Die Haskala
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Die Haskala
Haskala (השכלה) (auch: Haskalah) entstammt der hebräischen Wortwurzel שכל s-k-l, woraus unter anderem das Wort Sechel (Verstand) abgeleitet wird. Haskala bedeutet Bildung, Aufklärung und bezeichnet insbesondere die jüdische, von Berlin ausgehende Bewegung der Aufklärung zwischen 1770 und 1880. Eine Vordenkerposition nahm der bekannte Philosoph Moses Mendelssohn ein.
Bedeutung
Während des 18. Jahrhunderts war die jüdische Gesellschaft in einer kulturellen Krise. Sie fiel auseinander, was mit dem Autoritätsverlust der Rabbiner einherging. Um die Probleme zu lösen, entstanden unterschiedliche Bewegungen, insbesondere die Haskala. Ihren Ursprung hatte die Haskala [übersetzt „Erziehung“] im jüdischen Berliner Bürgertum, das von den Schriften vor allem der französischen Aufklärung inspiriert war und angesichts der – durch die historischen und ökonomischen Entwicklungen vorangetriebenen – Veränderung der Sozialstrukturen eine weitere Isolierung des Judentums befürchtete. Die rechtliche Grundlage bekam die Haskala zuerst in Frankreich durch die „Assemblée constituante“, die am 27. September 1791 den Juden die volle Staatsbürgerschaft zusprach. Die Haskala spielte in dem Prozess der Judenemanzipation als Mittler zwischen den Eliten der christlichen Mehrheitsgesellschaften und den jüdischen Gemeinden in Europa eine herausragende Rolle. Sie fand auch Unterstützung bei einigen wenigen Christen und „aufgeklärten Despoten“, die die Minderheit in der Bevölkerung integrieren wollten.
Vier verschiedene Definitionen des Begriffs sind möglich:
als Tätigkeitsbegriff „Aufklärung“,
als „Epochenbegriff“,
als Epoche der jüdischen Aufklärung
oder als jüdische Aufklärungsbewegung.
Die Hauptziele richteten sich auf Säkularisierung, also Trennung von Religion und Staat, und Öffnung in die christliche Mehrheitsgesellschaft durch Herstellung persönlicher wie institutioneller Kontakte und Heranführung an jüdische Glaubenslehren. Dabei entwickelte sich eine Spannung zwischen der erstrebten Erneuerung des Judentums und der Konfrontation mit der jüdischen Orthodoxie. Die Epoche der Aufklärung wird im Allgemeinen auf 1700 datiert und hatte ihren Ausgangspunkt in Amsterdam. Der Beginn einer Aufklärungsbewegung dagegen wird auf 1770 mit den Aktivitäten von Moses Mendelssohn und seinem Zirkel gelegt, wenn auch zwischen einer „frühen“ Haskala, also der Aufklärungsbewegung innerhalb des jüdischen Establishments und einer „preußischen“ Bewegung (Ausdehnung auch auf nichtjüdische Kreise) unter Moses Mendelssohn unterschieden werden muss. Der jüdische Aufklärer (Bezeichnung: Maskil ab 1783) zeichnete sich durch seine Aktivitäten (Publizität, öffentliche Meinungsäußerungen, Teilnahme an den Diskussionsrunden, materielle und finanzielle Förderung), aber auch durch sein Bildungsniveau (zumeist Universitätsabschluss) aus.
Mit der bürgerlichen Revolution in Westeuropa verband sich einerseits die erhoffte Emanzipation der jüdischen Bevölkerung, gleichzeitig entstand eine moderne Judenfeindlichkeit.
