Die Trichterbecherkultur
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Die Trichterbecherkultur
Die Trichterbecherkultur (Abkürzung: TBK, in der englischsprachigen Literatur auch TRB von Trichterrandbecherkultur) ist eine archäologische Kultur der Jungsteinzeit (etwa 4200–2800 v. Chr.). Im nördlichen Mitteleuropa, im mittleren Osteuropa und in Südskandinavien ist sie die erste vom Ackerbau geprägte Kultur des nordischen Frühneolithikums.[1] Sie folgt im Norden der mesolithischen Ertebølle-Kultur (5100-4100 v. Chr.), im übrigen Verbreitungsgebiet den bereits bäuerlichen Kulturen der Bandkeramik und der Rössener Kultur.
Skarpsalling Trichterbecher
Der Begriff TBK wurde 1910 von Gustaf Kossinna nach dem typischen Becher mit Trichterrand eingeführt. Ein Gliederungsvorschlag der Trichterbecherkultur erfolgte erstmals 1932 durch den polnischen Archäologen Konrad Jażdżewski (1908–1985).[2][3]
Entstehung
Zeitlicher und räumlicher Ursprung der Trichterbecherkultur sind noch nicht befriedigend geklärt. Sehr frühe 14C-Daten (4400 v. Chr.) aus Sarnowo (dt. Schamau in Ostpreußen) sind unzuverlässig, da die verwendeten Holzkohleproben einer Grube entnommen wurden, die unter dem zu datierenden Objekt (kammerloses Hünenbett) lag. Damit ergibt sich allenfalls ein terminus post quem, also eine früheste zeitliche Untergrenze.
Verlässlichere Daten (von verkohlten Speisekrusten an Keramik) ergaben Ausgrabungen im ostholsteinischen Wangels, dessen trichterbecherzeitliche Besiedlung 4100 v. Chr. beginnt. Da hier zu jeder Probe auch die \delta13C-Werte gemessen wurden, kann eine Verunreinigung durch „altes Wasser“ (Reservoireffekt) bei mehreren Daten recht sicher ausgeschlossen werden.[4]
Verbreitung der TBK in Schweden – abgesehen von Norwegen, nördliche Verbreitungsgrenze, wobei Gotland erst in der Endphase erreicht wird
Inzwischen wird für die Herausbildung der TBK vor allem die Rolle der frühen Kupferimporte betont. Diese waren im Norden bereits den späten Jägern und Sammlern der Ertebøllekultur zugänglich und könnten als Prestigegüter[5] zu ideologisch-sozialen Veränderungen geführt haben, während sich die ökonomische Struktur nicht weiterentwickelte. Ein Zusammenhang des Auftretens von Kupferobjekten mit der Neolithisierung des Gebietes lässt sich sowohl im westlichen Ostseeraum, als auch in Polen herstellen, kann aber nicht als ursächlich betrachtet werden.[6]
Verbreitung
Die TBK fand ihre Maximalausdehnung von der Drenthe in den Niederlanden über die Norddeutsche Tiefebene und Südskandinavien bis etwa zum westlichen Dnepr-Ufer. Sie grenzte im Frühneolithikum im Süden an die Michelsberger Kultur, im Spät-Neolithikum an die Wartberg-Gruppe. Josef Kostrzewski unterschied folgende Untergruppen:
Westgruppe von der Drenthe bis etwa zur Weser,
Nordgruppe von Skandinavien bis zum mittleren Teil Norddeutschlands,
Ostgruppe im Norden von Polen (hier eingelagert die Brześć Kujawski – zur Lengyel-Kultur),
Südostgruppe von Südpolen bis etwa zum Dnjepr,
Südgruppe in Mitteldeutschland, Sachsen-Anhalt und Tschechien
mit den Untergruppen:
Baalberger Kultur
Salzmünder Kultur
Walternienburg-Bernburger Kultur
Chronologie
Zur groben zeitlichen Einteilung werden im Allgemeinen die Begriffe Ältere und Jüngere Trichterbecherkultur benutzt. Die TBK kann außerdem je nach Region in Zeitstufen unterteilt werden. Diese Stufen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer materiellen Kultur und orientieren sich vorrangig an der jeweiligen Keramik und deren Verzierung.
