Die Kontemplation
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Die Kontemplation
Kontemplation (lat. contemplari „anschauen“, „betrachten“) bedeutet allgemein Beschaulichkeit oder auch beschauliche Betrachtung. Kontemplation ist auch als mystischer Weg der westlichen Tradition bekannt. In der Regel wird durch ein kontemplatives Leben oder Handeln ein besonderer Empfindungszustand oder eine Bewusstseinserweiterung angestrebt. Eine kontemplative Haltung ist von Ruhe und sanfter Aufmerksamkeit bestimmt. Somit ähnelt sie der buddhistischen Einsichtsmeditation Vipassana.
Historischer Kontext
Die römischen Auguren sagten die Zukunft voraus, indem sie in einem bestimmten vorher definierten Bereich des Himmels, dem templum (übersetzt auch Beobachtungsraum), den Vogelflug beobachteten und deuteten. Analog dazu war auf der Erde ein bestimmter heiliger Bezirk abgesteckt, der nur der Gottheit geweiht war, ebenfalls templum genannt. Beim contemplari besah man sich die himmlischen und die irdischen Bereiche (Plural templa) zusammen (con heißt zusammen) an und sann über die Verbindung nach.
Etymologie
Die Deponentialform von lat. contemplari (ursprünglich wohl: = von göttlichen Kräften erfasst werden) weist auf eingebungshafte Erlebnisse und Versenkung unter Ausschaltung allen Wollens hin, vgl. auch → Anschauung, Intuition.[1]
Sprachliche Varianz
Vita contemplativa bezeichnet eine kontemplative Lebensweise, beispielsweise bei Mönchen verschiedener Religionen. Man verwendet den Begriff auch häufig im Zusammenhang mit der Betrachtung der Natur oder eines Kunstwerks. Das Adjektiv kontemplativ bedeutet hier Konzentration auf geistige Inhalte. Die gängigste Verwendung hat jedoch ihre Bedeutung in der religiösen Auffassung im Sinne einer geistigen Versenkung in Gott oder in göttliche Werke und Anschauungen.
Christliche Bedeutung
Der mystische Weg innerhalb der christlichen Religion ist fast so alt wie das Christentum selbst. Das 40-tägige Fasten Jesu in der judäischen Wüste, bei dem ihm der Satan erschien, weist darauf hin.
Die Vertreter der kontemplativen Tradition blieben lange eine mehr geduldete als geachtete Randgruppe innerhalb des Christentums, da es teilweise Differenzen zu den dogmatischen Ansichten der Römisch-katholischen Kirche beim Gottesbegriff gab. Während die allgemeine Lehrmeinung von einem Gott als Person ausgeht, zu dem man - wie zu einem Menschen - sprechen kann, übt sich der kontemplative Mensch darin, auf Gott zu lauschen.
Innerhalb der katholischen Tradition gibt es viele Heilige, die das Gebet als Kontemplation ausgeübt haben und aus diesem Geist heraus auch die Kirche mit geprägt haben, unter anderem Teresa von Ávila, die 1970 zur Kirchenlehrerin erhoben wurde, Johannes vom Kreuz und Nikolaus von der Flüe.
Auch in den evangelischen Kirchen hat sich eine kontemplative Tradition entwickeln können, die mitunter ihre Vorbilder in katholischen Heiligen hatte. Bedeutende Vertreter waren oft Laien, etwa der Schuster Jakob Böhme († 1624), der Bandweber Gerhard Tersteegen († 1769) oder der Schuhmacherlehrling George Fox († 1691), der der Gründungsvater der Quäker war. Meist standen sie auf Grund ihrer Lehre in Konflikt mit der kirchlichen Obrigkeit.
Das Ziel der Kontemplation ist es, sich für Gottes Geist zu öffnen. Dies kann in drei Schritten erfolgen:
Reinigung
Erleuchtung
Seeleneinheit mit Gott.
Dem Ziel der Kontemplation kann sich der Mystiker auf verschiedenen Wegen nähern, wichtige sind:
ignatianische Exerzitien - geistliche Übungen
benediktinische Methode (lectio, meditatio, oratio)
hesychastische Methode, insbesondere das Jesusgebet (wiederholte Rezitation des Wortes Jesus bzw. des veränderbaren Satzes Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner, des Sünders)
Besonders geprägt wurde die Vita contemplativa durch Teresa von Ávila, Meister Eckhardt, Johannes vom Kreuz, Angelus Silesius, Hildegard von Bingen. Wichtige lebende Lehrer der Kontemplation sind u. a. der Benediktiner und Zenmeister Willigis Jäger, Ferenc Jálics SJ, Anselm Grün, Peter Dyckhoff, Thomas Keating, John Main OSB und Laurence Freeman.
Im engeren Sinne nennt man eine Gemeinschaft (meist einen Orden oder eine Kommunität) dann kontemplativ, wenn deren Mitglieder sich ganz diesem Weg als Lebens- und Glaubensweg verschrieben haben und praktisch keine nach außen wirksame Arbeit betreiben – im Unterschied zu denjenigen Orden, die karitativ oder missionarisch tätig sind. Eine Beispiel-Gemeinschaft sind die Rosa Schwestern der Steyler Missionare (SVD). Sie wurden vom Hl. Arnold Janssen als geistliche und betende Unterstützung gegründet, um Gottes Augenmerk auf die Probleme der entsendeten Missionare zu richten, aber auch um Nicht-Missionaren die Chance zu geben, dass jemand für sie betet. Konkret bedeutet dies, dass man einen Gebetswunsch oder "Antrag an Gott" den Rosa Schwestern gibt, welche in ihren Gebetsstunden für jenen Wunsch beten.
Westlicher Weg fernöstlicher Mystik
Im Gegensatz zu vielen Formen östlicher Meditation, bei der der Schüler (hier auch Sucher genannt) versucht, seinen Geist zu leeren, um eins mit Gott zu werden, versteht die christliche Mystik unter Kontemplation ein sich Ausrichten auf einen bedingungslos liebenden Gott. Kontemplation ist Einübung einer Haltung. Die Erfahrung von Gottes Gegenwart kann nicht vom Betenden selbst hergestellt werden, sie ist Geschenk und reine Gnade.
Der Rinzai-Zen-Buddhismus, einige New-Age-Bewegungen und das dem westlichen Lebensstil angepasste Eckankar gehen davon aus, dass es hilfreicher sei, eine innere Betrachtung, zum Beispiel liebevoller Gedanken, Postulate oder von Menschen die man liebt, aber auch einer Weisheit beziehungsweise eines Sinnspruches mit in die Kontemplation zu nehmen, als zu versuchen, den Geist vollkommen zu leeren. Diese Technik soll dem Gläubigen zum einen die Möglichkeit verleihen sich mit universeller Liebe anzufüllen, andererseits wird so der Erkenntnis Rechnung getragen, dass eine vollkommene Stille im mentalen Bereich kaum zu erreichen und noch schwerer aufrechtzuerhalten ist. Insofern haben sich also bestimmte esoterische Schulen des Konzeptes der Kontemplation als eines einfacheren Weges zur Erleuchtung bedient.
In tiefer Kontemplation ist es nach Angaben von Praktikern ebenso möglich, transzendentale Erfahrungen zu machen wie in Meditation.
Siehe auch
Kontemplation (Malerei)
Weitere Wege mit kontemplativem Schwerpunkt:
Anthroposophie
Quietismus
Achtsamkeit
Biografische Verweise:
Benedikt von Nursia
Hannah Arendt
Arthur Schopenhauer
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Historischer Kontext
Die römischen Auguren sagten die Zukunft voraus, indem sie in einem bestimmten vorher definierten Bereich des Himmels, dem templum (übersetzt auch Beobachtungsraum), den Vogelflug beobachteten und deuteten. Analog dazu war auf der Erde ein bestimmter heiliger Bezirk abgesteckt, der nur der Gottheit geweiht war, ebenfalls templum genannt. Beim contemplari besah man sich die himmlischen und die irdischen Bereiche (Plural templa) zusammen (con heißt zusammen) an und sann über die Verbindung nach.
Etymologie
Die Deponentialform von lat. contemplari (ursprünglich wohl: = von göttlichen Kräften erfasst werden) weist auf eingebungshafte Erlebnisse und Versenkung unter Ausschaltung allen Wollens hin, vgl. auch → Anschauung, Intuition.[1]
Sprachliche Varianz
Vita contemplativa bezeichnet eine kontemplative Lebensweise, beispielsweise bei Mönchen verschiedener Religionen. Man verwendet den Begriff auch häufig im Zusammenhang mit der Betrachtung der Natur oder eines Kunstwerks. Das Adjektiv kontemplativ bedeutet hier Konzentration auf geistige Inhalte. Die gängigste Verwendung hat jedoch ihre Bedeutung in der religiösen Auffassung im Sinne einer geistigen Versenkung in Gott oder in göttliche Werke und Anschauungen.
Christliche Bedeutung
Der mystische Weg innerhalb der christlichen Religion ist fast so alt wie das Christentum selbst. Das 40-tägige Fasten Jesu in der judäischen Wüste, bei dem ihm der Satan erschien, weist darauf hin.
Die Vertreter der kontemplativen Tradition blieben lange eine mehr geduldete als geachtete Randgruppe innerhalb des Christentums, da es teilweise Differenzen zu den dogmatischen Ansichten der Römisch-katholischen Kirche beim Gottesbegriff gab. Während die allgemeine Lehrmeinung von einem Gott als Person ausgeht, zu dem man - wie zu einem Menschen - sprechen kann, übt sich der kontemplative Mensch darin, auf Gott zu lauschen.