Personen
Wichtige Vertreter (Maskilim) der Haskala in Deutschland waren unter anderem:
Moses Mendelssohn (1729–1786) war ein auch bei Nicht-Juden anerkannter Philosoph. Einerseits konnte er durch seine Verteidigung der Dresdner Juden 1777 ihre Vertreibung mit verhindern. Andererseits hat er sich vor allem mit seiner deutschen Bibelübersetzung (in hebräischen Buchstaben) und der Aufsicht über den Biur (eine grammatikalische Bibelerklärung) bleibende Verdienste um die Hebung des Wissensstandes des bisher nur talmudisch gebildeten Judentums erworben und sowohl der deutschen als auch der hebräischen Sprache nachhaltige Impulse verliehen. Mendelssohn diente Lessing als Vorbild für die Hauptfigur seines Versdramas Nathan der Weise.
David Friedländer (1750–1834) gründete 1778 die erste jüdische Freischule in Berlin, deren Bildungsprogramm der Haskala verschrieben war und einen Gegenpart zur traditionellen Erziehung im Cheder bildete.
Isaac Euchel (1756–1804) war Herausgeber der hebräischen aufklärerischen Zeitschrift Ha-Meassef, Schriftsteller, Verleger und Gründer verschiedener Gesellschaften der jüdischen Aufklärung. Euchel kämpfte für die Erneuerung der hebräischen Sprache und eine Reform des Judentums.
Rahel Varnhagen (1771–1833) bot mit ihrem Literarischen Salon in Berlin ein Zentrum der deutschen Literatur der Romantik (→ Salon der Rahel Varnhagen). In ihren Briefen trat sie für die Rechte der Frauen und der Juden und Jüdinnen ein.
Israel Jacobson (1768–1828) war Theologe und Schulgründer (→ Jacobsonschule).
Julius Fürst (1805–1873) war der erste jüdische Professor der Universität Leipzig. In seinen Veröffentlichungen (z. B. in der Zeitschrift Der Orient, deren Herausgeber er war) förderte er die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den kulturellen, linguistischen und literarischen Wurzeln des Judentums.
Auch in Russland gab es im 19. Jahrhundert wichtige Vertreter der Haskala, so zum Beispiel den Schriftsteller Abraham Mapu, Schöpfer des hebräischen Romans, und den Dichter und Kritiker Jehuda Leib Gordon (→ Geschichte der Juden in Russland).
Sonstiges
Das Abgeordnetenbüro der thüringischen Politikerin Katharina König (Die Linke) in Saalfeld trägt den Namen Haskala.
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Bedeutung
Während des 18. Jahrhunderts war die jüdische Gesellschaft in einer kulturellen Krise. Sie fiel auseinander, was mit dem Autoritätsverlust der Rabbiner einherging. Um die Probleme zu lösen, entstanden unterschiedliche Bewegungen, insbesondere die Haskala. Ihren Ursprung hatte die Haskala [übersetzt „Erziehung“] im jüdischen Berliner Bürgertum, das von den Schriften vor allem der französischen Aufklärung inspiriert war und angesichts der – durch die historischen und ökonomischen Entwicklungen vorangetriebenen – Veränderung der Sozialstrukturen eine weitere Isolierung des Judentums befürchtete. Die rechtliche Grundlage bekam die Haskala zuerst in Frankreich durch die „Assemblée constituante“, die am 27. September 1791 den Juden die volle Staatsbürgerschaft zusprach. Die Haskala spielte in dem Prozess der Judenemanzipation als Mittler zwischen den Eliten der christlichen Mehrheitsgesellschaften und den jüdischen Gemeinden in Europa eine herausragende Rolle. Sie fand auch Unterstützung bei einigen wenigen Christen und „aufgeklärten Despoten“, die die Minderheit in der Bevölkerung integrieren wollten.
Vier verschiedene Definitionen des Begriffs sind möglich:
als Tätigkeitsbegriff „Aufklärung“,
als „Epochenbegriff“,
als Epoche der jüdischen Aufklärung
oder als jüdische Aufklärungsbewegung.
