Braunschweig-aktuell
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.
Suchen
 
 

Ergebnisse in:
 


Rechercher Fortgeschrittene Suche

Neueste Themen
» Orchestral Manoeuvres in the Dark
Hans Jonas Icon_minitimeGestern um 3:20 am von Heiliger Hotze

»  Halflives
Hans Jonas Icon_minitimeGestern um 3:18 am von Heiliger Hotze

» Kupfergold
Hans Jonas Icon_minitimeGestern um 3:15 am von Heiliger Hotze

» Whitesnake
Hans Jonas Icon_minitimeGestern um 3:13 am von Heiliger Hotze

» ( ENGELSEIN ) ENGELHAI
Hans Jonas Icon_minitimeGestern um 3:11 am von Heiliger Hotze

» MALIGNANT TUMOUR
Hans Jonas Icon_minitimeGestern um 3:04 am von Heiliger Hotze

» - LEEAAV -
Hans Jonas Icon_minitimeGestern um 3:02 am von Heiliger Hotze

» (( ifa ))
Hans Jonas Icon_minitimeGestern um 3:00 am von Heiliger Hotze

» AOP Records
Hans Jonas Icon_minitimeGestern um 2:57 am von Heiliger Hotze

Navigation
 Portal
 Index
 Mitglieder
 Profil
 FAQ
 Suchen
Partner
free forum
November 2024
MoDiMiDoFrSaSo
    123
45678910
11121314151617
18192021222324
252627282930 

Kalender Kalender


Hans Jonas

Nach unten

Hans Jonas Empty Hans Jonas

Beitrag  Andy Mo Jan 26, 2015 11:18 pm

Hans Jonas (* 10. Mai 1903 in Mönchengladbach; † 5. Februar 1993 in New York) war ein Philosoph, der von 1955 bis 1976 als Professor an der New School for Social Research in New York City lehrte. Sein Hauptwerk ist die 1979 veröffentlichte und bis heute wirkungsstarke Schrift Das Prinzip Verantwortung.

Leben

Hans Jonas 220px-Hans_Jonas%27_birth_house_in_Moenchengladbach
Das Haus Mozartstraße 9; hier wuchs Hans Jonas auf.

Hans Jonas 1024px-Moenchengladbach_Stolpersteine_Mozartstrasse
Vor dem Haus befindet sich seit 2008 ein Stolperstein unter anderem für die in Auschwitz ermordete Mutter des Philosophen (links).

Hans Jonas Stamp_Germany_2003_MiNr2338_Hans_Jonas
Der ökologische Imperativ: Briefmarke von 2003 zum 100. Geburtstag

Leben

Hans Jonas wurde 1903 in Mönchengladbach als Sohn des Textilfabrikanten Gustav Jonas und seiner Frau Rosa geboren, der Tochter des Krefelder Oberrabbiners Jakob Horowitz. In seiner Jugend wandte er sich gegen den Willen des Vaters örtlichen zionistischen Zirkeln zu. Sein Bruder starb 1916. Am Stiftischen Humanistischen Gymnasium in Mönchengladbach legte Jonas 1921 sein Abitur ab. Im Sommersemester desselben Jahres nahm er ein Studium der Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Freiburg auf, wo Edmund Husserl, Martin Heidegger und Jonas Cohn zu seinen Dozenten zählten. Auch begegnete er Karl Löwith.

Im Wintersemester schrieb sich Jonas in Berlin an der Friedrich-Wilhelms-Universität für das Fach Philosophie ein, wo auch Eduard Spranger, Ernst Troeltsch, Hugo Gressmann, Ernst Sellin und Eduard Meyer zu seinen Dozenten zählten. Daneben studierte er Judaistik an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums unter anderem bei Julius Guttmann, Harry Torczyner und Eduard Baneth. Hier begegnete er Leo Strauss und Günther Anders geb. Stern, dem späteren ersten Ehemann von Hannah Arendt. In Berlin wurde er Mitglied der jüdischen Studentenverbindung „Makkabäa Berlin“.[1]

Im März 1923 begann Jonas eine landwirtschaftliche Ausbildung (Hachschara), welche die Alija (Auswanderung nach Palästina) vorbereiten sollte. Im Oktober desselben Jahres beschloss er jedoch, sein Studium fortzusetzen, und kehrte dazu nach Freiburg zurück. Im folgenden Semester folgte er Martin Heidegger, dessen studentischem Zirkel er angehörte, nach Marburg (Lehrer hier unter anderem Rudolf Bultmann). Dort begründete er mit Hannah Arendt eine lebenslange Freundschaft, die lediglich für einige Zeit wegen Auseinandersetzungen über Arendts Werk Eichmann in Jerusalem unterbrochen war. Und Jonas entwickelte sein ständiges Interesse an der Gnosis.

