Das Assyrische Reich
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Das Assyrische Reich
Das Assyrische Reich existierte etwa 1000 Jahre, vom 18. Jahrhundert v. Chr. bis zu seiner Vernichtung um 609 v. Chr. Es ist von der Forschung in drei Perioden eingeteilt worden: das alt-, mittel- und neuassyrische Reich.
Der alte Orient um 1220 v. Chr.
Das Neuassyrische Reich (ca. 750–620 v. Chr.) gilt als das erste Großreich der Weltgeschichte.
Der altassyrische Staat
Quellen
Die assyrische Königsliste, unter Šamši-Adad I. zusammengestellt, um dessen Thronbesteigung zu legitimieren, und von späteren Herrschern weitergeführt, versucht die Abfolge der assyrischen Könige bis zur Entstehung des Königtums zurückzuverfolgen. Den Anfang machen „Könige, die in Zelten wohnten“ (Könige 1–17), also Nomaden, zu denen weiter nichts berichtet wird. Der Name des ersten Königs taucht auf einer Tafel von Ebla auf, die von einem Vertrag zwischen den Königen von Ebla und Assur berichtet.[2] Insgesamt wurden vermutlich mehrere Genealogien aneinandergehängt.[3] Der erste Herrscher, der durch eigene Inschriften belegt ist, ist Ilu-šuma, der 32. König der assyrischen Königsliste.[4] Eine neuassyrische Chronik berichtet über eine Schlacht zwischen Ilu-šuma, König von Assyrien, und Su-abu (Sumu-abum), was einen ersten Synchronismus mit Sumer liefert. Ilu-šuma selbst bezeichnet sich lediglich als Statthalter des Aššur. Die vorhergehenden Herrscher sind als weitgehend mythisch zu betrachten.
Die reichste Quelle zum altassyrischen Reich sind die Keilschrifturkunden aus der Handelsniederlassung (karum) Kültepe in der Türkei.
Geschichte
In der Forschung wird beim altassyrischen Staat meist von einem Stadtstaat mit Zentrum in Aššur ausgegangen. Veenhof nimmt an, dass Aššur in altassyrischer Zeit ca. 10.000 Einwohner hatte.[5] Großfamilien (mit dem bīt abīni als Zentrum) bildeten die Grundlage der wirtschaftlichen Struktur.[6] Mitglieder der großen Kaufmannsfamilien konnten das wichtige Amt des Eponyms (limmu) einnehmen.[7]
Assyrische Händler legten in Anatolien ein Netz von Handelskolonien an, um Zinn und Gewänder gegen Kupfer, Silber und Gold einzuhandeln.[8] Spätestens unter Erišum I. wurde das karum von Kaneš angelegt, das ca. 150 Jahre später in Flammen aufging. Welche Auswirkungen dies auf den assyrischen Handel hatte, ist mangels entsprechender Urkunden unbekannt.
Aufbau des altassyrischen Stadtstaates
Nach dem König und seiner Verwaltung war das bīt ālim/bīt līmin die höchste Behörde der Stadt Aššur. Es entsprach einem Stadtrat, war aber auch für den Handel zuständig.[9] Vorsitz führte der jeweilige Eponym (limmu). Das bīt ālim erließ Gesetze und Vorschriften über den Handel und die Beziehungen zu den karū, scheint aber auch in der Beziehung zu anderen Staaten zumindest ein Mitspracherecht gehabt zu haben. Das bīt ālim zog auch den Zoll auf aus Assur ausgeführte Güter ein, diese mussten das „Siegel der Stadt“ tragen. Der Eponym nahm auch eine wichtige Stellung in der Rechtsprechung ein. Er war auch mit der Einziehung von Steuern betraut.[9] Die „Abgesandten der Stadt“ kontrollierten den Handel in den karū.
Wirtschaft
Als Zahlungsmittel diente vor allem Silber, in Anatolien auch Zinn. Die Ausfuhr von Gold aus Aššur war strikt untersagt. Kupfer, Silber und Gold wurden aus Anatolien importiert, wo ein weitgespanntes System von Handelskolonien (karū) bestand, deren bekannteste Kültepe darstellt. Das Zinn, das in Assur gehandelt wurde, stammte aus dem Osten, wahrscheinlich aus Usbekistan. Es wurde nach Anatolien weitertransportiert.
Die assyrische Textilindustrie war bedeutend, es wurden aber auch Textilien, vor allem solche feinerer Qualität, aus Babylonien importiert. Während es in Ur, Larsa und Mari zentralisierte Webstuben gab, in denen Textilien unter der Aufsicht eines Tempels oder der königlichen Verwaltung hergestellt wurden, stand die Textilproduktion in Assur scheinbar nicht unter zentraler Kontrolle.[5] Teilweise verarbeiteten die Kaufmannsfrauen und ihre Sklavinnen die zum Export bestimmte Wolle. Teilweise wurde Wolle auch aus Anatolien importiert, wenn sich in Assur nicht genug davon fand oder sie zu teuer war.
Das obermesopotamische Reich des Šamši-Adad I.
In der Nachfolge der sumerischen Reiche gewann Aššur an Bedeutung, als es die nördlichen Gebiete Babyloniens eroberte. Es wurde zunächst von Šamši-Adad I. (König der Gesamtheit, 1744 bis 1712 v. Chr.) erobert, der dann ein obermesopotamisches Reich mit Residenz in Šubat-Enlil als Regionalmacht im nördlichen Mesopotamien errichtete; seine Söhne konnten jedoch das Reich nach seinem Tod nicht fortführen.
