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Die Geschichte der Berliner S-Bahn

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Die Geschichte der Berliner S-Bahn Empty Die Geschichte der Berliner S-Bahn

Beitrag  Andy Mi Okt 29, 2014 9:34 pm

Die Geschichte der Berliner S-Bahn beschreibt einen langen Prozess, durch den ein innerstädtisches, elektrisch betriebenes Nahverkehrssystem in Berlin geschaffen wurde. Die Inbetriebnahme der ersten Strecke erfolgte im Jahr 1924, nachdem die wesentlichen Voraussetzungen mit der Einführung eines Nahverkehrstarifs und die Trennung von Nah- und Fernverkehr auf der Schiene schon 1891, also mehr als 30 Jahre vorher geschaffen worden waren.

Erste elektrische Versuchsbetriebe fanden ab 1903 statt. 1924 ging die erste mit seitlicher, von unten bestrichener Stromschiene und 750 Volt Gleichspannung elektrifizierte Eisenbahnstrecke vom Stettiner Vorortbahnhof (heute: Nordbahnhof) nach Bernau in den Regelbetrieb.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das S-Bahn-Netz schnell von Kriegsschäden befreit. Ende 1947 war bis auf wenige Ausnahmen das gesamte Netz wieder befahrbar. Der Bau der Mauer im Jahr 1961 führte zum größten Einschnitt in den Betrieb und das Netz der S-Bahn. Während das Netz in Ost-Berlin weiter ausgebaut wurde, sanken die Fahrgastzahlen in West-Berlin aufgrund von Boykotten, wodurch der Betrieb von der die S-Bahn verwaltenden ostdeutschen Deutschen Reichsbahn weiter vernachlässigt und 1980 nach einem Streik der Angestellten schließlich auf etwa der Hälfte der Streckenlänge eingestellt wurde. 1984 übernahm die West-Berliner Verkehrsgesellschaft den Betrieb in West-Teil und begann dessen Sanierung und wieder vollständigen Betrieb. Nach dem Fall der Mauer 1989 kam es zur Zusammenführung der beiden getrennten S-Bahn-Netze.

Vorgeschichte (1838–1924)

Die Geschichte der Berliner S-Bahn T2-Savignyp
Von einer T-2-Lok geführter Zug in Richtung Grunewald am Bahnhof Savignyplatz (Charlottenburg) der Berliner Stadtbahn, um 1900

Die Geschichte der Berliner S-Bahn Berliner_Ringbahn1885
Berliner Ringbahn („Hundekopf“) auf einer Karte von 1885

Die ersten Hauptbahnen entstanden ab 1838 mit der Verbindung Berlin – Zehlendorf – Potsdam. Bis 1846 zählte die Stadt schon fünf Kopfbahnhöfe, von denen Strecken in nahezu alle Richtungen führten. Bis 1882 kamen weitere vier Bahnhöfe hinzu. Um die Strecken miteinander zu verbinden, wurde 1851 die Berliner Verbindungsbahn entlang der damaligen Stadtmauer auf Geländeniveau errichtet. Sie umfuhr das Stadtgebiet in einem Dreiviertelkreis vom Stettiner über den Hamburger, den Potsdamer und den Anhalter Bahnhof zum Frankfurter Bahnhof. Der ständige Verkehr, vor allem durch das Militär, behinderte stark den Personenverkehr auf der Straße, sodass eine neue Lösung in Erwägung gezogen wurde.

Die neue Berliner Ringbahn wurde als Umgehungsbahn weit außerhalb der damaligen Besiedlung um die Stadt herumgeführt. Aufgrund des Deutsch-Französischen Krieges wurde der erste Abschnitt im Osten 1870 zunächst für den Militärverkehr, ab 1872 auch für den Personen- und Güterverkehr freigegeben. Vom damaligen Bahnhof Schöneberg aus wurden Deutsch Wilmersdorf und die Stadt Charlottenburg umfahren. Über Charlottenburg-Westend (heute Bahnhof Westend) erreichte die Strecke Ende 1877 das Gebiet des heutigen Bahnhofs Beusselstraße in Moabit, und der Ring war geschlossen. Wegen seiner markanten Form wird das umschlossene Gebiet auch Hundekopf oder Großer Hundekopf genannt. Diese Bezeichnung hat auch Einzug in den Sprachgebrauch der Berliner Politik und Verwaltung gehalten.[1]

Im Februar 1882 wurde schließlich die Berliner Stadtbahn in Betrieb genommen, eine 11,2 Kilometer lange Hochbahn mit einem acht Kilometer langen gemauerten Viadukt, die eine Verbindung des Schlesischen Bahnhofs (heute Ostbahnhof) mit dem Bahnhof Charlottenburg schuf.

Durch das rasante Wachstum der Stadt nahm auch der Vorortverkehr immens zu. Überlegungen, ein zweites Gleispaar neben den bestehenden Strecken zu bauen, kamen zwar schon früh auf, doch dauerte es bis 1891, als die Potsdamer Vorortbahn als erste separate Vorortstrecke im Berliner Raum in Betrieb ging. In den folgenden Jahren wurden auch die anderen Strecken (z. B. nach Bernau und Königs Wusterhausen) mit einem zweiten Gleispaar versehen.

Um 1910 entschied man sich, die Stadtbahn, die Ringbahn und zahlreiche Vorortstrecken mittels Oberleitung zu elektrifizieren. Als Rollmaterial waren Elektrolokomotiven und sechsachsige Personenwagen vorgesehen, weil dies geringere Wartungskosten und weniger Verschleiß an den Schienen nach sich gezogen hätte. Die Gesamtkosten für die notwendigen 690 Personenwagen, 557 Elektroloks, Betriebshöfe, die Oberleitung sowie zwei Bahnkraftwerke in Berlin und Bitterfeld hätten sich auf 53,3 Millionen Goldmark belaufen.[2]

Nachdem Werner Siemens 1879 seine Elektrolokomotive vorgestellt und zwei Jahre später die erste elektrische Straßenbahn ihren Betrieb aufgenommen hatte, zögerte die Preußische Eisenbahn zunächst, startete dann aber ab 1903 auf verschiedenen Strecken den elektrischen Betrieb. Die ersten Strecken, die so betrieben wurden, verliefen vom Potsdamer Bahnhof nach Groß-Lichterfelde Ost bzw. von Niederschöneweide-Johannisthal nach Spindlersfeld. Die Strecke nach Groß-Lichterfelde Ost wurde bis 1929 so betrieben, die Strecke nach Spindlersfeld jedoch 1906 wieder auf Dampftraktion umgestellt. Die Erfahrungen aus diesem Betrieb wurden allerdings schon im gleichen Jahr zur Elektrifizierung der Hamburg-Altonaer Stadt- und Vorortbahn angewandt.
Die „Große Elektrisierung“ (1924–1933)

Nach dem Ersten Weltkrieg kamen wieder Überlegungen auf, das gesamte Netz des Vorortverkehrs zu elektrifizieren (damals war die Bezeichnung „Elektrisierung“ üblich). Nachdem man sich anfangs auf einen Betrieb mittels Oberleitung und Wechselspannung (Bahnstrom mit 15 kV Spannung und einer Frequenz von 16⅔ Hz) geeinigt hatte, ging man nach einer weiteren Wirtschaftlichkeitsberechnung schließlich zu einer Versorgung mit seitlich von unten bestrichener Stromschiene und 800 V Gleichspannung über. Anstelle der weiteren Verwendung der inzwischen verschlissenen Wagen aus dem Dampfbetrieb sollte jetzt doch ein neuer Fahrzeugpark von Triebwagenzügen beschafft werden. Die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) bestellte hierfür bei der AEG sechs Versuchstriebwagen, die von A bis F durchbuchstabiert wurden. Die nördlichen Strecken boten sich auf Grund des geringeren Verkehrs ideal für den Testbetrieb an, sodass am 8. August 1924 die erste Strecke vom Stettiner Vorortbahnhof nach Bernau in Betrieb gehen konnte. Bis 1927 wurden die anderen beiden Nordstrecken ebenfalls elektrifiziert.

Die erste reguläre Baureihe der Bauart „Bernau“ – die spätere DR-Baureihe ET 169 – war mehr für den Testbetrieb als für den Dauereinsatz konzipiert. Zwischen zwei langen, vierachsigen Triebwagen waren drei kürzere, zweiachsige Beiwagen eingestellt, eine recht ungewöhnliche Anordnung, die bereits bei den Versuchszügen A bis E angewandt wurde. Bereits ein Jahr später wurde mit der Bauart „Oranienburg“ (ET 168) eine Wagenaufteilung getroffen, die bis heute Gültigkeit hat: Sämtliche Wagen (Trieb-/Steuer- und Beiwagen) weisen eine fast identische Länge auf. Im Betrieb war immer ein Triebwagen mit einem Steuer- oder Beiwagen fest gekuppelt, diese Zusammenstellung wurde Viertelzug genannt. Zwei Viertelzüge bildeten einen Halbzug, drei einen Dreiviertelzug und vier einen Vollzug. Ein Halbzug entsprach von der Länge her einer 5-Wagen-Einheit der Bauart „Bernau“. Doch auch die „Oranienburger“ Züge konnten die Verantwortlichen der Reichsbahn nicht vollständig überzeugen. Die Stadtbahnstrecke sollte samt den zugehörigen Vorortstrecken elektrifiziert werden.

Die Geschichte der Berliner S-Bahn Historischer_Zug_der_S-Bahn_Berlin_in_Gesundbrunnen_1
Historischer „Stadtbahner“ (ET 165) am Bahnhof Gesundbrunnen

Im Jahr 1927 wurden die ersten Züge der Bauart „Stadtbahn“ (ET 165) ausgeliefert; bis 1932 wurden insgesamt 638 Viertelzüge geliefert. Ihren ersten Einsatz hatten die Züge, daher der Name, auf der Stadtbahn, als diese am 11. Juni 1928 dem elektrischen Betrieb übergeben wurde. Zuvor mussten Bahnhofsanlagen und Signaltechnik aufwendig geändert werden, allein die Erhöhung der Bahnsteige von 760 auf 960 Millimeter erforderte eine besondere Genehmigung. Auf besonders dichtbelegten Streckenabschnitten, beginnend auf der Stadtbahn, führte man automatischen Streckenblock mit Lichtsignalen und selbsttätiger Gleisfreimeldung ein. Die besonderen und nur auf elektrisch betriebenen S-Bahn-Strecken eingesetzten Sv-Signale vereinigten Haupt- und Vorsignal für das nächste Signal, die erste Bauform AB 28 war an Signalschirmen mit bis zu zehn Signallaternen zu erkennen. Die gleichzeitig eingeführte Fahrsperre verhinderte das Überfahren von haltzeigenden Signalen. Dafür durfte man sich Anfang der 1930er Jahre damit rühmen, eines der modernsten Verkehrsmittel der Welt zu besitzen. Allein im Jahr 1928, dem Jahr der „Großen Stadtbahn-Elektrisierung“, gingen über 115 km Strecke ans elektrische Netz. Zum 1. Dezember 1930 wurden schließlich die Vorortbahnen mit der Berliner Stadt- und Ringbahn unter dem Namen „S-Bahn“ zusammengefasst; Symbol sollte ein weißes „S“ auf grünem Grund sein, als Gegenstück zum weißen „U“ auf blauem Grund der U-Bahn.

