Ernst Florens Friedrich Chladni
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Ernst Florens Friedrich Chladni
Ernst Florens Friedrich Chladni (* 30. November 1756 in Wittenberg; † 3. April 1827 in Breslau) war ein deutscher Physiker und Astronom.
Ehrentafel für E. F. F. Chladni im Gymnasium St. Augustin Grimma (im Durchgang des Hauptportals)
Gedenktafel am Haus Mittelstraße 5, in der Lutherstadt Wittenberg
Leben
Als Sohn des Juristen Ernst Martin Chladni geboren, besuchte er von 1771 bis 1774 die Fürstenschule Grimma, studierte dann an der Universität Leipzig Rechtswissenschaften und wurde 1782 zum Doktor jur. promoviert. Nach dem Tod seines Vaters bestärkte ihn sein musikalisches Talent, sich mehr mit der experimentellen Akustik zu beschäftigen; dabei orientierte er sich an den Erkenntnissen Leonhard Eulers und Daniel Bernoullis. Bekannt ist Chladni für seine Arbeiten, welche die Akustik begründeten. So veröffentlichte er 1787 erste wegweisende Erkenntnisse darüber, dass auf mit Sand bestreuten dünnen Platten Muster bzw. (Knoten-)linien entstehen, wenn man diese in Schwingungen versetzt. Diese werden nach ihm als Chladnische Klangfiguren bezeichnet. In einem 1796 erschienenen Werk beschrieb Chladni die Longitudinalschwingungen der Saiten und Stäbe, bei denen die Schwingungen nicht quer zu den Saiten und Stäben erfolgen, sondern in deren Längsrichtung.
Mit fortschreitendem Wissen erkannte er 1794, dass die Schall- und Klanglehre nicht im Rahmen einer Lehre von Luft, sondern in einer Lehre von den periodischen Schwingungen elastischer Körper abzuhandeln sei. 1797 führten weitere Forschungen zur Bestimmung der Schallgeschwindigkeit in festen Körpern und Gasen. Gleichzeitig wies er nach, dass man die beim Entzünden von Wasserstoff in einer Röhre hervorgebrachten Töne mit echten Pfeiftönen vergleichen kann. In seinen Klangstudien bezog er dabei die Schwingungen von Glocken und Gabeln mit ein. Chladnis Experimente regten zahlreiche namhafte Physiker wie Wilhelm Eduard und Ernst Heinrich Weber, Charles Wheatstone, Michael Faraday und Felix Savart an, die Arbeiten auf dem Gebiet der Akustik fortzuführen. Bis in die Gegenwart werden seine Erkenntnisse beim Geigenbau, bei der Hochfrequenztechnik und der Konzertsaalarchitektur verwendet.
Daneben betrieb er Studien zu Meteoriten. Mit seinem 1794 publizierten Buch „Über den Ursprung der von Pallas gefundenen und anderer ihr ähnlicher Eisenmassen und über einige damit in Verbindung stehende Naturerscheinungen“ und weiteren Veröffentlichungen stellte er die damals revolutionäre und anfangs sehr umstrittene These auf, dass die auf der Erde gefundenen Meteorite ihren Ursprung im Weltraum haben und Überreste aus der Entstehungsphase der Planeten unseres Sonnensystems seien.
Es war eine in vielerlei Hinsicht bahnbrechende Arbeit für die Weiterentwicklung der naturwissenschaftlichen Ansichten seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert. Sie wurde aber zunächst von anerkannten und berühmten Gelehrten seiner Zeit – darunter Georg Christoph Lichtenberg, Johann Wolfgang von Goethe und Alexander von Humboldt – weitgehend abgelehnt, zumal Messungen der Lichtenberg-Schüler Benzenberg und Brandes angeblich ergeben hatten, dass die Meteore rein atmosphärischen Ursprungs seien.[1][2] Georg Christoph Lichtenberg zog allerdings durchaus in Betracht, dass Chladni mit seiner Hypothese recht haben könnte, und war tatsächlich derjenige, der ihn zu seiner Arbeit über den Ursprung der Meteoriten anregte[3].
