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Kampf der Kulturen

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Kampf der Kulturen Empty Kampf der Kulturen

Beitrag  checker Mi Okt 22, 2014 3:34 am

Kampf der Kulturen ist eine politische Theorie der internationalen Beziehungen für einen Konflikt zwischen verschiedenen Kulturkreisen, insbesondere der westlichen Zivilisation mit dem chinesischen und dem islamischen Kulturkreis. Sie geht auf eine These des amerikanischen Politikwissenschaftlers Samuel Huntington in der US-amerikanischen Zeitschrift Foreign Affairs von 1993 zurück. Seine Überlegungen erweiterte Huntington zu einer umfassenden Theorie in seinem 1996 erschienenen Werk Clash of Civilizations and the Remaking of World Order. Darin stellt er die Behauptung auf, dass ein grundsätzlicher, kultureller Antagonismus zwischen einzelnen Zivilisationen bestehe und dass es dieser Gegensatz sei, der die Weltordnung nach dem Ende des ideologisch geführten Ost-West-Konfliktes besonders prägen werde. Der Ausdruck stieg, begleitet von intensiver und kontroverser akademischer Rezeption, rasch zu einem populären Schlagwort im internationalen politischen Diskurs auf und wurde verstärkt auch auf den innenpolitischen Bereich ausgedehnt.

„Kampf der Kulturen?“

In einem Essay in der Zeitschrift Foreign Affairs ging Huntington, der damals auch als Berater des US-Außenministeriums tätig war, der Frage nach, ob es einen Kampf der Kulturen gebe („The Clash of Civilizations?“). In diesem Artikel behandelte er die Fragen nach einem neuen Paradigma der Weltpolitik und der politischen Wissenschaft der internationalen Beziehungen und stellte hier sein Zivilisationsparadigma vor. Dieses Paradigma ging auf seine Beratertätigkeiten innerhalb der Commission on Integrated Long Term Strategy zurück, das 1987 von der US-Regierung zur Beratung in außenpolitischen Fragen einberufen wurde. Diese Kommission empfahl der US-Regierung, sich von dem alten „Hauptfeind Kommunismus“ zu lösen und den Konflikten in der so genannten Dritten Welt mehr Bedeutung beizumessen, da diese Konflikte „einen kumulativ negativen Effekt auf den Zugang der Vereinigten Staaten zu kritischen Regionen“ haben und auch zukünftig haben werden. Die Fragestellung Huntingtons fand sehr schnell ein mediales Interesse. In seinem folgenden Buch Kampf der Kulturen wurde aus der Frage eine Feststellung.

Nach Huntington kommt es nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Zerfall des sozialistischen Lagers zu neuen Linien des Kampfes zwischen den von ihm ausgemachten Kulturkreisen, einem „Kampf der Kulturen“. Dieser kann nach seiner Sicht zwei verschiedene Formen der Gewaltsamkeit annehmen. Die verbreitetsten Kriege seien Bruchlinienkriege zwischen lokalen Gruppen aus unterschiedlichsten Kulturen. Die gefährlichste Form des Krieges wären Kernstaatenkriege zwischen den großen Staaten unterschiedlicher Kulturen. Die Hauptursache für beide Formen des Konflikts und damit für die politische Instabilität im nächsten Vierteljahrhundert seien das Wiedererstarken des Islams und der Aufstieg Chinas. Die Beziehungen des Westens zu diesen so genannten „Herausforderer-Kulturen“ würden sich somit besonders schwierig gestalten.

Huntington äußerte sich in späteren Jahren wesentlich zurückhaltender zu seinen Thesen. Eindringlich warnte er vor dem Krieg gegen den Irak. Den Fundamentalismus bewertete er schließlich nicht mehr als eine Erscheinung des Mittelalters, sondern stimmte den aktuellen Forschungen zu, dass der Fundamentalismus ein modernes Phänomen sei, das erst mit dem Kolonialismus entstand. Trotz dieser veränderten Haltung wurden seine Thesen mittlerweile medialer und politischer Common sense. Mitte der 1990er Jahre wurde Huntingtons Ansatz noch vehement bestritten, inzwischen scheinen sich seine Thesen zumindest in der Sphäre der medialen Wahrnehmung vielleicht nicht argumentativ, wohl aber faktisch durchgesetzt zu haben.

