Andrew Johnson
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Andrew Johnson
Andrew Johnson (* 29. Dezember 1808 in Raleigh, North Carolina; † 31. Juli 1875 in Carter Station, Tennessee) war ein US-amerikanischer Politiker und von 1865 bis 1869 der 17. Präsident der Vereinigten Staaten. Als Abraham Lincolns zweiter Vizepräsident zwischen März und April 1865 musste Johnson nach dem tödlichen Attentat auf den Präsidenten dessen Nachfolge antreten. Er gehörte der Demokratischen Partei an.
Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, genoss Johnson wenig reguläre Schulbildung. Zunächst arbeitete er als Schneider, später begann er seine politische Laufbahn als Bürgermeister einer Kleinstadt, Mitglied der bundesstaatlichen Legislative von Tennessee sowie Kongressabgeordneter. Von 1853 bis 1857 bekleidete Johnson das Amt des Gouverneurs von Tennessee, bevor er zwischen 1857 und 1862 für diesen Bundesstaat im US-Senat saß. Während des amerikanischen Bürgerkriegs ernannte ihn Präsident Abraham Lincoln 1862 zum Militärgouverneur von Tennessee. Da Johnson während des Sezessionskrieges der einzige Politiker aus den Südstaaten war, der gegen deren Abspaltung auftrat, nominierte ihn vor der Präsidentschaftswahl 1864 der Republikaner Lincoln zu seinem Vizepräsidentschaftskandidaten in der National Union Party. Nach dem Wahlsieg trat Andrew Johnson am 4. März 1865 sein Amt als Vizepräsident an. Infolge eines Attentats, dem Lincoln sechs Wochen später zum Opfer fiel, musste Johnson selbst die Präsidentschaft übernehmen. Seine Jahre im Weißen Haus waren geprägt von der sogenannten Reconstruction, der Wiedereingliederung der im Bürgerkrieg unterlegenen Südstaaten. Besonders die Frage, ob die ehemaligen Konföderierten unter harten oder milden Bedingungen wieder vollwertig in die USA aufgenommen werden sollten, führte binnen kurzer Zeit zu erheblichen politischen Spannungen. Senatoren und Abgeordnete der Republikaner, die den Kongress dominierten, traten für eine harte Bestrafung der Südstaaten-Anführer sowie umfassende Bürgerrechte für die ehemaligen afroamerikanischen Sklaven ein, was der Präsident bekämpfte. Seine Blockadehaltung gegenüber dem Kongress, vor allem bei weitreichenden Rechten für Schwarze, gipfelte Anfang 1868 in einem knapp gescheiterten Amtsenthebungsverfahren. Daher hatte Johnson im Herbst 1868 keine Chance wiedergewählt zu werden. Im März 1869 löste ihn der Republikaner Ulysses S. Grant ab. Außenpolitisch konnte er jedoch 1867 mit dem AnkaufAlaskas einen Erfolg verzeichnen.
Nach dem Ende seiner Präsidentschaft blieb Johnson politisch aktiv; 1875 wurde er wenige Monate vor seinem Tod nochmals zum Senator gewählt, nachdem zwei vorige Bewerbungen für den Kongress gescheitert waren. Aufgrund seiner kompromisslosen Haltung gegenüber dem Kongress, vor allem in Fragen der Bürgerrechte für Afroamerikaner, wird er heute von den meisten Historikern und US-Bürgern als einer der am wenigsten erfolgreichen US-Präsidenten angesehen.
Leben bis zur Präsidentschaft
Kindheit und Jugend
Geburtshaus Johnsons im heutigen Mordecai Historic Park
Johnson wurde in Raleigh, North Carolina, als jüngstes von drei Kindern von Jacob und Mary Johnson, geb. McDonough, geboren. Jacob Johnson war Konstabler in der Ortsmiliz und Portier bei der State Bank of North Carolina. Als Andrew drei Jahre alt war, starb sein Vater an einem Herzinfarkt, einige Stunden nachdem er drei Männer vor dem Ertrinken gerettet hatte. Die Familie blieb in Armut zurück. Mary sorgte mit Spinn- und Webearbeiten für den Familienunterhalt und heiratete später den ebenso mittellosen Turner Doughtry. Da die Versorgung der Familie immer prekärer wurde, folgte Johnson mit zehn Jahren seinem Bruder in die Lehre zu dem Schneider John Selby.[1] Er besuchte während dieser Ausbildung keine Schule, erlernte das Lesen durch einen Mitarbeiter in der Schneiderei und brachte sich erst als junger Erwachsener das Schreiben bei. Im Alter von 15 Jahren riss er mit seinem älteren Bruder vor Selby aus und lebte zwei Jahre lang in Laurens im benachbarten South Carolina, wo er in seinem Beruf arbeitete und einem Mädchen im Ort erfolglos einen Heiratsantrag machte.[2] Kurz darauf kehrte er nach Raleigh zurück. Da es ihm nicht gelang, sich aus dem Ausbildungsverhältnis mit Selby freizukaufen und er somit vertraglich an ihn gebunden blieb, verließ Johnson den Bundesstaat, um eine andere Arbeit zu finden.[3]
Über Knoxville, Tennessee gelangte er nach Mooresville, Alabama und Columbia, Tennessee und arbeitete weiter als Schneider. Im Jahr 1826 kehrte er zu Mutter und Stiefvater nach Raleigh zurück. Diese sahen dort keine Zukunft mehr und wollten mit Johnson zu seinem Bruder und mütterlichen Verwandten in das östliche Tennessee umsiedeln. Auf dem Weg durch die Blue Ridge Mountains machten ihnen Pumas und Bären zu schaffen, so dass sie in Greeneville stoppten und dort mehrere Jahre blieben. Erst kampierten sie außerhalb der Stadt nahe Farnsworth Mill, da sie sonst keine Bleibe hatten. Nachdem er Arbeit bei einem örtlichen Schneider gefunden hatte, mieteten sie Zimmer in einer Taverne. In Greeneville lernte Johnson die Tochter eines Schusters, Eliza McCardle (1810–1876), kennen, seine spätere Frau. Aus beruflichen Gründen zog Johnson nach Rutledge, Tennessee weiter, kehrte aber bald nach Greeneville zurück und heiratete am 17. Mai 1827 Eliza in Warrensburg, Tennessee, ihrer Heimatstadt. Sie blieben bis zu seinem Tod verheiratet und hatten fünf Kinder.[4]
In Greeneville, in der heutigen Andrew Johnson National Historic Site, eröffneten sie eine eigene Schneiderei, mit der sie großen geschäftlichen Erfolg erzielen konnten, während seine Frau ihm besseres Lesen und Rechnen beibrachte.[5]
Einstieg in die Politik und Kongressabgeordneter
Das Haus Andrew Johnsons in Greeneville, Tennessee, wo er von 1851 bis zu seinem Tod 1875 lebte
Über sein Interesse an Debatten – er gründete eine entsprechende Gesellschaft und nahm am Tusculum College an Disputen teil – gelangte er in die Politik. In den 1830er Jahren wurde er Bürgermeister der Stadt Greeneville. Ab 1835 war er Abgeordneter im Repräsentantenhaus dieses Staates; im Jahr 1841 gelang ihm der Sprung in den Senat von Tennessee, ehe er zwischen dem 4. März 1843 und dem 3. März 1853 fünf Amtsperioden im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten absolvierte. Im Herbst 1844 war er aktiv in den Präsidentschaftswahlkampf involviert, wo er den demokratischen Bewerber James K. Polk unterstützte. Nach dem Wahlsieg wurde das Verhältnis zwischen Präsident Polk und Johnson belastet, da sich die Hoffnungen des letzteren auf einen Regierungsposten nicht erfüllten. Im Kongress präsentierte sich Johnson als Vertreter des einfachen Bürgertums. Wegen seiner ärmlichen Herkunft entwickelte er eine starke Abneigung gegen die Oberschicht, die er in öffentlichen Ansprachen immer wieder vortrug.[6]