Die Weltwirtschaftskrise machte auch nicht vor der Bahn halt, die „Große Elektrisierung“ hatte jedoch schon ihren Höhepunkt überschritten und das Grundnetz stand. Bis 1930 waren alle Vorortstrecken bis auf die Wannseebahn elektrifiziert, 1933 folgte diese erste Berliner Vorortstrecke gleich doppelt: Neben den Vorortgleisen wurden auch die Ferngleise zum Potsdamer Bahnhof mit einer Stromschiene versehen, eigens für diese „Express-S-Bahn“ wurden 18 Viertelzüge der Bauart 1935 (Probezug Bauart 1934) gekauft, die sich von den älteren Wagen äußerlich durch gefälligere abgerundete Stirnfronten und größere Fenster unterschieden, vor allem jedoch mit leistungsfähigeren Motoren und einer verstärkten Bremsanlage ausgerüstet waren (ab 1941 ET 125). Damit konnten sie Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h fahren. Die neuen Züge waren nun als „Bankierzüge“ bekannt. Hinter dem Bahnhof Zehlendorf fuhren sie als normale S-Bahn weiter bis nach Wannsee und Potsdam.

Die erste Phase war damit abgeschlossen. Bis Ende 1933 wurden folgende Streckenabschnitte auf elektrischen S-Bahn-Betrieb umgestellt:
Datum Streckenabschnitt Länge
(in km)
8. August 1924 Stettiner Vorortbahnhof – Bernau 22,676
5. Juni 1925 Gesundbrunnen – Birkenwerder 18,019
4. Oktober 1925 Birkenwerder – Oranienburg 7,765
16. März 1927 Schönholz-Reinickendorf – Velten 21,162
11. Juni 1928 Potsdam – Stadtbahn – Erkner 57,168
10. Juli 1928 Wannsee – Stahnsdorf 4,135
23. August 1928 Charlottenburg – Spandau West 9,279
6. November 1928 Charlottenburg – Südring – Grünau 25,883
Neukölln – Warschauer Straße 5,677
Schlesischer Bahnhof – Kaulsdorf 11,258
1. Februar 1929 Charlottenburg – Nordring – Baumschulenweg 25,755
Frankfurter Allee – Warschauer Straße 0,580
Niederschöneweide-Johannisthal – Spindlersfeld 3,972
18. April 1929 Potsdamer Ringbahnhof – Papestraße 3,440
Potsdamer Ringbahnhof – Ebersstraße 1,060
Halensee – Westend 2,713
2. Juli 1929 Potsdamer Ringbahnhof – Lichterfelde Ost 9,087
18. Dezember 1929 Jungfernheide – Gartenfeld 4,460
15. Dezember 1930 Kaulsdorf – Mahlsdorf 1,366
15. Mai 1933 Potsdamer Wannseebahnhof – Wannsee 18,988
Potsdamer Bahnhof – Zehlendorf Mitte (Stammbahngleise) 11,960
Verbindung Stammbahn – Wannseebahn Zehlendorf Mitte 1,040

Die S-Bahn in der „Germania“-Planung (1933–1945)

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Triebwagen ET 167 072 (Bauart 1941)

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Karte des Nord-Süd-Tunnels

Im Jahr 1936 wurde der Generalbauinspektor und spätere Rüstungsminister Albert Speer von Hitler beauftragt, einen Grundriss für die künftige „Welthauptstadt Germania“ zu entwerfen, die Bahnanlagen eingeschlossen. Bei einer erwarteten Bevölkerung von vier bis fünf Millionen Einwohnern durfte ein leistungsstarkes Verkehrsmittel wie die S-Bahn nicht fehlen. Das Stadtgebiet sollte durch Eingemeindungen vergrößert und durch Trabanten- und Satellitenstädte ergänzt werden. Unter anderem waren vorgesehen:

Der Ausbau der Ringbahn, einschließlich Neubau von vier Fernbahnhöfen, die sich gleichmäßig über die Strecke verteilen sollten
Verlängerung der Vorortstrecken (unter anderem nach Strausberg, Werneuchen, Fürstenwalde, Trebbin)
Bau von zwei als „Nordsüd-S-Bahn“ bezeichneten Tunnelstrecken vom Stettiner bzw. Lehrter Bahnhof aus kommend über den Potsdamer Platz in die südlichen Vorortbahnen
Bau einer als „Ostwest-S-Bahn“ bezeichneten innerstädtischen Verbindung vom Anhalter Bahnhof über den Oranienplatz zum Görlitzer Bahnhof und weiter entlang der Görlitzer Bahn
Bau eines Güteraußenrings (S-Bahn-Betrieb später vorgesehen)
Einrichtung von „Fern-S-Bahnen“ (ähnlich den Bankierszügen) auf weiteren Strecken (unter anderem auf der Stadtbahn, nach Köpenick oder Mahlsdorf)

Einige dieser Vorhaben wurden in Angriff genommen: Der nördliche Abschnitt des Nord-Süd-Tunnels zwischen Humboldthain und Unter den Linden konnte im Juli 1936 rechtzeitig vor den Olympischen Spielen eröffnet werden; der südliche Abschnitt zum Bahnhof Schöneberg folgte im Herbst 1939. Eine verbesserte Bauart des automatischen Streckenblocks, AB 37, ermöglichte mit umschaltbaren Farbscheiben („Blendenrelais“) kleinere Signalschirme mit weniger Laternen. In Vorbereitung der Olympischen Spiele wurde 1935 eine neue Fahrzeugbauart „Olympia“ entwickelt (spätere Baureihe ET 166). Es folgte noch eine weitere Baureihe, ab 1941 mit ET 167 bezeichnet. Bald prägten die Züge der Bauarten „Bankier“, „Olympia“ und „Stadtbahn“ das Bild Berlins. Die Zuschauer sollten die zukünftige Größe der Stadt schon erahnen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs kamen noch folgende Strecken hinzu:
Datum Streckenabschnitt Länge
(in km)
28. Juli 1936 Humboldthain – Unter den Linden 2,691
Heerstraße – Reichssportfeld 1,467
15. April 1939 Unter den Linden – Potsdamer Platz 0,941
Priesterweg – Mahlow 11,595
9. Oktober 1939 Potsdamer Platz – Großgörschenstraße 4,243
6. November 1939 Anhalter Bahnhof – Yorckstraße 1,571
6. Oktober 1940 Mahlow – Rangsdorf 7,396
8. September 1943 Lichterfelde Ost – Lichterfelde Süd 2,668

Im Jahr 1939 war schließlich geplant, dass die Zuggruppen im Endmodell so fahren sollten. Neben den aufgelisteten Zuggruppen gab es noch „Fern-S-Bahnen“ auf den wichtigen Relationen, eine Weiterentwicklung der „Bankierzüge“.
Zuggruppe Strecke Bahnhöfe Befahrene Strecken Anmerkungen
1 Bernau/Oranienburg – Wannsee 31/35 Stettiner/Nordbahn, Nord-Süd-Tunnel, Wannseebahn
2 Velten (Mark) – Ludwigsfelde 28 Kremmener Bahn, Tiergartentunnel, Anhalter Bahn
3 Nauen/Wustermark – Wünsdorf 38/37 Lehrter/Hamburger Bahn, Tiergartentunnel, Dresdener Bahn
A Stettiner Bahnhof – Vollring – Stettiner Bahnhof 44 Ringbahn, Nord-Süd-Tunnel über Südringspitzkehre
B Jungfernheide – Gartenfeld 4 Siemensbahn
G Halensee – Strausberg 27 Stadtbahn, Ostbahn
H Spandau West – Grünau 29 Spandauer Vorortbahn, Stadtbahn, Görlitzer Bahn
J Schöneweide – Spindlersfeld 3 Zweigbahn Schöneweide–Spindlersfeld
K Königs Wusterhausen – Anhalter Bahnhof 18 Görlitzer Bahn, Innenstadttunnel weiter als ZGr. 1
L Potsdam – Erkner 32 Wetzlarer Bahn, Stadtbahn, Frankfurter Bahn
M Wannsee – Lichterfelde Ost 10 verlängerte Friedhofsbahn, Anhalter Bahn

Die Nachkriegszeit (1945–1961)

Die Geschichte der Berliner S-Bahn Bundesarchiv_Bild_183-R97751%2C_Berlin%2C_gesprengter_S-Bahn-Tunnel
Gefluteter Nord-Süd-Tunnel, 1946

Die Geschichte der Berliner S-Bahn 800px-ET_167_Peenem%C3%BCnde_01
Sieben Garnituren der ehemaligen Peenemünder Schnellbahnzüge gelangten 1952 aus der Sowjetunion zur S-Bahn Berlin

Zerstörung und Reparation

Bereits am 3. Juli 1944 endete der Ringbahnverkehr zum Potsdamer Ringbahnhof, der Bahnhof wurde gar vollends stillgelegt. Im gleichen Jahr ging auch die Verbindung Charlottenburg–Witzleben vom Netz, obwohl diese noch betriebsfähig war.

Knapp zwei Wochen vor der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht wurde am 25. April 1945 gemeldet, dass das BVG-eigene Elektrizitätswerk Unterspree in Ruhleben beschossen wurde. Es stellte daraufhin gegen 18 Uhr die Stromversorgung ein. Der Verkehr ruhte nun in ganz Berlin.[3] Der Nord-Süd-Tunnel, bisher von Bombentreffern weitgehend verschont, wurde am 2. Mai 1945[4] durch eine Sprengung im Landwehrkanal, die in erster Linie dem nahegelegenen BASA-Bunker der Reichsbahn galt, geflutet (siehe auch: Die U-Bahn unter Wasser). Gerüchte über zahlreiche Opfer bei dieser Flutung wurden später widerlegt.[5]

Zunächst fuhr die S-Bahn noch ohne Rücksicht auf die Sektoren- und späteren Staatsgrenzen durch die Viersektorenstadt, der erste, noch planlose Betrieb konnte bereits am 6. Juli 1945 zwischen den Bahnhöfen Wannsee und Großgörschenstraße aufgenommen werden. Das Restnetz wurde bis Februar 1946 in Betrieb genommen, mit Ausnahme des Nord-Süd-Tunnels, dessen Wiederinbetriebnahme auf Grund der Wasserschäden bis November 1947 auf sich warten ließ. Eigens hierfür wurden für kurze Zeit die Ferngleise zum Potsdamer und Stettiner Bahnhof mit Stromschienen versehen, um einen halbwegs normalen Betrieb durchführen zu können. Der Betrieb der schnelllaufenden „Bankierzüge“ wurde nicht wieder aufgenommen, die Fahrzeuge verkehrten in normalen Umläufen und wurden später an die ET 166 angepasst.

