Oskar Mothes
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Oskar Mothes
Oskar (Oscar) Mothes (* 27. Dezember 1828 in Leipzig; † 4. Oktober 1903 in Dresden) war ein deutscher Architekt und Kunsthistoriker.
Oscar Mothes’ Grabstein vom Neuen Johannisfriedhof; jetzt: Lapidarium Alter Johannisfriedhof Leipzig
Leben
Mothes wurde 1828 als Sohn des Gerichtsdirektors Dr. August Ludwig Mothes geboren. Sein Architekturstudium absolvierte er 1845 bis 1847 bei Gottfried Semper in Dresden. Bereits als Zwanzigjähriger entwarf er die Dorfkirche in Rüdigsdorf und wurde 1848 in die Leipziger Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen aufgenommen. Nach dem Militärdienst und Studienreisen 1851 und 1852 nach Italien und Spanien ließ er sich im Jahre 1853 als Architekt in Leipzig nieder. 1865 promovierte ihn die Philosophische Fakultät der Universität Leipzig zum Dr. phil.
Unter Mothes' Leitung wurde 1861 der „Gewerbliche Bildungsverein“ in Leipzig gegründet. Außerdem war er 1867 Mitbegründer des „Vereins für Geschichte der Stadt Leipzig“ (des heutigen „Leipziger Geschichtsvereins“), von 1869 bis 1872 auch dessen Vorsitzender. Die historische Sammlung des Vereins bildet den Grundstock des Leipziger Stadtgeschichtlichen Museums.
Er beschäftigte sich vor allem mit dem Umbau herrschaftlicher Gebäude wie Schlösser und Villen, später auch mit Sakralbauten sowie mehreren Burgen, zum Beispiel der Rudelsburg. Als Kirchenbaurat baute er in und außerhalb Sachsens Kirchen und Kapellen. Mothes war ein Verfechter der Neogotik und verband so romantische Impulse mit evangelischen Grundgedanken.
Im Jahre 1884 verlegte Mothes seinen Wohnsitz nach Zwickau. Er machte sich auch als Autor kunst- und architekturgeschichtlicher Werke einen Namen. 1870 wurde Oskar Mothes mit dem Ehrentitel Königlich sächsischer Baurat ausgezeichnet.
Mothes schrieb seinen Vornamen in seinen Büchern Oscar, während die Nachwelt und die modernere Sekundärliteratur ihn meist Oskar schreibt, so auch Meyers Konversationslexikon von 1894.
Ein Urenkel von Oskar Mothes war der Maler Peter-Andreas Mothes.
Bauten
Darstellung der Rudelsburg nach dem Umbau durch Mothes, Holzstich nach einer Zeichnung von ihm selbst
1847: Entwurf für die Dorfkirche Rüdigsdorf, Ortsteil von Kohren-Sahlis (heute Christuskirche, erbaut 1848–1849, sein erster selbständiger Auftrag)
Englische Kapelle in Karlsbad
Kirchen in Lemsel, Krostewitz und Neukirchen
Schloss in Wiesenburg
1855: Umbau der Schloßkirche Leipzig-Lützschena
1855: Schloß in Leipzig-Großzschocher (im 2. Weltkrieg zerstört)
1870: Tonhalle in Muschelform im Trianongarten des alten Leipziger Schützenhauses
1871–1872: Restaurierung bzw. Teilrekonstruktion der Rudelsburg bei Bad Kösen
1872: Kriegerdenkmal 1870/71 als nationale Gedenkstätte für die gefallenen Korpsstudenten, auf dem Galgenberg bei Bad Kösen
1873–1874: eigenes Wohnhaus „Zur Julburg“, in Leipzig, Käthe-Kollwitz-Straße 70
1875–1884: Erneuerung des Innenraumes der Annenkirche in Annaberg
1879–1880: Umbau der Leipziger Matthäikirche (im 2. Weltkrieg zerstört)
1884–1885: Anglo-amerikanische Kirche in Leipzig, Schreberstraße/Ecke Sebastian-Bach-Straße (im 2. Weltkrieg zerstört)
1885–1891: Erneuerung der Zwickauer Marienkirche (sein denkmalpflegerisches Hauptwerk)
1891: Fertigstellung der neo-gotischen Kirche St. Jacobus in Reinsdorf bei Zwickau
Schriften
Allgemeines deutsches Bauwörterbuch, das ist Encyclopädie der Baukunst für Alle, die mit dem Hochbau, Flachbau, Bergbau, Maschinenbau zu thun haben. 2 Bände. Leipzig: Verlag von Heinrich Matthes, 1858-1859.