Die These von einem „Kampf der Kulturen“ erhielt besonders in jüngerer Zeit publizistische Rückendeckung durch die sogenannten „neuen Atheisten“ wie Sam Harris und Christopher Hitchens, die – oft unter expliziter Bezugnahme auf Samuel Huntington[1] – die gegenwärtigen Konflikte nach dem 11. September primär auf religiöse bzw. kulturelle Gegensätze zurückführten. Andere Faktoren, bes. sozioökonomische und politische (wie etwa der Nahostkonflikt), wurden von ihnen dagegen vehement bestritten oder als unbedeutend eingestuft, wie etwa von Christopher Hitchens in seiner Auseinandersetzung mit Noam Chomsky (der die Gegenposition vertrat).[2] Als Konsequenz wurde von den „neuen Atheisten“ daher eine „Überwindung“ der Religion (insbesondere von Islam und Christentum) gefordert, da sie die alleinige bzw. Hauptursache des Konflikts sei. Viele von ihnen befürworteten ausdrücklich eine harte Linie im Krieg gegen den Terror, wie etwa Hitchens, der den Irakkrieg unterstützte, und Sam Harris, der in einem seiner Bücher unter sehr speziellen Voraussetzungen die Anwendung von Folter gegen überführte Terroristen als ethisch akzeptabel bezeichnete.[3]
Kernaussagen Huntingtons
Der Faktor Kultur wird in der internationalen Politik massiv an Bedeutung gewinnen

Im Wesentlichen führte Huntington folgende Gründe für diesen Bedeutungsgewinn an:

Multipolarität und Multikulturalität oder „Wer bist du?“ statt „Auf welcher Seite stehst du?“

Eine identitätsstiftende Polarisierung der Ideologien wie in der Zeit des Kalten Krieges ist nicht mehr da. Menschen suchen Identität (wieder) in ihrer Kultur. Infolgedessen findet tendenziell ein Rückbezug auf Herkunft, Religion, Sprache, Sitten und Gebräuche, Werte und traditionelle Institutionen statt.

Distinktivitätstheoretischer Ansatz

Menschen grenzen sich gegenüber anderen Individuen ab und stabilisieren ihre eigene Identität (u. a.) über eine Definition, wie sie nicht sind. Huntington diagnostiziert auf der Mikroebene eine durch Globalisierungsprozesse intensivere Auseinandersetzung mit dem „Anders sein“, die nach seiner Ansicht dazu führe, dass Menschen sich vermehrt über Distinktion identifizieren. Auf der Makroebene führen seiner Meinung nach Globalisierungsprozesse zu einer selektiven Adaption und Assimilation. Ziel von Adaption und Assimilation ist es, die eigene Kulturseele zu stärken. Kulturfremdes, das nicht nützlich zu sein scheint, wird ignoriert oder abqualifiziert.

Einteilung der Welt in Kulturkreise

Kampf der Kulturen 400px-Clash_of_Civilizations_map
Huntingtons Einteilung der Welt in Kulturkreise[4]

Kulturkreise (im englischsprachigen Original civilizations) sind nach Huntington dynamisch, ohne scharfe Grenzen, und entwickeln sich weiter. Trotzdem unternimmt er den Versuch, Kulturkreise zu definieren. Jeder Kulturkreis hat einen Kernstaat bzw. einen potentiellen Kernstaat. Kernstaaten sind die Machtzentren der Kulturen.
Kulturkreise und Kernstaaten