Während Johnsons Zeit im Kongress spitzen sich die politischen Differenzen zwischen den sklavenfreien Nordstaaten und den die Sklaverei befürwortenden Südstaaten immer weiter zu. Insbesondere durch die enormen territorialen Zugewinne, die sich aus dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg (1846–1848) ergaben, drohte das Gleichgewicht zwischen den Landesteilen aus der Balance zu geraten. Strittig war insbesondere, wie in diesen Gebieten mit der Sklaverei verfahren werden sollte. Johnson, selbst Sklavenhalter, sprach sich damals für die Sklaverei aus; das 1846 eingebrachte Wilmot Proviso, das ein komplettes Verbot der Sklaverei in den hinzugewonnen Gebieten vorsah, fand nicht seine Zustimmung. Letztlich lehnte der Senat den kontrovers diskutierten Entwurf ab. Den vom Whig-Senator Henry Clay verfassten und Präsident Millard Fillmore vorangetriebenen Kompromiss von 1850, der einen Ausgleich zwischen Nord und Süd vorsah, befürwortete Johnson. Auch der Aufnahme Kaliforniens als sklavenfreiem Bundesstaat stimmte er zu. Johnson votierte im Rahmen dieses Gesetzespakets lediglich gegen das Verbot des Sklavenhandels in der Hauptstadt Washington (das dennoch verabschiedet wurde).[7]
Innerparteiliche Konflikte führten Ende 1850 dazu, dass die Demokraten mit Landon Carter Haynes einen Gegenkandidaten zu Johnson aufstellten. Die Whigs sahen darin die Chance Johnson abzulösen und stellten keinen eigenen Bewerber auf. Dennoch konnte Johnson die Wahl für eine fünfte (zweijährige) Wahlperiode knapp für sich entscheiden. Nach seinem überraschenden Sieg spielte er bereits mit dem Gedanken für den US-Senat zu kandidieren. Da jedoch die Whigs die Mehrheit in der State Legislature von Tennessee errangen, erwies sich dieses Vorhaben als unmöglich (bis 1914 wurden die Bundessenatoren nicht von den Bürgern, sondern den Parlamenten der Einzelstaaten gewählt). Die bundesstaatlichen Legislativen entschieden auch über den Zuschnitt der Kongresswahlbezirke; das Parlament Tennessees hatte nach der Volkszählung 1850 die Wahlkreise so gegliedert, dass das demokratische Wählerpotential in Johnsons Bezirk stark verringert wurde. 1852 erklärte er daraufhin, keine politische Zukunft mehr zu haben, verzichtete auf eine weitere Bewerbung und schied Anfang März 1853 aus dem Kongress aus.
Gouverneur von Tennessee (1853–1857)
Nach dem Ende seiner Zeit im Repräsentantenhaus fasste Johnson kurzzeitig ein Ende seiner politischen Karriere ins Auge, änderte aber bald darauf seine Meinung. Weil er auf einen nicht unerheblichen Rückhalt bei demokratischen Politikern seines Staates zählen konnte, nominierte ihn seine Partei im Frühjahr 1853 für das Amt des Gouverneurs von Tennessee. Während des Wahlkampfes im folgenden Sommer fanden in mehreren County Seats Rededuelle zwischen Johnson und dem Whig-Kandidaten Gustavus Adolphus Henry statt. Bei der Gouverneurswahl im August 1853 siegte Johnson dann mit 63.413 gegen 61.163 Stimmen. Um sich auch Stimmen aus dem gegnerischen Lager zu sichern, unterstützte Johnson die Wahl des Whig-Politikers Nathaniel Green Taylor ins US-Repräsentantenhaus.[8]
Nach seiner Vereidigung zum Gouverneur im Oktober 1853 konnte Johnson einige politische Erfolge verzeichnen, obwohl eine Reihe seiner Vorschläge (wie die Abschaffung der bundesstaatlichen Bank) nicht umgesetzt wurden. Im Gesetzgebungsprozess hatte er im Vergleich zu anderen Gouverneuren wenig Einfluss, da Tennessees Regierungschef Mitte des 19. Jahrhunderts noch über kein Vetorecht verfügte. In seiner Amtszeit favorisierte Johnson eine bessere finanzielle Ausstattung von Bildungseinrichtungen. Dieses Ziel wollte er vor allem durch Steuererhöhungen sowohl auf bundesstaatlicher als auch lokaler Ebene erreichen. Die Legislative stimmte diesem Vorhaben zu. Die nächste Gouverneurswahl 1855 gewann er knapp, was angesichts der starken Whig-Konkurrenz Aufsehen erregte. Obgleich die Whig Party auf nationaler Bühne wegen des Streits um die Sklaverei des Niedergangs begriffen war, konnte sie sich in Tennessee länger halten. Johnson erhoffte sich von seiner Wiederwahl vor allem weitere Profilierung, um für nationale Ämter mehr politisches Gewicht zu erlangen.[9]
Im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 1856 versprach er sich, als Kompromisskandidat nominiert zu werden, nachdem der demokratische Amtsinhaber Franklin Pierce nicht mehr aufgestellt wurde. Johnson betrieb jedoch keinen aktiven Wahlkampf, obwohl er auf lokaler Ebene in Tennessee sehr populär war, und sprach sich für den Kandidaten James Buchanan aus, der dann auch gewählt wurde.[10]
US-Senator (1857–1862)
Andrew Johnson im Jahr 1860
Im Sommer 1857 trat Johnson nicht für eine dritte Amtsperiode als Gouverneur an, sondern wollte sich in den US-Senat wählen lassen. Dennoch war er aktiv in die Wahlkampagne für seine Nachfolge involviert. Nachdem die Demokraten mit Isham G. Harris nicht nur den Gouverneursposten halten konnten, sondern auch die Mehrheit in der State Legislature errangen, wurde der scheidende Gouverneur im Oktober 1857 zum Senator gewählt. Kurz darauf trat er dieses Amt an. Seine Familie blieb in Tennessee wohnhaft, während der neue Senator sich meist in der Hauptstadt aufhielt.[11]
Als Senator setzte sich Johnson, wie schon als Abgeordneter im Repräsentantenhaus, für ein Besiedlungsgesetz ähnlich des später von Abraham Lincoln unterzeichneten Homestead Act ein. Mehrere Entwürfe des Senators wurden nicht angenommen oder von Präsident Buchanan mit einem Veto blockiert. Ende der 1850er-Jahre trat er weiterhin als Befürworter der Sklaverei in den Südstaaten auf und erklärte, der in der Unabhängigkeitserklärung enthaltene Satz „alle Menschen sind gleich geschaffen [original: All men are created equal]“, beziehe sich nicht auf Afroamerikaner. Mit dieser Auffassung unterschied er sich aber nicht wesentlich von vielen Zeitgenossen.[12]
