Marcus Tullius Cicero
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Marcus Tullius Cicero
Marcus Tullius Cicero (klassische Aussprache: [ˈkɪkɛroː]; * 3. Januar 106 v. Chr. in Arpinum; † 7. Dezember 43 v. Chr. bei Formiae) war ein römischer Politiker, Anwalt, Schriftsteller und Philosoph, der berühmteste Redner Roms und Konsul im Jahr 63 v. Chr.
Cicero. Porträtbüste von Bertel Thorvaldsen nach einem römischen Original, Thorvaldsen Museum, Kopenhagen
Cicero war einer der vielseitigsten Köpfe der römischen Antike. Als Schriftsteller war er schon für die Antike stilistisches Vorbild, seine Werke wurden als Muster einer vollendeten, „goldenen“ Latinität nachgeahmt (Ciceronianismus). Seine Bedeutung auf philosophischem Gebiet liegt in erster Linie nicht in seinen eigenständigen Erkenntnissen, sondern in der Vermittlung griechischen philosophischen Gedankenguts an die lateinischsprachige Welt; oft sind seine griechischen Quellen nur in seiner Bearbeitung greifbar, da sie sonst nirgends überliefert sind. Für die Niederschlagung der Verschwörung des Catilina und die daraus resultierende vorläufige Rettung der Republik ehrte ihn der Senat mit dem Titel pater patriae (Vater des Vaterlandes).
Sein umfangreicher Schriftverkehr, insbesondere die Briefe an Atticus, beeinflussten maßgeblich und nachhaltig die europäische Briefkultur. Diese Briefe und sein übriges Werk liefern uns ein detailreiches Bild der Zustände Roms am Ende der Republik. Während der Bürgerkriege und der Diktatur Gaius Iulius Caesars trat Cicero immer wieder für eine Rückkehr zur traditionellen republikanischen Verfassungsform und Herrschaftsausübung ein. In seiner politischen Praxis zeigte er eine Flexibilität, die ihm den Vorwurf des Opportunismus und der Prinzipienlosigkeit eingetragen hat und deren Bewertung in der Forschung weiterhin umstritten ist. Nach der Ermordung Caesars 44 v. Chr. wurde Cicero von den Triumvirn Antonius, Octavianus und Lepidus auf die Proskriptionsliste gesetzt und am 7. Dezember 43 v. Chr. auf der Flucht ermordet.
Cicero. Stich nach einem römischen Original (London)
Leben
Herkunft und Ausbildung
Büste Ciceros in den Kapitolinischen Museen, Rom
Marcus Tullius Cicero war der älteste Sohn eines römischen Ritters (eques) gleichen Namens und dessen Ehefrau Helvia. Er hatte einen jüngeren Bruder Quintus Tullius Cicero, dem er zeitlebens eng verbunden blieb.
Seine Familie gehörte zur lokalen Oberschicht in Arpinum, einer Stadt im Gebiet der Volsker im Süden Latiums, deren Einwohner seit 188 v. Chr. das römische Bürgerrecht hatten. Cicero hatte sowohl eine starke emotionale als auch wirtschaftliche Bindung an seinen Geburtsort und kehrte häufig an diesen zurück.[1] Aus dem Gebiet von Arpinum stammte auch der Feldherr und Staatsmann Gaius Marius, dessen Neffe Marcus Marius Gratidianus der Cousin von Ciceros Vater war. Gratidia, eine Schwester des Marius Gratidianus, war mit dem Politiker Lucius Sergius Catilina verheiratet.
Das Cognomen (Beiname) Cicero leitete sich vermutlich vom lateinischen cicer („Kichererbse“) ab. Cicero lehnte zu Beginn seiner Karriere den Vorschlag seiner Freunde ab, dieses lächerlich wirkende Cognomen zu ändern. Vielmehr wolle er es berühmter machen als die Namen Scaurus (wörtlich übersetzt: „mit hervorstehenden Knöcheln“) und Catulus („das Hündchen“).[2] Ihre Herkunft führte die Familie auf den römischen König Servius Tullius und den frühen Konsul Manius Tullius Longus zurück. Plutarch hält eine Abstammung vom Volskerkönig Tullus Attius für möglich.
Ciceros Familie siedelte 102 v. Chr. nach Rom über. Sie gehörte dem Ritterstand und damit der zweithöchsten Gesellschaftsschicht an. Im Jahre 90 v. Chr. erhielt Cicero die toga virilis. Zwar war die entfernte Verwandtschaft zu Gaius Marius seinen Ambitionen unter der Diktatur Sullas eher hinderlich, doch bestanden andere Verwandtschaftsbeziehungen zu Angehörigen der Senatsaristokratie, die Cicero, seinem Bruder und seinem Cousin Lucius Tullius Cicero in Rom zu einer guten Ausbildung verhalfen. So war die Schwester seiner Mutter mit einem Marcus Aculeo verheiratet, einem Freund des Lucius Licinius Crassus. In dessen Haus erhielt Cicero seine erste Ausbildung. Dort lernte er wohl auch den berühmten Redner Marcus Antonius Orator kennen, dem er später gemeinsam mit Crassus in seinem Werk De oratore ein Denkmal setzte.
Wie jeder gebildete Römer seiner Zeit sprach Cicero von Kindheit an Griechisch. Durch seinen Vater, den Invalidität an der Ausübung militärischer oder politischer Ämter hinderte, erhielt er Zugang zur klassischen Bildung. Schon früh zeigte sich seine große Begabung, die der Vater mit Ehrgeiz förderte. Laut Plutarch war Cicero schon als Schüler eine Berühmtheit.[3] Nach dem Tod des Crassus 91 v. Chr. studierte er gemeinsam mit Titus Pomponius Atticus, der zeitlebens sein Freund und „zweiter Bruder“ war, Recht unter Quintus Mucius Scaevola, sowie Rhetorik, Literatur und Philosophie in Rom. Nachdem er sich anfangs mit der Übersetzung griechischer Dichter wie Homer beschäftigt hatte, wandte er sich mit ungefähr zwanzig Jahren der Philosophie zu und übertrug das philosophische Vokabular ins Lateinische.
Erste Erfolge
Nach seinem Militärdienst im Bundesgenossenkrieg unter Gnaeus Pompeius Strabo und Sulla erwarb Cicero erste Erfahrungen als Anwalt. Seine erste überlieferte Gerichtsrede stammt aus dem Jahr 81 v. Chr. (Pro Quinctio). Im folgenden Jahr verteidigte er in seinem ersten Mordprozess den wegen Vatermordes angeklagten Sextus Roscius und erwirkte dessen Freispruch, indem er die Ankläger, zwei Verwandte des Roscius und den einflussreichen Freigelassenen Lucius Cornelius Chrysogonus, überführte, den Mord selbst aus Habsucht geplant und durchgeführt zu haben. Da Chrysogonus ein Günstling Sullas war, der auf eigene Faust die Proskriptionsliste ergänzt hatte, brachte Cicero sich durch diesen Prozess selbst in Gefahr.
79 v. Chr. setzte Cicero seine Studien in Griechenland und Kleinasien, die damals Teil des Römischen Reiches waren, fort. Eventuell stand diese Reise im Zusammenhang mit dem Prozess im Vorjahr. Er hörte Philon von Larisa und Antiochos von Askalon, die als Philosophen der Neueren Akademie angehörten. Auf Rhodos besuchte er den berühmten Redner Apollonius Molon und lernte dessen schlichten Stil sowie die Künste, die Zuhörer zu fesseln und dabei die eigene Stimme zu schonen. Auch in die Mysterien von Eleusis wurde er eingeweiht.
Er kehrte 77 v. Chr. nach Rom zurück und begann seine Karriere als Politiker und Rechtsanwalt.
Politische Laufbahn
cursus honorum
Durch seinen Erfolg im Fall des Sextus Roscius genoss Cicero bei seiner Rückkehr aus Griechenland großes Ansehen. Das half ihm als homo novus, alle Ämter des cursus honorum in dem dafür vorgeschriebenen Mindestalter (suo anno) zu erreichen.
So war er im Jahre 75 v. Chr. Quästor auf Sizilien, wo er die Getreideversorgung Roms zu sichern hatte. Dort fand er das Grab des Archimedes. Durch die Redlichkeit seiner Amtsführung erwarb er den bleibenden Respekt der Sizilianer.
Den Grundstein für seine politische Karriere legte er im Jahre 70 v. Chr., als er die Gemeinden Siziliens in dem Prozess vertrat, den sie gegen den korrupten Statthalter Gaius Verres (73–71 v. Chr.) wegen Erpressung anstrengten. Obwohl Verres’ politische Freunde diesem gern zum Freispruch verholfen hätten, war das Beweismaterial, das Cicero in kurzer Zeit zusammentrug, so erdrückend, dass Verres noch vor dem Urteil Italien verließ. Dieser Prozess brachte Cicero auch die Stellung des ersten Redners in Rom ein, da er den bis dahin angesehensten Redner Quintus Hortensius Hortalus, den Verteidiger des Verres, übertrumpfen konnte.
Für das Jahr 69 v. Chr. wurde Cicero zum curulischen Ädil gewählt. In dieser Funktion veranstaltete er die obligatorischen Spiele, zugleich eine wichtige Maßnahme, um sein weiteres politisches Fortkommen zu sichern. Ansonsten tat er sich im Amt des Ädils nicht besonders hervor, sondern führte in jenen Jahren vor allem seine Geschäfte als Anwalt weiter, die ihn zum Verteidiger in zahlreichen wichtigen Strafprozessen machten.
Prätor wurde Cicero im Jahr 66 v. Chr. Das Los wies ihm unter den Prätoren das Amt des Vorsitzenden des Gerichtshofs für Erpressungen (Repetundenverfahren) zu, einer Materie, mit der er sich schon als Advokat nachdrücklich befasst hatte. In diesem Jahr hielt er die Rede de imperio Cn. Pompei, in der er die Lex Manilia unterstützte, die den Oberbefehl im Krieg gegen Mithridates VI. von Pontos anstelle von Lucullus dem bei der Senatsmehrheit unbeliebten Pompeius zusprach. Cicero stellte sich dabei nicht auf die Seite des Pompeius, sondern sprach für das „ganze römische Volk“.[4]
Seine Gegner im Wahlkampf für das Konsulat waren Hybrida und Catilina, die beide nicht vor Bestechungen und Gewaltanwendung zurückschreckten. Gegen ihre Machenschaften hielt Cicero die Rede in toga candida.[5] Gemeint ist damit die weiße Toga des Kandidaten für das Konsulat, die gerade die Reinheit und Unbestechlichkeit demonstrieren sollte. Cicero gewann die Wahl mit den Stimmen aller Zenturien und bekleidete im Jahre 63 v. Chr. das Amt des Konsuls, was für ihn als Aufsteiger aus dem Ritterstand (ordo equester) eine besondere Auszeichnung bedeutete.
Konsulat
Cicero begann sein Konsulat mit einem Versuch, das Problem der Landverteilung und besonders der Entschädigung derer, die ihren Landbesitz der wachsenden Stadt opfern mussten, zu lösen. Es sind drei Reden de lege agraria erhalten.
