Schloss Amboise
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Schloss Amboise
Kommen wir mal zu einem Schloss was nicht unbedingt etas mit Deutschland zu tun hat,das Schloss Amboise.
Das Schloss Amboise ( franz.: Château d'Amboise ) liegt in der französischen Kleinstadt Amboise im Département Indre-et-Loire in der Region Centre. Die hoch über Stadt und Fluss auf einem Felsplateau errichtete Anlage zählt kulturhistorisch zu den wichtigsten der Loireschlösser und war im 15. und 16. Jahrhundert häufig Residenz. Von der Bausubstanz der ehemals gewaltigen Anlage ist nur ein kleiner Teil erhalten geblieben.
Schloss Amboise mit Loire-Brücke im Vordergrund
Baugeschichte vom Haus Amboise bis zu Karl VIII.
Schon in fränkischer Zeit gab es in Amboise eine Burg. Nach deren Zerstörung durch die Normannen gehörte Amboise im 10. Jahrhundert drei Herren, darunter den Grafen von Anjou. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts hatten schließlich angevinische Vasallen, die sich nach Amboise nannten, die alleinige Herrschaft übernommen. In der Folge wurde eine Brücke über die Loire geschlagen und ein neues Schloss errichtet, von dem jedoch kaum Spuren vorhanden sind.
Das Haus Amboise, die Familie der Herren (Sires) von Amboise, entwickelte sich zu einer machtvollen Dynastie, von der sich im 14. Jahrhundert die Linie Chaumont d’Amboise abzweigte. Die Stadt erfuhr in dieser Zeit einen ungeahnten Aufschwung, nicht zuletzt durch das Privileg, Schutzbriefe auszustellen. Aus dem nüchternen „Chastel d’Amboise“ wurde über die Jahrhunderte eine noble Residenz. 1422 fiel das Lehen dem Vizegrafen Louis de Thouars als Erbe zu. Er wurde während des Hundertjährigen Krieges der Verschwörung gegen Karl VII. bezichtigt, das Schloss sowie die Ländereien wurden konfisziert. Nach zwei Jahren schließlich begnadigt, erhielt er seine Güter zurück, außer dem Schloss, das im Besitz der Krone blieb.
Die ersten größeren Umbauarbeiten an der Festung betrieb Karl VII. Doch erst Ludwig XI. und ab 1492 dessen Sohn Karl VIII., der hier eine unbeschwerte Kindheit verlebt hatte, erweiterten die Anlage entscheidend. Karl VIII., der sich eine angemessene Residenz wünschte, drängte bei den Bauarbeiten zu größter Eile; selbst in der Nacht und im Winter herrschte reger Betrieb. Finanziert wurde das gewaltige Projekt zum Teil aus der Salzsteuer, die dem König zustand.
1494/95 unternahm Karl VIII. einen politisch nicht besonders erfolgreichen Italien-Feldzug. Der Reichtum der dortigen Patrizierpaläste und der Prunk des Hoflebens in Italien beeindruckten den König so stark, dass er sich entschloss, etwas Vergleichbares in Frankreich zu schaffen. So brachte er in seinem Gefolge etliche italienische Künstler mit nach Amboise, dazu eine große Beute an Einrichtungsstücken für das Schloss. Es war der Anfang der französischen Renaissance. Des Königs Eifer wurde allerdings dadurch gebremst, dass das neue Schloss bei seiner Rückkunft schon fast fertiggestellt war, mit Ausnahme des Gartens, der vom italienischen Landschaftsgestalter Pacello da Mercogliano als erster in Frankreichs im Renaissancestil angelegt werden sollte.
Noch bevor die Arbeiten am Schloss beendet waren, verunglückte Karl VIII. im Jahr 1498 tödlich. Er stieß mit dem Kopf heftig gegen einen niedrigen Türdurchbruch, wurde kurz danach ohnmächtig und verstarb nach wenigen Stunden.
Schlossanlage
Die komplette Schlossanlage; Jacques Androuet du Cerceau, vor 1579.
Schloss Amboise
Die Vielgestaltigkeit der einstigen Anlage, die feudale und wehrhafte Züge trug, hat Jacques I. Androuet du Cerceau in minuziösen Zeichnungen überliefert: dicke, an Felsen gelehnte Türme mit Pechnasen kontrastieren mit kostbar bearbeiteten Dachbrüstungen oder mit Lukarnen, die von mit Knospen und Fialen geschmückten Giebeln bekrönt sind.