Im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 1860 hoffte Johnson erneut auf seine Chance, als Kompromisskandidat für die Demokraten antreten zu können. Obwohl der demokratische Nominierungsparteitag im Sommer des Jahres schnell festgefahren war, da kein Bewerber die nötige Zweidrittelmehrheit auf sich vereinen konnte, wurde Johnson von führenden Politikern seiner Partei nicht als Kandidat erwogen. Da sich in den zurückliegenden Jahren die Spannungen zwischen Nord und Süd weiter zuspitzten, konnten sich die Demokraten nicht auf einen Präsidentschaftsanwärter für die Nachfolge des nicht mehr kandidierenden James Buchanan einigen. Die Partei stellte schließlich zwei Kandidaten auf; Senator Stephen A. Douglas für die Nord-Demokraten und Vizepräsident John C. Breckinridge für die Süd-Demokraten. Johnson unterstützte im Wahlkampf letzteren, der für die Interessen des Südens eintrat.[13] Als Wahlsieger ging jedoch Abraham Lincoln hervor, der für die neu gegründete Republikanische Partei antrat und (zu dieser Zeit noch) als gemäßigter Gegner der Sklaverei auftrat. Lincolns Wahl ins Weiße Haus wurde von vielen Südstaaten als grundlegende Bedrohung ihrer Interessen angesehen; noch vor der Vereidigung des neuen Staatsoberhauptes erklärten im Winter 1860/61 mehrere Staaten ihren Austritt aus den USA. Obwohl zahlreiche Senatoren und Abgeordnete aus den Südstaaten für die Abspaltung eintraten, sprach sich Johnson vehement für die Einheit des Landes aus. Mehrere seiner diesbezüglichen Reden im Senat wurden von Politikern aus den Nordstaaten sehr begrüßt. Nachdem sämtliche Senatoren aus den Südstaaten ihre Mandatsniederlegung für den Fall einer Sezession ihres jeweiligen Staates ankündigten, appellierte Johnson an seine Kollegen (vor allem gerichtet an den späteren Präsidenten der Konföderierten Staaten Jefferson Davis), sich nicht aus dem Kongress zurückzuziehen. Johnson verwies darauf, dass dadurch die demokratische Mehrheit verloren gehe, was Präsident Lincoln von einer Zusammenarbeit mit den Demokraten entbinde. Da sich viele Demokraten als Vertreter der Südstaaten sahen, ja dort die führende politische Kraft waren, würden dann die Interessen der Südstaaten im Kongress nicht mehr vertreten. Johnsons Appelle blieben jedoch ungehört. Obwohl sich auch Tennessee den Konföderierten anschloss, verblieb Johnson im Senat und trat gegen den Sezession auf.[14][7]
Militärgouverneur (1862–1865)
Nachdem im Zuge des Sezessionskrieges, der im April 1861 begann, die Nordstaaten Teile von Tennessee wieder unter ihre Kontrolle brachten, wurde Johnson von Präsident Abraham Lincoln im März 1862 zum Militärgouverneur seines Heimatstaates ernannt. Der Senat bestätigte die Nominierung binnen kurzer Zeit mit großer Mehrheit. Durch seine Fürsprache für die Einheit des Landes hatte er auch in den Reihen der die Sezession entschieden ablehnenden Republikaner Rückhalt. Als Konsequenz konfiszierte die Regierung der Konföderation weite Teile von Johnsons Eigentum wie sein Haus und seine Sklaven. Während seiner Zeit als Militärgouverneur ging er entschieden gegen Sympathisanten der Konföderation vor; besonders in den östlichen Gebieten des Staates, die weitestgehend noch bis 1863 von Konföderierten kontrolliert wurden.[15]
Angesichts des verlustreich ausgetragenen Krieges änderte Johnson seine ursprünglich zustimmende Haltung zur Sklaverei. Die zuvor von Lincoln erlassene Emanzipations-Proklamation verstärke die Debatte um die Sklaverei, deren Abschaffung Lincoln nun neben der Bewahrung der Einheit mehr und mehr zum eigentlichen Ziel des Konflikts machte. Johnson erklärte, wenn die Sklaverei zum Zerbrechen der amerikanischen Union führe, solle die Regierung dafür eintreten, sie komplett zu verbieten. Als Militärgouverneur trieb er, zunächst widerwillig, die Rekrutierung afroamerikanischer Kämpfer voran. Diese Unterstützung an Truppen war für die Nordstaaten sehr wichtig. Es zeichnete sich schon zu Beginn des Jahres 1864, trotz einiger militärischer Rückschläge für die Union in der ersten Jahreshälfte, ein Sieg des industrialisierten und logistisch deutlicher besser aufgestellten Nordens ab.[16]
Wahl von 1864 und Vizepräsidentschaft (1865)
Abraham Lincoln und Andrew Johnson auf einem Wahlplakat der National Union Party zur Präsidentschaftswahl 1864
Vor der Präsidentschaftswahl standen im Frühsommer 1864 erneut Nominierungsparteitage an. In der Wahlauseinandersetzung lehnten es die Republikaner unter Präsident Lincoln ab, Verhandlungen mit der Konföderation über einen Waffenstillstand aufzunehmen. Lincoln und viele seiner Parteigenossen betrachteten dies als faktische Anerkennung der abtrünnigen Staaten. Durch eine solche Anerkennung sei der seit drei Jahren andauernde Krieg umsonst geführt worden und die Teilung der USA besiegelt. Sie plädierten daher für eine Fortsetzung der Kämpfe bis zum endgültigen Sieg des Nordens. Die meisten Demokraten sprachen sich für Friedensverhandlungen aus, einige jedoch schlossen sich wie Andrew Johnson Lincolns Positionen an (War Democrats).[17] Daher entschied man sich für die anstehende Wahl gemeinsam als National Union Party („Partei der nationalen Einheit“) anzutreten. Im Juni wurde in Baltimore der Parteikonvent der National Union Party abgehalten, in deren Verlauf Abraham Lincoln für eine zweite Amtszeit zur Wiederwahl aufgestellt wurde. Da Lincolns bisheriger Vizepräsident Hannibal Hamlin in der zurückliegenden Regierungszeit nicht zum engeren Machtzirkel um Lincoln gehörte, entschied man sich auch aus wahltaktischen Gründen, für dieses Amt den Demokraten Johnson aufzustellen. Mit Johnsons Nominierung als Running Mate sollte auch die Absicht deutlich gemacht werden, die abtrünnigen Staaten unter milden Bedingungen wieder in die Union aufzunehmen. Die Präsidentschaftswahl im November 1864 fiel klar zu Lincolns Gunsten aus: Er besiegte den Kandidaten der Demokraten, George B. McClellan, mit 55 gegen 45 Prozent der Wählerstimmen. Da die demokratisch dominierten Staaten des Südens größtenteils der Konföderation angehörten, setzte sich das Gespann aus Lincoln und Johnson im Wahlmännergremium mit 212 gegen 21 überlegen durch. Besonderen Anteil an diesem deutlichen Sieg hatte der Kriegsverlauf in den Sommer- und Herbstmonaten 1864, als sich das Blatt entscheidend zu Gunsten des Nordens wendete (wie beispielsweise die Einnahme Atlantas durch die Unionsarmee).[18]
Nach der Wahl ging der Krieg einem raschen Ende entgegen. Noch vor Johnsons Vereidigung zum Vizepräsidenten konnte Lincoln den 13. Verfassungszusatz durch den Kongress bringen, der die Sklaverei auf dem gesamten US-Staatsgebiet für unzulässig erklärte. Auch in Tennessee trat Anfang 1865 eine neue bundesstaatliche Verfassung in Kraft, mit der die Sklaverei verboten wurde. Deren Ausfertigung war eine von Johnsons letzten Amtshandlungen als Militärgouverneur. Am 4. März 1865 wurde Lincoln für seine zweite Amtszeit vereidigt, Andrew Johnson legte den Eid zum neuen Vizepräsidenten ab. Bei der Zeremonie sorgte der neue Vizepräsident für öffentliches Aufsehen, da er betrunken zu den Feierlichkeiten erschienen war.[19] Lincoln wies Kritik an Johnsons Verhalten daraufhin zurück und betonte, Johnson sei kein Alkoholiker. Als Vizepräsident nahm Johnson keine wichtige Rolle innerhalb der Regierung ein; kraft seines Amtes übte er den Vorsitz im Senat aus, wo er mehrere Sitzungen ohne signifikante Beschlüsse leitete, da zu Beginn der Wahlperiode eher Organisatorisches auf der Tagesordnung stand.[20]
Präsidentschaft (1865–1869)
Amtsübernahme nach Lincolns Tod