Erschwert wurden sämtliche Maßnahmen durch die zu entrichteten Reparationsleistungen an die Sowjetunion, die in den meisten Fällen die Fortnahme von jeweils einem Gleis an den Fern- und Vorortgleisen bedeutete. Bei der Strecke nach Frankfurt (Oder) wurde, da diese die Verbindung nach Moskau war, eine Ausnahme getroffen: Das Ferngleispaar blieb erhalten, jedoch wurden dafür beide S-Bahn-Gleise nach Erkner demontiert. Um dennoch einen Betrieb durchführen zu können, wurde beispielsweise in Köpenick ein Behelfsbahnsteig eingerichtet, um wenigstens mit Dampf fahren zu können. Erst im Januar 1948 konnte die S-Bahn, wenn auch nur noch eingleisig, bis hierher fahren, im November des gleichen Jahres war Erkner wieder Endstation. Aus dem ohnehin im Krieg schon stark dezimiertem Wagenpark mussten nicht weniger als 287 Einzelwagen ihre Reise in die Sowjetunion antreten (1952 kam eine geringe Anzahl Wagen zurück).

Der erste Reichsbahnerstreik 1949

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Sonderzug für Ferienkinder 1947 am Bahnhof Friedrichstraße

Nach dem Kriegsende existierte die Deutsche Reichsbahn auch weiterhin in allen vier Besatzungszonen Deutschlands. Der Befehl Nr. 8 der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) vom 11. August 1945 hatte den gesamten Eisenbahnverkehr in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und Groß-Berlin den deutschen Eisenbahnen – also de facto der DR – übertragen, die westlichen Alliierten hatten diese Entscheidung gebilligt.[6] Am 7. September 1949 erfolgte allerdings eine Umbenennung in Deutsche Bundesbahn für die Westzonen, in der SBZ dagegen behielt sie den alten Namen, da eine Umbenennung zum Verlust der Betriebsrechte in West-Berlin geführt hätte. So behielt die Deutsche Reichsbahn der DDR die Betriebsrechte für den gesamten Eisenbahnverkehr einschließlich der S-Bahn (diese bis 1984) im Westteil Berlins.

Mit der von den Westalliierten durchgeführten Währungsreform in den Westzonen und in den Westsektoren Berlins gab es 1948 in beiden Stadthälften unterschiedliche Währungen, die in beiden Stadthälften galten. So wurden von West-Berlinern Kosten wie Miete, Strom und Gas in Ost-Mark entrichtet, da sich bei beiden Währungen sehr schnell ein Kurs von 1:4 zugunsten der West-Mark einpendelte. Die Differenzen über die Währungsreform im Alliierten Kontrollrat mündeten im Juni 1948 in die Berliner Blockade. Nach der Aufhebung dieser galt in den Westsektoren nur noch die West-Mark als allein gültiges Zahlungsmittel. Die Reichsbahner aus West-Berlin wurden dennoch fast ausschließlich in Ost-Mark bezahlt. Ihre Rechnungen für Miete, Strom oder Gas beispielsweise mussten aber in West-Mark entrichtet werden.

Am 21. Mai 1949 rief die Gewerkschaft UGO (Unabhängige Gewerkschaftsopposition, später im DGB aufgegangen) in den Westsektoren zum Streik auf. Etwa 13.000 Reichsbahner mit Wohnsitz in West-Berlin legten zuerst vorübergehend, dann ständig die Arbeit nieder. Die Deutsche Reichsbahn lehnte Gespräche zur Beendigung des Streiks ab. Sie begründete diese Haltung auch damit, dass sie nur den FDGB als einzige Gewerkschaft für die Mitarbeiter anerkennen würde. In den DDR-Medien wurde der Streik als „UGO-Putsch“ diffamiert.

Um den Verkehr, der zum Zeitpunkt des Streiks im Westteil komplett still lag, wieder in Fahrt zu bringen, mussten Ost-Reichsbahner als Streikbrecher dienen; in Begleitung der Bahnpolizei (spätere Transportpolizei) kam es dabei zu heftigen Auseinandersetzungen. Es gab einen Toten, die näheren Umstände sind allerdings bis heute nicht geklärt. West-Berlins Oberbürgermeister Ernst Reuter versuchte daraufhin erneut, UGO und Reichsbahn an einen Tisch zu bringen. Der schließlich von der Reichsbahn mit dem FDGB vereinbarte Kompromiss, die Löhne zukünftig zu 60 % in West- und 40 % in Ost-Mark (für die West-Reichsbahner) zu zahlen, wurde dennoch von den Streikenden abgelehnt. Als Grund wurde die Nichtanerkennung der UGO durch die Reichsbahndirektion Berlin genannt.

Das Problem wurde in den darauf folgenden Tagen auf höchster Ebene weiterdiskutiert. Auf der Pariser Außenministerkonferenz 1949 sicherte der sowjetische Stadtkommandant Kotikow dem amerikanischen Stadtkommandanten Howley zu, dass die Forderungen der Streikenden umgesetzt würden. Einen Tag später wurde die Meldung jedoch von Seiten der Sowjets dementiert.

In einer großen Runde schließlich einigten sich die vier Stadtkommandanten der Berliner Sektoren darauf, dass der Streik bis zum 28. Juni 1949 zu beenden sei. Der Reichsbahn wurde aber das Recht eingeräumt, „Bummelanten und Saboteure“ entlassen zu dürfen. Auf der anderen Seite sollten die Lohnforderungen der Streikenden erfüllt werden. Wenige Tage nach Ende des Streiks wurden jedoch 1372 West-Berliner Reichsbahner ohne Angabe triftiger Gründe entlassen, etwa 4000 Eisenbahner wurden anderweitig gemaßregelt.[6] Zudem wurde der Reichsbahn (DR) durch die Westalliierten die Kontrolle über nicht unmittelbar zum Betrieb gehörende Anlagen entzogen und der Verwaltung des ehemaligen Reichsbahnvermögens (VdeR/T) übertragen. Diese unterstand dem West-Berliner Finanzsenator, war aber de facto eine Dienststelle der Bundesbahn in West-Berlin. Dies bedeutete zusätzlich weniger Miet- und Pachteinnahme für die DR aus West-Berlin.[6]

Deshalb trugen die Berliner S-Bahn-Wagen der Vorkriegsbauarten während des gesamten Bestehens der DDR kein Hoheitszeichen der DR. Grund war, dass diese Wagen zum beschlagnahmten Reichseisenbahnvermögen der Vier-Sektoren-Stadt zählten, und daher nicht Eigentum der Deutschen Reichsbahn waren. Im Normalfall hätte die DR bei den Alliierten eine Zustimmung einholen müssen, bevor S-Bahn-Triebwagen in ein S-Bahn-Betriebswerk in einen anderen Sektor verlegt wurden. Bei Schienen- und anderen Materialien wurde darauf sehr genau geachtet, wenn diese woandershin verlegt wurden.

Mit dem Streik-Ende verkaufte die Reichsbahn in den Westsektoren S-Bahn-Fahrkarten nur noch gegen Westgeld. Diese Fahrkarten waren seitdem bis 1984 mit roter Farbe bedruckt worden. Auf dem direkt an der Stadtgrenze gelegenen Bahnhof Düppel-Kleinmachnow wurden S-Bahn-Fahrscheine an DDR-Bürger bis zum Mauerbau gegen DDR-Mark verkauft.

Die Entlohnung der West-Berliner S-Bahner erfolgte wie vereinbart zu 60 % in Westmark, 40 % in Ostmark. Das Ostgeld wurde von einer eigens eingerichteten Senatsdienststelle 1:1 umgetauscht. Dies galt aber nicht für Mitglieder der SED und deren Vorfeldorganisationen. Erst ab 1962 gab es den kompletten Lohn in D-Mark.
Neubaustrecken für eine geteilte Stadt

Noch während die Wagen notdürftig instand gesetzt, Gleise demontiert und wieder aufgebaut wurden, konnte bereits am 7. März 1947 die erste Neubaustrecke nach dem Krieg verzeichnet werden. Von Mahlsdorf ging es eine Station weiter ins brandenburgische Hoppegarten. Etwa anderthalb Jahre später kam Strausberg auch ans Netz. Der Bau war allerdings nur so schnell realisierbar, da bereits im Dritten Reich Vorbereitungen hierfür getroffen worden waren.

Da ein Ende der durch den Krieg stark zerstörten Kopfbahnhöfe in West-Berlin geplant war und um die westliche Stadthälfte besser abgrenzen zu können, stellte die Reichsbahn Fernbahnstrecken auf S-Bahn-Betrieb um. Das waren die Strecken Jungfernheide – Spandau – Staaken/Falkensee, Lichterfelde Süd – Teltow, aber auch Grünau – Königs-Wusterhausen. Der dampfbetriebene Vorortverkehr wurde auf den betroffenen Strecken meist bis zum neuen Endpunkt der S-Bahn zurückgezogen.

Um eine Umfahrung der westlichen Stadthälfte zu ermöglichen, wurde ab 1951 in mehreren Abschnitten der Berliner Außenring gebaut, der Teile des ehemaligen Güteraußenrings mit einschloss. Ab Mai 1953 bis zur Fertigstellung des Außenrings 1958 wurden werktags sogenannte „Durchläuferzüge“ eingerichtet. Diese fuhren ab Potsdamer Platz (Nord-Süd-Tunnel) nach Oranienburg und Velten ohne Halt in West-Berlin (also zwischen Nordbahnhof und Bornholmer Straße, sowie Wollankstraße und Hohen Neuendorf beziehungsweise Hennigsdorf). Ebenso gab es Züge ab Erkner nach Potsdam (ohne Halt zwischen Friedrichstraße und Bahnhof Griebnitzsee) sowie ab Grünau nach Falkensee (ohne Halt zwischen Friedrichstraße und Albrechtshof). Innerhalb der Stadt wurde mit der Elektrifizierung der Gütergleise Schönhauser Allee – Pankow 1952 eine Möglichkeit angeboten, innerhalb Ost-Berlins in die nördlichen Bezirke zu fahren, ohne in Gesundbrunnen vorher umzusteigen.

Die Verlängerung von Strausberg nach Strausberg Nord im Jahr 1956 war nötig, um das Ministerium für Nationale Verteidigung besser erreichen zu können.

Bis zum Bau der Berliner Mauer konnten folgende Streckenverlängerungen verzeichnet werden:
Datum Streckenabschnitt Länge
(in km)
7. März 1947 Mahlsdorf – Hoppegarten 4,374
15. Juni 1948 Zehlendorf – Düppel 2,300
1. September 1948 Hoppegarten – Fredersdorf 5,949
31. Oktober 1948 Fredersdorf – Strausberg 4,977
30. April 1951 Grünau – Königs Wusterhausen 14,061
7. Juli 1951 Lichterfelde Süd – Teltow 2,700
30. Juli 1951 Spandau West – Falkensee 6,614
3. August 1951 Spandau West – Staaken 3,470
28. August 1951 Jungfernheide – Spandau 6,170
25. Dezember 1952 Schönhauser Allee – Pankow
(Gütergleise) 2,942

3. Juni 1956 Strausberg – Strausberg Nord

(Pendelverkehr bis 1968) 9,136

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Andy
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Die Geschichte der Berliner S-Bahn Empty Teil 2

Beitrag  Andy Mi Okt 29, 2014 9:53 pm

Die S-Bahn in West-Berlin (1961–1989)
Der langsame Niedergang der S-Bahn

Die Geschichte der Berliner S-Bahn 1024px-S-Bahn_Berlin_Gesundbrunnen_1980
S-Bahn am Bahnhof Gesundbrunnen um 1980

In der Nacht vom 12. zum 13. August 1961 begann die Nationale Volksarmee damit, die Stellwerke im Grenzgebiet zu besetzen, und – sobald der letzte Zug die Grenze passiert hatte – diese abzuriegeln und die darüber hinwegführenden Gleise zu unterbrechen. Da der Mauerbau auf ein Wochenende fiel, waren viele Bürger Ost-Berlins und der DDR bei Freunden und Verwandten in West-Berlin (und umgekehrt) zu Besuch; sie wurden von der Abriegelung überrascht, doch ließ man am selben Tage noch zu, dass Bürger der jeweils anderen Stadthälfte ihren Wohnsitz erreichen konnten, indem man kurzerhand die Menschen durch die Grenze ließ.

Obwohl akribisch geplant, kam es bei der Abriegelung West-Berlins auch zu Pannen: Zwischen Treptower Park und Sonnenallee stand beispielsweise tagelang ein Zug, der durch planmäßige Gleisunterbrechungen vom Netz abgetrennt worden war. In dieser Nacht lief der am Wochenende übliche durchgehende Nachtverkehr. Da in den Bereichen der Sektorengrenze der Fahrstrom abgeschaltet worden war, blieb der Zug kurz nach der Ausfahrt aus Treptower Park spannungslos liegen. Der Triebwagenführer hielt ihn am provisorischen Kontrollbahnsteig an. Da man befehlsgemäß auch die Gleise an den dafür vorgesehenen Stellen unterbrach, verblieb der mittlerweile von den Reisenden geräumte Zug fast eine Woche an dieser Stelle. Erst nach der Verlegung eines provisorischen Gleises konnte der Zug zurück nach Ost-Berlin überführt werden.

Folgende Strecken wurden unterbrochen:

Spandau West – Albrechtshof
Heiligensee – Hennigsdorf
Frohnau – Hohen Neuendorf
Lichtenrade – Mahlow
Lichterfelde Süd – Teltow
Wannsee – Stahnsdorf
Wannsee – Griebnitzsee
Gesundbrunnen – Schönhauser Allee
Bornholmer Straße – Pankow
Friedrichstraße (jeweils Endpunkt für die Stadtbahnzüge aus Ost und West)
Sonnenallee – Treptower Park
Köllnische Heide – Baumschulenweg
Humboldthain – Anhalter Bahnhof

Im Nord-Süd-Tunnel wurde der Betrieb noch am gleichen Abend aufgenommen, die Züge fuhren jedoch (mit Ausnahme von Friedrichstraße) ohne Halt durch die nun zu „Geisterbahnhöfen“ gewordenen Ost-Berliner Bahnhöfe durch.


Fahrpreis und Preisstufe in West-Berlin ab 1. Juli 1966 PS 2 0,30 DM
ab 1. September 1972 PS 3 0,50 DM
ab 1. Juli 1976 PS 4A 0,80 DM
ab 1. November 1977 PS 5 1,00 DM
ab 1. November 1979 PS 8 1,30 DM
ab 1. August 1981 PS S 1,50 DM
ab 1. August 1982 PS S 1,80 DM
ab 1. Oktober 1983 PS S 2,00 DM

Nur vier Tage später, am 17. August 1961 riefen der DGB und der Regierende Bürgermeister Willy Brandt zum S-Bahn-Boykott auf. Studenten, Gewerkschafter und einfache Bürger waren mit Schildern ausgerüstet, auf denen beispielsweise „Kein Pfennig mehr für Ulbricht“ oder „Jeder West-Berliner S-Bahn-Fahrer bezahlt den Stacheldraht“ stand, und übten so Druck auf die S-Bahn-Fahrgäste aus.

Man rief zum Boykott der S-Bahn unter anderem auf, weil man hoffte, in einer gefährlich explosiven Stimmungslage die Wut kanalisieren zu können – man befürchtete schwere Auseinandersetzungen an der Mauer und Blutvergießen. Gegen die Abriegelung konnten schließlich weder Regierung noch Bürger, die nun von engsten Angehörigen getrennt waren, etwas anderes unternehmen. Außerdem erschien es widersinnig, mit den S-Bahn-Fahrgeldern der Reichsbahn und damit der DDR zusätzliche Devisen in Form von „Westgeld“ zuzuführen. Hierbei kam es auch zu Überreaktionen, indem man Bedienstete der S-Bahn, aber auch ihre Fahrgäste kurzerhand als „Kommunistenfreunde“ brandmarkte, was sich mitunter sogar in gewalttätigen Übergriffen auswirkte.

Die BVG richtete gleichzeitig einige neue Buslinien parallel zu den S-Bahn-Strecken ein, andere wurden verlängert. Allerdings führte die kurzfristige Übernahme einiger zehntausend S-Bahn-Fahrgäste fast zum Zusammenbruch der BVG, die eiligst herbeigerufene Omnibusse und Fahrer bundesdeutscher Betriebe einsetzen musste.

Die Fahrgastzahlen sanken dramatisch, die S-Bahn verlor fast die Hälfte ihrer Fahrgäste in ganz Berlin, obwohl die S-Bahn in der östlichen Stadthälfte im Laufe der Jahre einen Zuwachs verzeichnen konnte. Leere Züge, heruntergekommene Bahnanlagen und ein maroder Fuhrpark prägten in den nächsten Jahrzehnten das Bild der West-Berliner S-Bahn. Obwohl die BVG höhere Fahrpreise hatte, vermehrte sich die Zahl ihrer Fahrgäste, und sie konnte ihr Netz weiter ausbauen. Die Deutsche Reichsbahn verringerte im Laufe der Zeit schrittweise ihr Fahrangebot sowie die Zuglängen und erhöhte 1966 für West-Berlin den Fahrpreis auf 30 Pfennige pro Fahrt (Einheitstarif). Weitere Fahrpreisanhebungen gab es erst Anfang der 1970er Jahre. Das Verlustgeschäft der West-Berliner S-Bahn wurde für die Deutsche Reichsbahn immer unerträglicher, da die Fahrgeldeinnahmen die Kosten des Betriebs bei Weitem nicht deckten.

Als verheerend für die West-Berliner S-Bahn erwies sich dann der Bau von neuen U-Bahn-Linien, die mehr oder weniger parallel zu vorhandenen S-Bahn-Strecken verliefen und zu weiteren deutlichen Fahrgastverlusten führten. Außerdem achtete man beim Neubau von U-Bahnhöfen oft nicht auf günstige Umsteigewege zur S-Bahn, so beispielsweise am Bahnhof Steglitz. Diese heute widersinnig erscheinenden Baumaßnahmen waren politische Folgen des Kalten Krieges. Besonders widersinnig war der Bau der U-Bahnlinie 7, die auf längeren Streckenabschnitten parallel zur Ringbahn und deren Westverlängerung nach Spandau fast parallel zur (bei der Fertigstellung allerdings schon stillgelegten) S-Bahn nach Spandau verläuft. Weitere Beispiele sind die damals geplante U-Bahnlinie 10, die zu großen Teilen in nur wenigen 100 Meter Abstand parallel zur Wannseebahn verlaufen wäre, und die noch zu Mauerzeiten geplante, und sogar erst nach BVG-Übernahme der S-Bahn (1984) und zum Teil sogar nach dem Mauerfall gebaute Nord-Verlängerung der U-Bahnlinie 8, die heute am S-Bahnhof Wittenau (Nordbahn) endet.

Im Sommer 1979 fuhren im Westteil folgende Zuggruppen:

Zuggruppe Strecke Bahnhöfe Befahrene Strecken Anmerkungen

1. Frohnau – Wannsee 23 Nordbahn, Nord-Süd-Tunnel, Wannseebahn ohne Halt in Ost-Berlin außer Friedrichstraße und Wollankstraße

2. Schönholz → Lichterfelde Süd → Heiligensee 12 Nordbahn, Nord-Süd-Tunnel, Anhalter Bahn wie Zuggruppe 1,
mit ZGr. 3 gekoppelt

3. Heiligensee → Lichtenrade → Schönholz 18 Kremmener Bahn, Nord-Süd-Tunnel, Dresdener Bahn wie Zuggruppe 1,
mit ZGr. 2 gekoppelt

5. Zehlendorf – Düppel 3 Stammbahn Zweimannbetrieb

A. Gesundbrunnen – Sonnenallee/Köllnische Heide 19/19 Ringbahn, Verbindungsbahn Baumschulenweg–Neukölln

B. Beusselstraße – Gartenfeld 4 Ringbahn, Siemensbahn

C.Zoologischer Garten – Sonnenallee 14 Stadtbahn, Ringbahn

H. Staaken – Friedrichstraße 15 Spandauer Vorortbahn, Stadtbahn

L.Wannsee – Friedrichstraße 11 Wetzlarer Bahn, Stadtbahn

N. Beusselstraße – Spandau West 5 Hamburger Bahn

Der zweite Reichsbahnerstreik 1980

Die Geschichte der Berliner S-Bahn 640px-19861110b_Halensee
Blick auf die Südringkurve und das Stellwerk in Halensee, das 1980 von Reichsbahnern besetzt wurde, 1986

Das Jahr 1980 war der erste Schritt zur Wende in der West-Berliner S-Bahn-Geschichte. Die DR, geplagt von dem ungeliebten Kind der West-Berliner S-Bahn, sah sich gezwungen, weitere Einsparmaßnahmen zu ergreifen. Denn das jährliche Defizit von 120 bis 140 Mio. DM[7] war ein hoher Preis für die Präsenz der DDR in der westlichen Stadthälfte. Im Januar wurde 78 Eisenbahnern der RAW Tempelhof und Grunewald gekündigt.[7] Im Frühjahr wollte die Deutsche Reichsbahn in West-Berlin zunächst die Zuggruppen nur noch im 40-Minuten-Takt verkehren lassen. Nach Protesten in der Öffentlichkeit präsentierte die Reichsbahn im Herbst einen neuen Fahrplan, der einen Betrieb in West-Berlin nur noch von 5 bis 21 Uhr vorsah. Ausgenommen waren nur die Ringbahn, Stadtbahn und Nord-Süd-Bahn. Dies hätte durch den Entfall von Zulagen bei den Beschäftigten zu einem Einkommensverlust geführt.

Die Arbeitsbedingungen waren unter dem Standard West-Berlins. Unter anderem wurde folgendes bemängelt:

Die langen Arbeitszeiten (einschließlich Überstunden),
ein erheblich geringerer Lohn als bei der Deutschen Bundesbahn,
keine freie Arztwahl – die medizinische Grundversorgung erfolgte in der DR-Poliklinik am Schöneberger Ufer in der ehemaligen Zentrale der Reichsbahndirektion Berlin (heute Europa-Zentrale von Bombardier Transportation),
die Bevormundung der Arbeiter durch die SEW und den FDGB,
das sinkende Vertrauen in die DR als sicherer Arbeitgeber aufgrund von 87 Kündigungen im Januar 1980,
fehlende langfristige Perspektiven aufgrund der schlechten Lage der West-Berliner S-Bahn,
die De-facto-Reduzierung der angehobenen Löhne durch Wegfall von anderen Zulagen.

