 1,60 Meter groß und – nach neuesten Untersuchungen der Zähne – etwa 16 bis 18 Jahre alt.
Kleidung
Rekonstruktion der Kleidung des Mädchens von Egtved
Die Tote war bekleidet und mit Schmuck in den Baumsarg gelegt worden. Sie trug eine kurze Bluse mit halblangen Ärmeln, wie sie auch aus den dänischen Bronzezeit-Bestattungen von Borum Eshoj und Skrydstrup vorliegt. Diese wurde in einem Stück gewebt und im Rücken mit einer T-förmigen Naht geschlossen.
Um die Hüften trug das Mädchen von Egtved einen Schnurrock, das heißt einen Wickelrock aus gedrehten Wollschnüren, der auf der Hüfte saß und bis ans Knie reichte. Sämtliche Kleidungsstücke waren aus naturfarbener Schafwolle gewebt. In der Taille war eine bronzene Gürtelscheibe mittels eines langen gewebten Gürtels mit Zierquaste am Ende befestigt. Neben einem bronzenen Ohrring trug das Mädchen zwei verschiedene Armreife aus Bronze und einen Beinkamm am Gürtel.
Diese Kleidungs- und Schmuckausstattung ist typisch für gehobene Gräber der älteren Bronzezeit in Südjütland. Selbst der Schnurrock hat einige Parallelen, die jedoch alle nicht so gut erhalten sind wie in Egtved.
Beigaben
Am Fußende des Sarges stand eine große Dose aus Birkenrinde, in der bei der Untersuchung im Nationalmuseum in Kopenhagen noch Reste eines Getränks festgestellt werden konnten. Es handelte sich um ein mit Honig gesüßtes Bier oder um Met, Pollen von nicht weniger als 55 verschiedenen Pflanzen konnten nachgewiesen werden.
Neben dem Kopf der Toten stand eine weitere Birkenrindendose, diese enthielt die verbrannten Knochen eines etwa fünf bis sechs Jahre alten Jungen. Entweder handelte es sich um einen nahen Angehörigen oder ein Menschenopfer.
Historische Einordnung
Zusammen mit dem aufwändigen, einst über 20 Meter durchmessenden Grabhügel lassen die Beigaben auf eine besondere gesellschaftliche Stellung des Mädchens von Egtved schließen. Bronzezeitliche Abbildungen von jungen Frauen mit Schnurröcken legen nahe, dass sie auch eine Funktion im kultischen Bereich gehabt haben könnte.
Auf jeden Fall handelt es sich bei dem Mädchen von Egtved um eine der am besten erhaltenen und dokumentierten Bestattungen der Bronzezeit in Europa. Dies ist nicht zuletzt dem Finder Peder Platz und seinem Nachbarn zu verdanken, die die Bedeutung des Fundes erahnten und sofort Fachleute verständigten.
Das Mädchen von Egtved heute
1930 stellte Peder Platz einen Stein zur Erinnerung an den Fund auf. Die Kommune Egtved wollte den Grabhügel rekonstruieren, und so fanden 1980 weitere Untersuchungen statt, die zeigten, dass das Grab ursprünglich einen Durchmesser von über 20 Metern hatte. Außerdem fand man an der Westseite des Grabes Überreste eines Urnengrabes von 500 v. Chr.
Im dänischen Nationalmuseum sind die Funde aus dem Grab von Egtved ausgestellt und im Internet beschrieben (siehe Weblinks). Zahlreiche Rekonstruktionen der Kleidung sind seit den 1920er Jahren angefertigt worden, nicht nur in Dänemark. In unmittelbarer Nähe des wieder errichteten Grabhügels befindet sich eine Ausstellung über das Mädchen von Egtved, die 1980 in Zusammenarbeit mit dem Kulturhistorischen Museum Vejle eröffnet wurde. In dem Gebäude befinden sich Nachbildungen der Funde aus dem Eichensarg.
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