Die Völkerwanderungszeitliche Höhensiedlung
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Die Völkerwanderungszeitliche Höhensiedlung
Als völkerwanderungszeitliche Höhensiedlungen werden Ansiedlungen auf erhöht liegenden Plätzen bezeichnet, die aus der Völkerwanderungszeit stammen. Derartige Siedlungen finden sich sowohl im römischen Gebiet als auch in den germanischen Gebieten, wie in Südwestdeutschland und dem Karpatengebiet.
Alamannische Höhensiedlungen
Der Runde Berg trug eine der am besten untersuchten Völkerwanderungszeitlichen Höhensiedlungen
Als alamannische Höhensiedlungen werden die Anlagen in Süd- beziehungsweise Südwestdeutschland bezeichnet, die von dem germanischen Stamm der Alamannen vor allem im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. benutzt wurden. Einige im mittleren Deutschland liegende Höhensiedlungen dieser Zeit sind allerdings nicht zwingend mit Alemannen in Verbindung zu bringen, sondern dürften von anderen Stämmen, wie Burgundern genutzt worden sein. Die meisten dieser Siedlungen befinden sich am Schwarzwaldrand und der Schwäbischen Alb, manche davon wurden bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit genutzt.
Die Besiedlung der meisten Höhensiedlungen der Alpen bricht im 5. Jahrhundert ab. Nur wenige erreichen den Beginn des 6. Jahrhunderts. Die Gründe für die Aufgabe derartiger Siedlungen sind uns meistens nicht bekannt, nicht wenige dürften jedoch im Zuge der Kriege mit den Franken (Ende des 5./Anfang des 6. Jahrhunderts) untergegangen sein. Erst im 7. Jahrhundert wurden einige dieser Plätze offenbar wieder besiedelt. In diese Zeit fällt auch die um 700 n. Chr. mächtige Anlage auf dem Odilienberg.
Ursprünglich entstanden diese Zentren der gerade eingewanderten germanischen Truppen im dritten Jahrhundert unter den von zeitgenössischen Historikern als reges oder regales bezeichneten Anführern wohl als Rückzugsburgen nach erfolgten Raubzügen in das noch römisch kontrollierte Nachbarland. Diese Truppen setzten sich nach und nach im aufgegebenen Dekumatenland fest und besiedelten zunehmend den nunmehr herrschaftsfreien Raum. Die bislang wechselnden Stammeseinheiten gaben in den folgenden Jahren das mobile Leben auf und es entwickelten sich Herrschaftszentren, nachdem die territorialen Grenzen gegeneinander ausgefochten waren. Allerdings blieben die alamannischen Herrscher auf neutralem Gebiet, vor dem Rhein-Donau-Limes, anders etwa als die fränkischen Herrscher in Gallien. Dabei gab es eine Vielzahl von unabhängigen Heerkönigen, so verhandelte Kaiser Probus mit neun „Königen“,[1] 357 besiegte der spätere Kaiser Julian bei Argentoratum ein alamannisches Heer von sieben reges, zehn regales und zahlreichen optimates.[2]
Heute sind etwa 60 solcher Siedlungen bekannt, die im Zuge der alamannischen Besiedlung der von den Römern Ende des 3. Jahrhunderts infolge der Reichskrise geräumten Gebieten entstanden sind. Allerdings wurden bisher nur wenige systematischen archäologischen Untersuchungen unterzogen. Verhältnismäßig gut dokumentiert ist etwa der Runde Berg bei Bad Urach und der Zähringer Burgberg. Teils wurden bei den Untersuchungen reichhaltige Funde gemacht, darunter auch mehrere Stücke römischen Ursprungs, was im Gegensatz zu den Funden aus den ländlichen Gegenden steht.
