Der Barock
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Der Barock
Das oder der Barock ist eine Epoche der europäischen Kunstgeschichte, die von etwa 1575 bis 1770 währte und in die Abschnitte Frühbarock (bis ca. 1650), Hochbarock (ca. 1650–1720) und Spätbarock oder Rokoko (ca. 1720–1770) gegliedert werden kann. Dem Barock voraus ging die Epoche der Renaissance, ihm folgte der Klassizismus.
Stift Melk
Der betlehemitische Kindermord von Peter Paul Rubens
Gianlorenzo Bernini: Verzückung der Heiligen Theresa, Kirche Santa Maria della Vittoria
Wortherkunft und -bedeutung
Im Deutschen sagt man der Barock ebenso wie das Barock, mit ungefähr gleicher Häufigkeit. Der Genitiv lautet des Barocks.
Sprachgeschichtlich war das Adjektiv barock zuerst da (im Deutschen im 18. Jahrhundert), dann das Substantiv Barock (im 19. Jahrhundert). Das Wort entstammt der portugiesischen Sprache, in der unregelmäßig geformte Perlen als barroco bezeichnet wurden, d. h. „schief“ oder „ungleichmäßig“. Über das Italienische (barocco) und das Französische (baroque) gelangte das Adjektiv ins Deutsche.[3] Der Begriff wurde im französischen Raum zuerst abwertend im Sinne von „merkwürdig“ für Kunstformen gebraucht, die nicht dem vorherrschenden Geschmack entsprachen. Wesentliches Gestaltungselement des Barocks und Rokokos ist der Stuck (siehe auch Stuckateur).
Seit 1855 wurde der Begriff von Jacob Burckhardt in seinem Werk Cicerone mit positiver Bedeutung benutzt und Ende der 1880er Jahre als wissenschaftliche Zeitbestimmung in den Sprachgebrauch eingeführt.[4] Von der bildenden Kunst wurde der Begriff dann auf die Musik und Literatur der Zeit übertragen und wird heute als allgemeiner historischer Epochenbegriff verwendet,[5] auch über den Bereich der Kunst hinausgehend. Die Bedeutungserweiterung ist auch daran erkennbar, dass sich das Wort Barock auf ganz verschiedene Erscheinungen des Barockzeitalters beziehen kann, etwa auf barocke Ornamente, den barocken Landschaftsbau oder das barocke Lebensgefühl.
Charakterisierung
Karlsruher Stadtansicht von 1721
Ein charakteristisches Kennzeichen des Barocks ist die Tendenz, die Grenzen zwischen den einzelnen Kunstgattungen, Architektur, Skulptur und Malerei, zu verwischen. Der Barockstil löst die auf Einheit und Ruhe hinzielende, klar gegliederte Kunst der Renaissance ab. Er übernahm zum einen deren Formelemente, präsentierte sie aber häufig in übersteigernder Weise. Weitere Aspekte waren ein Streben nach Reichtum und Bewegtheit im Ausdruck.
Es ist die Zeit der Gegenreformation, der Machtsteigerung und zunehmenden Unabhängigkeit der Fürsten, des Absolutismus. Für die römisch-katholische Kirche galt es, die Gläubigen festzuhalten oder zurückzugewinnen, ihre Augen durch die Entfaltung von Prunk und Pracht zu fesseln. So wurde den Barockkünstlern weiterhin die Errichtung und Ausgestaltung von Kirchen und Palästen als Aufgabe übertragen. Der Hauptanteil der kirchlichen Barockkunst findet sich so in den katholischen Gebieten. Auch die regierenden Fürsten benutzten die Barockkunst, um ihren Reichtum und ihre Macht zu zeigen. Sie waren bestrebt, sich gegenseitig an Prachtentfaltung zu übertreffen. Versailles, das Prunkschloss Ludwig XIV., wurde das Vorbild für eine Vielzahl von Schlossbauten, deren Bedeutung häufig durch die geometrisch gestalteten Garten- und Stadtanlagen (z. B. Mannheim, Karlsruhe) unterstrichen wurde.
Während Spätgotik und Renaissance einander als Gegensatz gegenüberstehen, wuchs das Charakteristische des Barocks aus der Renaissance erst allmählich heraus. Die beiden Epochen sind sich nicht fremd, sondern verwandt. Da das Barockzeitalter nahezu zweihundert Jahre umfasst, ist es kaum möglich, eine Charakteristik zu finden, die auf alle Werke zutrifft.
Die kunstgeschichtliche Spätphase des Barocks, das Rokoko (in Deutschland ca. 1730–1770), wird häufig als eigener Stil bezeichnet. Während im Barock die Symmetrie typisch ist, wird im Rokoko zunehmend die Asymmetrie betont.
Bildende Kunst
Baukunst
Ihren stärksten Ausdruck fand die Barockkunst in der Architektur. Alle strengen Ordnungen der Renaissance werden aufgelöst; schwingende, konkave und konvexe Formen, Kuppeln, Säulengruppen, Giebel und Fensterbekrönungen mit reichem ornamentalem Schmuck rufen in dem Betrachter den Eindruck von Kraft und Bewegung hervor und bewirken eine Steigerung aller Wirkungen. Dabei ordnen sich die Einzelformen dem Gesamtkunstwerk unter, Lichteffekte werden genutzt, und auch Malerei, Skulptur und Plastik sind in den architektonischen Rahmen einbezogen. Für den barocken Kirchenbau ist unter anderem eine symbolisch mystifizierende Lichtführung charakteristisch. Die damit angestrebte Wirkung ist eng mit dem Wunsch der Gegenreformation verbunden, die Menschen auch durch bauliche Beeindruckung von der Herrlichkeit Gottes und der katholischen Kirche zu überzeugen.
Il Gesù, Rom (1568-84)
Ursprung in Italien
In Anlehnung an die Werke der Spätrenaissance und des Manierismus entwickelte sich der neue Baustil zuerst in Italien. In Rom schuf Giacomo Barozzi da Vignola (1507–1573) mit seiner Kirche Il Gesù, einem tonnengewölbten Längsbau, bereits im späten 16. Jahrhundert den Haupttypus der Barockkirche. Das hier entworfene Raumprinzip (Verschmelzung von Langbau und zentraler Kuppel-Vierung) gehört neben der von Michelangelo entwickelten Kolossalordnung (Konservatorenpalast) zu den wichtigsten Merkmalen barocker Architektur. Unter wesentlicher Beteiligung der Architekten Gian Lorenzo Bernini (1598–1680) und Francesco Borromini (1599–1667) entstanden im Zeitalter des Barocks allein in Rom mehr als 50 weitere Kirchen, wurden Plätze und Brunnen angelegt und das ganze Stadtbild umgestaltet. Großartige Verwirklichung des Barockideals wurde nach ihrer Vollendung die Peterskirche. Vornehmlich in Turin wirkte Guarino Guarini (1624–1683), in Venedig Baldassare Longhena (1598–1682), der Schöpfer der Kirche Santa Maria della Salute.
Ausbreitung in Europa
In Frankreich erhielt der Barockstil eine ruhigere Prägung. Hingegen zeigen die englische und die niederländische Baukunst der Zeit strengere Formen, etwa in der Architektur des Palladianismus und eines Inigo Jones, Pieter Post oder Jacob van Campen, die zum Frühklassizismus überleiten. In Deutschland begann nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges eine rege Bautätigkeit. Dabei entstanden (vor allem im Süden Deutschlands) prunkvolle, barocke Kirchenbauten, Schlösser und Adelshäuser in vielen Städten. In München entstand als erste im Stil des italienischen Spätbarock erbaute Kirche nördlich der Alpen die Theatinerkirche St. Kajetan. Berühmte barocke Kloster- und Wallfahrtskirchen sind ferner Kloster Banz und die Basilika Vierzehnheiligen, die Wallfahrtskirche Birnau, Kloster Ottobeuren, Kloster Disentis und die Wieskirche. Andreas Schlüter (1660–1714) schuf in Berlin das Berliner Stadtschloss und das Zeughaus Berlin, Matthäus Daniel Pöppelmann (1662–1736) den Zwinger in Dresden. Im Thüringer Raum, vor allem in Weimar, wurde Gottfried Heinrich Krohne (1703–1756) im Barock und Spätbarock mit Bauten wie dem Eisenacher Stadtschloss tonangebend. In Süddeutschland wirkten die großen Baumeister Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723), Johann Dientzenhofer (1665–1726) und seine Brüder, Johann Balthasar Neumann (1687–1753) und Dominikus Zimmermann (1685–1766). Für die Gestaltung waren die Stukkateure der Wessobrunner Schule bedeutend, bekannteste Künstler sind Johann Baptist und Dominikus Zimmermann oder der Schöpfer des Honigschleckers, der Bildhauer und Stuckateur Joseph Anton Feuchtmayer.
Stilistische Entwicklung
Die Kunst des Barocks entwickelte sich von Italien ausgehend über ganz Europa und wurde bis in die Kolonien der Neuen Welt hineingetragen. Ein Studium in Italien war für fast jeden großen Baumeister dieser Epoche die Regel. Die Architekten des Barocks reisten oft quer durch Europa und brachten dadurch ihre Ideen und Anregungen mit. So führten seine Aufträge Filippo Juvarra von Mailand nach Madrid und Andreas Schlüter reiste nach Italien und arbeitete anschließend in Preußen und in Russland.
Anders als die Renaissance, die in Nordeuropa mit zum Teil völlig anderen Stilmitteln als in Italien interpretiert wurde (vgl. zum Beispiel Nordische Renaissance), wurde nun ein dem Vorbild relativ ähnlicher Stil entwickelt, aber künstlerisch immer wieder neu abgewandelt. Dabei wurden in unterschiedlichen Regionen Europas ganz eigene stilistische Richtungen des Barocks zum Ausdruck gebracht. Diese können annähernd, aber nicht umfassend, in einen katholisch geprägten südeuropäischen Barock und einen protestantisch geprägten nordeuropäischen Barock separiert werden.
Frankreich nahm als erstes Land die neuen Strömungen auf, doch wurde der schwungvolle „römische“ Stil hier strenger umgesetzt. Auch England übernahm die neue Kunstrichtung, der Übergang vom Palladianismus zum Barock und dem anschließenden Klassizismus geschah hier allerdings fließend und weitgehend ohne die verspielten Bauformen, die in den habsburgischen Ländern typisch wurden. Die in Frankreich und England vorherrschende ernste Ausprägung des Stils wird daher als klassizistischer Barock bezeichnet. Als Beispiele können die Ostfassade des Louvres, der Invalidendom in Paris oder die Londoner St. Pauls-Kathedrale genannt werden.
