Der Dispensationalismus
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Der Dispensationalismus
Der Dispensationalismus ist eine um 1830 im Kontext der Brüderbewegung entstandene Form der Bibelauslegung und Eschatologie, die heute „eine der populärsten Schulströmungen der Theologie und Bibelauslegung unter konservativen evangelikalen und fundamentalistischen Protestanten“ darstellt.[1] Die biblischen Texte gelten dabei üblicherweise als irrtumsfrei und ihre Auslegung versteht sich zumeist als wörtlich.[2] Es wird davon ausgegangen, dass die Heilsgeschichte als Abfolge verschiedener „Haushaltungen“ (Dispensationen) oder Zeitalter verstanden werden müsse. Diesen werden jeweils spezifische Episoden göttlicher Offenbarung bzw. göttlicher Prüfungen der Menschheit zugeordnet. Zwischen Israel und der (christlichen) Kirche wird zumeist eine scharfe Trennlinie gezogen und für das Ende der Zeiten eine Massenbekehrung der Juden zu Jesus als ihrem Messias erwartet. Der so verstandene biblische Text soll Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Menschheit erklären. Dazu werden für biblische Prophetien Entsprechungen auch in der jüngeren Ereignisgeschichte gesucht. Beispielsweise wird vielfach die Gründung des Staates Israel 1948 als Erfüllung der Prophetie verstanden, wonach Gott sein Volk wieder versammeln werde, was wiederum als Initial weiterer eschatologischer Ereignisse verstanden wird.[3]
Begriff
Dispensation ist die lateinisch-englische Übersetzung des griechischen Wortes oikonomia („Hausgesetz“), das im Neuen Testament unter anderem in Kol 1,25 ELB („Verwaltung Gottes“), Eph 3,2 ELB („Verwaltung der Gnade Gottes“) und Eph 1,10 ELB („Verwaltung der Fülle der Zeiten“) vorkommt. Eine Dispensation wird als eine Zeitspanne in Gottes Heilsplan definiert, in der eine bestimmte charakteristische geistliche Zielsetzung erkannt werden kann, die sie von anderen unterscheidet. Sie lässt den Menschen dieser Zeit gewisse Gaben, Segnungen und Güter zukommen, die es zu anderen Zeiten so nicht gegeben hat oder geben wird, und stellt sie zugleich vor eine bestimmte Verantwortung. Zentral ist vor allem die Unterscheidung zweier Heilskörperschaften (Israel und Gemeinde). Eine oder mehrere Dispensationen bilden zusammen einen Äon.
Viele Dispensationalisten berufen sich auf 2 Tim 2,15 ELB, wo Timotheus aufgefordert wird, „ein Arbeiter zu sein, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet“ (griech. ortho-tomeo). Dies verstehen sie als Zuordnen der einzelnen Bücher der Bibel zu den entsprechenden Heilszeiten und Empfängern. Versäume man dies, entstünden Verwirrung und Widersprüche, denn Gott gebe je nach Heilsabschnitt unterschiedliche Anweisungen. Jeder Christ, der sich beispielsweise nicht an die Opferregeln und Speisegesetze des Alten Testaments halte, sei in diesem Sinn bereits ein Dispensationalist, auch wenn er sich dessen nicht bewusst sei.
Dispensationalistisch-prämillenaristische Sicht des Tausendjährigen Reiches
Zum Dispensationalismus gehört in der Regel eine prämillennialistische Eschatologie. Die genaue Datierung künftiger Ereignisse wird von den meisten Dispensationalisten aber als unbiblische Spekulation abgelehnt. Begründet wird dies sowohl mit den Warnungen in Mt 24,36 ELB und Apg 1,7 ELB als auch mit dem Hinweis, dass Prophezeiungen (des Alten Testaments) grundsätzlich nur Israel beträfen, die Dauer der jetzigen Heilszeit der Gemeinde als Einschub in der Bibel nicht genannt sei und daher immer eine unbekannte Größe bleibe. Genaue Berechnungen seien daher nicht möglich.
Vorläufer und Bezugsautoren des modernen Dispensationalismus
Alte Kirche
Ansätze einer heilsgeschichtlichen Periodisierung finden sich auch bei einigen Kirchenvätern. Ihnen zufolge gingen die besonderen Gaben des Heiligen Geistes zurück. Daraus schlossen sie, dass ein anderes Zeitalter der Heilsgeschichte angebrochen sei. Dies erklärten sie damit, dass zwar zu den Zeiten Jesu und des Apostels Paulus besondere Charismen nötig gewesen seien, um die Menschen zu überzeugen, dies in der nachfolgenden Zeit aber nicht mehr nötig sei, da die Bibel bereits vorliege und der Geist Gottes vor allem im Inneren des Menschen wirke.