Illustration von Johnsons Vereidigung zum Präsidenten
Am 14. April 1865, dem Karfreitag, traf Johnson den Präsidenten erstmals seit der Vereidigung persönlich. Wenige Tage zuvor hatte die Konföderation kapituliert. Gegenüber Lincoln sprach er sich für eine harte Bestrafung der Anführer der Südstaaten aus.[21] Lincoln hatte seinen Stellvertreter an diesem Tag zu einer abendlichen Theatervorstellung eingeladen, was der Vizepräsident jedoch nicht annahm. Während dieser Vorstellung im Ford’s Theater wurde dem Präsidenten vom fanatischen Südstaaten-Sympathisanten John Wilkes Booth in den Kopf geschossen. Am nächsten Morgen wurde Lincoln für tot erklärt. Wie von der Verfassung vorgesehen, ging damit das Präsidentenamt für den Rest der Amtszeit auf den Vizepräsidenten über und Andrew Johnson wurde am Vormittag des 15. April 1865 von Chief Justice Salmon P. Chase zum 17. Präsidenten der Vereinigten Staaten vereidigt. Johnson bat noch am selben Tag die Minister Lincolns weiterhin im Kabinett zu verbleiben. Einige von ihnen, wie Außenminister William H. Seward, blieben auch bis zum Ende von Johnsons Amtszeit im März 1869 auf ihren Posten. Johnson war nach John Tyler 1841 und Millard Fillmore 1850 der dritte Vizepräsident, der durch den Tod des Präsidenten dessen Nachfolge für den Rest der Amtszeit antreten musste. Außerdem war er der erste von insgesamt vier Präsidenten, die durch ein tödliches Attentat auf den Staatschef ins Amt kamen.[22]
Nach Booths Plan hätten neben Lincoln auch Vizepräsident Johnson, Außenminister Seward und General Ulysses S. Grant ermordet werden sollen. Allerdings schreckte Johnsons potentieller Attentäter George Atzerodt zurück, bevor er an der Tür zu Johnsons Hotelsuite, in der er sich an diesem Abend aufhielt, hätte klopfen und bei deren Öffnen den Vizepräsidenten niederstechen sollen. Der Anschlag auf den Außenminister endete durch das Eingreifen von dessen Sohn nicht tödlich; General Grant befand sich zur Tatzeit außerhalb der Stadt. Sämtliche Verschwörer wurden binnen kurzer Zeit gefasst und im Juli 1865 gehängt. Obwohl der Umfang von Mary Surrats Beteiligung nicht ganz klar war, lehnte der neue Präsident ein Gnadengesuch von deren Tochter ab. Kurz vor Ende seiner Amtszeit, begnadigte Johnson 1869 jedoch den Arzt Samuel Mudd, der Booth auf dessen Flucht medizinisch versorgt hatte.[23]
Beginn der Reconstruction
Das Weiße Haus Mitte der 1860er-Jahre
Johnson-Statue in Greeneville, Tennessee
Hauptaufgabe von Johnsons Präsidentschaft war die sogenannte Reconstruction, also die Wiederaufnahme der ehemaligen Konföderation in die Vereinigten Staaten. Die politischen Auseinandersetzungen über die Reconstruction waren prägend für seine Amtszeit. Dabei ging es um die Bedingungen, unter denen die Südstaaten wieder vollwertig in die USA integriert, und die Rechte, die den befreiten Sklaven zuteil werden sollten.
Da der Kongress nach Vereidigung des Präsidenten erst im Dezember 1865 wieder zusammentrat (damals tagte die Legislative deutlich seltener als heute), bot sich Johnson in den kommenden Monaten mittels präsidialer Verfügungen die Chance, viele seine Vorstellungen zur Reconstruction umzusetzen. Zunächst verfügte er, dass die ehemaligen Führer der Konföderation und reiche Südstaatler den Eid auf die Treue zur Union nur nach einem vom Präsidenten stattgegebenen Gnadengesuch ablegen durften. Bis Sommer 1865 begnadigte Johnson dann mehr als 13.000 wohlhabende Südstaatler.[19]
Zu ersten Spannungen zwischen dem Präsidenten und den Radikalen Republikanern kam es, als Johnson während den ersten Monaten seiner Amtszeit in den besetzten Südstaaten eine Reihe von Militärgouverneuren ernannte, die der ehemaligen Südstaaten-Elite entstammten und zum Teil enge Verbindungen zu den Anführern der Rebellion hatten. Darüber hinaus erteilte der Präsident den südlichen Bundesstaaten keine Auflagen für die Ausarbeitung neuer (republikanischer) Staatsverfassungen. Selbst die Ratifikation des Sklavereiverbots machte er nur in Hintergrundgesprächen zur Bedingung. Die Radikalen Republikaner waren neben den konservativen Republikanern und den in der Minderheit befindlichen Demokraten eine Gruppe von Senatoren und Abgeordneten, die für eine harte Bestrafung der ehemaligen Konföderierten eintraten. Auch sprachen sie sich für weitgehende Bürgerrechte für die einstigen afroamerikanischen Sklaven aus; schwarze Männer sollten beispielsweise auch das Wahlrecht zugesprochen bekommen. Ferner traten die Radikalen Republikaner, die 1865 noch in der Unterzahl im Kongress waren, dafür ein, die Staaten der ehemaligen Konföderation als besetzte Gebiete zu behandeln. Präsident Johnson hingegen wollte die Südstaaten schnellstmöglich, ohne weitgehende Auflagen, wieder vollwertig in die Union aufnehmen. Durch milde Aufnahmebedingungen mit Ausnahme des Sklavereiverbots bezweckte der Präsident, die alten gesellschaftlichen Strukturen wiederherzustellen und damit auch die Stellung der Demokratischen Partei im Süden zu sichern (anders als heute, da Afroamerikaner überwiegend demokratisch wählen, stimmten damals Schwarze für die Republikaner als die Partei, die die Sklaverei abschaffte). Darüber hinaus vertrat Johnson, wie er in seiner Jahresbotschaft an den Kongress im Dezember 1865 klarstellte, die Auffassung, die Südstaaten seien niemals legal aus den USA ausgetreten. Durch die Ernennung demokratischer Militärgouverneure aus den Südstaaten-Eliten begrenzte der Präsident zudem das Wahlrecht auf diejenigen, die bereits vor dem Bürgerkrieg ein Stimmrecht hatten. Durch die Einführung von Black Codes, die den früheren Slave Codes sehr ähnlich waren, blieb vielen Afroamerikanern die Teilnahme an Wahlen und damit politischer Einfluss verwehrt. Vor allem die Radikalen Republikaner kritisierten diese Politik scharf, während sich Johnson durch Milde gegenüber dem Süden in der Tradition Lincolns sah. Tatsächlich hatten die Radikalen Republikaner auch Lincolns Reconstruction-Pläne als zu nachgiebig angesehen.[24][25]
Zu weiteren Beeinträchtigungen für die Afroamerikaner kam es durch Johnson Obstruktionspolitik gegenüber dem Freedman’s Bureau. Dieses stand unter Aufsicht des US-Kriegsministeriums und sollte den ehemaligen Sklaven durch konfisziertes Land aus dem Besitz der Pflanzer eine Existenzgrundlage außerhalb der Plantagen verschaffen. Der Präsident bestimmte jedoch, dass dieses Land nicht an Schwarze verpachtet werden durfte. Stattdessen verfügte er die Rückgabe an einstige Sklavenhalter. Durch die faktischen Einschränkungen im Wahlrecht und die provisorischen, von Johnson eingesetzten Regierungen erfuhren Schwarze weiterhin erhebliche Nachteile. Da vielen durch die Politik des Präsidenten auch die Gründung einer eigenen Existenz kaum möglich war, arbeiteten zahlreiche Schwarze weiterhin unter ähnlichen Bedingungen wie vor dem Krieg auf den Baumwollplantagen.[24]
