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Das Harzhornereignis

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Das Harzhornereignis Empty Das Harzhornereignis

Beitrag  checker Mi Jan 21, 2015 1:30 pm

Unter dem Begriff Harzhornereignis wird eine Reihe von zusammenhängenden Kampfhandlungen zusammengefasst, die zwischen tausenden römischen Legionären und deren Hilfstruppen sowie einer unbekannten Anzahl Germanen um das Jahr 235 n. Chr. am Westrand des Harzes, am Harzhorn, stattfanden.

Die archäologischen Fundplätze befinden sich nahe dem Kalefelder Ortsteil Wiershausen am Nordrand des niedersächsischen Landkreises Northeim und erstreckten sich anfänglich über eine Fläche von 2,0 × 0,5 Kilometern (Stand April 2009). Ende 2010 wurde in etwa drei Kilometern Entfernung ein weiteres umfangreiches Fundareal entdeckt. Beide Fundorte werden von den mit den Untersuchungen beauftragten Wissenschaftlern als spektakuläre Entdeckung von außerordentlicher wissenschaftlicher Bedeutung bewertet: Es sei, neben der Fundregion Kalkriese, das am besten erhaltene antike Schlachtfeld in Europa.[1] Dort ergibt sich die einzigartige Möglichkeit, archäologische Hinterlassenschaften einer im Gefecht befindlichen römischen Armee zu untersuchen.[2]

Bisher wurden rund 1700 Artefakte der Kampfhandlungen gefunden (Stand Sommer 2013). Neben dem Römerlager Hedemünden, dem Fundplatz Bentumersiel sowie der Fundregion Kalkriese handelt es sich bei den Fundplätzen rund um das Harzhorn um eine der großen Fundstellen römischer Militaria im norddeutschen Raum. Bedeutend ist dieser Fund auch aufgrund der Einordnung in die historischen Ereignisse zu Beginn der sogenannten Reichskrise des 3. Jahrhunderts. Zuvor wurden in der historischen Forschung derart weiträumige militärische Operationen der Römer für diese Zeit und in diesem Raum nicht für möglich gehalten. Nach aktuellem Stand gilt es dabei als so gut wie gesichert, dass das Gefecht in den Kontext der Germanenkriege des Kaisers Maximinus Thrax in den Jahren 235 und 236 n. Chr. gehört.

Das Harzhornereignis 330px-Harzhorn_Grabungsschnitt_von_unten_1
Archäologische Ausgrabungen am Harzhorn, 2012

Das Harzhornereignis Harzhorn_Fundstelle_Karte_Umgebung
Lage des Fundgebietes

Entdeckung

Laut einer Sage befand sich am Harzhorn, einem Geländesporn über dem Nettetal, unweit des Kalefelder Ortsteils Wiershausen, einst eine Burg.[3] Hier sollen die Ritter Oldit und Dudit gelebt haben. Als ihre Burg im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde, gründeten sie die Ortschaften Oldenrode und Düderode.

Das Harzhornereignis 1024px-Harzhorn-Ereignis_Hipposandale_%28NLD%29-2
Der „Auslöser“ für die Ausgra­bungen am Harzhorn: Der im Jahre 2000 von zwei illegalen Sonden­gängern gefundene Gegenstand, der sich erst 2008 als römische Hippo­sandale herausstellte

Auf der Suche nach dieser mittelalterlichen Burg entdeckten zwei Hobbyarchäologen aus Kalefeld als illegale[4] Sondengänger im Jahr 2000 den Fundbereich am Harzhorn. Sie entnahmen mehrere Fundstücke, wie Geschossspitzen, Achsnägel, eine Schaufelhacke und eine Hipposandale, die sie als vermeintlich mittelalterlich ansahen. Im Jahre 2008 stellte einer der Hobbyarchäologen die Fotos der Fundstücke mit der Frage nach deren Herkunft in einem einschlägigen Internetforum vor. Er bekam darauf die Antwort, dass zumindest eines der gefundenen Stücke aus römischer Zeit stamme. Diese Zuordnung veranlasste ihn im Juni 2008, unverzüglich die zuständige Kreisarchäologin Petra Lönne in Northeim zu informieren.[5]

Die im Spätsommer 2008 einsetzenden archäologischen Untersuchungen deuteten darauf hin, dass sich im Bereich des Harzhornes im frühen 3. Jahrhundert n. Chr. eine umfangreiche militärische Auseinandersetzung ereignet hat. Die öffentliche Bekanntgabe der Entdeckung mit Präsentation der Fundstücke am 15. Dezember 2008 sorgte deutschlandweit für Aufsehen. Sie wurde vom damaligen niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur Lutz Stratmann und von Michael Wickmann als Landrat des Landkreises Northeim vorgenommen.[6] In Medienberichten war aufgrund der Pressemitteilung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur[7] von einem archäologischen Jahrhundertfund und der Römerschlacht bei Kalefeld die Rede.