In Nordmesopotamien folgte ein Zeitalter (~1700–1500 v. Chr.), aus dem nur wenige Inschriften bekannt sind. Die Levante war zwischen Hethitern, Mittani und Ägyptern umkämpft. In der Endphase der altassyrischen Zeit wurde Assur von Mittani erobert, das Stadttor von Assur wurde um 1450 von Sauštatar nach Hanilgabat verschleppt (Šuppililiuma-Šattiwaza-Vertrag). Assyrien wurde von 1450–1380 v. Chr. ein Vasallenstaat Mittanis. In dieser Zeit war Assyrien wieder auf die Stadt Aššur und ihre unmittelbare Umgebung beschränkt.
Das Mittelassyrische Reich (1380 v. Chr. bis 912 v. Chr)
Quellen
Die Quellen zur mittelassyrischen Zeit sind vergleichsweise spärlich. Hauptquellen zur Geschichte sind die assyrische Synchronistische Geschichte und die babylonische Chronik P.[10] Annalen setzen unter Arik-dēn-ili ein, die Angaben sind, bis auf Toponyme, spärlich und formularisch.[11] Einer der ersten Obelisken, der zerbrochene Obelisk, wurde unter Aššur-bēl-kala angefertigt. Wirtschaftstexte sind relativ selten überliefert.
Geschichte
Eriba-Adad I. (1380 v. Chr.–1354 v. Chr.) befreite Assyrien von der Herrschaft Mittanis. Unter Arik-dēn-ilu setzen zunächst spärliche Annalentexte ein, die uns genauer über die assyrische Geschichte informieren.
Aššur-uballiṭ I. (1353 v. Chr.–1318 v. Chr.) konnte Mittani entscheidend schlagen. Er machte Šattuara tributpflichtig und zerstörte die Hauptstädte Taidu und Waššukanni. Šattuaras Sohn Wašašatta wurde hethitischer Vasall, Urḫi-Teššup kam ihm jedoch nicht zur Hilfe, als Aššur-uballiṭ wieder angriff, und dieser konnte bis nach Ḫarran am Euphrat vordringen. Hatte ihn Urḫi-Teššup noch als Emporkömmling betrachtet, suchte dessen Nachfolger, der Usurpator Hattušili III., das Bündnis mit Assyrien und nannte ihn Bruder. Aššur-uballiṭ nahm auch diplomatische Kontakte mit Ägypten auf, trotz des Protestes von Burna-buriaš II. Um seine Position im südlichen Mesopotamien zu festigen, vermählte Aššur-uballiṭ seine Tochter mit dem babylonischen König; als deren Sohn Kadašman-Ḫarbe I. bei einem Aufstand in Babylonien getötet wurde, schritt Aššur-uballiṭ, wahrscheinlich mit babylonischer Hilfe, ein und installierte Kurigalzu II. als neuen Herrscher.[12]
Insgesamt waren die Beziehungen zwischen Assyrien und seinem südlichen Nachbarn, abgesehen von der Eroberung Babyloniens durch Tukultī-Ninurta I., weitgehend friedlich. Es gab einige Grenzkonflikte, der Verlauf der Grenze wurde vertraglich geregelt. Brinkman sieht eine ausgeglichene Machtbalance zwischen den beiden Reichen.[13] Wirtschaftstexte belegen den Handel zwischen Assyrien und Babylonien, neben Textilien wurde auch Zinn gehandelt. Daneben ist ein regelmäßiger Austausch von Boten belegt. Grund zu Konflikten gab vermutlich vor allem die Kontrolle der Handelswege in den Iran, die über Arbail und Arrapha[14] und den Zagros verliefen.[15]
Šulmanu-ašared I. (1263–1234 v. Chr.) eroberte weite Teile des von den Hethitern gestützten Mittani und setzte über diese Provinzen den Großwesir Qibi-Aššur als König von Hanigalbat ein. Die Könige von Hanigalbat waren in der Folge die zweitmächtigsten Personen des Mittelassyrischen Reichs. Adad-nārāri II. konnte Mittani dann endgültig unterwerfen. Es blieb bis zu dessen Ende 612 Teil Assyriens. Rowton[16] nimmt an, dass der Besitz Hanilgabats mit seinen Handelsrouten und der langen Tradition des Streitwagenbaus eine wichtige Vorbedingung für den Aufstieg Assyriens zur Weltmacht war.
Unter Šulmanu-ašared I. und Tukultī-Ninurta I. wurde das Gebiet am unteren Habur und am Balih erobert und dem assyrischen Reich eingegliedert. Es begann der Ausbau der Grenze mit Befestigungen und kleineren Kastellen.[17] Auch am mittleren Euphrat wurden Stützpunkte angelegt[18]. Unter Šulmanu-ašared verschlechterten sich die Beziehungen zu Hatti zusehends (KBo I; KUB XXXIII, 88), durch die Schwäche Hanilgabats war der Puffer zwischen den beiden Großmächten entfallen. Der Hauptgegner Hattis blieb zu dieser Zeit aber Ägypten. Erst mit Tudhalija IV., dem Nachfolger von Hattušili III., entspannten sich die Beziehungen zunächst wieder etwas.
Tukultī-Ninurta I. (1233–1197 v. Chr.) nahm nach Siegen über die Hethiter und der Eroberung von Babylon den Titel „König der Gesamtheit“ an. Über seine Siege berichtet das Tukultī-Ninurta-Epos[19], ein literarisches Werk, das die Eroberung Babylons rechtfertigen soll. Zwischen Tukultī-Ninurta und Tudhalija IV. von Hatti bestand der Kriegszustand, wie der Šaušgamuwa-Vertrag (KUB XXIII) belegt. Darin wird Šaušgamuwa von Amurru, einem Schwager von Tudhalija IV., verpflichtet, keine assyrischen Händler in sein Land zu lassen und keinen Handel mit Assur zu treiben. Ferner habe er dem Großkönig bei Ausbruch eines offenen Krieges Soldaten und Streitwagen zu stellen. Unter Tukultī-Ninurta werden erstmals Deportationen der Bevölkerung aus den unterworfenen Gebieten erwähnt – eine Praxis, die im neuassyrischen Großreich riesige Ausmaße annahm. Unter Tukultī-Ninurta wurden nachweislich Waffen aus Eisen in Assyrien angefertigt. Etwa 3 km nördlich von Aššur ließ der König die neue Residenz Kar-Tukulti-Ninurta errichten; sie wurde aber aufgegeben, nachdem Tukultī-ninurta bei einer Palastrevolution von seinen Söhnen getötet worden war. Durch diese inneren Unruhen geschwächt, verlor das mittelassyrische Reich Babylon an Elam.