Die Hauptgebäude der Anlage entstanden zuerst, das „Haus der Sieben Tugenden“, benannt nach den in Nischen aufgestellten Statuen der Haupt- und Kardinaltugenden. Dieser Bau hatte Verbindung zum „Hurtaultturm“ und zur „Hubertus-Kapelle“, die beide heute noch vorhanden sind. Die nördlichen Gebäude wurden nach dem Italien-Feldzug errichtet: das sogenannte „Logis du Roi“, der zur Loire hin überhängende „Minimenturm“ sowie ein rechtwinklig dazu ausgerichteter Flügel, das die Verbindung zwischen dem „Haus der Sieben Tugenden“ und dem der Kinder des Königs schuf. Von diesem Flügel sind nur noch Fundamentspuren im Untergrund vorhanden.
In der Zeit vor der Revolution war die Spitze der heutigen dreieckigen Terrasse ein Hof, der vollständig von Gebäuden umschlossen war und wegen des an das „Logis du Roi“ anstoßenden Wohngebäudes „Hof des Donjon“ hieß. Einen zweiten Hof, der sich längs des Plateaus erstreckte, begrenzte im Norden das der Zerstörung entgangene Wohngebäude, im Süden weitere, noch reicher ausgeführte Unterkünfte. Im südöstlichen Teil lagen die Stiftskirche „Notre-Dame-Saint-Florentin-du-Chäteau“ aus dem 15. Jahrhundert, die Häuser der Domherren und verschiedene Gebäude für die Dienerschaft. Auf der nördlichen Terrasse trug den von Galerien umgebenen italienischen Garten.
Architektur
Die äußere Fassade des „Logis du Roi“ strebt auf ihrem Sockel aus Fels und Stützmauer steil in den Himmel. Der Minimenturm begrenzt sie an ihrer linken Seite, an ihrer rechten ein erhaltener Teil des alten Donjons, nämlich ein viereckiges, etwas tiefer liegendes Wohngebäude. Ein achteckiges Treppentürmchen drängt sich in den zurückspringenden Winkel des Turmes.
Schloss Amboise – äußere Fassade
Schloss Amboise – innere Fassade
Hubertus-Kapelle von der Stadt aus gesehen
Die äußere Fassade des „Logis du Roi“ strebt auf ihrem Sockel aus Fels und Stützmauer steil in den Himmel. Der Minimenturm begrenzt sie an ihrer linken Seite, an ihrer rechten ein erhaltener Teil des alten Donjons, nämlich ein viereckiges, etwas tiefer liegendes Wohngebäude. Ein achteckiges Treppentürmchen drängt sich in den zurückspringenden Winkel des Turmes.
Am Fuße des Gebäudes wurde im 19. Jahrhundert ein gedeckter Wehrgang rekonstruiert. Darüber liegt ein Geschoss mit Rundbogenarkaden, halb verdeckt von einer durchbrochenen Balustrade. Im Stockwerk darüber liegt der Ständesaal, deshalb die hohen Fenster. Das abschließende Dach lugt zwischen spitzen, üppig verzierten Lukarnen hervor.
Die innere Fassade präsentiert sich weniger reich. Das Erdgeschoss bilden zwei gewölbte Galerien, von denen die zum Loiretal hin durch Arkaden geöffnet ist. Die Front im Stockwerk darüber wird auch hier von Fenstern des im 19. Jahrhundert erneuerten, zweischiffige Ständesaales eingenommen. Fünf leichte Mittelsäulen mit den Lilien Frankreichs und den Hermelintupfen der Bretagne tragen sein Rippengewölbe.
Ludwig XII. und Franz I. fügten den rechtwinklig anschließenden Flügel an, der von zwei runden, asymmetrischen Türmen flankiert wird. Sein oberes Geschoss und seine Kandelaber-Lukarnen zeigen erste Einflüsse der Renaissance. Zum Hof hin öffnet sich eine Galerie, sie lehnt sich an den Minimenturm, der nicht ganz so gewaltig ausgefallen ist wie der „Hurtaultturm“ im Süden. In beiden konnte man mit Pferd und Wagen auf breiter Rampe in Spiralen hinauffahren.
Die „Hubertus-Kapelle“ gehört zum Logis der Königin, sie entstand am Ende des 15. Jahrhunderts und erhebt sich auf einem stark vorspringenden Außenwerk der Befestigungsanlage. Einjochig und mit dreiwandigem Chor, diente sie als Oratorium. Durch die hohe Qualität ihres erhaltenen bildhauerischen Schmuckes wirkt sie sehr anziehend. Ihr Eingangsportal hat zwei Türen mit gedrückten Korbbögen und sehr feinen durchbrochenen Beschlägen, dazu Pflanzen- und Tierschmuck im Flamboyantstil. Darüber befindet sich ein mit Recht berühmter Türsturz, der die Legenden der Heiligen Hubert und Christophorus erzählt. Das Innere ist reich im spätgotischen Flamboyant-Stil dekoriert. Man vermutet, dass dies die Arbeit flandrischer Steinmetze ist, die auch das Christophorus- und Hubertusrelief über der Pforte geschaffen haben.
Im linken Querschiff sind seit 1874 jene Gebeine beigesetzt, die man auf Grund recht unsicherer Schlussfolgerungen für diejenigen Leonardo da Vincis hielt. Ursprünglich wurde er 1519 in der Kirche Saint-Florentin beigesetzt, die mitten auf dem Schloßplateau stand und Anfang des 19. Jahrhunderts abgebrochen wurde.
Die Verschwörung von Amboise und das Ende als Residenz
Der Nachfolger Karls VIII. war der Herzog von Orleans, der als Ludwig XII. den Thron bestieg. Er bevorzugte Blois als Hofsitz, wohin er sich 1499 nach seiner Hochzeit mit Anne de Bretagne, der Witwe des Königs, zurückzog. In Amboise beschränkte er sich darauf, die großen Pläne seiner Vorgänger weiterzuführen.
Erst mit der Thronbesteigung von Franz I. erlebte das Schloss eine neue Blüte, mit großen Festen, Turnieren und Maskenbällen. Der König förderte die Kunst und zog berühmte Künstler und Wissenschaftler an seinen Hof. So kam 1516 Leonardo da Vinci nach Amboise und verbrachte im Herrenhaus Clos Lucé seine letzten Jahre.
Während der Religionskriege kam es im Jahr 1560 in Amboise zur Hugenottenverschwörung gegen König Franz II.. Der 16-jährige Sohn von Katharina von Medici und Heinrichs II. sollte dem Einfluss seiner katholischen Berater entzogen werden. Die Verschwörer wurden aber in den Wäldern um Amboise gestellt, überwältigt und anschließend ohne Gnade hingerichtet. Die Königsfamilie wohnte den Exekutionen bei, verließ aber unter dem Eindruck des Blutvergießens das Schloss und hielt sich später nur noch selten in Amboise auf. 1563 unterzeichnete hier Katharina von Medici das Edikt von Amboise, das den ersten Hugenottenkrieg beendete. Es war die letzte Manifestation des Königtums in Amboise.
Das Schloss in der Neuzeit
1627 wurde Amboise den Besitzungen von Gaston d’Orléans einverleibt. Bei einem seiner vielen Aufstände gegen die Krone wurden die äußeren Befestigungen 1631 von königlichen Truppen geschleift. 1660 fiel das nicht mehr bewohnbare Schloss wieder der Krondomäne zu und diente als Staatsgefängnis; prominenter Gefangener war Nicolas Fouquet.
Im Jahr 1762 erwarb der Herzog von Choiseul die gesamte Anlage einschließlich der Baronie und der Ländereien, seine Erben verkauften den Besitz 1786 an den Herzog von Penthièvre. Nach der Revolution wurde Amboise enteignet und erneut geplündert. Während der Ersten Republik fehlte das Geld für die Erhaltung und große Teile der Anlage wurden abgerissen.
Die rechtmäßige Erbin, die Herzogin von Orléans, konnte erst 1815 wieder über den Besitz verfügen. Nach ihrem Tod im Jahr 1821 erbte ihr Sohn, der künftige König Ludwig Philipp, das Schloss mit allen Besitzungen von Amboise. Er kaufte etwa 46 Häuser und Hütten auf, die sich im Umkreis in der „Rue des Minimes“ und an der „Porte Hurtault“ angesiedelt hatten, und ließ sie abreißen, um Türme und Umfassungsmauer wieder frei zugänglich zu machen. Nach seiner Abdankung im Jahr 1848 wurde das Schloss erneut konfisziert und diente anschließend vier Jahre lang als Gefängnis für den algerischen Freiheitskämpfer Abd el-Kader, bevor es schließlich 1873 wieder an das Haus Orléans fiel.
