Maximinus Thrax
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Maximinus Thrax
Gaius Iulius Verus Maximinus oder Maximinus I. (* 172 oder 173 bzw. bis zu zehn Jahre später in Thrakien (?); † April 238 in Aquileia) war römischer Kaiser von 235 bis 238. Er gilt traditionell als der erste so genannte Soldatenkaiser (siehe auch Reichskrise des 3. Jahrhunderts).
Maximinus Thrax
Leben
Persönliches
Meilenstein, aufgestellt 236 n.Chr. in Ovilava (Wels) auf Befehl des römischen Kaisers Maximinus Thrax und seines Sohnes Gaius Julius Verus Maximus
Römische Gedenktafel aus Tübingen für Maximinus Thrax gezeichnet von Petrus Apianus
Denarius des Maximinus Thrax
Im Gegensatz zu den meisten römischen Kaisern vor ihm kam Maximinus, wenn man den problematischen Quellen glauben darf, aus recht einfachen Verhältnissen und gehörte nicht der Nobilität an. Seine oft zitierte Herkunft aus Thrakien wird in der Fachwelt nicht von allen Wissenschaftlern als gesichert bewertet. So sah der Althistoriker Willem den Boer (1914–1993) in der oftmals unreflektiert übernommenen Herkunftsbezeichnung Thrax (für Thrakien) eine „verallgemeinernde Oberflächlichkeit der Forschung“, da der Beiname nicht durch zeitgenössische Quellen belegt ist und erst um 400 n. Chr.[1] vergeben wurde.[2] Der Althistoriker Franz Altheim (1898–1976) wiederum war sich sicher, aufgrund regionaler Inschriftenkonzentrationen davon ausgehen zu können, dass der Kaiser in Niedermösien geboren worden sei.[3][4]
Maximinus war angeblich wenig gebildet. Es wird sogar berichtet, dass er nicht einmal richtig Latein sprechen konnte, doch dürfte dies eine Verleumdung sein: Da er zum Zeitpunkt seiner Kaisererhebung zwar ein römischer Ritter (eques) war, aber kein Senator, wurde er von der senatsfreundlichen Überlieferung wohl bewusst als Bauerntölpel diffamiert. Bisweilen wurde sogar (unter Bezug auf die sehr fragwürdigen Angaben der Historia Augusta, die auch ansonsten eine sehr problematische Quelle darstellt) fälschlich behauptet, er stamme direkt von Barbaren ab und sei der Sohn eines Goten namens Micca und einer Alanin namens Ababa gewesen.[5] Doch ist sein Name ein Beleg dafür, dass er in Wahrheit aus einer Familie stammte, die wahrscheinlich bereits vor 212[6] das römische Bürgerrecht besaß – der Name Verus weist vielleicht auf eine Bürgerrechtsverleihung unter dem Kaiser Lucius Verus (um 165) hin, in deren Genuss wohl Maximinus’ Vater oder Großvater gekommen war. Sicheres lässt sich in dieser Hinsicht allerdings nicht sagen. Bemerkenswert scheint die Körpergröße des Kaisers gewesen zu sein; sie wird in der Historia Augusta mit 2,60 m angegeben, was aber sicherlich maßlos übertrieben ist.
Seine Karriere führte ihn, wie viele Bewohner der römischen Balkanprovinzen, früh in die Armee, in die er wohl unter Septimius Severus eintrat und in der er – wieder laut der Historia Augusta – wegen seiner körperlichen Stärke und seines militärischen Geschicks rasch bekannt wurde. Da die Angaben im Geschichtswerk Herodians wenig hilfreich und jene in der Historia Augusta weitgehend wertlos bzw. offenkundig fiktiv sind, lässt sich Maximinus’ Laufbahn vor 235 nur bruchstückhaft rekonstruieren.[7] Der in einer Inschrift als stellvertretender Statthalter (praeses pro legato) der Provinz Mauretania erwähnte Gaius Iulius Maximinus wird von mehreren Forschern mit dem späteren Kaiser identifiziert.[8] Trifft dies zu, so bekleidete Maximinus wichtige Posten auch in der Verwaltung und war sicherlich kein roher, ungebildeter Barbar.
