Neckar-Odenwald-Limes
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Neckar-Odenwald-Limes
Neckar-Odenwald-Limes ist ein zusammenfassender Begriff für zwei, möglicherweise leicht zeitverschiedene und strukturell stark unterschiedliche, frühe Abschnitte des Obergermanisch-Raetischen Limes. Der Neckar-Odenwald-Limes setzte sich zusammen aus dem nördlichen Odenwaldlimes, einem Landlimes mit Kastellen, Wachtürmen und Palisade, der den Main (lateinisch: Moenus) mit dem Neckar (lateinisch: Nicer) verband, und dem südlich anschließenden Neckarlimes, der in der bisherigen Forschung als ein typischer „Nasser Limes“ (ripa) betrachtet wurde, bei dem der Fluss die Funktion der Palisade als Annäherungshindernis ersetzte. Erkenntnisse der neueren Zeit werfen ein etwas anderes Licht auf diese Betrachtungsweise, so dass sie möglicherweise künftig relativiert werden muss.[1] Die entsprechenden Forschungen dauern derzeit noch an.
Karte mit Verlauf des Odenwaldlimes (rote Linie, links im Bild) mit Turmstellen, Kastellen, Siedlungen oder bekannten Resten einer Villa Rustica sowie Bezeichnungen der militärischen Abteilungen. Rechts im Bild die Linie des sog. Vorderen Limes, der um 160/165 den Neckar-Odenwald-Limes ersetzte.
Der Odenwaldlimes nahm seinen nördlichen Anfang am Main, entweder beim Kastell Obernburg oder beim Kastell Wörth, und zog von dort aus, sich geschickt die topographischen Gegebenheiten des Odenwaldes zunutze machend, in südliche Richtung bis an den Neckar, den er vermutlich auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Heilbronn erreichte. Die Neckarlinie bildete seine Verlängerung in südliche Richtung bis nach Arae Flaviae auf dem Gebiet der heutigen Stadt Rottweil, wobei sie sich am Verlauf des Flusses orientierte.
Der Neckar-Odenwald-Limes entstand vermutlich im Bereich des Odenwaldlimes in trajanischer[2], im Bereich der Neckarlinie in domitianischer oder frühtrajanischer und im Bereich der älteren Neckarkastelle in vespasianischer Zeit. Er durchlebte mehrere Umbauphasen und wurde erst mit der Vorverlegung auf die schnurgerade Linie des Vorderen Limes in den Jahren zwischen 159/161 und 165 obsolet.[3]
Lage
Der Odenwaldlimes nahm seinen nördlichen Anfang am Main auf einer topographischen Höhe von etwa 108 Metern. Ob beim Kastell Obernburg oder beim Kastell Wörth, ist zum gegenwärtigen Stand der Forschung noch nicht endgültig geklärt (vgl. weiter unten zur Anschlussproblematik). Von einem dieser beiden Kastelle aus zog er in südliche Richtung den Buntsandstein-Odenwald hinauf, um einen Höhenrücken zu erklimmen, der sich zwischen den Tälern der Mümling (lateinisch: Nemaninga) bzw. des Euterbachs/der Itter im Westen und den Tälern der Mud bzw. der Elz im Osten von Norden nach Süden erstreckte. In seinem ersten Abschnitt bis zum Kastell Schloßau passte er sich, mal in westliche, mal in östliche Richtungen ausgreifend, flexibel dem Gelände an und passierte zwischen den Kleinkastellen Zwing und Seitzenbuche auf dem Hohwald (552,8 m ü. NN) seinen höchsten Punkt überhaupt. Bei Schloßau knickt er von einem zuvor in östliche Richtung beschriebenen Bogen scharf nach Süden ab und strebt im folgenden zweiten Abschnitt in nahezu schnurgerader Ausrichtung dem Neckar entgegen. Der Übergang zum Neckarlimes ist wie der Anfangspunkt des Odenwaldlimes noch nicht geklärt, gerade in jüngerer Zeit haben aufsehenerregende Neuentdeckungen hier für eine aktuell anhaltende Dynamik in der Forschung gesorgt[1] (vgl. auch weiter unten).
In der heutigen politischen Topographie beginnt der Verlauf des Odenwaldlimes auf bayerischem Gebiet, im Landkreis Miltenberg. Er durchquert Hessen und endet in Baden-Württemberg. Dabei passiert er die Landkreise Odenwaldkreis und Neckar-Odenwald-Kreis und endet im Landkreis Heilbronn. Seine Gesamtlänge beläuft sich auf rund 80 Kilometer, die sich im Wesentlichen in dünn besiedelten, dicht bewaldeten oder landwirtschaftlich genutzten Gebieten befinden. Dadurch gehört der Odenwaldlimes zu einer der besterhaltenen und landschaftlich besonders schön gelegenen Limesstrecken Deutschlands.[4][5][6][7]
Der Beginn des Neckarlimes liegt in dem Gebiet, in dem Jagst und Kocher in den Neckar münden. Das Kastell Wimpfen gilt gemeinhin als nördlicher Ausgangspunkt dieser Limesstrecke. Die Fortifikationen, die man ihm in der bisherigen Forschung zuordnete, befanden sich alle auf der linken Neckarseite. Im Gegensatz zu den Garnisonen der Odenwaldstrecke wurden diese Kastellplätze zu großen Teilen im Mittelalter und in der Neuzeit überbaut. Die Flusskastelle spätdomitianischer Zeitstellung[8] erstreckte sich bis zum Kastell Köngen.
Südlich von Köngen schließt sich noch eine kleine Kastellreihe am Oberlauf des Neckars an, die der vespasianischen Zeit zugeordnet wird und bis nach Rottweil reicht. Daneben sind mit den Kastellen in Ladenburg und Heidelberg noch zwei weitere Kastelle am Unterlauf des Flusses bekannt, die ebenfalls in der Regierungszeit des Vespasian entstanden sind.
Forschungsgeschichte
Freilegung der Turmstelle Wp 10/32 (Christian Kehrer, Aquarell, um 1800)
Graf Franz I. von Erbach-Erbach
1543 kam es zur Zufallsentdeckung einer römischen Therme beim Arnheiter Hof auf dem Gebiet von Breuberg.[10] Auf Veranlassung des Grafen von Wertheim erfolgten dort in den folgenden Jahren erste Ausgrabungen, in deren Verlauf das vollständige Badegebäude freigelegt und zwei Viergöttersteine geborgen werden konnten, deren einer sich noch heute auf der Burg Breuberg befindet. 1615 wurde in Böckingen ein erster römischer Weihestein gesichert, im Verlauf des 17. und im 18. Jahrhundert folgten weitere. Ende des 18. Jahrhunderts erfolgten erste Ausgrabungen in Köngen. 1748 stellte die Preußische Akademie der Wissenschaften die Preisfrage „Wie weit der Römer Macht, nachdem sie über den Rhein und die Donau gesetzt, in Deutschland eingedrungen, was vor Merkmale davon ehemals gewesen und etwa noch vorhanden seien...“. Der hohenlohische Archivar Christian Ernst Hanßelmann (1699–1776) unternahm daraufhin umfangreiche, systematische Ausgrabungen auf dem Gebiet der Kurpfalz, deren Ergebnisse er 1768[11] und 1773[12] publizierte.
Für die Erforschung des Odenwaldlimes von besonderer Bedeutung wurde der Umstand, dass Graf Franz I. zu Erbach-Erbach nach seinen Grand Tours und dem Studium der Schriften Hanßelmanns ein ausgeprägtes Interesse für die römischen Relikte am und vom Odenwaldlimes hegte. Im letzten Viertel des 18. und in den ersten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts ließ er einige Kastelle[13] und fast alle Wachtürme der nördlichen Odenwaldlinie ausgraben. Bei diesen Arbeiten war ihm insbesondere sein Regierungsrat Johann Friedrich Knapp[14] eine große Hilfe, der bei vielen wichtigen Ausgrabungen vor Ort verantwortlich war und auch seinen Anteil an der Abfassung der so genannten „Erbacher Kataloge“ hatte, der manuell verfassten Dokumentation der Ausgrabungen und der Erbach'schen Sammlung.
Im 19. Jahrhundert begannen die Untersuchungen der lokalen und regionalen Geschichtsvereine, in denen sich die Angehörigen des aufstrebenden Bildungsbürgertums zusammenschlossen. Karl Wilhelmi und die „Sinsheimer Gesellschaft zur Erforschung der vaterländischen Denkmahle [sic!] der Vorzeit“[15] untersuchten 1832 die römischen Hinterlassenschaften in Neckarburken. Der 1862 gegründete „Altertumsverein zu Buchen“[16] widmete sich dem Kastell Schloßau. In Neckarburken wurde erneut zu Beginn der 1880er Jahre durch den „Mannheimer Geschichtsverein“ gegraben.
Insgesamt verfügte der Neckar-Odenwald-Limes damit bereits über eine lange und relativ kontinuierliche Forschungstradition, bevor Ende des 19. Jahrhunderts die groß angelegten archäologisch Untersuchungen der Reichs-Limes-Kommission einsetzten. Bis dahin hatte mit Karl August von Cohausen (1812–1894) nur einmal ein einzelner Wissenschaftler den Versuch unternommen, den vollständigen Verlauf des Limes in Deutschland darzustellen.[17] Nun wurde diese komplexe Aufgabe länderübergreifend von der Kommission in Angriff genommen. Innerhalb der insgesamt in 15 Strecken unterteilten Limeslinie erhielt der Odenwaldlimes die Streckennummer 10 und der Neckarlimes die Nummer 11 zugeteilt. Als so genannte Streckenkommissare waren für den bayerischen und hessischen Teil Friedrich Kofler und Eduard Anthes, für den badischen Bereich Karl Schumacher und für die württembergischen Abschnitte Heinrich Steimle, Adolf Mettler, Ernst Kapf, Walter Barthel, Oscar Paret, Rudolf Herzog, Eugen Nägele, Wilhelm Schleiermacher und Paul Revellio zuständig. Die Publikation der Grabungsergebnisse erfolgte sukzessive zwischen 1896 und 1937 und wurde in den Bänden Abt. A, Band 5 (Streckenverlauf) und Abt. B Band 5 (die einzelnen Kastelle) des Limeswerkes zusammengefasst.[18][19]
Zwischen den Weltkriegen war die Provinzialrömische Archäologie in Deutschland aus ideologischen Gründen nicht opportun. Erst zu Beginn der 1950er Jahre gewann die Limesforschung allmählich wieder an Dynamik. In Hessen war es in erster Linie Dietwulf Baatz, dessen Ausgrabungen im Kastell Hesselbach in den Jahren 1964 bis 1966 richtungsweisend waren.[20] Am Neckarlimes waren die Ausgrabungen in den Kastellen von Walheim unter Dieter Planck zwischen 1980 und 1988 Schwerpunkt der baden-württembergischen Landesarchäologie.[21][22] Im letzten Jahrzehnt des 20. und im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts traten verstärkt geophysikalische Messmethoden an die Stelle der alten Ausgrabungstechniken[23] Durch die Ernennung des Obergermanisch-Raetischen Limes zum UNESCO-Weltkulturerbe lebte auch am „Nicht-Kulturerbe“ Neckar-Odenwald-Limes die Limesforschung weiter auf.
Geschichte und Datierungsproblematik
Bauphasen des Odenwaldlimes
Die Kastelle am Oberlauf des Neckars (Kastell Rottenburg, Kastell Sulz, Kastell Waldmössingen und die Kastelle von Rottweil) sowie die Militäranlagen am Unterlauf des Flusses (Kastell Ladenburg und die Kastelle von Heidelberg) sind allesamt in der vespasianischen Zeit angelegt worden. Sie stehen vermutlich im Zusammenhang mit dem Ausbau des römischen Fernstraßennetz rechts des Rheines unter Gnaeus Pinarius Cornelius Clemens im Jahre 74 n. Chr.[24]
Zur Zeitstellung der einzelnen Abschnitte des eigentlichen Neckar-Odenwald-Limes gibt es verschiedene, kontroverse Datierungsansätze. Die konventionelle Anfangsdatierung des Odenwaldlimes auf das Jahr 100 (+/-5) stützt sich auf die Ergebnisse der Ausgrabungen im Kastell Hesselbach, die Dietwulf Baatz in den Jahren 1964 bis 1966 vornahm. Sie basiert im Wesentlichen auf der Auswertung der dabei gefundenen Sigillaten.[25] In der jüngeren Literatur wird einer Anfangsdatierung des gesamten Odenwaldlimes auf den Zeitraum 107/110 (teilweise sogar bis zum Jahr 115) der Vorzug gegeben. Dieser Datierungsansatz stützt sich nicht auf neue Ausgrabungsbefunde, sondern auf eine statistische Neubewertung der Münzfunde aus allen Kastellen des Obergermanisch-rätischen Limes, die der Archäologe Klaus Kortüm 1998 erstmals vorgelegt hat und auf die sich inzwischen einige Autoren der jüngeren Literatur stützen.[26]
Die Ausbauphasen des Odenwaldlimes ähneln im Wesentlichen denen des Obergermanischen Limes:
Phase 1: Vortrieb von Schneisen (limites) durch die Wälder, Anlage eines Postenweges in diesen Schneisen und Errichtung von hölzernen Wachttürmen zwischen den Jahren 98 und 110.[2] Anlage von Kastellen, deren Umwehrungen als Holz-Erde-Mauern errichtet wurden, während man die Häuser im Inneren aus Holz erbaute.
Phase 2: Errichtung einer Palisade vor dem Postenweg um das Jahr 120 (Ersatz der alten Holztürme durch neue).
Phase 3: Alle hölzernen Baulichkeiten (Kastelle und Wachtürme) wurden um das Jahr 145 durch Steingebäude ersetzt.
Die vierte Ausbauphase, die durch die Anlage von Wall und Graben gekennzeichnet war und in severischer Zeit vorgenommen wurde, ist am Odenwaldlimes nicht mehr vollzogen worden, da dieser bereits um die Jahre 159/161 bis 165 aufgegeben worden und auf die schnurgerade Linie des so genannten Vorderen Limes vorverlegt worden war. Mit dieser Grenzverlegung um etwa 30 Kilometer nach Osten verlor der Neckar-Odenwald-Limes seine Funktion. Die neuere Forschung geht davon aus, dass diese Verlegung jedoch nicht plötzlich geschah, sondern sich über einen Zeitraum von bis zu fünf, sechs Jahren erstreckte.[27] [28][29][30][31]
Bis in die 1990er Jahre wurde die Entstehung des Neckarlimes überwiegend auf die Zeit nach der Beendigung der Chattenkriege unter Kaiser Domitian um die Jahre 85/90 n. Chr. datiert. In der neueren Forschung gibt es Stimmen, die zu einer Datierung erst unter Kaiser Trajan tendieren. In diesem Falle wäre nahezu sicher vom Jahr 98 als Entstehungsjahr auszugehen, weil der (Aus-)Bau der römischen Fernstraße Mogontiacum–Bad Cannstatt–Grinario–Augusta Vindelicorum für dieses Jahr durch Inschriftenfunde zuverlässig belegt ist und die sichere Beherrschung dieses Raums voraussetzte. Während der Neckarlimes dieser Hypothese zufolge erst unter Trajan befestigt worden wäre, gab es womöglich dennoch schon einige Jahre zuvor eine römische Militärpräsenz am Fluss. Im Jahre 1982 wurde in Walheim ein Numeruskastell entdeckt, dessen Gräben bereits kurz vor 100 n. Chr. wieder zugeschüttet worden sein sollen, nachdem es einige Jahre lang bestanden hatte. Dieses frühe Kleinkastell von Walheim wirft einige ungelöste Fragen auf:
Falls der mittlere Neckarraum damals noch nicht sicher unter römischer Kontrolle gestanden hätte, wäre es gefährlich gewesen, eine so kleine Einheit von nur rund 200 Mann isoliert tief im Feindesland und weit entfernt von der nächsten römischen Truppe zu stationieren. Solche exponierten Stellungen waren sonst eher mit Legionen oder größeren Legionsvexillationen belegt.