Seit 1974 ist die St-Louis-Stiftung mit der Schlossverwaltung betraut und ist zuständig für die in der Nachkriegszeit begonnenen Restaurierungsarbeiten.
Touristische Anziehungspunkte
Zu den Anziehungspunkten von Schloss Amboise gehören die beiden mächtigen Rundtürme, die Gärten innerhalb der Festungsanlage, die spätgotische Hubertus-Kapelle sowie die Aussicht von der Terrasse auf die Stadt und die Windungen der Loire. Dazu die Besichtigungstour durch die museal eingerichteten Innenräume des „Logis royal“, die im älteren, gotischen Flügel beginnt:
Salle des Gardes Nobles - ausgestattet mit einem gotischen Palmengewölbe mit einer einzigen tragenden Säule.
Salle des Tambourineurs - privater Raum Karls VIII. mit der Kanzel des Kardinals Georges d’Amboise als schönstem Möbelstück.
Salle du Conseil (Ständesaal) – zweischiffiger Saal mit einem Gewölbe, das von einer Reihe schlanker, verzierter Säulen getragen wird.
Anfang des 16. Jahrhunderts errichtete Flügel ist im Stil der Frührenaissance ausgestattet. Zu sehen sind:
die gotische Anrichte des Mundschenken, geschnitzte Nußbaumtruhen und Tische, die verlängert werden konnten, sowie der Schlafraum Heinrichs II.
die für Louis-Philippe aus dem Haus Orléans eingerichteten Gemächer im 1. Stock mit Familienbildnissen, Stilmöbeln sowie einem Porträt der Herzogin von Orléans, Adélaide de Bourbon-Penthievre, von Élisabeth Vigée-Lebrun und Gemälden aus der Werkstatt des deutschen Malers Franz Xaver Winterhalter.
anschließend an die Wohngemächer der mächtige Tour des Minimes mit seiner breite Rampe.
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Das Schloss Amboise ( franz.: Château d'Amboise ) liegt in der französischen Kleinstadt Amboise im Département Indre-et-Loire in der Region Centre. Die hoch über Stadt und Fluss auf einem Felsplateau errichtete Anlage zählt kulturhistorisch zu den wichtigsten der Loireschlösser und war im 15. und 16. Jahrhundert häufig Residenz. Von der Bausubstanz der ehemals gewaltigen Anlage ist nur ein kleiner Teil erhalten geblieben.
Schloss Amboise mit Loire-Brücke im Vordergrund
Baugeschichte vom Haus Amboise bis zu Karl VIII.
Schon in fränkischer Zeit gab es in Amboise eine Burg. Nach deren Zerstörung durch die Normannen gehörte Amboise im 10. Jahrhundert drei Herren, darunter den Grafen von Anjou. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts hatten schließlich angevinische Vasallen, die sich nach Amboise nannten, die alleinige Herrschaft übernommen. In der Folge wurde eine Brücke über die Loire geschlagen und ein neues Schloss errichtet, von dem jedoch kaum Spuren vorhanden sind.
Das Haus Amboise, die Familie der Herren (Sires) von Amboise, entwickelte sich zu einer machtvollen Dynastie, von der sich im 14. Jahrhundert die Linie Chaumont d’Amboise abzweigte. Die Stadt erfuhr in dieser Zeit einen ungeahnten Aufschwung, nicht zuletzt durch das Privileg, Schutzbriefe auszustellen. Aus dem nüchternen „Chastel d’Amboise“ wurde über die Jahrhunderte eine noble Residenz. 1422 fiel das Lehen dem Vizegrafen Louis de Thouars als Erbe zu. Er wurde während des Hundertjährigen Krieges der Verschwörung gegen Karl VII. bezichtigt, das Schloss sowie die Ländereien wurden konfisziert. Nach zwei Jahren schließlich begnadigt, erhielt er seine Güter zurück, außer dem Schloss, das im Besitz der Krone blieb.
