Hussein bin Talal
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Hussein bin Talal
Hussein bin Talal (arabisch الحسين بن طلال, DMG al-Ḥusain bin Ṭalāl; * 14. November 1935 in Amman, Jordanien; † 7. Februar 1999) war von 1952 bis 1999 König von Jordanien (Haschemitisches Königreich von Jordanien).
Hussein I. bei einem USA-Besuch am 2. April 1997
Leben
Hussein bin Talal kam als Sohn von Talal und Enkel von Abdallah ibn Hussain, des Sohnes des Scherifen Hussein von Mekka, zur Welt. Neben Hassan II. von Marokko wurde er in der arabischen Welt als einer der beiden Herrscher jener Zeit angesehen, die als direkte Nachkommen des Propheten Mohammed gelten. Seine Schulausbildung erhielt er am Victoria College in Alexandria (Ägypten). Ab 1951 besuchte er die Royal Military Academy Sandhurst im Vereinigten Königreich. Während eines Besuches in seiner Heimat erlebte er mit, wie sein Großvater König Abdallah vor der al-Aqsa-Moschee in Jerusalem von einem arabischen Attentäter erschossen wurde, der befürchtete, der König versuche, zwischen den Arabern und Israel Frieden zu stiften. Abdallahs Sohn Talal, Husseins Vater, regierte in der Folge nur ein Jahr, bis er wegen einer unheilbaren Nervenkrankheit abgesetzt wurde. Somit wurde der erst sechzehnjährige Hussein am 11. August 1952 zum neuen König proklamiert, blieb aber in Sandhurst, bis er am 2. Mai 1953 den Thron bestieg.
US-Präsident Jimmy Carter und König Hussein von Jordanien am 25. April 1977 im Weißen Haus
König Hussein verfolgte eine gemäßigte prowestliche Politik, nachdem er 1957 die linksnationalistische Reformregierung Sulaimān an-Nābulusī zum Rücktritt gezwungen hatte. Überschattet wurde seine gesamte Amtszeit vom Nahostkonflikt. Seit Mitte der 1960er Jahre nahmen die Spannungen mit Israel um die Nutzung des Wassers des Jordan durch Israel und die Unterstützung der PLO durch Jordanien zu. Im Sechstagekrieg im Juli 1967 eroberte Israel von Jordanien die Altstadt von Jerusalem und das Westjordanland. Aus den nunmehr israelisch besetzten Gebieten floh eine große Zahl von Palästinensern nach Jordanien, und die PLO wurde zu einem bedeutenden Faktor in der Innenpolitik des Landes, die die Macht des Königs zunehmend bedrohte. Am 1. September 1970[1] verübte die marxistisch-leninistische Demokratische Front zur Befreiung Palästinas ein Attentat auf den König. Unmittelbare Folge des missglückten Anschlags war der „Schwarze September“, der jordanisch-palästinensische Bürgerkrieg von 1970 bis 1971. Dabei zerschlug Hussein mit Hilfe der Beduinen die palästinensischen Organisationen in Jordanien, die zunehmend die Macht im Staat bedrohten. 1974 wurde die PLO von Hussein anerkannt und 1988 auf alle jordanischen Ansprüche auf das Westjordanland zu Gunsten der PLO verzichtet. Im Verlauf seiner 47-jährigen Regierungszeit überlebte er mehr als 30 Attentate und konnte mehrere Komplotte und Umsturzversuche abwenden.
Besuch der von Weizäckers 1985.
v. l. r.: König Hussein Bin Talal, Frau Marianne von Weizsäcker, Königin Noor, Bundespräsident Richard von Weizsäcker
Während des Zweiten Golfkrieges (1990–1991), der Besetzung Kuwaits durch den Irak und des folgenden Angriffs der von den USA geführten alliierten Truppen zur Befreiung des Golfstaates geriet Jordanien in weitgehende politische Isolation, als Hussein zwischen den Alliierten und dem Irak vermitteln wollte. Eine Entspannung der Situation trat erst ein, als 1994 der israelisch-jordanische Friedensvertrag geschlossen wurde. Seit 1991 begann mit der Zulassung von Parteien auch eine Demokratisierung des Landes.