Chinesisch – China
Japanisch – Japan isoliert
Hinduistisch – Indien
Islamisch – (noch) nicht vorhanden, nach Huntington zukünftig in Frage kommen Saudi-Arabien, die Türkei, Iran, Pakistan, Indonesien und Ägypten
Slawisch-Orthodox – Russland
Westlich – USA, und die europäischen Kernstaaten: Frankreich, Deutschland, Italien (Großbritannien)
Lateinamerikanisch – Die Existenz eines lateinamerikanischen Kulturkreises stellt Huntington in Frage. Wahrscheinlich können nicht alle Länder Lateinamerikas als westlich eingeordnet werden, da die Kultur mancher Länder in Lateinamerika wie z. B. Argentinien, Mexiko, Brasilien oder Chile mehr durch europäische Einflüsse geformt wurde als jene von Ländern wie Peru oder Bolivien. Er sieht jedoch zwei Möglichkeiten der zukünftigen Entwicklung dieser Region:
die Ausbildung eines eigenständigen Kulturkreises;
Anbindung an den westlichen Kulturkreis.
Afrikanisch?
(ohne die nordafrikanischen islamischen Regionen und den Nahen Osten).
Die Existenz eines (einheitlichen) afrikanischen Kulturkreises bezweifelt Huntington ebenfalls. Jedoch sieht er die Möglichkeit der Entwicklung eines eigenständigen afrikanischen Kulturkreises mit dem potenziellen Kernstaat Südafrika.

Relativer Machtverlust des Westens

Der Westen verliert an relativer Macht (u. a. durch Bevölkerungswachstum der islamischen Welt und das Wirtschaftswachstum Ostasiens). Außerdem sind der Universalitätsanspruch westlicher Werte (inklusive Menschenrechte) und das Gleichsetzen von Modernisierung und Verwestlichung nach Huntingtons Meinung falsch und unmoralisch.

Er fordert eine Neuordnung der Politik, die einer multipolaren, multikulturellen Welt gerecht wird. Unterschiede sollten akzeptiert und Gemeinsamkeiten gesucht werden. Der Minimalkonsens der Moral sei die conditio humana. Verständnis und Kooperation sollten Priorität haben. Konkret nennt er die Umstrukturierung des UN-Sicherheitsrates (ständige Sitze an die Kernstaaten der Kulturkreise) und ein neues Mächtegleichgewicht, das der Logik des Kalten Kriegs folgt (Kernstaaten sollen Atomwaffen besitzen – auf diese Weise könne die Macht im eigenen Kulturkreis gesichert werden und eventuell internationale Stabilität erreicht werden. Die Verbreitung von ABC-Waffen lasse sich auf diese Weise eindämmen oder verhindern).

Als wesentliches Problem des Westens, neben wirtschaftlichen und demografischen Fragen, stuft er auch das Problem des moralischen Verfalls, des „kulturellen Selbstmords“ und der politischen Uneinigkeit ein. Zeichen dafür sieht er in folgenden Aspekten:

Zunahme von asozialem Verhalten (Kriminalität, Drogenkonsum, generelle Gewalt);
Verfall der Familie, damit zusammenhängend Zunahme von Ehescheidungen, unehelichen Geburten, Müttern im Teenageralter und Alleinerziehenden;
Rückgang des Sozialkapitals (zumindest in den USA), d. h. der freiwilligen Mitgliedschaft in Vereinen, was das Schwinden des damit verbundenen zwischenmenschlichen Vertrauens zur Folge habe;
Nachlassen des Arbeitsethos und zunehmender Egoismus;
abnehmendes Interesse an Bildung und geistiger Betätigung und wissenschaftlicher Leistung.

Bruchlinienkonflikte

Kriege zwischen Gemeinschaften, Gruppen und Nationen unterschiedlicher Kulturkreise bezeichnet Huntington als Bruchlinienkriege (Friktionen). In Bruchlinienkonflikten bekommen die Primärbeteiligten Unterstützung von ihren kulturellen Verwandten.

Ehemaliges Jugoslawien – Balkan-Konflikt ab 1991:
Die kulturellen Gemeinschaftsidentitäten waren in Jugoslawien zur Zeit des Kalten Krieges nicht stark ausgeprägt. Menschen unterschiedlicher Kulturkreise lebten friedlich zusammen. Kirchen und Moscheen wurden selten aufgesucht.
Huntington sieht eine wesentliche Ursache des Konfliktes im Zusammenbruch der übergreifenden jugoslawischen Identität. Dieser Umstand führte seiner Meinung nach dazu, dass die religiöse Identität an Bedeutung gewann und dass eine – für Bruchlinienkriege typische – Dynamik von Aktion-Reaktion, Druck und Gegendruck, die kulturellen Identitäten verfestigte und fokussierte.
Die Primärbeteiligten bekamen Hilfe von ihren kulturellen Verwandten. Eine Ausnahme war die Unterstützung der Bosnier durch die USA.