Falls dieser Raum im ausgehenden 1. Jahrhundert aber bereits fest in römischer Hand gewesen sein sollte, ist unklar, warum bisher Vergleichsfunde fehlen. Hier ist auch zu berücksichtigen, dass das heutige Südwestdeutschland in den Jahrzehnten vor der römischen Eroberung extrem dünn besiedelt war. Die keltische Besiedelung scheint mit dem Ende der La-Tène-Zeit im späten 2. Jahrhundert v. Chr. zu enden, Germanen kamen erst mit dem Fall des Limes ab 260 n. Chr. Warum das recht fruchtbare Land fast 200 Jahre lang kaum besiedelt war und warum die Römer dennoch lange zögerten, das offenbar herrenlose Land in Besitz zu nehmen, ist bislang ungeklärt. Immerhin wird der archäologische Befund weitgehender Siedlungsleere vom römischen Schriftsteller Tacitus bestätigt, der in seiner Germania berichtet, dass die Wohngebiete der Germanen mit breiten Streifen unbesiedelten Landes umgeben waren.
Laut einer Angabe bei Ammianus Marcellinus[32] wurde eine von ihm als „Munimentum Traiani“ bezeichnete alte Befestigung unter Julian im Zuge seiner Strafexpeditionen auf rechtsrheinisches Gebiet gegen die Alamannen um das Jahr 360 noch einmal für kurze Zeit teilweise wieder aufgebaut oder instand gesetzt.[33] Einige Forscher sind der Ansicht, dass sich Ammian dabei auf den alten Neckar-Odenwald-Limes bezieht.
Anschlussproblematik
Odenwaldlimes an Mainlimes
An welcher Stelle der Odenwaldlimes mit seinem nördlichen Beginn an den Main anschloss, ist bis heute nicht sicher geklärt. Vermuteten die ersten Forscher noch einen Punkt südlich des Kastells Obernburg, so schien mit der Entdeckung der Kastelle von Wörth und Seckmauern durch die Reichs-Limes-Kommission Ende des 19. Jahrhunderts die Frage nach dem Verlauf des Limes in diesem Bereich beantwortet. Problematisch blieb jedoch, dass innerhalb dieser Linie die ersten vier Wachttürme (Wp 10/1 bis Wp 10/4) nie entdeckt wurden. Ebenfalls warf der Umstand Fragen auf, dass im Kastell Wörth die in allen anderen Garnisonen vorkommende, der frühesten Zeit dieser Lager zuzuordnende Spät-Südgallische Terra Sigillata fehlte. Rätselhaft blieben in diesem Zusammenhang auch zwei Limeswachttürme zwischen Obernburg und Wörth, knapp oberhalb des Mains. Aufgrund dieser Ungereimtheiten tendiert die jüngere Forschung zu der Ansicht, dass das Kastell Wörth erst einige Zeit nach der Anlage des Odenwaldlimes erbaut wurde und dabei das schon früh aufgegebene Kastell Seckmauern ersetzte. Der ursprüngliche Limesverlauf dürfte nach dieser Hypothese an der Mümlingmündung bei Obernburg seinen Anfang genommen, längs des Mains und durch ein schluchtartig eingetieftes Seitental („Pitschengraben“) zum Kastell Seckmauern und später erst zum Kastell Wörth geführt haben.[34]
Odenwaldlinie an Neckarlimes
Auch das südliche Ende des Odenwaldlimes, der Anschluss an den Neckarlimes resp. Beginn und Verlauf des letztgenannten, sind nach einigen Entdeckungen in der jüngeren Zeit wieder völlig ungeklärt. Auf Grundlage der Kommissionsuntersuchungen hatte man bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein geglaubt, der mit Wachttürmen und Palisaden gesicherte Odenwaldlimes wäre vom Kleinkastell Duttenberg aus über die vermuteten Wachttürme Wp 10/79 und Wp 10/80 in schnurgerader Linie auf den Neckar zu gelaufen und hätte diesen auf dem Gebiet des heutigen Bad Friedrichshall, gegenüber dem Kastell Wimpfen erreicht. Von dort aus sei die Grenzlinie in ihrem weiteren Verlauf gen Süden ein „Nasser Limes“ gewesen, der den Neckar als natürliches Annäherungshindernis nutzte, hinter dem sich die Auxiliarkastelle befanden. Durch die Entdeckung der rechts des Neckars befindlichen Wachttürme Wp 10/80 (1962), Wp 10/81 (1964) sowie des Kleinkastells Kochendorf (1990) und der Kastelle Gundelsheim und Wartberg (ebenfalls alle östlich des Flusses) zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind die alten Hypothesen inzwischen obsolet. Es zeichnet sich inzwischen vielmehr eine Variante in der Form ab, dass sich die Linie des Odenwaldlimes über den Bereich von Jagst- und Kochermündung hinaus fortsetzte und dass zumindest abschnittweise auch das Land rechts des Neckars durch einen befestigten Limes gesichert war. Den genauen und weiteren Verlauf dieses „neuen“ Limes festzustellen, bleibt die archäologische Aufgabe der kommenden Jahre.[35][36][37]
So an der Stelle brechen wir ab,wer weiterlesen möchte,hier der Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Neckar-Odenwald-Limes
Karte mit Verlauf des Odenwaldlimes (rote Linie, links im Bild) mit Turmstellen, Kastellen, Siedlungen oder bekannten Resten einer Villa Rustica sowie Bezeichnungen der militärischen Abteilungen. Rechts im Bild die Linie des sog. Vorderen Limes, der um 160/165 den Neckar-Odenwald-Limes ersetzte.