Seine Frau hieß Caecilia Paulina; sie stammte offenbar aus der Nobilität, was ein weiteres Indiz dafür ist, dass Maximinus wohl in Wahrheit nicht der Rohling war, als den ihn die feindliche Überlieferung zeichnet, sondern über Verbindungen in die Oberschicht verfügte. Paulina starb aber bereits vor oder unmittelbar nach der Machtübernahme ihres Mannes. Maximinus ließ ab 236 zu ihren Ehren Münzen prägen; zu diesem Zeitpunkt war sie bereits tot. Sein Sohn hieß Gaius Iulius Verus Maximus.
Ausrufung zum Kaiser
Maximinus spielte vermutlich eine führende Rolle beim Perserfeldzug des Severus Alexander und wurde nach Ausweis einiger Quellen im Jahr 233 Statthalter bzw. Kommandeur der Provinz Mesopotamia – eine fragwürdige Angabe; trifft sie aber zu, so könnte Maximinus dort der erste dux ripae gewesen sein. Sicher ist nur: Während Severus 235 einen Krieg in Germanien vorbereiten ließ, leitete Maximinus (vermutlich als praefectus tironibus) die Ausbildung der neu ausgehobenen Truppen, wobei er sich Ansehen unter den Soldaten erwarb. Im März 235[9] wurde er von den unzufriedenen Rheinlegionen bei Mainz zum Kaiser ausgerufen, anschließend wurde Severus Alexander ermordet. Maximinus war zwar mittlerweile, wie erwähnt, ein römischer Ritter, gehörte aber höchstwahrscheinlich nicht dem Senat an (ungeachtet einiger widersprüchlicher Angaben in der Historia Augusta), was ihn in den Augen vieler Senatoren wohl als einen unwürdigen Kandidaten für die Kaiserwürde erscheinen ließ. Allerdings wurde er, sobald in Rom die Nachricht von seiner Kaisererhebung eintraf, sogleich in Abwesenheit in zwei wichtige Priesterkollegien aufgenommen und vom Senat offiziell als princeps anerkannt und mit den entsprechenden Vollmachten versehen.
Gleich zu Beginn seiner Amtszeit konnte er angeblich zwei Verschwörungen aufdecken; es ist aber sehr umstritten, ob seine Beziehungen zum Senat von Anfang an so zerrüttet waren, wie es Herodian behauptet. Eher ist anzunehmen, dass er unter Senatoren über Freunde und Feinde verfügte. Maximinus führte 235/36 erfolgreich Krieg in Germanien und erhielt nach einem Sieg in einer großen „Schlacht im Moor“ (proelium in palude) – in der älteren Forschung im Gebiet des heutigen Württemberg verortet, wahrscheinlich aber viel weiter nördlich im heutigen Niedersachsen – den Ehrentitel Germanicus Maximus („größter Germanenbesieger“). Details dieser Feldzüge sind nicht überliefert. Verschiedene Funde aus einem im Sommer 2008 bei Kalefeld im Harzvorland entdeckten Schlachtfeld aus dem frühen 3. Jahrhundert legen aber eine Verbindung mit dem Germanienkrieg des Kaisers nahe (siehe Harzhornereignis).[10] Bildliche Darstellungen seiner Siege ließ der Kaiser gemeinsam mit der gemachten Beute auf dem Forum Romanum ausstellen. Rückschläge scheinen die römischen Truppen hingegen im Osten erlitten zu haben, wo die neupersischen Sassaniden während der Herrschaft des Kaisers einige bedeutende Städte in Nordmesopotamien einnehmen konnten. Wohl 236 ernannte Maximinus seinen Sohn Maximus zum Caesar, also zum Mitkaiser und präsumtiven Nachfolger, und machte damit deutlich, dass er eine neue Dynastie begründen wollte.