Zu den Archäologisch am besten abgesicherten Höhensiedlungen der Völkerwanderungszeit in Südwestdeutschland zählen neben dem bereits erwähnten Runden Berg und dem Zähringer Burgberg die Gelbe Bürg, die Houbirg, der Reisberg bei Scheßlitz, die Wettenburg, der Glauberg, der Dünsberg sowie der Kügeleskopf und der Geißkopf am Ausgang des Kinzigtales. Auf zahlreichen weiteren Höhen lassen Einzelfunde ebenfalls ähnliche Stationen des 4. und 5. Jahrhunderts vermuten.
Über die Funktion dieser Höhensiedlungen herrscht in der Wissenschaft keine Einigkeit. Teils wird die durchaus umstrittene These vertreten, dass diese Höhensiedlungen repräsentative Herrschaftssitze von alamannischen Fürsten bzw. Kleinkönigen waren; einige Namen dieser Herrscher sind aus spätantiken Quellen bekannt (etwa durch Erwähnung bei Ammianus Marcellinus). Für den Runden Berg etwa dürfte die Bezeichnung Herrschaftssitz zwar wahrscheinlich zutreffen, aber wenigstens bei den Höhensiedlungen, bei denen nur geringe Funde gemacht wurden, kann man eher von „Fluchtburgen“ ausgehen. Problematisch ist auch die Trennung in Herrschaftssitze und zivile Siedlungen. In den schriftlichen antiken Quellen werden keine dauerhaften Höhensiedlungen bei den Alamannen erwähnt, weshalb nur archäologische Befunde Auskunft über den Charakter derartiger Siedlungen geben können. Daher wurde etwa vorgeschlagen, neutraler von „Höhenstationen“ zu sprechen, um der Vielfalt der Deutungsmöglichkeiten gerecht zu werden.
Weitere germanische Höhensiedlungen
Auch weit außerhalb des von Alamannen besiedelten Gebietes gab es während der Völkerwanderungszeit derartige Höhensiedlungen, etwa am Oberleiserberg in Niederösterreich. Aber auch im nördlichen und westlichen Karpatengebiet sind ähnliche Anlagen nachweisbar (Banská Bystrica, Burg Devín). Aus Thüringen sind ebenfalls einige derartige Anlagen nachgewiesen.
Spätrömische und ostgotische Höhensiedlungen
Auf dem Breisacher Münsterberg befand sich während der Völkerwanderungszeit eine römische Festung
Zahlreiche Höhensiedlungen der Spätantike und Völkerwanderungszeit sind auch aus den römischen Gebieten bekannt. Sie wurden offenbar errichtet um der romanisierten Bevölkerung Schutz vor germanischen Angriffen zu bieten. Derartige Stationen kennt man beispielsweise aus dem Alpenraum, dem Balkangebiet oder den Gebieten um Ardennen und Eifel. Zu den stärkeren derartigen Einrichtungen zählt eine Festung mit doppeltem Graben und 3 m dicken Mauern, die in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts auf dem Breisacher Münsterberg errichtet wurde. Teilweise rekonstruiert ist die Spätrömische Höhenbefestigung Katzenberg im Moselgebiet. Aus dem Gebiet des Alpenrheins sind beispielsweise Castel-Carschlingg, Tiefencastel als Höhensiedlungen der Völkerwanderungszeit nachgewiesen. Auch die Hauptorte Chur, Bregenz verfügten neben der Talsiedlung über eine markante Höhe als gut zu verteidigenden Bereich. Weitere Völkerwanderungszeitliche Höhensiedlungen im Alpenraum waren Teurnia, der Hemmaberg, der Ulrichsberg, der Duel, Altenburg und Perdonig. Diese Anlagen wurden nach Ende des Weströmischen Reiches teilweise von den Goten und Langobarden weitergenutzt. Insbesondere Garda und der Monte Barro fallen in diese spätere Epoche. Nach der Völkerwanderungszeit bleiben einige dieser Anlagen in Benutzung. Im Oströmischen Reich werden sie Kastrone genannt. Eine der bekanntesten unter diesen Höhensiedlungen ist Iustiniana Prima im heutigen Serbien. Auch die Festung von Belgrad geht auf ein antikes Kastron (Singidunum) zurück.
Siehe auch
Liste völkerwanderungszeitlicher Höhensiedlungen
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Alamannische Höhensiedlungen
Der Runde Berg trug eine der am besten untersuchten Völkerwanderungszeitlichen Höhensiedlungen
Als alamannische Höhensiedlungen werden die Anlagen in Süd- beziehungsweise Südwestdeutschland bezeichnet, die von dem germanischen Stamm der Alamannen vor allem im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. benutzt wurden. Einige im mittleren Deutschland liegende Höhensiedlungen dieser Zeit sind allerdings nicht zwingend mit Alemannen in Verbindung zu bringen, sondern dürften von anderen Stämmen, wie Burgundern genutzt worden sein. Die meisten dieser Siedlungen befinden sich am Schwarzwaldrand und der Schwäbischen Alb, manche davon wurden bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit genutzt.
Die Besiedlung der meisten Höhensiedlungen der Alpen bricht im 5. Jahrhundert ab. Nur wenige erreichen den Beginn des 6. Jahrhunderts. Die Gründe für die Aufgabe derartiger Siedlungen sind uns meistens nicht bekannt, nicht wenige dürften jedoch im Zuge der Kriege mit den Franken (Ende des 5./Anfang des 6. Jahrhunderts) untergegangen sein. Erst im 7. Jahrhundert wurden einige dieser Plätze offenbar wieder besiedelt. In diese Zeit fällt auch die um 700 n. Chr. mächtige Anlage auf dem Odilienberg.
Ursprünglich entstanden diese Zentren der gerade eingewanderten germanischen Truppen im dritten Jahrhundert unter den von zeitgenössischen Historikern als reges oder regales bezeichneten Anführern wohl als Rückzugsburgen nach erfolgten Raubzügen in das noch römisch kontrollierte Nachbarland. Diese Truppen setzten sich nach und nach im aufgegebenen Dekumatenland fest und besiedelten zunehmend den nunmehr herrschaftsfreien Raum. Die bislang wechselnden Stammeseinheiten gaben in den folgenden Jahren das mobile Leben auf und es entwickelten sich Herrschaftszentren, nachdem die territorialen Grenzen gegeneinander ausgefochten waren. Allerdings blieben die alamannischen Herrscher auf neutralem Gebiet, vor dem Rhein-Donau-Limes, anders etwa als die fränkischen Herrscher in Gallien. Dabei gab es eine Vielzahl von unabhängigen Heerkönigen, so verhandelte Kaiser Probus mit neun „Königen“,[1] 357 besiegte der spätere Kaiser Julian bei Argentoratum ein alamannisches Heer von sieben reges, zehn regales und zahlreichen optimates.[2]
Heute sind etwa 60 solcher Siedlungen bekannt, die im Zuge der alamannischen Besiedlung der von den Römern Ende des 3. Jahrhunderts infolge der Reichskrise geräumten Gebieten entstanden sind. Allerdings wurden bisher nur wenige systematischen archäologischen Untersuchungen unterzogen. Verhältnismäßig gut dokumentiert ist etwa der Runde Berg bei Bad Urach und der Zähringer Burgberg. Teils wurden bei den Untersuchungen reichhaltige Funde gemacht, darunter auch mehrere Stücke römischen Ursprungs, was im Gegensatz zu den Funden aus den ländlichen Gegenden steht.
Zu den Archäologisch am besten abgesicherten Höhensiedlungen der Völkerwanderungszeit in Südwestdeutschland zählen neben dem bereits erwähnten Runden Berg und dem Zähringer Burgberg die Gelbe Bürg, die Houbirg, der Reisberg bei Scheßlitz, die Wettenburg, der Glauberg, der Dünsberg sowie der Kügeleskopf und der Geißkopf am Ausgang des Kinzigtales. Auf zahlreichen weiteren Höhen lassen Einzelfunde ebenfalls ähnliche Stationen des 4. und 5. Jahrhunderts vermuten.