Irenäus von Lyon (135–202) folgerte in seinen Schriften gegen die Häresien (II, XI. aus der Quadriformität des Evangeliums vier Bündnisse, der adamitische vor der Sintflut, der zweite unter Noah, der dritte unter Moses (Gesetz), der vierte zur vollständigen Wiederherstellung des Menschen.[4] Clemens von Alexandria (150–215) unterschied drei patriarchalische Zeitabschnitte: Adam, Noah und Abrahm sowie die mosaische Zeit.[4] Augustinus von Hippo entwickelte in seinem Werk „Vom Gottesstaat“ (413–427) einen Plan von sieben Weltzeitaltern: 1. Adam bis Noach, 2. Noach bis Abraham, 3. Abraham bis David, 4. David bis Exil, 5. Exil bis Inkarnation, 6. Inkarnation bis Parusie, 7. Millennium. Wie andere nach ihm bezog er die Schöpfungswoche zusammen mit der Aussage der Bibel, dass für Gott 1000 Jahre wie ein Tag sind (Ps 90,4 ELB), auf die gesamte Menschheitsgeschichte. Bis zur Inkarnation (Geburt Jesu) ging Augustinus also von 5000 Jahren aus. Auch Isidor von Sevilla (560–636) und Beda Venerabilis (673–735) schlossen sich dieser Meinung an.
Mittelalter
Joachim von Fiore (1135–1202) teilte die Zeit in drei Epochen ein: Zeit des Vaters (Altes Testament), Zeit des Sohnes (Neues Testament) und Zeit des Heiligen Geistes (Erneuerung).
Reformation und Neuzeit
Thomas Brightman (1557–1607) dagegen deutete die sieben Gemeinden in der Offenbarung des Johannes auf sieben Zeitalter der Kirchengeschichte. Robert Pont (1524–1606), ein schottischer Theologe, verband Prophezeiungen aus Daniel und der Offenbarung und kam ebenfalls auf sieben Zeitalter der Menschheit. Der Jesuit Kardinal Robert Bellarmin (1542–1621) und Francisco Ribera (1537–1591) vertraten in ihren Publikationen, dass die große Trübsalszeit (Dan 9,26-27 ELB) 1260 Tage (statt Jahre, wie andere behaupteten) dauern werde und zukünftig sei. Pierre Poiret (1546–1719), John Edwards (1637/1639–1716), Isaac Watts (1674–1748) sind weitere frühe Vertreter von dispensationalistischen Entwürfen.[5]
Entwicklung des modernen Dispensationalismus
Das erste modernere System des Dispensationalismus entstand um 1830 in den Gemeinden der Brüderbewegung in England und Irland. Es wurde von John Nelson Darby entwickelt und verbreitete sich rasch in der gesamten Brüderbewegung. In Deutschland waren es vor allem Carl Brockhaus, Rudolf Brockhaus und Emil Dönges, die Darbys Modell übernahmen und in ihren Schriften vertraten. Eine modifizierte Form des Dispensationalismus entwickelte später Erich Sauer.
Darby machte seinen Plan von „Dispensationen“, in dem im Unterschied zu früheren heilsgeschichtlichen Systemen keine Angaben zur Länge der Zeitalter gemacht werden, auch durch Reisen in die USA bekannt. Besonders bei Presbyterianern und Baptisten stieß er damit auf offene Ohren. Evangelisten wie Dwight L. Moody und Cyrus I. Scofield wurden zu überzeugten Vertretern dieser Sicht. Durch einige Bibelkonferenzen wurde diese Lehre weitergetragen (Niagara-Konferenzen 1870–1900; Bibel- und Prophetie-Konferenzen 1878–1914); in der Folge setzte sie sich auch in der Theologie von Bibelschulen durch (The Nyack Bible Institute 1882, The Boston Missionary Training School 1889, The Moody Bible Institute 1889, Dallas Theological Seminary 1924). 1909 veröffentlichte Scofield eine Bibelausgabe mit Anmerkungen, in denen er Darbys Dispensationalismus weiterentwickelte und systematisierte (die sogenannte „Scofield-Bibel“). Diese wurde zu einer der meistverbreiteten Studienbibelausgaben im angelsächsischen Raum. Eine die neutestamentliche Zeit noch weiter ausdifferenzierende Form des Dispensationalismus (oft Ultradispensationalismus genannt) entwickelte Ethelbert William Bullinger (1837–1913).
Dispensationalistisch ausgerichtet ist auch der 1896 von William Hechler ins Leben gerufene christliche Zionismus.
1899 kehrte der Theologe Ernst Ferdinand Ströter von einem längeren USA-Aufenthalt, bei dem er mit dem Dispensationalismus in Kontakt gekommen war, nach Deutschland zurück und verbreitete diese Sicht, verbunden mit dem Gedanken der Allaussöhnung. 1946 wurde die Christliche Allianz gegründet, die in der Konferenzstätte Langensteinbacherhöhe und in Schriften von Mitgliedern, die beispielsweise im Christlichen Verlag Karl Geyer erschienen, den Heilsplan Gottes dispensationalistisch-universalistischer Prägung in Deutschland lehrte.
Gertrud Wasserzug, die ehemalige Leiterin der Bibelschule Beatenberg (heute Seminar für biblische Theologie Beatenberg), übersetzte die dispensationalistischen Scofield-Anmerkungen ins Deutsche und gab sie zusammen mit dem Text der Lutherbibel von 1912 heraus. Seit 1993 erscheinen sie mit dem Text der revidierten Elberfelder Bibel beim evangelikalen R. Brockhaus Verlag. Auch in der Bibelschule Brake wird der Dispensationalismus gelehrt. Das Seminar für biblische Theologie Beatenberg lehrt hingegen heute nicht mehr einheitlich den Dispensationalismus.