Die ersten größeren Umbauarbeiten an der Festung betrieb Karl VII. Doch erst Ludwig XI. und ab 1492 dessen Sohn Karl VIII., der hier eine unbeschwerte Kindheit verlebt hatte, erweiterten die Anlage entscheidend. Karl VIII., der sich eine angemessene Residenz wünschte, drängte bei den Bauarbeiten zu größter Eile; selbst in der Nacht und im Winter herrschte reger Betrieb. Finanziert wurde das gewaltige Projekt zum Teil aus der Salzsteuer, die dem König zustand.
1494/95 unternahm Karl VIII. einen politisch nicht besonders erfolgreichen Italien-Feldzug. Der Reichtum der dortigen Patrizierpaläste und der Prunk des Hoflebens in Italien beeindruckten den König so stark, dass er sich entschloss, etwas Vergleichbares in Frankreich zu schaffen. So brachte er in seinem Gefolge etliche italienische Künstler mit nach Amboise, dazu eine große Beute an Einrichtungsstücken für das Schloss. Es war der Anfang der französischen Renaissance. Des Königs Eifer wurde allerdings dadurch gebremst, dass das neue Schloss bei seiner Rückkunft schon fast fertiggestellt war, mit Ausnahme des Gartens, der vom italienischen Landschaftsgestalter Pacello da Mercogliano als erster in Frankreichs im Renaissancestil angelegt werden sollte.
Noch bevor die Arbeiten am Schloss beendet waren, verunglückte Karl VIII. im Jahr 1498 tödlich. Er stieß mit dem Kopf heftig gegen einen niedrigen Türdurchbruch, wurde kurz danach ohnmächtig und verstarb nach wenigen Stunden.
Schlossanlage
Die komplette Schlossanlage; Jacques Androuet du Cerceau, vor 1579.
Schloss Amboise
Die Vielgestaltigkeit der einstigen Anlage, die feudale und wehrhafte Züge trug, hat Jacques I. Androuet du Cerceau in minuziösen Zeichnungen überliefert: dicke, an Felsen gelehnte Türme mit Pechnasen kontrastieren mit kostbar bearbeiteten Dachbrüstungen oder mit Lukarnen, die von mit Knospen und Fialen geschmückten Giebeln bekrönt sind.
Die Hauptgebäude der Anlage entstanden zuerst, das „Haus der Sieben Tugenden“, benannt nach den in Nischen aufgestellten Statuen der Haupt- und Kardinaltugenden. Dieser Bau hatte Verbindung zum „Hurtaultturm“ und zur „Hubertus-Kapelle“, die beide heute noch vorhanden sind. Die nördlichen Gebäude wurden nach dem Italien-Feldzug errichtet: das sogenannte „Logis du Roi“, der zur Loire hin überhängende „Minimenturm“ sowie ein rechtwinklig dazu ausgerichteter Flügel, das die Verbindung zwischen dem „Haus der Sieben Tugenden“ und dem der Kinder des Königs schuf. Von diesem Flügel sind nur noch Fundamentspuren im Untergrund vorhanden.
In der Zeit vor der Revolution war die Spitze der heutigen dreieckigen Terrasse ein Hof, der vollständig von Gebäuden umschlossen war und wegen des an das „Logis du Roi“ anstoßenden Wohngebäudes „Hof des Donjon“ hieß. Einen zweiten Hof, der sich längs des Plateaus erstreckte, begrenzte im Norden das der Zerstörung entgangene Wohngebäude, im Süden weitere, noch reicher ausgeführte Unterkünfte. Im südöstlichen Teil lagen die Stiftskirche „Notre-Dame-Saint-Florentin-du-Chäteau“ aus dem 15. Jahrhundert, die Häuser der Domherren und verschiedene Gebäude für die Dienerschaft. Auf der nördlichen Terrasse trug den von Galerien umgebenen italienischen Garten.
Architektur
Die äußere Fassade des „Logis du Roi“ strebt auf ihrem Sockel aus Fels und Stützmauer steil in den Himmel. Der Minimenturm begrenzt sie an ihrer linken Seite, an ihrer rechten ein erhaltener Teil des alten Donjons, nämlich ein viereckiges, etwas tiefer liegendes Wohngebäude. Ein achteckiges Treppentürmchen drängt sich in den zurückspringenden Winkel des Turmes.
