Herbert Gerigk
Braunschweig-aktuell :: Nachrichten :: Aufklärung :: Deutsche NS Geschichte :: Mittelalter & Co. Deutschland
Seite 1 von 1
Herbert Gerigk
Herbert Gerigk (* 2. März 1905 in Mannheim; † 20. Juni 1996 in Dortmund) war ein deutscher Musikwissenschaftler, der als einer der hervorstechenden Antisemiten in der Musikwissenschaft gilt. Dafür spricht sein Lexikon der Juden in der Musik und seine Tätigkeit als hoher Offizier im Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg beim Raub von Musikalien vor allem aus dem Besitz von verfolgten Juden in den von Deutschland besetzten Ländern im Zweiten Weltkrieg.
Leben
Nach voraufgegangener Promotion 1928 habilitierte sich Herbert Gerigk 1932 mit einer Arbeit über Giuseppe Verdi. Es war die erste bedeutende musikwissenschaftliche Gesamtdarstellung Verdis in Deutschland und erschien in der Reihe „Die großen Meister der Musik“.
Gerigk trat 1932 in die NSDAP und 1933 in die SA ein. Anschließend war er Kreiskulturwart in Danzig.[1] Seit 1935 arbeitete er im nationalsozialistischen Deutschen Reich als „Leiter der Hauptstelle Musik beim Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP“.[1] 1935 trat er der SS bei.[2]
Gerigk übernahm die Planung der Musikpolitik Alfred Rosenbergs und war auch für deren Durchführung im Amt Rosenberg zuständig. Diese hatte als Ziel, die jüdischen Vertreter des Musiklebens aus ihren Stellungen zu entfernen und die Ausbreitung der Neuen Musik zu unterdrücken. Seit 1937 war er Herausgeber der Zeitschrift Die Musik.
Gerigks bekanntestes Werk war das antisemitische Machwerk Lexikon der Juden in der Musik, das er in Zusammenarbeit mit Theophil Stengel, Referent der Reichsmusikkammer, herausgab. Das Nachschlagewerk sollte Veranstalter von der „versehentlichen“ Aufführung von Werken „jüdischer“ und „halbjüdischer“ Komponisten abhalten, alle jüdischen Musikausübenden erfassen, hauptsächlich aber fest in der deutschen Musiktradition stehende Komponisten wie etwa Felix Mendelssohn Bartholdy und Gustav Mahler durch Lügen und bewusst falsche Quellenauslegung diffamieren und abwerten.
Auch während des Zweiten Weltkrieges nahm Gerigk eine führende Rolle in der Verfolgung der Juden ein. Er leitete das Amt Musik im Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) und wurde zur treibenden Kraft bei allen Aktivitäten des Sonderstabes Musik in den besetzten Ländern[3]. Die Tätigkeit war die Plünderung von Kulturgut in den besetzten Ländern und der Transport nach Deutschland. Allein im besetzten Frankreich raubten Gerigks Fahnder in zwei Jahren 34.500 jüdische Häuser oder Wohnungen aus, darunter die von Emmerich Kálmán, Darius Milhaud, Fernand Halphen, Arno Poldes, Gregor Piatigorski, Wanda Landowska.[4] Angesichts der Vernichtungsmaschinerie des Holocaust schrieb er 1942: „Die Frage muß aufgeworfen werden, ob es im Zeichen der Liquidierung des Judentums in Europa angebracht ist, jüdische Mischlinge als Kulturschaffende in irgendeiner Form zuzulassen.“[5]
1943 wurde er Hauptschriftleiter der von Rosenberg geleiteten Zeitschrift Musik im Kriege, 1944 wurde er zum SS-Hauptsturmführer im Sicherheitsdienst befördert.[2] [1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg musste sich Gerigk nie für seine Mittäterschaft beim Holocaust vor Gericht verantworten. Zwar stand seine nationalsozialistische Vergangenheit einer akademischen Laufbahn entgegen; er war jedoch bei den Dortmunder Ruhr-Nachrichten als Musikkritiker tätig. 1953 versuchte er, mithilfe der CDU und FDP Kulturdezernent in Bochum zu werden, scheiterte aber.[6] 1954 veröffentlichte er das Fachwörterbuch der Musik im Verlag von Bernhard Hahnefeld, der schon das „Lexikon der Juden in der Musik“ herausgegeben hatte.
Gerigk wurde auf dem Dortmunder Ostenfriedhof beigesetzt.
Veröffentlichungen
Musikgeschichte der Stadt Elbing, Elbinger Jahrbuch, 1929, H. 8
Giuseppe Verdi (in der Reihe „Die großen Meister der Musik“), Athenaion, Potsdam 1932
Vergreisung oder „Fortschreitende Entwicklung“?. Bemerkungen zum Hamburger Musikfest 1935. In: Die Musik, XXVII/10 (Juli 1935), S. 721–727
Meister der Musik und ihre Werke, Verlag Rich. Bong, Berlin 1936
Das Ende des Allgemeinen Deutschen Musikvereins, in: Die Musik, XXIX/10 (Juli 1937), S. 696–702
Puccini (in der „Schriftenreihe des Amtes Kulturgemeinde der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude“), M. Hesse, Berlin
Lexikon der Juden in der Musik, mit Theophil Stengel, Verlag Bernhard Hahnefeld, Berlin 1943
Fachwörterbuch der Musik (in der Reihe „Keysers Nachschlagewerke“), Keyser, München 1966
Neue Liebe zu alten Schriften. Vom Autogrammjäger zum Autographensammler, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1974
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Leben
Nach voraufgegangener Promotion 1928 habilitierte sich Herbert Gerigk 1932 mit einer Arbeit über Giuseppe Verdi. Es war die erste bedeutende musikwissenschaftliche Gesamtdarstellung Verdis in Deutschland und erschien in der Reihe „Die großen Meister der Musik“.