Andere religiöse Gemeinschaften in Deutschland, wie z. B. viele baptistische Gemeinden, die Freien Bibelforscher, die Laien-Heim-Missionsbewegung, die Siebenten-Tags-Adventisten und die Pietisten, vertreten ähnlich geartete Stufenmodelle der menschlichen Erlösungsgeschichte.
Grundsätze des modernen Dispensationalismus
Dispensationalisten wenden eine wörtliche (englisch literal) Auslegung der Bibel an, wobei Literaturgattungen entsprechend ihrer offensichtlichen Verwendung berücksichtigt werden (also ein Gleichnis auch als Gleichnis). Willkürliche Allegorisierung dagegen wird abgelehnt. Noch nicht erfüllte Prophezeiungen des Alten Testaments an Vertretern des Volkes Israel werden daher für die Zukunft erwartet, insbesondere das ihnen verheißene irdische Reich, das Millennium.
Dispensationalisten unterscheiden zwischen den Erwartungen und somit den Evangelien (Botschaften Gottes) für Israel und die Gemeinde. Das alttestamentliche Israel habe irdische Erwartungen, während die Gemeinde (bestehend aus allen Gläubigen der jetzigen Dispensation, auch Israeliten) eine himmlische Erwartung habe. Wie alle futuristischen Prämillenaristen erwarten die Dispensationalisten die Herrschaft des Antichrists und die Entrückung der Gemeinde in den Himmel (1 Thess 4,13-18 ELB, 1 Kor 15,51-52 ELB) vor dem Tausendjährigen Reich. Über den Ablauf im Einzelnen gibt es auch unter Dispensationalisten unterschiedliche Theorien: Die Mehrheit vertritt, dass die Herrschaft des Antichrists die Gemeinde nicht treffen könne, sondern nur die nicht erretteten Angehörigen des Volkes Israel und der Nationen. Die Christen würden bereits vor der Ankunft des Antichrists durch eine erste unsichtbare Wiederkunft Christi für die Heiligen in den Himmel entrückt (Röm 5,9 ELB, 1 Thess 1,10 ELB, 1 Thess 5,9 ELB; Prätribulationismus). Diese Anhänger des Dispensationalismus rechnen jederzeit und ohne weitere Anzeichen mit ihrer Entrückung. Andere Richtungen sehen die Entrückung der Christen erst in der Mitte (Mediotribulationismus) oder am Ende (Posttribulationismus) der Herrschaft des Antichrists.
Die zweite, sichtbare Wiederkunft Jesu Christi werde die Herrschaft des Antichrists beenden. Darauf erfolge das Millennium, wo Christus zusammen mit seiner Gemeinde die Herrschaft auf der Erde ausüben werde. Anschließend werde Satan noch einmal losgebunden; es folge eine letzte große Schlacht Armageddon und das Weltgericht. Es schließe sich als letzter Äon die Neue Erde und der Neue Himmel an (Offb 21 EU).
Dispensationen nach Darby
Darbys Dispensationsbegriff ist noch recht flexibel und weniger schematisch als der seiner Nachfolger. Im Vordergrund steht für ihn der Unterschied zwischen Israel und der Gemeinde; ein systematischer Gesamtüberblick über die Heilsgeschichte findet sich in seinen Schriften kaum. Aus der Zusammenschau seiner verstreuten Äußerungen lässt sich ein neun Zeitalter umfassendes Modell rekonstruieren, in dem jedoch nur fünf Zeitalter den Charakter einer Dispensation im engeren Sinne haben (u.a. Herrschaft Gottes und Treueverpflichtung des Menschen). Zwei dieser Dispensationen (Israel und Nationen) verlaufen zeitlich parallel:
Paradies (keine Dispensation)
vor der Flut (keine Dispensation)
Noah
Abraham
Israel
Nationen
Gemeinde (keine Dispensation)
Millennium
Ewigkeit (keine Dispensation)
Dispensationen nach Scofield
Unschuld: von der Erschaffung des Menschen bis zum Sündenfall
Gewissen oder moralische Verantwortung: vom Sündenfall bis zur Sintflut
Menschliche Regierung: von der Sintflut bis zur Berufung Abrahams
Versprechen: von der Berufung Abrahams bis zum Auszug aus Ägypten
Gesetz: vom Sinai bis zu Jesus Christus
Gnade: von Pfingsten bis zur Entrückung
Königreich: von der Entrückung bis zur Ewigkeit
Dispensationen nach Bullinger
Ethelbert William Bullinger (1837–1913) verfolgte in seinem Werk The Foundations of Dispensational Truth einen anderen Ansatz. Er ordnete die Bücher der Bibel nach der Art, wie Gott mit den Empfängern seiner Botschaft redete, Dispensationen zu. Dabei kommt er zu folgendem Ergebnis:
Gott redet direkt zu einzelnen Menschen (von Adam bis Mose)
Gott redet durch Propheten zu Israel (von Mose bis Johannes)
Gott redet durch seinen Sohn Jesus zu Israel (von Johannes bis zur Himmelfahrt: die vier Evangelien)
Gott redet durch die, die ihn gehört haben (u.a. Petrus, Jakobus: bis zur endgültigen Ablehnung der nationalen Buße durch Israel in Apg 28,25 EU, ca. 62 n.Chr.)