Doch bereits wenige Jahre danach bestätigten mehrere bezeugte Beobachtungen und wissenschaftlich fundierte Beschreibungen von Meteoritenfällen (z. B. des Meteoritenschauers von L'Aigle im Jahre 1803) sowie verfeinerte chemische Analysen an den gefundenen Meteoriten (u. a. durch Edward Charles Howard) seine Forschungsergebnisse. Chladni gilt heute als einer der Begründer der modernen Meteoritenforschung.
1790 erfand Chladni die Streichstabspiele Euphon (die Basis des Cristal Baschet) und 1799 den Clavizylinder, die in ihrem Klang den Orgelregistern Oboe/Fagott ähneln. Mit diesen Instrumenterfindungen sicherte er sich seinen Lebensunterhalt, indem er sie auf Vortragsreisen in ganz Europa, so auch vor Napoleon, Goethe, Lichtenberg und Laplace vorführte.
Chladni lebte und arbeitete bis 1813 in seiner Geburtsstadt Wittenberg, ab 1813 im benachbarten Kemberg. Er starb während einer Vortragsreise in Breslau und wurde auf dem dortigen Großen Friedhof beerdigt.
Chladni war Mitglied der Leipziger Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen.
Der Mondkrater Chladni ist nach ihm benannt.
Schriften
Entdeckungen über die Theorie des Klanges. Leipzig 1787
Die Akustik. Leipzig 1802, französische Übersetzung: Traite d’ acoustique, Paris 1809 und in: Neue Beiträge zur Akustik, Leipzig 1817
Beiträge zur praktischen Akustik und zur Lehre vom Instrumentbau. Leipzig 1821
Über den Ursprung der von Pallas gefundenen und anderer ihr ähnlicher Eisenmassen. Leipzig und Riga 1794
Über Feuermeteore. Wien 1820
Über die Hervorbringung der menschlichen Sprachlaute. Leipzig 1824
Kurze Übersicht der Schall- und Klanglehre, nebst einem Anhange die Entwickelung und Anordnung der Tonverhältnisse betreffend. Mainz 1827
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Ehrentafel für E. F. F. Chladni im Gymnasium St. Augustin Grimma (im Durchgang des Hauptportals)
Gedenktafel am Haus Mittelstraße 5, in der Lutherstadt Wittenberg
Leben
Als Sohn des Juristen Ernst Martin Chladni geboren, besuchte er von 1771 bis 1774 die Fürstenschule Grimma, studierte dann an der Universität Leipzig Rechtswissenschaften und wurde 1782 zum Doktor jur. promoviert. Nach dem Tod seines Vaters bestärkte ihn sein musikalisches Talent, sich mehr mit der experimentellen Akustik zu beschäftigen; dabei orientierte er sich an den Erkenntnissen Leonhard Eulers und Daniel Bernoullis. Bekannt ist Chladni für seine Arbeiten, welche die Akustik begründeten. So veröffentlichte er 1787 erste wegweisende Erkenntnisse darüber, dass auf mit Sand bestreuten dünnen Platten Muster bzw. (Knoten-)linien entstehen, wenn man diese in Schwingungen versetzt. Diese werden nach ihm als Chladnische Klangfiguren bezeichnet. In einem 1796 erschienenen Werk beschrieb Chladni die Longitudinalschwingungen der Saiten und Stäbe, bei denen die Schwingungen nicht quer zu den Saiten und Stäben erfolgen, sondern in deren Längsrichtung.