In Teilen Spaniens und seiner Kolonien folgte auf den nüchternen Renaissancestil des Desornamentado ein überladener, wuchernder Barock, den man als Churriguerismus bezeichnet und der vor allem im Sakralbau Verwendung fand. Als bekanntestes Beispiel findet sich hier die Fassade der Kathedrale von Santiago de Compostela. Bauten dieses Stils wurden auch in Lateinamerika errichtet.
Im katholischen Süden Deutschlands und in den habsburgisch regierten Ländern wie Österreich mit Böhmen entfaltete sich das Barock zu einer heiteren, bewegten Variante, wie sie beispielhaft am Wiener Schloss Belvedere oder am Stift Melk zu finden sind. Eine ähnliche Richtung nahm das Barock in Russland, wo kräftige Farbakzentuierungen und üppiger Schmuck vorherrschten, wie am Petersburger Winterpalast.
Im protestantischen Nordeuropa wurde dagegen ein eher nüchterner Weg eingeschlagen, der sich beispielhaft am Stockholmer Schloss darstellt. Dass die Kunst des Barocks vor allem auch ein Ausdrucksmittel zur Selbstverherrlichung der absolutistischen Fürsten war, wird durch die Dresdner Variante dieses Stils deutlich.
Architekten und ihre Bauwerke (Auswahl)
Juan Gómez de Mora: Plaza Mayor in Madrid, ab 1617
Salomon de Brosse: Palais du Luxembourg in Paris, 1621–1662
Carlo Maderno, Francesco Borromini und Gian Lorenzo Bernini: Palazzo Barberini in Rom, 1625–1633
Christopher Wren: Saint Paul’s Cathedral in London, 1632–1723
Francesco Borromini: San Carlo alle Quattro Fontane in Rom, 1634–1667
Baldassare Longhena: Palazzo Pesaro in Venedig, ab 1650
Jules Hardouin-Mansart: Dôme des Invalides in Paris, 1676–1706
Louis Le Vau, Charles Lebrun und Jules Hardouin-Mansart: Schloss Versailles in Versailles, 1678–1684
Andrea Gallasini: Barocke Kleinresidenz Bartenstein (Schrozberg) mit Schloss (kleinste planmäßig angelegte Residenz Deutschlands), 1680–1766
Matthäus Daniel Pöppelmann: Dresdner Zwinger, 1710–1719
Johann Bernhard Fischer von Erlach: Wiener Karlskirche, ab 1715
Balthasar Neumann: Würzburger Residenz, 1719–1780 und Schloss Augustusburg (Treppenhaus), 1740–1746
Johann Lucas von Hildebrandt: Schloss Belvedere in Wien, ab 1720
Peter Thumb: Wallfahrtskirche Birnau, 1746–1749
Bartolomeo Francesco Rastrelli: Winterpalast in Sankt Petersburg, ab 1754
Skulptur
Skulptur und Plastik gehören im Barock wesentlich zur Ausstattung eines Bauwerks oder einer Parkanlage – als Fortsetzung der Architektur mit anderen Mitteln oder, soweit es frei stehende Figuren sind, indem sie durch Gebärdensprache und Bewegungstendenzen in den Raum einbezogen sind. Der Bewegungsreichtum und das vorausberechnete Spiel von Licht und Schatten geben den Bildwerken ihre verblüffende Lebendigkeit und Ausdrucksstärke. In Italien war es wiederum Bernini, der die Barockbildnerei zu höchsten Entfaltung brachte. Wesentliche Beiträge in Deutschland leisteten Schlüter, Balthasar Permoser (1651–1732), Ignaz Günther (1725–1775) und Egid Quirin Asam (1692–1750), in Österreich Georg Raphael Donner (1693–1741).
Malerei
In Form von Wand- und Deckengemälden wurde die Malerei als Gesamtkunstwerk in die Architektur einbezogen. Neben den Wand- und Deckenmalereien fand auch weiterhin die Tafelmalerei Praxis.
Durch perspektivische Verkürzungen erreichte man außerordentliche Tiefenwirkungen und weitete auf diese Weise die Räume illusionistisch aus. Ein bewegungsreicher Figurenstil, kontraststarke Farben und die Betonung von Licht und Schatten sind für die Malerei des Barocks kennzeichnend. Die Malweise findet sich auch in Theaterdekorationen wieder. Hauptthemen waren die Darstellung des Göttlichen und Profanen (Weltlichen), Historienbilder und die Mythen der Antike.
In der Malerei des Barocks gingen die Anregungen von Italien aus. Die Gebrüder Agostino (1557–1602) und Annibale Carracci (1560–1609), Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571–1610), Guido Reni (1575–1642) und der auch in Deutschland wirkende Giovanni Battista Tiepolo (1696–1770) waren dort die Hauptmeister.
In Spanien wirkten El Greco (1541–1614), Diego Velázquez (1599–1660) und Bartolomé Esteban Murillo (1618–1682), in Frankreich Nicolas Poussin (1594–1665) und Claude Lorrain (1600–1682), in Deutschland Adam Elsheimer (1578–1610), Cosmas Damian Asam (1686–1739), Johannes Zick (1702–1762) und dessen Sohn Januarius (1730–1797), Joseph Wannenmacher (1722–1780) und in Tirol Stephan Kessler (1622–1700).
Eine herausragende Stellung innerhalb der Barockmalerei nimmt die niederländische Malerei ein. Deren wichtigste Vertreter sind im flämischen Raum Peter Paul Rubens (1577–1640) und in Holland Rembrandt (1606–1669) und Vermeer (1632–1675).
Literatur des Barocks
Überblick
Die kunstgeschichtliche Stilbezeichnung Barock wurde auf die Literatur des 17. Jahrhunderts übertragen, also den Zeitraum zwischen Renaissance und Aufklärung. Es war in Deutschland die Zeit des Dreißigjährigen Krieges mit ihren Spannungen zwischen Lebensgier und Todesbangen, die Zeit des beginnenden Absolutismus mit ihrem Widerstreit zwischen bürgerlichem Standesbewusstsein und höfischer Kultur. Die Gespaltenheit des Lebensgefühls fand ihren Niederschlag in der deutschen Barock-Literatur: Die Gegensätzlichkeit zwischen Stil und Stoff führte oft zu schwülstiger und gespreizter Darstellungsweise und erweckt den Eindruck des Unharmonischen. Aus der Bedrohung seines seelischen und leiblichen Daseins suchte der Dichter nach eigenen Wegen, doch zeigt sich überall eine starke Abhängigkeit von den Strömungen der zeitgenössischen Literatur anderer Länder.
Höchste Vollendung erreichte die Barockliteratur in den Werken der Spanier Miguel de Cervantes (1547–1616), Lope de Vega (1562–1635) und Pedro Calderón de la Barca (1600–1681), während in Frankreich bereits die strengen klassischen Formen eines Pierre Corneille (1606–1684), Jean Racine (1639–1699) und Molière (1622–1673) herrschten. Die einflussreichsten Beiträge zur europäischen Barockliteratur lieferte der spanische Gongorismus, der italienische Marinismus und auch der englische Euphuismus, alles Schwulststile, die ihre Namen dem spanischen Dichter Luis de Góngora (1561–1627), dem Italiener Giambattista Marino (1569–1625) und dem Roman „Euphues“ des Engländers John Lyly (1554–1606) verdanken.
In Weiterbildung der spanischen Amadisromane (Titelheld von Ritter- und Abenteuerromanen) fanden in Deutschland die vielbändigen höfischen Romane des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (1633–1714) und von Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683) weite Verbreitung. In zeitlose Höhe aber ragt einzig Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausens „Der abenteuerliche Simplicissimus“.
In der Lyrik zeigen sich die gegensätzlichen Grundzüge des zwischen mystischer Religiosität und Lebenslust schwankenden Lebensgefühls am stärksten. Gelehrsamkeit steht neben innigem Erlebniston, zierliche Galanterie neben üppiger Phantastik bei dem tonangebenden und häufig nachgeahmten Martin Opitz (1597–1639), bei Andreas Gryphius (1616–1664), Lohenstein, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616–1679), Paul Fleming (1609–1640), Simon Dach (1605–1659), Friedrich Spee von Langenfeld (1591–1635) und Georg Philipp Harsdörffer (1607–1658). Hierhin gehören auch die Reimsprüche von Friedrich von Logau (Pseudonym: Salomon von Golaw; 1604–1655).
Deutsche Barockliteratur: Vertreter (Auswahl)
Johann Valentin Andreae (1586–1654)
Jakob Bidermann (1578–1639)
Sigmund von Birken (1626–1681)
Jakob Böhme (1575–1624)
Anton Ulrich von Braunschweig (1633–1714)
Paul Fleming (1609–1640)
Paul Gerhardt (1607–1676)
Catharina Regina von Greiffenberg (1633–1694)
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1622–1676)
Andreas Gryphius (1616–1664)
Georg Philipp Harsdörffer (1607–1658)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616–1679)
Friedrich Spee von Langenfeld (1591–1635)
Friedrich Freiherr von Logau (1604–1655)
Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683)
Johann Michael Moscherosch (1601–1669)
Martin Opitz (1597–1639)
Johann Rist (1607–1667)
Justus Georg Schottelius (1612–1676)
Angelus Silesius (Johann Scheffler) (1624–1677)
Georg Rudolf Weckherlin (1584–1653)
Christian Weise (1642–1708)
Diederich von dem Werder (1584–1657)
Philipp von Zesen (1619–1689)
Musik
Einordnung
Zeitlich wird die Barockmusik meist in die allgemeinen Kunstepochen des Barocks eingeordnet. Für die musikalische Epoche wurden zunächst die Schaffenszeit Monteverdis am Anfang des 17. Jahrhunderts als Beginn sowie der Tod Johann Sebastian Bachs 1750 als Ende angesehen. Die Musik des Barocks folgte demnach auf die Renaissance und wurde von der Wiener Klassik abgelöst. Der Frühbarock stand stark unter italienischen Einflüssen, während der Hochbarock vor allem von französischer Musik dominiert wurde. In diesen Phasen sind größere regionale Unterschiede in der zeitlichen Abfolge der Entwicklung erkennbar. So dominierte in Frankreich die Tanzbegeisterung am Hof Ludwig XIV. die Musik, während Deutschland vor allem durch Orgelmusik geprägt war. Die verschiedenen Stile der Länder näherten sich dann im Spätbarock immer weiter aneinander an.
Merkmale
Die Musik des Barocks trägt die gleichen Züge, die alle Lebensbereiche des Zeitalters kennzeichnen. Mit den modernen Tonarten Dur und Moll, aus den zahlreichen Kirchentonarten erwachsen, schuf sie sich die Möglichkeit, Gegensätze und Spannungen auszudrücken. Nicht mehr das in sich beruhigte Beieinander, sondern das Gegeneinander leidenschaftlicher Bewegtheit und aus diesem sich erhebend der Gewinn der höheren Einheit wurde zum Ziel der musikalischen Entwicklung. Dies erklärt die Hinwendung zum monodischen Stil, instrumental begleiteten Einzelgesang im Gegensatz zur chorischen Polyphonie.
Zugleich entstand eine ganz neue Art des Hörens. Nur die obere (Diskant) und die untere Stimme (Bass) wurden notiert, während die ganze Fülle der Mittelstimmen der Improvisation, das heißt dem Umspielen der Melodie, überlassen blieb. Diese Art des Musizierens wird als Generalbassspiel bezeichnet, weshalb man die Musik des Barocks vielfach auch die des Generalbass-Zeitalters nennt. Die verwendeten Bassinstrumente waren Cembalo, Laute oder Theorbe, aber auch Fagott und Cello. Weitere wichtige Musikinstrumente im Barock sind die Orgel und barocke Versionen der noch heute bekannten Streich- und Holzblasinstrumente. Diese klangen leiser und weicher als die heutigen Formen und entsprachen damit dem vorherrschenden Ideal möglichst ähnlich der menschlichen Stimme zu klingen.
Typische Formen der Barockmusik sind die Oper, die Kantate, das Oratorium, die Fuge, die Suite, die Sonate. Zum Wesen der Barockmusik gehört, dass sie Einzelteile zu einem größeren Ganzen vereinigt. So werden Tänze zu Suiten (französisch suite, „Folge“) zusammengefasst, Lieder und Chöre zu Kantaten (italienisch cantata, „Singstück“). Am großartigsten verwirklichte sich das Zusammenspiel der Künste in der Oper mit ihrer Einheit aus Wort, Musik, Handlung und Bühnenbild.
Wichtige Barockkomponisten
Mit Hans Leo Haßler (1564–1612), Michael Praetorius, (1571–1621), Johann Hermann Schein (1586–1630), Samuel Scheidt (1587–1654) und Heinrich Schütz (1585–1672) zieht die Größe des protestantischen Barocks herauf. Von ihnen und dem Niederländer Jan Pieterszoon Sweelinck (1562–1621), dem Italiener Girolamo Frescobaldi (1583–1643), dem Nürnberger Johann Pachelbel (1653–1706) empfing die Orgelkunst gewaltige Antriebe. Als größter dieser Meister darf der Lehrer Johann Sebastian Bachs, der Lübecker Organist Dietrich Buxtehude (1637–1707), gelten. Ebenso uneingeschränkte Gültigkeit für die Gegenwart haben die Instrumentalschöpfungen des Italieners Arcangelo Corelli (1653–1713), der stark auf Händel und Bach wirkte. Englands erster Meister des 17. Jahrhunderts war Henry Purcell (1659–1695). Was auf dem Gebiet der Oper Claudio Monteverdi (1567–1643) in Italien leistete, das bedeutete für Deutschland Heinrich Schütz, dessen „Dafne“ (1627) leider verloren ging. Von Monteverdi führt dann die Entwicklung über die Neapolitaner Alessandro Stradella (1639–1682) und Alessandro Scarlatti (1660–1725), über die Franzosen Jean-Baptiste Lully (1632–1687), François Couperin, Le Grand (1668–1733), Jean-Philippe Rameau (1683–1764) und den Italiener Giovanni Battista Pergolesi (1710–1736) zu Christoph Willibald Gluck (1714–1787) und seiner Opernreform.
Ihren krönenden Abschluss findet die Barockmusik mit Johann Sebastian Bach (1685–1750) und Georg Friedrich Händel (1685–1759). In ihren Persönlichkeiten laufen alle musikalischen Bestrebungen der Zeit zusammen und gewinnen höchst persönlichen Ausdruck. Im Umkreis von Bach und Händel stehen Meister wie Antonio Vivaldi (1678–1741) in Italien, Johann Adolph Hasse (1699–1783) in Dresden, Georg Philipp Telemann (1681–1767) in Hamburg. Einige der Bach-Söhne und viele andere gehören schon nicht mehr unmittelbar dem Barock an, sondern bilden den Übergang des sogenannten galanten und empfindsamen Stils zur Klassik Haydns und Mozarts.
Liste der Barockkomponisten (Auswahl)
Tomaso Albinoni (1671–1750)
John Blow (1649–1708)
Joseph Bodin de Boismortier (1689–1755)
Juan Cabanilles (1644–1712)
Robert Cambert (1628–1677)
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Dieterich Buxtehude (1637–1707)
Thomas Chilcot (1700–1766)
Jeremiah Clarke (1674–1707)
Arcangelo Corelli (1653–1713)
François Couperin (1668–1733)
William Croft (1678–1727)
Francesco Durante (1684–1755)
Jacob van Eyck (1590–1657)
Johann Friedrich Fasch (1688–1758)
Thomas Ford (1580–1648)
Friedrich II., der Große (1712–1786)
Johann Joseph Fux (1660–1741)
Johann Ernst Galliard (1687–1749)
Baldassare Galuppi (1706–1785)
Denis Gaultier (1603–1672)
Élisabeth Jacquet de La Guerre (1665–1729)
Georg Friedrich Händel (1685–1759)
John Hilton (1599–1657)
Henry Holcombe (1693–1750)
Jacques-Martin Hotteterre (1674–1763)
Jean-Baptiste Lully (1632–1687)
Alessandro Marcello (1669–1747)
John Milton (1563–1647)
Georg Matthias Monn (1717–1750)
George Monro (1680–1731)
Jean-Joseph Mouret (1682–1738)
Antonio Maria Pacchioni (1654–1738)
Johann Pachelbel (1653–1706)
Pietro Domenico Paradisi (1707–1791)
Johann Christoph Pepusch (1667–1752)
Giovanni Battista Pergolesi (1710–1736)
Giacomo Antonio Perti (1661–1756)
Giuseppe Ottavio Pitoni (1657–1743)
Giovanni Benedetto Platti (1690–1763)
John Playford (1657–1707)
Michael Praetorius (1571–1621)
Daniel Purcell (1660–1717)
Edward Purcell (1689–1740)
Henry Purcell (1659–1695)
Johann Joachim Quantz (1697–1773)
Jean-Philippe Rameau (1683–1764)
Franz Xaver Richter (1709–1789)
Jean-Jacques Rousseau (1712–1778)
Domenico Scarlatti (1685–1757)
Antonio Soler (1729–1783)
Meinrad Spieß (1683–1761)
John Stanley (1713–1783)
Alessandro Stradella (1639–1682)
Barbara Strozzi (1619–1677)
Georg Philipp Telemann (1681–1767)
Francesco Antonio Vallotti (1697–1780)
Antonio Vivaldi (1678–1741)
Jan Zach (1699–1773)
Domenico Zipoli (1688–1726)
Weiter geht es in Teil 2
Stift Melk
Der betlehemitische Kindermord von Peter Paul Rubens
Gianlorenzo Bernini: Verzückung der Heiligen Theresa, Kirche Santa Maria della Vittoria
Wortherkunft und -bedeutung
Im Deutschen sagt man der Barock ebenso wie das Barock, mit ungefähr gleicher Häufigkeit. Der Genitiv lautet des Barocks.
Sprachgeschichtlich war das Adjektiv barock zuerst da (im Deutschen im 18. Jahrhundert), dann das Substantiv Barock (im 19. Jahrhundert). Das Wort entstammt der portugiesischen Sprache, in der unregelmäßig geformte Perlen als barroco bezeichnet wurden, d. h. „schief“ oder „ungleichmäßig“. Über das Italienische (barocco) und das Französische (baroque) gelangte das Adjektiv ins Deutsche.[3] Der Begriff wurde im französischen Raum zuerst abwertend im Sinne von „merkwürdig“ für Kunstformen gebraucht, die nicht dem vorherrschenden Geschmack entsprachen. Wesentliches Gestaltungselement des Barocks und Rokokos ist der Stuck (siehe auch Stuckateur).
Seit 1855 wurde der Begriff von Jacob Burckhardt in seinem Werk Cicerone mit positiver Bedeutung benutzt und Ende der 1880er Jahre als wissenschaftliche Zeitbestimmung in den Sprachgebrauch eingeführt.[4] Von der bildenden Kunst wurde der Begriff dann auf die Musik und Literatur der Zeit übertragen und wird heute als allgemeiner historischer Epochenbegriff verwendet,[5] auch über den Bereich der Kunst hinausgehend. Die Bedeutungserweiterung ist auch daran erkennbar, dass sich das Wort Barock auf ganz verschiedene Erscheinungen des Barockzeitalters beziehen kann, etwa auf barocke Ornamente, den barocken Landschaftsbau oder das barocke Lebensgefühl.
Charakterisierung
Karlsruher Stadtansicht von 1721
Ein charakteristisches Kennzeichen des Barocks ist die Tendenz, die Grenzen zwischen den einzelnen Kunstgattungen, Architektur, Skulptur und Malerei, zu verwischen. Der Barockstil löst die auf Einheit und Ruhe hinzielende, klar gegliederte Kunst der Renaissance ab. Er übernahm zum einen deren Formelemente, präsentierte sie aber häufig in übersteigernder Weise. Weitere Aspekte waren ein Streben nach Reichtum und Bewegtheit im Ausdruck.
Es ist die Zeit der Gegenreformation, der Machtsteigerung und zunehmenden Unabhängigkeit der Fürsten, des Absolutismus. Für die römisch-katholische Kirche galt es, die Gläubigen festzuhalten oder zurückzugewinnen, ihre Augen durch die Entfaltung von Prunk und Pracht zu fesseln. So wurde den Barockkünstlern weiterhin die Errichtung und Ausgestaltung von Kirchen und Palästen als Aufgabe übertragen. Der Hauptanteil der kirchlichen Barockkunst findet sich so in den katholischen Gebieten. Auch die regierenden Fürsten benutzten die Barockkunst, um ihren Reichtum und ihre Macht zu zeigen. Sie waren bestrebt, sich gegenseitig an Prachtentfaltung zu übertreffen. Versailles, das Prunkschloss Ludwig XIV., wurde das Vorbild für eine Vielzahl von Schlossbauten, deren Bedeutung häufig durch die geometrisch gestalteten Garten- und Stadtanlagen (z. B. Mannheim, Karlsruhe) unterstrichen wurde.