König Aššur-reš-iši I. (1132–1115 v. Chr.) begann eine erneute Expansionspolitik.
Tukulti-apil-Ešarra I. (1114–1076 v. Chr.) konnte den assyrischen Machtbereich enorm erweitern. Im Süden waren Herrscher der 2. Kassiten-Dynastie schwach, so dass die erneute Einnahme der Stadt möglich wurde. Im Norden war das Reich der Hethiter untergegangen; dadurch konnte Tukulti-apil-Ešarra in neue Gebiete vordringen und das assyrische Reich bis zum Taurusgebirge und der Küste des Mittelmeeres erweitern.
Seine Nachfolger konnten dieses große Reich nicht zusammenhalten. Die Aramäer eroberten weite Teile Nordsyriens. Die Assyrer wurden auf ihr Kerngebiet im nördlichen Mesopotamien zurückgedrängt.
Gesellschaftsstruktur
Die mittelassyrische Gesellschaft wird oft als feudal charakterisiert. Andere Autoren sehen sie als orientalische Despotie, in welcher der König die Bauernschaft mittels einer stark ausgeprägten Bürokratie kontrolliert und die Überschussproduktion abschöpft.[20] Die Oberschicht bestand aus der königlichen Familie, deren hohen Beamten (ERÍN. MEŠ ša É.GAL-lí) und den großen Patrizier-Familien (GAL.MEŠ, „Magnaten“) von Assur. Kaufleute scheinen, im Gegensatz zur altassyrischen Zeit, nicht mehr zur Oberschicht gehört zu haben.
Die Mehrzahl der Bevölkerung lebte vermutlich in sich selbst versorgenden Dörfern (ālu). Sie waren zumindest teilweise einem Großgrundbesitzer abgabenpflichtig. Postgate[21] nimmt an, dass sich der Begriff ālāiu auf solche unfreien Bauern bezieht (vgl. „villein“ im Mittelalter). Nach Postgate[22] gehörte das gesamte Land der Krone, die Bauern mussten im Ausgleich für dessen Nutzung den ilku-Dienst leisten. Großgrundbesitzer konnten jedoch Abhängige stellen, die für sie den ilku-Dienst leisteten. Ilku konnte in Sachlieferungen an die Armee (ḫurādu) bestehen; der Keilschrifttext TR 3005 erwähnt die Lieferung von Korn, Wolle und Schweinefett.[21] Auch die Versorgung von Streitwagenpferden (KAJ 253) konnte ilku darstellen. Die geläufige Form war vermutlich der Militärdienst.
Nach wie vor bestand die Sklaverei. Die Herkunft der Sklaven ist selten überliefert. Unter anderem sind Lullubäer belegt. Im Auftrag des Königs wurden Assyrer, die versklavt worden waren, vermutlich Kriegsgefangene, freigekauft.[23] Befand sich ein Assyrer mehr als zwei Jahre in Feindeshand, wurde seine Frau als Witwe (almattu) behandelt und konnte sich wieder verheiraten. Vor Ablauf dieser Frist konnten sein Haus und seine Felder verkauft werden, um den Lebensunterhalt seiner Frau zu sichern, wenn sie keine Verwandten hatte, die für sie sorgen konnten. Wenn der Ehemann nach dieser Frist zurückkehrte, konnte er seine Frau wieder zu sich nehmen, hatte aber keine Rechte über die Kinder, die sie einem anderen geboren hatte, und er konnte sein Haus zurückkaufen.[24]
Landwirtschaft
Faist[25] charakterisiert das mittelassyrische Assyrien als Agrargesellschaft. Die Landwirtschaft diente vor allem der Selbstversorgung. Erwirtschafteter Überschuss floss in die Versorgung der Tempel, der königlichen Administration und der Armee. Garelli unterscheidet drei Arten des Grundbesitzes:
Land im Besitz der Krone
Privatbesitz
Kronland, das von Privatpersonen bewirtschaftet wird.[26]
Land konnte verkauft werden, wie durch zahlreiche Rechtsurkunden bezeugt; es ist aber nicht sicher, ob das für alle Typen des Landbesitzes galt. Der Kauf wurde schriftlich festgehalten (ṭuppa dannata).
Viehzucht war bedeutend, vor allem Schafzucht, es wurde aber auch Hornvieh von den Steppennomaden wie den Suti eingehandelt. Pferde mussten aus dem Hochland importiert werden.
Assyrischer Stier aus Ton, ca. 1200 v. Chr., ca. 6 cm lang und 4,5 cm hoch
Als Ölpflanze wurde vor allem Sesam angebaut. Faist nimmt an, dass bereits in mittelassyrischer Zeit Olivenöl importiert wurde.[27] Wichtigstes Getränk war Bier, Wein musste aus Syrien (Karkemiš und Aštarta, Ugarit) importiert werden und war der Oberschicht vorbehalten. Seit dem 13. Jahrhundert wurde auch am Habur Wein angebaut. Auch Honig wurde eingeführt, in Assyrien selbst wurde nur ein süßer Sirup (LÀL) hergestellt.
