Fedor Flinzer
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Fedor Flinzer
Fedor Alexis Flinzer (* 4. April 1832 in Reichenbach im Vogtland; † 14. Juni 1911 in Leipzig) war ein deutscher Autor, Pädagoge und einer der bedeutendsten Illustratoren der Gründerjahre, der als „Sächsischer Katzen-Raffael“ bezeichnet wurde.
Detail aus dem König Nobel (Breslau 1886) von Fedor Flinzer
Anfänge
Flinzer besuchte seit 1849 die Kunstakademie in Dresden und wurde dort unter anderem von Ludwig Richter und Julius Schnorr von Carolsfeld ausgebildet. Ab 1859 bekleidete er eine Stelle als Zeichenlehrer in Chemnitz, wo er kurz darauf zu den Gründern des Vereins „Kunsthütte“ gehörte und Mitglied der Chemnitzer Freimaurerloge „Zur Harmonie“ war.[1] 1862 heiratete er Marie Wolfram, eine Nichte Richard Wagners.[2]
Zeichenlehrer und städtischer Zeicheninspektor in Leipzig
Kurze Zeit nach seinem Amtsantritt als städtischer Zeicheninspektor und nach dem Beginn seiner Tätigkeit als Zeichenlehrer an der Petrischule in Leipzig fasste Flinzer 1876 seine im Unterricht gesammelten Erkenntnisse in seinem Lehrbuch des Zeichenunterrichts (Bielefeld/Leipzig) zusammen. Dieses Werk machte ihn auch im europäischen Ausland und in Amerika bekannt.[3] Flinzer wurde aufgrund seines Lehrbuches als Vorbote der so genannten Kunsterziehungsbewegung bezeichnet, mit deren Vertretern er dann allerdings heftige Fachkontroversen führte und in deren Folge sein Einfluss zunehmend schwand.
Künstler
Englische Zuchtkanarien von Fedor Flinzer aus Die Gartenlaube
Zeichnung von Fedor Flinzer aus Die Gartenlaube
Verwurzelt in der Kunst des Biedermeier und der Romantik, schuf Flinzer später Werke mit deutlichen Spuren des Historismus und mit Anklängen an den Jugendstil. Seine künstlerische Vorliebe galt der Tierwelt und ganz besonders den Katzen bzw. Hauskatzen. Dies trug ihm – mit leicht ironischem Unterton – die Beinamen „Katzen-Flinzer“ und „Sächsischer Katzen-Raffael“ ein. Seine Spezialität war die vermenschlichte und humoristisch-satirische Darstellung von Tieren, teils in Anlehnung an Wilhelm von Kaulbach und Grandville.
Der Keiler in Wuth von Fedor Flinzer
Es entstanden gebrauchsgrafische Arbeiten – zum Beispiel der bekannte Entwurf der Marke „Katze“ für Hoffmann’s Stärkefabriken in Salzuflen. Flinzer illustrierte außerdem ovale Spielkarten.[4] Darüber hinaus entstanden Werke für ein erwachsenes Publikum, so in den Familienzeitschriften Die Gartenlaube und Daheim, vor allem aber Illustrationen für hunderte Kinder-, Jugend- und Bilderbücher. Sein Hauptwerk ist das Bilderbuch König Nobel (1886), eine Fortsetzung des berühmten Reineke Fuchs, die er gemeinsam mit dem Jugendschriftsteller Julius Lohmeyer veröffentlichte. Weitere Autoren, mit denen er zusammenarbeitete, sind Victor Blüthgen, Georg Christian Dieffenbach, Johannes Trojan, Edwin Bormann und Georg Bötticher, der Vater von Joachim Ringelnatz. Außerdem trug Flinzer Illustrationen zu dem englischen Jugendmagazin Aunt Judy’s Christmas Volume bei.
Illustration Flinzers für die Deutsche Jugend, abgedruckt in der Gartenlaube von 1875
Hervorzuheben ist schließlich noch seine jahrelange Tätigkeit für die im 19. Jahrhundert sehr einflussreiche Jugendzeitschrift Deutsche Jugend, für die er beispielsweise den Erstdruck von Theodor Storms Geschichte Lena Wies bebilderte.[5] Flinzer war Mitglied des Leipziger Künstler- und Gelehrtenbundes Die Leoniden. Zu seinen Schülern zählten der Graphiker Hans Domizlaff, der Landschaftsmaler Arthur Feudel, der Bildhauer Albrecht Leistner sowie der Künstler und Agent Gerd Kaden.