Streit mit dem Senat
Dennoch und trotz seiner ebenfalls erfolgreichen Donaufeldzüge gegen den sarmatischen Stamm der Jazygen und gegen die Daker blieb er offenbar bei vielen Senatoren unbeliebt, wenn er auch nie ohne Parteigänger im Senat war; allerdings scheint er sich bei der Ausübung der Regierungsgeschäfte weniger als sein Vorgänger auf Senatoren gestützt zu haben. Für den sich formierenden Widerstand im Senat gibt es verschiedene Gründe: Viele nobiles hielten ihn, wie erwähnt, für nicht standesgemäß, und seine Feldzüge waren so kostspielig, dass er dafür angeblich sogar Geld aus der Armenkasse und der Getreideversorgung Roms nehmen musste. Zudem verweigerte er dem Senat in Rom wohl ein Mitspracherecht (bzw. einen Anschein hiervon) und stützte sich stattdessen weitgehend auf die Rhein- und Donaulegionen. Ferner besuchte Maximinus, der zumindest nach späterer Tradition (Euseb. HE VI, 28) auch gegen das Christentum vorging (was aber im Konflikt mit dem paganen Senat keine Rolle spielte), während seiner Amtszeit niemals die Hauptstadt Rom, was man dort wohl als Zeichen mangelnden Respekts verstand. Allgemein stieß die Finanz- und Steuerpolitik des Kaisers auf Ablehnung, auch wenn er das Geld neben der Besoldung der Truppen etwa auch zum Ausbau des Straßennetzes nutzte: Der kostspielige Versuch des Herrschers, die außenpolitischen Probleme des Reiches durch aufwändige Feldzüge an Rhein und Donau zu bereinigen, stieß vor allem im Süden und Osten des Reiches, wo man nur den erhöhten Steuerdruck wahrnahm, auf kein Verständnis. Maximinus verstand es offenbar nicht, für seine Politik zu werben.
Schließlich entwickelte sich so aus einem lokalen Zwischenfall eine Erhebung gegen den Kaiser: Im Sechskaiserjahr 238 wurde in der Provinz Africa nach der Ermordung eines kaiserlichen Prokurators durch die jüngeren unter den dortigen Großpächtern der etwa 80-jährige Prokonsul von Africa, Gordianus, als Gordian I. zum Kaiser ausgerufen. Sein militärisch offenbar unerfahrener Sohn Gordian II. wurde Mitkaiser. Die Rebellen schickten Abgesandte nach Rom, die den Stadtpräfekten und den Prätorianerpräfekten ermordeten und die Senatsmehrheit überreden konnten, die beiden Gordiane als Kaiser anzuerkennen. Maximinus wurde gleichzeitig zum Staatsfeind (hostis) erklärt.
Tod und Bewertung
Nur 20 Tage nach der Ausrufung der Gegenkaiser konnte der Maximinus gegenüber loyal verbleibende Capelianus, der Statthalter der Nachbarprovinz Numidien, Gordian II. vernichtend schlagen. Gordian I. nahm sich das Leben, als er vom Tod seines Sohnes hörte. Aus Furcht vor Maximinus’ Rache ernannte der Senat in Rom, der sich zu weit vorgewagt hatte, in der Not nun Pupienus und Balbinus zu neuen, völlig gleichberechtigten Kaisern, die den Widerstand gegen Maximinus organisierten. Die plebs von Rom erzwang außerdem die Wahl Gordians III., eines Enkels Gordians I., zum Caesar. Maximinus zog gegen Italien, wurde aber während der Belagerung von Aquileia auf dem Marsch nach Rom (wahrscheinlich im April) von seinen eigenen Truppen - genauer: von Soldaten der legio II Parthica - ermordet; sein Sohn starb mit ihm, und ihre Köpfe wurden nach Rom geschickt. Sein Bild wurde von der Überlieferung in düsteren Farben gemalt; inwiefern diese Sicht gerechtfertigt ist, bleibt unklar.
Die traditionelle Auffassung, die bereits auf antike Autoren wie Aurelius Victor zurückgeht und nach der die Herrschaft des Maximinus einen tiefen Einschnitt in der Geschichte des Prinzipats markiert habe, ist in den letzten Jahren wiederholt in Frage gestellt worden (Börm 2008; Haegemans 2010). Obwohl unstrittig ist, dass sich 235-238 strukturell wenig im Imperium Romanum änderte, ist aber nach wie vor umstritten, ob Maximinus die Reihe der Soldatenkaiser eröffnete oder diesen eher voranging, denn die meisten auf ihn folgenden Kaiser gehörten bis 268 (mit Ausnahme von Philippus Arabs) wieder dem Senatorenstand an. Der Ausgang der Diskussion ist offen.
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Maximinus Thrax
Leben
Persönliches
Meilenstein, aufgestellt 236 n.Chr. in Ovilava (Wels) auf Befehl des römischen Kaisers Maximinus Thrax und seines Sohnes Gaius Julius Verus Maximus
Römische Gedenktafel aus Tübingen für Maximinus Thrax gezeichnet von Petrus Apianus
Denarius des Maximinus Thrax
Im Gegensatz zu den meisten römischen Kaisern vor ihm kam Maximinus, wenn man den problematischen Quellen glauben darf, aus recht einfachen Verhältnissen und gehörte nicht der Nobilität an. Seine oft zitierte Herkunft aus Thrakien wird in der Fachwelt nicht von allen Wissenschaftlern als gesichert bewertet. So sah der Althistoriker Willem den Boer (1914–1993) in der oftmals unreflektiert übernommenen Herkunftsbezeichnung Thrax (für Thrakien) eine „verallgemeinernde Oberflächlichkeit der Forschung“, da der Beiname nicht durch zeitgenössische Quellen belegt ist und erst um 400 n. Chr.[1] vergeben wurde.[2] Der Althistoriker Franz Altheim (1898–1976) wiederum war sich sicher, aufgrund regionaler Inschriftenkonzentrationen davon ausgehen zu können, dass der Kaiser in Niedermösien geboren worden sei.[3][4]
Maximinus war angeblich wenig gebildet. Es wird sogar berichtet, dass er nicht einmal richtig Latein sprechen konnte, doch dürfte dies eine Verleumdung sein: Da er zum Zeitpunkt seiner Kaisererhebung zwar ein römischer Ritter (eques) war, aber kein Senator, wurde er von der senatsfreundlichen Überlieferung wohl bewusst als Bauerntölpel diffamiert. Bisweilen wurde sogar (unter Bezug auf die sehr fragwürdigen Angaben der Historia Augusta, die auch ansonsten eine sehr problematische Quelle darstellt) fälschlich behauptet, er stamme direkt von Barbaren ab und sei der Sohn eines Goten namens Micca und einer Alanin namens Ababa gewesen.[5] Doch ist sein Name ein Beleg dafür, dass er in Wahrheit aus einer Familie stammte, die wahrscheinlich bereits vor 212[6] das römische Bürgerrecht besaß – der Name Verus weist vielleicht auf eine Bürgerrechtsverleihung unter dem Kaiser Lucius Verus (um 165) hin, in deren Genuss wohl Maximinus’ Vater oder Großvater gekommen war. Sicheres lässt sich in dieser Hinsicht allerdings nicht sagen. Bemerkenswert scheint die Körpergröße des Kaisers gewesen zu sein; sie wird in der Historia Augusta mit 2,60 m angegeben, was aber sicherlich maßlos übertrieben ist.
Seine Karriere führte ihn, wie viele Bewohner der römischen Balkanprovinzen, früh in die Armee, in die er wohl unter Septimius Severus eintrat und in der er – wieder laut der Historia Augusta – wegen seiner körperlichen Stärke und seines militärischen Geschicks rasch bekannt wurde. Da die Angaben im Geschichtswerk Herodians wenig hilfreich und jene in der Historia Augusta weitgehend wertlos bzw. offenkundig fiktiv sind, lässt sich Maximinus’ Laufbahn vor 235 nur bruchstückhaft rekonstruieren.[7] Der in einer Inschrift als stellvertretender Statthalter (praeses pro legato) der Provinz Mauretania erwähnte Gaius Iulius Maximinus wird von mehreren Forschern mit dem späteren Kaiser identifiziert.[8] Trifft dies zu, so bekleidete Maximinus wichtige Posten auch in der Verwaltung und war sicherlich kein roher, ungebildeter Barbar.
Seine Frau hieß Caecilia Paulina; sie stammte offenbar aus der Nobilität, was ein weiteres Indiz dafür ist, dass Maximinus wohl in Wahrheit nicht der Rohling war, als den ihn die feindliche Überlieferung zeichnet, sondern über Verbindungen in die Oberschicht verfügte. Paulina starb aber bereits vor oder unmittelbar nach der Machtübernahme ihres Mannes. Maximinus ließ ab 236 zu ihren Ehren Münzen prägen; zu diesem Zeitpunkt war sie bereits tot. Sein Sohn hieß Gaius Iulius Verus Maximus.
Ausrufung zum Kaiser
Maximinus spielte vermutlich eine führende Rolle beim Perserfeldzug des Severus Alexander und wurde nach Ausweis einiger Quellen im Jahr 233 Statthalter bzw. Kommandeur der Provinz Mesopotamia – eine fragwürdige Angabe; trifft sie aber zu, so könnte Maximinus dort der erste dux ripae gewesen sein. Sicher ist nur: Während Severus 235 einen Krieg in Germanien vorbereiten ließ, leitete Maximinus (vermutlich als praefectus tironibus) die Ausbildung der neu ausgehobenen Truppen, wobei er sich Ansehen unter den Soldaten erwarb. Im März 235[9] wurde er von den unzufriedenen Rheinlegionen bei Mainz zum Kaiser ausgerufen, anschließend wurde Severus Alexander ermordet. Maximinus war zwar mittlerweile, wie erwähnt, ein römischer Ritter, gehörte aber höchstwahrscheinlich nicht dem Senat an (ungeachtet einiger widersprüchlicher Angaben in der Historia Augusta), was ihn in den Augen vieler Senatoren wohl als einen unwürdigen Kandidaten für die Kaiserwürde erscheinen ließ. Allerdings wurde er, sobald in Rom die Nachricht von seiner Kaisererhebung eintraf, sogleich in Abwesenheit in zwei wichtige Priesterkollegien aufgenommen und vom Senat offiziell als princeps anerkannt und mit den entsprechenden Vollmachten versehen.
Gleich zu Beginn seiner Amtszeit konnte er angeblich zwei Verschwörungen aufdecken; es ist aber sehr umstritten, ob seine Beziehungen zum Senat von Anfang an so zerrüttet waren, wie es Herodian behauptet. Eher ist anzunehmen, dass er unter Senatoren über Freunde und Feinde verfügte. Maximinus führte 235/36 erfolgreich Krieg in Germanien und erhielt nach einem Sieg in einer großen „Schlacht im Moor“ (proelium in palude) – in der älteren Forschung im Gebiet des heutigen Württemberg verortet, wahrscheinlich aber viel weiter nördlich im heutigen Niedersachsen – den Ehrentitel Germanicus Maximus („größter Germanenbesieger“). Details dieser Feldzüge sind nicht überliefert. Verschiedene Funde aus einem im Sommer 2008 bei Kalefeld im Harzvorland entdeckten Schlachtfeld aus dem frühen 3. Jahrhundert legen aber eine Verbindung mit dem Germanienkrieg des Kaisers nahe (siehe Harzhornereignis).[10] Bildliche Darstellungen seiner Siege ließ der Kaiser gemeinsam mit der gemachten Beute auf dem Forum Romanum ausstellen. Rückschläge scheinen die römischen Truppen hingegen im Osten erlitten zu haben, wo die neupersischen Sassaniden während der Herrschaft des Kaisers einige bedeutende Städte in Nordmesopotamien einnehmen konnten. Wohl 236 ernannte Maximinus seinen Sohn Maximus zum Caesar, also zum Mitkaiser und präsumtiven Nachfolger, und machte damit deutlich, dass er eine neue Dynastie begründen wollte.