Baumaterial
Als Baumaterial dienten vor allem Lehmziegel. Für größere Gebäude, vor allem Tempel und Paläste, musste geeignetes Holz für die Deckenbalken importiert werden. Belegt sind seit Tiglat-Pilesar I. Zedern aus dem Libanon oder dem Amanus, die entweder als Beute von der Armee transportiert wurden oder als Tribut nach Aššur gelangten. Aus Meḫri, wahrscheinlich zwischen dem Tigris und dem oberen Zab gelegen, stammte gušuru-Holz (vielleicht ein Nadelbaum), das beim Bau des neuen Palastes von Tukultī-Ninurta I. Verwendung fand.[28] Kalkstein und Gips standen in Assyrien selbst an, Basalt und Alabaster mussten importiert werden.
Handwerk
Für den häuslichen Gebrauch wurden nach wie vor Silexgeräte angefertigt.[27]
In der Textilindustrie wurde vor allem Wolle verarbeitet. Zahlreiche Begriffe belegen die Vielzahl der bekannten Stoffe und Gewänder. Kleidung aus Leinen wurde aus Karkemiš importiert.
Bronze wurde in Assyrien selbst legiert und dann in Form von Barren (šabartu) transportiert.[29] Das Kupfer stammte entweder aus Anatolien (Ergani) oder von Zypern, in Dūr-Kurigalzu wurde ein Ochsenhautbarren gefunden.[30] Das Zinn (AN.NA BABBAR) kam vielleicht aus Nordsysien oder aus Hatti (Kestel-Mine?[31]). Ebenholz (GIŠašiu) aus Nubien diente zur Herstellung kostbarer Truhen, ebenso wie Elfenbein, das aus Syrien stammte. Lapis-Lazuli bezog man aus Babylonien, wo man den Stein entweder aus Badachschan in Afghanistan oder aus Tadschikistan erhielt. Lapis-Lazuli wurde auch ägyptischen Herrschern als kostbares Geschenk übergeben (EA 15).
Der königliche Palast beschäftigte eigene Handwerker, die das Rohmaterial für ihre Tätigkeit aus den königlichen Magazinen ausgehändigt bekamen.
Wirtschaft
Silber fand, im Gegensatz zur altassyrischen Zeit, als Zahlungsmittel kaum noch Verwendung. Als Ursache wird Silberknappheit vermutet. Hauptzahlungsmittel war das Metall AN.NA, über die Übersetzung des Begriffs besteht keine vollständige Einigkeit.[32] Es handelt sich entweder um Zinn oder um Blei. Gold, in Form von Körnern oder als Spiralbarren, wurde aus Babylonien und Emar eingehandelt.
Handel
Assyrien exportierte auch in Mittelassyrischer Zeit vor allem Textilien. Silber, Zinn und Bronze dienten wohl vor allem als Zahlungsmittel. Der Fernhandel, soweit schriftlich dokumentiert, diente vor allem der Versorgung der Oberschicht mit Luxusgütern und spielte laut Faist wirtschaftlich keine große Rolle.[33] Kaufleute waren nicht nur für die Versorgung mit Luxusgütern wichtig, sondern konnten auch mit diplomatischen Missionen betraut werden.
Der Handel nach Westen wurde hauptsächlich über Emar und Karkemiš abgewickelt, auch aus Ugarit sind einige fragmentarische Urkunden bekannt, von hier scheint man vor allem Wein bezogen zu haben.[34] Für den Austausch mit Ägypten war vor allem Sidon wichtig.
Verwaltung
Zu den höchsten königlichen Beamten gehörten außer den Schreibern die abarakku. Ihnen oblag unter anderem die Ausgabe exotischer Rohstoffe und die Überwachung der in der Luxusproduktion tätigen Handwerker. Der Palast beschäftigte auch Handelsbeauftragte.
Armee
Dienstpflichtige in der Armee wurden durch den Staat ausgerüstet, nach Ablauf der Dienstzeit mussten sie die Waffen zurückgeben. Die Ausgabe der Waffen wurde schriftlich quittiert. In einem Text aus Tell al-Rimaḥ (TR 2021 +) wird die Ausgabe einer Lanze (ulmu) an einen gewissen Ṣilli-amurri quittiert, nach Rückkehr der Armee (ḫurādu) soll er die Lanze zurückgeben und seine Schrifttafel wird zerbrochen werden (als Zeichen der beglichenen Schuld).[35] Postgate nimmt an, dass der Militärdienst mindestens ein Jahr dauerte.[36]
Pferde für die Ausrüstung der Streitwagen wurden aus dem Zagros (Nairi-Länder) und vielleicht auch aus dem iranischen Hochland bezogen. Die Einfuhr von Pferden war zollpflichtig,[37] wie eine Urkunde aus Tell ar-Rimāh belegt. Man nimmt allgemein an, dass die Assyrer Streitwagen und Pferdeausbildung von den Mitanni übernahmen. Seit mittelassyrischer Zeit sind jedoch auch Texte zur Pferdezucht und -ausbildung überliefert.[38] Streitwagen und Gespanne dienten auch als königliche Geschenke (EA 16, 9–12). Schimmel waren besonders geschätzt. Esel wurden auf Feldzügen als Lasttiere eingesetzt.
Wichtigster Rohstoff für Waffen und Rüstung war Bronze. Eiserne Panzerhemden und Schwerter wurden seit Adad-nārārī I. von den Hethitern eingetauscht (KBo I 14). Seit Tukulti-Ninurta I. ist Eisenverarbeitung auch in Assyrien belegt. So wurden Pfeilspitzen und Stäbe hergestellt. Tamara Stech-Wheeler et al. nehmen an, dass die Technik der Eisenverarbeitung über Ḫanilgabat nach Assyrien gelangte.[39]
Die Armee unterstand dem rāb ḫurādi.[36] Der rāb kiṣri stand vielleicht Söldnertruppen vor, die ganzjährig Dienst taten.[36]
Wer weiterlesen möchte,hier der Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Assyrisches_Reich
Der alte Orient um 1220 v. Chr.