Verbreitungswege
Im schleswig-holsteinischen Verbreitungsgebiet der TBK, für das relativ gesicherte C14-Daten vorliegen, ergibt sich z. B. folgende Einteilung:
Ältere TBK bzw. Nordisches Frühneolithikum (FN) mit den Kulturstufen
Wangels-Phase (4200–3900 v. Chr.)
Siggenebben-Phase (3900–3700 v. Chr.)
Satrup-Stufe (3700–3500 v. Chr.)
Fuchsbergstufe (3500–3300 v. Chr.)
Satrup- und Fuchsbergstufe sind nach A. Sherrat mit einem Ideologiewandel zu verbinden, in dessen Folge die Megalithik erschien. Andersen und H. Schwabedissen listeten bereits in den 1960er Jahren 30 Fundplätze mit Fuchsbergkeramik auf, die sich von Mittel-Jütland über die westlichen der dänischen Hauptinseln bis nach Nordelbien erstrecken.
Jüngere TBK bzw. Nordisches Mittelneolithikum A (MN A) mit den Kulturstufen MN A I bis V (3300–2800 v. Chr.) Megalithphase
In anderen Regionen der TBK werden davon abweichende Chronologieschemata mit anderen Kulturstufen verwendet. Dies begründet sich mit zeitlichen und typologischen Differenzen.
Materielle Kultur
Keramik
Die relativ kurzlebige (leicht zerstörbare) Keramik ist für Archäologen ein wichtiges Hilfsmittel (man spricht von Leitfossil), wenn sie Zeitstellung eines Fundes oder Fundplatzes ermitteln sollen. Die u. U. durch die Thermolumineszenzmethode datierbare Keramik kann in verschiedene Stilrichtungen von kürzerer oder längerer Dauer (z. B. die Tiefstichkeramik nach H.-J. Beier regional zwischen 3500 und 3000 v. Chr.) unterteilt werden. Dadurch können die Entwicklung der Keramik (in Material, Form und Dekor) und das Alter der verschiedenen Funde eingegrenzt werden.
Die für alle Gruppen und Stufen der Kultur namengebenden Trichterbecher haben ein leicht bauchiges Unterteil und über der Gefäßschulter ein trichterartiges Oberteil.
Die Becher mit komplexen Mustern gehören zu den schönsten Objekten aus Keramik im Bereich der Trichterbecherkultur (TBK) 4200–2800 v. Chr. In Dänemark ragt der um 3200 v. Chr. entstandene Trichterbecher von Skarpsalling heraus.
Amphoren haben einen bauchigen Gefäßkörper und meist zylindrischem oder leicht trichterförmigem Hals sowie zwei oder vier Ösenhenkel am Halsansatz oder auf dem Gefäßbauch.
Typisch, wenn auch seltener sind Kragenflaschen, kleine Gefäße mit kugeligem oder birnenförmigem Körper. Das Oberteil ist wie ein Flaschenhals ausgebildet und weist eine kragenförmige Ausstülpung auf.
Scheiben aus Ton dienten vielleicht als Backteller zur Zubereitung von Fladenbrot.
Besonders große Gefäße wurden als Vorratsspeicher im Siedlungsgelände eingegraben.[7]
Beile und Werkzeuge
Charakteristisch sind, in der Regel überschliffene, Felsgestein- und Feuersteinbeile, die als Statussymbole oder zur Holzbearbeitung verwendet wurden. Die Form ändert sich im Laufe der TBK von spitznackigen über dünnnackige hin zu dicknackigen Beilen. Die beiden letzteren wurden in Typen durchnummeriert.[8]
Dünnnackige Beile erscheinen im Frühneolithikum C und sind in den mittelneolithischen Stufen Ia und Ib (a Troldebjerg, b Klintebakken) mit dem Typ I vertreten. Der Typ II ist für die mittelneolithische Stufe II (Blandebjerg) typisch.
Dicknackige Beile vom Typ III erscheinen in der mittelneolithischen Stufe III (Bundsø). Der Typ IV in der Stufe IV (Lindø); der Typ 5 in der Stufe 5 (Store Valby).
Trichterbecher aus Bronocice in Polen (ca. 3500–3350 v. Chr.). Links: Älteste bekannte Abbildung eines Wagens
Daneben gibt es die üblichen steinzeitlichen Werkzeuge aus Feuerstein, etwa Schaber und Pfeilspitzen.