König Hussein auf einer Banknote von Jordanien 1992 mit Ruinen vom antiken Jerash
Anlässlich der Trauerfeier für den 1995 ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin am Herzlberg in Jerusalem betrat König Hussein erstmals seit der Ermordung seines Großvaters wieder den Boden Jerusalems. In seiner persönlichen Ansprache während der Begräbnisfeierlichkeiten sagte er:
„Meine Schwester, Frau Leah Rabin, meine Freunde, ich habe nie geglaubt, daß einmal der Moment kommen würde, da ich den Verlust eines Bruders, eines Kollegen und eines Freundes beklagen würde – eines Mannes und eines Soldaten, den wir achteten, wie er uns achtete. Du hast als Soldat gelebt, und du bist als Soldat des Friedens gestorben, und ich denke, es ist für uns alle an der Zeit, hier und heute und für alle Zukunft klar und deutlich Position zu beziehen. […] Hoffen und beten wir, daß Gott einem jeden von uns – gemäß seinem jeweiligen Wirkungskreis – die Kraft geben wird, alles in seiner Macht stehende zu tun, um die bessere Zukunft, an der Jitzchak Rabin so entschlossen und mutig baute, zu verwirklichen […].“[2]
Hussein erlag am 7. Februar 1999 einer schweren Erkrankung (Non-Hodgkin-Lymphom). Kurz vor seinem Tod hatte er noch sein Testament dahingehend geändert, dass nicht sein Bruder Hassan ibn Talal ihm nachfolgen sollte, sondern sein Sohn Abdullah. Die Bedeutung Husseins und die Anerkennung für seine langjährigen Bemühungen um Frieden im Nahen Osten wurden durch die Anwesenheit von 17 regierenden Staatschefs, Vertretern verschiedener Monarchien und früherer politischer Verhandlungspartner, darunter die ehemaligen US-Präsidenten Gerald Ford, Jimmy Carter und George H. W. Bush, bei den Begräbnisfeierlichkeiten unterstrichen.
Ehen und Nachkommen
Scharifa Dina bint Abd al-Hamid (* 1929) (Heirat 19. April 1955, Scheidung 1957)
Prinzessin Alia (* 1956)
Antoinette Avril Gardiner, später Muna al-Hussein (* 1941) (Heirat 25. Mai 1961, Scheidung 1972)
Abdullah (* 1962)
Faisal (* 1963)
Aisha (* 1968)
Zein (* 1968)
Alia Baha’ ad-Din Tuqan (1948–1977), kam bei einem Helikopterabsturz ums Leben
Haya (* 1974)
Ali (* 1975)
Abir (* 1972, adoptiert 1976)
Elizabeth (Lisa) Nadschib Halabi, genannt Noor al-Hussein, dt: „Licht Husseins“ (* 1951)
Hamzah (* 1980)
Hashim (* 1981)
Iman (* 1983)
Raiyah (* 1986)
König Hussein als Funkamateur
Hussein I. sowie ein großer Teil der königlichen Familie sind Funkamateure; als Amateurfunkrufzeichen verwendete er dabei entgegen den Regelungen der ITU nur den Länderpräfix von Jordanien, JY1.
Zur Bedeutung des Amateurfunks für ihn und für Jordanien äußerte er 1993 in der Zeitschrift RadCom:
Der Amateurfunk hat mir ermöglicht, Menschen in aller Welt zu begegnen, den einen oder anderen auch persönlich, und zu erkennen, dass wir zu einer einzigen großen Familie gehören, deren Heimat heute die ganze Welt ist.
Auch die praktische Bedeutung hob er hervor:
Oft hat Amateurfunk uns geholfen, humanitäre Hilfe zu organisieren, vor allem 1967-1970, als die konventionellen Fernmeldeanlagen schwer beschädigt waren.
Die Lizenzierung seiner zweiten Frau Prinzessin Muna als JY2 wird als politische Kundgebung zur Stärkung der Frau in der arabischen Gesellschaft gesehen.
Hussein betonte an gleicher Stelle die Bedeutung des Amateurfunks für die Entwicklung eines modernen Jordaniens:
Ich habe durch mein persönliches Beispiel viele Jordanier ermutigt, sich auf diesem Gebiet zu betätigen - sowohl technisch als auch, was ebenso wichtig ist, in der zwischenmenschlichen Kommunikation
Entgegen dieser Selbstdarstellung konzentrierte sich die in Europa sehr häufig gehörte Aktivität aus Jordanien allerdings vor allem auf den königlichen Hof, wobei die Königsfamilie automatisch lizenziert ist. Trotzdem sah Hussein I die Förderung des Amateurfunks als Möglichkeit, Jordanien technisch zu entwickeln.
Veröffentlichungen
Mein gefährliches Leben; München: Paul List Verlag, 1962.