Schloss Amboise – äußere Fassade
Schloss Amboise – innere Fassade
Hubertus-Kapelle von der Stadt aus gesehen
Die äußere Fassade des „Logis du Roi“ strebt auf ihrem Sockel aus Fels und Stützmauer steil in den Himmel. Der Minimenturm begrenzt sie an ihrer linken Seite, an ihrer rechten ein erhaltener Teil des alten Donjons, nämlich ein viereckiges, etwas tiefer liegendes Wohngebäude. Ein achteckiges Treppentürmchen drängt sich in den zurückspringenden Winkel des Turmes.
Am Fuße des Gebäudes wurde im 19. Jahrhundert ein gedeckter Wehrgang rekonstruiert. Darüber liegt ein Geschoss mit Rundbogenarkaden, halb verdeckt von einer durchbrochenen Balustrade. Im Stockwerk darüber liegt der Ständesaal, deshalb die hohen Fenster. Das abschließende Dach lugt zwischen spitzen, üppig verzierten Lukarnen hervor.
Die innere Fassade präsentiert sich weniger reich. Das Erdgeschoss bilden zwei gewölbte Galerien, von denen die zum Loiretal hin durch Arkaden geöffnet ist. Die Front im Stockwerk darüber wird auch hier von Fenstern des im 19. Jahrhundert erneuerten, zweischiffige Ständesaales eingenommen. Fünf leichte Mittelsäulen mit den Lilien Frankreichs und den Hermelintupfen der Bretagne tragen sein Rippengewölbe.
Ludwig XII. und Franz I. fügten den rechtwinklig anschließenden Flügel an, der von zwei runden, asymmetrischen Türmen flankiert wird. Sein oberes Geschoss und seine Kandelaber-Lukarnen zeigen erste Einflüsse der Renaissance. Zum Hof hin öffnet sich eine Galerie, sie lehnt sich an den Minimenturm, der nicht ganz so gewaltig ausgefallen ist wie der „Hurtaultturm“ im Süden. In beiden konnte man mit Pferd und Wagen auf breiter Rampe in Spiralen hinauffahren.
Die „Hubertus-Kapelle“ gehört zum Logis der Königin, sie entstand am Ende des 15. Jahrhunderts und erhebt sich auf einem stark vorspringenden Außenwerk der Befestigungsanlage. Einjochig und mit dreiwandigem Chor, diente sie als Oratorium. Durch die hohe Qualität ihres erhaltenen bildhauerischen Schmuckes wirkt sie sehr anziehend. Ihr Eingangsportal hat zwei Türen mit gedrückten Korbbögen und sehr feinen durchbrochenen Beschlägen, dazu Pflanzen- und Tierschmuck im Flamboyantstil. Darüber befindet sich ein mit Recht berühmter Türsturz, der die Legenden der Heiligen Hubert und Christophorus erzählt. Das Innere ist reich im spätgotischen Flamboyant-Stil dekoriert. Man vermutet, dass dies die Arbeit flandrischer Steinmetze ist, die auch das Christophorus- und Hubertusrelief über der Pforte geschaffen haben.
Im linken Querschiff sind seit 1874 jene Gebeine beigesetzt, die man auf Grund recht unsicherer Schlussfolgerungen für diejenigen Leonardo da Vincis hielt. Ursprünglich wurde er 1519 in der Kirche Saint-Florentin beigesetzt, die mitten auf dem Schloßplateau stand und Anfang des 19. Jahrhunderts abgebrochen wurde.
Die Verschwörung von Amboise und das Ende als Residenz
Der Nachfolger Karls VIII. war der Herzog von Orleans, der als Ludwig XII. den Thron bestieg. Er bevorzugte Blois als Hofsitz, wohin er sich 1499 nach seiner Hochzeit mit Anne de Bretagne, der Witwe des Königs, zurückzog. In Amboise beschränkte er sich darauf, die großen Pläne seiner Vorgänger weiterzuführen.
Erst mit der Thronbesteigung von Franz I. erlebte das Schloss eine neue Blüte, mit großen Festen, Turnieren und Maskenbällen. Der König förderte die Kunst und zog berühmte Künstler und Wissenschaftler an seinen Hof. So kam 1516 Leonardo da Vinci nach Amboise und verbrachte im Herrenhaus Clos Lucé seine letzten Jahre.