Während Spätgotik und Renaissance einander als Gegensatz gegenüberstehen, wuchs das Charakteristische des Barocks aus der Renaissance erst allmählich heraus. Die beiden Epochen sind sich nicht fremd, sondern verwandt. Da das Barockzeitalter nahezu zweihundert Jahre umfasst, ist es kaum möglich, eine Charakteristik zu finden, die auf alle Werke zutrifft.
Die kunstgeschichtliche Spätphase des Barocks, das Rokoko (in Deutschland ca. 1730–1770), wird häufig als eigener Stil bezeichnet. Während im Barock die Symmetrie typisch ist, wird im Rokoko zunehmend die Asymmetrie betont.
Bildende Kunst
Baukunst
Ihren stärksten Ausdruck fand die Barockkunst in der Architektur. Alle strengen Ordnungen der Renaissance werden aufgelöst; schwingende, konkave und konvexe Formen, Kuppeln, Säulengruppen, Giebel und Fensterbekrönungen mit reichem ornamentalem Schmuck rufen in dem Betrachter den Eindruck von Kraft und Bewegung hervor und bewirken eine Steigerung aller Wirkungen. Dabei ordnen sich die Einzelformen dem Gesamtkunstwerk unter, Lichteffekte werden genutzt, und auch Malerei, Skulptur und Plastik sind in den architektonischen Rahmen einbezogen. Für den barocken Kirchenbau ist unter anderem eine symbolisch mystifizierende Lichtführung charakteristisch. Die damit angestrebte Wirkung ist eng mit dem Wunsch der Gegenreformation verbunden, die Menschen auch durch bauliche Beeindruckung von der Herrlichkeit Gottes und der katholischen Kirche zu überzeugen.
Il Gesù, Rom (1568-84)
Ursprung in Italien
In Anlehnung an die Werke der Spätrenaissance und des Manierismus entwickelte sich der neue Baustil zuerst in Italien. In Rom schuf Giacomo Barozzi da Vignola (1507–1573) mit seiner Kirche Il Gesù, einem tonnengewölbten Längsbau, bereits im späten 16. Jahrhundert den Haupttypus der Barockkirche. Das hier entworfene Raumprinzip (Verschmelzung von Langbau und zentraler Kuppel-Vierung) gehört neben der von Michelangelo entwickelten Kolossalordnung (Konservatorenpalast) zu den wichtigsten Merkmalen barocker Architektur. Unter wesentlicher Beteiligung der Architekten Gian Lorenzo Bernini (1598–1680) und Francesco Borromini (1599–1667) entstanden im Zeitalter des Barocks allein in Rom mehr als 50 weitere Kirchen, wurden Plätze und Brunnen angelegt und das ganze Stadtbild umgestaltet. Großartige Verwirklichung des Barockideals wurde nach ihrer Vollendung die Peterskirche. Vornehmlich in Turin wirkte Guarino Guarini (1624–1683), in Venedig Baldassare Longhena (1598–1682), der Schöpfer der Kirche Santa Maria della Salute.
Ausbreitung in Europa
In Frankreich erhielt der Barockstil eine ruhigere Prägung. Hingegen zeigen die englische und die niederländische Baukunst der Zeit strengere Formen, etwa in der Architektur des Palladianismus und eines Inigo Jones, Pieter Post oder Jacob van Campen, die zum Frühklassizismus überleiten. In Deutschland begann nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges eine rege Bautätigkeit. Dabei entstanden (vor allem im Süden Deutschlands) prunkvolle, barocke Kirchenbauten, Schlösser und Adelshäuser in vielen Städten. In München entstand als erste im Stil des italienischen Spätbarock erbaute Kirche nördlich der Alpen die Theatinerkirche St. Kajetan. Berühmte barocke Kloster- und Wallfahrtskirchen sind ferner Kloster Banz und die Basilika Vierzehnheiligen, die Wallfahrtskirche Birnau, Kloster Ottobeuren, Kloster Disentis und die Wieskirche. Andreas Schlüter (1660–1714) schuf in Berlin das Berliner Stadtschloss und das Zeughaus Berlin, Matthäus Daniel Pöppelmann (1662–1736) den Zwinger in Dresden. Im Thüringer Raum, vor allem in Weimar, wurde Gottfried Heinrich Krohne (1703–1756) im Barock und Spätbarock mit Bauten wie dem Eisenacher Stadtschloss tonangebend. In Süddeutschland wirkten die großen Baumeister Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723), Johann Dientzenhofer (1665–1726) und seine Brüder, Johann Balthasar Neumann (1687–1753) und Dominikus Zimmermann (1685–1766). Für die Gestaltung waren die Stukkateure der Wessobrunner Schule bedeutend, bekannteste Künstler sind Johann Baptist und Dominikus Zimmermann oder der Schöpfer des Honigschleckers, der Bildhauer und Stuckateur Joseph Anton Feuchtmayer.
Stilistische Entwicklung
Die Kunst des Barocks entwickelte sich von Italien ausgehend über ganz Europa und wurde bis in die Kolonien der Neuen Welt hineingetragen. Ein Studium in Italien war für fast jeden großen Baumeister dieser Epoche die Regel. Die Architekten des Barocks reisten oft quer durch Europa und brachten dadurch ihre Ideen und Anregungen mit. So führten seine Aufträge Filippo Juvarra von Mailand nach Madrid und Andreas Schlüter reiste nach Italien und arbeitete anschließend in Preußen und in Russland.
Anders als die Renaissance, die in Nordeuropa mit zum Teil völlig anderen Stilmitteln als in Italien interpretiert wurde (vgl. zum Beispiel Nordische Renaissance), wurde nun ein dem Vorbild relativ ähnlicher Stil entwickelt, aber künstlerisch immer wieder neu abgewandelt. Dabei wurden in unterschiedlichen Regionen Europas ganz eigene stilistische Richtungen des Barocks zum Ausdruck gebracht. Diese können annähernd, aber nicht umfassend, in einen katholisch geprägten südeuropäischen Barock und einen protestantisch geprägten nordeuropäischen Barock separiert werden.
Frankreich nahm als erstes Land die neuen Strömungen auf, doch wurde der schwungvolle „römische“ Stil hier strenger umgesetzt. Auch England übernahm die neue Kunstrichtung, der Übergang vom Palladianismus zum Barock und dem anschließenden Klassizismus geschah hier allerdings fließend und weitgehend ohne die verspielten Bauformen, die in den habsburgischen Ländern typisch wurden. Die in Frankreich und England vorherrschende ernste Ausprägung des Stils wird daher als klassizistischer Barock bezeichnet. Als Beispiele können die Ostfassade des Louvres, der Invalidendom in Paris oder die Londoner St. Pauls-Kathedrale genannt werden.
In Teilen Spaniens und seiner Kolonien folgte auf den nüchternen Renaissancestil des Desornamentado ein überladener, wuchernder Barock, den man als Churriguerismus bezeichnet und der vor allem im Sakralbau Verwendung fand. Als bekanntestes Beispiel findet sich hier die Fassade der Kathedrale von Santiago de Compostela. Bauten dieses Stils wurden auch in Lateinamerika errichtet.
Im katholischen Süden Deutschlands und in den habsburgisch regierten Ländern wie Österreich mit Böhmen entfaltete sich das Barock zu einer heiteren, bewegten Variante, wie sie beispielhaft am Wiener Schloss Belvedere oder am Stift Melk zu finden sind. Eine ähnliche Richtung nahm das Barock in Russland, wo kräftige Farbakzentuierungen und üppiger Schmuck vorherrschten, wie am Petersburger Winterpalast.
Im protestantischen Nordeuropa wurde dagegen ein eher nüchterner Weg eingeschlagen, der sich beispielhaft am Stockholmer Schloss darstellt. Dass die Kunst des Barocks vor allem auch ein Ausdrucksmittel zur Selbstverherrlichung der absolutistischen Fürsten war, wird durch die Dresdner Variante dieses Stils deutlich.
Architekten und ihre Bauwerke (Auswahl)
Juan Gómez de Mora: Plaza Mayor in Madrid, ab 1617
Salomon de Brosse: Palais du Luxembourg in Paris, 1621–1662
Carlo Maderno, Francesco Borromini und Gian Lorenzo Bernini: Palazzo Barberini in Rom, 1625–1633
Christopher Wren: Saint Paul’s Cathedral in London, 1632–1723
Francesco Borromini: San Carlo alle Quattro Fontane in Rom, 1634–1667
Baldassare Longhena: Palazzo Pesaro in Venedig, ab 1650
Jules Hardouin-Mansart: Dôme des Invalides in Paris, 1676–1706
Louis Le Vau, Charles Lebrun und Jules Hardouin-Mansart: Schloss Versailles in Versailles, 1678–1684
Andrea Gallasini: Barocke Kleinresidenz Bartenstein (Schrozberg) mit Schloss (kleinste planmäßig angelegte Residenz Deutschlands), 1680–1766
Matthäus Daniel Pöppelmann: Dresdner Zwinger, 1710–1719
Johann Bernhard Fischer von Erlach: Wiener Karlskirche, ab 1715
Balthasar Neumann: Würzburger Residenz, 1719–1780 und Schloss Augustusburg (Treppenhaus), 1740–1746
Johann Lucas von Hildebrandt: Schloss Belvedere in Wien, ab 1720
Peter Thumb: Wallfahrtskirche Birnau, 1746–1749
Bartolomeo Francesco Rastrelli: Winterpalast in Sankt Petersburg, ab 1754
Skulptur
Skulptur und Plastik gehören im Barock wesentlich zur Ausstattung eines Bauwerks oder einer Parkanlage – als Fortsetzung der Architektur mit anderen Mitteln oder, soweit es frei stehende Figuren sind, indem sie durch Gebärdensprache und Bewegungstendenzen in den Raum einbezogen sind. Der Bewegungsreichtum und das vorausberechnete Spiel von Licht und Schatten geben den Bildwerken ihre verblüffende Lebendigkeit und Ausdrucksstärke. In Italien war es wiederum Bernini, der die Barockbildnerei zu höchsten Entfaltung brachte. Wesentliche Beiträge in Deutschland leisteten Schlüter, Balthasar Permoser (1651–1732), Ignaz Günther (1725–1775) und Egid Quirin Asam (1692–1750), in Österreich Georg Raphael Donner (1693–1741).