Während seines Konsulats kam es zu der Verschwörung des Catilina, die jedoch verraten und unter Mitwirkung Ciceros im Ansatz erstickt wurde. Bei der Senatsberatung (vgl. Ciceros Reden gegen Catilina) war es zwar Cato, der für die Todesstrafe plädierte, aber später musste Cicero die Verantwortung für die Hinrichtung der Catilinarier übernehmen, da der Senat zuvor in einem Notstandsbeschluss die Konsuln mit Maßnahmen zur Rettung des Staats beauftragt hatte.
Seine Leistung bei der Niederschlagung des Putschversuchs blieb auch bei ihm gegenüber kritisch eingestellten Zeitgenossen wie Sallust unbestritten. Freilich neigte er selbst, nicht zuletzt wohl, da er als homo novus nicht auf bedeutende Vorfahren verweisen konnte, dazu, seine eigenen Leistungen besonders herauszustreichen. Theodor Mommsens berühmt gewordene Kritik, die Cicero das „Talent, offene Türen einzurennen“ zuspricht und ihn als „Staatsmann ohne Einsicht, Ansicht und Absicht“ zu diskreditieren versucht, wird von der heutigen Forschung kaum mehr geteilt; sie versucht vielmehr, nicht nur dem von Mommsen herausgehobenen Gaius Iulius Caesar, sondern auch dessen republikanisch orientiertem Gegner Cicero gerecht zu werden, der, stets um das Wohl der Res Publica besorgt, republikanische Ideale zum Konzept eines vom Senat regierten römischen Idealstaats verwob, dessen Regierung sich aus gebildeten, intelligenten und patriotischen Männern zusammensetzen sollte, die das Staatswohl über ihre eigenen Interessen stellten.
Nach dem Konsulat
61 v. Chr. wollte Caesar Cicero für eine Teilnahme am späteren Triumvirat mit Crassus und Pompeius gewinnen, doch Cicero lehnte ab, weil er dadurch die Republik gefährdet sah. In der Folge sank sein politischer Einfluss. Seine Gegner – insbesondere der Volkstribun Publius Clodius Pulcher, dessen Hass Cicero sich im Bona-Dea-Skandal 62/61 v. Chr. zugezogen hatte – erwirkten 58 v. Chr. ein neues rückwirkendes Gesetz, das denjenigen, der den Tod eines römischen Bürgers ohne Gerichtsverhandlung verschuldet, ächtete, d. h. seiner Bürgerrechte beraubte, und wandten es auf den Tod der Catilinarier an. Cicero verließ Rom, ging nach Thessaloniki und kam damit einer Verbannung zuvor. Später betonte er, dass er niemals auf sein Bürgerrecht verzichtet und auch Terentia auf der Gültigkeit der Ehe beharrt habe. Sein Besitz wurde enteignet, seine Landgüter geplündert und sein Haus auf dem Palatin niedergebrannt. Einen Teil des Grundstücks ließ Clodius der Göttin Libertas widmen.
57 v. Chr. wurde Cicero trotz Caesars Bedenken auf Betreiben des Pompeianers Titus Annius Milo und auf einstimmigen Beschluss der Volksversammlung vom Senat aus Griechenland zurückgerufen und bei seiner Rückkehr begeistert gefeiert. Zeugnis davon geben die beiden Dankesreden an Volk und Senat. Es gelang ihm jedoch nicht, die frühere politische Macht wiederzuerlangen. Von dieser Zeit an wurde er stärker schriftstellerisch tätig, namentlich mit seinen politischen und philosophischen Schriften. Sein rhetorisches Hauptwerk De oratore „Über den Redner“ entstand in dieser Zeit, ebenso mit De re publica „Über den Staat“ und De legibus „Über die Gesetze“ zwei philosophische Schriften über den Idealstaat in Anlehnung an Platons Politeia und Nomoi.
Cicero setzte zunächst Hoffnungen auf Caesars Intelligenz und politische Fähigkeiten und unterstützte ihn 56 v. Chr. sogar in seiner Rede De provinciis consularibus in der Frage, ob der Senat Caesar die Provinz Gallien weiterhin überlassen oder sie einem der letztjährigen Konsuln übergeben sollte. Im Laufe der Zeit wurde er jedoch wieder Caesars politischer Gegner, weil er die Republik durch dessen Machtstreben bedroht sah.
Nachdem Clodius 52 v. Chr. von Milo auf der Via Appia erschlagen worden war, verteidigte Cicero den Mörder seines Feindes, wenn auch erfolglos, denn Milo musste ins Exil gehen.
Cicero musste 51 v. Chr. als Statthalter nach Kilikien gehen. Sein Bruder begleitete ihn als Legat. Weil die Parther sich untereinander bekämpften, war die Provinz recht friedlich. Cicero war nur in wenige Kampfhandlungen verwickelt und eroberte eine Bergfestung, wofür er von seinen Soldaten zum Imperator ausgerufen wurde.
Als Cicero 49 v. Chr. nach Rom zurückkehrte, stand der Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius kurz bevor. Cicero versuchte noch einmal im Senat zu vermitteln, doch der Senat erklärte Caesar, als dieser den Rubikon überschritt, zum Staatsfeind. Cicero schloss sich Pompeius an und verließ mit Bruder und Sohn Italien. Nach Pompeius’ Tod 48 v. Chr. brach er jedoch mit dessen Anhängern und kehrte nach Italien zurück, wo er in Brundisium wartete, bis ihn Caesar 47 v. Chr. begnadigte. Das hinderte Cicero jedoch nicht, eine Trauerrede auf den nach der verlorenen Schlacht bei Thapsus durch eigene Hand gestorbenen Cato zu verfassen. Auch setzte er sich in mehreren Reden vor Caesar für Pompeius’ Anhänger ein.