Am 11. September 1980 kündigte die Reichsbahndirektion zunächst Lohnerhöhungen für die West-Berliner S-Bahner an, die jedoch sehr gering ausfielen. Vier Tage später wurden dagegen für den Fahrplanwechsel die drastischen Einschnitte bekannt gegeben. Noch am selben Tag legten die ersten Beschäftigten die Arbeit nieder. Am 17. September brach der Streik offen aus. Noch fahrende S-Bahn-Züge wurden entleert und abgestellt. Der Güterverkehr kam ebenfalls am gleichen Tag zum Stillstand. Berlins Regierender Bürgermeister Dietrich Stobbe verwies zwar auf die Betriebspflicht der S-Bahn, war aber sonst ziemlich handlungsunfähig, weil er sich mit dem Garski-Bauskandal beschäftigen musste.

Am 18. September 1980 bildete sich das zentrale Streikkomitee, das im Containerbahnhof des Hamburger und Lehrter Güterbahnhofs residierte. Des Weiteren wurden Stellwerke wie in Halensee und ab 20. September am Bahnhof Zoo besetzt. Nach dem S-Bahn-Verkehr stand auch der Transitverkehr still. Bereits anfahrende Züge mussten wieder in die Bahnhöfe Zoo oder Friedrichstraße zurückgedrückt werden. Die DB organisierte mit ihrer West-Berliner Tochterfirma Bayern Express & P. Kühn Berlin einen Shuttlebusverkehr Richtung Hannover und Hamburg. Sie verlangte dafür erneut die Entrichtung eines Fahrgeldes. Erst nach Protesten des gerade gegründeten Fahrgastverbandes „IGEB“ wurde diese Praxis unterlassen. Schließlich waren die Bahnreisenden bereits im Besitz von gültigen Fahrscheinen ab Berlin, lautete das Argument.

Nachdem die Deutsche Reichsbahn mit Hilfe sowjetischer Soldaten[7] am 22. September 1980 die besetzten Stellwerke wieder unter Kontrolle bringen konnte, kam der Transitverkehr wieder ins Rollen. Die Streikenden nahmen als zusätzliche Forderung die Übernahme der S-Bahn in West-Berlin in westliche Hände auf. Einen Tag später wurde der Containerbahnhof Berlin Hamburg und Lehrter Güterbahnhof geräumt. Die Streikleitung residierte nun im Haus der Gewerkschaft GEW. Auf einer Versammlung am 25. September empfahl die westliche Eisenbahner-Gewerkschaft GdED den Streikenden, ihren Arbeitsplatz bei der DR zu verlassen. Der Streik war damit zusammengebrochen. Mehr als 200 Eisenbahner erhielten von der DR die schriftliche Kündigung. Obwohl die DDR nie Arbeitslosenbeiträge für ihre West-Beschäftigten entrichtete, erhielten die nun arbeitslosen Eisenbahner Geld vom Arbeitsamt.

Die Auswirkungen auf die West-Berliner S-Bahn nach dem Streik waren verheerend. Mit dem Fahrplanwechsel am 28. September 1980 wurden nur noch folgende Linien im 20-Minuten-Takt angeboten:

Frohnau – Gesundbrunnen – Friedrichstraße – Anhalter Bf – Lichtenrade (N I)
Heiligensee – Gesundbrunnen – Friedrichstraße – Anhalter Bf – Lichterfelde Süd (N II)
Wannsee – Westkreuz – Charlottenburg – Zoologischer Garten – Friedrichstraße (S I)

Stillgelegt wurde u. a. die Strecke Wannsee – Schöneberg – Anhalter Bahnhof, sie wurde erst im Februar 1985 von der BVG als Linie S1 wieder in Betrieb genommen.

Stillgelegt und erst nach dem Mauerfall wieder in Betrieb genommen wurden die Strecken:

Gesundbrunnen – Jungfernheide – Westkreuz – Schöneberg – Sonnenallee / – Köllnische Heide
Westkreuz – Olympiastadion – Spandau

Stillgelegt und bis heute nicht mehr für die S-Bahn in Betrieb sind diese Strecken:

Spandau – Staaken (nur im Regionalverkehr bedient)
Jungfernheide – Gartenfeld (Siemensbahn)
Jungfernheide – Spandau (Strecke im Regionalverkehr bedient; einzige Zwischenstation Siemensstadt-Fürstenbrunn geschlossen)
Zehlendorf – Düppel

Insgesamt wurden an diesem Tag 72 Kilometer S-Bahn-Strecken stillgelegt – fast die Hälfte des West-Berliner S-Bahn-Netzes. Die unbenutzten Abschnitte zerfielen bald, zernagt durch Rost und zerstört durch Vandalismus.

Der späte Neubeginn

Die Geschichte der Berliner S-Bahn 800px-S-Bahn_BVG_Wannsee_1984_ET165
Die S3 der BVG, Wannsee Juni 1984 (ET 165 „Stadtbahn“)

Erst mit der drastischen Reduzierung des Netzes rückte die S-Bahn wieder in das Bewusstsein der West-Berliner Bevölkerung. Verschiedene Verkehrsinitiativen, vor allem die IGEB, nahmen sich des Themas an und forderten die Integration der S-Bahn in das West-Berliner Nahverkehrsnetz und einen Verkehrsverbund mit der BVG. Wegen der besonderen Rolle der S-Bahn in der großen Politik und Interessen der U-Bahn-Baulobby sowie der Funktionäre der „BVG-Gewerkschaft“ ÖTV wurde gegen die S-Bahn oft mehr polemisiert, als dass eine Sachdiskussion zu Verkehrsfragen geführt worden wäre. Noch war die Deutsche Reichsbahn damit beauftragt, den S-Bahn-Verkehr aufrechtzuerhalten, jedoch war das Netz nach dem Streik von 1980 erheblich geschrumpft, ebenso die Fahrgastzahlen.

Im Jahr 1981 standen Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus an, SPD und CDU versuchten beide, durch die S-Bahn Stimmen zu sammeln. Nachdem die CDU mit dem späteren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker die Wahl für sich entscheiden konnte, kamen nacheinander die verschiedensten Lösungsvorschläge auf den Tisch. Letztendlich wurde eine Vereinbarung getroffen, nach der die Betriebsrechte der S-Bahn von der Deutschen Reichsbahn (DR) an die BVG übergehen sollten. Bereits am 13. Dezember 1983 setzten beide Seiten, nachdem zuvor die vier Besatzungsmächte ihre Zustimmung gegeben hatten, ihre Unterschrift unter das Abkommen, das am 9. Januar 1984, 4 Uhr morgens in Kraft trat. Die Präsenz der DDR in West-Berlin war damit allerdings nicht beendet, denn die Deutsche Reichsbahn führte weiterhin den Eisenbahnfern- und Güterverkehr durch.

Die S-Bahn in BVG-Verwaltung

Die Geschichte der Berliner S-Bahn 800px-S-Bahn_ET165_1984_Innenraum
ET 165 Innenraum mit Sitzpolstern, Westnetz 1984

Die Geschichte der Berliner S-Bahn Berlin_Bahnhof_Lichtenrade_01
Bahnhof Lichtenrade zur Wiedereröffnung

Pünktlich um vier Uhr morgens übernahm die BVG am 9. Januar 1984 den Betrieb von der DR. Am Abend zuvor gab es Kranzniederlegungen, die Trauer symbolisieren sollten. Zunächst wurde nur auf den Streckenabschnitten Friedrichstraße–Charlottenburg als Linie S3 und Anhalter Bahnhof–Lichtenrade als S2 gefahren. Das übrige Netz in West-Berlin war damit außer Betrieb. Die Wannseebahn und der Abschnitt Charlottenburg–Wannsee blieben als Betriebsstrecke zur einzigen Betriebswerkstatt in Wannsee erhalten. Weil es bei der BVG nicht genug ausgebildetes Fahrpersonal gab (es fehlten die Reichsbahner aus Ost-Berlin), mussten Triebfahrzeugführer der ähnlich betriebenen S-Bahn Hamburg aushelfen. Am Lehrter Bahnhof endete die Betriebsführung durch die BVG, hier übernahm DR-Fahrpersonal aus dem Ostteil die Züge für die Weiterfahrt durch den stark gesicherten Grenzbereich bis zum Bahnhof Friedrichstraße.

Bereits am 1. Mai 1984 konnte man die Abschnitte zwischen Charlottenburg und Wannsee, sowie den Nord-Süd-Tunnel zwischen Anhalter Bahnhof und Gesundbrunnen wieder befahren. Am 1. Oktober desselben Jahres folgte die Wiedereröffnung bis nach Frohnau. Der Abschnitt zwischen Wilhelmsruh und Frohnau musste im Jahr 1986 noch einmal voll gesperrt werden, da die BVG sich entschieden hatte, das zweite Streckengleis auf dem Abschnitt wieder aufzubauen. Die Züge auf der nun S2 genannten Linie konnten, nachdem der Südast nach Lichtenrade 1988 auch ausgebaut wurde, durchgängig im Zehn-Minuten-Takt fahren. Am 1. Februar 1985 konnte außerdem die Wannseebahn für den Fahrgastverkehr freigegeben werden; diese Linie zwischen Anhalter Bahnhof und Wannsee erhielt die Bezeichnung S1.

Das Endkonzept des Berliner Senats sah ein Netz von etwa 117 Kilometern Länge vor, in dem bis auf die folgenden Abschnitte das gesamte West-Berliner Netz reaktiviert werden sollte:

Neukölln – Köllnische Heide
Jungfernheide – Gartenfeld
Jungfernheide – Spandau
Schönholz – Heiligensee
Zehlendorf – Düppel

Bevor überhaupt an die noch zu sanierenden Strecken gedacht werden konnte, begann die BVG, das verbliebene „Schrumpfnetz“ auf einen einheitlichen Standard mit den U-Bahnhöfen zu bringen. Unter anderem wurden in den ersten Tagen teilweise Fahrkartenautomaten und Entwerter in den U-Bahnhöfen ab- und auf den S-Bahnhöfen wieder anmontiert. In den Zügen sollten möglichst bald die teilweise noch eingebauten Holzbänke entfernt und durch Polster ähnlich der von der DR in einigen Zügen übernommenen Polsterung ersetzt werden. Es sollte möglichst schnell eine Angleichung an den U-Bahn-Standard erreicht werden. Nicht alle Fahrgäste waren mit dieser von der BVG eingeschlagenen Richtung einer Anpassung an die West-U-Bahn einverstanden.