Das Neuassyrische Reich (ca. 750–620 v. Chr.) gilt als das erste Großreich der Weltgeschichte.
Der altassyrische Staat
Quellen
Die assyrische Königsliste, unter Šamši-Adad I. zusammengestellt, um dessen Thronbesteigung zu legitimieren, und von späteren Herrschern weitergeführt, versucht die Abfolge der assyrischen Könige bis zur Entstehung des Königtums zurückzuverfolgen. Den Anfang machen „Könige, die in Zelten wohnten“ (Könige 1–17), also Nomaden, zu denen weiter nichts berichtet wird. Der Name des ersten Königs taucht auf einer Tafel von Ebla auf, die von einem Vertrag zwischen den Königen von Ebla und Assur berichtet.[2] Insgesamt wurden vermutlich mehrere Genealogien aneinandergehängt.[3] Der erste Herrscher, der durch eigene Inschriften belegt ist, ist Ilu-šuma, der 32. König der assyrischen Königsliste.[4] Eine neuassyrische Chronik berichtet über eine Schlacht zwischen Ilu-šuma, König von Assyrien, und Su-abu (Sumu-abum), was einen ersten Synchronismus mit Sumer liefert. Ilu-šuma selbst bezeichnet sich lediglich als Statthalter des Aššur. Die vorhergehenden Herrscher sind als weitgehend mythisch zu betrachten.
Die reichste Quelle zum altassyrischen Reich sind die Keilschrifturkunden aus der Handelsniederlassung (karum) Kültepe in der Türkei.
Geschichte
In der Forschung wird beim altassyrischen Staat meist von einem Stadtstaat mit Zentrum in Aššur ausgegangen. Veenhof nimmt an, dass Aššur in altassyrischer Zeit ca. 10.000 Einwohner hatte.[5] Großfamilien (mit dem bīt abīni als Zentrum) bildeten die Grundlage der wirtschaftlichen Struktur.[6] Mitglieder der großen Kaufmannsfamilien konnten das wichtige Amt des Eponyms (limmu) einnehmen.[7]
Assyrische Händler legten in Anatolien ein Netz von Handelskolonien an, um Zinn und Gewänder gegen Kupfer, Silber und Gold einzuhandeln.[8] Spätestens unter Erišum I. wurde das karum von Kaneš angelegt, das ca. 150 Jahre später in Flammen aufging. Welche Auswirkungen dies auf den assyrischen Handel hatte, ist mangels entsprechender Urkunden unbekannt.
Aufbau des altassyrischen Stadtstaates
Nach dem König und seiner Verwaltung war das bīt ālim/bīt līmin die höchste Behörde der Stadt Aššur. Es entsprach einem Stadtrat, war aber auch für den Handel zuständig.[9] Vorsitz führte der jeweilige Eponym (limmu). Das bīt ālim erließ Gesetze und Vorschriften über den Handel und die Beziehungen zu den karū, scheint aber auch in der Beziehung zu anderen Staaten zumindest ein Mitspracherecht gehabt zu haben. Das bīt ālim zog auch den Zoll auf aus Assur ausgeführte Güter ein, diese mussten das „Siegel der Stadt“ tragen. Der Eponym nahm auch eine wichtige Stellung in der Rechtsprechung ein. Er war auch mit der Einziehung von Steuern betraut.[9] Die „Abgesandten der Stadt“ kontrollierten den Handel in den karū.
Wirtschaft
Als Zahlungsmittel diente vor allem Silber, in Anatolien auch Zinn. Die Ausfuhr von Gold aus Aššur war strikt untersagt. Kupfer, Silber und Gold wurden aus Anatolien importiert, wo ein weitgespanntes System von Handelskolonien (karū) bestand, deren bekannteste Kültepe darstellt. Das Zinn, das in Assur gehandelt wurde, stammte aus dem Osten, wahrscheinlich aus Usbekistan. Es wurde nach Anatolien weitertransportiert.
Die assyrische Textilindustrie war bedeutend, es wurden aber auch Textilien, vor allem solche feinerer Qualität, aus Babylonien importiert. Während es in Ur, Larsa und Mari zentralisierte Webstuben gab, in denen Textilien unter der Aufsicht eines Tempels oder der königlichen Verwaltung hergestellt wurden, stand die Textilproduktion in Assur scheinbar nicht unter zentraler Kontrolle.[5] Teilweise verarbeiteten die Kaufmannsfrauen und ihre Sklavinnen die zum Export bestimmte Wolle. Teilweise wurde Wolle auch aus Anatolien importiert, wenn sich in Assur nicht genug davon fand oder sie zu teuer war.
Das obermesopotamische Reich des Šamši-Adad I.
In der Nachfolge der sumerischen Reiche gewann Aššur an Bedeutung, als es die nördlichen Gebiete Babyloniens eroberte. Es wurde zunächst von Šamši-Adad I. (König der Gesamtheit, 1744 bis 1712 v. Chr.) erobert, der dann ein obermesopotamisches Reich mit Residenz in Šubat-Enlil als Regionalmacht im nördlichen Mesopotamien errichtete; seine Söhne konnten jedoch das Reich nach seinem Tod nicht fortführen.
In Nordmesopotamien folgte ein Zeitalter (~1700–1500 v. Chr.), aus dem nur wenige Inschriften bekannt sind. Die Levante war zwischen Hethitern, Mittani und Ägyptern umkämpft. In der Endphase der altassyrischen Zeit wurde Assur von Mittani erobert, das Stadttor von Assur wurde um 1450 von Sauštatar nach Hanilgabat verschleppt (Šuppililiuma-Šattiwaza-Vertrag). Assyrien wurde von 1450–1380 v. Chr. ein Vasallenstaat Mittanis. In dieser Zeit war Assyrien wieder auf die Stadt Aššur und ihre unmittelbare Umgebung beschränkt.