In den folgenden Jahren widmete er sich wieder vermehrt der Literatur, wobei ihn diesmal weniger die Fragen der Politik beschäftigten: Seinem Freund Marcus Iunius Brutus widmete er mehrere Schriften, darunter Brutus, eine Geschichte der Rhetorik, die er – wie die Republik – in der Gefahr des Untergangs sah. Daneben verfasste er mehrere Werke zu ethischen Themen (s.u.).
Ciceros Verhältnis zu Caesar
In vielen Schriften nimmt Cicero Bezug auf seinen Zeitgenossen Gaius Iulius Caesar. Sein Verhältnis zu diesem Politiker war äußerst ambivalent. Als Cicero im Jahre 60 v. Chr. zu den Optimaten gehörte, hatte er den Plan entwickelt, Caesar vom „verantwortungslosen Treiben der Popularen“[6] auf die Seite der Optimaten zu ziehen, die sich zur Aufgabe gemacht hatten, das Gemeinwesen zu „konservieren“.[7] Cicero hob die Rolle Caesars als „Retter des Vaterlandes“ im Gallischen Krieg anerkennend hervor. Da es ihm aber nicht gelang, Caesar auf seine Seite zu ziehen, stellte er sich im Bürgerkrieg auf die Seite des Pompeius, ohne aber wirklich von diesem überzeugt zu sein. Trotzdem wurde er, wie viele andere, nach Ende des Bürgerkrieges von Caesar begnadigt.
Als Caesar im Jahre 46 v. Chr mit Marcus Claudius Marcellus einen entschiedenen Gegner begnadigt hatte, begrüßte dies Cicero als entscheidende politische Wende.[8] Mit diesem Gnadenakt entspreche Caesars politisches Handeln, so Cicero, schon fast dem Ideal, das er in den Reden gegen Catilina[9] entwickelt hatte und das an Platon[10] anknüpft. Er betonte, dass nicht Caesars „Kriegsleistungen“ diesem dauerhaften Ruhm[11] bringen würden, sehr wohl aber eine weise Politik, die „begnadige“ und die libera res publica (das freie Gemeinwesen) ordne.[12] Im ersten Buch von de officiis hebt Cicero mehrmals die clementia des Staatsmanns hervor. In einigen Briefen an Freunde lobte er Caesars humanitas.[13]
Da Caesar seine Macht jedoch auf Kosten dieser libera res publica ausbaute, wurde Cicero immer mehr zum Gegner Caesars. Im Mai 45 wurde im Tempel des Quirinus sowie auf dem Kapitol eine Statue zu Ehren Caesars geweiht,[14] was Cicero empört zur Kenntnis nahm.[15] Weil Caesar sich nach Ciceros Meinung dadurch selbst über die römische Gesellschaft stellte,[16] verachtete er ihn zunehmend. In de officiis spitzt er diese Haltung zu. Er bezeichnet Caesar als Tyrannen und „wildes Tier“. Er ließ sich sogar zur Ermordung Caesars beglückwünschen,[17] obwohl er in die Verschwörungspläne nicht einmal eingeweiht war.
Proskription und Tod
An der Verschwörung gegen Caesar war Cicero zwar nicht beteiligt, seine Äußerungen zeigten jedoch seine triumphierende Freude über den Tod des „Tyrannen“, wobei er allerdings die fehlende Planung und Weitsicht der Verschwörer kritisierte, indem er bemerkte, das Attentat sei mit dem Mut von Männern, aber dem Verstand von Kindern durchgeführt worden. Zudem stellte sich rasch heraus, dass Caesars Mitkonsul Marcus Antonius dessen Nachfolge in der Alleinherrschaft anstrebte. Nun trat Cicero Antonius entgegen und wurde mit seinen 14 philippischen Reden, welche er nach dem Vorbild der Reden des Demosthenes gegen Philipp II. von Makedonien benannt hatte, zum Wortführer der republikanischen Fraktion im Senat. Dadurch erhielt er einen Teil seines einstigen politischen Einflusses zurück und gewann großes Ansehen. Die erste Rede, gehalten am 2. September 44 v. Chr., beendete den Waffenstillstand zwischen Antonius und den Republikanern um Cicero. Ciceros zweite Rede enthielt heftige (wenn auch nicht völlig unbegründete) persönliche Schmähungen gegen Antonius. Er drückte darin sein Bedauern darüber aus, dass Antonius an den Iden des März (Todestag Caesars) nicht mit beseitigt worden war.
Danach bemühte sich Cicero, wenn auch nicht ohne Vorbehalte, Octavian, der in Rom erschienen war und auf eigene Faust Veteranentruppen angeheuert hatte, zum Krieg gegen Antonius mit der Rückendeckung des Senats zu bewegen. Er hoffte auf dessen intellektuelle Fähigkeiten, fürchtete jedoch gleichzeitig die persönlichen Machtinteressen des damals kaum Zwanzigjährigen, die erneut den Bürgerkrieg auslösten. Die Sache der Republik schien zeitweilig sogar zu siegen. Wie von Cicero geargwöhnt, verlangte Octavian jedoch nach ersten Erfolgen im Sommer des Jahres 43 v. Chr. das Konsulat für sich und schloss sich danach öffentlich mit Antonius und Marcus Lepidus zum zweiten Triumvirat zusammen. Die drei Triumvirn beschlossen Proskriptionen gegen ihre politischen Gegner. Cicero stand ganz oben auf der Todesliste des Antonius.
Am 7. Dezember 43 v. Chr. wurde er auf dessen Geheiß auf der Flucht vom Centurio Herennius und dem Militärtribunen Popilius getötet.[18] Der Leichnam wurde verstümmelt durch die Straßen Roms geschleift, Kopf und Hände wurden auf den Rostra am Forum Romanum ausgestellt. Fulvia, die nacheinander mit seinen Feinden Clodius und Antonius verheiratet gewesen war, soll nach Cassius Dio seine Zunge mit ihrer Haarnadel durchbohrt haben. Ciceros Bruder und dessen Sohn fielen denselben Proskriptionen zum Opfer.