Der Odenwaldlimes nahm seinen nördlichen Anfang am Main, entweder beim Kastell Obernburg oder beim Kastell Wörth, und zog von dort aus, sich geschickt die topographischen Gegebenheiten des Odenwaldes zunutze machend, in südliche Richtung bis an den Neckar, den er vermutlich auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Heilbronn erreichte. Die Neckarlinie bildete seine Verlängerung in südliche Richtung bis nach Arae Flaviae auf dem Gebiet der heutigen Stadt Rottweil, wobei sie sich am Verlauf des Flusses orientierte.
Der Neckar-Odenwald-Limes entstand vermutlich im Bereich des Odenwaldlimes in trajanischer[2], im Bereich der Neckarlinie in domitianischer oder frühtrajanischer und im Bereich der älteren Neckarkastelle in vespasianischer Zeit. Er durchlebte mehrere Umbauphasen und wurde erst mit der Vorverlegung auf die schnurgerade Linie des Vorderen Limes in den Jahren zwischen 159/161 und 165 obsolet.[3]
Lage
Der Odenwaldlimes nahm seinen nördlichen Anfang am Main auf einer topographischen Höhe von etwa 108 Metern. Ob beim Kastell Obernburg oder beim Kastell Wörth, ist zum gegenwärtigen Stand der Forschung noch nicht endgültig geklärt (vgl. weiter unten zur Anschlussproblematik). Von einem dieser beiden Kastelle aus zog er in südliche Richtung den Buntsandstein-Odenwald hinauf, um einen Höhenrücken zu erklimmen, der sich zwischen den Tälern der Mümling (lateinisch: Nemaninga) bzw. des Euterbachs/der Itter im Westen und den Tälern der Mud bzw. der Elz im Osten von Norden nach Süden erstreckte. In seinem ersten Abschnitt bis zum Kastell Schloßau passte er sich, mal in westliche, mal in östliche Richtungen ausgreifend, flexibel dem Gelände an und passierte zwischen den Kleinkastellen Zwing und Seitzenbuche auf dem Hohwald (552,8 m ü. NN) seinen höchsten Punkt überhaupt. Bei Schloßau knickt er von einem zuvor in östliche Richtung beschriebenen Bogen scharf nach Süden ab und strebt im folgenden zweiten Abschnitt in nahezu schnurgerader Ausrichtung dem Neckar entgegen. Der Übergang zum Neckarlimes ist wie der Anfangspunkt des Odenwaldlimes noch nicht geklärt, gerade in jüngerer Zeit haben aufsehenerregende Neuentdeckungen hier für eine aktuell anhaltende Dynamik in der Forschung gesorgt[1] (vgl. auch weiter unten).
In der heutigen politischen Topographie beginnt der Verlauf des Odenwaldlimes auf bayerischem Gebiet, im Landkreis Miltenberg. Er durchquert Hessen und endet in Baden-Württemberg. Dabei passiert er die Landkreise Odenwaldkreis und Neckar-Odenwald-Kreis und endet im Landkreis Heilbronn. Seine Gesamtlänge beläuft sich auf rund 80 Kilometer, die sich im Wesentlichen in dünn besiedelten, dicht bewaldeten oder landwirtschaftlich genutzten Gebieten befinden. Dadurch gehört der Odenwaldlimes zu einer der besterhaltenen und landschaftlich besonders schön gelegenen Limesstrecken Deutschlands.[4][5][6][7]
Der Beginn des Neckarlimes liegt in dem Gebiet, in dem Jagst und Kocher in den Neckar münden. Das Kastell Wimpfen gilt gemeinhin als nördlicher Ausgangspunkt dieser Limesstrecke. Die Fortifikationen, die man ihm in der bisherigen Forschung zuordnete, befanden sich alle auf der linken Neckarseite. Im Gegensatz zu den Garnisonen der Odenwaldstrecke wurden diese Kastellplätze zu großen Teilen im Mittelalter und in der Neuzeit überbaut. Die Flusskastelle spätdomitianischer Zeitstellung[8] erstreckte sich bis zum Kastell Köngen.
Südlich von Köngen schließt sich noch eine kleine Kastellreihe am Oberlauf des Neckars an, die der vespasianischen Zeit zugeordnet wird und bis nach Rottweil reicht. Daneben sind mit den Kastellen in Ladenburg und Heidelberg noch zwei weitere Kastelle am Unterlauf des Flusses bekannt, die ebenfalls in der Regierungszeit des Vespasian entstanden sind.