Das Mittelassyrische Reich (1380 v. Chr. bis 912 v. Chr)
Quellen
Die Quellen zur mittelassyrischen Zeit sind vergleichsweise spärlich. Hauptquellen zur Geschichte sind die assyrische Synchronistische Geschichte und die babylonische Chronik P.[10] Annalen setzen unter Arik-dēn-ili ein, die Angaben sind, bis auf Toponyme, spärlich und formularisch.[11] Einer der ersten Obelisken, der zerbrochene Obelisk, wurde unter Aššur-bēl-kala angefertigt. Wirtschaftstexte sind relativ selten überliefert.
Geschichte
Eriba-Adad I. (1380 v. Chr.–1354 v. Chr.) befreite Assyrien von der Herrschaft Mittanis. Unter Arik-dēn-ilu setzen zunächst spärliche Annalentexte ein, die uns genauer über die assyrische Geschichte informieren.
Aššur-uballiṭ I. (1353 v. Chr.–1318 v. Chr.) konnte Mittani entscheidend schlagen. Er machte Šattuara tributpflichtig und zerstörte die Hauptstädte Taidu und Waššukanni. Šattuaras Sohn Wašašatta wurde hethitischer Vasall, Urḫi-Teššup kam ihm jedoch nicht zur Hilfe, als Aššur-uballiṭ wieder angriff, und dieser konnte bis nach Ḫarran am Euphrat vordringen. Hatte ihn Urḫi-Teššup noch als Emporkömmling betrachtet, suchte dessen Nachfolger, der Usurpator Hattušili III., das Bündnis mit Assyrien und nannte ihn Bruder. Aššur-uballiṭ nahm auch diplomatische Kontakte mit Ägypten auf, trotz des Protestes von Burna-buriaš II. Um seine Position im südlichen Mesopotamien zu festigen, vermählte Aššur-uballiṭ seine Tochter mit dem babylonischen König; als deren Sohn Kadašman-Ḫarbe I. bei einem Aufstand in Babylonien getötet wurde, schritt Aššur-uballiṭ, wahrscheinlich mit babylonischer Hilfe, ein und installierte Kurigalzu II. als neuen Herrscher.[12]
Insgesamt waren die Beziehungen zwischen Assyrien und seinem südlichen Nachbarn, abgesehen von der Eroberung Babyloniens durch Tukultī-Ninurta I., weitgehend friedlich. Es gab einige Grenzkonflikte, der Verlauf der Grenze wurde vertraglich geregelt. Brinkman sieht eine ausgeglichene Machtbalance zwischen den beiden Reichen.[13] Wirtschaftstexte belegen den Handel zwischen Assyrien und Babylonien, neben Textilien wurde auch Zinn gehandelt. Daneben ist ein regelmäßiger Austausch von Boten belegt. Grund zu Konflikten gab vermutlich vor allem die Kontrolle der Handelswege in den Iran, die über Arbail und Arrapha[14] und den Zagros verliefen.[15]
Šulmanu-ašared I. (1263–1234 v. Chr.) eroberte weite Teile des von den Hethitern gestützten Mittani und setzte über diese Provinzen den Großwesir Qibi-Aššur als König von Hanigalbat ein. Die Könige von Hanigalbat waren in der Folge die zweitmächtigsten Personen des Mittelassyrischen Reichs. Adad-nārāri II. konnte Mittani dann endgültig unterwerfen. Es blieb bis zu dessen Ende 612 Teil Assyriens. Rowton[16] nimmt an, dass der Besitz Hanilgabats mit seinen Handelsrouten und der langen Tradition des Streitwagenbaus eine wichtige Vorbedingung für den Aufstieg Assyriens zur Weltmacht war.
Unter Šulmanu-ašared I. und Tukultī-Ninurta I. wurde das Gebiet am unteren Habur und am Balih erobert und dem assyrischen Reich eingegliedert. Es begann der Ausbau der Grenze mit Befestigungen und kleineren Kastellen.[17] Auch am mittleren Euphrat wurden Stützpunkte angelegt[18]. Unter Šulmanu-ašared verschlechterten sich die Beziehungen zu Hatti zusehends (KBo I; KUB XXXIII, 88), durch die Schwäche Hanilgabats war der Puffer zwischen den beiden Großmächten entfallen. Der Hauptgegner Hattis blieb zu dieser Zeit aber Ägypten. Erst mit Tudhalija IV., dem Nachfolger von Hattušili III., entspannten sich die Beziehungen zunächst wieder etwas.
Tukultī-Ninurta I. (1233–1197 v. Chr.) nahm nach Siegen über die Hethiter und der Eroberung von Babylon den Titel „König der Gesamtheit“ an. Über seine Siege berichtet das Tukultī-Ninurta-Epos[19], ein literarisches Werk, das die Eroberung Babylons rechtfertigen soll. Zwischen Tukultī-Ninurta und Tudhalija IV. von Hatti bestand der Kriegszustand, wie der Šaušgamuwa-Vertrag (KUB XXIII) belegt. Darin wird Šaušgamuwa von Amurru, einem Schwager von Tudhalija IV., verpflichtet, keine assyrischen Händler in sein Land zu lassen und keinen Handel mit Assur zu treiben. Ferner habe er dem Großkönig bei Ausbruch eines offenen Krieges Soldaten und Streitwagen zu stellen. Unter Tukultī-Ninurta werden erstmals Deportationen der Bevölkerung aus den unterworfenen Gebieten erwähnt – eine Praxis, die im neuassyrischen Großreich riesige Ausmaße annahm. Unter Tukultī-Ninurta wurden nachweislich Waffen aus Eisen in Assyrien angefertigt. Etwa 3 km nördlich von Aššur ließ der König die neue Residenz Kar-Tukulti-Ninurta errichten; sie wurde aber aufgegeben, nachdem Tukultī-ninurta bei einer Palastrevolution von seinen Söhnen getötet worden war. Durch diese inneren Unruhen geschwächt, verlor das mittelassyrische Reich Babylon an Elam.