Gott redet durch Paulus zu den Nationen (Gefangenschaftsbriefe und Pastoralbriefe von Paulus: Epheser, Philipper, Kolosser, Timotheus, Titus und Philemon)
Gott redet durch Johannes zu Israel (Offenbarung)
Wichtig sei zu erkennen, dass „Paulus die kostbaren Lehren festhielt, die bisher verborgen waren und nicht bekanntgegeben werden konnten, bevor Christi Leiden, Sterben, Auferstehung und Himmelfahrt tatsächlich stattgefunden hatten; denn sie haben all dies zur Voraussetzung. Diese Lehren finden sich ausschließlich in den Briefen aus der Gefangenschaft (Epheser, Philipper und Kolosser), und hierher gehören auch die Briefe an Timotheus, Titus und Philemon“. Bullinger hofft, dass man von einer „unbewußten und biblischen Kleptomanie“ geheilt wird, „durch die alle Segensverheißungen von Israel genommen und der Gemeinde zugesprochen wurden“.
Vereinfachter Dispensationalismus
In der Praxis wird meist nur eine vereinfachte Form des Dispensationalismus angewendet:
Zeitalter Israels (= der Alte Bund, beschrieben im Alten Testament und in den Evangelien – diese Epoche beginnt mit Genesis 12 und endet mit Apostelgeschichte 1)
Zeitalter der weltweiten Gemeinde (das aktuelle Heilszeitalter der Gnade (Eph. 3:1-11), beschrieben in den neutestamentlichen Briefen – diese Epoche beginnt mit Apostelgeschichte 2)
Millennium, Neue Erde (= der Neue Bund mit Israel (Heb.8,, kommende Äonen, 1000-jähriges Reich (Offb. 20), danach Schaffung eines neuen Himmels und einer neuen Erde (Offb. 21), angekündigt von Jesus in den Evangelien und der Offenbarung des Johannes)
Zur Unterscheidung sei darauf zu achten, wer in den biblischen Büchern angeredet wird, z. B. „seine Jünger“, „Juden“, „Hebräer“ einerseits (Evangelien, in das Zeitalter Israels gesprochen) oder die Nationen andererseits (neutestamentliche Briefe für das jetzige Zeitalter der Nationen).
Wirkungsgeschichte und Rezeption
Der dispensationalistische Literalismus übte starken Einfluss auf spätere Ausprägungen des Evangelikalismus aus.[6]
Belletristik
In den Vereinigten Staaten gibt es zahlreiche Romane, die die Endzeit aus dispensationalistisch-apokalyptischer Sicht beschreiben. Beispielsweise wurde die Romanserie Finale (Englisch Left Behind) von Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins in den Vereinigten Staaten zum Bestseller. Zahlreiche Leser halten die Erzählungen für real, was ihre Sicht der Welt und politische Einstellung beeinflusst.
Spielfilme
Der 1972 von Russell S. Doughten gedrehte Spielfilm A Thief in the Night ist der erste und bekannteste Film einer vierteiligen Reihe über die Endzeit und Entrückung. Auch die Romanreihe Left Behind ist von diesem genreprägenden Film inspiriert, der zum ersten Mal Elemente des Psychothrillers und des Horrorfilms in einem evangelikal-missionarischen Film einsetzt.
Der 1988 gedrehte Spielfilm Das siebte Zeichen durchläuft ebenfalls sieben endzeitliche Phasen mit apokalyptischem Charakter, gespeist sowohl aus jüdischem als auch christlichem Dispensationalismus.
Zu den ersten beiden Bänden der Romanserie Finale (siehe oben Belletristik) wurden drei Spielfilme gedreht:
Left Behind (2000), Left Behind: Tribulation Force (2002) und Finale – Die Welt im Krieg (2006).
Kritik am Dispensationalismus
Der anglikanische Neutestamentler und Bischof N.T. Wright kritisiert die Eschatologie des Dispensationalismus in seinem Buch „Surprised by Hope“. Er verwirft das System als eskapistisch und weltabgewandt, da es die Entrückung und Errettung von dieser Erde lehre anstatt der biblischen Hoffnung auf das Reich Gottes, welches 'im Himmel wie auf Erden' komme, nachzugehen.[7]
Einige Kritiker meinen, die Grenzen zwischen den Dispensationen seien willkürlich gezogen worden. In der Bibel werde wörtlich eine „Dispensation (oikonomia) der Gnade“ (Eph 1,1-11 ELB) und das Millennium (Offb 20,2-7 ELB) erwähnt, aber keine anderen Bezeichnungen. „Menschliche Regierung“ beispielsweise, wie der Titel der dritten Dispensation lautet, gebe es vorher und nachher ebenfalls.
Andere Kritiker interpretieren den Dispensationalismus als Verlegenheitslösung der Kirchenväter, die zudem den Unterschied zwischen „gewöhnlichen“ und „besonderen“ Gaben des Heiligen Geistes überbetone. Die These sei „Ausfluss eines Schubladendenkens, das letztlich auf das unverkraftete Erbe des Schismas zwischen Juden und Griechen zurückgeht“.[8]
Der britische, reformatorische Pastor und Gründer des Verlages Banner of Truth Trust in Edinburgh Iain H. Murray weist in seiner Biographie über John MacArthur, dem prominenten und einflussreichen Minister der Grace Community Church in Sun Valley (Kalifornien), darauf hin, dass der Dispensationalismus nicht die Bedeutung des Gesetzes Gottes in den Zehn Geboten anerkennen würde. Murray interpretiert, der Dispensationalismus meine, „Gesetz“ bedeute prinzipiell eigenes Bemühen und somit Errettung aus Werken.[9] (John MacArthur selber sagt, dass er den Dispensationalismus weder verworfen habe, noch es beabsichtige.)[10]
O. Palmer Robertson, Dozent an verschiedenen reformatorisch geprägten theologischen Seminaren in den USA, meint, dass Bundestheologen und Dispensationalisten in der Bezeugung der wesentlichen Lehren der Heiligen Schrift Seite an Seite stehen würden. Diese beiden Gruppen wehren nach seinem Urteil die Angriffe von Modernismus, Neo-Evangelikalismus und gefühlsbetontem Christentum ab.[11]
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Begriff
Dispensation ist die lateinisch-englische Übersetzung des griechischen Wortes oikonomia („Hausgesetz“), das im Neuen Testament unter anderem in Kol 1,25 ELB („Verwaltung Gottes“), Eph 3,2 ELB („Verwaltung der Gnade Gottes“) und Eph 1,10 ELB („Verwaltung der Fülle der Zeiten“) vorkommt. Eine Dispensation wird als eine Zeitspanne in Gottes Heilsplan definiert, in der eine bestimmte charakteristische geistliche Zielsetzung erkannt werden kann, die sie von anderen unterscheidet. Sie lässt den Menschen dieser Zeit gewisse Gaben, Segnungen und Güter zukommen, die es zu anderen Zeiten so nicht gegeben hat oder geben wird, und stellt sie zugleich vor eine bestimmte Verantwortung. Zentral ist vor allem die Unterscheidung zweier Heilskörperschaften (Israel und Gemeinde). Eine oder mehrere Dispensationen bilden zusammen einen Äon.
Viele Dispensationalisten berufen sich auf 2 Tim 2,15 ELB, wo Timotheus aufgefordert wird, „ein Arbeiter zu sein, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet“ (griech. ortho-tomeo). Dies verstehen sie als Zuordnen der einzelnen Bücher der Bibel zu den entsprechenden Heilszeiten und Empfängern. Versäume man dies, entstünden Verwirrung und Widersprüche, denn Gott gebe je nach Heilsabschnitt unterschiedliche Anweisungen. Jeder Christ, der sich beispielsweise nicht an die Opferregeln und Speisegesetze des Alten Testaments halte, sei in diesem Sinn bereits ein Dispensationalist, auch wenn er sich dessen nicht bewusst sei.
Dispensationalistisch-prämillenaristische Sicht des Tausendjährigen Reiches
Zum Dispensationalismus gehört in der Regel eine prämillennialistische Eschatologie. Die genaue Datierung künftiger Ereignisse wird von den meisten Dispensationalisten aber als unbiblische Spekulation abgelehnt. Begründet wird dies sowohl mit den Warnungen in Mt 24,36 ELB und Apg 1,7 ELB als auch mit dem Hinweis, dass Prophezeiungen (des Alten Testaments) grundsätzlich nur Israel beträfen, die Dauer der jetzigen Heilszeit der Gemeinde als Einschub in der Bibel nicht genannt sei und daher immer eine unbekannte Größe bleibe. Genaue Berechnungen seien daher nicht möglich.
Vorläufer und Bezugsautoren des modernen Dispensationalismus
Alte Kirche
Ansätze einer heilsgeschichtlichen Periodisierung finden sich auch bei einigen Kirchenvätern. Ihnen zufolge gingen die besonderen Gaben des Heiligen Geistes zurück. Daraus schlossen sie, dass ein anderes Zeitalter der Heilsgeschichte angebrochen sei. Dies erklärten sie damit, dass zwar zu den Zeiten Jesu und des Apostels Paulus besondere Charismen nötig gewesen seien, um die Menschen zu überzeugen, dies in der nachfolgenden Zeit aber nicht mehr nötig sei, da die Bibel bereits vorliege und der Geist Gottes vor allem im Inneren des Menschen wirke.
Irenäus von Lyon (135–202) folgerte in seinen Schriften gegen die Häresien (II, XI. aus der Quadriformität des Evangeliums vier Bündnisse, der adamitische vor der Sintflut, der zweite unter Noah, der dritte unter Moses (Gesetz), der vierte zur vollständigen Wiederherstellung des Menschen.[4] Clemens von Alexandria (150–215) unterschied drei patriarchalische Zeitabschnitte: Adam, Noah und Abrahm sowie die mosaische Zeit.[4] Augustinus von Hippo entwickelte in seinem Werk „Vom Gottesstaat“ (413–427) einen Plan von sieben Weltzeitaltern: 1. Adam bis Noach, 2. Noach bis Abraham, 3. Abraham bis David, 4. David bis Exil, 5. Exil bis Inkarnation, 6. Inkarnation bis Parusie, 7. Millennium. Wie andere nach ihm bezog er die Schöpfungswoche zusammen mit der Aussage der Bibel, dass für Gott 1000 Jahre wie ein Tag sind (Ps 90,4 ELB), auf die gesamte Menschheitsgeschichte. Bis zur Inkarnation (Geburt Jesu) ging Augustinus also von 5000 Jahren aus. Auch Isidor von Sevilla (560–636) und Beda Venerabilis (673–735) schlossen sich dieser Meinung an.