Forschungsgeschichte
Freilegung der Turmstelle Wp 10/32 (Christian Kehrer, Aquarell, um 1800)
Graf Franz I. von Erbach-Erbach
1543 kam es zur Zufallsentdeckung einer römischen Therme beim Arnheiter Hof auf dem Gebiet von Breuberg.[10] Auf Veranlassung des Grafen von Wertheim erfolgten dort in den folgenden Jahren erste Ausgrabungen, in deren Verlauf das vollständige Badegebäude freigelegt und zwei Viergöttersteine geborgen werden konnten, deren einer sich noch heute auf der Burg Breuberg befindet. 1615 wurde in Böckingen ein erster römischer Weihestein gesichert, im Verlauf des 17. und im 18. Jahrhundert folgten weitere. Ende des 18. Jahrhunderts erfolgten erste Ausgrabungen in Köngen. 1748 stellte die Preußische Akademie der Wissenschaften die Preisfrage „Wie weit der Römer Macht, nachdem sie über den Rhein und die Donau gesetzt, in Deutschland eingedrungen, was vor Merkmale davon ehemals gewesen und etwa noch vorhanden seien...“. Der hohenlohische Archivar Christian Ernst Hanßelmann (1699–1776) unternahm daraufhin umfangreiche, systematische Ausgrabungen auf dem Gebiet der Kurpfalz, deren Ergebnisse er 1768[11] und 1773[12] publizierte.
Für die Erforschung des Odenwaldlimes von besonderer Bedeutung wurde der Umstand, dass Graf Franz I. zu Erbach-Erbach nach seinen Grand Tours und dem Studium der Schriften Hanßelmanns ein ausgeprägtes Interesse für die römischen Relikte am und vom Odenwaldlimes hegte. Im letzten Viertel des 18. und in den ersten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts ließ er einige Kastelle[13] und fast alle Wachtürme der nördlichen Odenwaldlinie ausgraben. Bei diesen Arbeiten war ihm insbesondere sein Regierungsrat Johann Friedrich Knapp[14] eine große Hilfe, der bei vielen wichtigen Ausgrabungen vor Ort verantwortlich war und auch seinen Anteil an der Abfassung der so genannten „Erbacher Kataloge“ hatte, der manuell verfassten Dokumentation der Ausgrabungen und der Erbach'schen Sammlung.
Im 19. Jahrhundert begannen die Untersuchungen der lokalen und regionalen Geschichtsvereine, in denen sich die Angehörigen des aufstrebenden Bildungsbürgertums zusammenschlossen. Karl Wilhelmi und die „Sinsheimer Gesellschaft zur Erforschung der vaterländischen Denkmahle [sic!] der Vorzeit“[15] untersuchten 1832 die römischen Hinterlassenschaften in Neckarburken. Der 1862 gegründete „Altertumsverein zu Buchen“[16] widmete sich dem Kastell Schloßau. In Neckarburken wurde erneut zu Beginn der 1880er Jahre durch den „Mannheimer Geschichtsverein“ gegraben.
Insgesamt verfügte der Neckar-Odenwald-Limes damit bereits über eine lange und relativ kontinuierliche Forschungstradition, bevor Ende des 19. Jahrhunderts die groß angelegten archäologisch Untersuchungen der Reichs-Limes-Kommission einsetzten. Bis dahin hatte mit Karl August von Cohausen (1812–1894) nur einmal ein einzelner Wissenschaftler den Versuch unternommen, den vollständigen Verlauf des Limes in Deutschland darzustellen.[17] Nun wurde diese komplexe Aufgabe länderübergreifend von der Kommission in Angriff genommen. Innerhalb der insgesamt in 15 Strecken unterteilten Limeslinie erhielt der Odenwaldlimes die Streckennummer 10 und der Neckarlimes die Nummer 11 zugeteilt. Als so genannte Streckenkommissare waren für den bayerischen und hessischen Teil Friedrich Kofler und Eduard Anthes, für den badischen Bereich Karl Schumacher und für die württembergischen Abschnitte Heinrich Steimle, Adolf Mettler, Ernst Kapf, Walter Barthel, Oscar Paret, Rudolf Herzog, Eugen Nägele, Wilhelm Schleiermacher und Paul Revellio zuständig. Die Publikation der Grabungsergebnisse erfolgte sukzessive zwischen 1896 und 1937 und wurde in den Bänden Abt. A, Band 5 (Streckenverlauf) und Abt. B Band 5 (die einzelnen Kastelle) des Limeswerkes zusammengefasst.[18][19]
Zwischen den Weltkriegen war die Provinzialrömische Archäologie in Deutschland aus ideologischen Gründen nicht opportun. Erst zu Beginn der 1950er Jahre gewann die Limesforschung allmählich wieder an Dynamik. In Hessen war es in erster Linie Dietwulf Baatz, dessen Ausgrabungen im Kastell Hesselbach in den Jahren 1964 bis 1966 richtungsweisend waren.[20] Am Neckarlimes waren die Ausgrabungen in den Kastellen von Walheim unter Dieter Planck zwischen 1980 und 1988 Schwerpunkt der baden-württembergischen Landesarchäologie.[21][22] Im letzten Jahrzehnt des 20. und im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts traten verstärkt geophysikalische Messmethoden an die Stelle der alten Ausgrabungstechniken[23] Durch die Ernennung des Obergermanisch-Raetischen Limes zum UNESCO-Weltkulturerbe lebte auch am „Nicht-Kulturerbe“ Neckar-Odenwald-Limes die Limesforschung weiter auf.