Trotz aufwendiger Sanierung der Strecken konnte das Potential der S-Bahn in West-Berlin nicht vollständig ausgeschöpft werden, die vorhandenen Züge, fast ausschließlich vom Typ Stadtbahn aus den frühen 1930er Jahren, waren für einen effizienten Betrieb zu alt. Deshalb mussten neue Züge angeschafft werden. Im Juli 1986 konnten die ersten vier Prototypen der Baureihe 480 einer Arbeitsgemeinschaft von AEG, Siemens und Waggon-Union vorgestellt werden. Da die Züge als Doppeltriebwagen ausgeliefert wurden, bildete damit der Viertelzug die kleinste betriebsfähige Einheit. Zwei Viertelzüge erhielten eine kristallblaue, die anderen beiden eine an die Traditionsfarben angelehnte Farbgebung. In einer Umfrage sprach sich ein Großteil der West-Berliner Bevölkerung für die Traditionsfarben aus. Bis 1992 konnten alle Wagen ausgeliefert werden – insgesamt waren es 41 Doppeltriebwagen.
Die S-Bahn in Ost-Berlin (1961–1989)

Anders als der S-Bahn im Berliner Westen erging es dem Hauptverkehrsmittel im Osten der Stadt. Aus der ehemals durchgehenden Stadtbahn war eine hochbelastete Stichstrecke mit einem für diese Belastungen völlig unterdimensionierten Endbahnhof Friedrichstraße geworden, der Nordostteil der Ringbahn wurde zur zentralen Verbindung zwischen den Strecken im Norden und Südosten. In der Folge mussten zwischen Schönhauser Allee und Pankow separate S-Bahn-Gleise verlegt werden, die Nordstrecken am jetzt geschlossenen Bahnhof Bornholmer Straße waren zu entflechten und die Strecke nach Oranienburg wurde über den Außenring an die Strecke nach Bernau angeschlossen. Die vorerst als Inselbetriebe betriebenen Außenstrecken nach Rangsdorf und Potsdam wurden wegen fehlender Wartungsmöglichkeiten für die Fahrzeuge wenige Wochen nach der Trennung auf den Betrieb mit Fernbahnfahrzeugen umgestellt. Nur die Strecke Hennigsdorf–Velten konnte aufgrund der in Velten vorhandenen Triebwagenhalle auf Dauer (bis 1983) weiterbetrieben werden. Bei späteren Umbauten, insbesondere im Bereich Schönhauser Allee–Berlin-Pankow, Gesundbrunnen–Berlin-Schönholz und Treptower Park–Berlin-Schöneweide berücksichtigte man die unterbrochenen Verbindungen kaum mehr. Auf der Stadtbahn mussten Möglichkeiten für das Wenden von Zügen im Regelbetrieb geschaffen werden. Es war nicht möglich, sämtliche auf diese zulaufende Zuggruppen bis Friedrichstraße zu führen. Auf Kosten eines Fernbahngleises entstand eine Kehranlage auf dem Bahnhof Alexanderplatz, später wurde auch die auf dem Bahnhof Warschauer Straße erweitert.

Als erstes zu bewältigendes Problem der nun eigenständigen Teilnetze galt es, die vom übrigen Netz abgeschnittenen Abschnitte in den DDR-Bezirken Frankfurt (Oder) und Potsdam an dasselbe anzuschließen. Da jedoch nur die Abschnitte von Oranienburg nach Hohen Neuendorf beziehungsweise von Hennigsdorf nach Velten Werkstätten besaßen, wurden die übrigen (unter anderem nach Falkensee) bis zum 9. Oktober 1961 eingestellt. Um die Strecke nach Oranienburg an das Stromschienennetz anzubinden, elektrifizierte man die Ferngleise des Berliner Außenringes zwischen dem Karower Kreuz und Bergfelde. Erst 1984 trennte man S- und Fernbahn auf diesem Abschnitt zur Vorbereitung auf die Fernbahnelektrifizierung. Zur Umgehung des unmittelbar an der Sektorengrenze gelegenen Bahnhofs Bornholmer Straße wurde ein Gleispaar als neue Verbindung zwischen Schönhauser Allee und Pankow verlegt, die als „Ulbrichtkurve“ verspottet wurde.

Die Strecke von Hennigsdorf und Velten blieb bis zur Elektrifizierung mit Oberleitung durch die Deutsche Reichsbahn 1983 bestehen, danach ging man zum lokbespannten Betrieb über. Vielen Bewohnern Ost-Berlins war dieser Inselbetrieb jedoch gar nicht bekannt. Der Taktfahrplan wurde zugunsten eines Anschlussfahrplans aufgegeben, das heißt, die Züge fuhren zu den Zeiten, wo Anschlüsse an die Züge des Außenrings bestanden.

In den ersten Jahren war es vergleichsweise ruhig um die S-Bahn, 1962 wurde zwar der Flughafen Schönefeld ans Netz angebunden, doch bis 1976 blieb es auch dabei. 1959 erprobte die Deutsche Reichsbahn die Baureihe ET 170, die als „Blaues Wunder“ in die Berliner S-Bahn-Geschichte einging. Der Name war doppelt gemeint, denn neben der blauen Farbe wiesen die ausgelieferten Fahrzeuge mehrere technische Probleme auf, so dass sie noch 1960 abgestellt wurden und bis zu ihrer Verschrottung in den 1970er Jahren nicht mehr zum Einsatz kamen.

Der VIII. Parteitag der SED beschloss 1971 ein Wohnungsbauprogramm, die öffentlichen Verkehrsmittel wie S-Bahn und Straßenbahn sollten durch Neubaustrecken integriert werden. Obwohl die ersten Plattenbausiedlungen in Marzahn erst mit der Schaffung eines eigenständigen Stadtbezirkes 1979 bezogen werden konnten, fuhr die S-Bahn schon drei Jahre eher bis hierher. Der Grund war simpel: Auf diese Weise konnten schon die Bauarbeiter von dem Verkehrsmittel profitieren und der Bau ging so auch schneller voran.

Die darauffolgenden Jahre waren vom Wohnungsbau geprägt – Plattenbauten prägten mehr und mehr die Stadtkulisse. Neben Marzahn entstanden auch in Hohenschönhausen und Hellersdorf Satellitenstädte. Bis zum Jahr 2000 sollte auch in Malchow eine Siedlung entstehen, diese wurde jedoch aufgrund der Wende in der DDR nicht verwirklicht. Nach Hohenschönhausen kam man noch mit der S-Bahn, ähnlich wie in Marzahn fuhr die S-Bahn voraus, nach Malchow sollte sie verlängert werden. Hier war ein großer Fernbahnhof vorgesehen, der Regionalbahnsteig in Hohenschönhausen sollte dafür geschlossen werden. Nach Hellersdorf konnte jedoch keine S-Bahn fahren, abgesehen von der Strecke nach Strausberg Nord; die Stadtbahn wäre sonst überlastet gewesen. Stattdessen verlängerte man die U-Bahn-Linie E von Tierpark bis nach Hönow. Insgesamt wurden bis zur Wende mehr als 40 km S-Bahn-Strecke in Betrieb genommen:
Datum Streckenabschnitt Länge
(in km)
19. November 1961 Hohen Neuendorf – Blankenburg 17,839
10. Dezember 1961 Schönhauser Allee – Pankow
(eigenes Gleispaar) 2,075
26. Februar 1962 Grünauer Kreuz – Flughafen Schönefeld 5,804
30. Dezember 1976 Friedrichsfelde Ost – Marzahn 3,808
15. Dezember 1980 Marzahn – Otto-Winzer-Straße 1,759
30. Dezember 1982 Otto-Winzer-Straße – Ahrensfelde 1,724
20. Dezember 1984 Springpfuhl – Hohenschönhausen 4,747
20. Dezember 1985 Hohenschönhausen – Wartenberg 0,962

Die Geschichte der Berliner S-Bahn 320px-Fahrkarte_BVB_S-Bahn_DDR
Fahrkarte des städtischen Nahverkehrs Berlin (DDR), ca. 1985

Bereits 1980 bestellte die DR zehn Prototypen der Baureihe 270 (heutige Baureihe 485). Bis 1991 wurden insgesamt 166 Viertelzüge geliefert. Anders als bei der BVG behielt man hier die übliche Aufteilung Triebwagen-Beiwagen-Beiwagen-Triebwagen (Tw-Bw-Bw-Tw) bei. Bei der Farbgebung stimmt die BR 270 dagegen nur teilweise überein. Die Züge der sogenannten „Nullserie“ wurden noch im DR-Design ausgeliefert, anstelle des üblichen Bordeauxrot/Ocker verwendete die DR das Farbschema Rotbraun/Elfenbein. Die neueren Züge wiesen jedoch einen auffallenden karminroten Wagenkasten mit anthrazitgrauem Fensterband auf. Inzwischen wurden die Züge jedoch in die Traditionsfarben umlackiert.

Die Attraktivität der S-Bahn (und des städtischen Nahverkehrs der DDR insgesamt) war auch durch die Subventionspolitik des Staates begründet. Die Fahrpreise waren bis zur Wende konstant und betrugen für den innerstädtischen Bereich 20 Pfennig, innerhalb der Grenzen von Ost-Berlin 30 Pfennig.

Die S-Bahn im wiedervereinigten Berlin

Die Geschichte der Berliner S-Bahn 800px-S-Bahn_Berlin_Potsdamer_Platz
Der wiedereröffnete S-Bahnhof Potsdamer Platz

Wiedervereinigung der Stadt und des Netzes

Die politischen Ereignisse der Jahre 1989/1990 machten auch nicht vor der S-Bahn halt. Mit Öffnung der Grenzen am 9. November 1989 sah sich die BVG einem gewaltigen Besucherandrang gegenüber, die Bediensteten mussten Überstunden einlegen, in den ersten Tagen danach wurde ein durchgehender Nachtverkehr auf den die Grenzen passierenden Linien S2 und S3 eingerichtet. Auf der westlichen Stadtbahn fuhren zudem erstmals seit langem wieder Vollzüge. Mit der Wiedervereinigung gingen die Betriebsrechte wieder an die DR zurück, die seit 1994 nach der Zusammenführung mit der Deutschen Bundesbahn unter dem Namen „Deutsche Bahn“ firmiert. Zum 1. Januar 1995 wurde die S-Bahn ausgegliedert und ist nun als S-Bahn Berlin GmbH ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der DB.

Die 1991 wieder als stärkste Partei gewählte CDU traf schon vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus den Beschluss, das Netz in dem Zustand vor 1961 wiederherzustellen. Jedoch eigneten sich nicht mehr alle Strecken für einen S-Bahn-Verkehr, beispielsweise der Abschnitt zwischen Spandau und Jungfernheide, da sich sonst ein Parallelverkehr mit der U7 ergeben hätte. Ergänzend hierzu war die Integration in das Fernbahnkonzept der Bahn. In Ergänzung des bestehenden Nord-Süd-Tunnels ist eine zweite S-Bahn-Strecke (Planungsname S21) vorgesehen.

Zunächst mussten dennoch erst einmal fast sämtliche Strecken im ehemaligen Ostteil der Stadt saniert werden, allen voran die Stadtbahn. Nachdem man nach der Wende alles daran setzte, die innerstädtischen Lücken zu schließen (durchgehender Stadtbahnverkehr am 2. Juli 1990), folgten sekundär die ersten Strecken vom Westen Berlins aus ins Land Brandenburg. Bis 1992 war das West-Berliner Teilnetz an drei Punkten wieder mit dem Umland verknüpft worden. Am 17. Dezember 1993 folgte mit der Wiederinbetriebnahme des Südrings zwischen den Bahnhöfen Westend und Baumschulenweg der erste größere innerstädtische Abschnitt.

Die Stadtbahn wurde 1994 in Angriff genommen. Die S-Bahn wurde eigens hierfür auf die Ferngleise verlegt, da jedoch die Bahnhöfe Tiergarten, Bellevue und Jannowitzbrücke keinen Fernbahnsteig besitzen, fuhr hier die S-Bahn durch. Für den S-Bahnhof Hackescher Markt wurde nur ein provisorischer Bahnsteig in Richtung Alexanderplatz in Betrieb genommen. Nach und nach folgten auch die übrigen Strecken mit ihrer Neueröffnung beziehungsweise Sanierung. 1998 ging Spandau wieder ans Netz, 2002 konnte nach mehreren Jahren Verzögerung endlich der Innenring geschlossen werden. Das symbolische Ziel wurde damit weitgehend erreicht.

Obwohl die Betriebe in beiden Stadthälften in den 1980er Jahren neue Fahrzeuge anschafften, musste für die wiedervereinigte Hauptstadt ein neuer, einheitlicher Typ Baureihe her. Das Adtranz-Werk in Ammendorf fertigte deshalb bereits 1993 einen Prototyp der Baureihe 481 an, der erstmals 1995 vorgestellt wurde. Der Erfolg der Baureihe sollte sich darin äußern, dass die S-Bahn Berlin GmbH noch kurz vor Abschluss der ersten Lieferung von 100 Viertelzügen nochmals 400 nachbestellte. Gleichzeitig wurden mit Inbetriebnahme der neuen Baureihe schrittweise die Altbauzüge der Baureihen 475, 476 und 477 ausgemustert. 2004 konnte der 500. und damit letzte Viertelzug der Baureihe 481/482 ausgeliefert werden. Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge sank damit von über 60 auf ca. sechs Jahre. Der Durchgang zwischen den beiden Teilwagen ist dabei keineswegs ein Novum, bereits die Züge der ausgemusterten Baureihe ET 170 („Blaues Wunder“) waren durchgehend begehbar. 2003 wurden drei durchgehend begehbare Halbzüge geliefert.

Die S-Bahn feierte 1999 mit einer großen Fahrzeugparade im Bahnhof Olympiastadion das 75-jährige Bestehen des Gleichstrombetriebs. Neben den Fahrzeugen aus den anderen S-Bahn-Betrieben Deutschlands wie den Baureihen 420, 423 oder 474 stellte der Betrieb auch ein für touristische Zwecke vorgesehenes Fahrzeug vor: Die „Panorama-S-Bahn“.

Pläne des Senates, die S-Bahn mit der BVG zu einem neuen Verkehrsunternehmen zu fusionieren und dadurch jährlich 800 Mio. Mark einzusparen, wurden Mitte 2001 heftig kritisiert.[8]

Neubaustrecken und Wiedereröffnungen (ab 1992)

Die Geschichte der Berliner S-Bahn 800px-Messebahnhof-2
Wiedereröffnung der Strecke Westkreuz – Pichelsberg mit dem damaligen Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU) und dem damaligen Geschäftsführer der S-Bahn Berlin GmbH Axel Nawrocki

Datum Streckenabschnitt Länge
(in km) Bemerkung
1. April 1992 Wannsee – Potsdam Stadt 8,968 Bestand bis 13. August 1961
31. Mai 1992 Frohnau – Hohen Neuendorf 4,176 Bestand bis 13. August 1961
31. August 1992 Lichtenrade – Blankenfelde 5,750 Bestand bis 13. August 1961
17. Dezember 1993 Westend – Baumschulenweg 18,344 Bestand bis 28. September 1980 (Westend – Köllnische Heide)

Bestand bis 13. August 1961 (Köllnische Heide – Baumschulenweg)
28. Mai 1995 Schönholz – Tegel 6,846 Bestand bis 9. Januar 1984
Priesterweg – Lichterfelde Ost 3,979 Bestand bis 9. Januar 1984
15. April 1997 Westend – Jungfernheide 2,227 Bestand bis 28. September 1980
18. Dezember 1997 Neukölln – Treptower Park 3,358 Bestand bis 28. September 1980 (Neukölln – Sonnenallee)

Bestand bis 13. August 1961 (Sonnenallee – Treptower Park)
16. Januar 1998 Westkreuz – Pichelsberg 4,774 Bestand bis 28. September 1980
25. September 1998 Lichterfelde Ost – Lichterfelde Süd 2,668 Bestand bis 9. Januar 1984
15. Dezember 1998 Tegel – Hennigsdorf 8,302 Bestand bis 9. Januar 1984 (Tegel – Heiligensee)

Bestand bis 13. August 1961 (Heiligensee – Hennigsdorf)[9]
30. Dezember 1998 Pichelsberg – Spandau 4,146 Bestand bis 28. September 1980
19. Dezember 1999 Jungfernheide – Westhafen 3,146 Bestand bis 28. September 1980
17. September 2001 Pankow – Gesundbrunnen 2,648 Bestand bis 13. August 1961 (Pankow – Bornholmer Straße)

Bestand bis 9. Januar 1984 (Bornholmer Straße – Gesundbrunnen)
Schönhauser Allee – Gesundbrunnen 1,783 Bestand bis 13. August 1961
Schönhauser Allee – Bornholmer Straße 1,688 Neubau
15. Juni 2002 Westhafen – Gesundbrunnen 3,463 Bestand bis 28. September 1980
24. Februar 2005 Lichterfelde Süd – Teltow Stadt 2,880 Neubau

Ausfälle 2009–2011

Die Geschichte der Berliner S-Bahn 800px-Berlin_Ostbahnhof-_auf_Bahnsteig_zu_Gleis_3-_S-Bahn_Berlin-_Zusatzverkehr_11.8.2009
X-Wagen als Zusatzverkehr der S-Bahn Berlin im Berliner Ostbahnhof

Im Winter 2008/2009 kam es unter anderem auf Grund eingefrorener Fahrsperren und defekter Türen zu teilweise starken Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr. Teilweise sollen diese laut Arbeitnehmervertretern die Folge von Einsparungen bei der Wartung und bei der Vorbereitung der Züge auf Tiefsttemperaturen gewesen sein.[10][11]

Am 1. Mai 2009 brach beim Bahnhof Berlin-Kaulsdorf das Rad eines Wagens der Baureihe 481. Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) forderte daraufhin zusätzliche Sicherheitsprüfungen, die Räder sollten nunmehr alle sieben Tage überprüft werden. Obwohl der Betreiber dies zugesagt hatte, stellte das EBA am 29. Juni 2009 bei Kontrollen fest, dass die Prüfungen nicht im geforderten Umfang erfolgt waren. Es ordnete deshalb an, ab dem Folgetag alle nicht fristgerecht geprüften Züge vorübergehend außer Betrieb zu nehmen.[12] In der Folge waren teilweise nur noch 165 der 632 Viertelzüge einsatzbereit.[13] Dies führte am 20. Juli 2009 zu einem Notfahrplan mit massiven Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr; einige Linien wurden vorübergehend komplett eingestellt, und auch der S-Bahn-Verkehr auf der Stadtbahn zwischen Bahnhof Zoo und Ostbahnhof wurde für zweieinhalb Wochen ausgesetzt. Insbesondere in den Jahren zuvor unter der Regie der Deutschen Bahn abgebaute Reparaturkapazitäten (stillgelegte Werkstätten, entlassene Mitarbeiter) behinderten eine schnelle Behebung der technischen Probleme.[14]

Am 7. September 2009 wurden Schäden an den Bremszylindern der Züge festgestellt, was erneut zu einem Notfahrplan ab dem folgenden Tag führte, da nur noch 163 von 634 Viertelzügen einsetzbar waren. Offenbar waren auf Grund von Rationalisierungsmaßnahmen seit 2004 Wartungsarbeiten an den Bauteilen nicht mehr im notwendigen Umfang durchgeführt und Wartungsprotokolle gefälscht worden.[15] Der Fahrzeugmangel führte dazu, dass erneut der Verkehr auf der Stadtbahn sowie auf einigen Außenästen eingestellt werden musste.[16][17][18]

Erst ab Mitte Oktober 2009 konnte das gesamte Netz wieder befahren werden, jedoch auf vielen Strecken mit ausgedünnten Fahrplänen und meist mit verkürzten Zügen.[19] Die Rückkehr zum Normalfahrplan war von der S-Bahn GmbH im Oktober für Mitte Dezember angekündigt worden,[20] dies konnte jedoch nicht eingehalten werden. Ende Dezember 2009 mussten zudem weitere 70 Viertelzüge wegen Störungen an den Türen und den Antrieben aus dem Verkehr genommen werden.[21]

Ende Dezember 2009 rechnete der Berliner Senat damit, dass die S-Bahn erst 2013 wieder zum Normalbetrieb zurückkehren werde.[22] Am 4. Januar 2010 standen nur noch 287 Viertelzüge zur Verfügung, sodass selbst der Notfallfahrplan nicht aufrechterhalten werden konnte.[23] Wegen unterlassener Wartung und unzureichender Vorbereitung auf den Winter fielen im Januar 2010 über 100 Viertelzüge aus.[24]

Die Bahn hoffte noch bis Mitte 2010, bis spätestens Ende 2010 wieder den normalen Fahrplan anbieten zu können, eventuell mit verkürzten Zügen.[25] Hierzu sollte der Bestand an einsatzfähigen Fahrzeugen von gegenwärtig 317 auf 500 Viertelzüge gesteigert werden. Dazu kam es jedoch nicht. Im Gegenteil musste das Angebot im Dezember 2010 nach einem Wintereinbruch weiter reduziert werden.

Am 2. Juli 2009 entschloss sich der Aufsichtsrat der S-Bahn, die vierköpfige Geschäftsführung von ihren Pflichten zu entbinden. Als neuen Sprecher der Geschäftsführung berief er Peter Buchner, der bisher Regionalbereichsleiter der DB Regio AG war.[26] Wegen des Verdachts gefälschter Wartungsprotokolle beauftragte die Deutsche Bahn Wirtschaftsprüfer und eine Rechtsanwaltskanzlei mit Ermittlungen.[15] Der Abschlussbericht der Ermittlungen bei der S-Bahn Berlin wurde am 23. Februar 2010 veröffentlicht.[27]

Das Eisenbahn-Bundesamt hatte die Ende 2009 turnusmäßig auslaufende Betriebsgenehmigung für die S-Bahn aufgrund der Wartungsmängel zunächst nur um ein Jahr verlängert, entgegen der üblichen 15 Jahre.[28] Ende 2010 erfolgte eine weitere Verlängerung um drei Jahre. Ende 2012 erhielt die S-Bahn wieder eine Verlängerung der Betriebsgenehmigung um 15 Jahre.[29]

Der wirtschaftliche Schaden für das Unternehmen ist erheblich. So sah sich die Geschäftsführung aufgrund des Image-Schadens gezwungen, mehrere „Entschädigungspakete“ für die Fahrgäste aufzulegen. Für die Leistungseinschränkungen im Jahr 2009 umfassten die Entschädigungsleistungen ein Volumen von 35 Millionen Euro, im Jahr 2010 waren es 70 Millionen Euro und im Jahr 2011 weitere 38,5 Millionen Euro. Insbesondere der geringe Umfang des dritten Pakets stieß hierbei auf erhebliche Kritik.[30] Darüber hinaus wurden 2009 an vier Wohltätigkeitsorganisationen insgesamt 400.000 Euro gespendet.[31] Anfang 2010 erhöhte die S-Bahn die Ressourcen zur Instandhaltung. Hierzu wurden zusätzliche Mitarbeiter hinzugezogen und bereits geschlossene Werkstätten reaktiviert.[32] Aufgrund der anhaltenden Leistungseinschränkungen und Qualitätsmängel behielt der Berliner Senat Zuzahlungen für das Jahr 2010 in Höhe von 52,4 Millionen Euro ein, für 2011 dann 33,3 Millionen Euro und für 2012 – vorbehaltlich der Endabrechnungen – weitere 11,85 Millionen Euro. Diese Mittel wurden und werden für Verbesserungen im ÖPNV eingesetzt.[33]

Die Geschichte der Berliner S-Bahn 800px-S-Bahn_Berlin_Gesundbrunnen
S-Bahnhof Gesundbrunnen

Baureihen

Seit der Aufnahme des elektrischen Betriebs 1924 kamen bei der S-Bahn insgesamt zehn Baureihen zum Einsatz (Umbauten und Umbenennungen nicht mit eingerechnet). Da es, bedingt durch Krieg und Rekonstruktion, zu mehrmaligen Umnummerierungen kam, lässt sich kaum ein einheitliches Schema darstellen. Seit Anfang der 2000er Jahre werden drei Baureihen (480, 481/482, 485) eingesetzt.

