Braunschweig-aktuell
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.
Suchen
 
 

Ergebnisse in:
 


Rechercher Fortgeschrittene Suche

Neueste Themen
» R.I.P. Inge Beyer
Die Weserrenaissance Icon_minitimeGestern um 9:33 pm von Andy

» R.I.P. Heiko Reineke
Die Weserrenaissance Icon_minitimeSa Sep 21, 2024 8:03 am von Admin

» BossHoss V8 DLT in Mecklenburg-Vorpommern, Texas MV, Elefantenhof, Rauchhaus, BossHoss motorcycle
Die Weserrenaissance Icon_minitimeSo Jun 16, 2024 5:16 am von Andy

» R.I.P. Karin
Die Weserrenaissance Icon_minitimeSa Mai 18, 2024 12:04 am von Admin

» R.I.P. Marcus
Die Weserrenaissance Icon_minitimeFr Mai 17, 2024 8:07 am von Admin

» Metallfilter Reinigung Dunstabzugshaube
Die Weserrenaissance Icon_minitimeMo Mai 06, 2024 12:17 am von Admin

» Telefunken S950 Settings
Die Weserrenaissance Icon_minitimeSo Apr 28, 2024 7:24 am von Admin

» Füllstandanzeige
Die Weserrenaissance Icon_minitimeSo Apr 28, 2024 7:16 am von Admin

» ebike controller tester - E-Scooter Fehlersuche Diagnose - Motor / Controller / Gashebel prüfen
Die Weserrenaissance Icon_minitimeMo März 18, 2024 6:23 am von checker

Navigation
 Portal
 Index
 Mitglieder
 Profil
 FAQ
 Suchen
Partner
free forum
Oktober 2024
MoDiMiDoFrSaSo
 123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
28293031   

Kalender Kalender


Die Weserrenaissance

Nach unten

Die Weserrenaissance Empty Die Weserrenaissance

Beitrag  checker Do Jan 08, 2015 10:12 am

Der als Weserrenaissance bezeichnete Baustil ist eine regionale Variante der nordischen Renaissance. Zwischen dem Beginn der Reformation und dem Dreißigjährigen Krieg erlebte der Weserraum einen Bauboom, wobei die Weser, die als Verkehrsweg für Waren und Ideen eine wesentliche Rolle spielte, nur die nord-südliche Ausdehnung der Kulturregion definiert, die sich nach Westen bis Osnabrück und nach Osten bis über Wolfsburg hinaus erstreckt. Schlösser, Adelshöfe, Rathäuser und Bürger- und Sakralbauten der Renaissance haben sich in ungewöhnlich hoher Dichte erhalten, weil sich die Region wirtschaftlich nur schleppend von den Folgen des Dreißigjährigen Krieges erholte und für eine barocke Umgestaltung, wie sie etwa in Süddeutschland erfolgte, die Mittel fehlten.

Die Weserrenaissance 220px-Bremen_Rathaus
Rathaus in Bremen

Beschreibung

Der um 1912 von Richard Klapheck geprägte Begriff legte nahe, dass sich die Renaissance entlang der Weser durch eine eigenständige Stilentwicklung auszeichnet. Max Sonnen, der die Wortschöpfung 1918 in seinem Buch „Die Weserrenaissance“ aufgriff, sortierte die Bauwerke ohne Rücksicht auf die historischen Entstehungsumstände nach rein formalen Gesichtspunkten, um daraus eine stilistische Entwicklungsgeschichte abzuleiten. Die Vorstellung einer regionalen Renaissance im Sinne eines autonomen kulturellen Phänomens basierte auf nationalistischem Gedankengut seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, in dem auch das Provinzielle als identitätsstiftend seinen Platz hatte (siehe Deutsche Sondergotik, Rheinische oder Sächsische Romanik).

1964 legten Jürgen Soenke und der Fotograf Herbert Kreft ebenfalls unter dem Titel „Die Weserrenaissance“ eine Bestandsaufnahme der Renaissancebauten vor. Im Schlusswort heißt es: „Diese Architektur wurzelt in der Landschaft, in der sie steht. Sie ist volkstümlich, weil die Menschen, die sie schufen […] aus dem Volke kamen. Die Weserrenaissance ist eben eine Volkskunst.“ Für Soenke verbarg sich also hinter den gemeinsamen Merkmalen eine autochthone (bodenständige) Stilentwicklung. Das bis 1986 in sechs Auflagen erschienene Werk verhalf dem kunsthistorischen Begriff zu einer Popularität, die über Fachkreise weit hinausging und wurde zu einer Art populärem Markenzeichen.

Internationale Beachtung verdankt der Begriff Weserrenaissance Henry-Russel Hitchcock, der mit ihm in seiner „German Renaissance Architecture“ von 1981 operiert, dabei aber weniger die regionalen Besonderheiten betont, sondern die größeren entwicklungsgeschichtlichen Zusammenhänge aufzeigt. In jüngerer Zeit wurde die Vorstellung einer kulturräumlichen Identität, die es in der frühen Neuzeit nicht gab, durch die Forschungsarbeiten am 1986 gegründeten Weserrenaissance-Museum Schloss Brake kritisiert. Dabei gerieten vor allem die Träger kulturellen Transfers in den Blick, etwa das Architekturvorlagenwesen, auswärtige Baumeister und überregional agierende Bauherren sowie die europaweit verbindlichen Leitbilder höfischer Kultur.

Bezeichnend für adelige Bautätigkeit im 16. Jahrhundert ist die Umwandlung einer mittelalterlichen Burg zum repräsentativen Schloss, wobei zunächst vor allem Zweiflügelanlagen entstanden. Die geschlossene Anlage mit aufeinanderstoßenden Flügeln und Treppentürmen im Hofwinkel wurde in der Weserregion im Laufe des 16. Jahrhunderts zur bevorzugten landesherrlichen Bauform, die auch bald vom niederen Adel aufgegriffen wurde. Die charakteristischen Zwerchhäuser (mittelhochdeutsch 'twerh' = quer) mit sogenannten welschen Giebeln (welsch = italienisch) eigneten sich besonders gut als Herrschaftssymbol, da sie bei Schlössern wie denen in Detmold, Celle oder Bückeburg, die von hohen Wällen umgeben waren, schon aus der Ferne zur Geltung kamen. Neben den Vierflügelanlagen gab es auch dreiflügelige Schlösser, sei es geometrisch streng geschlossen wie die Wewelsburg oder zum Wirtschaftshof hin offen, wie Schwöbber. Auch Zweiflügelanlagen sowie einflügelige Bauten gehören zum Repertoire der Schlossarchitektur entlang der Weser.

An den höfischen Vorbildern orientierte sich nicht nur der niedere Adel; auch bürgerliche Bauherren bedienten sich der neuen Formen, um ihren gewachsenen gesellschaftlichen Einfluss zu dokumentieren. Rathäuser, wie etwa in Celle und Lemgo, wurden mit traufseitigen Giebeln oder Standerkern versehen, (auch Aus- oder Utluchten genannt), manchmal auch gleich mit einer vollständigen Renaissancefassade verblendet, wie es in Bremen geschah. Von Nienburg über Minden, Hameln und Höxter bis Hannoversch Münden und Einbeck entstanden prächtige Bürgerhäuser, die in der Regel durch ihr großes Dielentor gekennzeichnet sind.

Der Kirchenbau verlangte ebenfalls nach neuen architektonischen Lösungen. Mit der herausgehobenen Position der Kanzel und dem ihr direkt gegenüber platzierten Gestühl wurde die zentrale Bedeutung des gesprochenen Wortes auch in der Raumgestaltung sichtbar. Die Schlosskapellen von Celle und Bückeburg sind ebenso Beispiele dieser sinnfälligen Anordnung wie die bedeutenden Stadtkirchen von Wolfenbüttel und Bückeburg. Einen Höhepunkt erlebte die protestantische Kunst der Weserregion unter dem Schaumburger Fürsten Ernst, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit dem Mausoleum Stadthagen und dem von Adriaen de Vries geschaffenen Grabmal ein Bauwerk errichten ließ, das an die florentinische Renaissance erinnert. Zur selben Zeit schufen der Goldschmied Anton Eisenhoit die Altarausstattung für den katholischen Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg und der Bildhauer Heinrich Gröninger dessen monumentales Grabmal im Dom zu Paderborn.