Mittelalter
Joachim von Fiore (1135–1202) teilte die Zeit in drei Epochen ein: Zeit des Vaters (Altes Testament), Zeit des Sohnes (Neues Testament) und Zeit des Heiligen Geistes (Erneuerung).
Reformation und Neuzeit
Thomas Brightman (1557–1607) dagegen deutete die sieben Gemeinden in der Offenbarung des Johannes auf sieben Zeitalter der Kirchengeschichte. Robert Pont (1524–1606), ein schottischer Theologe, verband Prophezeiungen aus Daniel und der Offenbarung und kam ebenfalls auf sieben Zeitalter der Menschheit. Der Jesuit Kardinal Robert Bellarmin (1542–1621) und Francisco Ribera (1537–1591) vertraten in ihren Publikationen, dass die große Trübsalszeit (Dan 9,26-27 ELB) 1260 Tage (statt Jahre, wie andere behaupteten) dauern werde und zukünftig sei. Pierre Poiret (1546–1719), John Edwards (1637/1639–1716), Isaac Watts (1674–1748) sind weitere frühe Vertreter von dispensationalistischen Entwürfen.[5]
Entwicklung des modernen Dispensationalismus
Das erste modernere System des Dispensationalismus entstand um 1830 in den Gemeinden der Brüderbewegung in England und Irland. Es wurde von John Nelson Darby entwickelt und verbreitete sich rasch in der gesamten Brüderbewegung. In Deutschland waren es vor allem Carl Brockhaus, Rudolf Brockhaus und Emil Dönges, die Darbys Modell übernahmen und in ihren Schriften vertraten. Eine modifizierte Form des Dispensationalismus entwickelte später Erich Sauer.
Darby machte seinen Plan von „Dispensationen“, in dem im Unterschied zu früheren heilsgeschichtlichen Systemen keine Angaben zur Länge der Zeitalter gemacht werden, auch durch Reisen in die USA bekannt. Besonders bei Presbyterianern und Baptisten stieß er damit auf offene Ohren. Evangelisten wie Dwight L. Moody und Cyrus I. Scofield wurden zu überzeugten Vertretern dieser Sicht. Durch einige Bibelkonferenzen wurde diese Lehre weitergetragen (Niagara-Konferenzen 1870–1900; Bibel- und Prophetie-Konferenzen 1878–1914); in der Folge setzte sie sich auch in der Theologie von Bibelschulen durch (The Nyack Bible Institute 1882, The Boston Missionary Training School 1889, The Moody Bible Institute 1889, Dallas Theological Seminary 1924). 1909 veröffentlichte Scofield eine Bibelausgabe mit Anmerkungen, in denen er Darbys Dispensationalismus weiterentwickelte und systematisierte (die sogenannte „Scofield-Bibel“). Diese wurde zu einer der meistverbreiteten Studienbibelausgaben im angelsächsischen Raum. Eine die neutestamentliche Zeit noch weiter ausdifferenzierende Form des Dispensationalismus (oft Ultradispensationalismus genannt) entwickelte Ethelbert William Bullinger (1837–1913).
Dispensationalistisch ausgerichtet ist auch der 1896 von William Hechler ins Leben gerufene christliche Zionismus.
1899 kehrte der Theologe Ernst Ferdinand Ströter von einem längeren USA-Aufenthalt, bei dem er mit dem Dispensationalismus in Kontakt gekommen war, nach Deutschland zurück und verbreitete diese Sicht, verbunden mit dem Gedanken der Allaussöhnung. 1946 wurde die Christliche Allianz gegründet, die in der Konferenzstätte Langensteinbacherhöhe und in Schriften von Mitgliedern, die beispielsweise im Christlichen Verlag Karl Geyer erschienen, den Heilsplan Gottes dispensationalistisch-universalistischer Prägung in Deutschland lehrte.
Gertrud Wasserzug, die ehemalige Leiterin der Bibelschule Beatenberg (heute Seminar für biblische Theologie Beatenberg), übersetzte die dispensationalistischen Scofield-Anmerkungen ins Deutsche und gab sie zusammen mit dem Text der Lutherbibel von 1912 heraus. Seit 1993 erscheinen sie mit dem Text der revidierten Elberfelder Bibel beim evangelikalen R. Brockhaus Verlag. Auch in der Bibelschule Brake wird der Dispensationalismus gelehrt. Das Seminar für biblische Theologie Beatenberg lehrt hingegen heute nicht mehr einheitlich den Dispensationalismus.
Andere religiöse Gemeinschaften in Deutschland, wie z. B. viele baptistische Gemeinden, die Freien Bibelforscher, die Laien-Heim-Missionsbewegung, die Siebenten-Tags-Adventisten und die Pietisten, vertreten ähnlich geartete Stufenmodelle der menschlichen Erlösungsgeschichte.
Grundsätze des modernen Dispensationalismus
Dispensationalisten wenden eine wörtliche (englisch literal) Auslegung der Bibel an, wobei Literaturgattungen entsprechend ihrer offensichtlichen Verwendung berücksichtigt werden (also ein Gleichnis auch als Gleichnis). Willkürliche Allegorisierung dagegen wird abgelehnt. Noch nicht erfüllte Prophezeiungen des Alten Testaments an Vertretern des Volkes Israel werden daher für die Zukunft erwartet, insbesondere das ihnen verheißene irdische Reich, das Millennium.