Wer weiterlesen möchte,dem sei der Link empfohlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Tullius_Cicero
Cicero. Porträtbüste von Bertel Thorvaldsen nach einem römischen Original, Thorvaldsen Museum, Kopenhagen
Cicero war einer der vielseitigsten Köpfe der römischen Antike. Als Schriftsteller war er schon für die Antike stilistisches Vorbild, seine Werke wurden als Muster einer vollendeten, „goldenen“ Latinität nachgeahmt (Ciceronianismus). Seine Bedeutung auf philosophischem Gebiet liegt in erster Linie nicht in seinen eigenständigen Erkenntnissen, sondern in der Vermittlung griechischen philosophischen Gedankenguts an die lateinischsprachige Welt; oft sind seine griechischen Quellen nur in seiner Bearbeitung greifbar, da sie sonst nirgends überliefert sind. Für die Niederschlagung der Verschwörung des Catilina und die daraus resultierende vorläufige Rettung der Republik ehrte ihn der Senat mit dem Titel pater patriae (Vater des Vaterlandes).
Sein umfangreicher Schriftverkehr, insbesondere die Briefe an Atticus, beeinflussten maßgeblich und nachhaltig die europäische Briefkultur. Diese Briefe und sein übriges Werk liefern uns ein detailreiches Bild der Zustände Roms am Ende der Republik. Während der Bürgerkriege und der Diktatur Gaius Iulius Caesars trat Cicero immer wieder für eine Rückkehr zur traditionellen republikanischen Verfassungsform und Herrschaftsausübung ein. In seiner politischen Praxis zeigte er eine Flexibilität, die ihm den Vorwurf des Opportunismus und der Prinzipienlosigkeit eingetragen hat und deren Bewertung in der Forschung weiterhin umstritten ist. Nach der Ermordung Caesars 44 v. Chr. wurde Cicero von den Triumvirn Antonius, Octavianus und Lepidus auf die Proskriptionsliste gesetzt und am 7. Dezember 43 v. Chr. auf der Flucht ermordet.
Cicero. Stich nach einem römischen Original (London)
Leben
Herkunft und Ausbildung
Büste Ciceros in den Kapitolinischen Museen, Rom
Marcus Tullius Cicero war der älteste Sohn eines römischen Ritters (eques) gleichen Namens und dessen Ehefrau Helvia. Er hatte einen jüngeren Bruder Quintus Tullius Cicero, dem er zeitlebens eng verbunden blieb.
Seine Familie gehörte zur lokalen Oberschicht in Arpinum, einer Stadt im Gebiet der Volsker im Süden Latiums, deren Einwohner seit 188 v. Chr. das römische Bürgerrecht hatten. Cicero hatte sowohl eine starke emotionale als auch wirtschaftliche Bindung an seinen Geburtsort und kehrte häufig an diesen zurück.[1] Aus dem Gebiet von Arpinum stammte auch der Feldherr und Staatsmann Gaius Marius, dessen Neffe Marcus Marius Gratidianus der Cousin von Ciceros Vater war. Gratidia, eine Schwester des Marius Gratidianus, war mit dem Politiker Lucius Sergius Catilina verheiratet.
Das Cognomen (Beiname) Cicero leitete sich vermutlich vom lateinischen cicer („Kichererbse“) ab. Cicero lehnte zu Beginn seiner Karriere den Vorschlag seiner Freunde ab, dieses lächerlich wirkende Cognomen zu ändern. Vielmehr wolle er es berühmter machen als die Namen Scaurus (wörtlich übersetzt: „mit hervorstehenden Knöcheln“) und Catulus („das Hündchen“).[2] Ihre Herkunft führte die Familie auf den römischen König Servius Tullius und den frühen Konsul Manius Tullius Longus zurück. Plutarch hält eine Abstammung vom Volskerkönig Tullus Attius für möglich.
Ciceros Familie siedelte 102 v. Chr. nach Rom über. Sie gehörte dem Ritterstand und damit der zweithöchsten Gesellschaftsschicht an. Im Jahre 90 v. Chr. erhielt Cicero die toga virilis. Zwar war die entfernte Verwandtschaft zu Gaius Marius seinen Ambitionen unter der Diktatur Sullas eher hinderlich, doch bestanden andere Verwandtschaftsbeziehungen zu Angehörigen der Senatsaristokratie, die Cicero, seinem Bruder und seinem Cousin Lucius Tullius Cicero in Rom zu einer guten Ausbildung verhalfen. So war die Schwester seiner Mutter mit einem Marcus Aculeo verheiratet, einem Freund des Lucius Licinius Crassus. In dessen Haus erhielt Cicero seine erste Ausbildung. Dort lernte er wohl auch den berühmten Redner Marcus Antonius Orator kennen, dem er später gemeinsam mit Crassus in seinem Werk De oratore ein Denkmal setzte.
Wie jeder gebildete Römer seiner Zeit sprach Cicero von Kindheit an Griechisch. Durch seinen Vater, den Invalidität an der Ausübung militärischer oder politischer Ämter hinderte, erhielt er Zugang zur klassischen Bildung. Schon früh zeigte sich seine große Begabung, die der Vater mit Ehrgeiz förderte. Laut Plutarch war Cicero schon als Schüler eine Berühmtheit.[3] Nach dem Tod des Crassus 91 v. Chr. studierte er gemeinsam mit Titus Pomponius Atticus, der zeitlebens sein Freund und „zweiter Bruder“ war, Recht unter Quintus Mucius Scaevola, sowie Rhetorik, Literatur und Philosophie in Rom. Nachdem er sich anfangs mit der Übersetzung griechischer Dichter wie Homer beschäftigt hatte, wandte er sich mit ungefähr zwanzig Jahren der Philosophie zu und übertrug das philosophische Vokabular ins Lateinische.