Das Rad
In Nordeuropa stammen auch erste Nachweise von Rädern, Karren, Wagen oder deren Modellen aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr.
Sonstiges
Bei den wenigen Kupferfunden handelt es sich um importierte Prestigeobjekte.
Siedlungen
Die wenigen bisher bekannten Hausgrundrisse stammen von kleinen ovalen Gebäuden mit einer zentralen Pfostenreihe. Gebäude, die als Langhäuser mit Inneneinteilung gedeutet wurden, gelten inzwischen als Gräber. In Dänemark wurden auch die Køkkenmøddinger (Muschelhaufen) der mesolithischen Ertebølle-Kultur weitergenutzt. Der rechteckige Hausgrundriss von Flögeln (Kreis Cuxhaven) wurde inzwischen mehrfach nachgebaut.
Monumentalbauten
Monumentalbauten zwischen 3500 v. Chr. und 800 n. Chr.
Erd- und Pfostenwerke
Erdwerke, Vasagårds-anlæg und Anlagen vom Niedźwiedź-Typ wurden in der TBK während zweier Phasen errichtet. Die Anlagen der ersten Phase gehören in die Stufen FN II und MNA I, also etwa zwischen 3800 und 3500 v. Chr. Als charakteristisch gelten deren parallele Grabenreihen, die nicht immer gleichzeitig und durchgängig waren, und meist aus einer Aneinanderreihung von länglich-ovalen Gruben bestanden. Palisaden sind nur für einige der Anlagen belegt, jedoch ist aufgrund von Erosionserscheinungen mit diesbezüglichen Verlusten zu rechnen. Heute sind für die TBK etwa 40 Erdwerke bekannt, die jedoch meist nur durch kleinräumige Notgrabungen untersucht wurden. Zu den am besten erforschten zählen das Erdwerk von Büdelsdorf in Schleswig-Holstein und Sarup auf Fünen in Dänemark.
Zum Ende der TBK und im Übergang zur Streitaxtkultur (MNA V – MNB I, um 2800 v. Chr.) wurden in einer zweiten Phase auf Seeland, Bornholm und Schonen erneut Einhegungen errichtet, die jedoch nur aus einer oder mehrerer Palisadenreihen bestanden, Gräben wurden nicht ausgehoben. Bei der Anlage von Vasagård auf Bornholm lässt sich dabei eine Ortskontinuität fassen – hier war schon in der ersten Phase ein Erdwerk angelegt worden. Die einzige nahezu vollständig ausgegrabene Palisadeneinhegung der TBK liegt in Hyllie bei Malmö (Südschweden).
Die Deutung dieser Einhegungen ist für keine der beiden Phasen geklärt. In der skandinavischen Forschung geht man derzeit von einer Funktion als Kult- oder Versammlungsplatz aus. Eine Nutzung als Befestigungsanlage, wie früher oft vermutet wurde, ist aufgrund der fehlenden Innenbebauung und der stark segmentierten Gräben nahezu ausgeschlossen. Auffällig sind die wiederholt gefundenen Deponierungen ganzer Gefäße oder durch Feuer zerstörter Flintbeile.
Megalithanlagen
Ab 3800 v. Chr. wurden große Erdhügel als Vorläufer der Megalithanlagen gebaut.[9] Zwischen 3500 und 2800 v. Chr. wurden etwa 10.000 Megalithanlagen als Steinkammern fast generell aus Findlingsblöcken, zumeist mit Überhügelungen und Einfassungen errichtet. In Deutschland sind von einst vielleicht 5000 zum Teil recht eindrucksvollen Megalithanlagen nur noch etwa 900 (davon 443 in Mecklenburg-Vorpommern, 121 in Schleswig-Holstein und 26 in Brandenburg) erhalten. Konzentrationen finden sich auf Rügen und im Eversdorfer Forst (in Mecklenburg-Vorpommern), im Haldenslebener Forst in Sachsen-Anhalt, in der Wildeshauser Geest (die Kleinenknetener Steine), sowie in der Lüneburger Heide in Niedersachsen (Sieben Steinhäuser, Oldendorfer Totenstatt). Als südwestlichstes erhaltenes Steinkammergrab, das der TBK zuzuordnen ist, gelten die Düwelsteene bei Heiden im Kreis Borken. Die Megalithanlagen in Polen, den Niederlanden und in Skandinavien (Dänemark, Norwegen, Schweden) sind in der Regel ebenfalls der TBK zuzuordnen.
Neben der Bestattung in Megalithgräbern finden sich sowohl Hockerbestattungen im Boden, als auch Brandbestattungen. Als Beigaben treten häufig die namensgebenden Becher auf.
Wirtschaftsweise
Die Menschen des nördlichen Mitteleuropas und Skandinaviens hatten fast 2000 Jahre länger an einer mesolithischen Jägerkultur festgehalten als die südlich von Ihnen lebenden Bandkeramiker. Eine sesshafte, von der Landwirtschaft geprägte Lebensweise trat hier erstmals mit der Trichterbecherkultur auf.[1] Neben Ackerbau und Viehhaltung spielten das Sammeln und die Jagd weiterhin eine wichtige Rolle, wobei es hier jedoch starke regionale Unterschiede gibt. An der Ostsee (besonders in Dänemark) ist die Fischerei und das Sammeln von Mollusken ebenso wie die Jagd auf Robben und Wale nachgewiesen. Auch aus Ostpolen sind Siedlungen bekannt, die über 60 % Wildtierknochen aufweisen.
Sozialstruktur
Neolithische Monumente sind Ausdruck der Kultur und Ideologie neolithischer Gesellschaften. Ihre Entstehung und Funktion gelten als Kennzeichen der sozialen Entwicklung.[10]
Einige Autoren vermuten eine gesellschaftliche Hierarchie, an deren Spitze Häuptlinge und Priester standen. Festgemacht wird dies vor allem an den arbeitsaufwendigen Monumentalbauten, für deren Errichtung eine hierarchische Gesellschaftsstruktur vorausgesetzt wird. Zumindest für das nördliche Verbreitungsgebiet der TBK lässt sich dagegen eine segmentäre Gesellschaft glaubhaft machen. Hier waren die Erdwerke und Megalithbauten wohl Zeichen einer ausgeprägten Ritualisierung intergruppaler Beziehungen, deren Zweck in der Konfliktbeilegung bzw. -vermeidung vermutet wird.[11]
Sonstiges
Klima
Die TBK entwickelt sich im späten Atlantikum, erfährt aber etwa 3700 v. Chr. den Klimawandel des Subboreal mit etwas trockenerem und kühlerem Klima als im Atlantikum, aber noch höheren Durchschnittstemperaturen als heute.
Siehe auch
Bautrupptheorie
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Skarpsalling Trichterbecher
Der Begriff TBK wurde 1910 von Gustaf Kossinna nach dem typischen Becher mit Trichterrand eingeführt. Ein Gliederungsvorschlag der Trichterbecherkultur erfolgte erstmals 1932 durch den polnischen Archäologen Konrad Jażdżewski (1908–1985).[2][3]
Entstehung
Zeitlicher und räumlicher Ursprung der Trichterbecherkultur sind noch nicht befriedigend geklärt. Sehr frühe 14C-Daten (4400 v. Chr.) aus Sarnowo (dt. Schamau in Ostpreußen) sind unzuverlässig, da die verwendeten Holzkohleproben einer Grube entnommen wurden, die unter dem zu datierenden Objekt (kammerloses Hünenbett) lag. Damit ergibt sich allenfalls ein terminus post quem, also eine früheste zeitliche Untergrenze.