Dispensationalisten unterscheiden zwischen den Erwartungen und somit den Evangelien (Botschaften Gottes) für Israel und die Gemeinde. Das alttestamentliche Israel habe irdische Erwartungen, während die Gemeinde (bestehend aus allen Gläubigen der jetzigen Dispensation, auch Israeliten) eine himmlische Erwartung habe. Wie alle futuristischen Prämillenaristen erwarten die Dispensationalisten die Herrschaft des Antichrists und die Entrückung der Gemeinde in den Himmel (1 Thess 4,13-18 ELB, 1 Kor 15,51-52 ELB) vor dem Tausendjährigen Reich. Über den Ablauf im Einzelnen gibt es auch unter Dispensationalisten unterschiedliche Theorien: Die Mehrheit vertritt, dass die Herrschaft des Antichrists die Gemeinde nicht treffen könne, sondern nur die nicht erretteten Angehörigen des Volkes Israel und der Nationen. Die Christen würden bereits vor der Ankunft des Antichrists durch eine erste unsichtbare Wiederkunft Christi für die Heiligen in den Himmel entrückt (Röm 5,9 ELB, 1 Thess 1,10 ELB, 1 Thess 5,9 ELB; Prätribulationismus). Diese Anhänger des Dispensationalismus rechnen jederzeit und ohne weitere Anzeichen mit ihrer Entrückung. Andere Richtungen sehen die Entrückung der Christen erst in der Mitte (Mediotribulationismus) oder am Ende (Posttribulationismus) der Herrschaft des Antichrists.
Die zweite, sichtbare Wiederkunft Jesu Christi werde die Herrschaft des Antichrists beenden. Darauf erfolge das Millennium, wo Christus zusammen mit seiner Gemeinde die Herrschaft auf der Erde ausüben werde. Anschließend werde Satan noch einmal losgebunden; es folge eine letzte große Schlacht Armageddon und das Weltgericht. Es schließe sich als letzter Äon die Neue Erde und der Neue Himmel an (Offb 21 EU).
Dispensationen nach Darby
Darbys Dispensationsbegriff ist noch recht flexibel und weniger schematisch als der seiner Nachfolger. Im Vordergrund steht für ihn der Unterschied zwischen Israel und der Gemeinde; ein systematischer Gesamtüberblick über die Heilsgeschichte findet sich in seinen Schriften kaum. Aus der Zusammenschau seiner verstreuten Äußerungen lässt sich ein neun Zeitalter umfassendes Modell rekonstruieren, in dem jedoch nur fünf Zeitalter den Charakter einer Dispensation im engeren Sinne haben (u.a. Herrschaft Gottes und Treueverpflichtung des Menschen). Zwei dieser Dispensationen (Israel und Nationen) verlaufen zeitlich parallel:
Paradies (keine Dispensation)
vor der Flut (keine Dispensation)
Noah
Abraham
Israel
Nationen
Gemeinde (keine Dispensation)
Millennium
Ewigkeit (keine Dispensation)
Dispensationen nach Scofield
Unschuld: von der Erschaffung des Menschen bis zum Sündenfall
Gewissen oder moralische Verantwortung: vom Sündenfall bis zur Sintflut
Menschliche Regierung: von der Sintflut bis zur Berufung Abrahams
Versprechen: von der Berufung Abrahams bis zum Auszug aus Ägypten
Gesetz: vom Sinai bis zu Jesus Christus
Gnade: von Pfingsten bis zur Entrückung
Königreich: von der Entrückung bis zur Ewigkeit
Dispensationen nach Bullinger
Ethelbert William Bullinger (1837–1913) verfolgte in seinem Werk The Foundations of Dispensational Truth einen anderen Ansatz. Er ordnete die Bücher der Bibel nach der Art, wie Gott mit den Empfängern seiner Botschaft redete, Dispensationen zu. Dabei kommt er zu folgendem Ergebnis:
Gott redet direkt zu einzelnen Menschen (von Adam bis Mose)
Gott redet durch Propheten zu Israel (von Mose bis Johannes)
Gott redet durch seinen Sohn Jesus zu Israel (von Johannes bis zur Himmelfahrt: die vier Evangelien)
Gott redet durch die, die ihn gehört haben (u.a. Petrus, Jakobus: bis zur endgültigen Ablehnung der nationalen Buße durch Israel in Apg 28,25 EU, ca. 62 n.Chr.)
Gott redet durch Paulus zu den Nationen (Gefangenschaftsbriefe und Pastoralbriefe von Paulus: Epheser, Philipper, Kolosser, Timotheus, Titus und Philemon)
Gott redet durch Johannes zu Israel (Offenbarung)
Wichtig sei zu erkennen, dass „Paulus die kostbaren Lehren festhielt, die bisher verborgen waren und nicht bekanntgegeben werden konnten, bevor Christi Leiden, Sterben, Auferstehung und Himmelfahrt tatsächlich stattgefunden hatten; denn sie haben all dies zur Voraussetzung. Diese Lehren finden sich ausschließlich in den Briefen aus der Gefangenschaft (Epheser, Philipper und Kolosser), und hierher gehören auch die Briefe an Timotheus, Titus und Philemon“. Bullinger hofft, dass man von einer „unbewußten und biblischen Kleptomanie“ geheilt wird, „durch die alle Segensverheißungen von Israel genommen und der Gemeinde zugesprochen wurden“.