Während der Religionskriege kam es im Jahr 1560 in Amboise zur Hugenottenverschwörung gegen König Franz II.. Der 16-jährige Sohn von Katharina von Medici und Heinrichs II. sollte dem Einfluss seiner katholischen Berater entzogen werden. Die Verschwörer wurden aber in den Wäldern um Amboise gestellt, überwältigt und anschließend ohne Gnade hingerichtet. Die Königsfamilie wohnte den Exekutionen bei, verließ aber unter dem Eindruck des Blutvergießens das Schloss und hielt sich später nur noch selten in Amboise auf. 1563 unterzeichnete hier Katharina von Medici das Edikt von Amboise, das den ersten Hugenottenkrieg beendete. Es war die letzte Manifestation des Königtums in Amboise.
Das Schloss in der Neuzeit
1627 wurde Amboise den Besitzungen von Gaston d’Orléans einverleibt. Bei einem seiner vielen Aufstände gegen die Krone wurden die äußeren Befestigungen 1631 von königlichen Truppen geschleift. 1660 fiel das nicht mehr bewohnbare Schloss wieder der Krondomäne zu und diente als Staatsgefängnis; prominenter Gefangener war Nicolas Fouquet.
Im Jahr 1762 erwarb der Herzog von Choiseul die gesamte Anlage einschließlich der Baronie und der Ländereien, seine Erben verkauften den Besitz 1786 an den Herzog von Penthièvre. Nach der Revolution wurde Amboise enteignet und erneut geplündert. Während der Ersten Republik fehlte das Geld für die Erhaltung und große Teile der Anlage wurden abgerissen.
Die rechtmäßige Erbin, die Herzogin von Orléans, konnte erst 1815 wieder über den Besitz verfügen. Nach ihrem Tod im Jahr 1821 erbte ihr Sohn, der künftige König Ludwig Philipp, das Schloss mit allen Besitzungen von Amboise. Er kaufte etwa 46 Häuser und Hütten auf, die sich im Umkreis in der „Rue des Minimes“ und an der „Porte Hurtault“ angesiedelt hatten, und ließ sie abreißen, um Türme und Umfassungsmauer wieder frei zugänglich zu machen. Nach seiner Abdankung im Jahr 1848 wurde das Schloss erneut konfisziert und diente anschließend vier Jahre lang als Gefängnis für den algerischen Freiheitskämpfer Abd el-Kader, bevor es schließlich 1873 wieder an das Haus Orléans fiel.
Seit 1974 ist die St-Louis-Stiftung mit der Schlossverwaltung betraut und ist zuständig für die in der Nachkriegszeit begonnenen Restaurierungsarbeiten.
Touristische Anziehungspunkte
Zu den Anziehungspunkten von Schloss Amboise gehören die beiden mächtigen Rundtürme, die Gärten innerhalb der Festungsanlage, die spätgotische Hubertus-Kapelle sowie die Aussicht von der Terrasse auf die Stadt und die Windungen der Loire. Dazu die Besichtigungstour durch die museal eingerichteten Innenräume des „Logis royal“, die im älteren, gotischen Flügel beginnt:
Salle des Gardes Nobles - ausgestattet mit einem gotischen Palmengewölbe mit einer einzigen tragenden Säule.
Salle des Tambourineurs - privater Raum Karls VIII. mit der Kanzel des Kardinals Georges d’Amboise als schönstem Möbelstück.
Salle du Conseil (Ständesaal) – zweischiffiger Saal mit einem Gewölbe, das von einer Reihe schlanker, verzierter Säulen getragen wird.
Anfang des 16. Jahrhunderts errichtete Flügel ist im Stil der Frührenaissance ausgestattet. Zu sehen sind:
die gotische Anrichte des Mundschenken, geschnitzte Nußbaumtruhen und Tische, die verlängert werden konnten, sowie der Schlafraum Heinrichs II.
die für Louis-Philippe aus dem Haus Orléans eingerichteten Gemächer im 1. Stock mit Familienbildnissen, Stilmöbeln sowie einem Porträt der Herzogin von Orléans, Adélaide de Bourbon-Penthievre, von Élisabeth Vigée-Lebrun und Gemälden aus der Werkstatt des deutschen Malers Franz Xaver Winterhalter.
anschließend an die Wohngemächer der mächtige Tour des Minimes mit seiner breite Rampe.
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