Lage
Unmittelbares Fundgebiet

Das Harzhornereignis 1024px-Harzhorn_Panorama_Nordseite_Getreidefeld
Höhenzug des Vogelberges, links der Bereich des Harzhorns

Das Fundgebiet befindet sich etwa einen Kilometer nordöstlich von Wiershausen auf dem etwa zwei Kilometer langen und bewaldeten Höhenzug des Vogelberges (336 Meter über NN.), der in Ost-West-Richtung verläuft. Das engere Fundgebiet ist der östliche Bereich des Vogelberges, der hier die Bezeichnung Harzhorn trägt und spornähnlich ausgebildet ist. Die Erhebung läuft als natürliche Barriere auf den östlich liegenden Harz zu. Das östliche Pendant des Harzhornes bilden der Rodenberg und das Hohe Rott (330 Meter über NN.), dazwischen befindet sich ein schmaler, etwa 600 Meter breiter Pass auf 190 Meter über NN. Die Berge riegeln das Kalefelder Becken gegenüber dem nördlich liegenden Tal der Nette ab, so dass ein Passieren in Nord-Süd-Richtung früher nur durch den Pass möglich war. Heute verläuft hier die Bundesautobahn 7. Da im Pass der Rodenbergbach verläuft, scheint er in früheren Zeiten eine morastige Talniederung gewesen zu sein. Mittelalterliche Hohlwege mieden ihn und verliefen, wie die heutige B 248, am Hang des Harzhornes. Früher handelte es sich um die Route einer historischen Handels- und Heerstraße durch das Leinetal. Auch heute noch stellt das Harzhorn einen Engpass für die Hauptverkehrslinie von Norddeutschland über die hessische Senke in die Wetterau dar.

Das Harzhornereignis 1024px-Harzhorn_Rodenberg_Pass_B_248
Der Pass zwischen dem Harzhorn (links) und dem Rodenberg (rechts) mit dem Info-Gebäude im Bau und der B 248 als Allee

Das Fundgebiet befindet sich nicht im Bereich des tiefer liegenden Passes, sondern auf dem Höhenzug des Harzhorns, wo die Hänge steil nach Norden abfallen und nur an wenigen Stellen passierbar sind. Laut der derzeitigen Arbeitshypothese (Stand 2014) könnten germanische Truppen den Passbereich für die in Richtung Süden marschierenden Römer versperrt haben. Die römischen Truppen hätten daraufhin den Pass über den Höhenzug umgangen, um sich dort unter anderem über den steilen Nordhang einen Durchbruch mit einem erfolgreichen Infanterieangriff und starker Fernwaffenunterstützung (Torsionsgeschütze, Pfeile) freizukämpfen.

Weiteres Fundgebiet

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Der Kahlberg, auf dem sich das im Jahre 2010 entdeckte Fundareal befindet

Bereits im Jahre 2009 begannen im weiträumigen Umfeld der Fundstelle Prospektionen, bei denen auch das historische Wegenetz berücksichtigt wurde. Dabei lieferte das eingesetzte Airborne-Laserscanning-Verfahren ein plastisches Geländemodell, unter Ausschaltung der störenden Vegetation durch Bewaldung. Die systematische Suche, insbesondere mit Metalldetektoren, wurde auf einen Umkreis von bis zu zehn Kilometern nach Norden in Richtung Seesen und nach Süden in Richtung Northeim ausgedehnt. Es zeigte sich, dass in landwirtschaftlich genutzten Flächen kaum aussagekräftige Funde zu verzeichnen und in Waldgebieten die Erhaltungs- und Entdeckungsbedingungen sehr unterschiedlich waren.