Verlässlichere Daten (von verkohlten Speisekrusten an Keramik) ergaben Ausgrabungen im ostholsteinischen Wangels, dessen trichterbecherzeitliche Besiedlung 4100 v. Chr. beginnt. Da hier zu jeder Probe auch die \delta13C-Werte gemessen wurden, kann eine Verunreinigung durch „altes Wasser“ (Reservoireffekt) bei mehreren Daten recht sicher ausgeschlossen werden.[4]
Verbreitung der TBK in Schweden – abgesehen von Norwegen, nördliche Verbreitungsgrenze, wobei Gotland erst in der Endphase erreicht wird
Inzwischen wird für die Herausbildung der TBK vor allem die Rolle der frühen Kupferimporte betont. Diese waren im Norden bereits den späten Jägern und Sammlern der Ertebøllekultur zugänglich und könnten als Prestigegüter[5] zu ideologisch-sozialen Veränderungen geführt haben, während sich die ökonomische Struktur nicht weiterentwickelte. Ein Zusammenhang des Auftretens von Kupferobjekten mit der Neolithisierung des Gebietes lässt sich sowohl im westlichen Ostseeraum, als auch in Polen herstellen, kann aber nicht als ursächlich betrachtet werden.[6]
Verbreitung
Die TBK fand ihre Maximalausdehnung von der Drenthe in den Niederlanden über die Norddeutsche Tiefebene und Südskandinavien bis etwa zum westlichen Dnepr-Ufer. Sie grenzte im Frühneolithikum im Süden an die Michelsberger Kultur, im Spät-Neolithikum an die Wartberg-Gruppe. Josef Kostrzewski unterschied folgende Untergruppen:
Westgruppe von der Drenthe bis etwa zur Weser,
Nordgruppe von Skandinavien bis zum mittleren Teil Norddeutschlands,
Ostgruppe im Norden von Polen (hier eingelagert die Brześć Kujawski – zur Lengyel-Kultur),
Südostgruppe von Südpolen bis etwa zum Dnjepr,
Südgruppe in Mitteldeutschland, Sachsen-Anhalt und Tschechien
mit den Untergruppen:
Baalberger Kultur
Salzmünder Kultur
Walternienburg-Bernburger Kultur
Chronologie
Zur groben zeitlichen Einteilung werden im Allgemeinen die Begriffe Ältere und Jüngere Trichterbecherkultur benutzt. Die TBK kann außerdem je nach Region in Zeitstufen unterteilt werden. Diese Stufen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer materiellen Kultur und orientieren sich vorrangig an der jeweiligen Keramik und deren Verzierung.
Verbreitungswege
Im schleswig-holsteinischen Verbreitungsgebiet der TBK, für das relativ gesicherte C14-Daten vorliegen, ergibt sich z. B. folgende Einteilung:
Ältere TBK bzw. Nordisches Frühneolithikum (FN) mit den Kulturstufen
Wangels-Phase (4200–3900 v. Chr.)
Siggenebben-Phase (3900–3700 v. Chr.)
Satrup-Stufe (3700–3500 v. Chr.)
Fuchsbergstufe (3500–3300 v. Chr.)
Satrup- und Fuchsbergstufe sind nach A. Sherrat mit einem Ideologiewandel zu verbinden, in dessen Folge die Megalithik erschien. Andersen und H. Schwabedissen listeten bereits in den 1960er Jahren 30 Fundplätze mit Fuchsbergkeramik auf, die sich von Mittel-Jütland über die westlichen der dänischen Hauptinseln bis nach Nordelbien erstrecken.
Jüngere TBK bzw. Nordisches Mittelneolithikum A (MN A) mit den Kulturstufen MN A I bis V (3300–2800 v. Chr.) Megalithphase
In anderen Regionen der TBK werden davon abweichende Chronologieschemata mit anderen Kulturstufen verwendet. Dies begründet sich mit zeitlichen und typologischen Differenzen.
Materielle Kultur
Keramik
Die relativ kurzlebige (leicht zerstörbare) Keramik ist für Archäologen ein wichtiges Hilfsmittel (man spricht von Leitfossil), wenn sie Zeitstellung eines Fundes oder Fundplatzes ermitteln sollen. Die u. U. durch die Thermolumineszenzmethode datierbare Keramik kann in verschiedene Stilrichtungen von kürzerer oder längerer Dauer (z. B. die Tiefstichkeramik nach H.-J. Beier regional zwischen 3500 und 3000 v. Chr.) unterteilt werden. Dadurch können die Entwicklung der Keramik (in Material, Form und Dekor) und das Alter der verschiedenen Funde eingegrenzt werden.
Die für alle Gruppen und Stufen der Kultur namengebenden Trichterbecher haben ein leicht bauchiges Unterteil und über der Gefäßschulter ein trichterartiges Oberteil.
Die Becher mit komplexen Mustern gehören zu den schönsten Objekten aus Keramik im Bereich der Trichterbecherkultur (TBK) 4200–2800 v. Chr. In Dänemark ragt der um 3200 v. Chr. entstandene Trichterbecher von Skarpsalling heraus.
