Die Heimatkunst
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Die Heimatkunst
Heimatkunst war die Bezeichnung für eine völkisch-nationalistische literarische Strömung im deutschsprachigen Raum von etwa 1890 bis an den Beginn der 1930er Jahre. Sie entstand in Anschluss an den Naturalismus. Die Vertreter der Heimatkunst verstanden sich als "Bewegung", weshalb auch von "Heimatkunstbewegung" gesprochen wird.
Selbstverständnis
"Heimatkunst" verstand sich programm- und handlungsbezogen als Mittel der Gesellschaftsveränderung. Sie setzte völkische Weltanschauung in ein ästhetisches Konzept und in eine künstlerische Praxis um, die volkserzieherisch angelegt waren. Die Theoretiker und Künstler der Heimatkunst standen mit ihren zahlreichen Manifest- und Programmschriften[1] für eine politisierte Kunst. Sie vertraten ein "mehr oder minder stark ideologisch eingefärbtes Programm" (Karlheinz Rossbacher).[2]
Darin war der Heimatbegriff Gegenbegriff zu den unerwünschten Erscheinungen der Moderne. Er war assoziiert mit den völkischen Kategorien Stamm, Volksgemeinschaft, Volkstum und Rasse. Mit einer weiten Auffassung von „Heimat“ war nicht nur ländliches, sondern auch städtisches Leben gemeint, da auch die ländlich geprägte Kleinstadt Heimat bieten könne. Ein typisches Merkmal war die Dichotomie der biologistischen Metaphern gesund und krank. Als "gesund" galten demnach Dorf, Bauern, überkommenes Brauchtum, Tradition. Sie wurden idyllisiert und als Leitbilder genommen. Als "krank" hingegen galten Großstadt, moderne Lebensformen und -stile, Intellektuelle. Sie wurden abgewertet und als schädlich für den als biologischen Organismus imaginierten "Volkskörper" betrachtet, der nach erfolgreicher Bekämpfung der Infektionsursachen auch mit Hilfe der Kunst gesunden werde.
Aus dem engen Bezug auf Regionen und deren eingesessene Bewohner bzw. - in der Diktion der Heimat-Bewegung - "Stämme" ergaben sich als Probleme die mögliche Vernachlässigung des Bezugs zu Nation und "Reich", also zum (groß-)deutschen Nationalismus, und das "Odium provinzieller Beschränktheit".[3]
Die Heimatkunst pflegte den Kult um große Persönlichkeiten. So spielte beispielsweise Rembrandt als (angeblicher) Volkserzieher und -führer eine gewichtige Rolle. Diesen positiven Gestalten standen als Repräsentanten aller zeitgenössischen sozialen und politischen Negativerscheinungen u. a. die Angehörigen der jüdischen Minderheit gegenüber, entsprechend den Mustern des modernen Antisemitismus widersprüchlicherweise sowohl als Repräsentanten kapitalistischen "Mammonismus" als auch antikapitalistischer Kritik durch die moderne Arbeiterbewegung. Die führenden Köpfe der Heimatkunst waren seit deren Aufkommen im Wilhelminismus mit Adolf Bartels, Julius Langbehn, Friedrich Lienhard,[4] Gustav Frenssen, Heinrich Sohnrey, Hermann Löns, Ernst Wachler, Wilhelm von Polenz und anderen durchweg prominente Antisemiten. Die "deutsche Renaissance" - der man die Heimatkunst zuordnete - beginne am verkommensten Punkt der zeitgenössischen Situation - "dem Einfluss der Juden", so Langbehn 1890 in "Rembrandt als Erzieher".[5] "Konservative und rassistische Werke besorgten die ideologische Begründung der Heimatkunst." In der antimodernen, -rationalistischen und -intellektuellen Grundhaltung der Heimatkunst war die spätere nationalsozialistische Blut-und-Boden-Kunst angelegt.[6]