Im November 2010 wurde in rund zwei Kilometern Entfernung südwestlich vom Harzhorn am Kahlberg ein weiteres Fundareal (♁(vermutete Lage)) entdeckt.[8] Zu den dort gefundenen Artefakten gehören unter anderem eine römische Dolabra (siehe Fundstücke), ein Teil eines hochkaiserzeitlichen Helms und zwei Denare, die sich ebenso in das Zeitspektrum der bereits gefundenen Münzen am Harzhorn datieren lassen. Zwei dort gefundene Pila wurden vermutlich im Kampf verbogen. Außerdem wurden eine kleine Axt und ein Nackenjoch eines Zugtieres gefunden. Wegen der gefundenen Wagen- und Zugtierausrüstungen kann man hier auf ein Gefecht des römischen Trosses gegen die Germanen schließen, bei dem vor allem Nahkampfwaffen wie Lanzen zum Einsatz kamen.

Forscherteam

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Projektleiter Michael Geschwinde und Kreisarchäologin Petra Lönne vor Ort am Harzhorn im Jahre 2013

Nach der ersten Fundmeldung 2008 formierte sich als Arbeitsgruppe zur Suche und Koordination des weiteren Vorgehens schon bald das Forschungsprojekt Harzhorn. Die Koordination des Projektes erfolgt durch die Kreisarchäologin des Landkreises Northeim Petra Lönne und den niedersächsischen Landesarchäologen Henning Haßmann. Dem Forscherteam gehören darüber hinaus der Bezirksarchäologe Michael Geschwinde vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (Stützpunkt Braunschweig) als Leiter sowie vom Landesamt der Grabungstechniker Thorsten Schwarz und der Prospektionstechniker Michael Brangs an.[9] Weitere Beteiligte zur wissenschaftlichen Begleitung sind der provinzialrömische Archäologe Günther Moosbauer von der Universität Osnabrück, der Numismatiker Frank Berger vom Historischen Museum Frankfurt, Felix Bittmann vom Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung und der Prähistoriker Michael Meyer vom Institut für prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin.[10][11] Finanziell gefördert wurde das Forschungsprojekt Harzhorn in den Jahren 2009 und 2010 insbesondere durch das Forschungsförderprogramm „PRO Niedersachsen“ des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur.[12]
Archäologische Prospektion

Seit den ersten Funden im Jahre 2008 hält die archäologische Prospektion im näheren und weiteren Umfeld des Harzhorns an. Da anhand der bisherigen Fundstücke die Anwesenheit einer größeren römischen Armeeeinheit anzunehmen ist, wird nach weiteren Kampfplätzen, An- und Abmarschwegen sowie Lagerplätzen geforscht, ohne dass ein Ende der Suche absehbar ist. Ein Team der Kreisarchäologie Northeim und des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege ist für die Prospektion verantwortlich. Hierfür kommt die Schlachtfeldarchäologie zum Einsatz, deren wichtigste Arbeitsgeräte zur Erforschung von Schlachtfeldern Metalldetektoren sind.

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Erste Prospektion der Denkmal­pflege mit Metalldetektoren im Jahre 2008

2009 wurden bei den Prospektionsmaßnahmen an einem Steilhang Reste eines römischen Trosswagens gefunden, der im Gefecht hinuntergestürzt sein könnte. Dabei wurden neben Wagenteilen auch Hufschuhe aus Eisen gefunden, die auf Maultiere als Zugtiere schließen lassen. Am Nordhang des Harzhorns fanden sich größere Konzentrationen an Waffen, die auf ein sehr heftiges Kampfgeschehen deuten. So steckten in einem kleinen Hangbereich etwa 40 Katapultprojektile aus Torsionsgeschützen im Erdreich. Anhand ihrer Ausrichtungen ließen sich die Schussrichtungen rekonstruieren.[13] Insgesamt handelt es sich bei den Fundstücken größtenteils um Waffen und Waffenteile, darunter rund 50 Pfeilspitzen, etwa 130 Katapultprojektile, Speerspitzen, Rüstungsteile sowie Nägel von Legionärssandalen (Caligae). Weitere Funde waren römische Hufeisen, Reste eines Kettenhemdes, eine bronzene verzinnte Hülsenscharnierfibel, Zeltheringe und eine Gürtelgarnitur. Von den gefundenen Münzen waren 16 Stück für die zeitliche Einordnung von Bedeutung. Darunter befanden sich zur anfänglichen Überraschung der Forscher, die zunächst eine Datierung in die Zeit des Augustus erwartet hatten, neun Silberdenare aus der Zeit der severischen Kaiser und zwei Münzen, deren Prägungen sich auf die Jahre ab 228 n. Chr. unter Kaiser Severus Alexander festlegen ließen. Im weiteren Umfeld des Harzhorns wurden bisher nur wenige Waffenteile im Boden geortet. Das könnte sich durch schwächeres Kampfgeschehen, Plünderung, Überlagerung durch Hangabrutsche oder auch durch schlechtere Erhaltungsbedingungen in der dort vorhandenen Bodenstruktur erklären. Für die Störung von Fundsituationen kämen großflächig auch mittelalterliche Anlagen von Wölbackerfluren in Frage.