Malerei
In Form von Wand- und Deckengemälden wurde die Malerei als Gesamtkunstwerk in die Architektur einbezogen. Neben den Wand- und Deckenmalereien fand auch weiterhin die Tafelmalerei Praxis.
Durch perspektivische Verkürzungen erreichte man außerordentliche Tiefenwirkungen und weitete auf diese Weise die Räume illusionistisch aus. Ein bewegungsreicher Figurenstil, kontraststarke Farben und die Betonung von Licht und Schatten sind für die Malerei des Barocks kennzeichnend. Die Malweise findet sich auch in Theaterdekorationen wieder. Hauptthemen waren die Darstellung des Göttlichen und Profanen (Weltlichen), Historienbilder und die Mythen der Antike.
In der Malerei des Barocks gingen die Anregungen von Italien aus. Die Gebrüder Agostino (1557–1602) und Annibale Carracci (1560–1609), Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571–1610), Guido Reni (1575–1642) und der auch in Deutschland wirkende Giovanni Battista Tiepolo (1696–1770) waren dort die Hauptmeister.
In Spanien wirkten El Greco (1541–1614), Diego Velázquez (1599–1660) und Bartolomé Esteban Murillo (1618–1682), in Frankreich Nicolas Poussin (1594–1665) und Claude Lorrain (1600–1682), in Deutschland Adam Elsheimer (1578–1610), Cosmas Damian Asam (1686–1739), Johannes Zick (1702–1762) und dessen Sohn Januarius (1730–1797), Joseph Wannenmacher (1722–1780) und in Tirol Stephan Kessler (1622–1700).
Eine herausragende Stellung innerhalb der Barockmalerei nimmt die niederländische Malerei ein. Deren wichtigste Vertreter sind im flämischen Raum Peter Paul Rubens (1577–1640) und in Holland Rembrandt (1606–1669) und Vermeer (1632–1675).
Literatur des Barocks
Überblick
Die kunstgeschichtliche Stilbezeichnung Barock wurde auf die Literatur des 17. Jahrhunderts übertragen, also den Zeitraum zwischen Renaissance und Aufklärung. Es war in Deutschland die Zeit des Dreißigjährigen Krieges mit ihren Spannungen zwischen Lebensgier und Todesbangen, die Zeit des beginnenden Absolutismus mit ihrem Widerstreit zwischen bürgerlichem Standesbewusstsein und höfischer Kultur. Die Gespaltenheit des Lebensgefühls fand ihren Niederschlag in der deutschen Barock-Literatur: Die Gegensätzlichkeit zwischen Stil und Stoff führte oft zu schwülstiger und gespreizter Darstellungsweise und erweckt den Eindruck des Unharmonischen. Aus der Bedrohung seines seelischen und leiblichen Daseins suchte der Dichter nach eigenen Wegen, doch zeigt sich überall eine starke Abhängigkeit von den Strömungen der zeitgenössischen Literatur anderer Länder.
Höchste Vollendung erreichte die Barockliteratur in den Werken der Spanier Miguel de Cervantes (1547–1616), Lope de Vega (1562–1635) und Pedro Calderón de la Barca (1600–1681), während in Frankreich bereits die strengen klassischen Formen eines Pierre Corneille (1606–1684), Jean Racine (1639–1699) und Molière (1622–1673) herrschten. Die einflussreichsten Beiträge zur europäischen Barockliteratur lieferte der spanische Gongorismus, der italienische Marinismus und auch der englische Euphuismus, alles Schwulststile, die ihre Namen dem spanischen Dichter Luis de Góngora (1561–1627), dem Italiener Giambattista Marino (1569–1625) und dem Roman „Euphues“ des Engländers John Lyly (1554–1606) verdanken.
In Weiterbildung der spanischen Amadisromane (Titelheld von Ritter- und Abenteuerromanen) fanden in Deutschland die vielbändigen höfischen Romane des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (1633–1714) und von Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683) weite Verbreitung. In zeitlose Höhe aber ragt einzig Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausens „Der abenteuerliche Simplicissimus“.
In der Lyrik zeigen sich die gegensätzlichen Grundzüge des zwischen mystischer Religiosität und Lebenslust schwankenden Lebensgefühls am stärksten. Gelehrsamkeit steht neben innigem Erlebniston, zierliche Galanterie neben üppiger Phantastik bei dem tonangebenden und häufig nachgeahmten Martin Opitz (1597–1639), bei Andreas Gryphius (1616–1664), Lohenstein, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616–1679), Paul Fleming (1609–1640), Simon Dach (1605–1659), Friedrich Spee von Langenfeld (1591–1635) und Georg Philipp Harsdörffer (1607–1658). Hierhin gehören auch die Reimsprüche von Friedrich von Logau (Pseudonym: Salomon von Golaw; 1604–1655).
Deutsche Barockliteratur: Vertreter (Auswahl)
Johann Valentin Andreae (1586–1654)
Jakob Bidermann (1578–1639)
Sigmund von Birken (1626–1681)
Jakob Böhme (1575–1624)
Anton Ulrich von Braunschweig (1633–1714)
Paul Fleming (1609–1640)
Paul Gerhardt (1607–1676)
Catharina Regina von Greiffenberg (1633–1694)
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1622–1676)
Andreas Gryphius (1616–1664)
Georg Philipp Harsdörffer (1607–1658)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616–1679)
Friedrich Spee von Langenfeld (1591–1635)
Friedrich Freiherr von Logau (1604–1655)
Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683)
Johann Michael Moscherosch (1601–1669)
Martin Opitz (1597–1639)
Johann Rist (1607–1667)
Justus Georg Schottelius (1612–1676)
Angelus Silesius (Johann Scheffler) (1624–1677)
Georg Rudolf Weckherlin (1584–1653)
Christian Weise (1642–1708)
Diederich von dem Werder (1584–1657)
Philipp von Zesen (1619–1689)
Musik
Einordnung
Zeitlich wird die Barockmusik meist in die allgemeinen Kunstepochen des Barocks eingeordnet. Für die musikalische Epoche wurden zunächst die Schaffenszeit Monteverdis am Anfang des 17. Jahrhunderts als Beginn sowie der Tod Johann Sebastian Bachs 1750 als Ende angesehen. Die Musik des Barocks folgte demnach auf die Renaissance und wurde von der Wiener Klassik abgelöst. Der Frühbarock stand stark unter italienischen Einflüssen, während der Hochbarock vor allem von französischer Musik dominiert wurde. In diesen Phasen sind größere regionale Unterschiede in der zeitlichen Abfolge der Entwicklung erkennbar. So dominierte in Frankreich die Tanzbegeisterung am Hof Ludwig XIV. die Musik, während Deutschland vor allem durch Orgelmusik geprägt war. Die verschiedenen Stile der Länder näherten sich dann im Spätbarock immer weiter aneinander an.
Merkmale
Die Musik des Barocks trägt die gleichen Züge, die alle Lebensbereiche des Zeitalters kennzeichnen. Mit den modernen Tonarten Dur und Moll, aus den zahlreichen Kirchentonarten erwachsen, schuf sie sich die Möglichkeit, Gegensätze und Spannungen auszudrücken. Nicht mehr das in sich beruhigte Beieinander, sondern das Gegeneinander leidenschaftlicher Bewegtheit und aus diesem sich erhebend der Gewinn der höheren Einheit wurde zum Ziel der musikalischen Entwicklung. Dies erklärt die Hinwendung zum monodischen Stil, instrumental begleiteten Einzelgesang im Gegensatz zur chorischen Polyphonie.
Zugleich entstand eine ganz neue Art des Hörens. Nur die obere (Diskant) und die untere Stimme (Bass) wurden notiert, während die ganze Fülle der Mittelstimmen der Improvisation, das heißt dem Umspielen der Melodie, überlassen blieb. Diese Art des Musizierens wird als Generalbassspiel bezeichnet, weshalb man die Musik des Barocks vielfach auch die des Generalbass-Zeitalters nennt. Die verwendeten Bassinstrumente waren Cembalo, Laute oder Theorbe, aber auch Fagott und Cello. Weitere wichtige Musikinstrumente im Barock sind die Orgel und barocke Versionen der noch heute bekannten Streich- und Holzblasinstrumente. Diese klangen leiser und weicher als die heutigen Formen und entsprachen damit dem vorherrschenden Ideal möglichst ähnlich der menschlichen Stimme zu klingen.
Typische Formen der Barockmusik sind die Oper, die Kantate, das Oratorium, die Fuge, die Suite, die Sonate. Zum Wesen der Barockmusik gehört, dass sie Einzelteile zu einem größeren Ganzen vereinigt. So werden Tänze zu Suiten (französisch suite, „Folge“) zusammengefasst, Lieder und Chöre zu Kantaten (italienisch cantata, „Singstück“). Am großartigsten verwirklichte sich das Zusammenspiel der Künste in der Oper mit ihrer Einheit aus Wort, Musik, Handlung und Bühnenbild.
Wichtige Barockkomponisten
Mit Hans Leo Haßler (1564–1612), Michael Praetorius, (1571–1621), Johann Hermann Schein (1586–1630), Samuel Scheidt (1587–1654) und Heinrich Schütz (1585–1672) zieht die Größe des protestantischen Barocks herauf. Von ihnen und dem Niederländer Jan Pieterszoon Sweelinck (1562–1621), dem Italiener Girolamo Frescobaldi (1583–1643), dem Nürnberger Johann Pachelbel (1653–1706) empfing die Orgelkunst gewaltige Antriebe. Als größter dieser Meister darf der Lehrer Johann Sebastian Bachs, der Lübecker Organist Dietrich Buxtehude (1637–1707), gelten. Ebenso uneingeschränkte Gültigkeit für die Gegenwart haben die Instrumentalschöpfungen des Italieners Arcangelo Corelli (1653–1713), der stark auf Händel und Bach wirkte. Englands erster Meister des 17. Jahrhunderts war Henry Purcell (1659–1695). Was auf dem Gebiet der Oper Claudio Monteverdi (1567–1643) in Italien leistete, das bedeutete für Deutschland Heinrich Schütz, dessen „Dafne“ (1627) leider verloren ging. Von Monteverdi führt dann die Entwicklung über die Neapolitaner Alessandro Stradella (1639–1682) und Alessandro Scarlatti (1660–1725), über die Franzosen Jean-Baptiste Lully (1632–1687), François Couperin, Le Grand (1668–1733), Jean-Philippe Rameau (1683–1764) und den Italiener Giovanni Battista Pergolesi (1710–1736) zu Christoph Willibald Gluck (1714–1787) und seiner Opernreform.
Ihren krönenden Abschluss findet die Barockmusik mit Johann Sebastian Bach (1685–1750) und Georg Friedrich Händel (1685–1759). In ihren Persönlichkeiten laufen alle musikalischen Bestrebungen der Zeit zusammen und gewinnen höchst persönlichen Ausdruck. Im Umkreis von Bach und Händel stehen Meister wie Antonio Vivaldi (1678–1741) in Italien, Johann Adolph Hasse (1699–1783) in Dresden, Georg Philipp Telemann (1681–1767) in Hamburg. Einige der Bach-Söhne und viele andere gehören schon nicht mehr unmittelbar dem Barock an, sondern bilden den Übergang des sogenannten galanten und empfindsamen Stils zur Klassik Haydns und Mozarts.
Liste der Barockkomponisten (Auswahl)
Tomaso Albinoni (1671–1750)
John Blow (1649–1708)
Joseph Bodin de Boismortier (1689–1755)
Juan Cabanilles (1644–1712)
Robert Cambert (1628–1677)
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Dieterich Buxtehude (1637–1707)
Thomas Chilcot (1700–1766)
Jeremiah Clarke (1674–1707)
Arcangelo Corelli (1653–1713)
François Couperin (1668–1733)
William Croft (1678–1727)
Francesco Durante (1684–1755)
Jacob van Eyck (1590–1657)
Johann Friedrich Fasch (1688–1758)
Thomas Ford (1580–1648)
Friedrich II., der Große (1712–1786)
Johann Joseph Fux (1660–1741)
Johann Ernst Galliard (1687–1749)
Baldassare Galuppi (1706–1785)
Denis Gaultier (1603–1672)
Élisabeth Jacquet de La Guerre (1665–1729)
Georg Friedrich Händel (1685–1759)
John Hilton (1599–1657)
Henry Holcombe (1693–1750)
Jacques-Martin Hotteterre (1674–1763)
Jean-Baptiste Lully (1632–1687)
Alessandro Marcello (1669–1747)
John Milton (1563–1647)
Georg Matthias Monn (1717–1750)
George Monro (1680–1731)
Jean-Joseph Mouret (1682–1738)
Antonio Maria Pacchioni (1654–1738)
Johann Pachelbel (1653–1706)
Pietro Domenico Paradisi (1707–1791)
Johann Christoph Pepusch (1667–1752)
Giovanni Battista Pergolesi (1710–1736)
Giacomo Antonio Perti (1661–1756)
Giuseppe Ottavio Pitoni (1657–1743)
Giovanni Benedetto Platti (1690–1763)
John Playford (1657–1707)
Michael Praetorius (1571–1621)
Daniel Purcell (1660–1717)
Edward Purcell (1689–1740)
Henry Purcell (1659–1695)
Johann Joachim Quantz (1697–1773)
Jean-Philippe Rameau (1683–1764)
Franz Xaver Richter (1709–1789)
Jean-Jacques Rousseau (1712–1778)
Domenico Scarlatti (1685–1757)
Antonio Soler (1729–1783)
Meinrad Spieß (1683–1761)
John Stanley (1713–1783)
Alessandro Stradella (1639–1682)
Barbara Strozzi (1619–1677)
Georg Philipp Telemann (1681–1767)
Francesco Antonio Vallotti (1697–1780)
Antonio Vivaldi (1678–1741)
Jan Zach (1699–1773)
Domenico Zipoli (1688–1726)
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Teil 2
Theater
Diego Rodríguez de Silva y Velázquez – Las Hilanderas, Ölgemälde um 1657
Szene aus einem Stück von Molière, Zeichnung von Jean-Michel Moreau
Das Theater entwickelt sich im Barocken Zeitalter und wird eine Multimediaerfahrung, mit dem gegenwärtigen architektonischen Raum anfangend. Während dieses Zeitalters wurden viele Theatermittel, die wir bis heute im gegenwärtigen Broadway oder kommerziellen Spielen sehen, erfunden und entwickelt. Die Bühne verwandelt sich von einem romantischen Garten in das Interieur eines Palasts innerhalb von Sekunden. Der sichtbare Bühnenraum wird durch einen Rahmen eingeschränkt, der den Zuschauern erlaubt, nur eine spezifische Handlung zu sehen und ganz in die Illusion einzutauchen. Diese Illusionswirkung unterstützend verbirgt der Rahmen auch größtenteils die Maschinerie und Technologie. Diese Technologie beeinflusst den Inhalt der erzählten oder aufgeführten Stücke. Zum Beispiel für die in vielen Stücken praktizierte Konfliktlösung durch den Deus ex Machina. Götter waren im Stande – wörtlich – vom Himmel herunterzukommen und den Helden aus seiner gefährlichen, sogar absurden Situation zu retten. Die Vorstellung von der Welt als Theaterbühne Theatrum mundi entstand im Barock.
In Italien entstandene Form des Theaters wird Commedia all´improvviso, Commedia a soggetto (Theater, bei dem der Text je nach Thema, das heißt einem Szenenbild oder «Entwurf», improvisiert wird) oder Commedia di zanni genannt. Die Commedia dell'arte bezeichnet zunächst ein Theater mit Berufsschauspielern und dann in weiterem Sinne eine Form des Schauspiels, dessen Repertoire (das nicht nur die improvisierte Komödie, sondern auch die Novelle, die Komödie, das Schäferspiel, die Tragikomödie, die klassische und literarische Tragödie und die Oper abdeckt) auf einer großen Anzahl von Entwürfen beruht, die von festen Personen interpretiert werden, die größtenteils Masken tragen. Die Commedia entfaltet sich von Mitte des 16. Jahrhunderts bis Ende des 18. Jahrhunderts. Die ersten Gruppen von Berufsschauspielern tauchen in Italien ab 1545 auf. Bis dahin wurden die Theateraufführungen im Rahmen von höfischen oder religiösen Feierlichkeiten veranstaltet, deren zufällige Darsteller zum Personal der Höfe oder zum Klerus gehörten.
Gartenbau
Seit der Zeit der Renaissance war der fürstliche Garten sowohl ein Ort der Vergnügungen als auch der Repräsentation. Hier zeigte sich der Sinn des Bauherrn für planmäßige Gestaltung, hier konnte der Bauherr Pracht und Luxus im Kleinen verwirklichen. Gartenkunst stand im Spannungsfeld von Geometrie und Planung einerseits, von höfischer Lustbarkeit und höfischer Mode andererseits.
André Le Nôtre (1613–1700) gilt als Begründer des französischen Gartenstils. Auch die Allgegenwart der antiken Mythologie gehörte zur Atmosphäre des Parks. So dienten ihre Gestalten mit dem Zusammenspiel der enormen Gartenfläche dazu, die Macht des Herrschers zu unterstreichen. In der Nachfolge der Gartenanlage Versailles entstanden zahlreiche entsprechende Anlagen in Europa, z. B. Schlosspark Nymphenburg, der Barockgarten Delitzsch, Schloss Vaux-le-Vicomte, Schloss Schönbrunn und der Große Garten in Hannover. André Le Nôtre, der Visionär, nutzte die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse von Optik und Perspektive für die Gartengestaltung. Zu seinen bedeutendsten Schülern gehörte Dominique Girard.
Natur- und aufkommende Gesellschaftsphilosophie
Im Barock wurden in Europa die Wissenschaften in ihrer heutigen Form geschaffen. Die Anstrengungen antirationalistisch orientierter Denker, beginnend mit Francis Bacon und Galileo Galilei, wandten sich gegen den auf dem Rationalismus fußenden Obskurantismus vornehmlich der katholischen Kirche. Mit dem Empirismus stellten sie einen Gegenentwurf zur rationalistischen Philosophie auf, die versuchte, die Welt anhand rein verstandlicher Kategorien zu erklären. Im Laufe des Barocks gelang es den Empirizisten, das rationalistische Weltbild nicht nur zu erschüttern, sondern unter ihrer Ägide umzuformen: Galileos Postulat einer heliozentrischen Welt konnte durch die Gesetze Isaac Newtons gestützt und neu interpretiert werden. Ihren größten Erfolg hatten die Empirizisten mit der Trennung der Wissenschaften von der Politik: Wissenschaftler hatten sich fortan nicht mehr an politischen Überlegungen oder Interventionen zu orientieren, die ihre Arbeit in den vorangegangenen Jahrhunderten behindert hatte.[6] Zur Legitimation dieser politischen Garantie wurde ein neues Menschen- und Naturbild herangezogen: Der Mensch wurde seit dem Ende des Barocks als handelndes Subjekt verstanden (Gesellschaftsvertrag), während die Natur aus passiven und lediglich reaktiven Objekten aufgebaut sein sollte, wie es der Mechanizismus postulierte.[7] Der vormals bedeutende Gott wurde aus der Welt entrückt und war fortan nur noch als Schöpfer oder in Streitfällen als Vermittler zwischen Natur und Mensch von Bedeutung. Dieser politische wie metaphysische Dualismus läutete damit zugleich das Ende des Barocks ein: Auf gesamtweltliche Harmonie zielende Philosophien wie die von Gottfried Wilhelm Leibniz wurden zugunsten des Empirismus zurückgedrängt.[8] Die Unabhängigkeit der Wissenschaften und die gleichzeitige Ermächtigung des Volkes zur ursprünglichen Quelle aller irdischen Macht beschnitt den Machtanspruch der absolutistischen Fürsten massiv. Die Entrückung Gottes in die Ferne und die Erklärung von Religion zur Privatsache legte schließlich die Grundlage für die geistige wie materielle Säkularisation des 19. Jahrhunderts.[9]
Wagenbaukunst
Im Barock wurde erstmals in Frankreich die Carrosse entwickelt, ein Glanzstück barocker Ingenieurskunst. Carosse kommt von carrozza und carro (ital.), was so viel heißt wie schwerer Wagen oder ins Deutsche übersetzt: Karosse.