Als wichtigste Initiatoren und Theoretiker der Heimatkunst gelten der Schriftsteller und Literaturhistoriker Adolf Bartels, der 1898 in einem Artikel in der Zeitschrift Der Kunstwart erstmals den Begriff verwendete, und der Schriftsteller Friedrich Lienhard (Puschner: "in allen Literaturgeschichten" der "maßgebliche Initiator"[7]). Wichtiges Medium zur Vermittlung des Heimatkunst-Programms waren einige literarische Zeitschriften, so die in Berlin erscheinende Zeitschrift „Die Heimat“ (1900-1904, danach "Deutsche Heimat").[8] Viele ihrer Autoren schlossen sich später den Nationalsozialisten an.[9]
Von besonders hoher Bedeutung war das Heimatkunstkonzept in der Literatur. "Heimatliteratur" läßt sich historisch "als Literatur ... der Heimatkunstbewegung" bestimmen.[10]
Heimatkunstbewegung
Die „Heimatkunstbewegung“ arbeitete an der Umsetzung völkischer Weltanschauung in Kunst im Rahmen des Heimatkunst-Konzepts. Sie zeigt sich als eine an der historisch vergangenen vorindustriellen Feudalgesellschaft orientierte Restaurationsbewegung. Als solche war sie Teil des völkischen Netzwerks. "Reger Kontakt" bestand selbst zu der Kunst abgewandten, unmittelbar politisch auftretenden Instanzen der Völkischen Bewegung wie zum Alldeutschen Verband, zum Bund der Landwirte und zum Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband, die die Unterstützung der Heimatkunstbewegung "als sinnvoll für die Durchsetzung der eigenen Ziele" betrachteten.[11]
Sie gilt als Wegbereiterin für jene „volklichen und heimatlichen“ Blut-und-Boden-Konzepte, die später in der NS-Ästhetik nach der Durchsetzung der Vorstellungen von Alfred Rosenberg ihre Blüte erlebten. Völkische Ausrichtung und autoritäre Organisationsformen begünstigen die Eingliederung der Heimatkunstbewegung und ihrer Akteure in die nationalsozialistische Kulturpolitik.[12]
Vertreter
Adolf Bartels
Gustav Frenssen
Friedrich Lienhard
Timm Kröger
Hermann Löns
Julius Langbehn
Wilhelm von Polenz
Heinrich Sohnrey
Gustav Streicher
Wilhelm Ulbrich
Clara Viebig
Ernst Wachler
Karl Wagenfeld
Wichtige Werke
Julius Langbehn – Rembrandt als Erzieher (1890)
Adolf Bartels – Heimatkunst. Ein Wort zur Verständigung (1902)
Wilhelm von Polenz – Der Büttnerbauer (1895)
Clara Viebig – Das Kreuz im Venn (1908)
Hermann Löns – Der Wehrwolf (1910)
Gustav Frenssen – Jörn Uhl (1901)
Dietrich Speckmann – Heidehof Lohe (1903)
Heinrich Sohnrey – Der Bruderhof (1897)
Zeitschriften
Die Heimat
Blätter für Literatur und Volkstum
Der Türmer
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Selbstverständnis
"Heimatkunst" verstand sich programm- und handlungsbezogen als Mittel der Gesellschaftsveränderung. Sie setzte völkische Weltanschauung in ein ästhetisches Konzept und in eine künstlerische Praxis um, die volkserzieherisch angelegt waren. Die Theoretiker und Künstler der Heimatkunst standen mit ihren zahlreichen Manifest- und Programmschriften[1] für eine politisierte Kunst. Sie vertraten ein "mehr oder minder stark ideologisch eingefärbtes Programm" (Karlheinz Rossbacher).[2]
Darin war der Heimatbegriff Gegenbegriff zu den unerwünschten Erscheinungen der Moderne. Er war assoziiert mit den völkischen Kategorien Stamm, Volksgemeinschaft, Volkstum und Rasse. Mit einer weiten Auffassung von „Heimat“ war nicht nur ländliches, sondern auch städtisches Leben gemeint, da auch die ländlich geprägte Kleinstadt Heimat bieten könne. Ein typisches Merkmal war die Dichotomie der biologistischen Metaphern gesund und krank. Als "gesund" galten demnach Dorf, Bauern, überkommenes Brauchtum, Tradition. Sie wurden idyllisiert und als Leitbilder genommen. Als "krank" hingegen galten Großstadt, moderne Lebensformen und -stile, Intellektuelle. Sie wurden abgewertet und als schädlich für den als biologischen Organismus imaginierten "Volkskörper" betrachtet, der nach erfolgreicher Bekämpfung der Infektionsursachen auch mit Hilfe der Kunst gesunden werde.