So hier brechen wir ab,wer weiter lesen möchte,hier der Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Andrew_Johnson
Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, genoss Johnson wenig reguläre Schulbildung. Zunächst arbeitete er als Schneider, später begann er seine politische Laufbahn als Bürgermeister einer Kleinstadt, Mitglied der bundesstaatlichen Legislative von Tennessee sowie Kongressabgeordneter. Von 1853 bis 1857 bekleidete Johnson das Amt des Gouverneurs von Tennessee, bevor er zwischen 1857 und 1862 für diesen Bundesstaat im US-Senat saß. Während des amerikanischen Bürgerkriegs ernannte ihn Präsident Abraham Lincoln 1862 zum Militärgouverneur von Tennessee. Da Johnson während des Sezessionskrieges der einzige Politiker aus den Südstaaten war, der gegen deren Abspaltung auftrat, nominierte ihn vor der Präsidentschaftswahl 1864 der Republikaner Lincoln zu seinem Vizepräsidentschaftskandidaten in der National Union Party. Nach dem Wahlsieg trat Andrew Johnson am 4. März 1865 sein Amt als Vizepräsident an. Infolge eines Attentats, dem Lincoln sechs Wochen später zum Opfer fiel, musste Johnson selbst die Präsidentschaft übernehmen. Seine Jahre im Weißen Haus waren geprägt von der sogenannten Reconstruction, der Wiedereingliederung der im Bürgerkrieg unterlegenen Südstaaten. Besonders die Frage, ob die ehemaligen Konföderierten unter harten oder milden Bedingungen wieder vollwertig in die USA aufgenommen werden sollten, führte binnen kurzer Zeit zu erheblichen politischen Spannungen. Senatoren und Abgeordnete der Republikaner, die den Kongress dominierten, traten für eine harte Bestrafung der Südstaaten-Anführer sowie umfassende Bürgerrechte für die ehemaligen afroamerikanischen Sklaven ein, was der Präsident bekämpfte. Seine Blockadehaltung gegenüber dem Kongress, vor allem bei weitreichenden Rechten für Schwarze, gipfelte Anfang 1868 in einem knapp gescheiterten Amtsenthebungsverfahren. Daher hatte Johnson im Herbst 1868 keine Chance wiedergewählt zu werden. Im März 1869 löste ihn der Republikaner Ulysses S. Grant ab. Außenpolitisch konnte er jedoch 1867 mit dem AnkaufAlaskas einen Erfolg verzeichnen.
Nach dem Ende seiner Präsidentschaft blieb Johnson politisch aktiv; 1875 wurde er wenige Monate vor seinem Tod nochmals zum Senator gewählt, nachdem zwei vorige Bewerbungen für den Kongress gescheitert waren. Aufgrund seiner kompromisslosen Haltung gegenüber dem Kongress, vor allem in Fragen der Bürgerrechte für Afroamerikaner, wird er heute von den meisten Historikern und US-Bürgern als einer der am wenigsten erfolgreichen US-Präsidenten angesehen.
Leben bis zur Präsidentschaft
Kindheit und Jugend
Geburtshaus Johnsons im heutigen Mordecai Historic Park
Johnson wurde in Raleigh, North Carolina, als jüngstes von drei Kindern von Jacob und Mary Johnson, geb. McDonough, geboren. Jacob Johnson war Konstabler in der Ortsmiliz und Portier bei der State Bank of North Carolina. Als Andrew drei Jahre alt war, starb sein Vater an einem Herzinfarkt, einige Stunden nachdem er drei Männer vor dem Ertrinken gerettet hatte. Die Familie blieb in Armut zurück. Mary sorgte mit Spinn- und Webearbeiten für den Familienunterhalt und heiratete später den ebenso mittellosen Turner Doughtry. Da die Versorgung der Familie immer prekärer wurde, folgte Johnson mit zehn Jahren seinem Bruder in die Lehre zu dem Schneider John Selby.[1] Er besuchte während dieser Ausbildung keine Schule, erlernte das Lesen durch einen Mitarbeiter in der Schneiderei und brachte sich erst als junger Erwachsener das Schreiben bei. Im Alter von 15 Jahren riss er mit seinem älteren Bruder vor Selby aus und lebte zwei Jahre lang in Laurens im benachbarten South Carolina, wo er in seinem Beruf arbeitete und einem Mädchen im Ort erfolglos einen Heiratsantrag machte.[2] Kurz darauf kehrte er nach Raleigh zurück. Da es ihm nicht gelang, sich aus dem Ausbildungsverhältnis mit Selby freizukaufen und er somit vertraglich an ihn gebunden blieb, verließ Johnson den Bundesstaat, um eine andere Arbeit zu finden.[3]
Über Knoxville, Tennessee gelangte er nach Mooresville, Alabama und Columbia, Tennessee und arbeitete weiter als Schneider. Im Jahr 1826 kehrte er zu Mutter und Stiefvater nach Raleigh zurück. Diese sahen dort keine Zukunft mehr und wollten mit Johnson zu seinem Bruder und mütterlichen Verwandten in das östliche Tennessee umsiedeln. Auf dem Weg durch die Blue Ridge Mountains machten ihnen Pumas und Bären zu schaffen, so dass sie in Greeneville stoppten und dort mehrere Jahre blieben. Erst kampierten sie außerhalb der Stadt nahe Farnsworth Mill, da sie sonst keine Bleibe hatten. Nachdem er Arbeit bei einem örtlichen Schneider gefunden hatte, mieteten sie Zimmer in einer Taverne. In Greeneville lernte Johnson die Tochter eines Schusters, Eliza McCardle (1810–1876), kennen, seine spätere Frau. Aus beruflichen Gründen zog Johnson nach Rutledge, Tennessee weiter, kehrte aber bald nach Greeneville zurück und heiratete am 17. Mai 1827 Eliza in Warrensburg, Tennessee, ihrer Heimatstadt. Sie blieben bis zu seinem Tod verheiratet und hatten fünf Kinder.[4]
In Greeneville, in der heutigen Andrew Johnson National Historic Site, eröffneten sie eine eigene Schneiderei, mit der sie großen geschäftlichen Erfolg erzielen konnten, während seine Frau ihm besseres Lesen und Rechnen beibrachte.[5]
Einstieg in die Politik und Kongressabgeordneter
Das Haus Andrew Johnsons in Greeneville, Tennessee, wo er von 1851 bis zu seinem Tod 1875 lebte
Über sein Interesse an Debatten – er gründete eine entsprechende Gesellschaft und nahm am Tusculum College an Disputen teil – gelangte er in die Politik. In den 1830er Jahren wurde er Bürgermeister der Stadt Greeneville. Ab 1835 war er Abgeordneter im Repräsentantenhaus dieses Staates; im Jahr 1841 gelang ihm der Sprung in den Senat von Tennessee, ehe er zwischen dem 4. März 1843 und dem 3. März 1853 fünf Amtsperioden im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten absolvierte. Im Herbst 1844 war er aktiv in den Präsidentschaftswahlkampf involviert, wo er den demokratischen Bewerber James K. Polk unterstützte. Nach dem Wahlsieg wurde das Verhältnis zwischen Präsident Polk und Johnson belastet, da sich die Hoffnungen des letzteren auf einen Regierungsposten nicht erfüllten. Im Kongress präsentierte sich Johnson als Vertreter des einfachen Bürgertums. Wegen seiner ärmlichen Herkunft entwickelte er eine starke Abneigung gegen die Oberschicht, die er in öffentlichen Ansprachen immer wieder vortrug.[6]