Die Goldene Kutsche (Sondershausen)
Die große Staatskarosse in St. Petersburg
In der Entwicklung des Kutschenbaus stellt der Wagentyp Carrosse oder Karosse aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine wichtige Neuerung dar. Dieser Wagentyp entwickelte sich aus dem primitiven Kobel, dessen einfachen Kasten man verbesserte, indem man ihn mit einem festen Dach, Seitenwänden versah und ihn aufwändig kunstvoll ausschmückte. Um einen bequemen Einstieg zu gewährleisten, wurden die Türen tiefer als der Langbaum gesetzt, der auf diese Weise kaum noch erkennbar war. Am Aufbau des Fahrgestells selbst, insbesondere Langbaum und Aufhängung, wurden keine größeren Veränderungen vorgenommen. Durch den aufwändigen Prunk war die Karosse ein Staatswagen mit dem Status eines fahrenden Thrones. Dieser hing in vier Federn und besaß Vorder- und Rücksitz, sodass bis zu vier Personen darin Platz fanden. Nur besondere Pferde, die Carrossiers wurden vor diesen Wagentyp gespannt.
Ein spezieller Wagentyp war hierbei die grand carrosse, die große Prunkkarosse. Sie wurde hauptsächlich von bedeutenden Staatsoberhäuptern benutzt und diente meist als Krönungs- oder Repräsentations- und Galawagen. Heute gibt es global gesehen nur noch vier Exemplare dieses Typs. Diese Wagen sind die Stockholmer „Burmannia“ (ca. 1700–1710) in der Livrustkammer, die Sondershäuser „Goldene Kutsche“ (ca. 1707–1715) im Schlossmuseum Sondershausen, die Lissabonner „Coche da Cora“ (um 1715) im Museu dos coches und eine Karosse aus den Jahren 1720 und 1722, die in der Ermitage in St. Petersburg ausgestellt ist.
Im 18. Jahrhundert verdrängte die Berline die Karosse und so verengte sich in Frankreich die Bezeichnung le carrosse zum Wort, das einen solchen prunkvollen Staatswagen bezeichnet und wurde auch ins Deutsche übernommen.
Mode
Anthonis van Dyck: Porträt der Marie-Louise de Tassis, Öl auf Leinwand, um 1630
Die Entwicklung historischer Epochen lässt sich sehr gut an der Bekleidungs- und Frisurenmode ablesen – so auch die verschiedenen Zeitströmungen des Barocks. In anderen Bereichen der Kulturgeschichte vollzogen sich Änderungen meist allmählich. In der Mode dagegen schlugen Wechsel immer wieder spontan und plötzlich durch, meist angeregt durch berühmte Persönlichkeiten. Die Mode des Barocks wurde hauptsächlich von den großen europäischen Höfen beeinflusst.
Die Barockmode lässt sich in drei Haupt-Stile einteilen:
Der spanischen Mode der Renaissance folgte um 1620–50 eine vor allem von den Niederlanden und Flandern aus beeinflusste Mode. Sie erscheint als eine Gegenbewegung zur extremen Steifheit und Künstlichkeit der spanischen Mode: Halskrausen werden durch ausladende Spitzenkragen abgelöst, die engen Hosen mit Schamkapsel durch weite Kniehosen, die den Busen verleugnenden, hochgeschlossenen Oberteile durch Dekolletés, und der Rock, der zuvor faltenlos über den Verdugado drapiert worden war, durfte nun frei fallen. Typisch für die niederländische Mode sind breitkrempige Hüte und die Dominanz von Schwarz und anderen dunklen, gedeckten Farben.
In den 1660er Jahren wird eine weitere deutliche Änderung spürbar. Die Hosen der Männer wurden immer weiter, fast hosenrockartig, während das Wams kürzer wurde und viel vom Hemd sehen ließ (Rheingrafen-Mode). Zunächst trug man darüber einen weiten, rund geschnittenen Überwurfmantel; später setzte sich der Kasack durch, der jackenartige Herrenrock. Dazu trugen die Männer lange, offene Haare. Die Kleider der Frauen werden schlichter: Zum bodenlangen Rock ohne Überrock wird ein eng anliegendes, versteiftes Mieder mit breitem, fast schulterfreiem Ausschnitt und Dreiviertelärmeln getragen. Das Dekolleté wird häufig von einer breiten Borte aus Nadelspitze umrahmt. Die typische Frisur hierzu ist der Hurluberlu mit zu beiden Seiten des Gesichts gehäuften Locken.
In den 1680er Jahren setzte sich bei den Männern jene Anzugform durch, die auch das gesamte 18. Jahrhundert bestimmen wird. Das Justaucorps (frz: eng am Körper) bestand aus Weste und engerer Kniehose, auf dem Kopf wird die Allongeperücke und der Dreispitz getragen, dessen Hutkrempe an drei Seiten hochgeschlagen ist.
Bei Frauen kommt eine neue Kleiderform in Mode, die ebenfalls fast bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nachwirkt. Das Manteau, ein mantelartig vorn offenes Überkleid, wird zu einem farblich passenden Rock und Stecker getragen. Der Rock des Überkleides hat meist eine Schleppe und ist nach hinten gerafft. Die schmale Silhouette wird durch die zugehörige Frisur mit hoher Haube, die Fontange, noch betont.
Auch die „liturgische Mode“ der römisch-katholischen Kirche wurde im Barock maßgeblich geprägt. Die wohl bekanntesten und wertvollsten Stücke an Kaseln, Dalmatiken, Pluvialen und Mitren stammen aus der Zeit. Einen besonderen Einfluss des Barocks erfuhr die Kasel, welche zur so genannten „Bassgeige“ (auch römische Kasel genannt) wurde. Bedingt durch schwere Brokatstoffe, teilweise vereint mit wertvollster Hochstickerei, musste der gotische Schnitt der Kasel durch die mangelhafte Flexibilität der Stoffe immer mehr zurückgenommen werden, bis sie nur noch Rücken bzw. Brust und Bauch des Priesters bedeckte. Die geschwungenen Ausschnitte an der Vorderseite für eine weitere Bewegungserleichterung des Priesters am Altar gaben der Barockkasel oder Bassgeige schließlich ihren Spitznamen.
Feste
Zeithainer Riesenstollen mit Backofen
In der Zeit des Barocks wurden große Feste veranstaltet, die der Darstellung fürstlicher Pracht dienten. Das Zeithainer Lustlager Augusts des Starken im Jahr 1730 galt als das gigantischste Barockfest seiner Zeit, das „Spektakel des Jahrhunderts“, welches wegen seiner Pracht und Üppigkeit bis heute Inbegriff barocker Lebensart ist. Es war zugleich eine organisatorische Meisterleistung, die europaweit für Aufsehen sorgte. Beispielsweise errichtete der Erbauer des Dresdner Zwingers, Matthäus Daniel Pöppelmann, den Backofen für den sieben Meter langen Riesenstollen. Der Architekt Joachim Daniel von Jauch, dem unter anderem die Organisation der zahllosen Feste und Illuminationen des polnischen Hofes oblag, organisierte das fünfstündige Feuerwerk auf der Elbe, bei dem 18.000 Baumstämme verbraucht wurden.
Weitere Formen des Barocks
Brasilianischer Barock
Lecceser Barock
Sizilianischer Barock
Bauernbarock
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Diego Rodríguez de Silva y Velázquez – Las Hilanderas, Ölgemälde um 1657
Szene aus einem Stück von Molière, Zeichnung von Jean-Michel Moreau
Das Theater entwickelt sich im Barocken Zeitalter und wird eine Multimediaerfahrung, mit dem gegenwärtigen architektonischen Raum anfangend. Während dieses Zeitalters wurden viele Theatermittel, die wir bis heute im gegenwärtigen Broadway oder kommerziellen Spielen sehen, erfunden und entwickelt. Die Bühne verwandelt sich von einem romantischen Garten in das Interieur eines Palasts innerhalb von Sekunden. Der sichtbare Bühnenraum wird durch einen Rahmen eingeschränkt, der den Zuschauern erlaubt, nur eine spezifische Handlung zu sehen und ganz in die Illusion einzutauchen. Diese Illusionswirkung unterstützend verbirgt der Rahmen auch größtenteils die Maschinerie und Technologie. Diese Technologie beeinflusst den Inhalt der erzählten oder aufgeführten Stücke. Zum Beispiel für die in vielen Stücken praktizierte Konfliktlösung durch den Deus ex Machina. Götter waren im Stande – wörtlich – vom Himmel herunterzukommen und den Helden aus seiner gefährlichen, sogar absurden Situation zu retten. Die Vorstellung von der Welt als Theaterbühne Theatrum mundi entstand im Barock.
In Italien entstandene Form des Theaters wird Commedia all´improvviso, Commedia a soggetto (Theater, bei dem der Text je nach Thema, das heißt einem Szenenbild oder «Entwurf», improvisiert wird) oder Commedia di zanni genannt. Die Commedia dell'arte bezeichnet zunächst ein Theater mit Berufsschauspielern und dann in weiterem Sinne eine Form des Schauspiels, dessen Repertoire (das nicht nur die improvisierte Komödie, sondern auch die Novelle, die Komödie, das Schäferspiel, die Tragikomödie, die klassische und literarische Tragödie und die Oper abdeckt) auf einer großen Anzahl von Entwürfen beruht, die von festen Personen interpretiert werden, die größtenteils Masken tragen. Die Commedia entfaltet sich von Mitte des 16. Jahrhunderts bis Ende des 18. Jahrhunderts. Die ersten Gruppen von Berufsschauspielern tauchen in Italien ab 1545 auf. Bis dahin wurden die Theateraufführungen im Rahmen von höfischen oder religiösen Feierlichkeiten veranstaltet, deren zufällige Darsteller zum Personal der Höfe oder zum Klerus gehörten.
Gartenbau
Seit der Zeit der Renaissance war der fürstliche Garten sowohl ein Ort der Vergnügungen als auch der Repräsentation. Hier zeigte sich der Sinn des Bauherrn für planmäßige Gestaltung, hier konnte der Bauherr Pracht und Luxus im Kleinen verwirklichen. Gartenkunst stand im Spannungsfeld von Geometrie und Planung einerseits, von höfischer Lustbarkeit und höfischer Mode andererseits.
