Alfred Belian
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Alfred Belian
Alfred Elimar Julius Belian (* 23. August 1873 in Jodupönen (Kreis Pillkallen); † 7. Januar 1946 in Berlin) war ein deutscher Jurist und Politiker. Er war von 1904 bis 1933 Bürgermeister (ab 1920 Oberbürgermeister) der Stadt Eilenburg und von 1918 bis 1920 Präsident des Reichsverbandes Deutscher Städte.
Leben
Frühe Jahre und Studium
Alfred Belian wurde am 23. August 1873 im kleinen Dorf Jodupönen im ostpreußischen Kreis Pillkallen als Sohn des langjährigen Allensteiner Bürgermeisters Oskar Belian geboren. Er nahm ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Jena auf, wo er ab 1894 auch in der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller aktiv war. Sein Studium führte ihn später an die Albertus-Universität Königsberg und an die Friedrichs-Universität Erlangen, wo er 1898 mit seiner Inauguraldissertation Ist der Satz der L. 10 § 1 de compens. 16,2 allgemein gültig oder nur unter besonderen Umständen richtig und welche Konsequenzen ergeben sich aus der Beantwortung dieser Frage für die Natur der condictio indebiti? promoviert wurde. Nach wenigen Jahren als Justizbeamter wechselte Belian 1902 in den Kommunaldienst und wurde Zweiter Bürgermeister in Wittenberge.
Bürgermeister in Eilenburg
Nach dem plötzlichen Tod des Eilenburger Bürgermeisters Ludwig Sydow bewarb sich Belian auf dessen nun frei gewordene Stelle und konnte sich dabei gegen 50 weitere Bewerber durchsetzen. Am 18. Dezember 1903 wählte ihn die Stadtverordnetenversammlung in dieses Amt, welches er am 11. März 1904 antrat. Eilenburg war zu dieser Zeit eine recht wohlhabende und wachsende Stadt, was vor allem der ausgeprägten Industriestruktur geschuldet war. Wegen dieses Umstandes gelang es Belian, während seiner Amtszeit zahlreiche infrastrukturelle Projekte anzuschieben und zu verwirklichen. Dazu gehörten die Kommunalisierung der städtischen Gasversorgung (1905), die Eröffnung des Realgymnasiums (1907), die Eröffnung des Königlichen Lehrerseminars (1911), die Eröffnung der Infanterie-Kaserne (1916), die Errichtung eines Bürgermeisterhauses (1916), die Errichtung eines Militärlazaretts (1917), die Eröffnung eines Walderholungsheimes für Kinder der Stadt bei Battaune (1924), die Eröffnung eines Fürsorgeheimes für schwer erziehbare Mädchen (1926) und die Inbetriebnahme der Bahnstrecke Eilenburg–Wurzen (1927). Damit war es Belian gelungen, Einrichtungen für die Stadt zu gewinnen, die eine überregionale Strahlkraft besaßen und die Bedeutung Eilenburgs in Preußen steigen ließen. Weitere Großprojekte, die aufgrund des Ersten Weltkrieges und der anschließenden Krisenjahre nicht verwirklicht werden konnten, sind der Bau der Bahnstrecke Eilenburg–Bitterfeld, der mit einem 1909 einberufenen Planungskomitee bereits konkrete Formen angenommen hatte, sowie die Verlängerung des Elster-Saale-Kanals über Eilenburg bis Berlin, für die ebenfalls schon Pläne vorlagen.
In seiner Funktion als Bürgermeister der Stadt Eilenburg wurde Belian 1910 zum Vorstand des Reichsverbandes Deutscher Städte gewählt. Am 1. Juni 1918 wurde er für eine Amtszeit von zwei Jahren zum Präsidenten des Reichsstädtebundes gewählt. Am 5. Februar 1920 erhielt er den Amtstitel Oberbürgermeister.