Während Johnsons Zeit im Kongress spitzen sich die politischen Differenzen zwischen den sklavenfreien Nordstaaten und den die Sklaverei befürwortenden Südstaaten immer weiter zu. Insbesondere durch die enormen territorialen Zugewinne, die sich aus dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg (1846–1848) ergaben, drohte das Gleichgewicht zwischen den Landesteilen aus der Balance zu geraten. Strittig war insbesondere, wie in diesen Gebieten mit der Sklaverei verfahren werden sollte. Johnson, selbst Sklavenhalter, sprach sich damals für die Sklaverei aus; das 1846 eingebrachte Wilmot Proviso, das ein komplettes Verbot der Sklaverei in den hinzugewonnen Gebieten vorsah, fand nicht seine Zustimmung. Letztlich lehnte der Senat den kontrovers diskutierten Entwurf ab. Den vom Whig-Senator Henry Clay verfassten und Präsident Millard Fillmore vorangetriebenen Kompromiss von 1850, der einen Ausgleich zwischen Nord und Süd vorsah, befürwortete Johnson. Auch der Aufnahme Kaliforniens als sklavenfreiem Bundesstaat stimmte er zu. Johnson votierte im Rahmen dieses Gesetzespakets lediglich gegen das Verbot des Sklavenhandels in der Hauptstadt Washington (das dennoch verabschiedet wurde).[7]
Innerparteiliche Konflikte führten Ende 1850 dazu, dass die Demokraten mit Landon Carter Haynes einen Gegenkandidaten zu Johnson aufstellten. Die Whigs sahen darin die Chance Johnson abzulösen und stellten keinen eigenen Bewerber auf. Dennoch konnte Johnson die Wahl für eine fünfte (zweijährige) Wahlperiode knapp für sich entscheiden. Nach seinem überraschenden Sieg spielte er bereits mit dem Gedanken für den US-Senat zu kandidieren. Da jedoch die Whigs die Mehrheit in der State Legislature von Tennessee errangen, erwies sich dieses Vorhaben als unmöglich (bis 1914 wurden die Bundessenatoren nicht von den Bürgern, sondern den Parlamenten der Einzelstaaten gewählt). Die bundesstaatlichen Legislativen entschieden auch über den Zuschnitt der Kongresswahlbezirke; das Parlament Tennessees hatte nach der Volkszählung 1850 die Wahlkreise so gegliedert, dass das demokratische Wählerpotential in Johnsons Bezirk stark verringert wurde. 1852 erklärte er daraufhin, keine politische Zukunft mehr zu haben, verzichtete auf eine weitere Bewerbung und schied Anfang März 1853 aus dem Kongress aus.
Gouverneur von Tennessee (1853–1857)
Nach dem Ende seiner Zeit im Repräsentantenhaus fasste Johnson kurzzeitig ein Ende seiner politischen Karriere ins Auge, änderte aber bald darauf seine Meinung. Weil er auf einen nicht unerheblichen Rückhalt bei demokratischen Politikern seines Staates zählen konnte, nominierte ihn seine Partei im Frühjahr 1853 für das Amt des Gouverneurs von Tennessee. Während des Wahlkampfes im folgenden Sommer fanden in mehreren County Seats Rededuelle zwischen Johnson und dem Whig-Kandidaten Gustavus Adolphus Henry statt. Bei der Gouverneurswahl im August 1853 siegte Johnson dann mit 63.413 gegen 61.163 Stimmen. Um sich auch Stimmen aus dem gegnerischen Lager zu sichern, unterstützte Johnson die Wahl des Whig-Politikers Nathaniel Green Taylor ins US-Repräsentantenhaus.[8]
Nach seiner Vereidigung zum Gouverneur im Oktober 1853 konnte Johnson einige politische Erfolge verzeichnen, obwohl eine Reihe seiner Vorschläge (wie die Abschaffung der bundesstaatlichen Bank) nicht umgesetzt wurden. Im Gesetzgebungsprozess hatte er im Vergleich zu anderen Gouverneuren wenig Einfluss, da Tennessees Regierungschef Mitte des 19. Jahrhunderts noch über kein Vetorecht verfügte. In seiner Amtszeit favorisierte Johnson eine bessere finanzielle Ausstattung von Bildungseinrichtungen. Dieses Ziel wollte er vor allem durch Steuererhöhungen sowohl auf bundesstaatlicher als auch lokaler Ebene erreichen. Die Legislative stimmte diesem Vorhaben zu. Die nächste Gouverneurswahl 1855 gewann er knapp, was angesichts der starken Whig-Konkurrenz Aufsehen erregte. Obgleich die Whig Party auf nationaler Bühne wegen des Streits um die Sklaverei des Niedergangs begriffen war, konnte sie sich in Tennessee länger halten. Johnson erhoffte sich von seiner Wiederwahl vor allem weitere Profilierung, um für nationale Ämter mehr politisches Gewicht zu erlangen.[9]
Im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 1856 versprach er sich, als Kompromisskandidat nominiert zu werden, nachdem der demokratische Amtsinhaber Franklin Pierce nicht mehr aufgestellt wurde. Johnson betrieb jedoch keinen aktiven Wahlkampf, obwohl er auf lokaler Ebene in Tennessee sehr populär war, und sprach sich für den Kandidaten James Buchanan aus, der dann auch gewählt wurde.[10]
US-Senator (1857–1862)
Andrew Johnson im Jahr 1860
Im Sommer 1857 trat Johnson nicht für eine dritte Amtsperiode als Gouverneur an, sondern wollte sich in den US-Senat wählen lassen. Dennoch war er aktiv in die Wahlkampagne für seine Nachfolge involviert. Nachdem die Demokraten mit Isham G. Harris nicht nur den Gouverneursposten halten konnten, sondern auch die Mehrheit in der State Legislature errangen, wurde der scheidende Gouverneur im Oktober 1857 zum Senator gewählt. Kurz darauf trat er dieses Amt an. Seine Familie blieb in Tennessee wohnhaft, während der neue Senator sich meist in der Hauptstadt aufhielt.[11]
Als Senator setzte sich Johnson, wie schon als Abgeordneter im Repräsentantenhaus, für ein Besiedlungsgesetz ähnlich des später von Abraham Lincoln unterzeichneten Homestead Act ein. Mehrere Entwürfe des Senators wurden nicht angenommen oder von Präsident Buchanan mit einem Veto blockiert. Ende der 1850er-Jahre trat er weiterhin als Befürworter der Sklaverei in den Südstaaten auf und erklärte, der in der Unabhängigkeitserklärung enthaltene Satz „alle Menschen sind gleich geschaffen [original: All men are created equal]“, beziehe sich nicht auf Afroamerikaner. Mit dieser Auffassung unterschied er sich aber nicht wesentlich von vielen Zeitgenossen.[12]
Im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 1860 hoffte Johnson erneut auf seine Chance, als Kompromisskandidat für die Demokraten antreten zu können. Obwohl der demokratische Nominierungsparteitag im Sommer des Jahres schnell festgefahren war, da kein Bewerber die nötige Zweidrittelmehrheit auf sich vereinen konnte, wurde Johnson von führenden Politikern seiner Partei nicht als Kandidat erwogen. Da sich in den zurückliegenden Jahren die Spannungen zwischen Nord und Süd weiter zuspitzten, konnten sich die Demokraten nicht auf einen Präsidentschaftsanwärter für die Nachfolge des nicht mehr kandidierenden James Buchanan einigen. Die Partei stellte schließlich zwei Kandidaten auf; Senator Stephen A. Douglas für die Nord-Demokraten und Vizepräsident John C. Breckinridge für die Süd-Demokraten. Johnson unterstützte im Wahlkampf letzteren, der für die Interessen des Südens eintrat.