Amphoren haben einen bauchigen Gefäßkörper und meist zylindrischem oder leicht trichterförmigem Hals sowie zwei oder vier Ösenhenkel am Halsansatz oder auf dem Gefäßbauch.
Typisch, wenn auch seltener sind Kragenflaschen, kleine Gefäße mit kugeligem oder birnenförmigem Körper. Das Oberteil ist wie ein Flaschenhals ausgebildet und weist eine kragenförmige Ausstülpung auf.
Scheiben aus Ton dienten vielleicht als Backteller zur Zubereitung von Fladenbrot.
Besonders große Gefäße wurden als Vorratsspeicher im Siedlungsgelände eingegraben.[7]
Beile und Werkzeuge
Charakteristisch sind, in der Regel überschliffene, Felsgestein- und Feuersteinbeile, die als Statussymbole oder zur Holzbearbeitung verwendet wurden. Die Form ändert sich im Laufe der TBK von spitznackigen über dünnnackige hin zu dicknackigen Beilen. Die beiden letzteren wurden in Typen durchnummeriert.[8]
Dünnnackige Beile erscheinen im Frühneolithikum C und sind in den mittelneolithischen Stufen Ia und Ib (a Troldebjerg, b Klintebakken) mit dem Typ I vertreten. Der Typ II ist für die mittelneolithische Stufe II (Blandebjerg) typisch.
Dicknackige Beile vom Typ III erscheinen in der mittelneolithischen Stufe III (Bundsø). Der Typ IV in der Stufe IV (Lindø); der Typ 5 in der Stufe 5 (Store Valby).
Trichterbecher aus Bronocice in Polen (ca. 3500–3350 v. Chr.). Links: Älteste bekannte Abbildung eines Wagens
Daneben gibt es die üblichen steinzeitlichen Werkzeuge aus Feuerstein, etwa Schaber und Pfeilspitzen.
Das Rad
In Nordeuropa stammen auch erste Nachweise von Rädern, Karren, Wagen oder deren Modellen aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr.
Sonstiges
Bei den wenigen Kupferfunden handelt es sich um importierte Prestigeobjekte.
Siedlungen
Die wenigen bisher bekannten Hausgrundrisse stammen von kleinen ovalen Gebäuden mit einer zentralen Pfostenreihe. Gebäude, die als Langhäuser mit Inneneinteilung gedeutet wurden, gelten inzwischen als Gräber. In Dänemark wurden auch die Køkkenmøddinger (Muschelhaufen) der mesolithischen Ertebølle-Kultur weitergenutzt. Der rechteckige Hausgrundriss von Flögeln (Kreis Cuxhaven) wurde inzwischen mehrfach nachgebaut.
Monumentalbauten
Monumentalbauten zwischen 3500 v. Chr. und 800 n. Chr.
Erd- und Pfostenwerke
Erdwerke, Vasagårds-anlæg und Anlagen vom Niedźwiedź-Typ wurden in der TBK während zweier Phasen errichtet. Die Anlagen der ersten Phase gehören in die Stufen FN II und MNA I, also etwa zwischen 3800 und 3500 v. Chr. Als charakteristisch gelten deren parallele Grabenreihen, die nicht immer gleichzeitig und durchgängig waren, und meist aus einer Aneinanderreihung von länglich-ovalen Gruben bestanden. Palisaden sind nur für einige der Anlagen belegt, jedoch ist aufgrund von Erosionserscheinungen mit diesbezüglichen Verlusten zu rechnen. Heute sind für die TBK etwa 40 Erdwerke bekannt, die jedoch meist nur durch kleinräumige Notgrabungen untersucht wurden. Zu den am besten erforschten zählen das Erdwerk von Büdelsdorf in Schleswig-Holstein und Sarup auf Fünen in Dänemark.
Zum Ende der TBK und im Übergang zur Streitaxtkultur (MNA V – MNB I, um 2800 v. Chr.) wurden in einer zweiten Phase auf Seeland, Bornholm und Schonen erneut Einhegungen errichtet, die jedoch nur aus einer oder mehrerer Palisadenreihen bestanden, Gräben wurden nicht ausgehoben. Bei der Anlage von Vasagård auf Bornholm lässt sich dabei eine Ortskontinuität fassen – hier war schon in der ersten Phase ein Erdwerk angelegt worden. Die einzige nahezu vollständig ausgegrabene Palisadeneinhegung der TBK liegt in Hyllie bei Malmö (Südschweden).