Der überzeugte Monarchist Belian war nach Ende des Ersten Weltkrieges zunächst im Stahlhelm aktiv, schloss sich jedoch, wohl auch vor dem Hintergrund sich geänderter Machtverhältnisse im Eilenburger Stadtrat, der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) an. Auf dem Leipziger Parteitag der DDP 1919 war Belian Schriftführer.[1] Inhaltlich stand er in der Weimarer Zeit eher der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) nahe, eine etwaige Mitgliedschaft in der DNVP war indes nicht zu ermitteln. Aufgrund seiner Stahlhelm-Mitgliedschaft erhielt er 1927 vom Sozialdemokraten Friedrich Tschanter aus Anlass der Wahl zur Verlängerung seiner Amtszeit eine Anzeige.
Vertreibung durch die Nationalsozialisten
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde Belian als Demokrat und Freimaurer aus seinem Amt entlassen. Eine von den Nationalsozialisten veranlasste amtsärztliche Untersuchung bescheinigte ihm aufgrund seines Körpergewichts von etwa 150 Kilogramm Pensionsansprüche. Die Ausübung jedweder Tätigkeiten wurde ihm untersagt. Nach einer kurzen Zeit in Wiesbaden siedelte Belian 1934 nach Berlin um, wo sein Sohn lebte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Belian nach Eilenburg zurück, um am Wiederaufbau der stark zerstörten Stadt teilzunehmen. Belian starb am 7. Januar 1946 nach kurzer Krankheit in Berlin.
Ehrungen
Noch während seiner Amtszeit wurde im Jahr 1916 die Angerstraße in Eilenburg in Belianstraße umbenannt. Dort befanden sich unter anderem das von Belian bewohnte Bürgermeisterhaus, die Eilenburger Freimaurerloge und das Wohnhaus des Architekten Otto Lemke. Der Straßenname wurde 1933 durch die Nationalsozialisten wiederum aufgehoben. Kurz vor Belians Tod beschloss der Eilenburger Magistrat am 25. September 1945 dessen Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt. Nach der Wiedervereinigung erhielten die Grundschule im Gebäude des ehemaligen Königlichen Lehrerseminars sowie die Straße im ehemaligen Kasernenkomplex seinen Namen.
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Leben
Frühe Jahre und Studium
Alfred Belian wurde am 23. August 1873 im kleinen Dorf Jodupönen im ostpreußischen Kreis Pillkallen als Sohn des langjährigen Allensteiner Bürgermeisters Oskar Belian geboren. Er nahm ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Jena auf, wo er ab 1894 auch in der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller aktiv war. Sein Studium führte ihn später an die Albertus-Universität Königsberg und an die Friedrichs-Universität Erlangen, wo er 1898 mit seiner Inauguraldissertation Ist der Satz der L. 10 § 1 de compens. 16,2 allgemein gültig oder nur unter besonderen Umständen richtig und welche Konsequenzen ergeben sich aus der Beantwortung dieser Frage für die Natur der condictio indebiti? promoviert wurde. Nach wenigen Jahren als Justizbeamter wechselte Belian 1902 in den Kommunaldienst und wurde Zweiter Bürgermeister in Wittenberge.