Bruchlinienkonflikte kochen nach Huntingtons Ansicht von unten nach oben hoch und Bruchlinienfrieden sickern von oben nach unten durch. Entsprechend können Primärparteien den Konflikt alleine nicht verhindern. Eine Verhinderung oder Deeskalation hänge von den Verhandlungen der Kernstaaten der großen Kulturkreise ab.
Kernstaatenkonflikte

Zwei oder mehrere Kernstaaten der großen Kulturkreise führen Krieg untereinander. Dieser Konflikttyp berge die Gefahr eines dritten Weltkrieges, da neue Staaten jederzeit hinzukommen können. Eine weitere Quelle der Gefahr sieht Huntington in der Einmischung eines Kernstaates einer Kultur in den Konflikt innerhalb eines anderen Kulturkreises, z. B. Einmischung Europas und der USA in den Nahostkonflikt.
Rezeption

Huntingtons eurozentrischer und mehrheitlich konservativer Ansatz wird von der Friedensforschung kritisiert, da er zu einer Rechtfertigung von Kriegen des Westens gegen die islamische Welt genutzt werden könne und keinen Handlungsspielraum offen lasse (selbsterfüllende Prophezeiung). Die Definition des zentralen Begriffes „Kultur“ sei unscharf und ermögliche Auslegungen, die vom Auge des Betrachters beeinflusst seien. Des Weiteren verwende er die Begriffe „Kultur“ und „Zivilisationen“ synonym.[5]keine geeigneten refs

Auch Huntingtons Einteilung der Kulturkreise wird hinterfragt. So benutzte er auf der einen Seite die religiöse Mehrheit als Grundlage für einen Kulturkreis (z. B. hinduistischer Kulturkreis) und dann wieder sprachliche und geographische Gegebenheiten (z. B. Lateinamerika). Huntington unterstelle in seiner Darstellung der Kulturkreise eine pauschale Verkopplung von Kultur und Raum, die empirisch nicht haltbar sei und im Detail oft nicht der Wirklichkeit entspreche.

Der Philosoph Otfried Höffe widerspricht Huntingtons Ansatz:

„Der heute global entscheidende Konflikt findet nicht zwischen dem Westen und dem Nichtwesten, auch nicht zwischen säkularisierten und religiös geprägten Kulturen statt, wohl aber zwischen Gruppen und Gesellschaften, die sich der normativen Modernisierung aussetzen, und denen, die sich ihr versperren.“

– Otfried Höffe[6]


Der Religionssoziologe Martin Riesebrodt zieht Parallelen zwischen Huntingtons „Kampf der Kulturen“ und der Ideologie des religiösen Fundamentalismus. Huntingtons Theorie, die Zivilisationen beruhten auf einem letztlich prägenden „unveränderlichen, überhistorischen, übergesellschafltlichen Kern“, stellt für Riesebrodt eine „Pseudo-Verwissenschaftlichung der fundamentalistischen Ideologie“ dar (S. 29). Außerdem konstatiert er Huntington einen undifferenzierten, ahistorischen, essentialistischen Zivilisations- und Religionsbegriff (S.18). Riesebrodt bezeichnet Huntingtons Werk als ein „in seiner Simplizität und Tendenz gefährliches außen- und sicherheitspolitisches Handbuch für amerikanische Präsidenten“ (S.26).[7]
Kampf der Kulturen, ein islamisches Konzept?

Der aus dem Libanon stammende Islamwissenschaftler Ralph Ghadban vertritt die These, dass die Vorstellung eines Kampfs der Kulturen nicht von Huntington, sondern aus dem Islam stamme. Er führt dabei das islamische Konzept von Dar al-Harb und Dar al-Islam an. „Diese Ideologie ist immer noch aktuell und leitet immer noch die saudi-arabische Politik“, sagt Ghadban. Auch die Muslimbrüder vertreten dieses Konzept.[8] Ähnlich äußerte sich Wafa Sultan in ihrem berühmten Auftritt bei Aljazeera.