Innerhalb der katholischen Tradition gibt es viele Heilige, die das Gebet als Kontemplation ausgeübt haben und aus diesem Geist heraus auch die Kirche mit geprägt haben, unter anderem Teresa von Ávila, die 1970 zur Kirchenlehrerin erhoben wurde, Johannes vom Kreuz und Nikolaus von der Flüe.
Auch in den evangelischen Kirchen hat sich eine kontemplative Tradition entwickeln können, die mitunter ihre Vorbilder in katholischen Heiligen hatte. Bedeutende Vertreter waren oft Laien, etwa der Schuster Jakob Böhme († 1624), der Bandweber Gerhard Tersteegen († 1769) oder der Schuhmacherlehrling George Fox († 1691), der der Gründungsvater der Quäker war. Meist standen sie auf Grund ihrer Lehre in Konflikt mit der kirchlichen Obrigkeit.
Das Ziel der Kontemplation ist es, sich für Gottes Geist zu öffnen. Dies kann in drei Schritten erfolgen:
Reinigung
Erleuchtung
Seeleneinheit mit Gott.
Dem Ziel der Kontemplation kann sich der Mystiker auf verschiedenen Wegen nähern, wichtige sind:
ignatianische Exerzitien - geistliche Übungen
benediktinische Methode (lectio, meditatio, oratio)
hesychastische Methode, insbesondere das Jesusgebet (wiederholte Rezitation des Wortes Jesus bzw. des veränderbaren Satzes Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner, des Sünders)
Besonders geprägt wurde die Vita contemplativa durch Teresa von Ávila, Meister Eckhardt, Johannes vom Kreuz, Angelus Silesius, Hildegard von Bingen. Wichtige lebende Lehrer der Kontemplation sind u. a. der Benediktiner und Zenmeister Willigis Jäger, Ferenc Jálics SJ, Anselm Grün, Peter Dyckhoff, Thomas Keating, John Main OSB und Laurence Freeman.
Im engeren Sinne nennt man eine Gemeinschaft (meist einen Orden oder eine Kommunität) dann kontemplativ, wenn deren Mitglieder sich ganz diesem Weg als Lebens- und Glaubensweg verschrieben haben und praktisch keine nach außen wirksame Arbeit betreiben – im Unterschied zu denjenigen Orden, die karitativ oder missionarisch tätig sind. Eine Beispiel-Gemeinschaft sind die Rosa Schwestern der Steyler Missionare (SVD). Sie wurden vom Hl. Arnold Janssen als geistliche und betende Unterstützung gegründet, um Gottes Augenmerk auf die Probleme der entsendeten Missionare zu richten, aber auch um Nicht-Missionaren die Chance zu geben, dass jemand für sie betet. Konkret bedeutet dies, dass man einen Gebetswunsch oder "Antrag an Gott" den Rosa Schwestern gibt, welche in ihren Gebetsstunden für jenen Wunsch beten.
Westlicher Weg fernöstlicher Mystik
Im Gegensatz zu vielen Formen östlicher Meditation, bei der der Schüler (hier auch Sucher genannt) versucht, seinen Geist zu leeren, um eins mit Gott zu werden, versteht die christliche Mystik unter Kontemplation ein sich Ausrichten auf einen bedingungslos liebenden Gott. Kontemplation ist Einübung einer Haltung. Die Erfahrung von Gottes Gegenwart kann nicht vom Betenden selbst hergestellt werden, sie ist Geschenk und reine Gnade.
Der Rinzai-Zen-Buddhismus, einige New-Age-Bewegungen und das dem westlichen Lebensstil angepasste Eckankar gehen davon aus, dass es hilfreicher sei, eine innere Betrachtung, zum Beispiel liebevoller Gedanken, Postulate oder von Menschen die man liebt, aber auch einer Weisheit beziehungsweise eines Sinnspruches mit in die Kontemplation zu nehmen, als zu versuchen, den Geist vollkommen zu leeren. Diese Technik soll dem Gläubigen zum einen die Möglichkeit verleihen sich mit universeller Liebe anzufüllen, andererseits wird so der Erkenntnis Rechnung getragen, dass eine vollkommene Stille im mentalen Bereich kaum zu erreichen und noch schwerer aufrechtzuerhalten ist. Insofern haben sich also bestimmte esoterische Schulen des Konzeptes der Kontemplation als eines einfacheren Weges zur Erleuchtung bedient.
In tiefer Kontemplation ist es nach Angaben von Praktikern ebenso möglich, transzendentale Erfahrungen zu machen wie in Meditation.
Siehe auch
Kontemplation (Malerei)
Weitere Wege mit kontemplativem Schwerpunkt:
Anthroposophie
Quietismus
Achtsamkeit
Biografische Verweise:
Benedikt von Nursia
Hannah Arendt
Arthur Schopenhauer
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