Bürgermeister in Eilenburg
Nach dem plötzlichen Tod des Eilenburger Bürgermeisters Ludwig Sydow bewarb sich Belian auf dessen nun frei gewordene Stelle und konnte sich dabei gegen 50 weitere Bewerber durchsetzen. Am 18. Dezember 1903 wählte ihn die Stadtverordnetenversammlung in dieses Amt, welches er am 11. März 1904 antrat. Eilenburg war zu dieser Zeit eine recht wohlhabende und wachsende Stadt, was vor allem der ausgeprägten Industriestruktur geschuldet war. Wegen dieses Umstandes gelang es Belian, während seiner Amtszeit zahlreiche infrastrukturelle Projekte anzuschieben und zu verwirklichen. Dazu gehörten die Kommunalisierung der städtischen Gasversorgung (1905), die Eröffnung des Realgymnasiums (1907), die Eröffnung des Königlichen Lehrerseminars (1911), die Eröffnung der Infanterie-Kaserne (1916), die Errichtung eines Bürgermeisterhauses (1916), die Errichtung eines Militärlazaretts (1917), die Eröffnung eines Walderholungsheimes für Kinder der Stadt bei Battaune (1924), die Eröffnung eines Fürsorgeheimes für schwer erziehbare Mädchen (1926) und die Inbetriebnahme der Bahnstrecke Eilenburg–Wurzen (1927). Damit war es Belian gelungen, Einrichtungen für die Stadt zu gewinnen, die eine überregionale Strahlkraft besaßen und die Bedeutung Eilenburgs in Preußen steigen ließen. Weitere Großprojekte, die aufgrund des Ersten Weltkrieges und der anschließenden Krisenjahre nicht verwirklicht werden konnten, sind der Bau der Bahnstrecke Eilenburg–Bitterfeld, der mit einem 1909 einberufenen Planungskomitee bereits konkrete Formen angenommen hatte, sowie die Verlängerung des Elster-Saale-Kanals über Eilenburg bis Berlin, für die ebenfalls schon Pläne vorlagen.
In seiner Funktion als Bürgermeister der Stadt Eilenburg wurde Belian 1910 zum Vorstand des Reichsverbandes Deutscher Städte gewählt. Am 1. Juni 1918 wurde er für eine Amtszeit von zwei Jahren zum Präsidenten des Reichsstädtebundes gewählt. Am 5. Februar 1920 erhielt er den Amtstitel Oberbürgermeister.
Der überzeugte Monarchist Belian war nach Ende des Ersten Weltkrieges zunächst im Stahlhelm aktiv, schloss sich jedoch, wohl auch vor dem Hintergrund sich geänderter Machtverhältnisse im Eilenburger Stadtrat, der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) an. Auf dem Leipziger Parteitag der DDP 1919 war Belian Schriftführer.[1] Inhaltlich stand er in der Weimarer Zeit eher der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) nahe, eine etwaige Mitgliedschaft in der DNVP war indes nicht zu ermitteln. Aufgrund seiner Stahlhelm-Mitgliedschaft erhielt er 1927 vom Sozialdemokraten Friedrich Tschanter aus Anlass der Wahl zur Verlängerung seiner Amtszeit eine Anzeige.
Vertreibung durch die Nationalsozialisten
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde Belian als Demokrat und Freimaurer aus seinem Amt entlassen. Eine von den Nationalsozialisten veranlasste amtsärztliche Untersuchung bescheinigte ihm aufgrund seines Körpergewichts von etwa 150 Kilogramm Pensionsansprüche. Die Ausübung jedweder Tätigkeiten wurde ihm untersagt. Nach einer kurzen Zeit in Wiesbaden siedelte Belian 1934 nach Berlin um, wo sein Sohn lebte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Belian nach Eilenburg zurück, um am Wiederaufbau der stark zerstörten Stadt teilzunehmen. Belian starb am 7. Januar 1946 nach kurzer Krankheit in Berlin.
Ehrungen
Noch während seiner Amtszeit wurde im Jahr 1916 die Angerstraße in Eilenburg in Belianstraße umbenannt. Dort befanden sich unter anderem das von Belian bewohnte Bürgermeisterhaus, die Eilenburger Freimaurerloge und das Wohnhaus des Architekten Otto Lemke. Der Straßenname wurde 1933 durch die Nationalsozialisten wiederum aufgehoben. Kurz vor Belians Tod beschloss der Eilenburger Magistrat am 25. September 1945 dessen Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt. Nach der Wiedervereinigung erhielten die Grundschule im Gebäude des ehemaligen Königlichen Lehrerseminars sowie die Straße im ehemaligen Kasernenkomplex seinen Namen.
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