Über die Funktion dieser Höhensiedlungen herrscht in der Wissenschaft keine Einigkeit. Teils wird die durchaus umstrittene These vertreten, dass diese Höhensiedlungen repräsentative Herrschaftssitze von alamannischen Fürsten bzw. Kleinkönigen waren; einige Namen dieser Herrscher sind aus spätantiken Quellen bekannt (etwa durch Erwähnung bei Ammianus Marcellinus). Für den Runden Berg etwa dürfte die Bezeichnung Herrschaftssitz zwar wahrscheinlich zutreffen, aber wenigstens bei den Höhensiedlungen, bei denen nur geringe Funde gemacht wurden, kann man eher von „Fluchtburgen“ ausgehen. Problematisch ist auch die Trennung in Herrschaftssitze und zivile Siedlungen. In den schriftlichen antiken Quellen werden keine dauerhaften Höhensiedlungen bei den Alamannen erwähnt, weshalb nur archäologische Befunde Auskunft über den Charakter derartiger Siedlungen geben können. Daher wurde etwa vorgeschlagen, neutraler von „Höhenstationen“ zu sprechen, um der Vielfalt der Deutungsmöglichkeiten gerecht zu werden.
Weitere germanische Höhensiedlungen
Auch weit außerhalb des von Alamannen besiedelten Gebietes gab es während der Völkerwanderungszeit derartige Höhensiedlungen, etwa am Oberleiserberg in Niederösterreich. Aber auch im nördlichen und westlichen Karpatengebiet sind ähnliche Anlagen nachweisbar (Banská Bystrica, Burg Devín). Aus Thüringen sind ebenfalls einige derartige Anlagen nachgewiesen.
Spätrömische und ostgotische Höhensiedlungen
Auf dem Breisacher Münsterberg befand sich während der Völkerwanderungszeit eine römische Festung
Zahlreiche Höhensiedlungen der Spätantike und Völkerwanderungszeit sind auch aus den römischen Gebieten bekannt. Sie wurden offenbar errichtet um der romanisierten Bevölkerung Schutz vor germanischen Angriffen zu bieten. Derartige Stationen kennt man beispielsweise aus dem Alpenraum, dem Balkangebiet oder den Gebieten um Ardennen und Eifel. Zu den stärkeren derartigen Einrichtungen zählt eine Festung mit doppeltem Graben und 3 m dicken Mauern, die in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts auf dem Breisacher Münsterberg errichtet wurde. Teilweise rekonstruiert ist die Spätrömische Höhenbefestigung Katzenberg im Moselgebiet. Aus dem Gebiet des Alpenrheins sind beispielsweise Castel-Carschlingg, Tiefencastel als Höhensiedlungen der Völkerwanderungszeit nachgewiesen. Auch die Hauptorte Chur, Bregenz verfügten neben der Talsiedlung über eine markante Höhe als gut zu verteidigenden Bereich. Weitere Völkerwanderungszeitliche Höhensiedlungen im Alpenraum waren Teurnia, der Hemmaberg, der Ulrichsberg, der Duel, Altenburg und Perdonig. Diese Anlagen wurden nach Ende des Weströmischen Reiches teilweise von den Goten und Langobarden weitergenutzt. Insbesondere Garda und der Monte Barro fallen in diese spätere Epoche. Nach der Völkerwanderungszeit bleiben einige dieser Anlagen in Benutzung. Im Oströmischen Reich werden sie Kastrone genannt. Eine der bekanntesten unter diesen Höhensiedlungen ist Iustiniana Prima im heutigen Serbien. Auch die Festung von Belgrad geht auf ein antikes Kastron (Singidunum) zurück.
Siehe auch
Liste völkerwanderungszeitlicher Höhensiedlungen
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