Erste Erfolge
Nach seinem Militärdienst im Bundesgenossenkrieg unter Gnaeus Pompeius Strabo und Sulla erwarb Cicero erste Erfahrungen als Anwalt. Seine erste überlieferte Gerichtsrede stammt aus dem Jahr 81 v. Chr. (Pro Quinctio). Im folgenden Jahr verteidigte er in seinem ersten Mordprozess den wegen Vatermordes angeklagten Sextus Roscius und erwirkte dessen Freispruch, indem er die Ankläger, zwei Verwandte des Roscius und den einflussreichen Freigelassenen Lucius Cornelius Chrysogonus, überführte, den Mord selbst aus Habsucht geplant und durchgeführt zu haben. Da Chrysogonus ein Günstling Sullas war, der auf eigene Faust die Proskriptionsliste ergänzt hatte, brachte Cicero sich durch diesen Prozess selbst in Gefahr.
79 v. Chr. setzte Cicero seine Studien in Griechenland und Kleinasien, die damals Teil des Römischen Reiches waren, fort. Eventuell stand diese Reise im Zusammenhang mit dem Prozess im Vorjahr. Er hörte Philon von Larisa und Antiochos von Askalon, die als Philosophen der Neueren Akademie angehörten. Auf Rhodos besuchte er den berühmten Redner Apollonius Molon und lernte dessen schlichten Stil sowie die Künste, die Zuhörer zu fesseln und dabei die eigene Stimme zu schonen. Auch in die Mysterien von Eleusis wurde er eingeweiht.
Er kehrte 77 v. Chr. nach Rom zurück und begann seine Karriere als Politiker und Rechtsanwalt.
Politische Laufbahn
cursus honorum
Durch seinen Erfolg im Fall des Sextus Roscius genoss Cicero bei seiner Rückkehr aus Griechenland großes Ansehen. Das half ihm als homo novus, alle Ämter des cursus honorum in dem dafür vorgeschriebenen Mindestalter (suo anno) zu erreichen.
So war er im Jahre 75 v. Chr. Quästor auf Sizilien, wo er die Getreideversorgung Roms zu sichern hatte. Dort fand er das Grab des Archimedes. Durch die Redlichkeit seiner Amtsführung erwarb er den bleibenden Respekt der Sizilianer.
Den Grundstein für seine politische Karriere legte er im Jahre 70 v. Chr., als er die Gemeinden Siziliens in dem Prozess vertrat, den sie gegen den korrupten Statthalter Gaius Verres (73–71 v. Chr.) wegen Erpressung anstrengten. Obwohl Verres’ politische Freunde diesem gern zum Freispruch verholfen hätten, war das Beweismaterial, das Cicero in kurzer Zeit zusammentrug, so erdrückend, dass Verres noch vor dem Urteil Italien verließ. Dieser Prozess brachte Cicero auch die Stellung des ersten Redners in Rom ein, da er den bis dahin angesehensten Redner Quintus Hortensius Hortalus, den Verteidiger des Verres, übertrumpfen konnte.
Für das Jahr 69 v. Chr. wurde Cicero zum curulischen Ädil gewählt. In dieser Funktion veranstaltete er die obligatorischen Spiele, zugleich eine wichtige Maßnahme, um sein weiteres politisches Fortkommen zu sichern. Ansonsten tat er sich im Amt des Ädils nicht besonders hervor, sondern führte in jenen Jahren vor allem seine Geschäfte als Anwalt weiter, die ihn zum Verteidiger in zahlreichen wichtigen Strafprozessen machten.
Prätor wurde Cicero im Jahr 66 v. Chr. Das Los wies ihm unter den Prätoren das Amt des Vorsitzenden des Gerichtshofs für Erpressungen (Repetundenverfahren) zu, einer Materie, mit der er sich schon als Advokat nachdrücklich befasst hatte. In diesem Jahr hielt er die Rede de imperio Cn. Pompei, in der er die Lex Manilia unterstützte, die den Oberbefehl im Krieg gegen Mithridates VI. von Pontos anstelle von Lucullus dem bei der Senatsmehrheit unbeliebten Pompeius zusprach. Cicero stellte sich dabei nicht auf die Seite des Pompeius, sondern sprach für das „ganze römische Volk“.[4]
Seine Gegner im Wahlkampf für das Konsulat waren Hybrida und Catilina, die beide nicht vor Bestechungen und Gewaltanwendung zurückschreckten. Gegen ihre Machenschaften hielt Cicero die Rede in toga candida.[5] Gemeint ist damit die weiße Toga des Kandidaten für das Konsulat, die gerade die Reinheit und Unbestechlichkeit demonstrieren sollte. Cicero gewann die Wahl mit den Stimmen aller Zenturien und bekleidete im Jahre 63 v. Chr. das Amt des Konsuls, was für ihn als Aufsteiger aus dem Ritterstand (ordo equester) eine besondere Auszeichnung bedeutete.
Konsulat
Cicero begann sein Konsulat mit einem Versuch, das Problem der Landverteilung und besonders der Entschädigung derer, die ihren Landbesitz der wachsenden Stadt opfern mussten, zu lösen. Es sind drei Reden de lege agraria erhalten.
Während seines Konsulats kam es zu der Verschwörung des Catilina, die jedoch verraten und unter Mitwirkung Ciceros im Ansatz erstickt wurde. Bei der Senatsberatung (vgl. Ciceros Reden gegen Catilina) war es zwar Cato, der für die Todesstrafe plädierte, aber später musste Cicero die Verantwortung für die Hinrichtung der Catilinarier übernehmen, da der Senat zuvor in einem Notstandsbeschluss die Konsuln mit Maßnahmen zur Rettung des Staats beauftragt hatte.
Seine Leistung bei der Niederschlagung des Putschversuchs blieb auch bei ihm gegenüber kritisch eingestellten Zeitgenossen wie Sallust unbestritten. Freilich neigte er selbst, nicht zuletzt wohl, da er als homo novus nicht auf bedeutende Vorfahren verweisen konnte, dazu, seine eigenen Leistungen besonders herauszustreichen. Theodor Mommsens berühmt gewordene Kritik, die Cicero das „Talent, offene Türen einzurennen“ zuspricht und ihn als „Staatsmann ohne Einsicht, Ansicht und Absicht“ zu diskreditieren versucht, wird von der heutigen Forschung kaum mehr geteilt; sie versucht vielmehr, nicht nur dem von Mommsen herausgehobenen Gaius Iulius Caesar, sondern auch dessen republikanisch orientiertem Gegner Cicero gerecht zu werden, der, stets um das Wohl der Res Publica besorgt, republikanische Ideale zum Konzept eines vom Senat regierten römischen Idealstaats verwob, dessen Regierung sich aus gebildeten, intelligenten und patriotischen Männern zusammensetzen sollte, die das Staatswohl über ihre eigenen Interessen stellten.
Nach dem Konsulat
61 v. Chr. wollte Caesar Cicero für eine Teilnahme am späteren Triumvirat mit Crassus und Pompeius gewinnen, doch Cicero lehnte ab, weil er dadurch die Republik gefährdet sah. In der Folge sank sein politischer Einfluss. Seine Gegner – insbesondere der Volkstribun Publius Clodius Pulcher, dessen Hass Cicero sich im Bona-Dea-Skandal 62/61 v. Chr. zugezogen hatte – erwirkten 58 v. Chr. ein neues rückwirkendes Gesetz, das denjenigen, der den Tod eines römischen Bürgers ohne Gerichtsverhandlung verschuldet, ächtete, d. h. seiner Bürgerrechte beraubte, und wandten es auf den Tod der Catilinarier an. Cicero verließ Rom, ging nach Thessaloniki und kam damit einer Verbannung zuvor. Später betonte er, dass er niemals auf sein Bürgerrecht verzichtet und auch Terentia auf der Gültigkeit der Ehe beharrt habe. Sein Besitz wurde enteignet, seine Landgüter geplündert und sein Haus auf dem Palatin niedergebrannt. Einen Teil des Grundstücks ließ Clodius der Göttin Libertas widmen.
57 v. Chr. wurde Cicero trotz Caesars Bedenken auf Betreiben des Pompeianers Titus Annius Milo und auf einstimmigen Beschluss der Volksversammlung vom Senat aus Griechenland zurückgerufen und bei seiner Rückkehr begeistert gefeiert. Zeugnis davon geben die beiden Dankesreden an Volk und Senat. Es gelang ihm jedoch nicht, die frühere politische Macht wiederzuerlangen. Von dieser Zeit an wurde er stärker schriftstellerisch tätig, namentlich mit seinen politischen und philosophischen Schriften. Sein rhetorisches Hauptwerk De oratore „Über den Redner“ entstand in dieser Zeit, ebenso mit De re publica „Über den Staat“ und De legibus „Über die Gesetze“ zwei philosophische Schriften über den Idealstaat in Anlehnung an Platons Politeia und Nomoi.
Cicero setzte zunächst Hoffnungen auf Caesars Intelligenz und politische Fähigkeiten und unterstützte ihn 56 v. Chr. sogar in seiner Rede De provinciis consularibus in der Frage, ob der Senat Caesar die Provinz Gallien weiterhin überlassen oder sie einem der letztjährigen Konsuln übergeben sollte. Im Laufe der Zeit wurde er jedoch wieder Caesars politischer Gegner, weil er die Republik durch dessen Machtstreben bedroht sah.
Nachdem Clodius 52 v. Chr. von Milo auf der Via Appia erschlagen worden war, verteidigte Cicero den Mörder seines Feindes, wenn auch erfolglos, denn Milo musste ins Exil gehen.
Cicero musste 51 v. Chr. als Statthalter nach Kilikien gehen. Sein Bruder begleitete ihn als Legat. Weil die Parther sich untereinander bekämpften, war die Provinz recht friedlich. Cicero war nur in wenige Kampfhandlungen verwickelt und eroberte eine Bergfestung, wofür er von seinen Soldaten zum Imperator ausgerufen wurde.
Als Cicero 49 v. Chr. nach Rom zurückkehrte, stand der Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius kurz bevor. Cicero versuchte noch einmal im Senat zu vermitteln, doch der Senat erklärte Caesar, als dieser den Rubikon überschritt, zum Staatsfeind. Cicero schloss sich Pompeius an und verließ mit Bruder und Sohn Italien. Nach Pompeius’ Tod 48 v. Chr. brach er jedoch mit dessen Anhängern und kehrte nach Italien zurück, wo er in Brundisium wartete, bis ihn Caesar 47 v. Chr. begnadigte. Das hinderte Cicero jedoch nicht, eine Trauerrede auf den nach der verlorenen Schlacht bei Thapsus durch eigene Hand gestorbenen Cato zu verfassen. Auch setzte er sich in mehreren Reden vor Caesar für Pompeius’ Anhänger ein.
In den folgenden Jahren widmete er sich wieder vermehrt der Literatur, wobei ihn diesmal weniger die Fragen der Politik beschäftigten: Seinem Freund Marcus Iunius Brutus widmete er mehrere Schriften, darunter Brutus, eine Geschichte der Rhetorik, die er – wie die Republik – in der Gefahr des Untergangs sah. Daneben verfasste er mehrere Werke zu ethischen Themen (s.u.).