mit Hermann Alexander Müller: Illustrirtes archäologisches Wörterbuch der Kunst des germanischen Altertums, des Mittelalters und der Renaissance sowie der mit den bildenden Künsten in Verbindung stehenden Ikonographie, Kostümkunde, Waffenkunde, Baukunde, Geräthkunde, Heraldik und Epigraphik (deutsch, franzoesisch, englisch und lateinisch). Bd. 1: A–H, Bd. 2: I–Z. Leipzig, Berlin: Spamer 1877 (Bd. 1) u. 1878 (Bd. 2)
Illustri(e)rtes Bau-Lexikon. Praktisches Hülfs- und Nachschlagebuch im Gebiete des Hoch- und Flachbaues, Land- und Wasserbaues, Mühlen- und Bergbaues, der Schiffs- und Kriegsbaukunst sowie der mit dem Bauwesen in Verbindung stehenden Gewerbe, Künste und Wissenschaft. (3 bzw. 4 Bände)
2. Auflage 1863–1868
3. Auflage 1874–1877
4. Auflage 1881–1884
Geschichte der Baukunst und Bildhauerei Venedigs. (2 Bände) Leipzig 1858–1860
Die Basilikenform bei den Christen der ersten Jahrhunderte. Leipzig 1865
Die Baukunst des Mittelalters in Italien. (5 Teile) Jena 1882–1883
Handbuch für Hausbesitzer und Baulustige. Leipzig 1883
Das neue Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien. Rundschau auf allen Gebieten der gewerblichen Arbeit. Erster Band: Einführung in die Geschichte der Erfindungen. Bildungsgang und Bildungsmittel der Menschheit. 5. Auflage. Otto Spamer, Leipzig/Berlin 1864 (mit Julius Zöllner, Franz Luckenbacher). Mothes zählt auch zu den Herausgebern der kompletten Reihe Das neue Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien (6 Hauptbände + 4 Ergänzungsbände, in 5. Auflage 1864–1867 erschienen)
quelle - literatur & Einzelnachweise
Oscar Mothes’ Grabstein vom Neuen Johannisfriedhof; jetzt: Lapidarium Alter Johannisfriedhof Leipzig
Leben
Mothes wurde 1828 als Sohn des Gerichtsdirektors Dr. August Ludwig Mothes geboren. Sein Architekturstudium absolvierte er 1845 bis 1847 bei Gottfried Semper in Dresden. Bereits als Zwanzigjähriger entwarf er die Dorfkirche in Rüdigsdorf und wurde 1848 in die Leipziger Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen aufgenommen. Nach dem Militärdienst und Studienreisen 1851 und 1852 nach Italien und Spanien ließ er sich im Jahre 1853 als Architekt in Leipzig nieder. 1865 promovierte ihn die Philosophische Fakultät der Universität Leipzig zum Dr. phil.
Unter Mothes' Leitung wurde 1861 der „Gewerbliche Bildungsverein“ in Leipzig gegründet. Außerdem war er 1867 Mitbegründer des „Vereins für Geschichte der Stadt Leipzig“ (des heutigen „Leipziger Geschichtsvereins“), von 1869 bis 1872 auch dessen Vorsitzender. Die historische Sammlung des Vereins bildet den Grundstock des Leipziger Stadtgeschichtlichen Museums.
Er beschäftigte sich vor allem mit dem Umbau herrschaftlicher Gebäude wie Schlösser und Villen, später auch mit Sakralbauten sowie mehreren Burgen, zum Beispiel der Rudelsburg. Als Kirchenbaurat baute er in und außerhalb Sachsens Kirchen und Kapellen. Mothes war ein Verfechter der Neogotik und verband so romantische Impulse mit evangelischen Grundgedanken.
Im Jahre 1884 verlegte Mothes seinen Wohnsitz nach Zwickau. Er machte sich auch als Autor kunst- und architekturgeschichtlicher Werke einen Namen. 1870 wurde Oskar Mothes mit dem Ehrentitel Königlich sächsischer Baurat ausgezeichnet.