König Aššur-reš-iši I. (1132–1115 v. Chr.) begann eine erneute Expansionspolitik.
Tukulti-apil-Ešarra I. (1114–1076 v. Chr.) konnte den assyrischen Machtbereich enorm erweitern. Im Süden waren Herrscher der 2. Kassiten-Dynastie schwach, so dass die erneute Einnahme der Stadt möglich wurde. Im Norden war das Reich der Hethiter untergegangen; dadurch konnte Tukulti-apil-Ešarra in neue Gebiete vordringen und das assyrische Reich bis zum Taurusgebirge und der Küste des Mittelmeeres erweitern.
Seine Nachfolger konnten dieses große Reich nicht zusammenhalten. Die Aramäer eroberten weite Teile Nordsyriens. Die Assyrer wurden auf ihr Kerngebiet im nördlichen Mesopotamien zurückgedrängt.
Gesellschaftsstruktur
Die mittelassyrische Gesellschaft wird oft als feudal charakterisiert. Andere Autoren sehen sie als orientalische Despotie, in welcher der König die Bauernschaft mittels einer stark ausgeprägten Bürokratie kontrolliert und die Überschussproduktion abschöpft.[20] Die Oberschicht bestand aus der königlichen Familie, deren hohen Beamten (ERÍN. MEŠ ša É.GAL-lí) und den großen Patrizier-Familien (GAL.MEŠ, „Magnaten“) von Assur. Kaufleute scheinen, im Gegensatz zur altassyrischen Zeit, nicht mehr zur Oberschicht gehört zu haben.
Die Mehrzahl der Bevölkerung lebte vermutlich in sich selbst versorgenden Dörfern (ālu). Sie waren zumindest teilweise einem Großgrundbesitzer abgabenpflichtig. Postgate[21] nimmt an, dass sich der Begriff ālāiu auf solche unfreien Bauern bezieht (vgl. „villein“ im Mittelalter). Nach Postgate[22] gehörte das gesamte Land der Krone, die Bauern mussten im Ausgleich für dessen Nutzung den ilku-Dienst leisten. Großgrundbesitzer konnten jedoch Abhängige stellen, die für sie den ilku-Dienst leisteten. Ilku konnte in Sachlieferungen an die Armee (ḫurādu) bestehen; der Keilschrifttext TR 3005 erwähnt die Lieferung von Korn, Wolle und Schweinefett.[21] Auch die Versorgung von Streitwagenpferden (KAJ 253) konnte ilku darstellen. Die geläufige Form war vermutlich der Militärdienst.
Nach wie vor bestand die Sklaverei. Die Herkunft der Sklaven ist selten überliefert. Unter anderem sind Lullubäer belegt. Im Auftrag des Königs wurden Assyrer, die versklavt worden waren, vermutlich Kriegsgefangene, freigekauft.[23] Befand sich ein Assyrer mehr als zwei Jahre in Feindeshand, wurde seine Frau als Witwe (almattu) behandelt und konnte sich wieder verheiraten. Vor Ablauf dieser Frist konnten sein Haus und seine Felder verkauft werden, um den Lebensunterhalt seiner Frau zu sichern, wenn sie keine Verwandten hatte, die für sie sorgen konnten. Wenn der Ehemann nach dieser Frist zurückkehrte, konnte er seine Frau wieder zu sich nehmen, hatte aber keine Rechte über die Kinder, die sie einem anderen geboren hatte, und er konnte sein Haus zurückkaufen.[24]
Landwirtschaft
Faist[25] charakterisiert das mittelassyrische Assyrien als Agrargesellschaft. Die Landwirtschaft diente vor allem der Selbstversorgung. Erwirtschafteter Überschuss floss in die Versorgung der Tempel, der königlichen Administration und der Armee. Garelli unterscheidet drei Arten des Grundbesitzes:
Land im Besitz der Krone
Privatbesitz
Kronland, das von Privatpersonen bewirtschaftet wird.[26]
Land konnte verkauft werden, wie durch zahlreiche Rechtsurkunden bezeugt; es ist aber nicht sicher, ob das für alle Typen des Landbesitzes galt. Der Kauf wurde schriftlich festgehalten (ṭuppa dannata).
Viehzucht war bedeutend, vor allem Schafzucht, es wurde aber auch Hornvieh von den Steppennomaden wie den Suti eingehandelt. Pferde mussten aus dem Hochland importiert werden.
Assyrischer Stier aus Ton, ca. 1200 v. Chr., ca. 6 cm lang und 4,5 cm hoch
Als Ölpflanze wurde vor allem Sesam angebaut. Faist nimmt an, dass bereits in mittelassyrischer Zeit Olivenöl importiert wurde.[27] Wichtigstes Getränk war Bier, Wein musste aus Syrien (Karkemiš und Aštarta, Ugarit) importiert werden und war der Oberschicht vorbehalten. Seit dem 13. Jahrhundert wurde auch am Habur Wein angebaut. Auch Honig wurde eingeführt, in Assyrien selbst wurde nur ein süßer Sirup (LÀL) hergestellt.