Geschichte und Datierungsproblematik
Bauphasen des Odenwaldlimes
Die Kastelle am Oberlauf des Neckars (Kastell Rottenburg, Kastell Sulz, Kastell Waldmössingen und die Kastelle von Rottweil) sowie die Militäranlagen am Unterlauf des Flusses (Kastell Ladenburg und die Kastelle von Heidelberg) sind allesamt in der vespasianischen Zeit angelegt worden. Sie stehen vermutlich im Zusammenhang mit dem Ausbau des römischen Fernstraßennetz rechts des Rheines unter Gnaeus Pinarius Cornelius Clemens im Jahre 74 n. Chr.[24]
Zur Zeitstellung der einzelnen Abschnitte des eigentlichen Neckar-Odenwald-Limes gibt es verschiedene, kontroverse Datierungsansätze. Die konventionelle Anfangsdatierung des Odenwaldlimes auf das Jahr 100 (+/-5) stützt sich auf die Ergebnisse der Ausgrabungen im Kastell Hesselbach, die Dietwulf Baatz in den Jahren 1964 bis 1966 vornahm. Sie basiert im Wesentlichen auf der Auswertung der dabei gefundenen Sigillaten.[25] In der jüngeren Literatur wird einer Anfangsdatierung des gesamten Odenwaldlimes auf den Zeitraum 107/110 (teilweise sogar bis zum Jahr 115) der Vorzug gegeben. Dieser Datierungsansatz stützt sich nicht auf neue Ausgrabungsbefunde, sondern auf eine statistische Neubewertung der Münzfunde aus allen Kastellen des Obergermanisch-rätischen Limes, die der Archäologe Klaus Kortüm 1998 erstmals vorgelegt hat und auf die sich inzwischen einige Autoren der jüngeren Literatur stützen.[26]
Die Ausbauphasen des Odenwaldlimes ähneln im Wesentlichen denen des Obergermanischen Limes:
Phase 1: Vortrieb von Schneisen (limites) durch die Wälder, Anlage eines Postenweges in diesen Schneisen und Errichtung von hölzernen Wachttürmen zwischen den Jahren 98 und 110.[2] Anlage von Kastellen, deren Umwehrungen als Holz-Erde-Mauern errichtet wurden, während man die Häuser im Inneren aus Holz erbaute.
Phase 2: Errichtung einer Palisade vor dem Postenweg um das Jahr 120 (Ersatz der alten Holztürme durch neue).
Phase 3: Alle hölzernen Baulichkeiten (Kastelle und Wachtürme) wurden um das Jahr 145 durch Steingebäude ersetzt.
Die vierte Ausbauphase, die durch die Anlage von Wall und Graben gekennzeichnet war und in severischer Zeit vorgenommen wurde, ist am Odenwaldlimes nicht mehr vollzogen worden, da dieser bereits um die Jahre 159/161 bis 165 aufgegeben worden und auf die schnurgerade Linie des so genannten Vorderen Limes vorverlegt worden war. Mit dieser Grenzverlegung um etwa 30 Kilometer nach Osten verlor der Neckar-Odenwald-Limes seine Funktion. Die neuere Forschung geht davon aus, dass diese Verlegung jedoch nicht plötzlich geschah, sondern sich über einen Zeitraum von bis zu fünf, sechs Jahren erstreckte.[27] [28][29][30][31]
Bis in die 1990er Jahre wurde die Entstehung des Neckarlimes überwiegend auf die Zeit nach der Beendigung der Chattenkriege unter Kaiser Domitian um die Jahre 85/90 n. Chr. datiert. In der neueren Forschung gibt es Stimmen, die zu einer Datierung erst unter Kaiser Trajan tendieren. In diesem Falle wäre nahezu sicher vom Jahr 98 als Entstehungsjahr auszugehen, weil der (Aus-)Bau der römischen Fernstraße Mogontiacum–Bad Cannstatt–Grinario–Augusta Vindelicorum für dieses Jahr durch Inschriftenfunde zuverlässig belegt ist und die sichere Beherrschung dieses Raums voraussetzte. Während der Neckarlimes dieser Hypothese zufolge erst unter Trajan befestigt worden wäre, gab es womöglich dennoch schon einige Jahre zuvor eine römische Militärpräsenz am Fluss. Im Jahre 1982 wurde in Walheim ein Numeruskastell entdeckt, dessen Gräben bereits kurz vor 100 n. Chr. wieder zugeschüttet worden sein sollen, nachdem es einige Jahre lang bestanden hatte. Dieses frühe Kleinkastell von Walheim wirft einige ungelöste Fragen auf:
Falls der mittlere Neckarraum damals noch nicht sicher unter römischer Kontrolle gestanden hätte, wäre es gefährlich gewesen, eine so kleine Einheit von nur rund 200 Mann isoliert tief im Feindesland und weit entfernt von der nächsten römischen Truppe zu stationieren. Solche exponierten Stellungen waren sonst eher mit Legionen oder größeren Legionsvexillationen belegt.
Falls dieser Raum im ausgehenden 1. Jahrhundert aber bereits fest in römischer Hand gewesen sein sollte, ist unklar, warum bisher Vergleichsfunde fehlen. Hier ist auch zu berücksichtigen, dass das heutige Südwestdeutschland in den Jahrzehnten vor der römischen Eroberung extrem dünn besiedelt war. Die keltische Besiedelung scheint mit dem Ende der La-Tène-Zeit im späten 2. Jahrhundert v. Chr. zu enden, Germanen kamen erst mit dem Fall des Limes ab 260 n. Chr. Warum das recht fruchtbare Land fast 200 Jahre lang kaum besiedelt war und warum die Römer dennoch lange zögerten, das offenbar herrenlose Land in Besitz zu nehmen, ist bislang ungeklärt. Immerhin wird der archäologische Befund weitgehender Siedlungsleere vom römischen Schriftsteller Tacitus bestätigt, der in seiner Germania berichtet, dass die Wohngebiete der Germanen mit breiten Streifen unbesiedelten Landes umgeben waren.
Laut einer Angabe bei Ammianus Marcellinus[32] wurde eine von ihm als „Munimentum Traiani“ bezeichnete alte Befestigung unter Julian im Zuge seiner Strafexpeditionen auf rechtsrheinisches Gebiet gegen die Alamannen um das Jahr 360 noch einmal für kurze Zeit teilweise wieder aufgebaut oder instand gesetzt.[33] Einige Forscher sind der Ansicht, dass sich Ammian dabei auf den alten Neckar-Odenwald-Limes bezieht.
Anschlussproblematik
Odenwaldlimes an Mainlimes
An welcher Stelle der Odenwaldlimes mit seinem nördlichen Beginn an den Main anschloss, ist bis heute nicht sicher geklärt. Vermuteten die ersten Forscher noch einen Punkt südlich des Kastells Obernburg, so schien mit der Entdeckung der Kastelle von Wörth und Seckmauern durch die Reichs-Limes-Kommission Ende des 19. Jahrhunderts die Frage nach dem Verlauf des Limes in diesem Bereich beantwortet. Problematisch blieb jedoch, dass innerhalb dieser Linie die ersten vier Wachttürme (Wp 10/1 bis Wp 10/4) nie entdeckt wurden. Ebenfalls warf der Umstand Fragen auf, dass im Kastell Wörth die in allen anderen Garnisonen vorkommende, der frühesten Zeit dieser Lager zuzuordnende Spät-Südgallische Terra Sigillata fehlte. Rätselhaft blieben in diesem Zusammenhang auch zwei Limeswachttürme zwischen Obernburg und Wörth, knapp oberhalb des Mains. Aufgrund dieser Ungereimtheiten tendiert die jüngere Forschung zu der Ansicht, dass das Kastell Wörth erst einige Zeit nach der Anlage des Odenwaldlimes erbaut wurde und dabei das schon früh aufgegebene Kastell Seckmauern ersetzte. Der ursprüngliche Limesverlauf dürfte nach dieser Hypothese an der Mümlingmündung bei Obernburg seinen Anfang genommen, längs des Mains und durch ein schluchtartig eingetieftes Seitental („Pitschengraben“) zum Kastell Seckmauern und später erst zum Kastell Wörth geführt haben.[34]
Odenwaldlinie an Neckarlimes
Auch das südliche Ende des Odenwaldlimes, der Anschluss an den Neckarlimes resp. Beginn und Verlauf des letztgenannten, sind nach einigen Entdeckungen in der jüngeren Zeit wieder völlig ungeklärt. Auf Grundlage der Kommissionsuntersuchungen hatte man bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein geglaubt, der mit Wachttürmen und Palisaden gesicherte Odenwaldlimes wäre vom Kleinkastell Duttenberg aus über die vermuteten Wachttürme Wp 10/79 und Wp 10/80 in schnurgerader Linie auf den Neckar zu gelaufen und hätte diesen auf dem Gebiet des heutigen Bad Friedrichshall, gegenüber dem Kastell Wimpfen erreicht. Von dort aus sei die Grenzlinie in ihrem weiteren Verlauf gen Süden ein „Nasser Limes“ gewesen, der den Neckar als natürliches Annäherungshindernis nutzte, hinter dem sich die Auxiliarkastelle befanden. Durch die Entdeckung der rechts des Neckars befindlichen Wachttürme Wp 10/80 (1962), Wp 10/81 (1964) sowie des Kleinkastells Kochendorf (1990) und der Kastelle Gundelsheim und Wartberg (ebenfalls alle östlich des Flusses) zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind die alten Hypothesen inzwischen obsolet. Es zeichnet sich inzwischen vielmehr eine Variante in der Form ab, dass sich die Linie des Odenwaldlimes über den Bereich von Jagst- und Kochermündung hinaus fortsetzte und dass zumindest abschnittweise auch das Land rechts des Neckars durch einen befestigten Limes gesichert war. Den genauen und weiteren Verlauf dieses „neuen“ Limes festzustellen, bleibt die archäologische Aufgabe der kommenden Jahre.[35][36][37]
So an der Stelle brechen wir ab,wer weiterlesen möchte,hier der Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Neckar-Odenwald-Limes
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