Die Deutung dieser Einhegungen ist für keine der beiden Phasen geklärt. In der skandinavischen Forschung geht man derzeit von einer Funktion als Kult- oder Versammlungsplatz aus. Eine Nutzung als Befestigungsanlage, wie früher oft vermutet wurde, ist aufgrund der fehlenden Innenbebauung und der stark segmentierten Gräben nahezu ausgeschlossen. Auffällig sind die wiederholt gefundenen Deponierungen ganzer Gefäße oder durch Feuer zerstörter Flintbeile.
Megalithanlagen
Ab 3800 v. Chr. wurden große Erdhügel als Vorläufer der Megalithanlagen gebaut.[9] Zwischen 3500 und 2800 v. Chr. wurden etwa 10.000 Megalithanlagen als Steinkammern fast generell aus Findlingsblöcken, zumeist mit Überhügelungen und Einfassungen errichtet. In Deutschland sind von einst vielleicht 5000 zum Teil recht eindrucksvollen Megalithanlagen nur noch etwa 900 (davon 443 in Mecklenburg-Vorpommern, 121 in Schleswig-Holstein und 26 in Brandenburg) erhalten. Konzentrationen finden sich auf Rügen und im Eversdorfer Forst (in Mecklenburg-Vorpommern), im Haldenslebener Forst in Sachsen-Anhalt, in der Wildeshauser Geest (die Kleinenknetener Steine), sowie in der Lüneburger Heide in Niedersachsen (Sieben Steinhäuser, Oldendorfer Totenstatt). Als südwestlichstes erhaltenes Steinkammergrab, das der TBK zuzuordnen ist, gelten die Düwelsteene bei Heiden im Kreis Borken. Die Megalithanlagen in Polen, den Niederlanden und in Skandinavien (Dänemark, Norwegen, Schweden) sind in der Regel ebenfalls der TBK zuzuordnen.
Neben der Bestattung in Megalithgräbern finden sich sowohl Hockerbestattungen im Boden, als auch Brandbestattungen. Als Beigaben treten häufig die namensgebenden Becher auf.
Wirtschaftsweise
Die Menschen des nördlichen Mitteleuropas und Skandinaviens hatten fast 2000 Jahre länger an einer mesolithischen Jägerkultur festgehalten als die südlich von Ihnen lebenden Bandkeramiker. Eine sesshafte, von der Landwirtschaft geprägte Lebensweise trat hier erstmals mit der Trichterbecherkultur auf.[1] Neben Ackerbau und Viehhaltung spielten das Sammeln und die Jagd weiterhin eine wichtige Rolle, wobei es hier jedoch starke regionale Unterschiede gibt. An der Ostsee (besonders in Dänemark) ist die Fischerei und das Sammeln von Mollusken ebenso wie die Jagd auf Robben und Wale nachgewiesen. Auch aus Ostpolen sind Siedlungen bekannt, die über 60 % Wildtierknochen aufweisen.
Sozialstruktur
Neolithische Monumente sind Ausdruck der Kultur und Ideologie neolithischer Gesellschaften. Ihre Entstehung und Funktion gelten als Kennzeichen der sozialen Entwicklung.[10]
Einige Autoren vermuten eine gesellschaftliche Hierarchie, an deren Spitze Häuptlinge und Priester standen. Festgemacht wird dies vor allem an den arbeitsaufwendigen Monumentalbauten, für deren Errichtung eine hierarchische Gesellschaftsstruktur vorausgesetzt wird. Zumindest für das nördliche Verbreitungsgebiet der TBK lässt sich dagegen eine segmentäre Gesellschaft glaubhaft machen. Hier waren die Erdwerke und Megalithbauten wohl Zeichen einer ausgeprägten Ritualisierung intergruppaler Beziehungen, deren Zweck in der Konfliktbeilegung bzw. -vermeidung vermutet wird.[11]
Sonstiges
Klima
Die TBK entwickelt sich im späten Atlantikum, erfährt aber etwa 3700 v. Chr. den Klimawandel des Subboreal mit etwas trockenerem und kühlerem Klima als im Atlantikum, aber noch höheren Durchschnittstemperaturen als heute.
Siehe auch
Bautrupptheorie
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