Ideengeschichtlicher Hintergrund in Europa

Die für Huntington charakteristische Typisierung von Kulturen und die apokalyptische Vorstellung vom „unausweichlichen Kampf“ (Nikolai Danilewski) der Kulturen miteinander spielt in den auf die Zyklentheorie basierenden idealtypischen Geschichtsbildern, wie sie bereits von Giambattista Vico formuliert wurden, eine zentrale Rolle. Die Typisierung von Kulturen ist noch im 20. Jahrhundert charakteristisch für Historiker und Kulturwissenschaftler wie Christopher Dawson, Rushton Coulborn, Reinhold Niebuhr, Nikolai Danilewski, Pitirim Sorokin, Henri Pirenne, Othmar Anderle, Karl August Wittfogel, J. De Beus und nicht zuletzt eben von Samuel P. Huntington und Bassam Tibi. Bei Hartmut Piper, Oswald Spengler und Arnold Toynbee wurden diese in ihrem Rigorismus am konsequentesten konstruiert.

Ideengeschichtlicher Hintergrund im Islam

Bereits der Religionsstifter Mohammed verschaffte sich mit seiner theokratischen Herrschaft in Medina ab 622 eine lokale Basis, von der aus er die arabische Halbinsel eroberte. Die frühen Kalifen eroberten so innerhalb von etwa 100 Jahren ein Gebiet vom Ebro bis zum Indus. Unter dem Kalifen Harun ar-Raschid wurde dies dann zur Lehre von Dar al-Harb und Dar al-Islam systematisiert. Heute eine Randerscheinung (und auf das Gebiet Saudi-Arabiens begrenzt relevant) ist die Wiederbelebung durch den Wahhabismus seit Mitte des 18. Jahrhunderts. Noch bis in die 1920er Jahre wurden einzelne Beduinenstämme auf der arabischen Halbinsel in Umerziehungslagern auf diese Lehren eingeschworen. Die Muslimbrüder nahmen das Konzept der Islamisierung der Welt durch Welteroberung ab den 1920er Jahren auf. Bekanntester Theoretiker dieses Konzepts ist der bis heute in der islamischen Welt überaus populäre Muslimbruder Sayyid Qutb. Der palästinensche Muslimbruder Abdallah Azzam machte ab den 1980er Jahren die Lehre, dass der Dschihad zur Welteroberung die Pflicht aller Muslime sei, erneut populär. Sein bekanntester Schüler ist Osama bin Laden.

Wahrnehmung von Kriegen als Kampf „Westen gegen Islam“

Der Zweite Golfkrieg, in dem die USA gemeinsam mit vielen arabischen und islamischen Staaten zur Befreiung Kuwaits gegen den Irak kämpften, wurden in Teilen der radikalen islamischen Welt als Krieg des Westens gegen den Islam wahrgenommen. Das Gleiche gilt für den Krieg in Bosnien von 1992 bis 1995, der als Krieg der „christlichen“ Serben gegen das muslimische Bosnien wahrgenommen wurde.

Die Hilfe der NATO für die von Serben bedrohten Muslime in Bosnien und im Kosovo wird bei dieser radikalen Sichtweise als zu spätes Einschreiten interpretiert.

Der Krieg gegen Afghanistan ab 2001 wurde ebenso von Teilen der radikalen Muslimen nicht als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001, sondern als Krieg gegen das muslimische Afghanistan wahrgenommen, wofür der 11. September lediglich als Legitimation gedient habe, ohne jedoch Ursache zu sein. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 werden bei dieser Wahrnehmung anderen Verursachern als der Gruppe um Mohammed Atta und der Al-Qaida zugeschrieben.

Der Einmarsch der USA und Verbündeter in den Irak im Jahre 2003 wird dann als weitere Bestätigung dieser These („der Westen will den Islam vernichten“) gewertet.

Auch der Erste und Zweite Tschetschenienkrieg werden von Teilen der Muslimen in das Schema Westen bzw. Christentum gegen Islam eingeordnet.
Sonstiges

Das Avaaz-Video „Stop the Clash of Civilizations“ (Stoppt den Kampf der Kulturen) gewann den YouTube Award 2007 in der Kategorie „Politik“.[9]

Quelle - Literatur & Einzelnachweise
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