André Le Nôtre (1613–1700) gilt als Begründer des französischen Gartenstils. Auch die Allgegenwart der antiken Mythologie gehörte zur Atmosphäre des Parks. So dienten ihre Gestalten mit dem Zusammenspiel der enormen Gartenfläche dazu, die Macht des Herrschers zu unterstreichen. In der Nachfolge der Gartenanlage Versailles entstanden zahlreiche entsprechende Anlagen in Europa, z. B. Schlosspark Nymphenburg, der Barockgarten Delitzsch, Schloss Vaux-le-Vicomte, Schloss Schönbrunn und der Große Garten in Hannover. André Le Nôtre, der Visionär, nutzte die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse von Optik und Perspektive für die Gartengestaltung. Zu seinen bedeutendsten Schülern gehörte Dominique Girard.
Natur- und aufkommende Gesellschaftsphilosophie
Im Barock wurden in Europa die Wissenschaften in ihrer heutigen Form geschaffen. Die Anstrengungen antirationalistisch orientierter Denker, beginnend mit Francis Bacon und Galileo Galilei, wandten sich gegen den auf dem Rationalismus fußenden Obskurantismus vornehmlich der katholischen Kirche. Mit dem Empirismus stellten sie einen Gegenentwurf zur rationalistischen Philosophie auf, die versuchte, die Welt anhand rein verstandlicher Kategorien zu erklären. Im Laufe des Barocks gelang es den Empirizisten, das rationalistische Weltbild nicht nur zu erschüttern, sondern unter ihrer Ägide umzuformen: Galileos Postulat einer heliozentrischen Welt konnte durch die Gesetze Isaac Newtons gestützt und neu interpretiert werden. Ihren größten Erfolg hatten die Empirizisten mit der Trennung der Wissenschaften von der Politik: Wissenschaftler hatten sich fortan nicht mehr an politischen Überlegungen oder Interventionen zu orientieren, die ihre Arbeit in den vorangegangenen Jahrhunderten behindert hatte.[6] Zur Legitimation dieser politischen Garantie wurde ein neues Menschen- und Naturbild herangezogen: Der Mensch wurde seit dem Ende des Barocks als handelndes Subjekt verstanden (Gesellschaftsvertrag), während die Natur aus passiven und lediglich reaktiven Objekten aufgebaut sein sollte, wie es der Mechanizismus postulierte.[7] Der vormals bedeutende Gott wurde aus der Welt entrückt und war fortan nur noch als Schöpfer oder in Streitfällen als Vermittler zwischen Natur und Mensch von Bedeutung. Dieser politische wie metaphysische Dualismus läutete damit zugleich das Ende des Barocks ein: Auf gesamtweltliche Harmonie zielende Philosophien wie die von Gottfried Wilhelm Leibniz wurden zugunsten des Empirismus zurückgedrängt.[8] Die Unabhängigkeit der Wissenschaften und die gleichzeitige Ermächtigung des Volkes zur ursprünglichen Quelle aller irdischen Macht beschnitt den Machtanspruch der absolutistischen Fürsten massiv. Die Entrückung Gottes in die Ferne und die Erklärung von Religion zur Privatsache legte schließlich die Grundlage für die geistige wie materielle Säkularisation des 19. Jahrhunderts.[9]
Wagenbaukunst
Im Barock wurde erstmals in Frankreich die Carrosse entwickelt, ein Glanzstück barocker Ingenieurskunst. Carosse kommt von carrozza und carro (ital.), was so viel heißt wie schwerer Wagen oder ins Deutsche übersetzt: Karosse.
Die Goldene Kutsche (Sondershausen)
Die große Staatskarosse in St. Petersburg
In der Entwicklung des Kutschenbaus stellt der Wagentyp Carrosse oder Karosse aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine wichtige Neuerung dar. Dieser Wagentyp entwickelte sich aus dem primitiven Kobel, dessen einfachen Kasten man verbesserte, indem man ihn mit einem festen Dach, Seitenwänden versah und ihn aufwändig kunstvoll ausschmückte. Um einen bequemen Einstieg zu gewährleisten, wurden die Türen tiefer als der Langbaum gesetzt, der auf diese Weise kaum noch erkennbar war. Am Aufbau des Fahrgestells selbst, insbesondere Langbaum und Aufhängung, wurden keine größeren Veränderungen vorgenommen. Durch den aufwändigen Prunk war die Karosse ein Staatswagen mit dem Status eines fahrenden Thrones. Dieser hing in vier Federn und besaß Vorder- und Rücksitz, sodass bis zu vier Personen darin Platz fanden. Nur besondere Pferde, die Carrossiers wurden vor diesen Wagentyp gespannt.
Ein spezieller Wagentyp war hierbei die grand carrosse, die große Prunkkarosse. Sie wurde hauptsächlich von bedeutenden Staatsoberhäuptern benutzt und diente meist als Krönungs- oder Repräsentations- und Galawagen. Heute gibt es global gesehen nur noch vier Exemplare dieses Typs. Diese Wagen sind die Stockholmer „Burmannia“ (ca. 1700–1710) in der Livrustkammer, die Sondershäuser „Goldene Kutsche“ (ca. 1707–1715) im Schlossmuseum Sondershausen, die Lissabonner „Coche da Cora“ (um 1715) im Museu dos coches und eine Karosse aus den Jahren 1720 und 1722, die in der Ermitage in St. Petersburg ausgestellt ist.
Im 18. Jahrhundert verdrängte die Berline die Karosse und so verengte sich in Frankreich die Bezeichnung le carrosse zum Wort, das einen solchen prunkvollen Staatswagen bezeichnet und wurde auch ins Deutsche übernommen.
Mode
Anthonis van Dyck: Porträt der Marie-Louise de Tassis, Öl auf Leinwand, um 1630
Die Entwicklung historischer Epochen lässt sich sehr gut an der Bekleidungs- und Frisurenmode ablesen – so auch die verschiedenen Zeitströmungen des Barocks. In anderen Bereichen der Kulturgeschichte vollzogen sich Änderungen meist allmählich. In der Mode dagegen schlugen Wechsel immer wieder spontan und plötzlich durch, meist angeregt durch berühmte Persönlichkeiten. Die Mode des Barocks wurde hauptsächlich von den großen europäischen Höfen beeinflusst.
Die Barockmode lässt sich in drei Haupt-Stile einteilen:
Der spanischen Mode der Renaissance folgte um 1620–50 eine vor allem von den Niederlanden und Flandern aus beeinflusste Mode. Sie erscheint als eine Gegenbewegung zur extremen Steifheit und Künstlichkeit der spanischen Mode: Halskrausen werden durch ausladende Spitzenkragen abgelöst, die engen Hosen mit Schamkapsel durch weite Kniehosen, die den Busen verleugnenden, hochgeschlossenen Oberteile durch Dekolletés, und der Rock, der zuvor faltenlos über den Verdugado drapiert worden war, durfte nun frei fallen. Typisch für die niederländische Mode sind breitkrempige Hüte und die Dominanz von Schwarz und anderen dunklen, gedeckten Farben.
In den 1660er Jahren wird eine weitere deutliche Änderung spürbar. Die Hosen der Männer wurden immer weiter, fast hosenrockartig, während das Wams kürzer wurde und viel vom Hemd sehen ließ (Rheingrafen-Mode). Zunächst trug man darüber einen weiten, rund geschnittenen Überwurfmantel; später setzte sich der Kasack durch, der jackenartige Herrenrock. Dazu trugen die Männer lange, offene Haare. Die Kleider der Frauen werden schlichter: Zum bodenlangen Rock ohne Überrock wird ein eng anliegendes, versteiftes Mieder mit breitem, fast schulterfreiem Ausschnitt und Dreiviertelärmeln getragen. Das Dekolleté wird häufig von einer breiten Borte aus Nadelspitze umrahmt. Die typische Frisur hierzu ist der Hurluberlu mit zu beiden Seiten des Gesichts gehäuften Locken.
In den 1680er Jahren setzte sich bei den Männern jene Anzugform durch, die auch das gesamte 18. Jahrhundert bestimmen wird. Das Justaucorps (frz: eng am Körper) bestand aus Weste und engerer Kniehose, auf dem Kopf wird die Allongeperücke und der Dreispitz getragen, dessen Hutkrempe an drei Seiten hochgeschlagen ist.
Bei Frauen kommt eine neue Kleiderform in Mode, die ebenfalls fast bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nachwirkt. Das Manteau, ein mantelartig vorn offenes Überkleid, wird zu einem farblich passenden Rock und Stecker getragen. Der Rock des Überkleides hat meist eine Schleppe und ist nach hinten gerafft. Die schmale Silhouette wird durch die zugehörige Frisur mit hoher Haube, die Fontange, noch betont.
Auch die „liturgische Mode“ der römisch-katholischen Kirche wurde im Barock maßgeblich geprägt. Die wohl bekanntesten und wertvollsten Stücke an Kaseln, Dalmatiken, Pluvialen und Mitren stammen aus der Zeit. Einen besonderen Einfluss des Barocks erfuhr die Kasel, welche zur so genannten „Bassgeige“ (auch römische Kasel genannt) wurde. Bedingt durch schwere Brokatstoffe, teilweise vereint mit wertvollster Hochstickerei, musste der gotische Schnitt der Kasel durch die mangelhafte Flexibilität der Stoffe immer mehr zurückgenommen werden, bis sie nur noch Rücken bzw. Brust und Bauch des Priesters bedeckte. Die geschwungenen Ausschnitte an der Vorderseite für eine weitere Bewegungserleichterung des Priesters am Altar gaben der Barockkasel oder Bassgeige schließlich ihren Spitznamen.
Feste
Zeithainer Riesenstollen mit Backofen
In der Zeit des Barocks wurden große Feste veranstaltet, die der Darstellung fürstlicher Pracht dienten. Das Zeithainer Lustlager Augusts des Starken im Jahr 1730 galt als das gigantischste Barockfest seiner Zeit, das „Spektakel des Jahrhunderts“, welches wegen seiner Pracht und Üppigkeit bis heute Inbegriff barocker Lebensart ist. Es war zugleich eine organisatorische Meisterleistung, die europaweit für Aufsehen sorgte. Beispielsweise errichtete der Erbauer des Dresdner Zwingers, Matthäus Daniel Pöppelmann, den Backofen für den sieben Meter langen Riesenstollen. Der Architekt Joachim Daniel von Jauch, dem unter anderem die Organisation der zahllosen Feste und Illuminationen des polnischen Hofes oblag, organisierte das fünfstündige Feuerwerk auf der Elbe, bei dem 18.000 Baumstämme verbraucht wurden.
Weitere Formen des Barocks
Brasilianischer Barock
Lecceser Barock
Sizilianischer Barock
Bauernbarock
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