Mein Krieg mit Israel; aufgezeichnet von Vick Vance und Pierre Lauer; Wien, München, Zürich: Verlag Fritz Molden, 1969.
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Hussein I. bei einem USA-Besuch am 2. April 1997
Leben
Hussein bin Talal kam als Sohn von Talal und Enkel von Abdallah ibn Hussain, des Sohnes des Scherifen Hussein von Mekka, zur Welt. Neben Hassan II. von Marokko wurde er in der arabischen Welt als einer der beiden Herrscher jener Zeit angesehen, die als direkte Nachkommen des Propheten Mohammed gelten. Seine Schulausbildung erhielt er am Victoria College in Alexandria (Ägypten). Ab 1951 besuchte er die Royal Military Academy Sandhurst im Vereinigten Königreich. Während eines Besuches in seiner Heimat erlebte er mit, wie sein Großvater König Abdallah vor der al-Aqsa-Moschee in Jerusalem von einem arabischen Attentäter erschossen wurde, der befürchtete, der König versuche, zwischen den Arabern und Israel Frieden zu stiften. Abdallahs Sohn Talal, Husseins Vater, regierte in der Folge nur ein Jahr, bis er wegen einer unheilbaren Nervenkrankheit abgesetzt wurde. Somit wurde der erst sechzehnjährige Hussein am 11. August 1952 zum neuen König proklamiert, blieb aber in Sandhurst, bis er am 2. Mai 1953 den Thron bestieg.
US-Präsident Jimmy Carter und König Hussein von Jordanien am 25. April 1977 im Weißen Haus
König Hussein verfolgte eine gemäßigte prowestliche Politik, nachdem er 1957 die linksnationalistische Reformregierung Sulaimān an-Nābulusī zum Rücktritt gezwungen hatte. Überschattet wurde seine gesamte Amtszeit vom Nahostkonflikt. Seit Mitte der 1960er Jahre nahmen die Spannungen mit Israel um die Nutzung des Wassers des Jordan durch Israel und die Unterstützung der PLO durch Jordanien zu. Im Sechstagekrieg im Juli 1967 eroberte Israel von Jordanien die Altstadt von Jerusalem und das Westjordanland. Aus den nunmehr israelisch besetzten Gebieten floh eine große Zahl von Palästinensern nach Jordanien, und die PLO wurde zu einem bedeutenden Faktor in der Innenpolitik des Landes, die die Macht des Königs zunehmend bedrohte. Am 1. September 1970[1] verübte die marxistisch-leninistische Demokratische Front zur Befreiung Palästinas ein Attentat auf den König. Unmittelbare Folge des missglückten Anschlags war der „Schwarze September“, der jordanisch-palästinensische Bürgerkrieg von 1970 bis 1971. Dabei zerschlug Hussein mit Hilfe der Beduinen die palästinensischen Organisationen in Jordanien, die zunehmend die Macht im Staat bedrohten. 1974 wurde die PLO von Hussein anerkannt und 1988 auf alle jordanischen Ansprüche auf das Westjordanland zu Gunsten der PLO verzichtet. Im Verlauf seiner 47-jährigen Regierungszeit überlebte er mehr als 30 Attentate und konnte mehrere Komplotte und Umsturzversuche abwenden.
Besuch der von Weizäckers 1985.
v. l. r.: König Hussein Bin Talal, Frau Marianne von Weizsäcker, Königin Noor, Bundespräsident Richard von Weizsäcker
Während des Zweiten Golfkrieges (1990–1991), der Besetzung Kuwaits durch den Irak und des folgenden Angriffs der von den USA geführten alliierten Truppen zur Befreiung des Golfstaates geriet Jordanien in weitgehende politische Isolation, als Hussein zwischen den Alliierten und dem Irak vermitteln wollte. Eine Entspannung der Situation trat erst ein, als 1994 der israelisch-jordanische Friedensvertrag geschlossen wurde. Seit 1991 begann mit der Zulassung von Parteien auch eine Demokratisierung des Landes.