Ausgrabungen

Das Harzhornereignis 1024px-Harzhorn_Ausgrabungsbereich_2012_abgedeckt
Ausgrabungsareal von 2012 im Kamm­bereich, abgedeckt mit Planen


Das Harzhornereignis 1024px-Harzhorn_Ausgrabung_2013_Schnitt_am_Hang_Kalkstein
Grabungsschnitt am Rande des bisher prospektierten Hauptkampf­ge­schehens am Hauptkamm des Harz­horns, 2013

Archäologische Ausgrabungen fanden bisher ausschließlich im unmittelbaren Fundgebiet statt. Dabei wurden die bereits bei der vorausgegangenen Prospektion angewandten Strategien der Schlachtfeldarchäologie intensiviert. Die Grabungen werden unter Leitung des Prähistorikers Michael Meyer von Studenten des Instituts für prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin durchgeführt, wobei in den Jahren 2009 bis 2013 jeweils mehrwöchige Grabungskampagnen stattfanden.[14] Die Weitläufigkeit des Fundplatzes lässt dabei nur exemplarische Grabungsschnitte zu. Sie fanden bisher in sieben Fundarealen durch 11 Grabungsschnitte statt (Stand: 2010). Die Areale unterscheiden sich vom Fundspektrum wie auch von der Geländesituation.

Im Mittelpunkt der knapp vierwöchigen Ausgrabung im August 2012 [15] stand der östliche Bereich des Bergrückens, auf dem bei früheren Prospektionen mit Metallsuchgeräten eine hohe Konzentration an Schuhnägeln gefunden wurde.[16] Bei der Grabung wurden drei rund 14 Meter lange und bis zu 4,5 Meter breite Grabungsschnitte angelegt, in denen sich Sandalennägel, Pfeilspitzen, Katapultbolzen und eine Speerspitze fanden.[17] Die Grabungskampagne 2013 konzentrierte sich wiederum auf diesen Bereich des Hauptkamms in einem Gebiet mit einer hohen Funddichte an römischen Metallteilen,[18][19] unter denen Reste eines römischen Kettenhemdes gefunden wurden.[20]
Funderhaltungsbedingungen

Die bisherigen Ausgrabungen fanden überwiegend auf dem Hauptkamm des Harzhorns im östlichen Bereich statt, wo eine hohe Funddichte an römischen Gegenständen herrscht. Das Gebiet ist mit Wald bestanden, der zum Gutswald der Familie Freiherr von Oldershausen gehört.[18] In den Hangbereichen herrschen durch Rendzinaböden für die Hinterlassenschaften von historischem Kriegsmaterial ideale Erhaltungsbedingungen durch basisches Bodenmilieu mit Kalkstein im Untergrund und einer dünnen Oberbodendeckschicht aus Humus. Zudem unterblieb in diesen Lagen wegen ihrer Steilheit und dem steinigen Untergrund eine ackerbauliche Nutzung, so dass sich die Funde ungestört in situ erhalten konnten. In flacheren Bereichen mit abgeschwemmtem Boden besteht das Erdreich aus Bodentypen von entkalkter Braunerde, Parabraunerde und Löss, was anscheinend zur regulären Fundzersetzung beigetragen hat. In den flacheren Bereichen kam es dagegen auch schon früher zu landwirtschaftlicher Nutzung durch Wölbacker und dadurch zu Zerstörungen von historischem Material.
Fundstücke