[13] Als Wahlsieger ging jedoch Abraham Lincoln hervor, der für die neu gegründete Republikanische Partei antrat und (zu dieser Zeit noch) als gemäßigter Gegner der Sklaverei auftrat. Lincolns Wahl ins Weiße Haus wurde von vielen Südstaaten als grundlegende Bedrohung ihrer Interessen angesehen; noch vor der Vereidigung des neuen Staatsoberhauptes erklärten im Winter 1860/61 mehrere Staaten ihren Austritt aus den USA. Obwohl zahlreiche Senatoren und Abgeordnete aus den Südstaaten für die Abspaltung eintraten, sprach sich Johnson vehement für die Einheit des Landes aus. Mehrere seiner diesbezüglichen Reden im Senat wurden von Politikern aus den Nordstaaten sehr begrüßt. Nachdem sämtliche Senatoren aus den Südstaaten ihre Mandatsniederlegung für den Fall einer Sezession ihres jeweiligen Staates ankündigten, appellierte Johnson an seine Kollegen (vor allem gerichtet an den späteren Präsidenten der Konföderierten Staaten Jefferson Davis), sich nicht aus dem Kongress zurückzuziehen. Johnson verwies darauf, dass dadurch die demokratische Mehrheit verloren gehe, was Präsident Lincoln von einer Zusammenarbeit mit den Demokraten entbinde. Da sich viele Demokraten als Vertreter der Südstaaten sahen, ja dort die führende politische Kraft waren, würden dann die Interessen der Südstaaten im Kongress nicht mehr vertreten. Johnsons Appelle blieben jedoch ungehört. Obwohl sich auch Tennessee den Konföderierten anschloss, verblieb Johnson im Senat und trat gegen den Sezession auf.[14][7]
Militärgouverneur (1862–1865)
Nachdem im Zuge des Sezessionskrieges, der im April 1861 begann, die Nordstaaten Teile von Tennessee wieder unter ihre Kontrolle brachten, wurde Johnson von Präsident Abraham Lincoln im März 1862 zum Militärgouverneur seines Heimatstaates ernannt. Der Senat bestätigte die Nominierung binnen kurzer Zeit mit großer Mehrheit. Durch seine Fürsprache für die Einheit des Landes hatte er auch in den Reihen der die Sezession entschieden ablehnenden Republikaner Rückhalt. Als Konsequenz konfiszierte die Regierung der Konföderation weite Teile von Johnsons Eigentum wie sein Haus und seine Sklaven. Während seiner Zeit als Militärgouverneur ging er entschieden gegen Sympathisanten der Konföderation vor; besonders in den östlichen Gebieten des Staates, die weitestgehend noch bis 1863 von Konföderierten kontrolliert wurden.[15]
Angesichts des verlustreich ausgetragenen Krieges änderte Johnson seine ursprünglich zustimmende Haltung zur Sklaverei. Die zuvor von Lincoln erlassene Emanzipations-Proklamation verstärke die Debatte um die Sklaverei, deren Abschaffung Lincoln nun neben der Bewahrung der Einheit mehr und mehr zum eigentlichen Ziel des Konflikts machte. Johnson erklärte, wenn die Sklaverei zum Zerbrechen der amerikanischen Union führe, solle die Regierung dafür eintreten, sie komplett zu verbieten. Als Militärgouverneur trieb er, zunächst widerwillig, die Rekrutierung afroamerikanischer Kämpfer voran. Diese Unterstützung an Truppen war für die Nordstaaten sehr wichtig. Es zeichnete sich schon zu Beginn des Jahres 1864, trotz einiger militärischer Rückschläge für die Union in der ersten Jahreshälfte, ein Sieg des industrialisierten und logistisch deutlicher besser aufgestellten Nordens ab.[16]
Wahl von 1864 und Vizepräsidentschaft (1865)
Abraham Lincoln und Andrew Johnson auf einem Wahlplakat der National Union Party zur Präsidentschaftswahl 1864
Vor der Präsidentschaftswahl standen im Frühsommer 1864 erneut Nominierungsparteitage an. In der Wahlauseinandersetzung lehnten es die Republikaner unter Präsident Lincoln ab, Verhandlungen mit der Konföderation über einen Waffenstillstand aufzunehmen. Lincoln und viele seiner Parteigenossen betrachteten dies als faktische Anerkennung der abtrünnigen Staaten. Durch eine solche Anerkennung sei der seit drei Jahren andauernde Krieg umsonst geführt worden und die Teilung der USA besiegelt. Sie plädierten daher für eine Fortsetzung der Kämpfe bis zum endgültigen Sieg des Nordens. Die meisten Demokraten sprachen sich für Friedensverhandlungen aus, einige jedoch schlossen sich wie Andrew Johnson Lincolns Positionen an (War Democrats).[17] Daher entschied man sich für die anstehende Wahl gemeinsam als National Union Party („Partei der nationalen Einheit“) anzutreten. Im Juni wurde in Baltimore der Parteikonvent der National Union Party abgehalten, in deren Verlauf Abraham Lincoln für eine zweite Amtszeit zur Wiederwahl aufgestellt wurde. Da Lincolns bisheriger Vizepräsident Hannibal Hamlin in der zurückliegenden Regierungszeit nicht zum engeren Machtzirkel um Lincoln gehörte, entschied man sich auch aus wahltaktischen Gründen, für dieses Amt den Demokraten Johnson aufzustellen. Mit Johnsons Nominierung als Running Mate sollte auch die Absicht deutlich gemacht werden, die abtrünnigen Staaten unter milden Bedingungen wieder in die Union aufzunehmen. Die Präsidentschaftswahl im November 1864 fiel klar zu Lincolns Gunsten aus: Er besiegte den Kandidaten der Demokraten, George B. McClellan, mit 55 gegen 45 Prozent der Wählerstimmen. Da die demokratisch dominierten Staaten des Südens größtenteils der Konföderation angehörten, setzte sich das Gespann aus Lincoln und Johnson im Wahlmännergremium mit 212 gegen 21 überlegen durch. Besonderen Anteil an diesem deutlichen Sieg hatte der Kriegsverlauf in den Sommer- und Herbstmonaten 1864, als sich das Blatt entscheidend zu Gunsten des Nordens wendete (wie beispielsweise die Einnahme Atlantas durch die Unionsarmee).[18]
Nach der Wahl ging der Krieg einem raschen Ende entgegen. Noch vor Johnsons Vereidigung zum Vizepräsidenten konnte Lincoln den 13. Verfassungszusatz durch den Kongress bringen, der die Sklaverei auf dem gesamten US-Staatsgebiet für unzulässig erklärte. Auch in Tennessee trat Anfang 1865 eine neue bundesstaatliche Verfassung in Kraft, mit der die Sklaverei verboten wurde. Deren Ausfertigung war eine von Johnsons letzten Amtshandlungen als Militärgouverneur. Am 4. März 1865 wurde Lincoln für seine zweite Amtszeit vereidigt, Andrew Johnson legte den Eid zum neuen Vizepräsidenten ab. Bei der Zeremonie sorgte der neue Vizepräsident für öffentliches Aufsehen, da er betrunken zu den Feierlichkeiten erschienen war.[19] Lincoln wies Kritik an Johnsons Verhalten daraufhin zurück und betonte, Johnson sei kein Alkoholiker. Als Vizepräsident nahm Johnson keine wichtige Rolle innerhalb der Regierung ein; kraft seines Amtes übte er den Vorsitz im Senat aus, wo er mehrere Sitzungen ohne signifikante Beschlüsse leitete, da zu Beginn der Wahlperiode eher Organisatorisches auf der Tagesordnung stand.[20]
Präsidentschaft (1865–1869)
Amtsübernahme nach Lincolns Tod
Illustration von Johnsons Vereidigung zum Präsidenten
Am 14. April 1865, dem Karfreitag, traf Johnson den Präsidenten erstmals seit der Vereidigung persönlich. Wenige Tage zuvor hatte die Konföderation kapituliert. Gegenüber Lincoln sprach er sich für eine harte Bestrafung der Anführer der Südstaaten aus.[21] Lincoln hatte seinen Stellvertreter an diesem Tag zu einer abendlichen Theatervorstellung eingeladen, was der Vizepräsident jedoch nicht annahm. Während dieser Vorstellung im Ford’s Theater wurde dem Präsidenten vom fanatischen Südstaaten-Sympathisanten John Wilkes Booth in den Kopf geschossen. Am nächsten Morgen wurde Lincoln für tot erklärt. Wie von der Verfassung vorgesehen, ging damit das Präsidentenamt für den Rest der Amtszeit auf den Vizepräsidenten über und Andrew Johnson wurde am Vormittag des 15. April 1865 von Chief Justice Salmon P. Chase zum 17. Präsidenten der Vereinigten Staaten vereidigt. Johnson bat noch am selben Tag die Minister Lincolns weiterhin im Kabinett zu verbleiben. Einige von ihnen, wie Außenminister William H. Seward, blieben auch bis zum Ende von Johnsons Amtszeit im März 1869 auf ihren Posten. Johnson war nach John Tyler 1841 und Millard Fillmore 1850 der dritte Vizepräsident, der durch den Tod des Präsidenten dessen Nachfolge für den Rest der Amtszeit antreten musste. Außerdem war er der erste von insgesamt vier Präsidenten, die durch ein tödliches Attentat auf den Staatschef ins Amt kamen.[22]
Nach Booths Plan hätten neben Lincoln auch Vizepräsident Johnson, Außenminister Seward und General Ulysses S. Grant ermordet werden sollen. Allerdings schreckte Johnsons potentieller Attentäter George Atzerodt zurück, bevor er an der Tür zu Johnsons Hotelsuite, in der er sich an diesem Abend aufhielt, hätte klopfen und bei deren Öffnen den Vizepräsidenten niederstechen sollen. Der Anschlag auf den Außenminister endete durch das Eingreifen von dessen Sohn nicht tödlich; General Grant befand sich zur Tatzeit außerhalb der Stadt. Sämtliche Verschwörer wurden binnen kurzer Zeit gefasst und im Juli 1865 gehängt. Obwohl der Umfang von Mary Surrats Beteiligung nicht ganz klar war, lehnte der neue Präsident ein Gnadengesuch von deren Tochter ab. Kurz vor Ende seiner Amtszeit, begnadigte Johnson 1869 jedoch den Arzt Samuel Mudd, der Booth auf dessen Flucht medizinisch versorgt hatte.[23]
Beginn der Reconstruction
Das Weiße Haus Mitte der 1860er-Jahre
Johnson-Statue in Greeneville, Tennessee
Hauptaufgabe von Johnsons Präsidentschaft war die sogenannte Reconstruction, also die Wiederaufnahme der ehemaligen Konföderation in die Vereinigten Staaten. Die politischen Auseinandersetzungen über die Reconstruction waren prägend für seine Amtszeit. Dabei ging es um die Bedingungen, unter denen die Südstaaten wieder vollwertig in die USA integriert, und die Rechte, die den befreiten Sklaven zuteil werden sollten.
Da der Kongress nach Vereidigung des Präsidenten erst im Dezember 1865 wieder zusammentrat (damals tagte die Legislative deutlich seltener als heute), bot sich Johnson in den kommenden Monaten mittels präsidialer Verfügungen die Chance, viele seine Vorstellungen zur Reconstruction umzusetzen. Zunächst verfügte er, dass die ehemaligen Führer der Konföderation und reiche Südstaatler den Eid auf die Treue zur Union nur nach einem vom Präsidenten stattgegebenen Gnadengesuch ablegen durften. Bis Sommer 1865 begnadigte Johnson dann mehr als 13.000 wohlhabende Südstaatler.[19]
Zu ersten Spannungen zwischen dem Präsidenten und den Radikalen Republikanern kam es, als Johnson während den ersten Monaten seiner Amtszeit in den besetzten Südstaaten eine Reihe von Militärgouverneuren ernannte, die der ehemaligen Südstaaten-Elite entstammten und zum Teil enge Verbindungen zu den Anführern der Rebellion hatten. Darüber hinaus erteilte der Präsident den südlichen Bundesstaaten keine Auflagen für die Ausarbeitung neuer (republikanischer) Staatsverfassungen. Selbst die Ratifikation des Sklavereiverbots machte er nur in Hintergrundgesprächen zur Bedingung. Die Radikalen Republikaner waren neben den konservativen Republikanern und den in der Minderheit befindlichen Demokraten eine Gruppe von Senatoren und Abgeordneten, die für eine harte Bestrafung der ehemaligen Konföderierten eintraten. Auch sprachen sie sich für weitgehende Bürgerrechte für die einstigen afroamerikanischen Sklaven aus; schwarze Männer sollten beispielsweise auch das Wahlrecht zugesprochen bekommen. Ferner traten die Radikalen Republikaner, die 1865 noch in der Unterzahl im Kongress waren, dafür ein, die Staaten der ehemaligen Konföderation als besetzte Gebiete zu behandeln. Präsident Johnson hingegen wollte die Südstaaten schnellstmöglich, ohne weitgehende Auflagen, wieder vollwertig in die Union aufnehmen. Durch milde Aufnahmebedingungen mit Ausnahme des Sklavereiverbots bezweckte der Präsident, die alten gesellschaftlichen Strukturen wiederherzustellen und damit auch die Stellung der Demokratischen Partei im Süden zu sichern (anders als heute, da Afroamerikaner überwiegend demokratisch wählen, stimmten damals Schwarze für die Republikaner als die Partei, die die Sklaverei abschaffte). Darüber hinaus vertrat Johnson, wie er in seiner Jahresbotschaft an den Kongress im Dezember 1865 klarstellte, die Auffassung, die Südstaaten seien niemals legal aus den USA ausgetreten. Durch die Ernennung demokratischer Militärgouverneure aus den Südstaaten-Eliten begrenzte der Präsident zudem das Wahlrecht auf diejenigen, die bereits vor dem Bürgerkrieg ein Stimmrecht hatten. Durch die Einführung von Black Codes, die den früheren Slave Codes sehr ähnlich waren, blieb vielen Afroamerikanern die Teilnahme an Wahlen und damit politischer Einfluss verwehrt. Vor allem die Radikalen Republikaner kritisierten diese Politik scharf, während sich Johnson durch Milde gegenüber dem Süden in der Tradition Lincolns sah. Tatsächlich hatten die Radikalen Republikaner auch Lincolns Reconstruction-Pläne als zu nachgiebig angesehen.[24][25]
Zu weiteren Beeinträchtigungen für die Afroamerikaner kam es durch Johnson Obstruktionspolitik gegenüber dem Freedman’s Bureau. Dieses stand unter Aufsicht des US-Kriegsministeriums und sollte den ehemaligen Sklaven durch konfisziertes Land aus dem Besitz der Pflanzer eine Existenzgrundlage außerhalb der Plantagen verschaffen. Der Präsident bestimmte jedoch, dass dieses Land nicht an Schwarze verpachtet werden durfte. Stattdessen verfügte er die Rückgabe an einstige Sklavenhalter. Durch die faktischen Einschränkungen im Wahlrecht und die provisorischen, von Johnson eingesetzten Regierungen erfuhren Schwarze weiterhin erhebliche Nachteile. Da vielen durch die Politik des Präsidenten auch die Gründung einer eigenen Existenz kaum möglich war, arbeiteten zahlreiche Schwarze weiterhin unter ähnlichen Bedingungen wie vor dem Krieg auf den Baumwollplantagen.[24]
So hier brechen wir ab,wer weiter lesen möchte,hier der Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Andrew_Johnson
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