König Hussein auf einer Banknote von Jordanien 1992 mit Ruinen vom antiken Jerash
Anlässlich der Trauerfeier für den 1995 ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin am Herzlberg in Jerusalem betrat König Hussein erstmals seit der Ermordung seines Großvaters wieder den Boden Jerusalems. In seiner persönlichen Ansprache während der Begräbnisfeierlichkeiten sagte er:
„Meine Schwester, Frau Leah Rabin, meine Freunde, ich habe nie geglaubt, daß einmal der Moment kommen würde, da ich den Verlust eines Bruders, eines Kollegen und eines Freundes beklagen würde – eines Mannes und eines Soldaten, den wir achteten, wie er uns achtete. Du hast als Soldat gelebt, und du bist als Soldat des Friedens gestorben, und ich denke, es ist für uns alle an der Zeit, hier und heute und für alle Zukunft klar und deutlich Position zu beziehen. […] Hoffen und beten wir, daß Gott einem jeden von uns – gemäß seinem jeweiligen Wirkungskreis – die Kraft geben wird, alles in seiner Macht stehende zu tun, um die bessere Zukunft, an der Jitzchak Rabin so entschlossen und mutig baute, zu verwirklichen […].“[2]
Hussein erlag am 7. Februar 1999 einer schweren Erkrankung (Non-Hodgkin-Lymphom). Kurz vor seinem Tod hatte er noch sein Testament dahingehend geändert, dass nicht sein Bruder Hassan ibn Talal ihm nachfolgen sollte, sondern sein Sohn Abdullah. Die Bedeutung Husseins und die Anerkennung für seine langjährigen Bemühungen um Frieden im Nahen Osten wurden durch die Anwesenheit von 17 regierenden Staatschefs, Vertretern verschiedener Monarchien und früherer politischer Verhandlungspartner, darunter die ehemaligen US-Präsidenten Gerald Ford, Jimmy Carter und George H. W. Bush, bei den Begräbnisfeierlichkeiten unterstrichen.
Ehen und Nachkommen
Scharifa Dina bint Abd al-Hamid (* 1929) (Heirat 19. April 1955, Scheidung 1957)
Prinzessin Alia (* 1956)
Antoinette Avril Gardiner, später Muna al-Hussein (* 1941) (Heirat 25. Mai 1961, Scheidung 1972)
Abdullah (* 1962)
Faisal (* 1963)
Aisha (* 1968)
Zein (* 1968)
Alia Baha’ ad-Din Tuqan (1948–1977), kam bei einem Helikopterabsturz ums Leben
Haya (* 1974)
Ali (* 1975)
Abir (* 1972, adoptiert 1976)
Elizabeth (Lisa) Nadschib Halabi, genannt Noor al-Hussein, dt: „Licht Husseins“ (* 1951)
Hamzah (* 1980)
Hashim (* 1981)
Iman (* 1983)
Raiyah (* 1986)
König Hussein als Funkamateur
Hussein I. sowie ein großer Teil der königlichen Familie sind Funkamateure; als Amateurfunkrufzeichen verwendete er dabei entgegen den Regelungen der ITU nur den Länderpräfix von Jordanien, JY1.
Zur Bedeutung des Amateurfunks für ihn und für Jordanien äußerte er 1993 in der Zeitschrift RadCom:
Der Amateurfunk hat mir ermöglicht, Menschen in aller Welt zu begegnen, den einen oder anderen auch persönlich, und zu erkennen, dass wir zu einer einzigen großen Familie gehören, deren Heimat heute die ganze Welt ist.
Auch die praktische Bedeutung hob er hervor:
Oft hat Amateurfunk uns geholfen, humanitäre Hilfe zu organisieren, vor allem 1967-1970, als die konventionellen Fernmeldeanlagen schwer beschädigt waren.
Die Lizenzierung seiner zweiten Frau Prinzessin Muna als JY2 wird als politische Kundgebung zur Stärkung der Frau in der arabischen Gesellschaft gesehen.
Hussein betonte an gleicher Stelle die Bedeutung des Amateurfunks für die Entwicklung eines modernen Jordaniens:
Ich habe durch mein persönliches Beispiel viele Jordanier ermutigt, sich auf diesem Gebiet zu betätigen - sowohl technisch als auch, was ebenso wichtig ist, in der zwischenmenschlichen Kommunikation
Entgegen dieser Selbstdarstellung konzentrierte sich die in Europa sehr häufig gehörte Aktivität aus Jordanien allerdings vor allem auf den königlichen Hof, wobei die Königsfamilie automatisch lizenziert ist. Trotzdem sah Hussein I die Förderung des Amateurfunks als Möglichkeit, Jordanien technisch zu entwickeln.
Veröffentlichungen
Mein gefährliches Leben; München: Paul List Verlag, 1962.
Mein Krieg mit Israel; aufgezeichnet von Vick Vance und Pierre Lauer; Wien, München, Zürich: Verlag Fritz Molden, 1969.
Quelle - literatur & Einzelnachweise
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