Mit fortschreitendem Wissen erkannte er 1794, dass die Schall- und Klanglehre nicht im Rahmen einer Lehre von Luft, sondern in einer Lehre von den periodischen Schwingungen elastischer Körper abzuhandeln sei. 1797 führten weitere Forschungen zur Bestimmung der Schallgeschwindigkeit in festen Körpern und Gasen. Gleichzeitig wies er nach, dass man die beim Entzünden von Wasserstoff in einer Röhre hervorgebrachten Töne mit echten Pfeiftönen vergleichen kann. In seinen Klangstudien bezog er dabei die Schwingungen von Glocken und Gabeln mit ein. Chladnis Experimente regten zahlreiche namhafte Physiker wie Wilhelm Eduard und Ernst Heinrich Weber, Charles Wheatstone, Michael Faraday und Felix Savart an, die Arbeiten auf dem Gebiet der Akustik fortzuführen. Bis in die Gegenwart werden seine Erkenntnisse beim Geigenbau, bei der Hochfrequenztechnik und der Konzertsaalarchitektur verwendet.
Daneben betrieb er Studien zu Meteoriten. Mit seinem 1794 publizierten Buch „Über den Ursprung der von Pallas gefundenen und anderer ihr ähnlicher Eisenmassen und über einige damit in Verbindung stehende Naturerscheinungen“ und weiteren Veröffentlichungen stellte er die damals revolutionäre und anfangs sehr umstrittene These auf, dass die auf der Erde gefundenen Meteorite ihren Ursprung im Weltraum haben und Überreste aus der Entstehungsphase der Planeten unseres Sonnensystems seien.
Es war eine in vielerlei Hinsicht bahnbrechende Arbeit für die Weiterentwicklung der naturwissenschaftlichen Ansichten seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert. Sie wurde aber zunächst von anerkannten und berühmten Gelehrten seiner Zeit – darunter Georg Christoph Lichtenberg, Johann Wolfgang von Goethe und Alexander von Humboldt – weitgehend abgelehnt, zumal Messungen der Lichtenberg-Schüler Benzenberg und Brandes angeblich ergeben hatten, dass die Meteore rein atmosphärischen Ursprungs seien.[1][2] Georg Christoph Lichtenberg zog allerdings durchaus in Betracht, dass Chladni mit seiner Hypothese recht haben könnte, und war tatsächlich derjenige, der ihn zu seiner Arbeit über den Ursprung der Meteoriten anregte[3].
Doch bereits wenige Jahre danach bestätigten mehrere bezeugte Beobachtungen und wissenschaftlich fundierte Beschreibungen von Meteoritenfällen (z. B. des Meteoritenschauers von L'Aigle im Jahre 1803) sowie verfeinerte chemische Analysen an den gefundenen Meteoriten (u. a. durch Edward Charles Howard) seine Forschungsergebnisse. Chladni gilt heute als einer der Begründer der modernen Meteoritenforschung.
1790 erfand Chladni die Streichstabspiele Euphon (die Basis des Cristal Baschet) und 1799 den Clavizylinder, die in ihrem Klang den Orgelregistern Oboe/Fagott ähneln. Mit diesen Instrumenterfindungen sicherte er sich seinen Lebensunterhalt, indem er sie auf Vortragsreisen in ganz Europa, so auch vor Napoleon, Goethe, Lichtenberg und Laplace vorführte.
Chladni lebte und arbeitete bis 1813 in seiner Geburtsstadt Wittenberg, ab 1813 im benachbarten Kemberg. Er starb während einer Vortragsreise in Breslau und wurde auf dem dortigen Großen Friedhof beerdigt.
Chladni war Mitglied der Leipziger Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen.
Der Mondkrater Chladni ist nach ihm benannt.
Schriften
Entdeckungen über die Theorie des Klanges. Leipzig 1787
Die Akustik. Leipzig 1802, französische Übersetzung: Traite d’ acoustique, Paris 1809 und in: Neue Beiträge zur Akustik, Leipzig 1817
Beiträge zur praktischen Akustik und zur Lehre vom Instrumentbau. Leipzig 1821
Über den Ursprung der von Pallas gefundenen und anderer ihr ähnlicher Eisenmassen. Leipzig und Riga 1794
Über Feuermeteore. Wien 1820
Über die Hervorbringung der menschlichen Sprachlaute. Leipzig 1824
Kurze Übersicht der Schall- und Klanglehre, nebst einem Anhange die Entwickelung und Anordnung der Tonverhältnisse betreffend. Mainz 1827
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