Städte der Weserrenaissance

Die Weserrenaissance Hann._M%C3%BCnden_Rathaus
Rathaus Hann. Münden

Die Weserrenaissance 800px-Minden_Museum
Museumszeile Minden


Bad Hersfeld (Fulda → Weser)
Bad Salzuflen (Werre → Weser)
Barntrup (Bega → Werre → Weser)
Bevern bei Holzminden (Weser)
Bielefeld (Lutter → Westfälische Aa → Werre → Weser)
Brakel (Brucht → Nethe)
Bremen (Weser)
Bückeburg (östlich der Weser)
Celle (Aller → Weser)
Detmold (Werre → Weser)
Einbeck (Ilme → Leine → Aller → Weser)
Gifhorn (Aller → Weser)
Hameln (Weser)
Hann. Münden (Weser)
Helmstedt (Aller → Weser) östlichster Vertreter
Hessisch Oldendorf (Weser)
Höxter (Weser)
Lemgo (Bega → Werre → Weser)
Minden (Weser)
Nienburg/Weser
Osnabrück
Paderborn (Pader → Lippe → Rhein)
Rinteln (Weser)
Stadthagen (östlich der Weser)
Steinheim (Emmer → Weser) (Wasserschloss Thienhausen)
Wolfhagen-Elmarshausen (Erpe → Twiste → Diemel → Weser)
Wolfsburg (Aller → Weser) nordöstlichster Vertreter

Bekannte Bauwerke der Weserrenaissance

Die Weserrenaissance 800px-Schloss_H%C3%A4melschenburg
Schloss Hämelschenburg

Die Weserrenaissance 800px-Schloss_F%C3%BCrstenberg_von_der_Weser_aus
Schloss Fürstenberg vom Wesertal aus gesehen


Alte Lateinschule Alfeld
Schloss in Bad Pyrmont 1557–1562, ab 1706 durch Barock-Neubau ersetzt
Schloss Bevern
Grest'scher Hof in Bielefeld
Schloss Brake in Lemgo-Brake – Sitz des Weserrenaissance-Museums
Bremer Rathaus – seit 2004 Weltkulturerbe der UNESCO
Gewerbehaus (Bremen)
Schloss Bückeburg
Bückeburger Stadtkirche
Fürstliches Residenzschloss Detmold
Altes Rathaus (Einbeck)
Eickesches Haus in Einbeck
Schloss Fürstenberg (Fürstenberg an der Weser)
Hämelschenburg
Hochzeitshaus in Hameln
Rattenfängerhaus in Hameln
Juleum Novum – Aulagebäude der ehemaligen Universität in Helmstedt
Innenstadt von Lemgo (Hexenbürgermeisterhaus, Rathaus und vieles mehr)
Schloss Neuhaus (Paderborn)
Ledenhof in Osnabrück
Schelenburg in Schledehausen
Schloss Schwöbber
Mausoleum in Stadthagen
Schloss Stadthagen
Erbhof Thedinghausen
Schloss Varenholz in Kalletal
Wasserschloss Wendlinghausen
Wewelsburg
Schloss Wolfsburg – Namensgeber und kulturelles Zentrum der gleichnamigen Stadt
Wasserschloss Hülsede

Baumeister der Weserrenaissance

Die Weserrenaissance Schloss_stadthagen
Schloss Stadthagen


Lüder von Bentheim, Bremen: Bremer Rathaus, Stadtwaage (Bremen), Burg Bederkesa, Kornhaus (Bremen)
Michael Clare aus Schwerin und Weimar:
Paul Francke: Juleum in Helmstedt, Marienkirche in Wolfenbüttel
Heinrich Overkotte: 1600 Abtei in Bad Gandersheim
Johann Robyn aus Ypern in Flandern: 1557 Steingang in Schloss Detmold
Cord Tönnis aus Hameln: Schloss Detmold (Zwerchgiebel, unter Jörg Unkair), 1589 Leisthaus (für Gerd Leist das Haus Osterstraße 9, Hameln), Haus Bäckerstraße 16, 1568 Rattenfängerkrug, Gebäude in Rinteln, Schloss Schwöbber (in Aerzen für Hilmar von Münchhausen)
Jörg Unkair aus Lustnau bei Tübingen: Residenzschloss Neuhaus bei Paderborn, 1532 Wasserschloss Schelenburg in Bissendorf, Schloss Petershagen, Schloss Stadthagen, Rathaus und Schloss Detmold, evtl. Wasserschloss Elmarshausen
Hans Vredeman de Vries
Eberhard Wilkening: Schloss Barntrup, Hämelschenburg, Schloss Schwöbber, Hochzeitshaus in Hameln
Hermann Wulff: verschiedene Bauten in Lemgo

Bis zum Dreißigjährigen Krieg haben über 30 Baumeister im Stil der Weserrenaissance gebaut.

Siehe auch

Straße der Weserrenaissance
Backsteinrenaissance


Quelle - Literatur & Einzelnachweise
checker
checker
Moderator
Moderator

Anzahl der Beiträge : 49390
Anmeldedatum : 03.04.11
Ort : Braunschweig

Nach oben Nach unten

Nach oben


 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten