Die Totenhütte
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Die Totenhütte
Als Totenhütten werden in der deutschen Ur- und Frühgeschichtsforschung Bauten bezeichnet, die für Bestattungen benutzt wurden.
Der Begriff wurde durch Hans Reinerth 1928 für die schnurkeramischen Schweizer "Totenhäuser" von Sarmenstorf geprägt. Er nahm an, dass die Grabbauten die Häuser (oder Hütten) der Lebenden nachahmten.
Totenhütte und Mauerkammergrab
Neolithikum
In der Trichterbecherkultur (TBK) wurden Totenhütten unter anderem in der Bernburger Kultur gebaut. Sie sind zwischen Weser und Saale, insbesondere in Thüringen verbreitet. H.-J. Beier bezeichnet die Totenhütten der Bernburger Kultur als pseudomegalithisch. Die eingesenkte „mitteldeutsche Mauerkammer“ stellt er den hessisch-westfälischen Galerieanlagen gleich und sieht in ihr eine Megalith-Imitation. Zu dieser Gattung zählt er neben der Anlage von Odagsen, Landkreis Northeim etwa ein Dutzend weiterer Anlagen. Er unterscheidet Mauerkammer- und Trockenmaueranlagen. Auch aus Dänemark sind Totenhütten bekannt. Hier ist besonders Vroue Hede I + II in Jütland zu nennen, wo Steingräber (dän. Stendyngegravene) und Erdgräber in Reihen und Totenhütten gemeinsam mit einem Ganggrab vorkommen (Jørgensen 1977).
Verbreitung
Bis Anfang der 1970er Jahre lagen Befunde hauptsächlich aus dem Gebiet der Walternienburg-Bernburger Kultur, also aus Thüringen und Sachsen-Anhalt vor. Neun Exemplare wurden in Niedersachsen erkannt, wo Totenhütten bis an die Leine verbreitet sind. Diese Ausgangslage änderte sich durch Neufunde. Dazu zählen die Holzkammer der Wartberg-Kultur (WBK) von Warburg II, Kreis Höxter in Westfalen, die Mauerkammer von Remlingen im Kreis Wolfenbüttel, die Totenhütte von Obernjesa und die Totenhütten bei Großenrode und Odagsen im Kreis Northeim in Südniedersachsen. Letztere ist aufgrund der C14-Datierung der Knochen mit der Endphase der TBK zu parallelisieren. Im Zuge des Neubaus der Bundesstraße (B 6) auf der Gemarkung Benzingerode, Landkreis Harz, gelang es, eine Totenhütte in außergewöhnlich guter Erhaltung zu untersuchen und zu dokumentieren (siehe: Totenhütte von Benzingerode).[1]
Grabbeigaben
In den Totenhütten findet sich Keramik, darunter auch Tontrommeln.
Konstruktion
Die Anlagen wurden meist aus Spaltbohlen erbaut. Sie besitzen eine zum Teil mehrlagige steinerne Bodenpflasterung, auf der sich Beigaben und die Skelettreste fanden. Einige Anlagen wurden mit Steinpackungen verblendet. Die meisten Hütten bestehen aus einem von der Grubensohle ausgehenden Satteldach. Das aus Baumstämmen oder Spaltbohlen gebildete Dach wurde letztlich mit einem Erdhügel bedeckt. Der Zugang befand sich an der Schmalseite, die den Bau rechtwinkelig abschloss.
In Moringen-Großenrode begann man im Herbst 2004, eine rund 5.000 Jahre alte "Totenhütte" originalgetreu nachzubauen.
Bronzezeit
Bekannt ist die frühbronzezeitliche Totenhütte[2] von Leubingen in einem Fürstengrab der Aunjetitzer Kultur. Sie war so gut erhalten, dass sie Dendro-datiert werden konnte. In Polen waren in der Hügelgräberbronzezeit (Trzciniec-Kultur) Totenhäuser in Grabhügeln geläufig[3]. Die Totenhütte aus Borchen-Etteln (Kreis Paderborn) bestand aus zeltartig aneinandergelehnten Eichenbohlen, die eine einzelne Bestattung bedeckten. Die Konstruktion war verbrannt und anschließend mit einem Hügel bedeckt worden. Aus Undenheim (Kreis Mainz-Bingen) ist die Totenhütte einer jungen Frau aus der Urnenfelderzeit bekannt, die reiche Beigaben enthielt[4].
Eisenzeit
Hallstattzeitliche Vierpfostenkonstruktionen in württembergischen Grabhügeln, z. B. Weilimdorf und Böblingen, wurden ebenfalls als Totenhäuser interpretiert[5].
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Der Begriff wurde durch Hans Reinerth 1928 für die schnurkeramischen Schweizer "Totenhäuser" von Sarmenstorf geprägt. Er nahm an, dass die Grabbauten die Häuser (oder Hütten) der Lebenden nachahmten.
Totenhütte und Mauerkammergrab
Neolithikum
In der Trichterbecherkultur (TBK) wurden Totenhütten unter anderem in der Bernburger Kultur gebaut. Sie sind zwischen Weser und Saale, insbesondere in Thüringen verbreitet. H.-J. Beier bezeichnet die Totenhütten der Bernburger Kultur als pseudomegalithisch. Die eingesenkte „mitteldeutsche Mauerkammer“ stellt er den hessisch-westfälischen Galerieanlagen gleich und sieht in ihr eine Megalith-Imitation. Zu dieser Gattung zählt er neben der Anlage von Odagsen, Landkreis Northeim etwa ein Dutzend weiterer Anlagen. Er unterscheidet Mauerkammer- und Trockenmaueranlagen. Auch aus Dänemark sind Totenhütten bekannt. Hier ist besonders Vroue Hede I + II in Jütland zu nennen, wo Steingräber (dän. Stendyngegravene) und Erdgräber in Reihen und Totenhütten gemeinsam mit einem Ganggrab vorkommen (Jørgensen 1977).
Verbreitung
Bis Anfang der 1970er Jahre lagen Befunde hauptsächlich aus dem Gebiet der Walternienburg-Bernburger Kultur, also aus Thüringen und Sachsen-Anhalt vor. Neun Exemplare wurden in Niedersachsen erkannt, wo Totenhütten bis an die Leine verbreitet sind. Diese Ausgangslage änderte sich durch Neufunde. Dazu zählen die Holzkammer der Wartberg-Kultur (WBK) von Warburg II, Kreis Höxter in Westfalen, die Mauerkammer von Remlingen im Kreis Wolfenbüttel, die Totenhütte von Obernjesa und die Totenhütten bei Großenrode und Odagsen im Kreis Northeim in Südniedersachsen. Letztere ist aufgrund der C14-Datierung der Knochen mit der Endphase der TBK zu parallelisieren. Im Zuge des Neubaus der Bundesstraße (B 6) auf der Gemarkung Benzingerode, Landkreis Harz, gelang es, eine Totenhütte in außergewöhnlich guter Erhaltung zu untersuchen und zu dokumentieren (siehe: Totenhütte von Benzingerode).[1]
Grabbeigaben
In den Totenhütten findet sich Keramik, darunter auch Tontrommeln.
Konstruktion
Die Anlagen wurden meist aus Spaltbohlen erbaut. Sie besitzen eine zum Teil mehrlagige steinerne Bodenpflasterung, auf der sich Beigaben und die Skelettreste fanden. Einige Anlagen wurden mit Steinpackungen verblendet. Die meisten Hütten bestehen aus einem von der Grubensohle ausgehenden Satteldach. Das aus Baumstämmen oder Spaltbohlen gebildete Dach wurde letztlich mit einem Erdhügel bedeckt. Der Zugang befand sich an der Schmalseite, die den Bau rechtwinkelig abschloss.
In Moringen-Großenrode begann man im Herbst 2004, eine rund 5.000 Jahre alte "Totenhütte" originalgetreu nachzubauen.
Bronzezeit
Bekannt ist die frühbronzezeitliche Totenhütte[2] von Leubingen in einem Fürstengrab der Aunjetitzer Kultur. Sie war so gut erhalten, dass sie Dendro-datiert werden konnte. In Polen waren in der Hügelgräberbronzezeit (Trzciniec-Kultur) Totenhäuser in Grabhügeln geläufig[3]. Die Totenhütte aus Borchen-Etteln (Kreis Paderborn) bestand aus zeltartig aneinandergelehnten Eichenbohlen, die eine einzelne Bestattung bedeckten. Die Konstruktion war verbrannt und anschließend mit einem Hügel bedeckt worden. Aus Undenheim (Kreis Mainz-Bingen) ist die Totenhütte einer jungen Frau aus der Urnenfelderzeit bekannt, die reiche Beigaben enthielt[4].
Eisenzeit
Hallstattzeitliche Vierpfostenkonstruktionen in württembergischen Grabhügeln, z. B. Weilimdorf und Böblingen, wurden ebenfalls als Totenhäuser interpretiert[5].
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