Mothes schrieb seinen Vornamen in seinen Büchern Oscar, während die Nachwelt und die modernere Sekundärliteratur ihn meist Oskar schreibt, so auch Meyers Konversationslexikon von 1894.
Ein Urenkel von Oskar Mothes war der Maler Peter-Andreas Mothes.
Bauten
Darstellung der Rudelsburg nach dem Umbau durch Mothes, Holzstich nach einer Zeichnung von ihm selbst
1847: Entwurf für die Dorfkirche Rüdigsdorf, Ortsteil von Kohren-Sahlis (heute Christuskirche, erbaut 1848–1849, sein erster selbständiger Auftrag)
Englische Kapelle in Karlsbad
Kirchen in Lemsel, Krostewitz und Neukirchen
Schloss in Wiesenburg
1855: Umbau der Schloßkirche Leipzig-Lützschena
1855: Schloß in Leipzig-Großzschocher (im 2. Weltkrieg zerstört)
1870: Tonhalle in Muschelform im Trianongarten des alten Leipziger Schützenhauses
1871–1872: Restaurierung bzw. Teilrekonstruktion der Rudelsburg bei Bad Kösen
1872: Kriegerdenkmal 1870/71 als nationale Gedenkstätte für die gefallenen Korpsstudenten, auf dem Galgenberg bei Bad Kösen
1873–1874: eigenes Wohnhaus „Zur Julburg“, in Leipzig, Käthe-Kollwitz-Straße 70
1875–1884: Erneuerung des Innenraumes der Annenkirche in Annaberg
1879–1880: Umbau der Leipziger Matthäikirche (im 2. Weltkrieg zerstört)
1884–1885: Anglo-amerikanische Kirche in Leipzig, Schreberstraße/Ecke Sebastian-Bach-Straße (im 2. Weltkrieg zerstört)
1885–1891: Erneuerung der Zwickauer Marienkirche (sein denkmalpflegerisches Hauptwerk)
1891: Fertigstellung der neo-gotischen Kirche St. Jacobus in Reinsdorf bei Zwickau
Schriften
Allgemeines deutsches Bauwörterbuch, das ist Encyclopädie der Baukunst für Alle, die mit dem Hochbau, Flachbau, Bergbau, Maschinenbau zu thun haben. 2 Bände. Leipzig: Verlag von Heinrich Matthes, 1858-1859.
mit Hermann Alexander Müller: Illustrirtes archäologisches Wörterbuch der Kunst des germanischen Altertums, des Mittelalters und der Renaissance sowie der mit den bildenden Künsten in Verbindung stehenden Ikonographie, Kostümkunde, Waffenkunde, Baukunde, Geräthkunde, Heraldik und Epigraphik (deutsch, franzoesisch, englisch und lateinisch). Bd. 1: A–H, Bd. 2: I–Z. Leipzig, Berlin: Spamer 1877 (Bd. 1) u. 1878 (Bd. 2)
Illustri(e)rtes Bau-Lexikon. Praktisches Hülfs- und Nachschlagebuch im Gebiete des Hoch- und Flachbaues, Land- und Wasserbaues, Mühlen- und Bergbaues, der Schiffs- und Kriegsbaukunst sowie der mit dem Bauwesen in Verbindung stehenden Gewerbe, Künste und Wissenschaft. (3 bzw. 4 Bände)
2. Auflage 1863–1868
3. Auflage 1874–1877
4. Auflage 1881–1884
Geschichte der Baukunst und Bildhauerei Venedigs. (2 Bände) Leipzig 1858–1860
Die Basilikenform bei den Christen der ersten Jahrhunderte. Leipzig 1865
Die Baukunst des Mittelalters in Italien. (5 Teile) Jena 1882–1883
Handbuch für Hausbesitzer und Baulustige. Leipzig 1883
Das neue Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien. Rundschau auf allen Gebieten der gewerblichen Arbeit. Erster Band: Einführung in die Geschichte der Erfindungen. Bildungsgang und Bildungsmittel der Menschheit. 5. Auflage. Otto Spamer, Leipzig/Berlin 1864 (mit Julius Zöllner, Franz Luckenbacher). Mothes zählt auch zu den Herausgebern der kompletten Reihe Das neue Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien (6 Hauptbände + 4 Ergänzungsbände, in 5. Auflage 1864–1867 erschienen)
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