Vereinfachter Dispensationalismus
In der Praxis wird meist nur eine vereinfachte Form des Dispensationalismus angewendet:
Zeitalter Israels (= der Alte Bund, beschrieben im Alten Testament und in den Evangelien – diese Epoche beginnt mit Genesis 12 und endet mit Apostelgeschichte 1)
Zeitalter der weltweiten Gemeinde (das aktuelle Heilszeitalter der Gnade (Eph. 3:1-11), beschrieben in den neutestamentlichen Briefen – diese Epoche beginnt mit Apostelgeschichte 2)
Millennium, Neue Erde (= der Neue Bund mit Israel (Heb.8,, kommende Äonen, 1000-jähriges Reich (Offb. 20), danach Schaffung eines neuen Himmels und einer neuen Erde (Offb. 21), angekündigt von Jesus in den Evangelien und der Offenbarung des Johannes)
Zur Unterscheidung sei darauf zu achten, wer in den biblischen Büchern angeredet wird, z. B. „seine Jünger“, „Juden“, „Hebräer“ einerseits (Evangelien, in das Zeitalter Israels gesprochen) oder die Nationen andererseits (neutestamentliche Briefe für das jetzige Zeitalter der Nationen).
Wirkungsgeschichte und Rezeption
Der dispensationalistische Literalismus übte starken Einfluss auf spätere Ausprägungen des Evangelikalismus aus.[6]
Belletristik
In den Vereinigten Staaten gibt es zahlreiche Romane, die die Endzeit aus dispensationalistisch-apokalyptischer Sicht beschreiben. Beispielsweise wurde die Romanserie Finale (Englisch Left Behind) von Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins in den Vereinigten Staaten zum Bestseller. Zahlreiche Leser halten die Erzählungen für real, was ihre Sicht der Welt und politische Einstellung beeinflusst.
Spielfilme
Der 1972 von Russell S. Doughten gedrehte Spielfilm A Thief in the Night ist der erste und bekannteste Film einer vierteiligen Reihe über die Endzeit und Entrückung. Auch die Romanreihe Left Behind ist von diesem genreprägenden Film inspiriert, der zum ersten Mal Elemente des Psychothrillers und des Horrorfilms in einem evangelikal-missionarischen Film einsetzt.
Der 1988 gedrehte Spielfilm Das siebte Zeichen durchläuft ebenfalls sieben endzeitliche Phasen mit apokalyptischem Charakter, gespeist sowohl aus jüdischem als auch christlichem Dispensationalismus.
Zu den ersten beiden Bänden der Romanserie Finale (siehe oben Belletristik) wurden drei Spielfilme gedreht:
Left Behind (2000), Left Behind: Tribulation Force (2002) und Finale – Die Welt im Krieg (2006).
Kritik am Dispensationalismus
Der anglikanische Neutestamentler und Bischof N.T. Wright kritisiert die Eschatologie des Dispensationalismus in seinem Buch „Surprised by Hope“. Er verwirft das System als eskapistisch und weltabgewandt, da es die Entrückung und Errettung von dieser Erde lehre anstatt der biblischen Hoffnung auf das Reich Gottes, welches 'im Himmel wie auf Erden' komme, nachzugehen.[7]
Einige Kritiker meinen, die Grenzen zwischen den Dispensationen seien willkürlich gezogen worden. In der Bibel werde wörtlich eine „Dispensation (oikonomia) der Gnade“ (Eph 1,1-11 ELB) und das Millennium (Offb 20,2-7 ELB) erwähnt, aber keine anderen Bezeichnungen. „Menschliche Regierung“ beispielsweise, wie der Titel der dritten Dispensation lautet, gebe es vorher und nachher ebenfalls.
Andere Kritiker interpretieren den Dispensationalismus als Verlegenheitslösung der Kirchenväter, die zudem den Unterschied zwischen „gewöhnlichen“ und „besonderen“ Gaben des Heiligen Geistes überbetone. Die These sei „Ausfluss eines Schubladendenkens, das letztlich auf das unverkraftete Erbe des Schismas zwischen Juden und Griechen zurückgeht“.[8]
Der britische, reformatorische Pastor und Gründer des Verlages Banner of Truth Trust in Edinburgh Iain H. Murray weist in seiner Biographie über John MacArthur, dem prominenten und einflussreichen Minister der Grace Community Church in Sun Valley (Kalifornien), darauf hin, dass der Dispensationalismus nicht die Bedeutung des Gesetzes Gottes in den Zehn Geboten anerkennen würde. Murray interpretiert, der Dispensationalismus meine, „Gesetz“ bedeute prinzipiell eigenes Bemühen und somit Errettung aus Werken.[9] (John MacArthur selber sagt, dass er den Dispensationalismus weder verworfen habe, noch es beabsichtige.)[10]
O. Palmer Robertson, Dozent an verschiedenen reformatorisch geprägten theologischen Seminaren in den USA, meint, dass Bundestheologen und Dispensationalisten in der Bezeugung der wesentlichen Lehren der Heiligen Schrift Seite an Seite stehen würden. Diese beiden Gruppen wehren nach seinem Urteil die Angriffe von Modernismus, Neo-Evangelikalismus und gefühlsbetontem Christentum ab.[11]
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