Die Hauptziele richteten sich auf Säkularisierung, also Trennung von Religion und Staat, und Öffnung in die christliche Mehrheitsgesellschaft durch Herstellung persönlicher wie institutioneller Kontakte und Heranführung an jüdische Glaubenslehren. Dabei entwickelte sich eine Spannung zwischen der erstrebten Erneuerung des Judentums und der Konfrontation mit der jüdischen Orthodoxie. Die Epoche der Aufklärung wird im Allgemeinen auf 1700 datiert und hatte ihren Ausgangspunkt in Amsterdam. Der Beginn einer Aufklärungsbewegung dagegen wird auf 1770 mit den Aktivitäten von Moses Mendelssohn und seinem Zirkel gelegt, wenn auch zwischen einer „frühen“ Haskala, also der Aufklärungsbewegung innerhalb des jüdischen Establishments und einer „preußischen“ Bewegung (Ausdehnung auch auf nichtjüdische Kreise) unter Moses Mendelssohn unterschieden werden muss. Der jüdische Aufklärer (Bezeichnung: Maskil ab 1783) zeichnete sich durch seine Aktivitäten (Publizität, öffentliche Meinungsäußerungen, Teilnahme an den Diskussionsrunden, materielle und finanzielle Förderung), aber auch durch sein Bildungsniveau (zumeist Universitätsabschluss) aus.
Mit der bürgerlichen Revolution in Westeuropa verband sich einerseits die erhoffte Emanzipation der jüdischen Bevölkerung, gleichzeitig entstand eine moderne Judenfeindlichkeit.
Personen
Wichtige Vertreter (Maskilim) der Haskala in Deutschland waren unter anderem:
Moses Mendelssohn (1729–1786) war ein auch bei Nicht-Juden anerkannter Philosoph. Einerseits konnte er durch seine Verteidigung der Dresdner Juden 1777 ihre Vertreibung mit verhindern. Andererseits hat er sich vor allem mit seiner deutschen Bibelübersetzung (in hebräischen Buchstaben) und der Aufsicht über den Biur (eine grammatikalische Bibelerklärung) bleibende Verdienste um die Hebung des Wissensstandes des bisher nur talmudisch gebildeten Judentums erworben und sowohl der deutschen als auch der hebräischen Sprache nachhaltige Impulse verliehen. Mendelssohn diente Lessing als Vorbild für die Hauptfigur seines Versdramas Nathan der Weise.
David Friedländer (1750–1834) gründete 1778 die erste jüdische Freischule in Berlin, deren Bildungsprogramm der Haskala verschrieben war und einen Gegenpart zur traditionellen Erziehung im Cheder bildete.
Isaac Euchel (1756–1804) war Herausgeber der hebräischen aufklärerischen Zeitschrift Ha-Meassef, Schriftsteller, Verleger und Gründer verschiedener Gesellschaften der jüdischen Aufklärung. Euchel kämpfte für die Erneuerung der hebräischen Sprache und eine Reform des Judentums.
Rahel Varnhagen (1771–1833) bot mit ihrem Literarischen Salon in Berlin ein Zentrum der deutschen Literatur der Romantik (→ Salon der Rahel Varnhagen). In ihren Briefen trat sie für die Rechte der Frauen und der Juden und Jüdinnen ein.
Israel Jacobson (1768–1828) war Theologe und Schulgründer (→ Jacobsonschule).
Julius Fürst (1805–1873) war der erste jüdische Professor der Universität Leipzig. In seinen Veröffentlichungen (z. B. in der Zeitschrift Der Orient, deren Herausgeber er war) förderte er die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den kulturellen, linguistischen und literarischen Wurzeln des Judentums.
Auch in Russland gab es im 19. Jahrhundert wichtige Vertreter der Haskala, so zum Beispiel den Schriftsteller Abraham Mapu, Schöpfer des hebräischen Romans, und den Dichter und Kritiker Jehuda Leib Gordon (→ Geschichte der Juden in Russland).
Sonstiges
Das Abgeordnetenbüro der thüringischen Politikerin Katharina König (Die Linke) in Saalfeld trägt den Namen Haskala.
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