Die Funddatenbank umfasst bisher rund 3100 Artefakte (Stand Sommer 2013), von denen vorbehaltlich weiterer Untersuchungen etwa 1700 relativ sicher aus dem fraglichen Zeitraum des 3. Jahrhunderts stammen und römischer Herkunft sind. Nur vier Fundobjekte sind nachweisbar germanischen Ursprungs.[21] Die Funde sind zum größten Teil bei Prospektionen mit Metallsuchgeräten gemacht worden. Die größte Fundgruppe besteht aus ca. 1400 römischen Schuhnägeln. Die zweitgrößte Fundgruppe mit 214 Fundstücken umfasst Reste bzw. Geschosse von Fernwaffen, wie Katapultbolzen, Pfeil-, Speer,- Lanzen- und Pilaspitzen. Mehrheitlich sind es Katapultbolzen mit 131 Exemplaren,[22] von denen zahlreiche Bolzen durch die Wucht des Aufpralls verformte Spitzen aufweisen. Die durchschnittliche Länge der Geschosse liegt zwischen 6 und 13 Zentimetern. Bisher wurden 43 Pfeilspitzen gefunden, darunter 24 dreiflügelige Spitzen. Weitere Fundstücke sind eine römische Fibel aus Bronze, Fragmente eines eisernen Kettenhemdes, eiserne Gürtelbesätze, ein eisernes Scheidenblech und ein Thekenbeschlag.[23] 16 Artefakte sind Überreste römischer Wagen, darunter ein bronzener Jochaufsatz für die Leinenführung, Achsnägel, Hipposandalen sowie Teile einer Kandare und einer Trense.[24]

Am Nordosthang des Harzhorns wurde in einer lehmverfüllten Grube der vollständige Vorderbereich eines Pferde- oder Maultierskeletts gefunden. C14-Untersuchungen hierüber und eine gefundene Lanzenspitze lassen darauf schließen, dass das Tier im Verlauf der Kampfhandlungen getroffen wurde und dadurch verendet sein muss. Durch seinen Sturz in eine Baumwurfgrube haben sich die jetzt untersuchten Skelettreste erhalten.[25]

Das Harzhornereignis 188px-Harzhorn_Original_Dolabra_in_Folie_mit_Stickstoff
Die 2010 gefundene Dolabra, noch unter Stickstofffolie konser­viert

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Nahaufnahme der Dolabra mit eingeschlagener Inschrift LEG IIII S A für Legio IIII Flavia Felix

Zu den außergewöhnlichen Funden zählt eine Ende 2010 entdeckte gut erhaltene, fast 2,5 Kilogramm schwere und nahezu 45 Zentimeter lange römische Dolabra. Auf der einen eisernen Seite waren die Zeichen LEG IIII S A eingeschlagen.[26] Der Archäologe Günther Moosbauer entschlüsselte[27] gemeinsam mit dem Althistoriker Rainer Wiegels die Inschrift.[28] Sie ordneten das Werkzeug anhand der Schriftzeichen der Legio IIII Flavia Severiana Alexandriana (oder Legio IIII Flavia Felix) zu.[1][29] Diese Einheit, die im 3. Jahrhundert ihr Stammlager in Singidunum, dem heutigen Belgrad, in der damaligen römischen Provinz Moesia superior (Obermösien) hatte, galt als besonders schlagkräftig.[30] Der Fund wird als weiterer Beleg für die Beteiligung von Legionären an dem Gefecht gewertet.[1] Prinzipiell ist zwar denkbar, dass sich die Dolabra zuletzt in feindlichen Händen befunden hat, doch kann dies als höchst unwahrscheinlich gelten.

Am 12. August 2013[31] kam es zu einem weiteren bedeutenden Fund: Am Harzhorn-Hauptkamm, am Rande des bisher prospektierten Hauptkampfgeschehens, wurde eine weitgehend vollständige Lorica Hamata, ein römisches Kettenhemd, entdeckt.[32] Die im Laufe der Zeit zu mehreren Metallklumpen korrodierte metallene Kettenrüstung lag nur drei bis zehn Zentimeter unter der Erdoberfläche.[33] Ein Teil des Fundes wurde im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege bereits gereinigt und präpariert.[34] Das Hemd stellt einen weiteren bedeutenden Fund dar, denn es ist einerseits fast vollständig erhalten, andererseits sind Funde persönlicher Ausrüstungsgegenstände römischer Legionäre in der Germania Magna äußerst selten.[35] Das einzige Exemplar, welches im heutigen Deutschland gefunden wurde, ist das fast vollständig erhaltene römische Kettenhemd aus dem Thorsberger Moor in Schleswig-Holstein.

So an der Stelle unterbrechen wir,wer weiterlesen möchte , hier der Link:

http://de.wikipedia.org/wiki/Harzhornereignis

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