Streit mit dem Senat
Dennoch und trotz seiner ebenfalls erfolgreichen Donaufeldzüge gegen den sarmatischen Stamm der Jazygen und gegen die Daker blieb er offenbar bei vielen Senatoren unbeliebt, wenn er auch nie ohne Parteigänger im Senat war; allerdings scheint er sich bei der Ausübung der Regierungsgeschäfte weniger als sein Vorgänger auf Senatoren gestützt zu haben. Für den sich formierenden Widerstand im Senat gibt es verschiedene Gründe: Viele nobiles hielten ihn, wie erwähnt, für nicht standesgemäß, und seine Feldzüge waren so kostspielig, dass er dafür angeblich sogar Geld aus der Armenkasse und der Getreideversorgung Roms nehmen musste. Zudem verweigerte er dem Senat in Rom wohl ein Mitspracherecht (bzw. einen Anschein hiervon) und stützte sich stattdessen weitgehend auf die Rhein- und Donaulegionen. Ferner besuchte Maximinus, der zumindest nach späterer Tradition (Euseb. HE VI, 28) auch gegen das Christentum vorging (was aber im Konflikt mit dem paganen Senat keine Rolle spielte), während seiner Amtszeit niemals die Hauptstadt Rom, was man dort wohl als Zeichen mangelnden Respekts verstand. Allgemein stieß die Finanz- und Steuerpolitik des Kaisers auf Ablehnung, auch wenn er das Geld neben der Besoldung der Truppen etwa auch zum Ausbau des Straßennetzes nutzte: Der kostspielige Versuch des Herrschers, die außenpolitischen Probleme des Reiches durch aufwändige Feldzüge an Rhein und Donau zu bereinigen, stieß vor allem im Süden und Osten des Reiches, wo man nur den erhöhten Steuerdruck wahrnahm, auf kein Verständnis. Maximinus verstand es offenbar nicht, für seine Politik zu werben.
Schließlich entwickelte sich so aus einem lokalen Zwischenfall eine Erhebung gegen den Kaiser: Im Sechskaiserjahr 238 wurde in der Provinz Africa nach der Ermordung eines kaiserlichen Prokurators durch die jüngeren unter den dortigen Großpächtern der etwa 80-jährige Prokonsul von Africa, Gordianus, als Gordian I. zum Kaiser ausgerufen. Sein militärisch offenbar unerfahrener Sohn Gordian II. wurde Mitkaiser. Die Rebellen schickten Abgesandte nach Rom, die den Stadtpräfekten und den Prätorianerpräfekten ermordeten und die Senatsmehrheit überreden konnten, die beiden Gordiane als Kaiser anzuerkennen. Maximinus wurde gleichzeitig zum Staatsfeind (hostis) erklärt.
Tod und Bewertung
Nur 20 Tage nach der Ausrufung der Gegenkaiser konnte der Maximinus gegenüber loyal verbleibende Capelianus, der Statthalter der Nachbarprovinz Numidien, Gordian II. vernichtend schlagen. Gordian I. nahm sich das Leben, als er vom Tod seines Sohnes hörte. Aus Furcht vor Maximinus’ Rache ernannte der Senat in Rom, der sich zu weit vorgewagt hatte, in der Not nun Pupienus und Balbinus zu neuen, völlig gleichberechtigten Kaisern, die den Widerstand gegen Maximinus organisierten. Die plebs von Rom erzwang außerdem die Wahl Gordians III., eines Enkels Gordians I., zum Caesar. Maximinus zog gegen Italien, wurde aber während der Belagerung von Aquileia auf dem Marsch nach Rom (wahrscheinlich im April) von seinen eigenen Truppen - genauer: von Soldaten der legio II Parthica - ermordet; sein Sohn starb mit ihm, und ihre Köpfe wurden nach Rom geschickt. Sein Bild wurde von der Überlieferung in düsteren Farben gemalt; inwiefern diese Sicht gerechtfertigt ist, bleibt unklar.
Die traditionelle Auffassung, die bereits auf antike Autoren wie Aurelius Victor zurückgeht und nach der die Herrschaft des Maximinus einen tiefen Einschnitt in der Geschichte des Prinzipats markiert habe, ist in den letzten Jahren wiederholt in Frage gestellt worden (Börm 2008; Haegemans 2010). Obwohl unstrittig ist, dass sich 235-238 strukturell wenig im Imperium Romanum änderte, ist aber nach wie vor umstritten, ob Maximinus die Reihe der Soldatenkaiser eröffnete oder diesen eher voranging, denn die meisten auf ihn folgenden Kaiser gehörten bis 268 (mit Ausnahme von Philippus Arabs) wieder dem Senatorenstand an. Der Ausgang der Diskussion ist offen.
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