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Die Geschichte der Berliner S-Bahn 800px-S-Bahn_Berlin_Baureihe_481
Baureihe 481

Obenstehende Tabelle gibt eine Übersicht der Baureihen der Berliner S-Bahn von den ersten Versuchsfahrzeugen im Jahr 1922 bis hin zur modernen Baureihe 481/482.

Ab 1941 führte die DR einheitliche Bezeichnungen für ihre Elektrotriebwagen ein, dieses Schema wurde 1970 durch ein EDV-gerechtes System abgelöst. 1992 erfolgte die Anpassung an das Baureihenschema der DB.

Zugbildung

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Baureihe 485

Die kleinste Einheit bei der Berliner S-Bahn ist ein Viertelzug (kurz: Viertel). Der Name geht auf die Zugstärke zurück, so gehen aus dem Viertelzug der Halbzug (zwei Viertel), der Dreiviertelzug (drei Viertel) und der Vollzug (vier Viertel) hervor. Das Viertel an sich besteht dabei aus zwei Einzelwagen. Alle seit 1925 gebauten Einheiten bei der Berliner S-Bahn weisen diese Aufteilung auf.

Der Viertelzug lässt sich nochmals in vier Kategorien aufteilen, das Steuerviertel, das EMB-Viertel, das Passviertel und das Peenemünder Viertel.

Steuerviertel

Die Geschichte der Berliner S-Bahn 800px-S-Bahn_Berlin_Baureihe_480
Baureihe 480

Die ersten Wagen der S-Bahn (Bauart Oranienburg) und Bauart Stadtbahn wurden anfangs noch statt mit einem Beiwagen (EB) mit einem Steuerwagen (ES) ausgeliefert. Der zweite Wagen des Viertels war stets ein Triebwagen (ET). Die Steuerwagen sind wie die Beiwagen antriebslos, weisen aber im Unterschied zu diesen einen Führerstand am Ende des Wagens auf. So ist es möglich, dass ein Viertelzug mit Trieb- und Steuerwagen die kleinste Einheit bildet, wogegen bei einem Trieb- und Beiwagen erst ein Betrieb als Halbzug möglich wäre. Die mit einem Steuerwagen versehenen Einheiten werden daher als Steuerviertel bezeichnet.

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurden die Führerstandseinrichtungen fast aller Steuerwagen zur Materialgewinnung ausgebaut. Ehemalige Steuerwagen waren noch Jahrzehnte später an der typischen dreiteiligen Stirnwand, allerdings ohne Fenster, zu erkennen.

EMB-Viertel

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Inzwischen ausgemusterte Baureihe 477

Die Baureihen, die vor 1959 ausgeliefert wurden (ET 165–169), waren bis zu diesem Zeitpunkt für einen Zwei-Mann-Betrieb ausgelegt worden. Das heißt, dass der Triebwagenschaffner des Zuges das Abfertigungssignal der Bahnsteigaufsicht aufnahm, dann dem Triebwagenführer das Zeichen zum Schließen der Türen gab und dem Triebwagenführer den Abfahrauftrag gab. Mit der Einführung des Abfertigungsfunks ab 1965 wurde den Triebwagenführern das Abfahrsignal direkt per UKW-Funk mitgeteilt, so dass diese zusätzlich die Aufgaben des Triebwagenschaffners übernehmen konnten. Auf den Schaffner konnte somit verzichtet werden und ein Ein-Mann-Betrieb (EMB) wurde hergestellt.

Die umgerüsteten Viertel wurden deswegen als EMB-Viertel bezeichnet.

Passviertel

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Getrennte Kurzkupplung der Baureihe 481

Neben den zu EMB-Vierteln umgebauten Einheiten existierten weiterhin Viertel der BR ET 165/275 mit einem Trieb- und einem Beiwagen ohne Ausrüstung für den Einmannbetrieb. Diese wurden nur mit den nötigen Steuerleitungen versehen, blieben aber sonst unverändert. Im Ein-Mann-Betrieb konnten sie dementsprechend nur in Zugmitte „eingepasst“, das heißt zwischen zwei EMB-Viertel gekuppelt, verkehren. Erkennbar waren sie an der nicht versetzten Führerstandsrückwand und an den ursprünglichen Lampen (nur ein Scheinwerfer in der Mitte als Spitzen- und zwei Oberwagenlaternen als Schlusssignal).
Peenemünder Viertel

Ab 1934 wurden bei den älteren Fahrzeugen der S-Bahn ausschließlich Trieb- und Beiwagen als Viertel geliefert. Eine Ausnahme bildeten die umgebauten Wagen der Peenemünder Werkbahn, die nach dem Krieg zur Berliner S-Bahn kamen. Diese Züge waren aus je einem Trieb- und Steuerwagen bestehend geliefert worden. Dies ermöglichte es, auf schwach frequentierten Strecke (z. B. Siemensbahn Jungfernheide – Gartenfeld) Viertelzüge anstatt der üblichen Halbzüge einzusetzen. Die Fahrzeuge wurden in die Baureihe ET 167 eingegliedert, obwohl sie bei der Anpassung an die Berliner Verhältnisse die inkompatiblen Steuerstromkupplungen (Klavier) mit abweichender Belegung verloren hatten und nicht mit den Wagen der ursprünglichen BR ET 167 kuppelbar waren. Folgerichtig wurden sie 1965 in die Baureihe ET 166, 1970 dann in die BR 276.0 umnummeriert. Erst mit der Rekonstruktion wurden sieben der neun in Berlin vorhandenen Peenemünder Viertelzüge unter Beibehaltung der Steuerwagen der Baureihe 277 angeglichen. Hier bildeten sie die besondere Nummerngruppe 277 403–420, nach der Umzeichnung 1993 477/877 601–608.
Entwicklung der Fahrgastzahlen

Die Fahrgastzahlen stiegen nach der Wende 1990 kontinuierlich an. Hauptgründe dafür sind die Wiedereröffnung von vormals stillgelegten Strecken im Westteil Berlins und im Umland und die Verknüpfung der Netze in Ost und West, wodurch neue Direktverbindungen durch die gesamte Stadt geschaffen wurden. Ebenso wirkte der Bevölkerungsanstieg im Umland und Stadtrandgebieten sowie der Wegfall ideologischer Nutzungshürden im Westteil. Der vorläufige Höhepunkt der Fahrgastnachfrage wurde 2006 mit der Fußball-Weltmeisterschaft erreicht. Der Rückgang während des Höhepunktes der S-Bahn-Krise im Jahr 2009 ist erstaunlicherweise nur sehr gering. Ab 2010 setzte der Aufwärtstrend wieder ein. Im Jahr 2012 wurde trotz des krisenbedingt immer noch eingeschränkten Angebots ein neuer Höchstwert erreicht.

Die Geschichte der Berliner S-Bahn 440px-Fahrgaeste-der-S-Bahn
Fahrgastzahlen

Jahr Fahrgäste pro Jahr
1991 193 Mio.[34]
1992 214 Mio.[34]
1993 218 Mio.[34]
1994 237 Mio.[34]
1995 245 Mio.[34]
1996 264 Mio.[34]
1997 264 Mio.[34]
1998 270 Mio.[34]
1999 280 Mio.[34]
2000 291 Mio.[34]
2001 296 Mio.[35]
2002 305 Mio.[36]
2003 315 Mio.
2004 318 Mio.
2005 357 Mio.[37]
2006 376 Mio.[37]
2007 371 Mio.[38]
2008 388 Mio.[39]
2009 371 Mio.[40]
2010 376 Mio.[40]
2011 383 Mio.[41]
2012 395 Mio.[41]
2013 402 Mio.[42]
Stillgelegte Strecken

In der folgenden Liste sind die 76,692 km Strecken aufgeführt, die durch verschiedene Ereignisse nicht mehr zum Netz der Berliner S-Bahn gehören.
Datum Streckenabschnitt Länge
(in km) Bemerkung
28. Juli 1938 Stettiner Vorortbahnhof – nördliche Tunnelmund der Nord-Süd-Bahn 0,174 ersetzt durch Nord-Süd-S-Bahn
9. Oktober 1939 Potsdamer Wannseebahnhof – Schöneberg 3,918 ersetzt durch Nord-Süd-S-Bahn
6. November 1939 Potsdamer Ringbahnhof – Yorckstraße 1,430 ersetzt durch Nord-Süd-S-Bahn
3. Juli 1944 Potsdamer Ringbahnhof – Südring-Spitzkehre (Ost und West) 3,500 teilweise Planungsstufe 4 der S21 (Cheruskerkurve)[43]
Februar 1945 Potsdamer Bahnhof – Zehlendorf Mitte 11,960 Bankierszüge (Fernbahngleise)
Verbindung Stammbahn – Wannseebahn 1,040 Bankierszüge
1945 Charlottenburg – Westend 3,008 Westkreuz (Nordkurve)
13. August 1961 Wannsee – Stahnsdorf 4,135 Mauerbau; Wiederaufbau erwünscht [44]
Spandau – Falkensee 6,614 Mauerbau; Wiederaufbau geplant
Blankenfelde – Rangsdorf 4,843 Mauerbau; Wiederaufbau erwünscht [45]
Lichterfelde – Teltow 2,700 Ersetzt durch Neubau nach Teltow Stadt
9. Dezember 1961 Schönhauser Allee – Pankow 2,942 Gütergleise ersetzt durch „Ulbricht-Kurve“
17. September 1980 Jungfernheide – Gartenfeld 4,460 Streik 1980
Zehlendorf – Düppel 2,300 Streik 1980; Wiederaufbau erwünscht
Spandau – Staaken 3,829 Streik 1980
Spandau – Jungfernheide 6,170 Streik 1980
Charlottenburg – Halensee 1,822 Streik 1980; kein Planverkehr (nur noch eingleisig)
20. September 1983 Hennigsdorf – Velten 5,873 nach Mauerbau elektrischer Gleichstrom-S-Bahn-Inselbetrieb bis 1983; Wiederaufbau geplant
2001 Schönhauser Allee – Pankow 2,075 „Ulbricht-Kurve“ ersetzt durch Neubaustrecke
27. Mai 2006 Ostkreuz (Nordkurve) 0,580 Umbau Ostkreuz
31. August 2009 Ostkreuz (Südkurve) 2,319 Umbau Ostkreuz; Wiederaufbau im Rahmen des Umbaus vorgesehen

Geht man von den bestehenden Planungen und Forderungen verschiedener Verbände im Berliner Umland aus, könnte es zur Reaktivierung von insgesamt 30,544 Kilometern dieser Strecken kommen.

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