Aus dem engen Bezug auf Regionen und deren eingesessene Bewohner bzw. - in der Diktion der Heimat-Bewegung - "Stämme" ergaben sich als Probleme die mögliche Vernachlässigung des Bezugs zu Nation und "Reich", also zum (groß-)deutschen Nationalismus, und das "Odium provinzieller Beschränktheit".[3]
Die Heimatkunst pflegte den Kult um große Persönlichkeiten. So spielte beispielsweise Rembrandt als (angeblicher) Volkserzieher und -führer eine gewichtige Rolle. Diesen positiven Gestalten standen als Repräsentanten aller zeitgenössischen sozialen und politischen Negativerscheinungen u. a. die Angehörigen der jüdischen Minderheit gegenüber, entsprechend den Mustern des modernen Antisemitismus widersprüchlicherweise sowohl als Repräsentanten kapitalistischen "Mammonismus" als auch antikapitalistischer Kritik durch die moderne Arbeiterbewegung. Die führenden Köpfe der Heimatkunst waren seit deren Aufkommen im Wilhelminismus mit Adolf Bartels, Julius Langbehn, Friedrich Lienhard,[4] Gustav Frenssen, Heinrich Sohnrey, Hermann Löns, Ernst Wachler, Wilhelm von Polenz und anderen durchweg prominente Antisemiten. Die "deutsche Renaissance" - der man die Heimatkunst zuordnete - beginne am verkommensten Punkt der zeitgenössischen Situation - "dem Einfluss der Juden", so Langbehn 1890 in "Rembrandt als Erzieher".[5] "Konservative und rassistische Werke besorgten die ideologische Begründung der Heimatkunst." In der antimodernen, -rationalistischen und -intellektuellen Grundhaltung der Heimatkunst war die spätere nationalsozialistische Blut-und-Boden-Kunst angelegt.[6]
Als wichtigste Initiatoren und Theoretiker der Heimatkunst gelten der Schriftsteller und Literaturhistoriker Adolf Bartels, der 1898 in einem Artikel in der Zeitschrift Der Kunstwart erstmals den Begriff verwendete, und der Schriftsteller Friedrich Lienhard (Puschner: "in allen Literaturgeschichten" der "maßgebliche Initiator"[7]). Wichtiges Medium zur Vermittlung des Heimatkunst-Programms waren einige literarische Zeitschriften, so die in Berlin erscheinende Zeitschrift „Die Heimat“ (1900-1904, danach "Deutsche Heimat").[8] Viele ihrer Autoren schlossen sich später den Nationalsozialisten an.[9]
Von besonders hoher Bedeutung war das Heimatkunstkonzept in der Literatur. "Heimatliteratur" läßt sich historisch "als Literatur ... der Heimatkunstbewegung" bestimmen.[10]
Heimatkunstbewegung
Die „Heimatkunstbewegung“ arbeitete an der Umsetzung völkischer Weltanschauung in Kunst im Rahmen des Heimatkunst-Konzepts. Sie zeigt sich als eine an der historisch vergangenen vorindustriellen Feudalgesellschaft orientierte Restaurationsbewegung. Als solche war sie Teil des völkischen Netzwerks. "Reger Kontakt" bestand selbst zu der Kunst abgewandten, unmittelbar politisch auftretenden Instanzen der Völkischen Bewegung wie zum Alldeutschen Verband, zum Bund der Landwirte und zum Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband, die die Unterstützung der Heimatkunstbewegung "als sinnvoll für die Durchsetzung der eigenen Ziele" betrachteten.[11]
Sie gilt als Wegbereiterin für jene „volklichen und heimatlichen“ Blut-und-Boden-Konzepte, die später in der NS-Ästhetik nach der Durchsetzung der Vorstellungen von Alfred Rosenberg ihre Blüte erlebten. Völkische Ausrichtung und autoritäre Organisationsformen begünstigen die Eingliederung der Heimatkunstbewegung und ihrer Akteure in die nationalsozialistische Kulturpolitik.[12]
Vertreter
Adolf Bartels
Gustav Frenssen
Friedrich Lienhard
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Hermann Löns
Julius Langbehn
Wilhelm von Polenz
Heinrich Sohnrey
Gustav Streicher
Wilhelm Ulbrich
Clara Viebig
Ernst Wachler
Karl Wagenfeld
Wichtige Werke
Julius Langbehn – Rembrandt als Erzieher (1890)
Adolf Bartels – Heimatkunst. Ein Wort zur Verständigung (1902)
Wilhelm von Polenz – Der Büttnerbauer (1895)
Clara Viebig – Das Kreuz im Venn (1908)
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