Die Gnesiolutheraner
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Die Gnesiolutheraner
Als Gnesiolutheraner wird eine Gruppe von Theologen bezeichnet, die sich im 16. Jahrhundert aus internen protestantischen Lehrstreitigkeiten heraus gebildet hat. Ihre zeitgenössische Bezeichnung war, ihrem bekanntesten Vertreter Matthias Flacius nach, „Flacianer“. Im 17. Jahrhundert erhielten die Gnesiolutheraner, die sich selbst nur als Lutheraner bezeichneten (was sie ihren Gegnern absprachen zu sein), ihrem Namen das griechische Adjektiv γνήσιος (= gnesios = echt) vorangestellt.
Allgemeines
1548 wurde auf Druck des Kaisers Karl V. zwischen ihm und den protestantischen Ständen das Augsburger Interim, beziehungsweise die Leipziger Artikel geschlossen, das die Lehrstreitigkeiten zwischen der katholischen Kirche und den aus der Reformation vorgegangenen neuen Lehren ausgleichen sollte, bis ein allgemeines Konzil die Fragen endgültig klären konnte. Dies und der Tod Martin Luthers 1546 löste unter einigen Theologen Ängste vor dem Ende der Welt und damit den Wunsch nach einer reineren Lehre aus. Infolgedessen brach unter den evangelischen Theologen eine Disputation über sechs Streitpunkte aus:
den Adiaphoristischen Streit,
den Majoristischen Streit,
den Antinomistischen Streit,
den Synergistischen Streit,
den Osiandrischen Streit und einen
zweiten Abendmahlsstreit.
Aus jener nicht auf Kompromisse bedachten Strategie zur Sicherung des Überlebens der protestantischen Religion erwuchs die Lutherische Orthodoxie.
Vertreter
Vertreter der Gnesiolutheraner waren vor allem Matthias Flacius, Nikolaus von Amsdorf, Nikolaus Gallus, Johann Wigand, Matthäus Judex, Kaspar Aquila, Joachim Mörlin, Timotheus Kirchner, Joachim Westphal, Georg List und Tilemann Hesshus. Zu weiteren Vertretern und Bekenntnisschriften aus diesem Kreis siehe auch den Abschnitt „Schüler“ im Artikel zu Matthias Flacius.
Diese Theologen standen den sogenannten Philippisten gegenüber, d. h. den Anhängern Philipp Melanchthons, der besonders nach dem Tode Martin Luthers die Linie der kirchenpolitischen Reformation in Deutschland prägte. Erst mit der Einigung auf die Konkordienformel kam es 1577 zu einem gewissen Ausgleich der Lehrstreitigkeiten.
Da sie das Ende der Welt fürchteten, waren die Gnesiolutheraner nicht kompromissbereit und versuchten eine möglichst große Breitenwirkung zu erzielen, weshalb sie viele polemische Flugschriften in deutscher Sprache verfassten. Die Gnesiolutheraner waren eher eine lose Gruppe von Theologen mit jeweils eigenen Vorstellungen. Eine gemeinsame Schule bildeten sie kaum. Der Begriff fasst also nachträglich ordnend eine Gruppe von einzelnen Denkern zusammen, die ein gemeinsames Interesse an der reinen Lehre einte, die im Einzelfall aber differierende Ansichten hatten.
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Allgemeines
1548 wurde auf Druck des Kaisers Karl V. zwischen ihm und den protestantischen Ständen das Augsburger Interim, beziehungsweise die Leipziger Artikel geschlossen, das die Lehrstreitigkeiten zwischen der katholischen Kirche und den aus der Reformation vorgegangenen neuen Lehren ausgleichen sollte, bis ein allgemeines Konzil die Fragen endgültig klären konnte. Dies und der Tod Martin Luthers 1546 löste unter einigen Theologen Ängste vor dem Ende der Welt und damit den Wunsch nach einer reineren Lehre aus. Infolgedessen brach unter den evangelischen Theologen eine Disputation über sechs Streitpunkte aus:
den Adiaphoristischen Streit,
den Majoristischen Streit,
den Antinomistischen Streit,
den Synergistischen Streit,
den Osiandrischen Streit und einen
zweiten Abendmahlsstreit.
Aus jener nicht auf Kompromisse bedachten Strategie zur Sicherung des Überlebens der protestantischen Religion erwuchs die Lutherische Orthodoxie.
Vertreter
Vertreter der Gnesiolutheraner waren vor allem Matthias Flacius, Nikolaus von Amsdorf, Nikolaus Gallus, Johann Wigand, Matthäus Judex, Kaspar Aquila, Joachim Mörlin, Timotheus Kirchner, Joachim Westphal, Georg List und Tilemann Hesshus. Zu weiteren Vertretern und Bekenntnisschriften aus diesem Kreis siehe auch den Abschnitt „Schüler“ im Artikel zu Matthias Flacius.
Diese Theologen standen den sogenannten Philippisten gegenüber, d. h. den Anhängern Philipp Melanchthons, der besonders nach dem Tode Martin Luthers die Linie der kirchenpolitischen Reformation in Deutschland prägte. Erst mit der Einigung auf die Konkordienformel kam es 1577 zu einem gewissen Ausgleich der Lehrstreitigkeiten.
Da sie das Ende der Welt fürchteten, waren die Gnesiolutheraner nicht kompromissbereit und versuchten eine möglichst große Breitenwirkung zu erzielen, weshalb sie viele polemische Flugschriften in deutscher Sprache verfassten. Die Gnesiolutheraner waren eher eine lose Gruppe von Theologen mit jeweils eigenen Vorstellungen. Eine gemeinsame Schule bildeten sie kaum. Der Begriff fasst also nachträglich ordnend eine Gruppe von einzelnen Denkern zusammen, die ein gemeinsames Interesse an der reinen Lehre einte, die im Einzelfall aber differierende Ansichten hatten.
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