Gerigk trat 1932 in die NSDAP und 1933 in die SA ein. Anschließend war er Kreiskulturwart in Danzig.[1] Seit 1935 arbeitete er im nationalsozialistischen Deutschen Reich als „Leiter der Hauptstelle Musik beim Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP“.[1] 1935 trat er der SS bei.[2]
Gerigk übernahm die Planung der Musikpolitik Alfred Rosenbergs und war auch für deren Durchführung im Amt Rosenberg zuständig. Diese hatte als Ziel, die jüdischen Vertreter des Musiklebens aus ihren Stellungen zu entfernen und die Ausbreitung der Neuen Musik zu unterdrücken. Seit 1937 war er Herausgeber der Zeitschrift Die Musik.
Gerigks bekanntestes Werk war das antisemitische Machwerk Lexikon der Juden in der Musik, das er in Zusammenarbeit mit Theophil Stengel, Referent der Reichsmusikkammer, herausgab. Das Nachschlagewerk sollte Veranstalter von der „versehentlichen“ Aufführung von Werken „jüdischer“ und „halbjüdischer“ Komponisten abhalten, alle jüdischen Musikausübenden erfassen, hauptsächlich aber fest in der deutschen Musiktradition stehende Komponisten wie etwa Felix Mendelssohn Bartholdy und Gustav Mahler durch Lügen und bewusst falsche Quellenauslegung diffamieren und abwerten.
Auch während des Zweiten Weltkrieges nahm Gerigk eine führende Rolle in der Verfolgung der Juden ein. Er leitete das Amt Musik im Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) und wurde zur treibenden Kraft bei allen Aktivitäten des Sonderstabes Musik in den besetzten Ländern[3]. Die Tätigkeit war die Plünderung von Kulturgut in den besetzten Ländern und der Transport nach Deutschland. Allein im besetzten Frankreich raubten Gerigks Fahnder in zwei Jahren 34.500 jüdische Häuser oder Wohnungen aus, darunter die von Emmerich Kálmán, Darius Milhaud, Fernand Halphen, Arno Poldes, Gregor Piatigorski, Wanda Landowska.[4] Angesichts der Vernichtungsmaschinerie des Holocaust schrieb er 1942: „Die Frage muß aufgeworfen werden, ob es im Zeichen der Liquidierung des Judentums in Europa angebracht ist, jüdische Mischlinge als Kulturschaffende in irgendeiner Form zuzulassen.“[5]
1943 wurde er Hauptschriftleiter der von Rosenberg geleiteten Zeitschrift Musik im Kriege, 1944 wurde er zum SS-Hauptsturmführer im Sicherheitsdienst befördert.[2] [1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg musste sich Gerigk nie für seine Mittäterschaft beim Holocaust vor Gericht verantworten. Zwar stand seine nationalsozialistische Vergangenheit einer akademischen Laufbahn entgegen; er war jedoch bei den Dortmunder Ruhr-Nachrichten als Musikkritiker tätig. 1953 versuchte er, mithilfe der CDU und FDP Kulturdezernent in Bochum zu werden, scheiterte aber.[6] 1954 veröffentlichte er das Fachwörterbuch der Musik im Verlag von Bernhard Hahnefeld, der schon das „Lexikon der Juden in der Musik“ herausgegeben hatte.
Gerigk wurde auf dem Dortmunder Ostenfriedhof beigesetzt.
Veröffentlichungen
Musikgeschichte der Stadt Elbing, Elbinger Jahrbuch, 1929, H. 8
Giuseppe Verdi (in der Reihe „Die großen Meister der Musik“), Athenaion, Potsdam 1932
Vergreisung oder „Fortschreitende Entwicklung“?. Bemerkungen zum Hamburger Musikfest 1935. In: Die Musik, XXVII/10 (Juli 1935), S. 721–727
Meister der Musik und ihre Werke, Verlag Rich. Bong, Berlin 1936
Das Ende des Allgemeinen Deutschen Musikvereins, in: Die Musik, XXIX/10 (Juli 1937), S. 696–702
Puccini (in der „Schriftenreihe des Amtes Kulturgemeinde der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude“), M. Hesse, Berlin
Lexikon der Juden in der Musik, mit Theophil Stengel, Verlag Bernhard Hahnefeld, Berlin 1943
Fachwörterbuch der Musik (in der Reihe „Keysers Nachschlagewerke“), Keyser, München 1966
Neue Liebe zu alten Schriften. Vom Autogrammjäger zum Autographensammler, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1974
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Andy- Admin
- Anzahl der Beiträge : 36197
Anmeldedatum : 03.04.11
Braunschweig-aktuell :: Nachrichten :: Aufklärung :: Deutsche NS Geschichte :: Mittelalter & Co. Deutschland
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
So Nov 17, 2024 4:25 am von Andy
» END OF GREEN
So Nov 17, 2024 4:21 am von Andy
» zozyblue
So Nov 17, 2024 4:18 am von Andy
» MAGNUM
So Nov 17, 2024 4:14 am von Andy
» Natasha Bedingfield
So Nov 17, 2024 4:12 am von Andy
» ... TRAKTOR ...
So Nov 17, 2024 4:10 am von Andy
» = Azillis =
So Nov 17, 2024 4:07 am von Andy
» Alice Cooper
So Nov 17, 2024 4:04 am von Andy
» Art of Trance
So Nov 17, 2024 4:02 am von Andy