Ciceros Verhältnis zu Caesar
In vielen Schriften nimmt Cicero Bezug auf seinen Zeitgenossen Gaius Iulius Caesar. Sein Verhältnis zu diesem Politiker war äußerst ambivalent. Als Cicero im Jahre 60 v. Chr. zu den Optimaten gehörte, hatte er den Plan entwickelt, Caesar vom „verantwortungslosen Treiben der Popularen“[6] auf die Seite der Optimaten zu ziehen, die sich zur Aufgabe gemacht hatten, das Gemeinwesen zu „konservieren“.[7] Cicero hob die Rolle Caesars als „Retter des Vaterlandes“ im Gallischen Krieg anerkennend hervor. Da es ihm aber nicht gelang, Caesar auf seine Seite zu ziehen, stellte er sich im Bürgerkrieg auf die Seite des Pompeius, ohne aber wirklich von diesem überzeugt zu sein. Trotzdem wurde er, wie viele andere, nach Ende des Bürgerkrieges von Caesar begnadigt.
Als Caesar im Jahre 46 v. Chr mit Marcus Claudius Marcellus einen entschiedenen Gegner begnadigt hatte, begrüßte dies Cicero als entscheidende politische Wende.[8] Mit diesem Gnadenakt entspreche Caesars politisches Handeln, so Cicero, schon fast dem Ideal, das er in den Reden gegen Catilina[9] entwickelt hatte und das an Platon[10] anknüpft. Er betonte, dass nicht Caesars „Kriegsleistungen“ diesem dauerhaften Ruhm[11] bringen würden, sehr wohl aber eine weise Politik, die „begnadige“ und die libera res publica (das freie Gemeinwesen) ordne.[12] Im ersten Buch von de officiis hebt Cicero mehrmals die clementia des Staatsmanns hervor. In einigen Briefen an Freunde lobte er Caesars humanitas.[13]
Da Caesar seine Macht jedoch auf Kosten dieser libera res publica ausbaute, wurde Cicero immer mehr zum Gegner Caesars. Im Mai 45 wurde im Tempel des Quirinus sowie auf dem Kapitol eine Statue zu Ehren Caesars geweiht,[14] was Cicero empört zur Kenntnis nahm.[15] Weil Caesar sich nach Ciceros Meinung dadurch selbst über die römische Gesellschaft stellte,[16] verachtete er ihn zunehmend. In de officiis spitzt er diese Haltung zu. Er bezeichnet Caesar als Tyrannen und „wildes Tier“. Er ließ sich sogar zur Ermordung Caesars beglückwünschen,[17] obwohl er in die Verschwörungspläne nicht einmal eingeweiht war.
Proskription und Tod
An der Verschwörung gegen Caesar war Cicero zwar nicht beteiligt, seine Äußerungen zeigten jedoch seine triumphierende Freude über den Tod des „Tyrannen“, wobei er allerdings die fehlende Planung und Weitsicht der Verschwörer kritisierte, indem er bemerkte, das Attentat sei mit dem Mut von Männern, aber dem Verstand von Kindern durchgeführt worden. Zudem stellte sich rasch heraus, dass Caesars Mitkonsul Marcus Antonius dessen Nachfolge in der Alleinherrschaft anstrebte. Nun trat Cicero Antonius entgegen und wurde mit seinen 14 philippischen Reden, welche er nach dem Vorbild der Reden des Demosthenes gegen Philipp II. von Makedonien benannt hatte, zum Wortführer der republikanischen Fraktion im Senat. Dadurch erhielt er einen Teil seines einstigen politischen Einflusses zurück und gewann großes Ansehen. Die erste Rede, gehalten am 2. September 44 v. Chr., beendete den Waffenstillstand zwischen Antonius und den Republikanern um Cicero. Ciceros zweite Rede enthielt heftige (wenn auch nicht völlig unbegründete) persönliche Schmähungen gegen Antonius. Er drückte darin sein Bedauern darüber aus, dass Antonius an den Iden des März (Todestag Caesars) nicht mit beseitigt worden war.
Danach bemühte sich Cicero, wenn auch nicht ohne Vorbehalte, Octavian, der in Rom erschienen war und auf eigene Faust Veteranentruppen angeheuert hatte, zum Krieg gegen Antonius mit der Rückendeckung des Senats zu bewegen. Er hoffte auf dessen intellektuelle Fähigkeiten, fürchtete jedoch gleichzeitig die persönlichen Machtinteressen des damals kaum Zwanzigjährigen, die erneut den Bürgerkrieg auslösten. Die Sache der Republik schien zeitweilig sogar zu siegen. Wie von Cicero geargwöhnt, verlangte Octavian jedoch nach ersten Erfolgen im Sommer des Jahres 43 v. Chr. das Konsulat für sich und schloss sich danach öffentlich mit Antonius und Marcus Lepidus zum zweiten Triumvirat zusammen. Die drei Triumvirn beschlossen Proskriptionen gegen ihre politischen Gegner. Cicero stand ganz oben auf der Todesliste des Antonius.
Am 7. Dezember 43 v. Chr. wurde er auf dessen Geheiß auf der Flucht vom Centurio Herennius und dem Militärtribunen Popilius getötet.[18] Der Leichnam wurde verstümmelt durch die Straßen Roms geschleift, Kopf und Hände wurden auf den Rostra am Forum Romanum ausgestellt. Fulvia, die nacheinander mit seinen Feinden Clodius und Antonius verheiratet gewesen war, soll nach Cassius Dio seine Zunge mit ihrer Haarnadel durchbohrt haben. Ciceros Bruder und dessen Sohn fielen denselben Proskriptionen zum Opfer.
Wer weiterlesen möchte,dem sei der Link empfohlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Tullius_Cicero
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