Nachdem sich Jonas 1928 für eine Promotion entschieden hatte, wechselte er kurzzeitig zwischen den Universitäten Heidelberg, Bonn und Frankfurt, kehrte dann jedoch nach Marburg zurück und begann bei Heidegger die Arbeit an seiner Dissertation Der Begriff der Gnosis. 1930 folgte seine zweite Schrift Augustin und das paulinische Freiheitsproblem. Ein philosophischer Beitrag zur Genesis der christlich-abendländischen Freiheitsidee – ein der Dissertation Arendts eng verwandtes Thema.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wanderte Hans Jonas im August 1933 nach London aus, von dort 1935 nach Jerusalem, wo er der Hagana beitrat. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges formulierte er einen Kriegsaufruf unter dem Titel Unsere Teilnahme an diesem Kriege. Ein Wort an jüdische Männer und trat den Streitkräften des Vereinigten Königreiches bei. 1940 wurde er in Sarafant zum Flakhelfer ausgebildet und verteidigte danach mit der First Palestine Anti-Aircraft Battery Haifa gegen Luftangriffe aus Damaskus und Beirut. 1943 heiratete er Lore Weiner, die er am Purimfest 1937 kennengelernt hatte. 1944 trat Jonas der neugegründeten Jüdischen Brigade (Jewish Brigade Group) bei. Nach seiner Ausbildung in Alexandria wurde er mit seinem Verband in Italien eingesetzt.

Im Juli 1945 wurde Jonas mit seinem Verband in Venlo stationiert und konnte so nach Mönchengladbach zurückkehren. Hier erfuhr er von der Ermordung seiner Mutter im KZ Auschwitz. Strenge Einreiseregelungen der Briten hatten verhindert, dass die anderen Mitglieder der Familie Jonas ihm gemeinsam folgen konnten, weshalb Rosa Jonas einem seiner Brüder die Einreiseerlaubnis überlassen hatte.

1948 bis 1949 diente Jonas in der israelischen Armee. 1949 siedelte er nach Kanada und 1955 schließlich nach New York über. Er war Fellow an der McGill University Montreal und 1950 bis 1954 an der Carleton University Ottawa sowie anschließend Professor an der New School for Social Research in New York. Gastprofessuren hatte er an der Princeton University, Columbia University, University of Chicago und der Ludwig-Maximilians-Universität München inne.

Für sein Werk erhielt Jonas zahlreiche internationale Auszeichnungen, 1984 den Dr.-Leopold-Lucas-Preis (zusammen mit Fritz Stern), 1987 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels [2], das Große Bundesverdienstkreuz, die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Mönchengladbach, zahlreiche Ehrendoktorate wie von der Universität Konstanz (Philosophie) und die Verleihung von Ehrenmitgliedschaften in der American Academy of Arts and Sciences (Cambridge/Mass.) 2003 erschien zum 10. Todestag seine Autobiographie Erinnerungen.
Werk

Jonas beschäftigte sich zunächst vorwiegend mit geistes- und philosophiegeschichtlichen Themen. Dabei galt sein Hauptinteresse der spätantiken Gnosis, die er aus existenzphilosophischer Perspektive als Ausdruck der menschlichen Grunderfahrung einer tiefen Entzweiung von Ich und Welt deutete.

Spätere Arbeiten entwickelten die Konzeption einer philosophischen Biologie, die als ontologisch orientierte Philosophie des Organischen den in Gnosis und Neuzeit gleichermaßen aufbrechenden Dualismus von Subjekt und Objekt, Geist und Materie, Seele und Leib, Freiheit und Notwendigkeit theoretisch zu überwinden versucht. Ihr zufolge bildet das Organische bereits in seinen phylo- und ontogenetisch elementarsten Formen das Geistige vor, während der Geist umgekehrt noch in seinen höchsten und subtilsten Leistungen stets Teil des Organischen bleibt. So wird z. B. die alles Geistige wesentlich kennzeichnende Freiheit als ein im Kern schon im organischen Vorgang des Stoffwechsels angelegtes Prinzip interpretiert, das sich in steter Abhängigkeit von seinen materiellen Grundlagen gleichwohl zu gattungsgeschichtlich immer höher entwickelten Formen entfaltet.

Auf dieser naturphilosophischen Grundlage wandte sich Jonas schließlich zunehmend ethischen Fragestellungen zu, die insbesondere das Verhältnis des Menschen zur Natur und seinen Umgang mit der Technik betrafen. Gegenüber der vorwiegend auf den Menschen als denkendes und handelndes Subjekt bezogenen Ethik der Neuzeit blieb dabei der ontologische Gesichtspunkt bestimmend: Was gut und richtig ist, verdankt sich nicht primär subjektiver Reflexion, sondern ist im Sein selbst gleichsam objektiv vorgezeichnet.