Fedor Flinzer im Jahr 1902
Denkmal und Medaille
Flinzers Grab befand sich auf dem Neuen Johannisfriedhof in Leipzig. 1914 schuf der Leipziger Bildhauer Johannes Hartmann für dieses Grab sein Fedor-Flinzer-Denkmal.[6] Der ebenfalls aus Leipzig stammende Medailleur Adolf Lehnert gestaltete eine Plakette zu Ehren Flinzers.[7]
Werke (Auswahl)
Der Froschmäusekrieg, Frankfurt am Main 1878 (mit Victor Blüthgen; veränderter Nachdruck 1994)
Reineke Fuchs (Freie Nachdichtung des niederdeutschen Reinke de Vos.), Glogau 1881 (mit Julius Lohmeyer und Edwin Bormann)
Jugendbrunnen, Berlin 1883 (Nachdruck 1990)
Beiträge zu The feathers & fur picture book, London & New York 1884
Glückliche Kinderzeit, Bremen 1885 (mit Georg Christian Dieffenbach; veränderter Nachdruck 1989)
By little and little or first English lesson-book for children from five to ten years of age, Breslau 1885 (mit A. Herding)
Tommy Murr's diary, London ca. 1886
König Nobel, Breslau 1886 (mit Julius Lohmeyer; veränderter Nachdruck 1979)
Der Thierstruwwelpeter, Breslau 1887 (mit Julius Lohmeyer)
Des Kindes Wunderhorn, Breslau 1889
Eine Tierschule in Bildern, Breslau 1891 (mit Victor Blüthgen; veränderter Nachdruck 1979)
Struwwelpeter der Jüngere, Stuttgart 1891 (mit Johannes Trojan; eine englische Ausgabe erschien unter dem Titel Struwwelpeter junior)
Wie die Tiere Soldaten werden wollten, Leipzig 1892 (mit Georg Bötticher; veränderter Nachdruck 1979)
Ein panischer Schrecken von Fedor Flinzer
Beiträge zu Juliana Horatia Ewing (1841–1895), Verses for Children and Songs for Music, London 1895
Ausstellungen (Auswahl)
2003/2004 Troisdorf, Bilderbuchmuseum
2004 Dresden, Museum für Sächsische Volkskunst
2004 Reichenbach im Vogtland, Neuberin-Museum
2004/2005 Bad Pyrmont, Museum im Schloss
2005 Bad Salzuflen, Stadt- & Bädermuseum
„Hoffmann’s Katze“, eine weltbekannte Bildmarke von Fedor Flinzer für Hoffmann’s Stärkefabriken
Literatur (Auswahl)
Fedor Bochow, Volker Ladenthin, Maria Linsmann: Kinder, Katzen, Kunst. Der Bilderbuchkünstler Fedor Alexis Flinzer (1832–1911). Burg Wissem – Bilderbuchmuseum, Troisdorf 2003, ISBN 3-9809301-0-6.
Fedor Bochow: Flinzer, Fedor Alexis, in: Saur Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 41, München/Leipzig 2004, 254-256.
Fedor Bochow: Flinzer, Fedor. In: Sächsische Biografie. Herausgegeben vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, bearb. von Martina Schattkowsky.
Skulptur von „Hoffmann’s Katze“ nach Flinzer
Titelblatt von Reineke Fuchs (Glogau 1881)
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Detail aus dem König Nobel (Breslau 1886) von Fedor Flinzer
Anfänge
Flinzer besuchte seit 1849 die Kunstakademie in Dresden und wurde dort unter anderem von Ludwig Richter und Julius Schnorr von Carolsfeld ausgebildet. Ab 1859 bekleidete er eine Stelle als Zeichenlehrer in Chemnitz, wo er kurz darauf zu den Gründern des Vereins „Kunsthütte“ gehörte und Mitglied der Chemnitzer Freimaurerloge „Zur Harmonie“ war.[1] 1862 heiratete er Marie Wolfram, eine Nichte Richard Wagners.[2]
Zeichenlehrer und städtischer Zeicheninspektor in Leipzig
Kurze Zeit nach seinem Amtsantritt als städtischer Zeicheninspektor und nach dem Beginn seiner Tätigkeit als Zeichenlehrer an der Petrischule in Leipzig fasste Flinzer 1876 seine im Unterricht gesammelten Erkenntnisse in seinem Lehrbuch des Zeichenunterrichts (Bielefeld/Leipzig) zusammen. Dieses Werk machte ihn auch im europäischen Ausland und in Amerika bekannt.[3] Flinzer wurde aufgrund seines Lehrbuches als Vorbote der so genannten Kunsterziehungsbewegung bezeichnet, mit deren Vertretern er dann allerdings heftige Fachkontroversen führte und in deren Folge sein Einfluss zunehmend schwand.
Künstler
Englische Zuchtkanarien von Fedor Flinzer aus Die Gartenlaube
Zeichnung von Fedor Flinzer aus Die Gartenlaube
Verwurzelt in der Kunst des Biedermeier und der Romantik, schuf Flinzer später Werke mit deutlichen Spuren des Historismus und mit Anklängen an den Jugendstil. Seine künstlerische Vorliebe galt der Tierwelt und ganz besonders den Katzen bzw. Hauskatzen. Dies trug ihm – mit leicht ironischem Unterton – die Beinamen „Katzen-Flinzer“ und „Sächsischer Katzen-Raffael“ ein. Seine Spezialität war die vermenschlichte und humoristisch-satirische Darstellung von Tieren, teils in Anlehnung an Wilhelm von Kaulbach und Grandville.
Der Keiler in Wuth von Fedor Flinzer
Es entstanden gebrauchsgrafische Arbeiten – zum Beispiel der bekannte Entwurf der Marke „Katze“ für Hoffmann’s Stärkefabriken in Salzuflen. Flinzer illustrierte außerdem ovale Spielkarten.[4] Darüber hinaus entstanden Werke für ein erwachsenes Publikum, so in den Familienzeitschriften Die Gartenlaube und Daheim, vor allem aber Illustrationen für hunderte Kinder-, Jugend- und Bilderbücher. Sein Hauptwerk ist das Bilderbuch König Nobel (1886), eine Fortsetzung des berühmten Reineke Fuchs, die er gemeinsam mit dem Jugendschriftsteller Julius Lohmeyer veröffentlichte. Weitere Autoren, mit denen er zusammenarbeitete, sind Victor Blüthgen, Georg Christian Dieffenbach, Johannes Trojan, Edwin Bormann und Georg Bötticher, der Vater von Joachim Ringelnatz. Außerdem trug Flinzer Illustrationen zu dem englischen Jugendmagazin Aunt Judy’s Christmas Volume bei.
Illustration Flinzers für die Deutsche Jugend, abgedruckt in der Gartenlaube von 1875
Hervorzuheben ist schließlich noch seine jahrelange Tätigkeit für die im 19. Jahrhundert sehr einflussreiche Jugendzeitschrift Deutsche Jugend, für die er beispielsweise den Erstdruck von Theodor Storms Geschichte Lena Wies bebilderte.[5] Flinzer war Mitglied des Leipziger Künstler- und Gelehrtenbundes Die Leoniden. Zu seinen Schülern zählten der Graphiker Hans Domizlaff, der Landschaftsmaler Arthur Feudel, der Bildhauer Albrecht Leistner sowie der Künstler und Agent Gerd Kaden.
Fedor Flinzer im Jahr 1902
Denkmal und Medaille
Flinzers Grab befand sich auf dem Neuen Johannisfriedhof in Leipzig. 1914 schuf der Leipziger Bildhauer Johannes Hartmann für dieses Grab sein Fedor-Flinzer-Denkmal.[6] Der ebenfalls aus Leipzig stammende Medailleur Adolf Lehnert gestaltete eine Plakette zu Ehren Flinzers.[7]
Werke (Auswahl)
Der Froschmäusekrieg, Frankfurt am Main 1878 (mit Victor Blüthgen; veränderter Nachdruck 1994)
Reineke Fuchs (Freie Nachdichtung des niederdeutschen Reinke de Vos.), Glogau 1881 (mit Julius Lohmeyer und Edwin Bormann)
Jugendbrunnen, Berlin 1883 (Nachdruck 1990)
Beiträge zu The feathers & fur picture book, London & New York 1884
Glückliche Kinderzeit, Bremen 1885 (mit Georg Christian Dieffenbach; veränderter Nachdruck 1989)
By little and little or first English lesson-book for children from five to ten years of age, Breslau 1885 (mit A. Herding)
Tommy Murr's diary, London ca. 1886
König Nobel, Breslau 1886 (mit Julius Lohmeyer; veränderter Nachdruck 1979)
Der Thierstruwwelpeter, Breslau 1887 (mit Julius Lohmeyer)
Des Kindes Wunderhorn, Breslau 1889
Eine Tierschule in Bildern, Breslau 1891 (mit Victor Blüthgen; veränderter Nachdruck 1979)
Struwwelpeter der Jüngere, Stuttgart 1891 (mit Johannes Trojan; eine englische Ausgabe erschien unter dem Titel Struwwelpeter junior)
Wie die Tiere Soldaten werden wollten, Leipzig 1892 (mit Georg Bötticher; veränderter Nachdruck 1979)
Ein panischer Schrecken von Fedor Flinzer
Beiträge zu Juliana Horatia Ewing (1841–1895), Verses for Children and Songs for Music, London 1895
Ausstellungen (Auswahl)
2003/2004 Troisdorf, Bilderbuchmuseum
2004 Dresden, Museum für Sächsische Volkskunst
2004 Reichenbach im Vogtland, Neuberin-Museum
2004/2005 Bad Pyrmont, Museum im Schloss
2005 Bad Salzuflen, Stadt- & Bädermuseum
„Hoffmann’s Katze“, eine weltbekannte Bildmarke von Fedor Flinzer für Hoffmann’s Stärkefabriken
Literatur (Auswahl)
Fedor Bochow, Volker Ladenthin, Maria Linsmann: Kinder, Katzen, Kunst. Der Bilderbuchkünstler Fedor Alexis Flinzer (1832–1911). Burg Wissem – Bilderbuchmuseum, Troisdorf 2003, ISBN 3-9809301-0-6.
Fedor Bochow: Flinzer, Fedor Alexis, in: Saur Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 41, München/Leipzig 2004, 254-256.
Fedor Bochow: Flinzer, Fedor. In: Sächsische Biografie. Herausgegeben vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, bearb. von Martina Schattkowsky.
Skulptur von „Hoffmann’s Katze“ nach Flinzer
Titelblatt von Reineke Fuchs (Glogau 1881)
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
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