Liste lateinischer Phrasen/G
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Liste lateinischer Phrasen/G
Papst Gregor IX. in einem G
Gallina
Gallina scripsit.
„Ein Huhn hat das geschrieben.“ – Bezeichnung für unleserliche Schreibschrift im Pseudolus (1,1, 30) des Dichters Plautus.
Gallinae filius albae
„Sohn einer weißen Henne“: Glückspilz.
Juvenal, Saturae 13,141. Diese sonst nicht nachgewiesene Redensart geht einerseits auf den Glauben zurück, weiße Hennen würden seltener Eier legen (vgl. z. B. Columella de re rustica 8,2,7), andererseits auf die Auffassung der Farbe Weiß als Glücksfarbe.
Die ganze Stelle (v.140–142) lautet in Übersetzung:
„Glaubst du, mein Bester, du wärst etwas Besseres, weil du einer weißen Henne Sohn bist, wir nur gemeine aus Unglückseiern geschlüpfte Küken?“
Gallo
Gallo canente spes redit.
„Beim Hahnenschrei kehrt die Hoffnung zurück.“ – Ambrosius, Hymnus „Aeterne rerum conditor“ v. 21.
Gallus
Gallus in suo sterquilinio plurimum potest.
„Der Hahn gilt auf seinem Misthaufen am meisten.“ – Seneca, Apocolocyntosis 7,3.
In dieser Satire auf den Kaiser Claudius heißt es hier im Zusammenhang, Claudius habe zwar in Rom Autorität gehabt, im Himmel sei er jedoch unbedeutend.
Gallia
Gallien zur Zeit Caesars
Gallia est omnis divisa in partes tres.
„Gallien ist als Ganzes gegliedert in drei Teile.“: Anfangssatz aus dem Gallischen Krieg des Feldherrn Gaius Iulius Caesar, der vielen Lateinschülern geläufig ist. Das ganze Zitat lautet folgendermaßen: „Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur.“ („Ganz Gallien ist gegliedert in drei Teile, einen bewohnen die Belger, den zweiten die Aquitaner, den dritten das in der Landessprache Kelten, bei uns Gallier genannte Volk.“)
Gallia Rebellis
„Rebellisches Gallien“: Titel eines Buchs von Ralf Urban mit dem Untertitel „Erhebungen in Gallien im Spiegel antiker Zeugnisse“.
Gaudeamus
„Gaudeamus igitur“ auf einer alten Postkarte
Gaudeamus igitur
„Freuen wir uns also“: Anfang des berühmtesten traditionellen Studentenlieds der Welt, dessen erste Strophe folgendermaßen lautet:
|: Gaudeamus igitur
iuvenes dum sumus:|
post iucundam iuventutem,
post molestam senectutem,
|: nos habebit humus!
In einer modernen deutschen Übersetzung bedeutet das:
Wir wollen also fröhlich sein,
solange wir noch junge Leute sind.
Nach fröhlicher Jugend,
nach beschwerlichem Alter
wird uns die Erde haben.
Gaudium
Gaudium laboris acti
„Freude an getaner Arbeit“
Generalibus
Generalibus specialia derogant
„Spezielles Recht bricht allgemeines Recht.“: So viel wie Lex specialis derogat legi generali.
Generatio
Generatio aequivoca
(lat.: „mehrdeutige Zeugung“), auch generatio spontanea genannt, bezeichnet die Urzeugung, d.h. die Entstehung von Leben aus nichtlebenden Stoffen.
Genius
Genius loci
„Geist des Ortes“: Damit verbunden die Hoffnung, dass dieser inspirierend wirkt, wenn etwa jemand glaubt, am Geburtsort Goethes besser schreiben zu können.
Genus
Genus hominum compositum est ex corpore et anima.
„Die Gattung Mensch besteht aus Körper und Vernunftseele.“ – Sallust, Bellum Iugurthinum 2,1.
Genus irritabile vatum
„Das reizbare Geschlecht der Dichter“: Horaz, epistulae 2,2,102
Gladiator
Gladiator in arena capit consilium.
„Der Gladiator fasst seinen Entschluss in der Arena.“
Der Satz geht zurück auf Seneca, Epistulae morales 22,1: „Ein altes Sprichwort lautet, (erst) in der Arena fasse der Gladiator seinen Plan.“
Gladius
Gladium dedisti, qui se occideret.
„Du hast ihm ein Schwert gegeben, damit er sich tötet.” – Plautus, Trinummus 129.
Sinngemäß: Du hast ihn aufs Glatteis geführt. – Im Original ist dieser Satz eine empörte Frage: „Dedistine hoc facto ei gladium, qui se occideret?“ („Du hast ihm damit ein Schwert gegeben, dass er sich umbringt?“)
Gladius ultor noster
„Das Schwert, unser Rächer“ – Häufiger Waffenspruch mensurbeflissener Studentenverbindungen
Gloria
Gloria crocodilus.
„Der Ruhm ist ein Krokodil.“ – Folgt man dem Ruhm, dann flieht er; flieht man ihn, dann folgt er einem.
Gloria in excelsis Deo.
„Ehre sei Gott in der Höhe.“ – Anfangsworte des Gloria in der katholischen Liturgie; nach dem Lukas-Evangelium. Aus der Weihnachtsgeschichte im Neuen Testament:
„Gloria in excelsis Deo et in terra pax in hominibus bonae voluntatis.“
„Ehre (sei) Gott in den Höhen und auf Erden Friede den Menschen guten Willens!“
Gloria victoria
„Ruhm (und) Sieg“
Gloria virtutem tamquam umbra sequitur.
„Der Ruhm folgt der Tugend wie ein Schatten.“
Gloriosus
Wappen der kanadischen Provinz Manitoba: Gloriosus et liber
Gloriosus et liber
„Ruhmreich und frei“ – Motto der kanadischen Provinz Manitoba
Gradus
Gradus ad Parnassum
„Stufen zum Parnassus“: Der Parnass galt im antiken Griechenland als Sitz der Musen. Die Gradus ad Parnassum bezeichnen also systematisch aufgebaute Lehrwerke für Künstler, vor allem Dichter und Musiker.
Graeca
Graeca non leguntur.
„Griechisches wird nicht gelesen.“ – Etwas ist zu schwer, man muss es überblättern.
Der Satz bezieht sich auf die Gepflogenheit des vorhumanistischen Vorlesungsbetriebs. Weil die Lehrer für gewöhnlich kein Griechisch konnten, wurden griechische Passagen in den tradierten Textsammlungen ausgelassen, sowohl beim Abschreiben wie auch beim Vortrag.
Graecia
Graecia capta ferum victorem cepit et artes / intulit agresti Latio
„Das bezwungene Griechenland bezwang den wilden Sieger und brachte die Künste in das bäuerische Latium.“ – Horaz, Epistulae 2,1,156f.
Grammatica
Septem artes liberales aus „Hortus Deliciarum“ der Herrad von Landsberg (um 1180)
Gram loquitur, Dia vera docet, Rhe verba colorat,
Mus canit, Ar numerat, Geo ponderat, As docet astra
„Die Grammatik redet, die Dialektik lehrt das Wahre, die Rhetorik färbt die Worte,
die Musik singt, Die Arithmetik zählt, die Geometrie ermisst, die Astronomie lehrt die Gestirne.“ – Merkvers (Hexameter) für die Septem artes liberales, die Sieben Freien Künste der Scholastik.
Gramen, Gramine
gramine persecuto
„Wenn Gras darüber gewachsen ist“
Palladius schreibt in seinem landwirtschaftlichen Lehrbuch Opus agriculturae (Werk über den Ackerbau) 3,26,5, man solle die Schweine am besten dann zu den Weinstöcken treiben, wenn diese noch nicht im Saft stehen, oder erst nach der Lese, „wenn Gras nachgewachsen ist“.
Grammatici
Grammatici certant, adhuc sub iudice lis est.
„Die Grammatiker streiten, noch ist der Streit vor dem Richter.“ – Die Angelegenheit ist noch nicht entschieden.
Gratia
Gratia supponit naturam.
„Die Gnade setzt die Natur voraus.“ – Dieser Gedanke von Bonaventura besagt, dass dem Menschen das Streben nach Gott innewohnt. Sein Zeitgenosse Thomas von Aquin entwickelte diesen Gedankengang dann weiter.
Gratia gratiam parit.
„Gunst erzeugt Gunst.“
Gratiam maximam habere
„Dank wissen.“ – Dankbar sein.
Gratis
Gratis
„Für Dank“ – Umsonst.
Grosso
Grosso modo
„Mit grobem Maß“: Ungefähr, mehr oder weniger.
Gutta
Gutta cavat lapidem, consumitur anulus usu.
„Der Tropfen höhlt den Stein, ein Ring wird durch den Gebrauch verzehrt.“ – Ovid, Epistulae ex Ponto (4,10,5).
Gutta cavat lapidem, non vi, sed saepe cadendo.
„Der Tropfen höhlt den Stein, nicht durch seine Kraft, sondern durch sein häufiges Fallen.“ Verkürzt zu „Steter Tropfen höhlt den Stein“.
Gutta fortunae prae dolio sapientiae.
„Ein Tropfen Glück geht über ein Fass Weisheit.“
Guttam
Guttam alicui aspergere
„Jemandem die Kehle mit einem Tropfen bespritzen“ – Jemandem eine Winzigkeit abgeben.
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