Baumaterial
Als Baumaterial dienten vor allem Lehmziegel. Für größere Gebäude, vor allem Tempel und Paläste, musste geeignetes Holz für die Deckenbalken importiert werden. Belegt sind seit Tiglat-Pilesar I. Zedern aus dem Libanon oder dem Amanus, die entweder als Beute von der Armee transportiert wurden oder als Tribut nach Aššur gelangten. Aus Meḫri, wahrscheinlich zwischen dem Tigris und dem oberen Zab gelegen, stammte gušuru-Holz (vielleicht ein Nadelbaum), das beim Bau des neuen Palastes von Tukultī-Ninurta I. Verwendung fand.[28] Kalkstein und Gips standen in Assyrien selbst an, Basalt und Alabaster mussten importiert werden.
Handwerk
Für den häuslichen Gebrauch wurden nach wie vor Silexgeräte angefertigt.[27]
In der Textilindustrie wurde vor allem Wolle verarbeitet. Zahlreiche Begriffe belegen die Vielzahl der bekannten Stoffe und Gewänder. Kleidung aus Leinen wurde aus Karkemiš importiert.
Bronze wurde in Assyrien selbst legiert und dann in Form von Barren (šabartu) transportiert.[29] Das Kupfer stammte entweder aus Anatolien (Ergani) oder von Zypern, in Dūr-Kurigalzu wurde ein Ochsenhautbarren gefunden.[30] Das Zinn (AN.NA BABBAR) kam vielleicht aus Nordsysien oder aus Hatti (Kestel-Mine?[31]). Ebenholz (GIŠašiu) aus Nubien diente zur Herstellung kostbarer Truhen, ebenso wie Elfenbein, das aus Syrien stammte. Lapis-Lazuli bezog man aus Babylonien, wo man den Stein entweder aus Badachschan in Afghanistan oder aus Tadschikistan erhielt. Lapis-Lazuli wurde auch ägyptischen Herrschern als kostbares Geschenk übergeben (EA 15).
Der königliche Palast beschäftigte eigene Handwerker, die das Rohmaterial für ihre Tätigkeit aus den königlichen Magazinen ausgehändigt bekamen.
Wirtschaft
Silber fand, im Gegensatz zur altassyrischen Zeit, als Zahlungsmittel kaum noch Verwendung. Als Ursache wird Silberknappheit vermutet. Hauptzahlungsmittel war das Metall AN.NA, über die Übersetzung des Begriffs besteht keine vollständige Einigkeit.[32] Es handelt sich entweder um Zinn oder um Blei. Gold, in Form von Körnern oder als Spiralbarren, wurde aus Babylonien und Emar eingehandelt.
Handel
Assyrien exportierte auch in Mittelassyrischer Zeit vor allem Textilien. Silber, Zinn und Bronze dienten wohl vor allem als Zahlungsmittel. Der Fernhandel, soweit schriftlich dokumentiert, diente vor allem der Versorgung der Oberschicht mit Luxusgütern und spielte laut Faist wirtschaftlich keine große Rolle.[33] Kaufleute waren nicht nur für die Versorgung mit Luxusgütern wichtig, sondern konnten auch mit diplomatischen Missionen betraut werden.
Der Handel nach Westen wurde hauptsächlich über Emar und Karkemiš abgewickelt, auch aus Ugarit sind einige fragmentarische Urkunden bekannt, von hier scheint man vor allem Wein bezogen zu haben.[34] Für den Austausch mit Ägypten war vor allem Sidon wichtig.
Verwaltung
Zu den höchsten königlichen Beamten gehörten außer den Schreibern die abarakku. Ihnen oblag unter anderem die Ausgabe exotischer Rohstoffe und die Überwachung der in der Luxusproduktion tätigen Handwerker. Der Palast beschäftigte auch Handelsbeauftragte.
Armee
Dienstpflichtige in der Armee wurden durch den Staat ausgerüstet, nach Ablauf der Dienstzeit mussten sie die Waffen zurückgeben. Die Ausgabe der Waffen wurde schriftlich quittiert. In einem Text aus Tell al-Rimaḥ (TR 2021 +) wird die Ausgabe einer Lanze (ulmu) an einen gewissen Ṣilli-amurri quittiert, nach Rückkehr der Armee (ḫurādu) soll er die Lanze zurückgeben und seine Schrifttafel wird zerbrochen werden (als Zeichen der beglichenen Schuld).[35] Postgate nimmt an, dass der Militärdienst mindestens ein Jahr dauerte.[36]
Pferde für die Ausrüstung der Streitwagen wurden aus dem Zagros (Nairi-Länder) und vielleicht auch aus dem iranischen Hochland bezogen. Die Einfuhr von Pferden war zollpflichtig,[37] wie eine Urkunde aus Tell ar-Rimāh belegt. Man nimmt allgemein an, dass die Assyrer Streitwagen und Pferdeausbildung von den Mitanni übernahmen. Seit mittelassyrischer Zeit sind jedoch auch Texte zur Pferdezucht und -ausbildung überliefert.[38] Streitwagen und Gespanne dienten auch als königliche Geschenke (EA 16, 9–12). Schimmel waren besonders geschätzt. Esel wurden auf Feldzügen als Lasttiere eingesetzt.
Wichtigster Rohstoff für Waffen und Rüstung war Bronze. Eiserne Panzerhemden und Schwerter wurden seit Adad-nārārī I. von den Hethitern eingetauscht (KBo I 14). Seit Tukulti-Ninurta I. ist Eisenverarbeitung auch in Assyrien belegt. So wurden Pfeilspitzen und Stäbe hergestellt. Tamara Stech-Wheeler et al. nehmen an, dass die Technik der Eisenverarbeitung über Ḫanilgabat nach Assyrien gelangte.[39]
Die Armee unterstand dem rāb ḫurādi.[36] Der rāb kiṣri stand vielleicht Söldnertruppen vor, die ganzjährig Dienst taten.[36]
Wer weiterlesen möchte,hier der Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Assyrisches_Reich
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