Jonas’ Hauptwerk erschien 1979 unter dem Titel Das Prinzip Verantwortung – Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation. Aus dem Werk mit dem gegen Ernst Blochs Hauptwerk Das Prinzip Hoffnung gewendeten Titel stammt das bekannte, in der Formulierung an Kants kategorischen Imperativ angelehnte Zitat, das auch als ein ökologischer Imperativ bekannt ist:

„Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“

– Das Prinzip Verantwortung[3]


Zuletzt suchte Jonas diesen verantwortungsethischen Ansatz auch für konkrete Anwendungsfelder wie die Ökologie, die Medizin und insbesondere die Biomedizin zu präzisieren.

Im Spätwerk wandte sich Jonas wieder vermehrt religionsphilosophischen Fragestellungen zu, die insbesondere die eigene jüdische Tradition einer neuen Lesart unterzogen haben. Von besonderer Bedeutung ist hier sein Beitrag zur Theodizeefrage nach Auschwitz. Um nach dem millionenfachen Mord an den Juden Europas überhaupt noch von Gott sprechen zu können, müsse die Vorstellung von der Allmacht Gottes aufgegeben werden. Gott, der sich in der Erschaffung der Welt ihrem zufälligen, evolutionären Werden ausgesetzt hat, bleibt zwar gütig und steht in Kommunikation zu seiner Schöpfung, doch kann er selbst auf den Weltlauf keinen Einfluss nehmen. Die Verantwortung für das Böse in der Welt trägt infolgedessen der Mensch allein. Um dies zu veranschaulichen, entwarf er den Mythos eines werdenden Gottes:

Im Anfang (...) entschied der göttliche Grund des Seins, sich dem Zufall (...) hinzugeben. Und zwar gänzlich: Da sie einging in das Abenteuer von Raum und Zeit, hielt die Gottheit nichts von sich zurück (...). Damit Welt sei, und für sich selbst sei, entsagte Gott seinem eigenen Sein; er entkleidete sich seiner Gottheit, um sie zurückzuempfangen von der Odyssee der Zeit, beladen mit der Zufallsernte unvorhersehbarer zeitlicher Erfahrung, verklärt oder vielleicht auch entstellt durch sie. (...) Jeder Artenunterschied, den die Evolution hervorbringt, fügt den Möglichkeiten von Fühlen und Tun die eigene hinzu und bereichert damit die Selbsterfahrung des göttlichen Grundes. (...) Die Schöpfung war der Akt der absoluten Souveränität, mit dem sie [Anmerkung: die Gottheit] um des Daseins selbstbestimmter Endlichkeit willen einwilligte, nicht länger absolut zu sein - ein Akt also der göttlichen Selbstentäußerung. (...) Nachdem er sich ganz in die werdende Welt hineingab, hat Gott nichts mehr zu geben: Jetzt ist es am Menschen, ihm zu geben.

Zitate

Der schlechten Prognose den Vorrang zu geben gegenüber der guten, ist verantwortungsbewußtes Handeln im Hinblick auf zukünftige Generationen.
In ihrem Wetterleuchten aus der Zukunft, im Vorschein ihres planetarischen - globalen - Umfangs und ihres humanen Tiefgangs, werden zuallererst die ethischen Prinzipien entdeckbar, aus denen sich die neuen Pflichten neuer Macht herleiten lassen.

Werke (Auswahl)
Einzelausgaben

Gnosis und spätantiker Geist, in zwei Teilen:
Teil 1: Die mythologische Gnosis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1954; 4. A. ebd. 1988, ISBN 3-525-53123-0.
Teil 2: Von der Mythologie zur mystischen Philosophie. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 3-525-53841-3.
Organismus und Freiheit. Ansätze zu einer philosophischen Biologie. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1973, ISBN 3-525-01311-6.
Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-518-37585-7.
Was für morgen lebenswichtig ist. Unentdeckte Zukunftswerte (mit Dietmar Mieth). Herder, Freiburg im Breisgau 1983, ISBN 3-451-19817-7.
Der Gottesbegriff nach Auschwitz. Eine jüdische Stimme. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-518-38016-8.
Macht oder Ohnmacht der Subjektivität?. Das Leib-Seele-Problem im Vorfeld des Prinzips Verantwortung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-518-38013-3.
Technik, Medizin und Ethik. Zur Praxis des Prinzips Verantwortung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-518-38014-1.
Philosophische Untersuchungen und metaphysische Vermutungen, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-518-38779-0.
Erinnerungen. Nach Gesprächen mit Rachel Salamander. Insel, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-458-17156-8.

Werkausgabe

Kritische Gesamtausgabe. Hrsg. Dietrich Böhler, Michael Bongardt, Holger Burkhart, Christian Wiese und Walther Zimmerli. 5 Abteilungen mit 11 Bänden in 13 Teilbänden. Rombach, Freiburg und Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010 ff., ISBN 978-3-7930-9515-6.

Siehe auch

Zukunftsethik
Technikphilosophie

Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Andy
Andy
Admin

Anzahl der Beiträge : 36186
Anmeldedatum : 03.04.11

Nach oben Nach unten

Nach oben

- Ähnliche Themen

 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten